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Übungen

Übungen
Wie angesprochen in der Diskussion um Sirona5s Text hier:

Kurzgeschichten: Gefühle transportieren

möchte ich diesen Thread folgendermaßen verstanden wissen:

es gibt eine Übungsaufgabe, gestellt hier erst mal von mir (SinasTraum zitierend), später auch von anderen, die sich beteiligen möchten.

Wer Lust hat, versucht sich an einem Stück zu dieser Aufgabe, stellt es ein und die anderen besprechen es. Schön wäre es, nebeneinander verschiedene Lösungsmöglichkeiten zu haben, die man vergleichen könnte.

SinasTraums Vorschlag war:
Als Übung versuche doch mal, etwas aus der reinen Innensicht zu erzählen. Eine Szene, in der eine Frau morgens aufwacht, noch ganz benommen von einer rauschenden Liebesnacht, und einen Zettel auf ihrem Kopfkissen vorfindet, auf dem steht, dass es für ihn zwar nett war, er sie aber nicht wiedersehen will. Und sie hatte doch so große Hoffnungen auf mehr.

Versetz Dich in sie hinein. Ihr Rausch, ihr Kater, der Zettel, ihre Enttäuschung.

Beschreibe es aus der Ich-Perspektive.


Fangen wir doch einfach mal damit an, danach gibt es noch viele andere Möglichkeiten, wie angesprochen (etwas aus verschiedenen Perspektiven, eine Person aus verschiedenen Jahrhunderten /Jahrzehnten treffend darstellen, einen Ort / Räumlichkeit beschreiben, gestelzte versus laxe Sprache in Dialogen....usw. )

ich werde mich jetzt an die erste Aufgabenstellung wagen und hoffe, jemand hat Lust, seine Version als Gegenbeispiel einzustellen

schönen Tag noch, Gruß
dea
Versuch Eins
Ein gleißendes Licht brannte in meinen Augen. In den Tiefen meines Hirns deutete ich es als Lampe, die in mein Gesicht gehalten wurde, um mich zu einem Geständnis zu zwingen. Ich fühlte meine Hände, auf dem Rücken zusammengebunden, in den Fesseln zucken und versuchte mich loszureißen, schüttelte den Kopf und riss die Augen auf. Ich war frei. Ich lag auf dem Bett und Sonnenstrahlen ergossen sich vom Fenster aufs Bett. Alles nur ein Traum. Es musste schon spät sein, ich hatte gut geschlafen, tief und entspannt. Aber ich war allein.

Noch verwirrt von meinem so abrupt endenden Traum, ohne mich an etwas davor erinnern zu können, setzte ich mich auf. Ich war nackt und spürte, wie meine Muskeln in den Beinen sich schmerzhaft dehnten. Die Laken waren zerknittert und warm, verschwitzt und irgendwie feucht. Langsam dämmerte mir, weshalb.

Bilder der letzten Nacht schossen durch mein inneres Blickfeld. Umarmungen, Küsse, Fingernägel, die sich in heiße Haut gruben. Ich hörte wieder das Stöhnen und Schmatzen. Ich spürte das Erzittern meiner angespannten Muskeln und das erleichterte Zurücksinken in die Kissen, selig vor Wonne. Das war einer der besten Höhepunkte meines Lebens, hatte ich auch gestern Nacht gedacht.

Doch wo war er? Ich sah mich um, suchte nach Spuren. Da hatte seine Hose gelegen, dorthin hatte er sein Hemd geworfen. Aber jetzt lagen da nur meine Strümpfe und die eingerissene Bluse, die er mit seinen Händen geöffnet und mit dem Mund von meinen Brüsten gezogen hatte.

Auf dem Kissen neben mir lag etwas. Ich nahm den Zettel in die Hand und las. Das war alles, das er hinterlassen hatte. Er hatte sich nicht verabschiedet. Er hatte nicht seine Telefonnummer notiert. Nur Abschiedsworte. Er wünschte mir ein schönes Leben. Ein Nimmerwiedersehen. Es sei nett gewesen. Verdammt.

Was für ein Arschloch, war mein erster Gedanke. One-Night-Stands hatte ich schon gehabt, aber sich verabschieden war doch wohl das Mindeste an Höflichkeit unter erwachsenen Menschen. Ich war erwachsen genug, Sex und Liebe zu trennen. Ich wusste, dass dies nur Spaß war. Schließlich kannten wir uns gar nicht, als wir gestern zusammen tranken und flirteten. Es war mir klar, dass es nichts anderes war, nicht mehr als Sex. Das war deutlich. Mehr konnte ich nicht erwarten.

Warum fühlte ich mich dennoch so… allein gelassen? Verlassen. Einsam. Mein Kopf pochte, die Sonnenstrahlen störten mich, und mit verkniffenen Augen wand ich das Laken um mich, um aufzustehen und mir einen Kaffee in der Küche zu machen. Wieso hatte ich ihn überhaupt mit zu mir genommen? Wieso hatte ich ihm nicht widerstehen können? Vielleicht hätte auch er geduldig gewartet, mich näher kennenlernen wollen, wenn ich nicht so betrunken, so sehnsüchtig gewesen wäre. Ich musste es mir eingestehen: ich war geil gewesen. Zu lange ohne Sex, und er gefiel mir. Es war meine Schuld, mich so schnell dazu hergegeben zu haben. Ich war ja geradezu über ihn hergefallen. Er musste mich ja als leichte Beute sehen.

Stehend betrachtete ich mich im Spiegel. Wirres Haar, leichte rote Striemen an den Armen, wo er mich gepackt und gehalten hatte. Er war nicht zärtlich gewesen. Aber genau, was ich brauchte. Das Laken roch nach Schweiß, Männerschweiß und anderem. Angewidert warf ich es in die Ecke und zog auch den Rest des Bettzeugs ab und beförderte es in den Wäschekorb.

