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Kater Heinrich 4

@christian
Du hast Zweifel an meiner Professionalität ???

Na, na *rotekarte* *katze*
Hier ist der Beweiß !
Model > Bella Donna <

oder schau mal unter:

http://www.seelenfarben.de/kalenderblatt/20090502.htm Nr. 27

http://www.seelenfarben.de/kalenderblatt/20090602.htm Nr. 47

und noch viel mehr !!

Liebe Grüße Bella
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Themenersteller 
Kater Heinrich 4.4
Die Strategie des A.R.C.R. war aufgegangen. Wenn es nicht die Nachbarschaft durchstreifte, zog es sich an einen ruhigen Ort zurück, um das Internet, die Radio- und Fernsehsender nach verwertbaren Informationen über die Dimension in der es sich aufhielt, zu durchsuchen. Gelegentlich ließ es sich an Heinrichs Fressnapf blicken, um Simone nicht misstrauisch zu machen.
Simone interpretierte seine ungewöhnlich langen Zeiten der Abwesenheit als Reaktion auf ihre List mit dem Beruhigungsmittel im Futter und den Besuch beim Tierarzt und hoffte, dass sich ihr Kater bald wieder normal verhalten würde. Bis dahin würde sie ihn in Ruhe lassen um ihn nicht noch mehr zu verwirren, auch wenn es ihr schwer fiel.

Wenige Tage später registrierten die Sensoren des A.R.C.R. eine Unregelmäßigkeit im Gefüge der Dimensionen. Ein Durchgang hatte sich in der Nähe geöffnet. Es war der selbe Transferpunkt, durch den es selbst vor ein paar Tagen gekommen und durch den Heinrich gegangen war. Es eilte zu den Stäuchern im hinteren Teil des Gartens.
Die Luft schien sich zu verdichten, wurde milchig-neblig, die Umgebung lud sich elektrisch auf, dann sah es den Lichtschein. Etwas bewegte sich darin, näherte sich. Aus der undeutlichen, schattenhaften Bewegung wurden die Umrisse einer Katze, schließlich identifizierte der Roboter Heinrich.
»Hey, Robo-Heinrich,« grüßte der gut gelaunt seine Kopie, »was hab' ich verpasst?«.
»Die größte Bedrohung für die Kaninchen und die Füchsin Chantal ist neutralisiert. Angela ist tot. Ich bin Missy Elliott bis jetzt nicht begegnet. Simone hat nichts bemerkt. Die Zeugen deines Diebstahls sind tot. Ich habe deine Eier gerettet.«

Heinrich riss die Augen auf.
»Nochmal…«
»Die größte Bedrohung für die Kaninchen und die Füchsin Chantal ist neutralisiert. Angela ist tot. Ich bin Missy Elliott bis jetzt nicht begegnet. Simone hat nichts bemerkt. Die Zeugen deines Diebstahls sind tot. Ich habe deine Eier gerettet.«
»Waas?«
»Die größte Bedrohung für die Kaninchen und die Füchsin Chantal…«
»Moment…« er setzte sich und holte tief Luft, »Waswaswas was war das mit Angela?«
»Sie ist tot.«
»Warum?«
»Ich war nett zu ihr.«
»Wie bitte?«
»Ich war nett zu ihr.«
»Hör' auf, alles zu wiederholen und erklär mir, was passiert ist!«
»Das Audio-Protokoll des Vorfalles ist noch in meinem Speicher. Soll ich es abspielen?«
»Audio…? Ja, verdammt, lass hören!«

Plötzlich war es, als wäre er nebenan in Angelas Garten, im hohen Gras an dem kleinen Teich mit dem Springbrunnen. Das Wasser plätscherte vor sich hin, er hörte den Wind in den Blättern, eine Fliege surrte vorbei – und da war ganz nah die Stimme von Angela, deutlich erregt und ein wenig atemlos:
»Ooh, Heinrich! Das ist ja noch wahnsinniger als das letzte Mal! Oooh! Heinrich… Heinrich, Halt!«
»Ja?«
»Halt kurz an…« keuchte sie, »Sag' mal, kann das sein, dass er noch größer ist als beim letzten Mal?«
»Gefällt es dir nicht? Soll ich ihn kleiner machen?«
»Du kannst ihn kleiner machen?« fragte sie ungläubig.
»Ja.«
»Kannst du ihn dann auch größer machen?«
»Ja.«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Worauf wartest du dann noch?«
»Möchtest du das?«
»Ja sicher! Komm' schon, Heinrich! Zeig' mir, was du kannst!«
Einige Augenblicke war nichts zu hören. Dann wieder Angelas Stimme:
»Oh… Ooh… Oohmiauu!«


»Ach du Scheiße…« brachte Heinrich hervor. Die Geräusche des benachbarten Gartens hörten auf.
»Soll ich die Wiedergabe beenden?« fragte der Roboter.
»Nein, mach weiter.«

Wieder waren der Springbrunnen und Angelas Stimme zu hören. Atemlos stieß sie hervor:
»Ja! Ja! Jaahaaa! Was… miauuu… was hast du noch für… ooh… Tricks auf Lager?«
»Ich kann ihn vibrieren lassen, wenn du möchtest.«
»Du kannst was?«
»Ich kann ihn…«
»Schon gut, mein Held, schon gut … ooOOOooh …« keuchte sie »machs einfach…«
Ein leises Summen erklang, wie er es manchmal aus Simones Schlafzimmer hörte, wenn die Tür verschlossen war.
Angela war wieder zu hören:
»Ooh! Oohja! Jaaah! Ich bin die Königin der Weeelt! Jaahuhuhuhuuu! Miaaa… Mjaaarrgh…«
Plötzlich Stille. Das Summen erstarb.


Das A.R.C.R. beendete die Wiedergabe.
»Das wars?«
»Ja.«
»Das war der Moment in dem sie gestorben ist?«
»Ja.«
»Du hast Angela totgevögelt?«
»Sie ist an einer Übersättigung ihres Gehirns mit Endorphinen gestorben.«
»Wann war das?« fragte Heinrich.
»11.07 Uhr.«
»Welcher Tag, Blechkater.«
»Gestern.«
»Was hast du dann gemacht?«
»Ich habe auf deine Rückkehr gewartet, um dich zu fragen, wie man in dieser Welt in einem solchen Fall vorgeht.«
»Wo ist sie?«
»Im Garten ihres Besitzers. Folge mir.«
Eine Minute später standen sie vor der toten Angela.
»Wow,« sagte Heinrich und hob anerkennend die Brauen, »Du bist richtig gut, so wie's aussieht«.
Sie hatte die Vorderpfoten weit nach vorne gereckt, ihre Krallen in den Boden gegraben. Die Hinterbeine hatte sie in einem Winkel von sich gestreckt, den Heinrich der eher fülligen Angela gar nicht zugetraut hätte. Ihre Augen waren aufgerissen und ein entrücktes Lächeln lag auf ihrem Gesicht.
»Da könnte man fast neidisch werden.«
»Wenn du es ausprobieren möchtest können wir…«
»Äh… ein andermal, Danke.«
»Was ist in so einem Fall in deiner Welt zu tun?«
»Es ist nicht wie bei dir zu Hause, hier herrschen die Menschen und die haben sowieso keine Ahnung was um sie herum passiert. Wir können gar nichts tun. Ihr Besitzer wird sie finden und dann wahrscheinlich im Garten begraben.«
Er schaute sie sich noch einmal an.
›Ganz schön aufregendes Ende für so eine Schlaftablette, dachte er. Und dass sie die ganze Zeit gedacht haben muss, dass ich sie beglücke… Schade, das sie nicht mehr rumerzählen kann, wie gut ich bin. Obwohl… vielleicht besser so, sonst sitzt demnächst noch ihr Freund Guido auf der Terrasse.‹
Von allen Katern, die er kannte, war Guido der letzte, der ihm einfiel, wenn er sich einen vergnügten Abend in den Büschen der Nachbarschaft machen wollte. Er hatte eine Art an sich, so als müsse die ganze Welt auf ihn hören, wenn er etwas sagte. Am schlimmsten war es, wenn er zusammen mit Angela unterwegs war.
Er wandte sich wieder dem Roboter zu.
»Was hast du da noch erzählt von irgendwelchen ›Zeugen meines Diebstahls‹?«
»Vier Hasen haben damit gedroht, herumzuerzählen, dass du ein blaues Bonbon gestohlen hast.«
»Ach, die… Moment – Angela ist tot, weil du nett zu ihr warst – leben die Arschlöcher denn noch?«
»Nein.«
»Echt jetzt?«
»Ja.«
»Also leben sie noch.«
»Nein.«
Heinrich verdrehte die Augen. Mit einem etwas genervten Unterton fragte er dann: »Und? kannst du 's mir zeigen?«
»Ja«, antwortete der Roboter und ging los.

