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GESCHICHTENSPIEL TEIL 25

GESCHICHTENSPIEL TEIL 25
Liebe Wortspielschreiber,

es wird wieder Zeit für einen neuen Thread.
Hier der Link zum Vorhergehenden:
Kurzgeschichten: GESCHICHTENSPIEL TEIL 24

Und auch gleich die neuen 8:

Trampel

Tüte

Kuchen

Kummer

Beisszange

Schnabel

sensationslüstern

Luftschiff


• * *

Viel Spaß beim Schreiben *zwinker*

Mo

Briefkasten
*******day Frau
14.249 Beiträge
Erste im Briefkasten!!!!
Sprachwachttürme und andere Sonderbarkeiten

Beisszange ist eines von diesen merkwürdigen Wörtern (oder sind es Worte), bei denen sich nicht nur der gebildete Teil der deutschsprachigen Bevölkerung fragt, ob es denn richtig geschrieben ist. Auch unbedarfte Zeitgenossen geraten hier ins Grübeln, markiert doch die allwissende, automatische Rechtsschreibprüfung (neue deutsche Rechtschreibung) das Wort mit einer roten Zickzackunterlinierung, die einen ahnen lässt, dass es auch anders sein könnte.

Natürlich ist es so, dass der Akt des Zähneeinhackens ins Nahrungs- und Lustgefilde generell etwas archaisch-dramatisches hat, insofern könnte das doch eher harte Doppel-S tatsächlich dem Akt des Schnabelöffnen, Hacken, Schlucken und Verdauen entsprechen. Anderseits könnten traditionsbewusste Sprachwächter einwenden, dass das Ei vor dem Doppel-S doch eher weichgekocht als hartgesotten (pardon: weich gekocht als hart gesotten) ist, und dass es sich darum klassischerweise (oder doch: klassischer Weise – beides könnte richtig sein!) nicht um eine Beisszange sondern um eine Beißzange handeln müsste. Und in der Tat bevorzugt die allwissende, automatische Rechtschreibprüfung (neue deutsche Rechtschreibung) diese Variante.

Allerdings sei angemerkt, dass auch in diesem Falle die Tücke im Detail liegen könnte. Unterstellen sie mir bitte nicht, ich sei sensationslüstern, ich bin lediglich ein wenig grüblerisch veranlagt. Und ich frage mich ernsthaft, was es mit diesem interessanten Wort nun auf sich hat. Immerhin findet die allumfassende Suchmaschine im weltweiten Netz tatsächlich eine Seite, die die Beisszange mit Doppel-S und nicht mit Einfach_ß schreibt. Das könnte unter Umständen daran liegen, dass das weltweite Netz sich stillschweigend und klammheimlich darauf geeinigt hat, das gute alte, deutsche Einfach_ß als Sonderzeichen einzustufen, um es so diskriminierenderweise (pardon: diskriminierender Weise) als unzulässig für Heimatseitenadressen einzustufen. Wie dem auch sei, die Beisszange Punkt de besteht derzeit nur aus einer einzigen Startseite, die wiederum Neuigkeiten zwischen Terror und Sintflut verspricht. Also eigentlich nicht Neues, seit der Mann mit dem weißen Bart in der Mitte sich Sonntags zum Schlafen niederlegte und sich Montag Mittag wunderte, was er da angerichtet hatte.

Man möchte nun vor lauter Kummer über dererlei Ungenauigkeiten die Beißerchen (ich entscheide mich hiermit kategorisch für die nicht mit einer roten Zickzackunterlinierung versehene Variante, weil es einfach optisch hübscher auf dem Bildschirm ist) in den Trostkuchen hacken, weil Zucker bekanntlich Nervennahrung ist. Da ich mir nun aber nicht unterstellen lassen möchte, ich sei einer dieser ewig nörgelden und übervorgestrigen Sprachtrampel ohne Sinn für Evolution, schaue ich noch einmal ernsthaft zurück. Schließlich gab es schon vor unserer Zeit Sprachwächter mit Deutungshoheit über Sonderzeichen. So waren schon weiland die Brüder Grimm der Auffassung, das Einfach-ß sei ein unnationaler, deutscher Sonderweg (und wir wissen alle, wie fatal solche Sonderwege sein können, wenn es um die Nichtentsendung von Soldaten in Krisenregionen geht, nur weil die Entsendung von Soldaten in Nichtkrisenregionen in der Vergangenheit für ein unentspanntes Verhältnis zum nationalen Militarismus geführt hat) und darum zu eliminieren. Und unsere märchensammelnden (pardon: Märchen sammelnden) Sprachfetischisten beschlossen also, das Einfach-ß fürderhin als ihrer Meinung nach eindeutiges SZ zu schreiben.