Erst mal einen Kaffee, dann duschen, die Wäsche machen. Ach ja, und das Kondom entsorgen, das irgendwo liegen musste. Alle Spuren beseitigen. Und bloß nie wieder in diese Spelunke gehen, in die Männer nur zum Aufreißen gingen. Ich war doch nicht so Eine!
Bravo!
Bis auf ein paar ungeschickte Satzstellungen eine gelungene Kurzgeschichte mit vielen sinnlichen Formulierungen, die mir als Törchen dienen, in das Erleben der Protagonistin einzusteigen.
Allerdings hatte ich Sina's Aufgabenstellung etwas radikaler verstanden.
Nur sinnliches (= mit den Sinnen wahrnehmbares ) Beschreiben der Situation.
Deine Szene dreht sich mehr um die Konzepte Lust und Schuld, bzw. die Gedanken, die das reine sinnliche Wahrnehmen verstärken oder abschwächen.
Versteh mich richtig. Deine Geschichte ist klasse. Nur sind hier die Gedanken im Vordergrund und die Sinne ordnen sich ihnen unter.
Ich werde versuchen, etwas aus seiner Wahrnehmung beim Aufwachen zu schreiben. Doch es kann ein Weilche dauern. Im Moment hänge ich auch ziemlich in Gedankenkonzepten fest und sinnliches/ emotionales Einlassen fällt mir schwer. Es ist wie in deiner Geschichte: Sehnsucht und Schuld sind auch bei mir heftigst verbacken.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Ich wehrte mich dagegen, dass das Bewusstsein langsam wieder von mir Besitz ergreifen wollte. Durch die geschlossenen Augenlider sah ich das Licht des frühen Morgens schimmern, aber ich wollte, durfte, konnte diesen Ort nicht verlassen, an dem ich mich befand.

Diesen Ort, an dem es nach ihm roch, an dem ich noch den Klang seiner leisen Stimme im Ohr hatte, die mir all diese schlüpfrigen kleinen Frechheiten zuraunte. Dieser Ort, an dem meine Lippen und meine Wangen noch brannten von seinen Küssen und seinen rauen Bartstoppeln. Diesen Ort, an dem er sich in mir versenkte und bei jedem Stoß auf mich hinunter blickte mit seinen vor Lust verhangenen Augen.

Oh, ich wollte bleiben! Nie wieder fortgehen, bleiben an diesem Ort, an dem alles vollkommen war und warm und unendlich.

Doch da war nicht nur das Licht. Da war auch eine Kälte, die mich von hinten anzukriechen begann und die von dorther kam, wo er zuvor gelegen hatte. Ich drehte mich herum, taste nach der Überdecke aus Satin, tastete nach ihm. Zog die Decke und das Laken enger um mich, immer enger. Krallte die Finger in das Meer aus Stoff, in dem wir uns vor wenigen Stunden noch herumgewälzt hatten als würden wir nie mehr etwas anderes tun, solange wir lebten.

Nein, nicht. Ich will das nicht. Ich will bleiben, wo ich bin. Ich will... ich kniff die Augen fest zusammen und rollte mich ein wie ein Fötus im warmen, wohligen Mutterleib. Dort wollte ich sein. Dort, wo keine Wahrheit mich erreichen konnte.

Blind tastend fuhr ich mit den Händen über seine Seite des Bettes, fühlte jede Kuhle, die er dort mit seinem Körper hinterlassen hatte. Hier sein Kopf, dort seine Schulter, dort die delikaten, kleinen Rundungen seines perfekten Hinterteils. Und dann war da plötzlich etwas Kaltes, Glattes, das unter meinen Fingern knisterte. Oh, nein, er hatte doch nicht... Ich stöhnte auf, knüllte das Papier mit einer raschen Bewegung zu einem Kneuel zusammen und warf es quer durch den Raum, so weit weg wie ich es mit noch immer zusammengepressten Augenlidern vermochte. Ich hörte, wie es gegen einen Gegenstand prallte und dann auf den Boden fiel.

Wie konnte er es wagen! Was fiel ihm ein, sich in einer Minute Zutritt zu verschaffen zu den Abgründen meiner Seele und mir in der nächsten Minute einen schäbigen Zettel hinzulegen und sich zu verdrücken wie in einem schlechten amerikanischen Film!

Die Existenz dieses Papierkneuels dort auf dem Boden machte mich zu etwas, was ich für niemanden je sein wollte. Zu etwas Schäbigem. Zu etwas, über das man hinwegsteigen konnte wie über einen Schmutz auf dem Straßenpflaster. Wieso hatte er das tun müssen? Wieso war er nicht einfach so gegangen, wortlos? Alles war besser als eine widerliche, hohle Phrase, dahingeheuchelt auf einen Zettel mit einem Hotellogo darauf.

Ich lag in den Kissen, die Hände über dem Gesicht, schwer atmend wie nach einem Dauerlauf, damit ringend, meine aufbrodelnde Wut zu bezähmen. Wut auf ihn? Natürlich. Aber doch noch viel mehr Wut auf mich! Wie alt würde ich noch werden müssen, bevor ich mich nicht mehr sehenden Auges in solche Situationen begab? Wann würde die Erkenntnis, dass es so etwas wie Glück in der Liebe auf dieser Welt nicht gab und wenn, dass es dann nicht in einem Hotelzimmer zu finden war, jemals dazu führen dass ich aufhörte, mich einzulassen? Herrgott, wieso war ein Teil in mir nur so furchtbar stur und klammerte sich an die Hoffnung, dass jemals jemand bleiben würde, dass jemals jemand mehr wollen würde als meinen Körper für eine Nacht?

Schluss damit! Ich würde jetzt die Augen öffnen, es hinbehmen wie eine Dame, mich frischmachen und diesen Ort des Verbrechens verlassen und nie wieder daran denken, was für eine Art Vergehen hier stattgefunden hatte.

Ich blinzelte in die verhasste Helligkeit des Tages, unter der es nichts mehr zu verbergen gab. Ich erhob mich und versuchte, meine Nacktheit vor mir selbst zu verstecken, indem ich schroff eines der Laken vom Bett riss und es mir so fest um den Körper schlang, wie ich konnte. Etwas musste mich jetzt zusammenhalten. Ich warf nur einen flüchtigen Blick in den Spiegel, aber der genügte, um mich mit Abscheu zu erfüllen vor mir selbst. Zerwühlt, zerrupft, zerknüllt. Liegen gelassen.