Staunend saß Heinrich kurz darauf in den Büschen des Gartens, in dem einmal der Hasenkäfig gestanden hatte.
»Wahnsinn!«
Die vier angekohlten Stümpfe der Holzpfähle, auf denen die Käfige gestanden hatten, ragten aus der Wiese, die übersät war mit Holzstücken, Möhrenresten, Stroh und Drahtgitter. Dazwischen verschmorte Reste von Wasser- und Fressnäpfen aus Plastik.
Sie sahen einen kleinen Jungen weinend an dem Trümmerfeld stehen, seine Mutter kniete vor ihm, ein weißes Taschentuch in der Hand, mit dem sie ihm über das Gesicht wischte. Der Vater des Jungen stapfte durch die Verwüstung, den Blick suchend auf den Boden gerichtet.
»Warst du das?«
»Ja.«
»Wie um Alles in der Welt hast du das angestellt?«
»Während des Gewitters gestern abend habe ich unter dem Käfig ein Kraftfeld errichtet, das eine elektrische Entladung aus den Wolken angezogen hat.«
»Du hast sie mit einem Blitz erschlagen?«
»Ja.«
»Irre. Echt irre. Aber es riecht total lecker nach Hasenbraten. Gehn wir, ich hab' Hunger bekommen.«
Sie gingen zurück zu Simones Haus. Als sie nur noch einen Garten entfernt waren, spitzte der Roboter die Ohren und sagte: »Eine Nachricht von Ka-Tse. Ich soll dich grüßen und möglichst bald zurückkehren. Der Übergang beginnt sich zu destabilisieren.«
»Grüß' sie mal zurück.«
»Sie läßt dich ebenfalls lieb grüßen.«
»Sag' ihr Danke und liebe Grüße zurück.«
»Sie sagt, es wäre schön gewesen und bis bald.«
»Sag' ihr ja, es war echt schön und ich hoffe, ich sehe sie bald wieder.«
»Sie fragt ›Wirklich?‹«
»Sag' ihr ja, wirklich.«
»Sie fragt, was dir am besten gefallen hat.«
»Na ja… sag ihr, man sieht nicht oft eine andere Dimension.«
»Sie fragt, ob das alles war.«
»Das Essen war auch klasse.«
»Sie fragt, ob das wirklich alles war.«
»Die Landschaft vielleicht?«
»Sie fragt, ob das dein Ernst ist. Und sie hört sich verärgert an. Ihre Sprachmuster zeigen, dass ihr Adrenalinspiegel steigt.«
»Hm?«
»Sie wartet nicht mehr lange, Casanova, sagt sie.«
»Ach soo! Sag' ihr ja natürlich war es auch toll mit ihr
»Sie fragt, ob du das jeder Mieze sagst, mit der du gepimpert hast.«
»Neineinein! Wirklich nicht! Sag' ihr, sie ist was ganz besonderes!«
»Sie sagt ›Ach, wirklich‹.«
»Sag' ihr ja, wirklich und frag' sie, ob ich das alles sonst freiwillig mitgemacht hätte.«
»Na gut, sagt sie. Der Stress in ihrer Stimme nimmt ab.«
»Weiber… Warte! Sende das nicht!«
»Nicht gesendet.«
»Puh!«
»Sie fragt, warum ›Puh‹?«
»Ääh…«
»Agentin Ka-Tse, Kater Heinrich – meine Sensoren melden, dass der Durchgang zu kollabieren beginnt. Ich muss gehen.«
»Okay, Tschüss, Robo-Heinrich!«
»Agentin Ka-Tse schickt dir das hier…« Das A.R.C.R. leckte Heinrich sanft über Nase und Stirn.
Heinrich seufzte »Sag' ihr, ich vermisse sie jetzt schon.«
»Sie sagt, sie vermisst dich auch.«
»Frag' sie, ob sie mich wirklich vermisst.«
»Sie sagt ja, Dummerchen und sie hofft, dich bald wiederzusehen.«
»Frag' sie ob sie das auch wirklich so meint.«
»Sie sagt ja, natürlich und auf Wiedersehen.«
»Sag' ihr Tschüss und frag' sie ob ich ihr ganz ehrlich was bedeute.«
»Sie sagt ›Hör' auf mit dem Quatsch und schick' meinen Roboter zurück‹.«
»Sag' ihr Okay und machs gut, Süße.«
»Sie sagt bis bald, Liebster.«
»Frag' sie wie ich ohne sie…«
»Ich gehe jetzt. Der Durchgang wird sich in 22 Sekunden schließen.«
Ehe er sich's versah, war das A.R.C.R. losgerannt und durch die Lücke im Zaun in Simones Garten verschwunden.

© christian_m 200911
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Themenersteller 
Kater Heinrich 4.4
Hat ein bischen gedauert, Tschuldigung.

Aber was ich da vorher zusammengeschrieben habe war echt Quark. Es kam mir vor wie diese verunglückten Fortsetzungen von Filmen (Alien 4, Screamers 2, etc).

Das hier kann ich zumindest vor mir selber vertreten. Ich hoffe, es gefällt euch *g*

Ein Teil kommt noch, ich möchte aber nicht wieder einen Zeitraum angeben, der dann doch nicht klappt.

Liebe Grüße,

Christian
Ka-Tse Bella Donna wartet am Übergang

von den Dimensionen zur realen Welt

auf ihren A.R.C.R.
Kater Heinrich 4.4
Der Schluss gefällt mir, ich stutzte nur, als Kater Heinrich erschien.
Du hattest sehr richtig geschrieben
identifizierte der Roboter Heinrich.
und ich dachte, was? Roboter Heinrich?

Ich glaube der Regen hat mein Denken aufgeweicht ..........

Und ein fünfter Teil kommt auch noch?
Na, da lass ich mich jetzt überraschen wann das sein wird.

Liebe Grüße ev
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Themenersteller 
Hi Ev,

bei der Formulierung habe ich auch einige Male hin- und hergedacht, aber ich habe mir gesagt, dass es halt grammatisch richtig ist und das reichen muss *g*.

Einen fünften (vorerst letzten) Teil gibts auch noch und diesmal möchte ich wie gesagt keine Vorhersage machen, wann. Ich finds ja selbst blöd, aber ich habe mich da irgendwie verkrampft unter Anderem auch weil ich einen Zeitraum genannt hatte. Irgendwie klappts dann nicht und das Ergebnis ist fast immer nicht wirklich toll.
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
@ christian_m
Darf ich?

Also dann: *top* Klasse geschrieben! Herrliche Geschichte - bis jetzt ...

(Der Antaghar)
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Themenersteller 
Antaghar…
… klar darfst du. Immer und gerne *g*

Und hier ein praktisches Beispiel zum Thema des (Falsch-) Verstehens aus dem Thread zu Cleos Geschichte:

- bis jetzt ...
*skeptisch* Wie soll ich das denn verstehen?