Unter Berücksichtigung dieser unleugbaren Tatsache (an die sich außer der Süddeutschen Zeitung allerdings niemand hält, und auch die nur im abgekürzten Titel), könnte es sich bei unserer Beisszange tatsächlich um eine Beis-ßange handeln, was dem Ganzen natürliche eine ganz neue Dimension verleiht. Bedenklicherweise (pardon: bedenklicher Weise) hält das allwissende, allumspannende Netz dafür keinerlei Belege bereit. Es gibt also nur zwei Möglichkeiten: entweder sind die Illuminaten ausgezogen, um unter Eliminierung des Einfach-ß den heiligen Gral zu schützen oder es handelt sich tatsächlich um eine Beiß-Zange, der auf abrupte Weise Härte statt Weiche unterstellt wurde. Stellen sie sich also bitte nur eine Sekunde vor, sie würden dieses Beiß tatsächlich ganz weich aussprechen... und schon haben wir des Rätsels Lösung. Es handelt sich mitnichten um einen harten Apparat zum Rausreißen von Nägeln aus Wänden, Hölzern oder sonstigen steifen Materialien, sondern um eine Gerätschaft, die dem wienerisch-schmäherischen Beißeln dient. Das Woxikon Punkt de gibt für diese Tätigkeit korrekterweise (pardon: korrekter Weise) an, dass es in der ersten Person Singular, Futur II, Konjunktiv II lautet: ich würde gebeißelt haben.

Das würde ich jetzt auch gerne getan getutet haben, wenn ich denn wüsste, um was für eine Tätigkeit es sich handelt, denn unglücklicherweise (pardon: unglücklicher Weise) wurde vergessen, die deutsch-deutsche Übersetzung beizufügen. Ich gehe jetzt darum mit Udo Jürgens in die kleine Beißel, um eine Tüte zu rauchen. Vielleicht finde ich da, wenn schon nicht die Antwort, so doch den Text zur Glosse der nächsten Woche, wenn es um die Anzahl der Einfach- und Doppel-F in dem schönen Wort Luftschifffahrtsgefahrentransportsgefahren geht.

Es grüßt herzlich

Ihre Sylvie
Sylviesz wie aus der Piss- sorry Pistole geschoss(ßz)ener
Sülzfließgeschwindigkeitsmessungsprotokollapsz
ist einmal (sorry: ein Mal) wieder erste Sahne!

Der letze Beitrag in 24 war auch superklasse! Ich liebe solch anspielungsreiche Sience Fiction! Top!
Hervorragender Hefeteig
"Liebes, dein Hefezopf ist heute einfach wieder ein Traum. Wie machst du das nur? Er ist so luftig, so locker, so schmackhaft."

"Keine Ahnung" sagt sie und denkt doch darüber nach, warum ihr dieser Hefeteig wieder ganz besonders gut geglückt ist und sie kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Gestern - ja gestern bekam sie eine "besondere" Mail, gerade als Sie am Hefeteig zubereiten war, die dazu führte, dass ihre Freundinnen heute einen ganz besonders guten Hefeteig bewundern.

Die Mail kam von ihm...Drei Tage hat er mit ihr in ihrem Luftschiff geschlafen, so nennt Fabienne ihr Doppelbett. Es hat eine ovale Form und sieht unter ihrem LED-Sternenhimmel aus, wie ein schwebender Zeppelin.

Drei Tage haben Sie in diesem Bett verbracht und kamen nur für das Notwendigste heraus. Drei Tage hat er ihren Kühlschrank geleert und ihre selbst gemachten Köstlichkeiten inklusive ihres Lieblingskuchens Tarte Tatin gefressen.

Dass es ihm nicht gefallen hat, bei Ihr, den Eindruck hatte sie nicht. Aber, sie wurde das Gefühl nicht los, dass er sich schwertut, Gefühle zuzugeben. „Lieber haue ich alles klein, bevor es für mich gefährlich wird,“ sagte er, als er sich nach den drei intensiven Tagen von ihr verabschiedet.

Nie hätte sie für möglich gehalten, dass er auch Sie kurz und klein hauen würde. Nie hätte sie für möglich gehalten, dass sie ihm so gefährlich werden konnte, dass er sie kurz und klein hauen würde. Sie sagte doch nur: "Ich würde dich gerne weitersehen, denn ich habe dich sehr lieb gewonnen."

Kummer und Wut durchdringt sie, während sie die Zeilen liest, die sich auf dem Bildschirm zeigen. Am liebsten möchte sie den Computer zertrümmern. Früher hätte sie wenigstens einen Brief zerknüllen und zerreißen können, heute sind ihr die Hände gebunden. Nicht ganz. Während Sie gewaltvoll eine Tüte Pralinen aufreißt, sie alle hastig in sich hineinstopft, um sich zu beruhigen, liest Sie ein weiteres Mal, fast ein wenig sensationslüstern, was ihr letzter Lover ihr geschrieben hat.