Eines nach dem anderen meiner umherliegenden Kleidungsstücke hob ich auf und dann sah ich es dort liegen, am Tischbein, ganz unschuldig. Ich streckte zögernd die Hand danach aus und ergriff es mit zitternden Fingern. Der Himmel weiß, wieso ich mir das antue, dachte ich bei mir, während ich begann, es auseinanderzufalten.

Zwischen Daumen und Zeigefingern strich ich es glatt und entzifferte seine fliehende Handschrift mit den großen, schnörkeligen Anfangsbuchstaben. "Hey, schöne Frau. Ich will schauen, ob ich für uns ein Frühstück im Bett organisieren kann. Bis gleich, D."

Mein Kopf flog empor, als der Zimmerschlüssel sich mit einem Klacken im Schloss drehte. Dort stand er, den Schlüssel in der einen, ein Tablett in der anderen Hand. Er legte den Kopf auf die Seite. "Guten Morgen... ich war kurz..."

"Ich weiß. Stell das mal kurz ab, bitte." Er tat es und sah mich mit großen Augen an. Ich ließ das Laken fallen und flog in seine Arme.
danke
schön, dass du mitmachst Sina!

Hattest du meine Version vorher gelesen oder nicht? es sind Übereinstimmungen da, die ansonsten erstaunlich wären (Laken um den Körper wickeln, Spiegel ...) und auch das Schuldgefühl ist da.Typisch Frau?

und du liebst Happy Ends also noch mehr als ich (musste mich zurückhalten ...)

Tja, Olove,
du hast wohl recht, dass ich zu sehr Gedanken schreibe, statt Sinnliches, das macht Sina besser.
Bin sehr gespannt, wie ein Mann die Situation beschreibt

gruß
Dea
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Nein, ich habe Deinen Text bewusst nicht gelesen, um mich hicht beeinflussen zu lassen. Interessant, die Übereinstimmungen. Mag sein, dass solche Dinge wirklich "typisch Frau" sind. Das Verbergen des Körpers, wenn man sich verletzlich fühlt, die Selbstreflektion im Spiegel...

Was Happy Endings betrifft: oh ja! Ich bin eine erklärte Verfechterin des Happy Ends. Immer. Wenn nicht in meiner Phantasie, wo denn dann?? *zwinker*

Als Autorin mache ich mir die Welt ein Stück weit, wie sie mir gefällt. Das ist das Salz in der Suppe.
Sinas
Szene ist genial geschrieben. Ein Pralinee sinnlichen Schreibens!
Aber Sina macht es nicht besser, sondern anders! ( Logisch ist es näher an ihrer Vorgabe)
Doch ihre Protagonistin ist ja weiter, sie fühlt schon mehr und denkt etwas weniger. Deshalb passt da auch das Happy End.
Deine verfängt sich noch mehr in Konventionen und erntet das was sie ( wie Frauen halt sind? ) erwartet. Bei deiner ( Denk)Protagonistin musst Du so schreiben. Es ist für sie authentischer.
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
Wohlig strecke ich meine Glieder, kuschle mich seufzend erneut unter meine warme Bettdecke. Nein, ich will noch nicht meine Augen öffnen. Die letzte Nacht war wie ein Traum. War es ein Traum oder Realität?
Oh doch, es war eindeutig real, ich verziehe meine Lippen in süßer Erinnerung, das leise ziehen in meinen Gliedern und das sagen wir mal angenehme „wund sein“ an einer gewissen Körperstelle bestätigen mir die Echtheit.

Lächelnd öffne ich meine Lider. Ich fühle mich herrlich, satt befriedigt und wunderbar ausgeruht .Ich habe so ein gutes Gefühl mit uns…das könnte etwas werden…wir haben uns so gut verstanden und brauchten gar nicht viele Worte. Wir haben zusammen gelacht und festgestellt, dass wir so viele Gemeinsamkeiten haben. Das wird gut – mit uns beiden, ganz sicher!

Mein Blick fällt auf deine Seite des Bettes, die Decke ist zurückgeschlagen und von dir ist nichts zu sehen. Irritiert lege ich meine Handfläche auf das Laken, es ist ganz kalt. Ein Schrecken fährt in meine Glieder, wo bist du, offenbar bist du schon länger auf, sonst wäre das Laken nicht so kalt.
Ich lehne mich wieder zurück - bestimmt machst du gerade das Frühstück. Ich lächle versonnen und lausche. Nichts zu hören, keine Geräusche von klappernden Geschirr, kein Kaffeeduft, der in meine Nase zieht. Ich zwinge mich zur Ruhe - du holst bestimmt frische Brötchen…ja ganz bestimmt. Oder doch nicht?

Erste Zweifel kommen in mir auf. Ich stehe auf, schlüpfe in meinen Morgenmantel und werfe einen kurzen Blick in die Küche - leer -, husche durch den Flur in das Badezimmer - verlassen. Das Wohnzimmer? Keine Spur von dir.
Eine eiskalte Faust umschließt mein Herz und drückt fest zu. Ich kann nicht mehr atmen, wo sind deine Sachen? Mein gehetzter Blick fällt auf die Garderobe…dein Mantel ist fort, deine Schuhe auch.

