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Mansharing
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Geschichtenspiel Teil 33

Alles, was mehr als 4 Beine hat, betrachte ich lieber aus der Ferne. *zwinker*
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Nächste Geschichte ist gleich fertig *zwinker*
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
»Fick diiiich!!!« rief sie aus vollem Hals und zog knapp vor dem silbrig schimmernden Netz senkrecht nach oben. Gröhlend lachte sie, während sie durch die Luft über dem Feldweg kapriolte. Vierzehn Mal hatte sie das heute schon gemacht und fand es immer noch lustig. Vielleicht lag das auch an dem Alkohol, den sie im Haus der Menschen aus einem fast leeren Weinglas geschlürft hatte.
Die Spinne, die reglos in der Mitte ihres Netzes lauerte, rührte sich nicht, doch die übermütige Fliege war sich sicher, dass sie innerlich kochte.

Am nächsten Tag war die Fliege zwar nüchtern, aber immer noch sehr selbstsicher und so flog sie wieder zum Netz der Spinne.

Es war ein schöner Tag, die Sonne spiegelte sich im verbliebenen Regenwasser des kurzen gestrigen Sommerregens in den tiefen Reifenspuren auf dem Feldweg. Die Insekten und anderen Bewohner der Felder gingen ihren Geschäften nach und weit weg zeigte eine Staubwolke, dass ein Bauer mit seinem Traktor am Werk war.

Da war das Netz! Sie lachte in sich hinein. ›Die wird vor Wut aus dem Netz fallen!‹, dachte sie noch – doch wo war die Spinne? Nervös drehte sie ab, bei Spinnen konnte man nie wissen – und klebte in einem Netz, das gestern noch nicht da gewesen war. Verdammt! Sie versuchte, sich freizustrampeln, doch wie man weiß, hilft das in einem Spinnennetz nicht wirklich. Sie wusste, was nun kommen musste und es wurde ihr eiskalt um das Fliegenherz. Doch wo war die Spinne?

Ein Geräusch, das näher kam und sich als leises Kichern entpuppte, ließ sie erschauern.
»Soso, ficken soll ich mich.«
»Wa-wa-war nicht so gemeint …«, stammelte die Fliege.
»Ist schon in Ordnung. Mich selbst ficken hab ich viel zu oft. Aber jetzt bist du ja hier.«
Die Fliege schluckte.
»Hast du schon mal mit einer Spinne gefickt? Das ist unglaublich. Sagt man jedenfalls. Unsere Kerle nehmen dafür sogar in Kauf, von uns gefressen zu werden, so geil ist das. Pass auf …«
ich schmeiß mich weg! *haumichwech*
*******he77 Frau
599 Beiträge
sehr schön...
Aber, ich bin über den ersten Satz gestolpert, musste ihn drei Mal lesen und habe ihn dennoch erst im Nachgang verstanden, als ich weiter gelesen hatte. Erst dann erschloss sich mir das "zog". Eine Fliege, die ihren Flug nach oben zog... ja klar... aber wie gesagt, für mich erst aus dem Kontext der gesamten Geschichte schlüssig. Vorher habe ich nach dem Objekt gesucht, dass da nach oben gezogen wird.

Oder sind solche Hinweise in diesem Thread hier nicht erwünscht? Ich will mich ja nicht gleich in die Nesseln setzen... *zwinker*

Aber ansonsten sehr schöne Geschichte. Ich habe herzhaft gelacht *ggg*
in der ersten Zeile bist du ja gerade noch so um einen Plagiatsvorwurf herumgekommen. *rotfl*
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
Oh mein Gott, ich bin allein - sie haben mich zurückgelassen!
Ob aus Versehen oder mit Absicht, das spielt im Moment keine Rolle. Ich bin allein und verlassen im größten Wüstenmeer dieses Planeten!
Dieser dämliche Kameltreiber von einem Führer, der kann wohl nicht zählen und diese anderen Touristenflaschen auch nicht! Ich habe doch gleich so ein mieses Gefühl bei der Buchung dieses Wüstenausflugs gehabt.
Verdammt! Ich könnte jetzt an der Strandbar bei einem Mojito sitzen und mit einigen der vernachlässigten Professorengattinnen flirten, deren Männer mit einem Golfturnier beschäftigt sind. Aber nein, ich muss ja diese blöde Jeep-Safari zu irgendeiner dämlichen Oase buchen und jetzt – sitze ich hier fest und das alles nur, weil dieser feiste Belgier im Schlafsack neben mir so fürchterlich geschnarcht und der Amerikaner auf der anderen Seite so unsäglich nach altem Schweiß gestunken hat.
Das war nicht zum Aushalten!