„Du bist ein Trampel, eine zickige Beißzange mit Haaren auf den Zähnen, die einfach ihren Schnabel nicht halten kann. Es kommt gar nicht in die Tüte, dass ich dich wieder treffen will. Ich wünsche keinerlei Nachricht mehr von dir, kapiert!“

Nachdem Sie die Zeilen ungläubig gelesen hat, nachdem die Pralinentüte leergefuttert ist, widmet sie sich wieder ihrem Hefeteig für morgen und haut ihn so fest sie kann. So, wie ihre Oma es ihr gezeigt hat. "Kluge Frauen toben nicht, sie machen einen hervorragenden Hefeteig."

Sie schaut ihre Freundin an und fragt: "Darf ich dir noch ein Stück Hefezopf servieren?"



(c) Graciella, die gerade Hefeteig für morgen vorbereitet hat *g* Guten Wochenstart

************
Hi Sylvie, toll! Hat mir sehr gut gefallen.
Hochmut kommt vom vielen Fallen
Bernd brauchte eine Frau. Nicht zum Kochen, oder Putzen, nicht mal für´s Bett, das wäre ja alles nicht mal so kompliziert gewesen, für sowas hätte er bezahlen können.
Nein, er brauchte sie für mehr – eine Begleiterin, bei der er sich ausheulen könnte, und außerdem sollte es eine Schönheit sein, mit der man angeben könnte, eine Frau, deren Augen strahlten, wenn er ihr Geschenke kaufte von all dem vielen Geld, von dem er gar nicht mehr wusste, wie er es alleine ausgeben sollte.
Eine Frau, die jederzeit seinen Wünschen entgegenkam und nichts gegen kosmetische Operationen hatte, um seinem Idealbild zu entsprechen. Seltsamerweise hatte er nicht viel Erfolg auf seiner Suche, obwohl er ein guter Fang war, wie er im Buche steht.

Er holte sich also Ratschläge bei seinen verheirateten und einigermaßen monogamen Freunden, deren Tipps ihm aber bisher nicht weitergeholfen hatten. Die behaupteten, es läge daran, dass er Trampel sei, wie er im Buche steht, und er vor allem an seinen Konversationsfähigkeiten arbeiten müsste.

„Ralf, was kann ich tun? Ich will nicht länger allein sein!“

„Bernd, du hast schon Hunderte von Tüten, oder wie heißt das? Nein, Körben einstecken müssen. Aber du gibst nicht auf. Du bist ein Kämpfer. Und Kämpfer geben nicht auf, außer schlechten Gewohnheiten, klar?“

„Ach, irgendwann reicht´s. Ich frage mich, ob ich nicht meine Ansprüche herunterschrauben sollte… Es stand in der Zeitung, es gibt sehr viele Single-Frauen in Deutschland, die keinen Mann finden können. Nur leider sind sie nicht alle schön oder interessant oder liebenswert. Ich müsste mich mehr für eine weniger hübsche, eine komplizierte und langweilige interessieren, dann würde es schon klappen. Ich kann sie mir ja ummodellieren, das Geld hätte ich ja…“

„Bernd. Glaub doch nicht diesen sensationslüsternen Blättern der Regenschauerpresse. Und hör´ auf Luftschiffe zu bauen. Oder Luftburgen, oder so. Es gibt auch für dich die Richtige – jedem Töpfchen sein Bierdeckelchen, heißt es doch. Lass uns noch was trinken.“

„Ralf, deine Redensarten gehen mir langsam auf den Geist. Was hast du letztens noch gesagt, als ich ein Date mit dieser Beißzange aus meinem Sekretariat hatte? `Wer sucht, der findet auch Brot lecker, wenn kein Kuchen, mehr da ist.` Und du warst nicht mal betrunken. Du wirfst immer alles durcheinander.“

„Also das ist der Dank für meine uneigennützige Hilfe? Ich helfe dir bei deinem Kummer, wie die Spinne am Morgen, und du hast nichts Besseres zu tun, als dich über meine Art zu reden aufzuregen? Ich rede wie mir der Schnabel gemacht wurde – es ist nicht meine Schuld. Der Apfel fällt nicht weit vom talentierten Gärtner. Meine Eltern haben nur so mit mir geredet und sich dauernd gestritten, wie es richtig heissen muss. Komm, wir kippen uns noch eine hinter den Verband und analysieren dein Problem noch ein Mal. Leg dich auf mein Sofa, bilderhaft gesprochen.“