Panik breitet sich in mir aus. Ich renne in die Küche zurück. Inzwischen sickert die böse Erkenntnis in meinen Verstand, dass du gegangen bist. Irgendwas bitte, irgendeine Nachricht von dir, vielleicht ein Notfall in der Familie und du wolltest mich nicht aufwecken?
Da liegt ein Zettel auf dem Tisch. Mit zitternden Händen nehme ich ihn und lese: „Hey Süße, war ganz ok die letzte Nacht mit dir, aber du bist nicht wirklich mein Typ. Hab noch ein schönes Leben. Vielleicht sieht man sich mal wieder. Mike

Ich sehe meine Welt in Zeitlupe einstürzen, Tränen schießen in meine Augen, meine Lippen zittern unkontrolliert. Meinen eiskalten Fingern entgleitet deine Nachricht, ich würge, mir ist so schlecht und ich renne ins Bad, erreiche noch die Toilette bevor ich mein Abendessen von mir gebe. Dabei schütteln mich Weinkrämpfe. Das Gefühl des Verlustes ist enorm - hinterlässt eine schmerzende Leere. Warum? Warum nur, es lief doch alles gut. Was habe ich nur falsch gemacht? Warum ende ich immer als ONS? Ich heule bis ich keine Tränen mehr habe.

Langsam erhebe ich mich, die große Leere in mir füllt sich ganz langsam mit unglaublicher Wut.
Was denkt sich dieser Dreckskerl? Süße? Weiß der nicht mehr, wie ich heiße? Ich bin nicht sein Typ? Der Sex mit mir war ok? Wer musste ihn denn zwischendurch immer wieder auf Touren bringen, wenn er abgeschlafft war? Also ich hatte schon Typen, die konnten es besser und länger…oh meine Gedanken werden eben ziemlich hässlich!

Ich koche mir einen Kaffee, trinke ihn ganz langsam während meine Fingerspitzen rhythmisch auf die Tischoberfläche klopfen. Allmählich gewinnt meine rationale Seite die Oberhand.
Ein fieses Lächeln umspielt meine Lippen. In meinem kreativen Geist nimmt gerade ein Racheplan Gestalt an. Wie gut, das Männer nach dem Sex immer so ein starkes Mitteilungsbedürfnis und Frauen ein unschlagbares Gedächtnis für Details haben….
Ja, mein liebster Mike - ich kenne deine schlimmsten Befürchtungen! Viel Spaß, wenn du später bei Facebook vorbei schaust!

volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Ein Pralinee sinnlichen Schreibens!

Och... *rotwerd*
Männer weinen nicht
Er ist wieder da, unser Geruch dieser Nacht, jetzt, am Morgen danach. Diese undefinierbare Mischung aus Schweiß, Moschus und Sperma und sie macht die Erinnerung zur Gegenwart. Unsere schweißnassen Körper im Mondlicht, verknotet, schlangengleich, im Paarungstanz. Deine Lustschreie. Das Brennen deiner Fingernägel im Fleisch meines Rückens.
Der Druck deiner Hand um meinen Penis, mit dem du mich aus dem Erschöpfungsschlaf gerissen hast, weil du es nocheinmal wolltest und es hat dich nicht interessiert, dass ich nicht mehr konnte. Du hast mich vergewaltigt. Hast dir einfach genommen, was für immer dir gehören soll. Mein ist die Süße der Rache. Ich nehme mir, was für immer mein sein soll.
Wo bist du? Jetzt, wo ich dich brauche, dich will wie nichts sonst auf der Welt? Ich taste nach dir und die Kälte des Bettlakens beißt in meine Hand. Angst reißt meine Augen auf und statt deiner dunklen Haarflut sehen sie einen Zettel auf dem Kopfkissen.
"Ich danke dir sehr für diese Nacht, aber es gibt Dinge, die sind so wunderschön, dass alles andere nur eine billige Kopie wäre. Ich will keine Kopie. Lebe wohl."
Das Kissen hat die Form deines Kopfes bewahrt und es dauert einen Moment, bis ich verstehe. Dann vergrabe ich mein Gesicht darin. Ich atme deinen Duft, während ich gegen den Krampf in meinen Bauchmuskeln und in meinem Hals kämpfe. Männer weinen nicht.
Ich tauche nur langsam aus dem Schlaf auf, so wie jemand, der das Aufwachen hinauszögern will, weil er gerade einen schönen Traum hat. Ich liege ganz still und fühle. Die wohlige, angenehme Schwere meines Körpers, der sich, satt vom Exzess der letzten Nacht, völlig entspannt anfühlt. Er versinkt förmlich in der weichen Matratze, immer tiefer, und an der Schwelle des Schlafes, bevor ich zurück ins Unbewusste dämmere, baut sich plötzlich die Erregung wieder auf, diese Kribbeln und Ziehen, das danach verlangt, den Körper neben mir zu berühren, um sich noch einmal auf diese unglaubliche Reise zu begeben.

Träge, noch immer im Halbschlaf, taste ich auf meiner linken Seite nach dir; erwarte, deinen Arm oder deinen warmen Rücken zu spüren, aber meine Hand fühlt nur das glatte Laken. Und dann stößt meine Fingerspitze auf etwas, was da nicht hin gehört, im Vergleich zum Laken hart und knisternd. Widerstrebend öffne ich die Augen. Das Bett neben mir ist leer. Was ich ertastet habe, ist ein Zettel, offensichtlich aus einem Notizbuch herausgerissen. Wo ist meine Brille? In meiner Handtasche, und die steht im Esszimmer. Auch wenn ich den Zettel weit weg halte und die Augen zusammenkneife, kann ich die kleine Schrift nicht entziffern. Mittlerweile halbwegs wach, klettere ich aus dem Bett und nehme den Zettel mit. Völlig nackt lasse ich mich im Esszimmer auf einen Stuhl sinken und angle nach meiner Brille.

Es war nett mit Dir, aber es hat keine Zukunft. Tut mir leid…

Ich starre auf die Buchstaben und habe das Gefühl, dass ich versuche, chinesische Schriftzeichen zu entziffern. Ich sehe, was da steht, aber es kommt nicht in meinem Kopf an. Nach endlosen Sekunden beschließt mein Verstand, das, was meine Augen sehen, in Worte zu übersetzen, die ich kenne. Fuck!
Nett? Nett??? Keine Sekunde glaube ich das, was du dir da abgerungen hast. Wie unter einem Stroboskop blitzen Szenen der letzten Nacht in meinem Gehirn auf. Das war ganz sicher nicht gespielt. Eine Frau könnte da ja noch etwas vortäuschen, aber ein Mann? Und dann gleich fünf Mal? Ich sehe noch die Tränen in deinen Augen, als du gesagt hast, du willst mit mir zusammenwachsen, weil alles, was wir getan haben in dieser Nacht, nicht genug war, um dieses Gefühl zu befriedigen. Du hattest genauso wie ich eine unstillbare Gier nach Verschmelzung.