Deshalb habe ich mich ein Stück abseits der Gruppe hinter Felsen gebettet und wunderbar geschlafen.
Ein Geräusch wie von wegfahrenden Jeeps weckte mich und noch schlaftrunken lugte ich über die kleine Felsmauer. Sah von den ursprünglich drei Jeeps nur noch Staubwolken.
Wie von der Tarantel gestochen, bin ich aufgesprungen, habe geschrien, gewunken und bin ihnen sogar ein Stück hinterhergelaufen, doch sie haben mich weder gehört noch gesehen. Tatsächlich dachte ich am Anfang noch, dass dies ein schlechter Scherz sei – so eine Art Test wie das Balancieren über den Äquator auf einem Kreuzfahrtschiff, etwas, was man nur mit einfältigen Touristen machen kann, und sie gleich zurückkommen und mich auslachen, weil ich mir vor Angst fast in die Hose mache.

Ziemlich nervös werde ich als die Jeeps aus meiner Sicht verschwinden und ich nun endgültig begreife, dass das kein „Verstehen Sie Spaß“ ist, dass man mich wirklich vergessen hat.
Vergessen in der Sahara – toll! Wenn ich hier lebend herauskomme, dann verklage ich die ganze Bande und schreibe ein Buch.
Okay Bestandsaufnahme, was habe ich noch und wie weit werde ich damit kommen? Eine halbe Flasche kostbares Wasser und einige Kekse im Rucksack, ein Handtuch für das Baden im Oasenwasser – haha, der Schlafsack, ein Feuerzeug und ein Handy ohne Netz.
Wie weit ist es wohl bis zu dieser Oase? Fünfzig oder zehn Kilometer? Verdammt hätte ich doch zugehört und nicht stattdessen diese prüde englische Tussi angebaggert!
Warum hat mich niemand vermisst? Aufgeben ist nicht, ich schlage mich durch bis zu dieser Oase, ich folge einfach den Reifenspuren, so schwer kann das doch nicht sein!

Ich marschiere und marschiere, das Handtuch habe ich um meinen Kopf geschlungen, damit ich keinen Sonnenstich bekomme, der Schlafsack liegt wie ein Umhang um meine Schultern, weil meine Jacke irgendwo in einem der Jeeps liegt und der „Planet“ ganz böse sticht. Irgendeinem wird doch meine Jacke auffallen, deren Besitzer fehlt.

Das Laufen fällt so schwer im losen Sand und der blöde Wind beginnt, die Spur – der ich zu folgen versuche - langsam zu verwischen. Verdammt – keine Spur mehr zusehen! Hoffnungslosigkeit überfällt mich.
Fata Morganen täuschen mir kühle klare Seen in der Ferne vor, ich weiß, dass sie nicht echt sind und doch – was gäbe ich jetzt für waschechtes norddeutsches „Shietwetter“!
Zähne zusammenbeißen und weiter, los! Dahinten in der Ferne sind Felsen, vielleicht gibt es dort ein Wasserloch und - falls ja- gibt es dort hoffentlich keine Krokodile wie in dieser einen Doku, die ich mal gesehen habe. Dort hieß es auch, dass unter dem Wüstensand ein ganzes Süßwassermeer aus vergangener Zeit liegt.
Oh bitte lieber Gott, ich brauch kein Meer davon, nur ein paar Liter!