„Ach, Ralf, das hat doch keinen Zweck. Ich müsste einfach aufhören, immer nur herumzumäkeln an einer Frau und sie nehmen, wie sie ist. Den Rest macht dann mein Schönheitschirurg.“

„Sieh mal Bernd, da, wäre die nicht was für dich? Könnte ein Modell sein, wie die läuft – und dieser lange Hals, das erinnert mich an eine – wie heißt noch dieser schöne Vogel – ja, Gans, nicht wahr? Anmutig sieht sie aus.“

„Du bist bescheuert. Die ist doch wohl höchstens Modell für Übergröße 40 oder so. Und wer trägt denn heute noch Locken, die geht total nicht mit der Mode…Und siehst du nicht, dass sie eine Brille trägt!“

„Der schöne Schein liegt dahinter, mein Freund, das Äußere betrügt nur selten. Und kann dein Chirurgenfreund nicht auch Fett absaugen? Dann fände man bestimmt des Pinschers Kern, bei dem Fahrgestell! Komm, lad sie ein. Gegen ein Tröpfchen in Ehren kann sie sich nicht wehren. Und Brillen sind deutliches Zeichen dafür, dass sie einen besonders niedrigen IQ hat, oder so ähnlich. Das wolltest du doch!“

„Nein, Ralf, es reicht. Ich geh auf ne Kreuzfahrt nächste Woche. Vielleicht finde ich sie da, meine Traumfrau. Danke, aber ich brauche deine Hilfe nicht mehr.“

„Undank ist wirklich der Welt Hohn! Du willst nicht geholfen werden, is schon klar. Einen Versacker trinken wir aber noch, zum Abschied, ja?“

„Hör auf, Mensch, das wird ja immer schlimmer. Ich muss jetzt gehen. Bis dann.“

„Und du nennst dich Freund! Die gehen doch zusammen auf die Jagd nach Dicken wie Dünnen, und sollten sich nicht verlieren, sonst gibt’s Augenringe. He, bleib hier – ich dachte, wir stoßen noch einmal unsere Köpfe zusammen, wir finden eine Lösung, es gibt keine Probleme, nur Anforderungen, komm schon…“

Doch Bernd hörte ihn schon nicht mehr, er fuhr nach Hause, allein, und urinierte, oder wie das heisst, während heiße Tränen der Einsamkeit und Reue die Wangen der Frau hinunter rannen, die sein Gespräch mit Ralf mitbekommen hatte.
Stutenbissigkeit
"So ein Trampel"! zischte meine Holde als sie sah was ich mir im Swingerclub angelacht hatte. "Die kommt mir nicht in die Tüte". Ich sah ihren Kummer in dem sonst attraktiven Gesicht und hielt lieber den Schnabel. "Dann geh ich halt ans Buffet einen Kuchen essen" meinte ich kleinlaut, denn einer Beisszange widerspricht man gewöhnlich nicht...
Ich machte mich auf den Weg, doch sensationslüstern wie ich war, blieb ich an der nächstbesten Glasscheibe stehen und beobachtete das hübsche Treiben der Pärchen und Grüppchen in einem violett beleuchteten Raum. Meine Gedanken trugen mich fort wie ein Luftschiff und erst als ich wieder zuhause war wurde ich ich nüchtern und erwachte aus meinen Träumen...
VÖGELSTREIT
Elli hatte noch einige Krümel ihres selbstgebackenen Kuchens übrig.
Wie so oft im Winter schüttelte sie die Krumen auf ihrer Terrasse aus, als sie unfreiwillige Mithörerin wurde.

„Du Trampel! Dich würde ich noch nicht einmal mit der Beisszange anfassen!
Dein Gefieder ist ja so glanzlos und hässlich, und dein Schnabel hat auch schon einmal bessere Zeiten gesehen!
Wenn er wenigstens noch spitz wäre - aber nicht einmal das kannst du bieten!
Und deine Augen erst... IHHHGITTT!
Und DU meinst, DU könntest mich anbaggern?“

„Haha, wenn du glaubst, dass ICH DICH Grünschnabel anbaggern würde, dann hast du dich gewaltig getäuscht.
Nicht einmal mit einer Tüte über deinem Kopf würde ich dich nehmen, du verstohlenes Etwas!
Du kannst mir glauben: auf MEIN Luftschiff nehme ich ein ganz anderes Vögelchen mit! Da würden dir die Federn ausfallen, wenn du es sehen würdest!“

Inzwischen waren andere Vögel durch das laute Geschrei aufmerksam geworden, und gruppierten sich sensationslüstern auf dem Terrassengeländer.
So etwas bekamen sie schließlich nicht alle Tag zu hören.