Ich habe so etwas noch nie vorher erlebt und bin ganz sicher, du auch nicht. Völlig aus dem Nichts heraus beim ersten Treffen. Mein Verstand bleibt an dem Begriff „erstes Treffen“ hängen. Und mit einem Schlag bin ich hellwach. Ich weiß, warum du geflüchtet bist, aber ich muss wissen, wohin. Die Anweisungen von Sergej waren eindeutig. Ich sollte dich bis mindestens heute Nachmittag um 16 Uhr deinem Büro fernhalten. Es gab in letzter Zeit Bestrebungen, weniger auffällig zu operieren, und deshalb wurde ich auf Dich angesetzt.

Kalte Angst krallt sich in mein Herz und nimmt mir den Atem. Wenn du jetzt in Deinem Büro auftauchst, ist nicht nur mein Leben in Gefahr, sondern auch deines. Die Connection ist nicht zimperlich, wenn es um die Verfolgung ihrer Ziele geht, und auch nicht, wenn eines ihrer Werkzeuge versagt.

Ich muss dich unbedingt erreichen und davon abhalten, dein Büro zu betreten. Ich habe deine Handynummer nicht. Mir ist übel und mein Puls hämmert. Vor meinem inneren Auge sehe ich dich in deinem Büro liegen mit einem Loch im Kopf, ein anderes Bild zeigt dich mit durchschnittener Kehle, das Blut tränkt den Teppich und läuft weiter auf den Fliesenboden. Warum tut plötzlich mein linker Arm so weh? Ich stehe auf und bin wie benommen. Irgendetwas muss ich doch tun! Der Gedanke, dich jetzt zu verlieren, ist unerträglich. Ich werfe einen Mantel über und greife mir die Autoschlüssel. Ich weiß nicht, wie lange du schon weg bist. Vielleicht kann ich dich noch vor deinem Büro abfangen. Noch nie ist mir dieser BMW so langsam vorgekommen. Mit quietschenden Reifen schlittert das Auto um die Kurven, die Ampeln sind mir egal. Mein Herz rast und ein eiserner Ring drückt meinen Schädel zusammen. Nur noch zwei Straßen bin ich von deinem Büro entfernt, als die Meldung im Radio kommt. Mir bleibt die Luft weg. Ich versuche zu atmen, aber meine Lunge nimmt keinen Sauerstoff auf.

Gestern gab es im Büro des Industriellen Reinhold H. eine Schießerei, wobei dieser tödlich verletzt wurde. Von den Tätern fehlt jede Spur.
Nur wenige hundert Meter vom Tatort entfernt fand die Polizei eine nur mit einem Mantel bekleidete Frau tot in ihrem Auto auf, das in ein Schaufenster gerast war. Die Todesursache wird noch untersucht. Auch die Frage, ob die beiden Todesfälle zusammen hängen, ist noch ungeklärt.

Bisher noch nichts gelesen.
Etwas streicht mir ein paar meiner Locken ins Gesicht, ich lächle mit gesclossenen Augen.
Wie zärtlich du bist, schon lange habe ich dieses Glücksgefühl nicht mehr gespürt

Stille - - - ich höre nur das ticken der Wanduhr.
Langsam öffne ich, immer noch lächelnd, meine Augen. Da sehe ich, dass das Fenster einen Spalt offen steht, und die Gardine sich bewegt.
Erschrocken drehe ich meinen Kopf und sehe das leere, von der letzten Nacht zerwühlte Bett neben mir. Aber obendrauf liegt ein Zettel.
Ein komisches Gefühl beschleicht mich, aber, nein, ich will es nicht wahr haben.
Lächelnd stehe ich auf, nehme den Zettel in die Hand.
Was für eine schöne Handschrift. Es ist mein erster handgeschriebener Liebesbrief.
Dann gehe ich zum Tisch, setze mir meine Brille auf und lese:
>sorry, was ganz nett, aber mehr auch nicht. alles gute und viel glück<
Fassungslos schaue ich auf die Schrift, die plötzlich vor meinen Augen verschwimmt.
Angst jagd meinen Puls hoch,
hoffentlich hatte er kein Aids, und ich habe keinen Namen und keine Adresse.
Ach du Scheiße!

**********ire21 Frau
2.155 Beiträge
Meine Version
...

hab ich wieder gelöscht, weil ich danach die Beiträge gelesen habe. Und nach oloves Beitrag erschien mir doch von meinem Text der Sinn der Übung verfehlt. Vielleicht starte ich noch einen weiteren Versuch ...
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
@*********fire

Wenn ich das, quasi als Übungsleiterin, sagen darf: es gibt ihn nicht, DEN Sinn der Übung. Ok, es gibt ihn doch: versuche, Dich hineinzuversetzen und spüre nach, was für Gefühle das auslöst. Bleibe dran an den Gefühlen. Versuche, Dich nicht durch be-schreiben zu distanzieren.

Was es dafür nicht gibt, ist DEN einzig wahren Lösungsansatz. Du siehst hier an den in Art und Länge so unterschiedlichen Ansätzen, dass alles geht, was nah dran bleibt.

Also bitte, trau Dich. Es wäre schön, auch von Dir etwas zu lesen. Und von allen anderen, die bisher nur mitlesen! *zwinker*

Ich möchte im Moment niemanden herausgreifen und werten, einfach weil ich gerade noch die Freude darüber genieße, wie viele von Euch sich Gedanken machen, jeder auf seine Art. Das möchte ich jetzt nicht ausbremsen.