Es wird dunkel und ich sehe meine Hand nicht mehr vor Augen. Neumond natürlich, wie immer wenn ich mal Licht brauche, ist keins da. Das Feuerzeug ist keine große Hilfe. Ich rüste mich für meine erste Nacht allein und versuche mit aufgestütztem Kopf wie die Buschmänner in der Kalahari zu schlafen, damit mir kein widerliches oder giftiges Getier in meine Kopföffnungen krabbelt.
Ganze fünf Minuten halte ich es aus, dann gebe ich auf. Wie, zum Teufel machen die das? Das ist mehr als unbequem und wie finden die bloß Wasser und etwas zu essen?

Ich habe versucht, einige Kekse zu knabbern, doch die Krümel blieben mir in meiner Speiseröhre stecken, weil ich keine Spucke mehr zum herunterschlucken im Mund habe. Das wenige Wasser ist streng rationiert, aber ich muss einen weiteren Schluck nachtrinken, sonst ersticke ich. Ich liege auf meinem Rücken und starre in die Dunkelheit, ab und zu schrecke ich auf, weil ich etwas Unbekanntes höre. Ich fühle mich so einsam und allein als wäre ich der einzige Mensch auf diesem Planeten und ich habe Angst, furchtbare Angst. Ich wünschte, ich könnte das Schnarchen des Belgiers hören, wo sind die denn nur und warum suchen sie nicht nach mir?

Die Nacht ist eiskalt. Ich schlottere in meinem Schlafsack und sehne den Morgen herbei. Während ich wach liege, denke ich an meine Ex und meinen Sohn zuhause, so schlimm war unsere Ehe doch gar nicht, warum habe ich mich nur von ihr getrennt? Ich vermisse sie und den Jungen, wir hatten doch so eine gute liebevolle Zeit miteinander, zumindest am Anfang.
Warum habe ich so schnell aufgegeben und sie ziehen lassen? Wenn ich wieder zuhause bin, dann will ich eine zweite Chance bei ihr.
Bitte Herr, lass mich mein Kind wiedersehen und bitte, lass das alles hier einen von zu viel Alkohol induzierten Traum sein aus dem ich schnell in meinem Hotelbett an der Seite einer aufregenden Blondine aufwache, bitte!

Im Morgengrauen wache ich auf, es ist noch kühl und ich mache mich sofort auf den Weg zu den Felsen, die schon sehr viel näher liegen als gestern. Ich schöpfe neue Hoffnung, stelle aber das denken ein, denn es verbraucht nur Energie, die ich zum laufen brauche.
Mechanisch Schritt für Schritt, immer langsamer werde ich je weiter der Tag fortschreitet, aber der Boden wird felsiger. Mein Durst bringt mich fast um. Weiter immer weiter! Meine Zunge klebt am Gaumen, nur noch wenige Schlucke sind in der Flasche verblieben.
Armer Kamerad, bedenke ich das bleiche Gerippe eines Kamels vermutlich am Wegesrand, dass mit einem Huf in einem tiefen Loch steckt, dein Wasservorrat im Höcker hat dir auch nichts genutzt.

Da, die Felsen sind zum greifen nah, ich kann den herrlichen Schatten schon sehen. Ich beginne mit letzter Kraft zu rennen und stolpere, weil ich mit einem Fuß in einer Felsspalte stecken bleibe. Etwas beißt mich in meinen Knöchel und dann in meine Wade, aua – das tut weh, verdammt – was ist das?
Hektisch versuche ich meinen Fuß aus der Spalte zu ziehen, doch er steckt fest.
Das beißen und Kribbeln wird immer schlimmer und dann sehe ich es – Ameisen, oh nein, verdammt viele Ameisen, riesengroß und silbrig mit großen Beißwerkzeugen.