(In Echt weiß ich latürnich wie das gemeint ist … hoffe ich zumindest *zwinker*)
Orange Session
*********katze Frau
8.077 Beiträge
Herrlich!
Das Warten hat sich gelohnt! Und nimm Dir für den letzten Teil einfach so viel Zeit wie Du brauchst.

Danke für die Klasse Story! *ggg*

LG

Kat-Serl
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
@ christian_m
Ich denke, Du verstehst das schon richtig: Wenn der nächste Teil nicht mindestens so gut ist wie die bisherigen, dann könnte das noch immer alles "versauen" ... Aber das glaube ich nicht.

Lass Dir Zeit - gut Ding will Weile haben, und gute Texte schüttelt man nicht aus dem Ärmel. Es ist wie beim Wein oder einem guten Malt: Je länger ein Text reift, umso besser und gehaltvoller wird er im Normalfall sein.

"Bisher" ist diese Kater-Heinrich-Geschichte einfach nur herrlich! Aber wir wissen ja mittlerweile, dass Du verdammt gut schreiben kannst ...

*g*

(Der Antaghar)
Verdammt Saugut!
....*sternchen*....und dann hatte ich plötzlich das untrügliche Gefühl, eine Blechkatze auf einem Kriegsschiff materialisieren zu sehen.*lol*
*spitze*laf
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Themenersteller 
...und dann hatte ich plötzlich das untrügliche Gefühl, eine Blechkatze auf einem Kriegsschiff materialisieren zu sehen.
*lach*

Glaubs oder glaubs nicht - ich hatte gerade auf einem sehr ruhigen, geradezu stillen Örtchen eine Idee in dieser Art - einen kurzen Dialog zwischen Heinrich, Ka-Tse und einer Wissenschaftlerin der Katzendimension (eine weiße Katze namens Bella *g*)...

Mal sehn vielleicht schreib ich das sogar - wenn Tom sich da nicht veralbert fühlt...

Christian
Dann pass aber auf,
dass es dir auf dem stillen Örtchen nicht plötzlich die Dimensionen und die Eier verdreht..... *haumichwech*laf
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Themenersteller 
Ich bin wohlbehalten zurück am Computer und es ist noch alles wo 's hingehört *g*
********k_ni Frau
520 Beiträge
@christian
habe erst jetzt deine letzte Heinrich Folge entdeckt....hoffe ja inbrünstig das er ein wenig davon erzählt was in der anderen Dimension so passiert ist alien *superman* *hackfresse*
...warte bis dahin voller Ungeduld....war klasse, wie immer *zwinker*
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Themenersteller 
Kater Heinrich Special
Nein, keine Sorge, nichts mit Weihnachten *mrgreen*

Olaf schrieb:
...und dann hatte ich plötzlich das untrügliche Gefühl, eine Blechkatze auf einem Kriegsschiff materialisieren zu sehen.
Und ich hatte ungefähr zur selben Zeit eine ähnliche Idee:
Glaubs oder glaubs nicht - ich hatte gerade auf einem sehr ruhigen, geradezu stillen Örtchen eine Idee in dieser Art
Und hier ist das Ergebnis. Tom hats durchgewunken *g*


Blick auf die Eldridge

»… Wir beschäftigen uns schon eine ganze Weile mit Dimensionsforschung…« sagte Ka-Tse gerade, und Heinrich war sich immer noch nicht schlüssig, was ihn mehr faszinierte – diese von Katzen bevölkerte Version der Erde? Ka-Tses blaue Augen? Ihre Beine? Ihr perfekter Arsch?
»… aber an einem gewissen Punkt kamen wir einfach nicht weiter. Dann passierte das, weswegen wir dich hergebeten haben.«
Sie tippte ein wenig auf der milchig-weißen Glasfläche herum und sagte dann etwas abgelenkt: »Aber bevor wir darüber reden, haben die Wissenschaftler mich gebeten, dir etwas zu zeigen…«
Ein Bild erschien auf der Glasplatte. Heinrich sah eine glitzernde blaue Fläche.
»Vor ein paar Tagen haben wir das hier gefunden, eine Welt, die komplett von Wasser bedeckt ist.«
Heinrich schüttelte sich »Pfui Deibel, ihr wollt doch nicht dahin reisen?«
Ka-Tse lachte. »Nein, bloß nicht. Aber jemand anderes ist schon da. Jemand aus deiner Dimension, deshalb soll ich dich fragen, ob du sowas schon mal gesehen hast.«
Sie tippte wieder auf der Glasfläche herum, der Bildausschnitt folgte den Berührungen ihrer Pfoten.
»Hier müßte es sein…« murmelte sie »Ah ja, da ist es«.
Das Bild fokussierte auf eine Stelle, an der eine keilförmige Struktur mit weißen Rändern zu sehen war. Eine helle, grau-blaue Form wurde größer. Etwas längliches, an einem Ende rund, am anderen spitz zulaufend. Es war an der Spitze der Keilform und schien sich zu bewegen.
»Klar, das ist ein Schiff der Menschen« sagte er, als er sich daran erinnerte, wie Simone ihn genötigt hatte, mit ihr ›Titanic‹ zu schauen. Das war einer der seltenen Tage gewesen, an denen er sie gekratzt hatte. Das Bild wurde immer noch größer, Details wurden sichtbar. Das grau-blaue Ding hatte etwas von einem Gebäude. Öffnungen wie Fenster, zahllose Auswüchse und Anbauten waren zu erkennen. An vielen Stellen ragten Rohre aus Kuppelartigen Konstruktionen.
»Ein Kriegsschiff.«
»Moment…« Sie zog ein kleines Rechteck an einer bestimmten Stelle des Schiffes auf. Eine kleine Gruppe Menschen in weißen Uniformen war zu erkennnen.
»Und das sind Menschen aus deiner Welt?«
»Soweit ich das erkennen kann, ja. Habt ihr mit ihnen geredet? Was machen die da?«
»Keine Ahnung. Die anderen Dimensionen die wir bisher besucht haben, sind entweder unbewohnt, oder es gibt nur primitives Leben. Wir haben uns schon gefreut, mal wieder jemanden zu treffen. Aber diese Dimension ist extrem seltsam.«
»Warum?«
»Wir haben zuerst eine Sonde losgeschickt und die hat dieses Schiff entdeckt. Als wir sie dann runter schicken wollten, um Hallo zu sagen, ist sie eingefroren und dann ist die Verbindung abgerissen.«
»Eingefroren?«
»Ja, irgendwie mitten im Flug stehengeblieben und nach einer Weile war einfach so das Bild weg. Hier, sieh's dir an. Ich spiel's im Zeitraffer ab.«
Die Kamera bewegte sich auf das Schiff zu, gleichzeitig wurde das Bild undeutlicher, als ob sie in einen Nebel hinein fliegen würde. Dann blieb sie stehen und der Bildschirm wurde schwarz.
»Aber es wird ja noch verrückter« sagte Ka-Tse, tippte wieder auf der Glasfläche und ein anderes Bild erschien. Wieder das Schiff, aber aus einem anderen Blickwinkel.
»Als nächstes haben wir zwei Sonden losgeschickt, im Abstand von etwa 200 Katzensprüngen. Das hier ist das Bild der ersten,« sie tippte wieder, »und das der zweiten.«
Heinrich sah eine mattglänzende Metallkugel, aus deren oberer Hälfte zwei große Dreiecke ragten, die sich auf das Schiff zu bewegte.
»Cooles Design«, meinte er.
»Jepp« antwortete Ka-Tse, »achte auf die Geschwindigkeit, die neben der Sonde eingeblendet wird, das ist, was die Sensoren der ersten Sonde messen und hier unten am Bildrand ist das, was die zweite Sonde misst. Die zweite ist darauf programmiert, immer Abstand zur ersten zu halten.«
Beide Anzeigen meldeten die gleiche Geschwindigkeit, bis der Nebel wieder auftauchte. Dann wurde die zweite Sonde langsamer, bis sie schließlich stehenblieb. Die Geschwindigkeit der ersten Sonde war gleich geblieben. Ka-Tse hielt die Aufzeichnung an.
»Siehst du? Die Sensoren der ersten melden, dass sie weiterfliegt. Die Zweite folgt ihrer Programmierung, hält konstant den selben Abstand – und bleibt stehen.«
Heinrich wusste nicht, was er davon halten sollte.
»Jetzt pass auf«, sie ließ den Film weiter laufen. Sonde Nummer eins schien zu wackeln, aus der Flugbahn zu kippen, dann platzte sie an mehreren Stellen auf. Es sah ein bischen so aus wie die Milch, die Simone regelmäßig auf dem Herd überkochen ließ, oder was sie einen Kuchen nannte und immer wieder aus der metallenen Form lief. Aus der Sonde quoll etwas amorphes, das sich zu Tentakeln formte, sie schien langsam zu explodieren und sich dabei in etwas Lebendiges zu verwandeln. Dann stieg ihre Geschwindigkeit plötzlich rasant an und das neu entstandene Wesen sauste auf das Schiff zu. Die zweite Sonde folgte, bis ihr Bild wackelte und der Bildschirm wieder schwarz wurde.
»Abgefahren« sagte Heinrich.
»Und wie. Wir haben dann noch zwei Sonden losgeschickt, die in sicherer Entfernung bleiben, aber schau dir das mal an…«, sie tippte wieder auf der Glasplatte herum. Heinrich konnte nicht anders, als ihren schlanken Pfoten zuzusehen, wie sie über das Glas huschten, fremdartige Symbole berührten, die daraufhin verschwanden, ihr Fell, das von den sandfarbenen Schultern bis zu den Pfoten in das schärfste Schwarz überging, das er seit Missy Elliotts Fell gesehen hatte…
Verdammt, wie lange war das her, seit er das letzte Mal…
»Hier ist es«, unterbrach sie seine aufsteigende Lust.
Mit ein wenig Anstrengung gelang es ihm, sich wieder auf den Bildschirm zu konzentrieren. Staunend sah er, wie die Sonde mit schnellen Manövern einem Strom von Silberringen und Orangen auswich. Ein kleiner, rotbrauner Topf mit Petunien schoss vorbei als Ka-Tse die Wiedergabe stoppte.
»Was war das denn?«
»Keine Ahnung. Wir hatten gehofft, Dir würde dazu etwas einfallen… Ist das vielleicht sowas wie eine Begrüßung?«
»Nein, die Menschen bei mir zu Hause begrüßen sich, indem sie sich die Vorderpfoten reichen. Wenn sie sich kennen, schlecken sie sich auch kurz ins Gesicht, fast so wie wir.«
»Na ja, immerhin wissen wir jetzt, dass die da unten höchstwahrscheinlich aus deiner Welt stammen.«
Sie tippte wieder auf der Scheibe herum und das Gerät wurde dunkel. Dann sah sie auf und ihre Blicke trafen sich.
»Immer wenn ich etwas nicht verstehe, werde ich neugierig und das macht mich ganz wuschig.«
»Geht mir genauso« erwiderte Heinrich, »sag' mal, ist hier die Heizung an oder bin ich das?«
Ka-Tse grinste und senkte langsam die Augenlider auf Halbmast…

