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Geschichten-Spiel Part 10

**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
mmhhh...
Eine wunderschöne Hommage an die gute Hilde. Du schreibst mir aus der Seele, Moritz.

Und ja, die Siebziger hatten echt was spezielles...
Astreine 8 Wörter, meine liebe Nio.
Und dann Deine Geschichte, deren Anfang mich gleich begeistert hat:
Mein Herz pumpte Blut mit rasender Geschwindigkeit durch Adern, dass mir sogleich der Schweiß aus allen Poren drängte. Mit eiskalten Händen öffnete ich die Toilettentür und ging zurück an die Bar. Die pelzigen Schleimhäute hinterließen einen fahlen Geschmack im Mund und ich bestellte mir einen doppelten Whiskey, den ich voller Befriedigung kippte. Bob Dylan sang gerade sein Tangled Up In Blue, als Stella den Raum betrat.

Claudia, beim Lesen Deiner Geschichte lief mir der kalte Schweiß den Rücken hinunter *zwinker*
Es war eine Vision, die zu einem Alptraum mutierte. Als sie erkannten, dass sie nicht mehr aufzuhalten war, versuchten sie sich ihrer zu entledigen. Doch da war sie bereits verschwunden. Von einem Tag auf den anderen hatte sie sich befreit, dass es geradezu schien, als habe sie sich in Luft aufgelöst.

Überhaupt, es macht total Spaß, hier jede Woche zu lesen. Teilweise so abgefahren, dann liest man ironische, längentechnische Gegendarstellungen ...

Ihr seid klasse.

LG
Mo.
Danke Mo
Ich/wir werde/n in der nächsten Woche keine Geschichte abliefern können und verabschiede/n mich/uns jetzt in den Urlaub *freu**sonne*

Machts euch schöööön
*wink* Nio**
Nemesis - wie alles begann
Die Sonne senkte sich über die Ödnis von Savannah, als Frans sich auf die Stufen der Veranda setzte und langsam damit begann, einen Joint zu drehen. Im Hintergrund hörte er das Schluchzen seiner Mutter. Er hasste es, dass sie sich immer wieder aufs neue Leid zufügte, indem sie stundenlang vor dem Fernseher saß und sich Kriegsberichte ansah.
Auch wenn sie noch so oft auf Atompilze starrte, sich von der Kraft ihres zerstörerischen Anblicks hinreißen ließ, so würde es seinen Großvater auch nicht zurück bringen.
Einerseits widerte ihn dieser Masochismus an, er konnte es kaum erwarten endlich zum Studium nach Harvard zu gehen, andererseits hegte er ein reges Interesse an der schier unbegrenzten Manipulierbarkeit seiner Umgebung hier in Savannah. Alles war so unglaublich klein hier. Im Geiste, wie auch im räumlichen Sinne. Er nahm einen tiefen Zug, inhalierte das Gras und starrte auf den Rasen der Nachbarn. Das feucht glänzende Grün würde er auch nicht vermissen und mit Befriedigung stellte er fest, dass außer seiner Mutter nichts ihn wohl je wieder hierher zurück bringen würde.
Nach einer Weile war es still im Haus. Noch drei Tage, dann würde das beginnen worauf er sich schon seit er denken konnte freute - sein Leben.

Frans hatte sich schon immer für die Verhaltensmuster seiner Umwelt interessiert, als stiller Beobachter die kleinen und größeren Dramen in seiner Umgebung verfolgt und seine Schlüsse daraus gezogen. Etwas anderes als Psychologie zu studieren, kam nie für ihn in Frage. Seinen Mitschülern war er oftmals ein Rätsel, seine analytische Haltung gegenüber allem, schien ihnen in vieler Hinsicht suspekt. Eigentlich war ihm das auch immer lieber und so empfand er die Ruhe bei einem Joint meist als vergnüglicher, als die Gesellschaft belangloser Menschen, die nicht weiter dachten, als zur nächsten Party.