„MIR die Federn ausfallen??
Nun mach mal halblang und sieh zu, dass du deine Flügel schwingst!
Ich kann dich nicht mehr ertragen, du schwarzes hässliches Ding!“

Mit aufgeregtem Flügelschlag versuchte die Elster den Raben zu verscheuchen.
Doch der ließ sich nicht beirren und hackte mit dem Schnabel nach der Elster.

Die Meisen und Spatzen auf dem Geländer bekamen es mit der Angst zu tun, zogen ihre Köpfchen ein und kuschelten sich zitternd aneinander. Vogel, war das spannend!

„Du hörst sofort auf nach mir zu hacken, oder ich hau dir mit meinen weiten Schwingen deinen scheiß Schnabel ab!“

Die schwarz-weißen Schwingen der Elster hoben sich seitlich ab, und es gab ein ungutes lautes Geräusch.

„Wer macht denn hier so einen Krach? Ihr wollt mir doch keinen Kummer machen?“ schnurrte es listig von der Terrassentür herüber.
Kater Fridolin leckte sich genussvoll über das Maul, als er in geduckter Haltung die Terrasse entlang schlich .

Und wie ihr euch denken könnt:
die kleinen Vögel stoben blitzartig auseinander, während sich Rabe und Elster endlich wieder einig waren:

Nichts wie weg hier!


© Dev 14/11/ 2011
Schöne Katerstrophe!
Vogel, was für eine stimmige Geschichte!

gutzu....*floet* laf
*danke*
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Schön Geschichte *top*
So langsam könnten wir eine Sammlung von Tiergeschichten aufmachen.
dankeschön *g*
also ich wär sofort dabei bei den Tiergeschichten *katze* *kuh* *huhn* *schwein* *ja*
*******day Frau
14.249 Beiträge
Tiergeschichten?
Das Trampel- und das Schnabeltier,
die trafen sich gern auf ein Bier.
Sie tranken eins, sie tranken zwei
und hatten mächtig Spaß dabei.

Doch machte das auch manchmal Kummer,
denn sie umkreisten dauernd Brummer.
Die waren zwar nur scharf auf Kuchen,
doch brachten sie die zwei zum fluchen.

Sie griffen zu der Fliegenklatsche
und hielten sie in ihrer Patsche.
Doch trafen sie das Luftschiff nie,
statt dessen brachen sie ins Knie.

Beißzangen-Kurt, der Ohrenkneifer
betrachtet das mit Feuereifer,
ganz sensationslüsternd er schaut
und dann die Kuchenkrümel klaut.

Und die Moral von der Geschicht:
Trinke nie ein Bier mit Tieren nicht!

Sylvie *bitteschoen*
"Beißzanken-Kurt, der Ohrenkneifer"... *lol*
Ich schmeiß mich wech...
und schön, wieder mehr von dir zu lesen, Sylvie *top*
ich meinte natürlich "BeißzanGen"
ist noch arg früh am Morgen...
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Es ist noch nicht erwiesen, dass es ein Gen für Beißzan gibt.

*klugscheisser*
Sprachwachttürme und andere Sonderbarkeiten ...
hat mich dermaßen zum Lächeln gebracht, dass ich meine Beizzange zur Seite legen musste.

Die Idee mit den Tiergeschichten finde ich ebenfalls famos.

LG
Mo

Onkel Erwin grinset froh
teilt er sein Bett mit einem Floh
seinen Tisch
mit einem Fisch
namens Hecht
das freuet auch den Specht
der nebenan als Nachtbar wohnt
als Vogel auf dem Baume trohnt.
*******day Frau
14.249 Beiträge
dass ich meine Beizzange zur Seite legen musste.

Und wie willst Du ohne das Teil heile aus der Hose kommen? *haumichwech*
dass ich meine Beizzange zur Seite legen musste.

Und wie willst Du ohne das Teil heile aus der Hose kommen?

Mit Flüssigbeiße, nicht zu verwechseln mit Dosenbeize.
Tja ich geh halt mit der Zeit.

Als Juniormeister des lapidaren Zwangsreimes verabschiede ich mich bis später

Mo

---

Dort in der Beize,
Mutter, eine Meize, eine Meize!

Kind, das nennt man Meise.

Mutter, da, dort in der Beise?
*******day Frau
14.249 Beiträge
Es ist 20 Uhr...
am 20.11.2011, auch Totensonntag genannt.

Und ich habe die ehrenvolle Aufgabe, die Herr- und Damschaften mit Futter zur versorgen. Ich habe die Wörter liebevoll mit der Beißzange aus dem Duden geklaubt, wünsche viel Spaß in die Runde und freue mich auf die Ergebnisse.