Ich wusste nicht, dass es so riesige Ameisen mit so langen Beinen gibt, hat die vor mir schon ein Mensch gesehen? Sie bahnen sich beißend ihren Weg unter meiner Kleidung in Richtung Kopf. Ich hasse Insekten oder was auch immer das für Viecher sind!
Ich schlage um mich und auf meinen Körper, in der Hoffnung alle tot zuschlagen. Ich schreie vor Panik und Schmerz, es fühlt sich an als würden sie mit ihren Kiefern kleine Fleischstücke aus meinem Körper reißen.
Das Feuerzeug!
Ich muss ein Feuer machen, damit sie verschwinden, mich in Ruhe lassen. Ich bestehe nur noch aus Panik und Adrenalin, ich kämpfe um mein Leben, ich greife nach dem Feuerzeug und zünde meine Hose an, sie brennt sofort lichterloh.

„Ja, ihr blöden Viecher, jetzt glotzt ihr aber, was? Ihr kriegt mich nicht, ich werde nicht euer verdammtes Futter sein, ich stehe weit über euch in der Nahrungskette!“ schreie ich bis das brennen der Flammen meine Haut erreicht und eine gnädige Dunkelheit mich umfängt. Mein letzter Gedanke ist bei meinem Jungen.



In der Dämmerung erreichen die drei Jeeps die Oase.
Der Belgier hat das letzte Stück geschlafen und geschnarcht, sich gefreut, dass dieser vermeckerte Deutsche wohl in einem der beiden anderen Autos sitzt und ihn diesmal nicht andauernd angestoßen und ausgeschimpft hat.
Der Amerikaner im zweiten Jeep freut sich auf ein erfrischendes Bad im kühlen Nass und ist froh darüber, dass dieser unsympathische German in einem anderen Wagen sitzt und sich nicht ständig über seinen Körpergeruch mokiert.
Die Engländerin im dritten Gefährt fand die Annäherungsversuche des deutschen Herrn „not amused“ und ist dankbar, dass er in einem der anderen Autos gereist ist.
Erst beim Abendessen fällt auf, dass der Deutsche fehlt, doch die Nacht ist zu dunkel, um ihn jetzt noch zu suchen. Das muss bis zum nächsten Tag warten…
ja aber
macht man als typisch deutscher Urlauber denn nicht immer gleich Beweisfotos von Allem,was nicht in Ordnung war? Tse!
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Einfach super, was Ihr aus diesen Wörtern schon wieder alles gezaubert habt!
Wow, ich bin wirklich begeistert!
*bravo*
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich wundere mich gerade, dass die Geschichte von Pourquoi_pasXX auf fsk18 gestellt wurde. Ich sehe keinen Grund dafür. Habe aber leider nicht die "Macht", dies wieder zu ändern; rückgängig machen kann das nur ein Joy-Mod.

Lieber Antaghar, könntest Du bitte mal danach schauen?
Kurzgeschichten: Geschichtenspiel Teil 33
tatsächlich
für FSK18 habe ich auch keinerlei Anlass gesehen.
Wenn doch, dann sollte man auch "Rotkäppchen" und "Frau Holle" auf FSK18 setzen.
Die Geschichte hat Tiefgang. Man erkennt es vielleicht erst im Abgang, nachdem man die ganze Flut der detailreich und doch humorvoll geschilderten Bilder verarbeitet hat. Die Wüste lebt. Das war mein erster Eindruck. "Und wie die lebt!"
Das war sein letzter.

Leider kann man das jetzt nicht mehr nachvollziehen, wenn man darauf verzichtet, die NSA mit Daten zu füttern. Wer wirklich wissen will, ob ich schon 18 bin, der kann ja mal in 4...6 Jahren meine Urne ausbuddeln.



Rudi
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Ist erledigt bzw. wieder freigegeben.

Die Geschichte ist ja nun wirklich alles andere als FSK18-würdig. Doch manchmal passiert das eben ...

Tut mir leid, ich entschuldige mich einfach mal, obwohl ich es gar nicht war, der die Story auf FSK18 gestellt hat.