Er drückte den Joint aus und ging ins Haus. Es war bald vorbei.

Die ersten drei Semester gingen so schnell vorüber, dass Frans kaum Zeit damit verbrachte, an Savannah zu denken. Alles war weit weg, das Klima an der Ostküste empfand er als weitaus angenehmer und das Leben an einer Eliteuniversität hatte darüber hinaus einen ganz besonderen Reiz. Dass er überhaupt hier war, hatte er seinem Professor auf dem College zu verdanken, welcher seine Leistungen nicht nur gefördert hatte, sondern darüber hinaus auch exzellente Beziehungen zu einem Mitglied des hier ansässigen Gremiums pflegte, welches über die Vergabe der Stipendien zu entscheiden hatte. Er war der einzige, dem er von Zeit zu Zeit eine Postkarte schickte.
Seine Mutter besuchte er kein einziges Mal. In den Ferien gab er stets vor arbeiten zu müssen, um sein Leben hier finanzieren zu können.
Sie war ihm schlichtweg egal, wie er mit einer gewissen Verwunderung feststellte.

Im Herbst 2007 lernte er Damian kennen. Er hatte ihn schon öfters auf dem Campusgelände gesehen, aber nie mit ihm gesprochen. Seinem Vater gehörte eine große Firma, von welcher er lediglich wusste, dass sie sich in der Biochemie und Bionik einen Namen gemacht hatte. Im Grunde genommen war Damian das genaue Gegenteil von Frans und mit einer gewissen Verwunderung nahm er zur Kenntnis, dass dies wohl genau der Grund war, weswegen dieser sich ebenfalls von ihm angezogen fühlte. Eines vormittags, Frans saß gerade in einem Café in der Nähe der Uni, kam Damian plötzlich auf ihn zu und setzte sich neben ihn.
"Hi, ich bin Damian, du musst Frans sein. Habe schon von dir gehört. Professor Highnes ist ja ein richtiger Fan von dir." mit einem Lächeln streckte er seine Hand aus. Frans las gerade einen Artikel über Traumata-Forschung und war ein bisschen verwirrt, als er plötzlich diese Hand sah, die sich ihm so offen anbot.
"Hi, freut mich. Ich bin Frans van Keepen. Studierst du auch bei dem Alten?"
Damian lachte.
"Nein, ich bin von der anderen Fraktion. Ich studiere Medizin, genauer gesagt ist es mein Ziel Chirurg zu werden. Den "Alten", wie du ihn nennst, kenne ich nur durch meinen Vater."
Frans war zwar aus seinen Studien gerissen, aber irgendwie bedauerte es keineswegs, denn Damian war der erste Mensch auf dem Campus, der sich ganz offen um eine Unterhaltung mit ihm bemühte.
"van Keepen ist irgendwie ein eigenwilliger Name." meinte Damian und wollte wissen woher er kam.
Frans erklärte ihm, dass sein Großvater, der im Krieg umgekommen war seinerzeit aus den Niederlande nach Amerika kam und sich dort eine bescheidene Existenz aufgebaut hatte.
Sie unterhielten sich noch einige Stunden, bis Damian ihn einlud, ihn am Wochenende zu besuchen. Frans sagte zu.

Im Gegensatz zu Frans wohnte Damian nicht auf dem Campus, sondern hatte eine recht attraktive Wohnung am Rande der Stadt. Die Tatsache, dass er Sohn reicher Eltern war, war etwas, was Frans irgendwie neidvoll berührte, er verbarg seinen Argwohn jedoch, als er zwei Tage später gegen acht Uhr abends an seiner Tür klingelte.
Eine junge Frau öffnete ihm. Sie hatte schulterlanges, dunkelbraunes Haar und auf ihrem Gesicht schimmerte ein goldiger Braunton.
"Hey! Du musst Frans sein, Damian hat mir bereits von dir erzählt. Komm rein." lächelnd nahm sie ihm den Mantel ab und Frans nahm einen dezenten Geruch von weißen Blüten wahr.
In diesem Moment erschien auch schon Damian. Fröhlich begrüßte er ihn.
"Frans! Wie ich sehe hast du meine Freundin Marie bereits kennen gelernt. Sie studiert auch in Harvard. Informatik - und die Kleine ist ein wahres Genie." er legte den Arm um Marie, die sich ein wenig wand.
"Glaub ihm kein Wort, Frans. Er will nur angeben. Ich bin eine ganz normale Frau und kein Genie."
Ihr kokettes Lächeln allerdings verriet, dass Damian mit dem, was er über sie gesagt hatte ihr durchaus schmeichelte.