(C) christian_m 20091223
********k_ni Frau
520 Beiträge
Schönes Spezial
...witziger Blick auf die andere Dimension

LG naschwerk
Ka-Tse Bella Donna:
>>> Sie tippte wieder auf der Scheibe herum und das Gerät wurde dunkel. Dann sah sie auf und ihre Blicke trafen sich.
»Immer wenn ich etwas nicht verstehe, werde ich neugierig und das macht mich ganz wuschig.«
»Geht mir genauso« erwiderte Heinrich, »sag' mal, ist hier die Heizung an oder bin ich das?«
Ka-Tse grinste und senkte langsam die Augenlider auf Halbmast…<<<

SchöneweihnachtenwünschtKa-Tsebelladonnaundev
Goil ey!
Jezt musste nur noch die Ka-Tsen Robots zu Toms Cheffes schicken, dass die die mal so richtig dimensionieren.......
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Themenersteller 
Kater Heinrich 4.5
Hoffentlich bemerkt das hier noch jemand …

Hier nochmal die Links zu den vorherigen Teilen:

Kater Heinrichs "Geburt" als Beitrag zum Acht-Worte-Spiel Part 11: Kurzgeschichten: Geschichten-Spiel Part 11
Kater Heinrich 2 - "Sommernachtsspiele": Kurzgeschichten: Sommernachtsspiele
"Kater Heinrich - die Dritte": Kurzgeschichten: Kater Heinrich - die dritte

Alle anderen (4.1 bis 4.5) sind ja hier in diesem Thread. Damit wäre erst mal alles aus den Heinrich-Geschichten aufgelöst
Viel Spaß, ich hoffe die Geschichte kann was *g*

*

Als Heinrich unter dem Apfelbaum in Simones Garten ankam, sah er gerade noch, wie das Gebilde aus wabernder Luft in sich zusammenfiel. Das A.R.C.R. war weg und er hatte keine Ahnung, ob er Ka-Tse und die seltsame Dimension der Katzen jemals wiedersehen würde.

Er sah in den Himmel.
»Hmm, noch ziemlich früh…«
Er kalkulierte, wann Simone wohl das letzte Mal ihn, beziehungsweise seinen Doppelgänger gesehen haben könnte.
»Auf jeden Fall zu früh«, sagte er sich. Wenn er jetzt schon nach Hause ging, konnte er höchstens mit ein paar Streicheleinheiten und etwas zusätzlichem Trockenfutter rechnen. Noch einmal hob er den Kopf, beobachtete aufmerksam das sanfte Dahinziehen der Wolken, sog tief die warme Luft ein … Oh ja, schon in zwanzig Minuten wäre die Situation eine völlig andere. Dann wären mindestens fünf Minuten Kraulen und ein Schälchen Milch drin, obwohl er davon Blähungen bekam. Er horchte in sich hinein, das Essen bei Ka-Tse war ausgesprochen gut gewesen, Hunger hatte er keinen. Er beschloss, alles auf eine Karte zu setzen, schließlich war er kein Kater für halbe Sachen. Eine Stunde später müsste sogar Kraulen auf ihrem Schoß, ausgiebiges Streicheln und Thunfisch möglich sein. Außerdem war es nicht zu viel verlangt, dass sie eine Weile ohne ihn auskam.

*

Es war Freitag, ein Brückentag und Simone hatte sich frei genommen. Nun saß sie, nur mit einem hellgrünen, verwaschenen Top und einem knappen, rosafarbenen Schlüpfer mit Hello-Kitty-Aufdruck bekleidet, am Küchentisch. Ihre lockige, karottenrote Mähne fiel auf ihre sommersprossigen Schultern. Das Radio dudelte vor sich hin und sie blickte gedankenverloren aus dem Fenster, eine Tasse Tee in beiden Händen haltend. Normalerweise saß Heinrich auf dem nun leeren Stuhl ihr gegenüber. Sie hatte sich immer gefragt, warum er nie wie so viele andere Katzen versuchte, etwas von ihrem Frühstück auf dem Tisch zu stibitzen oder wenigstens an der Butter zu lecken. Stattdessen kauerte er meist dort drüben auf dem Sitz, wo sie ihn unter der Tischplatte kaum sehen konnte und schnurrte vor sich hin. Im Sommer zumindest.
Na ja, dachte sie, er würde sich bald wieder beruhigt haben und dann hätte sie wieder Gesellschaft beim Frühstück. Sie stützte sich auf die Ellenbogen, rutschte auf dem Küchenstuhl ein wenig nach vorne und schlang die Füße um die Stuhlbeine. Dabei rutschte ihr Schlüpfer ein Stück nach unten und zur Seite. Dass das einer der Momente war, in denen Heinrich besonders inbrünstig schnurrte, ahnte sie nicht.