(Der Antaghar)
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
Dankeschön für das Freischalten, ich habe das FSK18 auch nicht verstanden.
*sonne*
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Vollmondnacht
Ereignisse bei Vollmond:
16.01.2014 – Die Temperaturen in Melbourne, Australien erreichen 43,9 Grad Celsius (110 Grad Fahrenheit) , daher werden die Spiele der Australian Open verschoben.
15.02.2014 – Eine zweite Welle starker Schneestürme erreichen den nordwestlichen Teil der USA.
16.03.2014 – Ein Erdbeben der Stärke 6,3 erschüttert die Region nahe der Küste von Nord-Peru.
15.04.2014 – Eine totale Mondfinsternis findet statt um 07:45:40 (UTC).
14.05.2014 – Waldbrände in Kalifornien zerstören Anwesen in Los Angeles und San Diego, tausende von Häusern werden evakuiert.
13.06.2014 – Die Stadt Pello, Finnland, bietet jedem finnisch-sprechenden Steuerzahler 50 Euro, wenn er seine Sprache auf Schwedisch umstellt, um die zweisprachige finnisch-schwedische Regierung zu sichern.


10.08.2014:

Es ist bereits kurz vor Mitternacht und Sarah wälzt sich schlaflos in ihrem Bett von einer Seite auf die andere. Sie ist unendich müde, aber gleichzeitig hellwach. Sarah kennt diesen Zustand sehr gut. Es ist Vollmond. Schon die letzten zwei Nächte konnte sie seinetwegen nicht schlafen. Heute ist der Höhepunkt erreicht, der Mond leuchtet hell und groß - direkt in ihren Kopf, in ihren Körper. Sie kann ihn fühlen in jeder Zelle. Jeden Monat. Und es wurde in diesem Jahr jedes Mal intensiver.

Sarah verlässt ihr Bett und zieht sich an. Sie muss raus, ein wenig an die frische, inzwischen schon kühlere Luft der Nacht. Ruhe finden. Sie hatte es in der Vergangenheit auch schon mit Alkohol versucht, aber auch das ließ sie nicht besser schlafen. Das einzige, was sie davon hatte, war ein dicker Kopf am nächsten Tag.

Sie geht zielstrebig zu dem kleinen Hafen ihres 30.000-Seelen-Städtchens, zu ihrer Bank mit Blick über den ruhigen See, an dem sie in solchen Nächten immer so gerne saß. Die Straßen auf dem Weg aus der Stadt sind menschenleer, die meisten Fenster bereits dunkel. Während des Spaziergangs von ca. 10 Minuten saugt sie die Kühle und Ruhe in sich auf wie eine Blume das lebenspendende Wasser.

Endlich angekommen. Sarah setzt sich auf ihre Bank, atmet tief ein und wieder aus. "Was für ein wohltuender Ort dies doch ist", denkt sie. Direkt vor ihr, über dem Horizont des See's, steht groß und orange-gelb leuchtend der Vollmond am Himmel. "So groß warst du noch nie", sagt sie zu ihrem verhassten und geliebten Freund Mond, als würde er sie hören. Und wüsste sie es nicht besser, würde sie annehmen, er hätte gelächelt.

"Blödsinn! Entspann' dich endlich!"

Es war schon über eine Stunde vergangen, in der sie nur auf den im Mondlicht glitzernden See schaute und nichts dachte. Absolut gar nichts. Es ist die reinste Meditation für sie in dieser Stille der Natur.

Plötzlich hört sie ein Geräusch hinter sich. Ein Surren, welches sie in dieser Art hier noch nie vernommen hat. Und es wird lauter und kommt näher. Sarah steht auf und dreht sich nervös um in Richtung Stadt. Da sieht sie es: Insekten! Eine Masse an Insekten, es müssen tausende sein! Und sie kommen aus der Stadt auf sie zugeflogen. Vor Schreck erstarrt steht sie nur da, bis die Insekten sie fast erreicht haben. Dann reagiert sie instinktiv und wirft sich unter die Bank. Der Lärm, dieses Surren, wird fast unerträglich; sie muss sich die Ohren zuhalten. Die Insektenflut fliegt über sie hinweg über den See und verschwindet in der Dunkelheit. Als es wieder still wird, kriecht sie unter der Bank hervor und schaut fassungslos auf den See.
"Was...?"