Während im Hintergrund dezente Bluesrythmen eine stimmungsvolle Kulisse zeichneten, stand Frans zu späterer Stunde am Fenster und starrte mit einem Glas Cognac in der Hand in den Nachthimmel.
" Kaum zu glauben, dass da oben tausende von Satelliten in der Umlaufbahn kreisen, die unaufhörlich Daten hier runter schicken."
Er hatte nicht bemerkt, wie Marie sich neben ihn gestellt hatte. Ihr Lächeln, ihre ganze Art hatte eine betörende Wirkung auf ihn.
Doch sie war Damians Freundin und er hätte es als unhöflich empfunden, an diesem Abend mit ihr zu flirten.

Damian und Marie wurde seine besten Freunde in den kommenden Jahren. Irgendwann hatte er auch begonnen mit Marie zu flirten und stellte erstaunt fest, dass sie durchaus empfänglich für seine Avancen war. Was Frans dabei anfangs irritierte war, dass Damian bei diesen Anzeichen von so offensichtlich gegenseitiger Anziehung so gar nicht eifersüchtig wirkte. Im Gegenteil, er schien ihm geradezu grünes Licht zu geben, sich näher mit Marie einzulassen.

Frans war sich durchaus bewusst, dass Maries Interesse an ihm hauptsächlich sexueller Natur war, doch das störte ihn nicht im Geringsten. Er begriff schnell, dass sie besondere Vorlieben hatte, die den seinen in geradezu idealer Weise entsprachen. Sie liebte es, an den unmöglichsten Orten von ihm gefickt zu werden, oftmals auch in unmittelbarer Nähe von Damian.
Dies wiederum steigerte Frans' Faszination für ihn, denn womöglich hätte jeder andere dies als Erniedrigung empfunden. Sie teilten sich alles, den Whiskey, das Koks und Marie. Frans empfand zum ersten Mal in seinem Leben so etwas wie Zufriedenheit.

Sie studierten alle drei unterschiedliche Fächer und waren doch auf eine, wie Frans fand, eigenwillige Art darin verbunden, gemeinsame Erkenntnisse aus ihren Studien zu diskutieren.
Marie war eine unglaubliche Expertin wenn es darum ging, im Internet alles zu finden, was sie brauchte, schrieb eigene Programme, die ihr bei ihrer Suche behilflich waren und tüftelte darüber hinaus an einer neuen Form von Speichermedien.
"Irgendwann werden wir die Rechner in unserem Kopf haben" meinte sie eines Abends, während sie ein Glas Rotwein in der Hand hielt.
"Was genau meinst du damit?" fragte Frans.
Sie erklärte, dass sie seit längerem zusammen mit der Firma von Damians Vater an einer geeigneten Trägersubstanz forschte, die es ihnen ermöglichen würde, ohne Immunsuppressiva die körpereigenen Nervenzellen mit Speicherchips zu koppeln.
Sie erzählte, dass es ihnen gelungen war, eine silikonähnliche Materie aus Stammzellen zu schaffen, die bereits in ersten Tests an Tieren revolutionäre Ergebnisse zeigten.
"Aber was hat eine Ratte davon, wenn sie plötzlich ein Terabyte im Schädel hat und nichts damit anzufangen kann?" lachte Damian.
Doch dann wurde er ernst.
"Wie weit seit ihr noch davon entfernt, es an einem Menschen zu erproben?" wollte er wissen.