Besonders freut es mich, dass auch @****na sich beteiligt, die der ursprüngliche Anlass für meine Überlegung war. Ich sehe Deinen Beitrag und finde es wunderbar, dass er da ist und zu einem späteren Zeitpunkt werden wir gemeinsam darauf eingehen. Wenn Du das möchtest.
**********ire21 Frau
2.155 Beiträge
Meine Version (jetzt aber wirklich)
Danke Sina, das ist nett. Ich hatte meinen Beitrag zurückgezogen, weil es doch eher Gedanken waren, nicht Gefühle, sinnliche Eindrücke. Die anderen Texte, die ich gelesen habe, fand ich schon sehr gut. Ok, dann hier nochmal:

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Du bist so blöd. Du bist so blöd. Du bist so blöd. Blöd. Blöd. Blöd. Und noch mal blöd. Wie konntest du dir nur so viele Hoffnungen machen? Dich fortreißen lassen in eine Scheinwelt, hinaus aus dem gesunden Menschenverstand. Hier steht es schwarz auf weiß: "Es war sehr schön, aber ich möchte kein Wiedersehen. Gert."

Hey, realistisches Denken, wer braucht das schon? Was hat uns das denn jemals gebracht? Dann wären wir doch gar nicht hier gelandet letzte Nacht. Oder zumindest nicht mit etwas, das so zum Anbeißen ist. Oder?

Genau! Wären nicht hier gelandet. Würden in einem normalen Bett und nicht verkatert in einem vollgeschwitzten, zerwühlten, nach Pheromonen stinkenden Liebesnest liegen. Würden uns nicht schlecht fühlen. Ich brauch sowas nicht.

Ich schon, ich hab mich mal gut gefühlt, lebendig gefühlt, begehrenswert, verrucht, sinnlich, zügellos. Ich hab einfach das gemacht, wozu ich Lust hatte. Ohne mich ständig von dir bremsen zu lassen. Du ruinierst mir mein Leben. Nie habe ich Spaß. Aber gestern mal. Endlich hab ich dich zum Schweigen gebracht, habe mal das gemacht, wozu ich Lust hatte. Spontan. Ich hab mich gut gefühlt.

Klar, und wie fühlst du dich jetzt?

Verkatert. Aber egal, ich WAR lebendig. Wenigstens für ein paar Stunden! Und was willst du? Du willst uns ins Glashaus einsperren, zusammen mit deinen anderen Mumien. Ich will aber nicht in einem verstaubten Gruselkabinett sein. Ich bin lebendig. Ich will leben! Auch wenn es zu einem hohen Preis ist. Einem verdammt hohen Preis. Aber ich werde ein paar Tage meine Wunden lecken, und dann ist alles wieder gut.

Alles wieder gut! Alles wieder gut! Wenn ich das schon höre! Als bräuchte man nur ein Pflaster draufmachen und schon wäre alles wieder gut. Du bist ja so naiv. Du wirst nie wieder so sein wie vorher. Mit jeder kleinen Enttäuschung wirst du ein klein wenig misstrauischer sein. Nach jedem Schlag in die Magengrube etwas mürrischer. Nach jeder Unehrlichkeit verbitterter. Schau dich doch an: Ringe unter den Augen, zittrige Hände. Sieht so eine glückliche Frau aus?

Ich bin verkatert und übermüdet. Na und? Und jetzt halt endlich die Klappe.
toll
oder wie sagt man heute? Voll fett, krass? (ich bin altmodisch)

ich finde es sehr schön zu sehen, wie viele mitmachen und wie!

Pourqoui Pas
auch bei dir sieht man die Gedanken und Gefühle einer Frau, die sich missbraucht fühlt, interessant, dass du aber gleich an Rache denkst! und du bist die Einzige, die einbrachte, das sie wahrhaftig an mehr glaubte. Sinnliche Formulierungen zuhauf, schön

Christjan
Kurz und heftig, aufs Wesentliche beschränkt, nämlich den Sex, mit der erstaunlichen Wende, dass "ein Mann nicht weinen darf" Der Ausbruch sagt mehr als tausend Worte. Interessant, dass die Frau so viel netter schreibt...

Sirona
Aufgabenstellung eingehalten, Super gelöst, würd ich sagen - und du machst einen Krimi daraus - eine komplette Kurzgeschichte mit überraschender Wende! Ist ihre Atemmnot und Schmerz Zeichen dafür, dass sie irgendwie vergiftet wurde? Oder ist das der Herz-Schmerz? Auch Spannung wird sinnlich erzeugt.

Ev
schöner Kunstgriff, dass etwas anderes als seine Hand sie berührt - betrügt. Und das mit dem Brief, der Handschrift, sagt auch gleich so viel aus.

Relight
wie Sina schon sagte, gibt es nur verschiedene Lösungsmöglichkeiten, keine "bestanden oder nicht bestanden". Du hast es auf deine Art originell gelöst, mit einem Dialog der inneren Vernunft mit der sinnlicheren Seite in uns allen. so kann jeder sich auf eine Seite schlagen.

Insgesamt ist dieser Thread doch ein schönes Beispiel für unsere unterschiedlichen Stile, und die Fähigkeit, aus einer knappen Vorlage eine ganze Geschichte zu bauen. Jede Einzelne könnte verfeinert, verbessert oder verändert werden, aber besonders gut finde ich, dass ihr drauf los geschrieben und nicht lange gefeilt habt.

Ich bin nicht in der Position, jetzt werten zu können. ich will nur noch eins zum Stil sagen:
ich habe drauf los geschrieben und Kraftausdrücke gebraucht - so wie ich sie auch bei euch sehe (Fuck, Scheiße, Blöd...) und war auch versucht, Wow oder ähnliches zu benutzen, habe die aber wieder gelöscht und habe versucht, es anders zu formulieren.
Was meint ihr - sind solche Begriffe ersetzbar, oder machen sie Dinge einfacher, direkter? Sollte man sie vermeiden? Zugunsten von Bildern? oder vieler Adjektive?

Die Bilder sind ähnlich - Kälte fürs Verlassenfühlen, Schweiß fürs Liebestreiben. Würde ein harscher Kritiker dies als Klischee bezeichnen (ich habs ja auch)?