Sie fröstelt. Ihre dünne Jacke enger um ihren Köper schlingend fühlt sie einen eiskalten Wind. Sarah dreht sich zur Stadt um und sieht, wie eine große Staubwolke sich bedrohlich über und durch die Stadt wälzt. Sie verschlingt alles, nach nur wenigen Minuten ist kein Haus mehr zu sehen. Nur noch Staub. Sarah starrt mit geöffnetem Mund auf diese Szenerie und ist unfähig, sich zu bewegen.

"Fuck, was geschieht hier?!"

Als sich der Staub verflogen hat, ist die Stadt mit einem großen Netz abgedeckt, das ausschaut, als wäre es in Harz eingegossen. Oder ist das Bienenwachs?

Und es ist still. Totenstill.

Sarah steht noch immer vor ihrer Bank, als sie ein Motorengeräusch vernimmt. Sie schaut nach links und sieht tatsächlich ein Auto näherkommen. Der Wagen hält direkt vor ihr und die Beifahrertüre wird geöffnet. Auf der Fahrerseite sitzt eine wunderschöne Frau, deren Anblick Sarah irgendwie an eine Libelle erinnert. Seltsam, sie wirkt fast schon auf eine unheimliche Art und Weise sehr vertraut auf sie.
"Steig ein, Sarah, du bist eine von uns, deshalb haben wir dich verschont. Ich bringe dich zu einem Ort, an dem du zuhause bist."


Die Medien berichten an diesem Tag von einem plötzlichen Sandsturm, der ein kleines Städtchen unter Sand vergraben und alle Einwohner getötet habe. Als Ursache wird die globale Klimaerwärmung vermutet. Es wurde eine weiträumige Sperrzone um die Stadt errichtet, da anscheinend dieser Sturm auch ein großes Lager mit Insektiziden zerstört habe, die dabei freigesetzt wurden.
Vereinzelte - inoffizielle - Stimmen berichten von unerklärlichen Reifenspuren, die aus der Stadt führen und plötzlich am See enden.
Sarah wird ihren entfernt lebenden Pflegeeltern (sie fanden sie als drei Monate altes Baby vor ihrer Haustüre) als verstorben im Sandsturm gemeldet. Eine Leiche wird nie gefunden.
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
Gänsehaut!
Tolle Geschichte! *spitze* *bravo*

Ich habe mich total gegruselt!
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Ihr seid ja richtig gut! Mann oh Mann, es macht Freude, Eure Geschichten zu lesen.

Da muss ich doch irgendwann auch mal wiedfer "zuschlagen", wenn die passenden acht Wörter kommen ...

(Der Antaghar)
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
Zur Freischaltung

*******day Frau
14.250 Beiträge
*nägelkau*angsthab*
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Tolle Fortsetzung, Tom!

Spannung aufgebaut, jetzt warte ich natürlich wieder bibbernd auf den nächsten Teil! *g*
Ich auch...

Hat eigentlich noch jemand auf die 8 Wörter geachtet?
*******he77 Frau
599 Beiträge
Voila - meine 8 Worte
Kaffee
Schraubenzieher
Glas
mörderisch
Stille
Kuckucksuhr
Birne
Altenheim
*******he77 Frau
599 Beiträge
und weil ich die Worte schon heute Nachmittag wusste...
Die Kuckucksuhr

Tick, tick, tick, tick…tock… tick, tick, tick, tick… tock… Jeder fünfte Schlag der Kuckucksuhr an der gegenüberliegenden Wand kam verspätet. Jeder verfluchte fünfte Schlag in regelmäßiger Unregelmäßigkeit. Seit zehn Jahren ertrug er das nun schon. Seit zehn Jahren ärgerte er sich darüber. Dieser verdammte Kuckuck! Sein Blick war hämisch, die Miene mörderisch, als er sich von der schmalen Küchenbank erhob und hinüber zum Geräteschuppen lief, um das Glas mit den Schraubenziehern zu holen.