Marie erzählte, dass derartige Forschung völlig ausgeschlossen sei, egal welche Ergebnisse sie im Vorfeld errungen hatten. Es sei absolut illegal, was einerseits vielleicht sogar verständlich wäre, denn immerhin ginge es hier um das menschliche Gehirn.
"Scheiß drauf! In diesem Land legen sie der Forschung immer nur Steine in den Weg." meinte Damian wütend.
Dann sah er Frans eindringlich an.
"Frans, du kennst das Gehirn, Marie kennt sich mit Speicherchips aus und ich kann so einen verdammten Schädel öffnen. Warum probieren wir es nicht aus?"
"Spinnst du? Wir riskieren hier alle unsere Zulassung!" fiel Marie ihm fast ins Wort.
Frans überlegte. Er spürte wie die Vorstellung, derartiges zu erforschen, ihm heiße Wellen durch den Körper trieb. Wäre es wirklich möglich?

In dieser Nacht waren seine Gedanken so sehr mit diesen Bilder beschäftigt, dass er es zuerst nicht wahrnahm als Marie in sein Zimmer kam und sich neben ihn legte. Langsam zog sie ihn aus. Als sie ihn berührte reagierte sein Körper mechanisch. Wie durch einen Nebel drangen Maries Seufzer an sein Ohr, während sie ihn auf den Rücken drehte und sich auf ihn setzte. Er dachte nur noch an die Chips. Potenzierte Leistung des Gehirns. Der Gedanke ließ ihn nicht mehr los.
Es raste in seinem Kopf und später konnte er nicht mehr sagen, ob es Maries Zunge gewesen war, oder die Vorstellung von Synapsen, die sich um eine Speichereinheit schmiegten, was ihn zum explodieren brachte.
Er packte Marie an den Schultern und sah sie an. Seine Augen brannten.
"Wir müssen es einfach versuchen."
Sie lächelte.
" Ich habe gewusst, dass du das sagen wirst. Damian freut sich bereits darauf. Sein Vater wird ihn wie immer unterstützen."

Sie drehte sich um, setzte sich auf den Rand des Bettes und er sah wie ein kaltes Lächeln ihren Mund umspielte.
"Wir müssen nur noch das geeignete Forschungsobjekt finden."
Da wusste er noch nichts von einer Perlentaucherin, die ihnen in die Arme fallen sollte. Ahnte nicht, dass ihr gemeinsamer Wunsch schon bald in Erfüllung gehen sollte.
Es war die Nacht, die alles änderte.
Hey, Claudia, was für eine geile Story *boah
Der Frans mal wieder, schau einer an.
Nur eines: Der wahre Kenner drückt seinen Joint nicht aus, sondern lässt ihn mit allen Ehren langsam ausglimmen.
*zwinker*

Mo.
ertappt
... hast wohl recht. Liegt wohl daran, dass mir immer von schlecht wird.

Wie war das noch mal gleich? Für mich solls kleine Pilze, äh Rosen, regnen... *mrgreen*
*******old Mann
317 Beiträge
Fasziniert...
...von dieser Geschichte zwischen Autopsie und Flatliners. Ein Anfang, so gut geschrieben, dass man sofort das ganze Buch haben möchte.
Hut ab....