Freue mich auch mehr Ausstausch (und Oloves Version!)
gruß
dea
*********hen67:
Ist ihre Atemmnot und Schmerz Zeichen dafür, dass sie irgendwie vergiftet wurde? Oder ist das der Herz-Schmerz?

Es ist vielleicht ein wenig im Text untergegangen. Sie fragt sich, warum ihr plötzlich der linke Arm weh tut. Das ist in der Regel der erste Vorbote eines Herzinfarkts, der dann in der Folge durch die Aufregung und die Nachricht von seinem Tod endgültig ausgelöst wird.
Kurzer Kommentar
Interessant, dass die Frau so viel netter schreibt...

"Nett" über eine Katastrophe schreiben?
Im Übrigen - es ist das Erste, dass ich seit vielen Wochen als von mir auch nur ansatzweise als lesenswert empfinde. Ich tauge nicht zum Autor, bin bei meinem Schreiben viel zu sehr von meinen eigenen Emotionen abhängig. Im Moment könnte ich gerade noch ein technisches Konzept schreiben. Sitze vor meinen eigenen Geschichten und schüttele den Kopf darüber, was für Gefühlsschmalz ich mal geschrieben habe. Wird sich hoffentlich wieder ändern. Jedes Adjektiv ist eines zuviel. Wenn es nicht ohne geht, mache ich ein Substantiv daraus.
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Kleine Zwischenbemerkung:

Was Ihr alle hier versucht, ist genau das, was in einem guten litarischen Kurs stattfindet oder in einem Seminar wie "Besser schreiben!".

Eine großartige Übung, durch die alle eine Menge lernen können. Ich bin begeistert ...

Auch Du, lieber http://www.joyclub.de/my/2300647.cchristjan.html, kannst durchaus gut schreiben, wenn auch noch mit ein paar "Baustellen". Es wäre Blödsinn, wenn Du jetzt entmutig wärst. Dazu besteht nicht der geringste Anlass!

(Der Antaghar)
Flucht
Eben noch rannte ich mit schweißglänzenden Muskeln durch einen Dschungel voller Farben, Tiergeräusche und duftender Blüten. Früchte reckten sich mir entgegen. Ich war auf der Jagd. Irgendwann stellten sich meine Nackenhaare, und ich merkte an heißem Atem, der sie streifte, dass ich im Kreis lief. Immer wieder versuchten feuchte Lippen sich an meinem Hals festzusaugen und scharfe Zähne ritzten gefährlich meine prallen Halsschlagadern. Ich war zum Gejagten geworden. Sie, mein Opfer war jetzt die Jägerin. Ich rannte schneller und hatte sie fast wieder erreicht. Mit einem rauhen, kehligen Schrei verwandelte sie sich in eine Raubkatze und schnellte davon. Von Neuem spürte ich ihren heißen Atem im Genick, spannte meine vibrierenden Muskeln und war ihr auf den Fersen. Es hätte ewig so weitergehen mögen. Wild und frei. Kraftstrotzende pulsierende Lust.

Doch dann war da plötzlich diese Liane. Der Abgrund. Mein atemloser Flug in die Tiefe.
Modrige Dunkelheit umfängt mich jetzt. Meine Finger reißen verzweifelt an kalten Eisenstäben. Meine Füsse stecken in eisigem Morast. Anja und Paul's Stimmchen schlängeln sich kitzelnd an meinen Waden empor, kriechen mit dem Frösteln, das nun meinen Rücken hoch und runter läuft nach oben, winden sich immer enger um den Klos in meinem Hals. Sie zischen leise, fast wimmernd: Papa? Werden lauter und lauter.
P - A - P - Aaaaahhhhh!
Die kleinen Buchstaben prasseln wie Schlegel auf mein Trommelfell, verwandeln sich dort in zuckende Stromschläge, die mein Herz zum Rasen bringen. Ich will mir die Ohren zuhalten, aber bekomme die verkrampften Finger nicht von den Gitterstäben. Diese werden heißer und heißer. Schmerz überflutet mich. Die Stäbe formen sich glühend vor meinen geblendeten Augen zu einem riesigen: GEH!


"Ich will ..., ich kann doch nicht ..., nein," Meine Gedanken überschlagen sich. Laut klopft mein Herz. Rast, stolpert, als würde es sich gleich überschlagen. Ich bekomme kaum Luft. Etwas Weiches, Feuchtes klebt an mir. Ich strample es panisch von mir und reiße die Augen auf. Wo bin ich? Ein Bett. An der Wand ein Bild. Lächelnde Kindergesichter. Ein Mann, eine Frau. Sie! Die schöne wilde Unbekannte. Blut strömt warm in meinen Unterleib. Ich erinnere mich. An die Jagd. Die Raubkatze, ihren heißen Atem, ihre Krallen, ihre Bisse. Ich will mich umdrehen, sie im.Schlaf überraschen. Sie zu neuem Spiel auffordern.
Doch meine Blase drückt, sie ist zum Bersten prall. Ich stehe auf und suche das Bad. Als ich auf der kühlen Brille sitze und der Druck nachlässt, beruhigt sich mein Herz und ich werde langsam richtig wach. Vor meinen Augen tauchen noch immer die letzten Szenen aus meinem Traum auf. Ich hebe den Blick, um mich abzulenken. Auch hier hängen Kinderbilder. Große, kleine, Photos und selbstgemalte Buntstiftzeichnungen. Der Klos in meinem Hals wächst wieder. Verdammt! Warum darf es mir nicht auch mal gut gehen? Ich wende mich ab und schaue in die andere Richtung. Zum Glück sehe ich mich jetzt nicht im Spiegel. Meine Mudwinkel heben sich ein wenig und bunte Zahnbecher schieben sich mir ins Blickfeld. Zwei große und zwei kleine Zahnbürsten. Ein Rasierer. After Shave. Vier Handtücher.
Mich fröstelt. Mist. Verdammter verfickter Mist! Immer wieder die gleiche Scheiße!
Schnell raus hier.
***a2 Frau
1.135 Beiträge
@********chen:
ich habe drauf los geschrieben und Kraftausdrücke gebraucht - so wie ich sie auch bei euch sehe (Fuck, Scheiße, Blöd...) und war auch versucht, Wow oder ähnliches zu benutzen, habe die aber wieder gelöscht und habe versucht, es anders zu formulieren.
Was meint ihr - sind solche Begriffe ersetzbar, oder machen sie Dinge einfacher, direkter? Sollte man sie vermeiden? Zugunsten von Bildern? oder vieler Adjektive?