Draußen fuhr nun schon zum dritten Mal ein großer, dunkelgrüner Geländewagen langsam die Straße entlang. Keiner der zur Zeit so beliebten Möchtegern-Geländewagen, nein, dieser sah echt aus. Die Reifen hatten ein kräftiges Profil und waren, wie auch die Seiten des Wagens, schmutzüberkrustet. Sie erkannte, dass der Fahrer einen Hut trug.

Das Geräusch des Toasters unterbrach ihre Beobachtungen und sie widmete sich genüßlich der Zubereitung eines Vollkorntoastes mit Butter, 40-prozentigem Quark und Preiselbeermarmelade aus dem Bioladen.
Als sie wieder den Blick durch das Fenster schweifen ließ, stand der Geländewagen vor ihrem Haus. Sie stutzte, dann hörte sie etwas, das wie Schritte klang, auf der Treppe. Etwas stimmte nicht mit diesen Schritten, da war ein helles, metallisches Klappern. Es klingelte. Schnell schlüpfte sie in ihre hellblauen Tigerpranken-Puschen und eilte in den Flur.
Durch den Spion in der Haustür blickte sie in ein Gesicht, in dem ein graudurchzogener Schnauzbart prangte, darüber leuchtete eine rötliche, grobporige Nase.
»Moment!« rief sie, lief ins Badezimmer, warf sich ihren gelben Bademantel über und öffnete schließlich die Tür. Ein etwa sechzigjähriger Mann stand ihr gegenüber, kräftig und nicht besonders groß.

»Mein Name ist Gondt«, stellte er sich vor und machte eine dramatische Pause.
»Jens Gondt« fügte er dann ernst hinzu.
Er trug einen grünen Filzhut auf dem Kopf, ein kariertes Hemd, in dem ein beachtlicher Kugelbauch die Hirschhornimitatknöpfe einem Dauerbelastungstest unterzog und eine Kniebundhose aus hellbraunem Breitkordstoff. Er stützte sich auf Krücken aus Aluminiumrohr – die Ursache für das Klappern. Links trug er einen braun und grün karierten Kniestrumpf, der in einem dunkelgrauen Wanderschuh verschwand, sein rechtes Schienbein wurde von einer weißen Kunststoffschiene umschlossen.
Simone grinste.
Er zog die Brauen zusammen und sah sie an. »Habe ich etwas komisches gesagt, junge Frau?«
Sie unterdrückte das Grinsen.
»Nein. Nein, überhaupt nicht. Wie kann ich Ihnen helfen?« fragte sie dann mit zuckenden Mundwinkeln.
»Ich bin der Jägermeister des Reviers, das hinter der Siedlung beginnt«, fuhr er fort »und ich untersuche einige mysteriöse Vorfälle …«
Simone kicherte.
»Entschuldigung, aber …« sie gluckste, »dürfte ich vielleicht Ihre Lizenz zum Töten sehen?«
»Sie meinen … Selbstverständlich habe ich meine Jagdlizenz immer dabei – warum fragen mich das alle?«
Er klemmte die Krücke unter den Arm und kramte in seinen Taschen. Dann hielt er ihr ein in Folie eingeschweißtes Kärtchen vor die Nase. Ihr fiel auf, dass er an der rechten Hand einen Verband trug, mit einer dunklen Stelle, wo sich einmal der Zeigefinger befunden hatte.
»Sehen Sie? Es hat alles seine Richtigkeit. Jagdlizenz für das Revier 007 …«
Simone brach in Gelächter aus. Verständnislos wartete Gondt, bis sie sich wieder gefangen hatte.
»Das ist eine ernste Angelegenheit, junge Frau. Ich weiß nicht, was es da zu lachen gibt. Wie ich bereits sagte, untersuche ich einige mysteriöse Vorfälle, in die eine getigerte Hauskatze aus dieser Straße verwickelt ist …«
»Und das haben Sie alles unter dem Einfluss von – ich meine, in Ihrer Eigenschaft als Jägermeister herausgefunden? Und als nächstes sagen Sie mir, dass mein Heinrich mit ihren ›mysteriösen Vorfällen‹ zu tun hat.«
»Ahaa!« rief er triumphierend »Heinrich heißt er! Und Sie geben zu, dass Sie einen Kater haben!«
Simone wusste nicht, ob sie lachen oder ernst bleiben sollte.
»Wer von uns beiden hier den Kater hat, lassen wir jetzt mal beiseite …«
Einer der seltenen Momente, in denen die gutmütige Simone ärgerlich wurde, bahnte sich an. Doch da sah sie, wie sich das bisher so ernste, vierschrötige Gesicht des Jägers veränderte. Sein Blick wurde feucht, sein Kinn zitterte …
»Auch Sie …« schniefte er, »auch Sie nehmen mich nicht ernst …«
Er zog ein weißes Stofftaschentuch aus einer Hosentasche, dessen Ränder mit einem gestickten Eichenlaubmuster verziert waren. Er versuchte, die Krücken mit den Ellenbogen festzuhalten während er sich geräuschvoll schneuzte. Eine der Krücken löste sich jedoch von seiner Seite und Simone fing sie gerade noch auf.
»Danke,« sagte er weinerlich, »Sie haben ein gutes Herz.«
Da war es um sie geschehen. Simone, die bei Rosamunde Pilcher-Filmen Krokodilstränen vergoss, die aus dem Nest gefallene Küken aufpäppelte, hoffnungslos verlauste Igel durch den Winter fütterte, brach es das Herz, diesen alten Mann den Tränen nahe zu sehen. ›Helfersyndrom‹ nannte das ihr Freund Andreas, während Heinrich sich mal über Gesellschaft an langweiligen Wintertagen, mal über eine schnelle Mahlzeit freute.
»Möchten Sie sich vielleicht kurz hinsetzen? Ich habe auch Tee oder Kaffee, wenn Sie mögen …«
»Also, ein wenig Stärkung könnte ich jetzt tatsächlich gebrauchen, aber ich möchte Ihnen nicht zur Last fallen.«
»Das tun Sie nicht, machen Sie sich keine Sorgen.« Zur Sicherheit fügte sie noch hinzu: »Mein Freund kommt gleich zurück, vielleicht hat der etwas gesehen, was Ihnen weiterhilft.« Andreas musste arbeiten, er hatte sich den Brückentag nicht rechtzeitig sichern können, aber man wusste ja nie …
»Das ist sehr freundlich, aber ich fürchte, der glaubt mir noch weniger. Außerdem habe ich nicht vor, Sie lange aufzuhalten.«
»Kommen Sie erst mal rein.«