A.
@2h2h
danke für das tolle feedback.

herzlichst, Claudia
*******old Mann
317 Beiträge
Die Erhaltung des Nichts (mein Debüt hier)
Die Erhaltung des Nichts

Von tiefer Schwärze umhüllt jagte er dahin. Seine Geschwindigkeit war hoch aber nicht übermäßig für ihn. Sein Blick war nach vorne gerichtet, auf sein Ziel gerichtet. Dass er überhaupt eines hatte, verwunderte ihn. "Zeit ist relativ", rief er sich ins Gedächtnis, doch was interessierte ihn Zeit. Relativ war sie für die Anderen. Sternenlicht war das Einzige, was ihn interessierte, denn es war ewig, jagte durch den unendlichen Kosmos, bis - ja bis auch dieser sein Ende hatte. Ein zeitliches Ende, ein Urknall, eine Mega Nova von Milliarden von Sternen, die in einem Punkt zusammenfallen werden. Er dachte kurz an das letzte Mal und seine Stimmung hob sich ein wenig. Ja, dieses Spektakel war sogar für ihn ein beeindruckendes Erlebnis. Seine Erinnerung war perfekt, er sah jedes Detail, jeden Stern, jeden Planeten ins Zentrum stürzen. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er in seinem Blickfeld die Form der Galaxie erkannte, auf die er zusteuerte. Sie war eine große Spirale, so wie die meisten Galaxien, doch hier hatte er in einem der Arme dieser Spirale eine kleine Welt versteckt. Es war ein winziges Sonnensystem mit 9 Planeten und ein paar weiteren Trümmern, die alle in einer Umlaufbahn um den gelben Zentralstern kreisten. Damals, in den Dimensionen dieses Systems bedeutete es - mal sehen, er blickte auf den kleinen, blauen Planeten nahe des Sterns und taxierte die Umlaufgeschwindigkeit - etwa 4 Milliarden Umkreisungen.
Damals war er hier, als diese Galaxie entstand und er hatte ein wenig nachgeholfen. Es war für ihn eine gewisse Befriedigung, seiner Schwester eins auszuwischen, indem er absichtlich das Universum änderte. Er hatte eingegriffen und die Zusammensetzung des Materieklumpens verändert, so dass Wasser das Hauptelement dort war. Er hatte eigentlich keinen Namen für Wasser und Planet aber in seiner Vorstellung manifestierte sich ein Dipol-Molekül aus zwei Atomen mit je einem Proton und einem Atom eines schwereren Stoffes, der um diesen Planeten herum eine Atmosphaere bildete, die von entstehendem Leben benötigt wurde. Ja, das war sein Plan, er wollte eigenständiges Leben erschaffen, um es ihr zu beweisen, dass es ginge. Dass dieses Leben funktionierte und bis zum nächsten Ende des Kosmos bestehen würde.
Seine Schwester. Bei diesem Bild fröstelte ihn, denn sie war seine Antipode. Ganz das Gegenteil seines Wesens, ergänzten sie sich - zur Vollkommenheit oder zum Nichts. Das Ergebnis lag ganz im Auge des Betrachters, hätte es einen gegeben. Aber das was den Kosmos umschloss und so alt ist, dass niemand den Anfang kennt und so lange bestehen wird, dass auch niemand das Ende erleben wird, hat einige Gesetze, die nicht gebrochen werden können. Die wichtigste Regel dabei ist: die Erhaltung des Nichts. Somit würde er mit seiner Schwester verschmelzen, würden sie ihre Geburt rückgängig machen, nämlich ihre Abspaltung aus dem Nichts.
Sein Blick heftete sich nun auf den blauen Planeten. Er konnte alles dort sehen, auch das kleinste Wesen, den kleinsten Stein, den tiefsten Graben im Wasser wie auch den höchsten Berg in der Atmosphaere. Wie hatte der Planet sich verändert, als er vor 2000 Planetenumläufen hier war. Er war wärmer geworden, trotzdem sich seine Umlaufbahn nicht geändert hatte. Seine Athmosphaere hatte sich geändert, sie war trüber und mit seltsamen Stoffen angereichert, die nicht natürlich entstanden sein können. Sofort hatte er das Bild seiner Schwester im Kopf, wie sie sein Werk zerstört. Sie war ein guter Beobachter und möglicherweise hatte er sich im Laufe der Zeit irgendwann selbst verraten.