Als er zurückkam, schallte es ihm entgegen: „Kuckuck! Kuckuck! Kuckuck! Kuckuck! Kuckuck!“ Es war fünf Uhr nachmittags. Trotz der Unregelmäßigkeit des Pendels, ging die Uhr erstaunlich genau. Lediglich einmal in der Woche, musste er den großen Zeiger um zwei Minuten nach vorne stellen. Dann passte es wieder.

Wie alt diese Uhr wohl sein mochte, ging es ihm durch den Kopf, als er sie von der Wand abnahm. 20, 30 Jahre vielleicht? Ob sie wohl schon immer diese Macke hatte bei jedem fünften Schlag? Fragen, die ihm niemand beantworten konnte. Denn die ehemalige Besitzerin seines kleinen Häuschens war schon lange tot. Die Uhr hatte sie ihm, dem Käufer ihres Hauses überlassen, als sie vor zehn Jahren ins Altenheim gegangen war.

Er schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und begann das Uhrwerk aufzuschrauben. Auch wenn er nicht sonderlich geschickt war, so stellte diese Aufgabe keine größere Herausforderung für ihn dar. Der Pendelhaken war bald gefunden. Vorsichtig monierte er das Pendel ab, reinigte es und schraubte es wieder an seinem ursprünglichen Platz fest.

Gespannt hängte er die Uhr zurück an ihren angestammten Platz, gab dem Pendel einen leichten Stoß und in die Stille hinein, nahm das altbekannte Ticken wieder seine Routine auf: tick, tick, tick, tick, tick, tick, tick… Zufrieden setzte er sich auf seine Platz auf der schmalen Küchenbank, nippte an seinem Kaffee und lauschte aufmerksam dem Geräusch der Kuckucksuhr: tick, tick, tick, tick, tick, tick, tick… Ach, warum hatte er das nicht schon früher gemacht? Es war eine Kleinigkeit gewesen. Einfach nur die Uhr aufschrauben, reinigen, zuschrauben und zurückhängen – dafür hatte er zehn Jahre gebraucht. Er schüttelte den Kopf. Unglaublich, wie lange man manche Dinge erträgt, obwohl sie einen stören.

In diesem Moment flackerte die Birne in der kahlen Fassung an der Decke und schnarrpte kurz auf. Er schaute nach oben. Ach ja, diese Lampe. Nun ja, irgendwann, irgendwann würde er sich ihrer einmal annehmen. Die Lampe, die seit Monaten einen Wackelkontakt hatte. „Irgendwann“, sagte er laut zu sich selbst, verschränkte seine Arme und schaute zufrieden hinüber zur Kuckucksuhr.
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Darf ich, liebe Sinnliche77, höflich darauf hinweisen, dass es in diesem Fall nie und nimmer "Worte" heißen kann?

Es sind eindeutig acht Wörter.


Das Wort eines Dichters, Philosophen etc. ist niemals nur ein einziges Wort, sondern ein Spruch, eine Weisheit o. dgl.!

*zwinker*

(Der Antaghar)
*******he77 Frau
599 Beiträge
Da ich Dichterin und Denkerin bin,
sind es Worte! *zwinker*

Aber Du hast völlig Recht, es muss natürlich Wörter heißen!
Kuckuck! @******che

ich wollte nur sagen, dass ich deine Geschichte sehr à point fand. Sehr schöner Einstieg, der neugierig macht. Im ersten Absatz schon Sympathie mit dem Protagonisten geschaffen. Im dritten Absatz der Rückblick mit der Hintergrundinformation für den Leser.

Ich hätte mir noch ein wenig mehr Komik gewünscht, er ist mit der Reparatur zu schnell zufrieden, wo er doch vorher Mordabsichten gehabt hatte.

Letzter Absatz:
In diesem Moment flackerte die Birne in der kahlen Fassung an der Decke und schnarrpte kurz auf.

Dieser Satz würde fast schon genügen, natürlich mit deinen Worten, alles was danach kommt, schwächt ein wenig das Ende.

Insgesamt- wenn dich meine Meinung interessiert- gut gestrickt! Chapeau!
Bin gespannt auf deine heißeren Geschichten. Wenn die auch so gut gesetzt sind, hast du jetzt schon einen begeisterten Fan!
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