Gondt folgte ihr in die Küche. Er schniefte zwar noch ein paar Mal, hatte sich aber wieder im Griff. Er setzte sich auf den leeren Stuhl und lehnte die Krücken an die Heizung.
»Möchten Sie einen Ingwertee?«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht …«
Simone schaltete den Wasserkocher ein und setzte sich an den Tisch.
»Dann erzählen Sie mal von Ihren ›mysteriösen Vorkommnissen‹.«
»Nun,« begann Gondt, »es fing vor ein paar Tagen an. Ich streifte mit Gernot an meiner Seite durch mein Revier …«
»Gernot?« unterbrach Simone.
»Mein Rauhaardackel, Gernot von der Hodenweide …«
Der Wasserkocher war fertig und Simone sprang auf, es hatte nicht viel gefehlt und sie hätte wieder laut losgelacht, aber so konnte sie ihm den Rücken zuwenden, ohne unhöflich zu wirken. Sie atmete ein paar Mal tief durch und kam wieder an den Tisch.
»Gernot von der … Hodenweide?« fragte sie, während sie seine Tasse auffüllte. Es kostete sie große Mühe, ihre Mundwinkel unter Kontrolle zu halten.
»Ja, ein Missverständnis bei seiner Registrierung als Jagd- und Rassehund.«
Sie füllte ihre eigene Tasse und setzte sich.
»Eigentlich sollte er Gernot von der Hasenweide heißen, aber an jenem Tag hatte mein väterlicher Freund und Mentor Dienst im Forstamt, ein altgedienter Jagdmeister, dessen Augen nicht mehr die besten waren. Gut, meine Handschrift und seine Vorliebe für geistige Getränke mögen ihren Teil beigetragen haben, doch sei's drum. Bei ihm habe ich viel gelernt und mein erstes Abzeichen gemacht, die blanke Eichel mit Kranz …«
Simone prustete, Tee lief ihr aus der Nase.
»Ist Ihnen nicht gut?« fragte Gondt besorgt.
»Nein, alles in Ordnung«, sie hustete, »ich habe mich nur verschluckt, erzählen Sie weiter.«
»Wie gesagt, seine Augen waren damals schon nicht mehr die besten und da hat er sich nun mal vertan. Was sollte ich machen? Diesem altehrwürdigen Veteranen der Jagd auf den Kopf zu sagen, dass er einen Fehler gemacht hatte?«
»Also ich würde …« begann Simone, aber Gondt nahm sie nicht wahr. Froh, jemanden gefunden zu haben, dem er sein Herz ausschütten konnte, fuhr er fort.
»Ich streifte also mit meinem treuen Gernot zur Seite durch das Revier. Einen Hubertusjünger auf vier Pfoten, so nannte ich ihn immer. Ein Mann, seine Waffe und des Menschen bester Freund, der treue Hund, so wie es sein sollte …«
Da begegnete er Simones verständnislosem Blick.
»Ach Fräulein,« sagte er dann, »es ist traurig, dass Ihre Generation so gar nichts mehr vom traditionsreichen Waidwerk weiß. Aber ich mache Ihnen keinen Vorwurf, Sie arbeiten ja nur noch mit den Komputern und diesem Inder-Netz. Sankt Hubertus ist der Schutzpatron der Jagd.«
»Ach so.«

Gondt fuhr fort: »Wir inspizierten also die Fallen, die ich aufgestellt hatte, um der Kaninchenplage Herr zu werden, aber was glauben Sie, was wir fanden? Was glauben Sie?«
»Ja, was?«
»Sie waren weg!«
»Weg?«
»Weg!«
»Ach …«
»Ja, und das Verrückte war, dass alles, was aus Plastik war, und auch die Köder noch an exakt der Stelle lagen, wo wir die Fallen aufgestellt hatten! So, als ob sich einfach alles Metall in Luft aufgelöst hätte.«
»Jugendliche vielleicht?«
»Das habe ich auch zunächst gedacht. Oder die Terroristen, man ist ja heutzutage nirgends mehr sicher, aber dann hätte ich doch Spuren finden müssen«, er senkte dramatisch die Stimme »und da waren keine …«
»Müsteriööhs …« sagte Simone. Sie war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte, doch Gondt machte nicht den Eindruck, als ob er sich Geschichten ausdenken würde. Eigentlich bezweifelte sie sogar dass er das konnte, selbst wenn er gewollt hätte. Seine Erzählung hörte sich seltsam an, doch andererseits war ihr selbst in den vergangenen Tagen einiges seltsam vorgkommen. Mehrmals war die Terrassentür offen gewesen, obwohl sie sicher war, sie zugeschoben zu haben, öfter als gewöhnlich sah sie Tiere im Garten und nicht nur frühmorgens, wenn sie gerade aufgestanden war. Einmal waren da vier Kaninchen, die auf etwas zu warten schienen, ein anderes Mal glaubte sie, einen Fuchs in der Hecke verschwinden zu sehen …

»Aber …« er beugte sich über den Tisch und senkte die Stimme, »ich habe Katzenspuren gefunden! Ganz Recht, Katzenspuren! Halb verwischt, aber ich bin mir sicher, dass es die Spuren einer Katze waren!«
»Nein.«
»Doch! So sicher, wie ich hier sitze!« triumphierend setzte er sich wieder auf, nahm einen Schluck Tee und fuhr dann fort.
»Wir pirschten also durch unser Revier, mein Gernot und ich …«
Ihre Mundwinkel zuckten kaum merklich »Revier Null-Null-Sieben …«
»Genau, und wieder fanden wir eine Falle, die nicht mehr da war. Eine, die wir tags zuvor erst aufgestellt hatten. Und weil mir schon zuvor einige auf diese mysteriöse Weise abhanden gekommen waren, hatte ich diese an einer Stelle platziert, an der man auf jeden Fall Spuren finden musste.«
»Raffinieeert …« sagte Simone.
»Selbstverständlich«, entgegnete Gondt stolz, »und wie ich bereits sagte – da waren sie, die Spuren des Übeltäters! Katzenspuren!«
»Ich kann's immer noch nicht glauben …«
»Glauben sie's nur, junge Frau, ein alter Jägersmann wie ich lässt sich nicht täuschen!« Er nahm einen Schluck Tee, dann fuhr er mit gesenkter Stimme fort.
»Die nächste Falle war noch unberührt an Ort und Stelle, also beschlossen Gernot und ich, am späten Abend wiederzukommen, zur Jagdzeit der Katzen. In der Dämmerung legten wir uns also nahe der Falle auf die Lauer und warteten. Geduldig, wachsam und zu Allem entschlossen. Lange Zeit geschah überhaupt nichts, doch plötzlich schlug Gernot an. Er wurde unruhig und knurrte. Schließlich preschte er unter lautem Gebell davon.«
Gondt war im Laufe seiner Erzählung immer ruhiger geworden, seine Gesten waren weniger geworden, seine Stimme düsterer.
»Und nun begann das Grauen«, sagte er mit Grabesstimme. Simone lief es kalt den Rücken hinunter.

»Ohne dass wir es gemerkt hatten, war es spät und später geworden, es begann zu dunkeln. Gernot war im Wald verschwunden auch sein Bellen konnte ich nun nicht mehr hören. Ich war allein. Ich rief nach ihm, schließlich griff ich nach meiner Pfeife, doch er antwortete nicht. Ich erhob mich und schlug mich in die Richtung, in die mein treuer Gefährte gerannt war. Das Unterholz war finster, der Wald füllte sich mit den Lauten der Tiere der Nacht … Plötzlich …« Simone zuckte zusammen – überraschend hatte er die Stimme gehoben mit beiden Händen geräuschvoll die Tischkante gepackt, so dass der Tee in ihrer Tasse schwappte, »drang das Bellen meines Gernot durch das Dunkel! ›Gernot harre aus, ich komme!‹ rief ich und wandte mich in diese Richtung. Farne schlugen mir ins Gesicht, Tannenzweige rissen mir den Hut vom Kopf, doch nichts konnte mich aufhalten.«
Simone hatte die Schultern hochgezogen und lauschte gebannt dem alten Jäger.
»Sein Gebell wurde …« er stockte, »wurde immer höher, so als wäre er in Gefahr, als hätte er Angst! … Und dann war es still. Wieder stand ich in der Dämmerung und hatte ihn immer noch nicht gefunden. Dann war da ein kurzes, atemloses Keuchen, ganz nah. Ich nahm mein Gewehr von der Schulter, sah durch das Zielfernrohr mit Lichtverstärker in die Runde und wieder – nichts! Können Sie sich das vorstellen? Ich war dem Wahnsinn nahe – Mein treuer Hund bellt schmerzerfüllt, ruft in höchster Not nach seinem Herrn in greifbarer Nähe und ich sehe nichts! Rein gar nichts!«
Simone schluckte, da war wieder dieser leiderfüllte Ausdruck in dem vierschrötigen Gesicht, der sie dazu gebracht hatte, ihn hereinzubitten.
»Da sah ich, während ich mich noch drehte, eine andere Falle im Fadenkreuz und etwas bewegte sich dort. Ich schwenkte flink wie der Blitz zurück und konnte gerade noch einen getigerten Kater verschwinden sehen, der sich an der Falle zu schaffen gemacht hatte. Ich hatte das Gewehr nicht entsichert und so ist mir dieses Untier entwischt. Im selben Moment hörte ich ein leises Geräusch, ganz nah. Ich zog die Lampe vom Gürtel und schlich vorsichtig darauf zu. Da lag er. Mein Gernot.«