Er nahm diese Welt in sich auf, auf der Suche nach einer Spur seiner Schwester. Die Dinge, die er wahrnahm, waren neu für ihn, er konnte sich nicht erinnern derartiges schon in einem seiner anderen Experimente entdeckt zu haben. Bei seinem letzten Besuch hatte er sich einen Zweibeiner, der sich Mensch nannte, ausgesucht und ist eine kurze Zeit in ihm gewesen. Also hat er alles in seinen Augen gesehen. Seine Geburt, sein Aufwachsen als Sohn eines Holzschnitzers und seine kurze Karriere als Prediger. Er konnte damals der Versuchung nicht widerstehen und griff an der einen oder anderen Stelle ein. Doch die anderen Menschen konnten sich keinen Reim darauf machen, und so bekamen sie Angst vor ihm. Das Ende war, dass sie ihn auf ihre Art und Weise wieder dem Nichts zuführten. Seit er dieses Ende im Körper dieses Menschen miterlebte, wusste er den Begriff Erniedrigung einzuschätzen. Das war dann auch der Grund, weshalb er den leblosen Körper mitnahm und in den Stern dieses Systems gleiten ließ. Doch was ihn jetzt aufhorchen ließ, war dass er mit diesem simplen Eingriff eine Bewegung erschaffen hatte, die 2000 Umläufe lang größer und mächtiger wurde.
Sein Blick wurde wieder scharf, er betrachtete die verschiedenen Kulturen, dann durchsuchte er die Aufzeichnungshallen in denen die Menschen ihre Geschichte bewahrten. Sie waren weit über das hinaus gekommen, was er erwartet hatte. Sie hatten Möglichkeiten gefunden, ihr Wissen zu transportieren und zu speichern. Er sah aber auch Dinge, die ihn an seine Schwester erinnerten. Gewaltige Explosionen, die Atompilz genannt wurden, Dinge, die seine Schöpfung vernichten können. Er nahm alles in sich auf, Drogensüchtige, die ihr Koks schnupften, Soldaten, die stramm standen, Paare, die sich vermehrten, Perlentauscher, die an furchtbaren Krankheiten litten. Nach einiger Zeit entschloss er sich, das Experiment hier und jetzt zu beenden. Er würde den Planeten einfach in den Stern werfen, dann wäre auch die Gefahr gebannt, dass seine Schwester sich daran versuchen könnte. Er blickte ein letztes mal auf die blaue Welt, dann hörte er den Blues. Ein Mann, mitten in einem staubigen Land, spielte einsam auf seinem Blasinstrument. Eine Weise, die zugleich traurig und hoffend war. Er hielt inne, dann hörte er nocheinmal genauer hin. Da war eine musik, die das Sein bejahte, aber auch das Nichts ehrte. Er empfand ein neues Gefühl, das er bsiher noch nicht erspürt hatte. Es war berührend. Er konnte nicht. Zum ersten Mal konnte er plötzlich seine Entscheidung nicht umsetzen. Er tat es, er entschied sich um. "2000 Umläufe sollten genügen", dachte er. Dann werde ich mir das Experiment wieder ansehen. Er drehte sich zum Kosmos und raste davon. Ihm war, als hätte er kurz das Lachen seiner Schwester vernommen, doch er hatte bereits ein anderes Ziel im Kosmos.
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Der Blues hat mal wieder gewonnen *g*
Dafür ist er da... um tief in die Seele zu greifen und sie zu berühren... denn aus ihr kommt er ja auch. Wer ihn fühlt und sich berühren lässt, ist ein reicher Mensch.