  • Tod
  • Sehnsucht
  • waschen
  • Efeu
  • bunt
  • Samowar
  • lieblich
  • diskret


Sylvie *bitteschoen*
Hmmm, daraus könnten schöne Novembergeschichten entstehen
Mal so, mal so.
Herbert hatte noch nie verstanden, wieso die meisten Leute Herbst und Winter nicht leiden konnten. Der Frühling war doch viel schlimmer – dieses neuentstehende Leben um einen herum, all das Bunt und frische Grün, das einem ins Gesicht lachte, die keimende, knospende, erneuerte Natur, die einem nur klar machte, dass es einem selbst nie vergönnt sein würde, von vorne anzufangen.

Da war ihm der Herbst lieber, der war ehrlich, zeigte die Vergänglichkeit und den Tod, all das, dem er nicht entgehen konnte. Herbst war nicht lieblich wie der sich ankündigende Sommer, der mit zarten Sonnenstrahlen auf neugeborene Lämmer schien – er war blass und voll toter Dinge auf den Wegen, über die man steigen musste. Er zeigte ein letztes Aufbäumen des sterbenden Laubs mit einer Farbenpracht, die nichts anderes als herrliche Todessehnsucht war, bis nur verwaschen-grünes Efeu, und Nasskaltes, Klammes, Dämmriges übrigblieb.

Frühlingsmenschen waren in seinen Augen verirrte Optimisten, Genießer, die ihre Energien nach den langen, dunklen Monaten durch Aktivitäten an der fischen Luft wieder auftankten, am liebsten in Gruppen. Sie liebten die knackige Frische eines jungen Salats zu einem erfrischenden Bier in luftig gekleideter Gesellschaft. Sie wollten baden gehen, sobald die Sonne mal eine Woche schien, pflückten Blumen am Wegesrand und kauften sich wie in geistiger Umnachtung kurze Hosen und Sandalen.

Die Liebhaber dieser Jahreszeit waren Herbert normalerweise zuwider. Er bevorzugte andere Annehmlichkeiten. Sich zuhause einigeln, nicht vor die Tür gehen zu müssen, die belebende Wärme eines Grogs oder warmen Kakaos mit Schuss in seine kalten Eingeweide strömen zu fühlen.
Die diskreten Sonnenaufgänge, die im Nebel kaum als solche zu erkennen waren und die dumpfen Sonnenuntergänge, die nicht jedes Mal glutrote Farben an den Himmel malten, als wetteiferten sie um das glorreichste Finale.
Herbert liebte es, in schweren Stiefeln herum zu stampfen, und mehrere Schichten kuscheliger Kleidung übereinander zu tragen, eingemummt und geschützt gegen alle Widrigkeiten, die er in beheizten Räumen dann teilweise ablegen konnte, vor seinem Kaminfeuer manchmal sogar ganz.

Er freute sich auf den Winter, in dem sein Samowar den ganzen Tag vor sich hin glühte und die köstlichsten Getränke ermöglichte, in dem er ungestört von zu frühem Licht ausschlafen konnte und die kahlen Bäume ihm die Sicht auf weit entfernt liegende Häuser und Straßen ermöglichte. Herbert traf nicht oft Mensche wie ihn. Nur selten fühlte er sich unter seinesgleichen, so dass er schon lange mit dem Gedanken liebäugelte, auszuwandern, in ein Land, in dem sein Lieblingsklima ganzjährig herrschte.

Was ihn davon abhielt, war Klara, seine Frau. Ihr zuliebe ertrug er jedes Jahr aufs Neue das Einmotten seiner geliebten Wintermäntel und Stiefel, die geöffneten Fenster und Frühstücken auf der Terrasse – sie war ein Frühlingsmensch, durch und durch, mit leicht bräunender, sonnenverliebter Haut und strahlendem Lächeln, wenn sie nur draußen sein konnte.

Ihre gemeinsamen Aktivitäten waren Kompromisse – im Winter blieb sie mit ihm zuhause und kochte Fasan mit Rotkohl und sie lasen vor dem Kamin Dostojewski. Im Frühling jedoch musste er dafür mit in den Park, Ruderboot fahren auf dem Fluss, und versuchen, dem nahenden Sommer nicht mit Grausen und Depressionen entgegenzusehen.

„Irgendwann mach ich aus dir noch einen Frühlingsmenschen!“, lachte sie und er grinste nur schwach. Nein, das war unmöglich. Und er würde sie nie dazu bringen können, Nebel und matschigen Straßen mehr als ein Schütteln abgewinnen zu können. Das wusste er.