*

Heinrich blinzelte in die Sonne. Er hatte herrlich gedöst und fühlte sich nun bereit, Simones Aufmerksamkeit, vielleicht auch etwas Thunfisch entgegenzunehmen. Oder doch lieber Gänseleberpastete? Man würde sehen. Er gähnte herzhaft, streckte sich und trottete dann über die Wiese auf die Terrasse zu.

*

Gondt schluckte. Seine Augen glänzten. Schließlich fuhr er fort.
»Mir blieb fast das Herz stehen. Es kostete mich große Überwindung, auf das leblos daliegende Bündel zuzugehen. Doch als ich sah wie sich seine Brust schnell, aber flach hob und senkte sprang ich zu ihm, kniete mich an seine Seite. Ich sah kein Blut, keine Wunden. Er lebte! Aber er hechelte, sein Bauch zitterte, seine Augen waren verdreht, da war nur noch das Weiße zu sehen, die Zunge lag wie eine nasse Socke auf dem Boden …«
Er schluckte.
»Und da sah ich es …« Gond hob zitternd seine Tasse und leerte sie in einem Zug, »Er … er war bestiegen worden …«
Simones Brauen hoben sich, sie presste die Lippen zusammen und prustete ein unterdrücktes Lachen durch die Nase, während der Jäger den Boden seiner Tasse fixierte. Er holte tief Luft.
»Und glauben Sie mir Fräulein, wenn ich jemals einen Ausdruck tierischer …« er suchte nach Worten » … Geilheit gesehen habe – entschuldigen Sie den Ausdruck – dann in jenem Moment. Verstehen Sie … er schien es zu genießen!«
Er schniefte, zog sein Taschentuch hervor und schneuzte sich wieder geräuschvoll.

»Gerade als ich zum Fangschuss auf ihn angelegt hatte, um ihn von seinen Qualen zu erlösen, sagte ich mir: ›Nein, Jens. Nein. So leicht gibst du dich nicht geschlagen. Es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn das traditionsreiche, männliche Handwerk der Jagd einen vom Wege abgekommenen Jünger Hubertus' nicht wieder auf den rechten Weg bringen könnte‹. Und ich nahm ihn wieder mit nach Hause. Doch er war nicht mehr derselbe. Er besprang einfach alles, was ihm in die Quere kam. Den Pudel meines Vermieters, den Chihuahua der Nachbarin, selbst meine Hosenbeine waren nicht mehr sicher.« Wieder schneuzte er sich geräuschvoll.
»Sie hatten einen Sex-Anarchisten aus ihm gemacht«
Simone traute ihren Ohren nicht und sie hätte jeden, der ihr hätte weismachen wollen, dass das möglich sei, für verrückt erklärt - doch Gondt hatte es fertiggebracht, das Wort Sex-Anarchisten in weißer Schrift auf rotem Grund auszusprechen.

Gondt fuhr fort: »Ich nahm einer der randalierenden Gören in unserem Haus den Teddybären weg – schließlich ging es um ein höheres Ziel – und schloss Gernot damit im Badezimmer ein. Einen Tag und eine Nacht hörte ich die verbotensten Laute, doch ich ließ ihn nicht heraus. Dann endlich schien er sich beruhigt zu haben. Den Teddybären verbrannte ich im Garten. Und ich kann Ihnen sagen, es dauerte, bis er Feuer fing…«
Simone grinste, hielt sich aber die Tasse vor das Gesicht.
»Am nächsten Tag beschloss ich, ihn wieder auf die Jagd mitzunehmen. Sie wissen ja, wer vom Pferd gefallen ist, muss so schnell wie möglich wieder in den Sattel, sonst wird er nie wieder reiten. Nun, es ließ sich auch recht gut an. Er gab Laut, wie ich das kannte wenn er einen Hasen gewittert hatte, und rannte davon, doch als ich ihm folgte … Sie können sich mein Erstaunen nicht ausmalen, als ich sah wie er den Hasen besprang. Und noch nie, glauben Sie mir, noch nie habe ich eine größere Verwirrung im Blick eines Tieres gesehen. Ich war zu perplex, so dass der Hase entkam und meinem Gernot habe ich ordentlich die Leviten gelesen, das können Sie mir glauben!«
Simone lachte.
»Nun, Ihnen mag das vielleicht komisch vorkommen, für mich war es eine Katastrophe. Doch ich gab mich nicht geschlagen und nach und nach hatte ich den Eindruck, dass er wieder parierte. Später am Abend entdeckte ich die Fährte einer Füchsin, die schon länger ihr Unwesen in meinem Revier trieb und ich dachte, das wäre eine Aufgabe, die mir meinen Gernot ganz wieder herstellen würde. So folgten wir also ihrer Fährte und er nahm Witterung auf. Schließlich hatten wir sie gestellt. Es war perfekt. Eine Lichtung, sie hatte eine Maus oder ein Kaninchen gefangen und fraß. Der Wind stand gegen uns und ich legte an. Gernot war still und wartete auf mein Kommando. Es schien, als würden wir wieder als Herr und Hund den Wald verlassen, mit reicher Beute. Ich hatte das verflixte Tier im Visier, es konnte nichts anderes als ein Blattschuss werden, der Wind stand immer noch günstig, Gernot und ich waren lautlos, tödlich, und beinah wieder verbunden … ich entsichere die Waffe, mein Finger krümmt sich um den Abzug - da erscheint dieser vermaledeite Kater im Zielfernrohr!« Simone riss ungläubig die Augen auf.
»Der Schuss löst sich – und ich schwöre bei Sankt Hubertus – wenn Sie wollen beim Herrgott selbst, er senkt den Kopf und läßt die Kugel daran abprallen!«
»Nein!« entfuhr es Simone.
»Doch! So wahr ich hier vor Ihnen sitze!«