Eine für mich ungewohnte Geschichte aus Deiner Hand, Sweetheart, dennoch so richtig klasse!

Kisses
von Deinem Engelsche
Bravo!
Lieber 2h2h,

mit der Geschichte ist dir aber ein fulminanter Auftritt gelungen. Und ich lese wahnsinnig gerne so kleine Details wie Dipol-Moleküle.

Respekt.

Da freue ich mich auf weitere Geschichten.

lg, Claudia
Mal eben..
..zweitausend Jahre Erdgeschichte, Jesus, Umweltverschmutzung, Selbstzerstörerische Menschennatur und die Hoffnung (ab dem Blues Gänsehaut) auf eine Seite genagelt. Inklusive dem "in Frage stellen " sämtlicher Religionen.

HAMMER *top2*

"h2h" bin entzückt *smile*

LG
Joe
*******old Mann
317 Beiträge
Danke danke
Meine Mitschreiberlinge,

es freut mich sehr, dass Euch meine gestern abend zwischen 23 Uhr und 01:30 geschreibselten Zeilen gefallen.

I'm glad to be here to be here to enjoy you.

Jovially
Aron
Aron, guter Einstieg in unsere kleine Gruppe.

Meine Mitschreiberlinge,...
Ich hätte ja geschrieben: Meine lieben Miet-Schreiberlinge.
(Schreiblinguisten/Langusten)

Rent a head etc.

Auch schön, irgendwie.

Best greets from the tahitifront

Mr. Mo.
@2h2h
die besten Geschichten schreibt man Nachts.
Dunkelheit und Stille umgeben einen, die Sinne sind wach.
eine geniale Zeit zum Schreiben.

lg, Claudia
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
@ 2hard2hold
*huhu*

Ich schließe mich dem allgemeinen Lob sehr gerne an - ist ja auch berechtigt. Also: Mein Kompliment!

Aber solche Sätze wie der folgende stören mich nun mal, und ich denke, das lässt sich eine Spur geschickter lösen:

Er nahm diese Welt in sich auf, auf der Suche nach einer Spur seiner Schwester

Dieses "auf" einmal vor und einmal nach dem Komma ist nicht falsch, liest sich aber sehr holprig.

In dieser Art noch ein paar kleine Korrekturen - und dann ist das nicht nur 'ne klasse Geschichte, sondern schon eine verdammt gute ... Ein neues Talent unter uns?

(Der Antaghar)
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Vielleicht so?

"Nach einer Spur seiner Schwester suchend, nahm er diese Welt in sich auf."

Oder so in der Art...

*bussi*
Lieblingslektorin
genau - mir gefällt das so viel besser.

lg, Claudia
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Smile... die Lieblingslektorin war heute faul mit Lektorieren und hat dafür ENDLICH wieder eine Geschichte geschrieben!
Dank an meine Muse (männlich Muserich? *zwinker* ), der mir unbewusst die Vorlage dazu lieferte. Mei, ist das schön, mal wieder was schreiben zu können.

Gleich kommt die Geschichte...