Aber Gegensätze können sehr wohl nebeneinander bestehen, mit dem Gewicht mal auf dieser, mal auf jener Seite. Nach jedem Winter brach irgendwo das erste junge Pflänzchen wieder durch den sich aufwärmenden Boden und schmückte die graue Welt wieder mit neuen Farben. Und jeder noch so schöne Sommer endete im Vermodern all der jungen Pracht und dunklen, langen Abenden voll knisterndem Kaminfeuer.

Herbert und Klara hatten das schon so oft miteinander erlebt, jeder von ihnen die Hälfte des Jahres wartend auf das erneute Leben oder Sterben um sie herum, aber jeder gönnte dem anderen seine Lieblingsjahreszeit.

Und dabei waren sie zusammen alt geworden. Für Herbert lag der ersehnte Herbst ihres Lebens vor ihnen, Klara aber konnte dennoch lachen, erlebten sie doch auf gewisse Weise den ewigen Frühling.
*****_nw Mann
505 Beiträge
Schwanengesang
Und jetzt? Sehen wir es einmal realistisch: Einfach auf den Tod warten? Ich bin ein vorlauter, indiskreter Trampel. Ich sollte mir den Mund mit Seife waschen, oder noch besser: einfach den Schnabel halten, wenn ich meinen Mitmenschen genug Kummer bereitet habe und es ihnen zu bunt wird. Mir lieber eine Tüte über den Kopf ziehen, wenn mich die Sehnsucht nach einer blutigen Nase packt, als ihnen mit der Beisszange den letzten Nerv zu ziehen. Mir ein Efeublatt vorhängen, statt mich ihnen nackt zu präsentieren; ich weiß doch, wie sensationslüstern sie sind. Lieblich wie eine Sommerbrise sollte ich ihnen eine Gänsehaut machen, nicht, indem ich auf ihren Kuchen spucke.

Aber ich kann es nicht. Ich bin ein Luftschiff im Zeitalter der Düsenjets, ein Samowar unter lauter Espressomaschinen. Warum sieht das niemand außer mir?
Endzeit
Er war nie wirklich diskret gewesen. Von seiner Sehnsucht erzählte er allen Leuten, ob sie es wissen wollten oder nicht. Und meistens wollten sie es nicht wissen. Die meisten Menschen sind eben in der glücklichen Lage auf ein gesundes Selbstbewußtsein blicken zu können, das nur Opfer, jedoch keine Mitverschwörer benötigt. Wer passt wird integriert, wer nicht passt wird als "kindisch" abgetan und belächelt. Wir, die Erwachsenen, waschen jedenfalls unsere Hände in Unschuld! Wohin der wilde Efeu unserer bescheidenen Fantasien auch wuchert, wie bunt, oder wie einheitlich grau-rosa unsere Lebensvorstellungen auch sind, an unser Eingemachtes lassen wir niemand ran. Für uns gilt, egal wie kurz wir leben "Abwarten und Tee trinken". Der mit den Gefühlen und dem Herz auf der Zunge wird seine Fehler schon machen und dann haben wir ihn am Wickel. Dann ist es uns egal wie lieblich er seine Emfíndungen auch darstellt... Aus unserem Samowar kriegt er jedenfalls nichts!

Als er das endlich begriffen hatte dachte er an den Tod!!
*******day Frau
14.249 Beiträge
Wow...
Ihr ward ja schon fleißig *bravo*
Wenn das so weiter geht, müssen wir beim Admin einen Teekoch-Smiley beantragen *smile*

Sylvie *sonne*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Ich weiß nicht, ob das Thema nicht zu hoch für mich ist, aber ich hab mich mal an was versucht. *ggg*

Held oder Mörder

Der Samowar stand am Tisch, darunter leuchtete ein weißes Tischtuch, an dessen Säumen sich gesticktes Efeu rankte. Es duftete nach Alter, nach Leben – verbrauchtem Leben, nach Verlust. Das alles vermischte sich mit dem lieblichen Duft frisch gebackenen Brotes, das mir in die Nase kroch und meinem Magen meldete, dass ein Stück Brot wunderbar mit dem herrlichen Tee harmonieren würde.

Er saß vor mir, sein schiefes, vernarbtes, vom Alter gezeichnetes Gesicht lächelte mich an und ich fragte mich, wie es der Mann fertig brachte, dem Leben so viel Gutes abzugewinnen. Ich lächelte zurück, zuerst zaghaft, dann herzlich.

Sein Pullover strahlte mich bunt an und zog ständig meinen Blick auf sich. Erst als er Tee einschenkte und mir ein Stück Brot anbot, wurde mir erneut bewusst, wem ich da gegenübersaß. Er war eine Legende. Eine lebende Legende. Held für die einen, Mörder für die anderen.

Simo Häyhä. Belaja Smert. Valkoinen Kuolema. Der Weiße Tod.