Meiner Meinung nach braucht man für die Ich-Perspektive durchaus stimmige (zu der beschriebenen Person passende) Ausdrücke. Wenn die Person aber nicht in Kraftausdrücken denkt, zart ist, dann natürlich nicht...
Wow ist schwierig, da stimme ich dir zu......denn es sagt "nichts" aus......zu einem Wow muss also unbedingt noch eine Innenansicht, was bedeutet das "wow" für "diese" Person....dann passt es wieder

Viele Adjektive.....das finde ich problematisch..vor allem Adjektive zu der Ich-Figur...bei dir ist auch so eine Stelle im Text......"ich....mit verkniffenem Gesicht...."
Hier gilt meines Erachtens die Regel: show don't tell!

@********chen
Die Bilder sind ähnlich - Kälte fürs Verlassenfühlen, Schweiß fürs Liebestreiben. Würde ein harscher Kritiker dies als Klischee bezeichnen (ich habs ja auch)

Es sollte einem zunächst einmal egal sein.
Wichtig ist, sich in die Figur einzufühlen.....genau zu erfassen....was sieht, fühlt, empfindet sie....im Moment.....und mit der Übung....mit dem Schreiben von vielen solchen Szenen.....mit dem Erfassen der individuellen "ich-Figur" als Person....werden dann auch die Bilder individueller.....

Tom Ford "Unabhängigkeitstag"......ein tolles Buch in der Ich-Perspektive.....animiert zum Schreiben von Ich-Perspektive-Geschichten finde ich *zwinker*
***a2 Frau
1.135 Beiträge
...und die Vorgabe hat mich auch animiert *zwinker*

Kurzgeschichten: Geschichtenspiel Teil 32
*********hen67:
ich habe drauf los geschrieben und Kraftausdrücke gebraucht - so wie ich sie auch bei euch sehe (Fuck, Scheiße, Blöd...) und war auch versucht, Wow oder ähnliches zu benutzen, habe die aber wieder gelöscht und habe versucht, es anders zu formulieren.
Was meint ihr - sind solche Begriffe ersetzbar, oder machen sie Dinge einfacher, direkter? Sollte man sie vermeiden? Zugunsten von Bildern? oder vieler Adjektive?

Kraftausdrücke sind, wie der Name schon sagt, kraftvolle Ausdrücke. Sie sind in diesem Beispiel sozusagen die Spitze einer Emotion, wo "normale" Worte nicht mehr ausreichen. Wenn das von der Protagonistin so empfunden wird, finde ich es durchaus legitim, sie auch zu benutzen, sofern nicht der gesamte Text davon durchsetzt ist.
klasse, Cara
Also für diese Geschichte, Cara, kann ich nur einen Kraftausdrück verwenden: WOW

du schreibst so, dass man atemlos als Leser mitgerissen wird und sich in diese Frau hineinversetzt fühlt.
Gut geMacht!, um deine Wort zu benutzen. und ein sehr positives Ende, ohne Schuldgefühle, das gefällt mir gut! vorbildlich in vieler Hinsicht! Danke!!

zu deinem "show don´t tell - das versuche ich, zu meiner Regel zu machen, aber wie bitte, soll ich zum Beispiel die Beschreibung "mit verkniffenem Gesicht" ersetzen? Doch auch nur wieder mit "der Gedanke bereitete ihr Unbehagen" oder ähnliches, das wieder nur erklärt, warum sie schlecht drauf ist.
ist eine körperliche Reaktion wie eine verzogene Mine nicht eher "show" statt "tell"?
vielleicht versteh ich es nicht gut genug..


Olove

typisch für dich? ich weiß nicht. eher nicht. keine Wortschöpfungen, origineller Humor diesmal, sondern kraftvolle, expressionistische Bilder.
Was ich verstehe: Mann verbringt Nacht mit Frau, die aber verheiratet mit Kindern ist - was er erst am nächsten Morgen bemerkt, und seine Reaktion ist Flucht. Die Kinder, deren Stimmen er im Traum hört, sind seine, da auch er eine Beziehung hinter sich hat - warum sagen die Kinder Papa, die Eisenstäbe: Geh!? weil seine Frau ihm den Umgang verbietet?

Pardon, vielleicht ist das gar nicht wichtig, ich neige zum Zerpflücken, das sollte ich nicht.
Jedenfalls bringst du viel Sinnlichkeit ins Spiel durch den Traum, das Erwachen, das Fühlen der Figur. und der Leser fragt sich neugierig, was genau passiert ist, meine Neugier ist verständlich..

Danke!


gruß
dea
In den Frauenbeiträgen lugte das Klischee
des bösen triebhaften Mannes, der nur das Eine will und Frau als wieder einmal benutztes Sexualobjekt zutiefst verletzt zurücklässt mir allzu deutlich auf!
Dabei wissen sie in diesen Geschichten so gut wie nichts voneinander. Sie interpretieren, was sie wahrnehmen. ( Sie kann ja getrennt leben, aber wegen den Kindern des Vaters Sachen noch zuhause haben oder einen älteten Sohn )
Sie folgen der Lust in Freiheit, kommen sich im Feuer meht als nahe und dabei kommen tiefere Schichten nach oben.
Als Sehnsucht oder als Schmerz über eine traumatische Trennung oder beides.
Auf alle Fälle geht er enttäuscht und sie bleibt ( in den weiblichen Geschichten ) geschockt zurück.
In der Geschichte haben die Hintergründe jedenfalls nichts zu suchen. Sie nähmen Spannung und Zauber.
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