Sie saß da und starrte mit offenem Mund, zu unglaublich war diese Geschichte, doch Gondt erzählte sie mit einem solchen Ernst, einer solchen Inbrunst …
»Was dann geschah, begreife ich immer noch nicht,« fuhr Gondt fort und sah auf seine bandagierte Hand. »Völlig perplex lasse ich die Waffe sinken, glaube einem Trugbild aufgesessen zu sein. Die Füchsin ist natürlich über alle Berge, doch da sehe ich den Kater auf mich zu kommen, so schnell, wie ich noch keine Katze habe laufen sehen. Ich lade noch einmal das Gewehr durch, doch er ist bereits zu nah, Gernot jault auf und prescht in panischer Angst davon. Dann höre ich ein lautes Krachen und während ich noch zu Boden sinke, merke ich, dass mir dieser Teufelskater das Bein gebrochen hat! Stellen Sie sich das vor!«
Simone glotzte immer noch ungläubig.
»Und als wäre das noch nicht genug … sehe ich wie er sein Maul aufreißt … dann ein Schmerz wie Feuer an meiner Rechten … Er hat mir den Finger abgebissen! Sehen sie nur!« Er hielt Simone die dick verbundene rechte Hand hin mit dem dunkelbraunen Fleck wo sich der Zeigefinger befunden hatte …
Gondt atmete heftig, die Erinnerung hatte ihn mitgerissen.
»Und nun bin ich auf der Suche nach demjenigen, der meinem Gernot und mir dieses Unaussprechliche angetan hat.«
Er sah die schweigende Simone an, dann trank er seine Tasse in einem Zug leer und setzte sie geräuschvoll auf dem Tisch ab.
»Nun, ich bin Ihnen lange genug zur Last gefallen. Danke vielmals dass Sie sich meine ungeheuerliche Geschichte angehört haben, doch nun muss ich los. Ich werde diesen Unhold zur Strecke bringen, koste es, was es wolle!« Er stützte sich auf den Tisch und die Stuhllene, griff nach seinen Krücken, als er sicher stand.
Simone riss sich aus der Erstarrung, in die Gondts unglaubliche Geschichte sie versetzt hatte. War der Mann verrückt? Was war Jägerlatein? Was Wahrheit? Doch der Verband, seine Beinschiene …
Er humpelte bereits in den Flur vor der Küche. Jetzt erst konnte Simone aufstehen, um ihm die Tür zu öffnen. Im Flur sah sie ihn mit dem Rücken zur Tür stehen, wie versteinert. Die Augen vor Entsetzen geweitet starrte er sie an.

Sie sah an sich hinab »Was …?« fragte sie. Gut, Andreas mäkelte oft genug über ihre Farbauswahl, aber so schlimm konnte es nun auch nicht sein – da fiel ihr auf, dass Gondt nicht sie, sondern etwas, das sich hinter ihr befand anstarrte. Sie fuhr herum.
»Heinrich, mein Kleiner!« rief sie erfreut, als sie ihren Kater sah, der fragend, mit schiefgelegtem Kopf den totenblassen Gondt musterte.
»Das … Das ist er! Das Teufelsvieh! Halten Sie ihn mir vom Leib!« rief er mit einem hysterischen Unterton in der Stimme, schien sich durch die geschlossene Tür nach draußen drücken zu wollen.
»Jetzt beruhigen Sie sich mal wieder, das ist nur mein Heinrich …« sagte Simone während sie sich bückte, um ihren Kater auf den Arm zu nehmen.
»Das ist ein Monster! Sie beherbergen ein Monster unter Ihrem Dach! Eine menschenfressende Bestie!« schrie er mit kippender Stimme, hatte zitternd, aber nichtsdestotrotz rasend schnell die Tür aufgerissen und versuchte nun eilig, ohne dabei Heinrich aus den Augen zu lassen, mit den Krücken und der Beinschiene rückwärts das Haus zu verlassen.
Gerade als sie sich wieder dem hysterischen Jäger zuwenden wollte, erklang ein lautes Poltern und Klappern, dann ein schmerzerfüllter Schrei – er war die Stufen vor dem Haus hinabgestürzt.
Der Lärm erschreckte Heinrich, er sprang von Simones Arm und brachte sich in der Küche in Sicherheit. Simone lief zu Gondt, der wie ein Käfer auf dem Rücken lag und ohne den Blick von der Tür zu wenden nach seinen Krücken tastete.

»Haben sie sich verletzt? Soll ich einen Arzt rufen?«
Er biss die Zähne zusammen »Nein, ich bin unverletzt, aber halten Sie mir dieses Vieh vom Leib!«
»Aber das ist nur mein Kater, der süßeste, liebste…«
»Denken Sie was Sie wollen – ich weiß, was ich gesehen habe!«
Er drehte sich, versuchte auf alle Viere zu kommen und sich an seinen Krücken aufzurichten. Heinrich spähte vorsichtig nach draußen.
»Jetzt machen Sie aber mal 'nen Punkt! Sie wollen mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass Heinrich mit dem Kopf eine Kugel abgefangen hat! Oder dass er Ihnen das Bein gebrochen hat!«
Simone hatte ihm aufgeholfen, und überraschend schnell hatte Gondt seinen Wagen erreicht, nun suchte er in seinen Taschen fahrig nach dem Schlüssel.

Ihr Blick fiel in den Laderaum des Geländewagens, der mit alten Decken ausgelegt war und durch ein Netz aus kräftigen Nylonschnüren vom übrigen Wageninneren abgetrennt war. Dort saß ein Dackel, der sich mit großer Hingabe das Geschlechtsteil leckte. Der Hund sah auf. Irritiert bemerkte sie, dass er sie anstarrte. Und zwar nicht, wie ein Hund normalerweise einen Menschen musterte … Aus irgendeinem Grund fiel ihr plötzlich wieder ein, dass sie unter dem Bademantel nur ein dünnes Hemdchen mit Spaghetti-Trägern und einen Schlüpfer trug …
War das Einbildung, oder lagen da tatsächlich galoppierender Wahnsinn und Geilheit in seinen Augen? Die Zunge, die aus dem hechelnden Maul hing, wurde länger und länger, zäh troff der Speichel von den Lefzen… Sie wandte sich ab.

»Sie sollten mal einen Arzt aufsuchen«, meinte Simone beunruhigt, »Vielleicht auch mit Ihrem Hund.«
Zittrig schloss er die Wagentür auf, zwängte sich eilig in das Fahrzeug und knallte die Tür zu. Sie merkte ihm an, dass er sich jetzt etwas sicherer fühlte. Dabei sah er noch einmal zurück zur Haustür, hinter der Heinrich vorsichtig hervorlugte.
»Ich bin kein Weichling aus der Stadt!« sagte Gondt laut.
»So einen Arzt meinte ich auch nicht.«
»Sie glauben, ich bin verrückt? Glauben Sie das?«
»Ääh …« begann Simone.
»Ich schwöre Ihnen so war es und nicht anders! Wie sonst bin ich wohl zu dem Gipsbein und dem Verband gekommen? Wie?«
»Sie sind über Ihre Flinte gestolpert?«
Sie reichte ihm die Krücken, die er in seiner Eile an den Wagen gelehnt und vergessen hatte. Er zerrte sie ihr förmlich durch das Fenster aus den Händen und warf sie auf den Beifahrersitz.
»Machen Sie sich nur über mich lustig!« rief er erbost, »Ich weiß was ich gesehen habe! Er ist auf mich losgegangen und hat er mir das Bein gebrochen! Er … er ist einfach dagegengerannt! Und als ich am Boden liege, hat er mir den Finger abgebissen! Ich seh' ihn noch vor mir wie er sein Maul aufreißt! Und dann hat er sich über meine Waffen hergemacht! Hier, sehen Sie …« er riss ein paar Holz- und Plastikteile vom Beifahrersitz und hielt sie Simone vor die Nase. Sie erkannte etwas, das aussah wie der Griff eines Gewehrs und einige andere Teile, die sie nicht zuordnen konnte.
»Das lag heute morgen an der Stelle wo ich angesessen habe! Alles Metall ist weg – einfach weg!«
Er startete den Motor.
»Ich behalte ihr Katzenvieh im Auge! Da können Sie Gift drauf nehmen!« rief er.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht legte er einen Gang ein und raste davon.
Verwundert sah Simone dem aufheulenden Geländewagen hinterher.

Heinrich lugte in sicherer Entfernung hinter der Eingangstür hervor, betrachtete das Spektakel und staunte. Pass' auf die Kaninchen hier in der Gegend auf, und auf Chantal, die Füchsin. hatte er seinem Doppelgänger gesagt. Der Roboter hatte mit einem lapidaren Anweisung gespeichert geantwortet …
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