Ich wollte mit ihm zur Elchjagd. Nach wie vor war seine Hand ruhig und er hatte ein scharfes Auge. Jeder Schuss saß …

so wie damals …

1939 …

Krieg herrscht in ganz Europa. An der finnischen Grenze stehen sowjetische Soldaten. Finnland ist gezwungen, dem Aufmarsch entgegenzuhalten und bietet alles auf, was es an Männern hat. Die Frontlinie ist lang und die Angreifer besser ausgerüstet und zahlenmäßig überlegen. Der Widerstand wächst.

Simo Häyhä kommt als Infanterist zur 6. Kompanie des JR 34. Er wird als Scharfschütze eingesetzt. Niemand weiß es, doch er ist der beste. Er verzichtet auf Zielfernrohr und andere moderne Errungenschaften, denn er will vom Feind nicht entdeckt werden. Jeder Schuss fast ein Treffer. Daneben zu schießen, wäre sein Tod. Zu leicht kann ein Scharfschütze geortet werden. Damit die Sowjets seinen Atem in der Kälte nicht erkennen, nimmt er Schnee in den Mund.

1980 …

ich saß in seiner Küche, trank Tee mit dieser Legende und er sagte gerade: „Ja, ich habe eine ruhige Hand. Leider hat es nicht ganz gereicht.“

„Haben Sie keine Bedenken, weil Sie so viele Menschen getötet haben?“, fragte ich zögerlich, es war mir peinlich, das zu fragen. Doch er lächelte mich fast nachsichtig an.

„Es war Krieg. Ich habe getan, was getan werden musste, meinen Auftrag ausgeführt. Und ich denke, ich war gut.“

„Sie sind hierzulande eine Legende, Herr Häyhä.“

1939 – 1940 …

Die Schlacht von Kolaa an der sowjetischen Grenze. Irgendwo im Niemandsland an der Frontlinie.

Simo Häyhä liegt im Schnee verborgen. Das Gewehr, ein Mosin/Nagant M/28, liegt sicher. Bereit. Alles ist bereit. Gespannt. Die Hand am Abzug. Das Auge an der offenen Visierung. Den Mund voller Schnee. Die 9. Armee des Sowjetheeres rückt vor. Simo beobachtet und nimmt die Soldaten aufs Korn, einen nach dem anderen. Immer mit der Angst im Rücken, entdeckt zu werden. Geduldig harrt er in seinem Schneeloch, verbirgt sich so gut es geht. Der Finger am Abzug biegt sich. Das Auge hat ein Ziel erfasst. Schuss. Treffer. Ducken. Es gilt die Feinde von der Heimat zu vertreiben. Das Auge wieder an der Visierung, der Finger am Abzug …

1980 …

wir plauderten über die Elchjagd, denn er wollte mich mitnehmen. Ich hatte ihn gebucht. Ich wollte mit dem Besten jagen. Von ihm lernen. Wie man schießt. Das Gewehr ruhig hält. Ohne Zielfernrohr. Die Natur erleben. Die finnische Seenplatte. Die Mücken. In die Sauna gehen. Baden im See. Fische essen. Wandern. Vielleicht einen Elch schießen. Die Sehnsucht nach einem Stück Freiheit trieb mich dort hinaus.

Jetzt saß er vor mir, trank Tee und lächelte. Ich konnte nicht umhin, ihn zu bewundern.

1940 …

Er liegt im Matsch. Es ist kalt. In der Nacht hatte es starken Frost. Er muss aufpassen, nicht festzufrieren. Aber er darf sich nicht bewegen. Reglos liegt er da. Schnee im Mund. Finger am Abzug. Auge am Feind. Ein Schuss.

Getroffen. Simo liegt angeschossen im Schnee. Endlich haben sie ihn erwischt, nach siebenhundert getroffenen Gegnern, hat der Feind zurückgeschlagen.
Das Gesicht ist zerfetzt. Er wird geborgen und ins Lazarett gebracht.
Er weiß es nicht, doch als er erwacht, wird der Frieden beschlossen. Die Sowjets ziehen sich zurück.
Es ist der 13. März 1940.

1980 …

Diskret schaute ich mich ein weiteres Mal in der sauberen Küche um. Hier glänzte alles, so als hätte er es frisch gewaschen. Er selbst wirkte ebenso. Alt und dennoch jung. Der Leutnant Simo Häyhä. Der Weiße Tod. Der Schrecken der Sowjets.

Wir tranken den Tee, redeten über seine Hunde, Finnland, die Seen, die Elche. Dann ging ich zu Bett, denn am nächsten Morgen wollten wir früh aufbrechen, wenn ich diese majestätischen Tiere mit den langen Nasen sehen wollte.

„Gute Nacht, Herr Häyhä.“

(c) Herta 11/2011
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