lg Gabi
der ein Laptop fehlt für den Balkon, so musste ich leider in der warmen Stube schreiben... grummel...
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Die Erhaltung des Nichts - die andere Seite
Es war eine klare, warme Nacht. Die Sterne funkelten um die Wette, als wäre dies die letzte Nacht, in der sie strahlen dürfen. Als müssten sie noch ein letztes Mal beweisen, wie unendlich schön eine Existenz doch sein kann. Als würden sie sagen, "schaut mich an, ich bin das Leben. Ich bin unendlich."
Jeremiah saß auf seinem kleinen, verwitterten Balkon und schaute gedankenversunken hinauf zu diesem Lichterspiel. In der linken Hand hielt er ein Glas mit Brugal gefüllt, diesem gar grausligen karibischen Rum, der pur getrunken fast nicht zu ertragen war. Es schüttelte ihn bei jedem Schluck und machte ihm mehr als deutlich, dass sein Magen wohl auch nur noch von dünnen, zerfressenen Fasern zusammengehalten wurde. Aber der Brugal war billig, das konnte er sich gerade noch leisten. Manchmal bekam er auch eine Flasche zugesteckt von dem jungen Mann aus der Wohnung unter ihm. José. Ein Lebenskünstler, der sich bei den Touristen sein Geld als Perlentaucher verdiente. Die beiden saßen oftmals abends gemeinsam hier oben auf dem Balkon, und José spielte manchmal auf seinem Blasinstrument seinen Blues. So schwiegen sie oft stundenlang und ließen sich einfach treiben von der Musik und dem leuchtenden Sternenhimmel über der endlich still werdenden staubigen Stadt.
Jeremiah brauchte den Rum pur in dieser Nacht. Er wollte etwas, das ihn spüren lässt, dass er noch lebt. Dass er noch in seinem Körper weilt, nach diesem so real wirkenden, zutiefst erschreckenden Traum, aus dem er gerade erwacht war. Er kannte diese Art Träume von sich sehr gut. In der Vergangenheit hatten sie sich schon sehr oft bewahrheitet, waren sie eine Vorsehung auf Kommendes. Er hatte diese Tatsache nur immer mehr verdrängt, nicht mehr viel darauf gegeben. Es war oftmals eine zu große Erniedrigung, wenn er einen solchen Traum erzählte und die Leute ihn als alten Säufer bezeichneten und ihn hämisch auslachten.
Nur der Traum dieser Nacht war viel intensiver, als die vorherigen. Viel realer. Ok, er hatte sich gestern Abend noch eine Nase voll Koks gegönnt. Nicht, dass er das oft machte, aber gestern fand er das Tütchen in seiner Kommode, als er ein altes Fotoalbum herauszog. Er musste es vor Jahren dort hineingelegt haben, als er endgültig beschloss, sich von dieser Art Drogen zurückzuziehen. Es verschaffte ihm keine Befriedigung mehr. Doch gestern war er bereits in dieser seltsamen Stimmung, die man niemandem so richtig beschreiben kann. Und da kam dieses Tütchen wie gerufen. Es passte.
Aber er hatte Erfahrung damit. Es konnte nicht sein, dass dieses Koks die Ursache des Traumes gewesen war. Das waren andere Träume. Verwirrend, durcheinander, in bunten Farben und Tönen gehalten. Nein, dieser Traum war so erschreckend real.
Wie einen Film sah er ihn noch jetzt vor seinem inneren Auge. Er saß wie jetzt auf seinem Balkon in der Nacht und schaute in den Nachthimmel. Da sah er einen Stern, der immer größer und heller wurde, der immer näher zu kommen schien. Zuerst dachte er an eine Sternschnuppe. Aber dafür war er dann doch zu langsam. Der Stern wurde zu Licht. Immer größer, immer näher. Und dann ging es sehr schnell. Das Licht wurde riesengroß, schlug auf die Erde ein und es gab ein tiefes, dunkles Grollen. Es folgte ein Atompilz. Er wuchs vor seinen Augen in die Höhe, breitete sich aus über die ganze Erde und verdunkelte den Himmel, bis er alles verschlungen hatte. Was blieb, war Stille und Dunkelheit. Und der schwarze Geruch des Todes und des Nichts, den man mehr fühlt als riecht.
Schweißgebadet war Jeremiah aufgewacht, wusste zuerst nicht, wo er sich befand und wankte sofort auf seinen Balkon, um sich zu vergewissern, dass alles nur ein Traum war.
Da saß er nun also. Versunken in seinen Rum und die tiefen Gefühle, die dieser Traum in ihm ausgelöst hatte. Er fühlte Furcht in sich. Eine urmenschliche Furcht. Als käme ein unabwendbares Ende auf ihn zu. Auf die ganze Welt.
Plötzlich mischte sich noch ein anderes Gefühl in sein Empfinden. Er schaute auf, drehte sich um, schaute nach oben, nach unten, zu allen Seiten - er fühlte einen Beobachter. Er blicke gen Himmel und wusste sofort, da war er. Sein Herz blieb ihm fast stehen. Er war sich absolut sicher, er wurde aus dem Sternenhimmel beobachtet! Wie kann so etwas gehen? Kurz fragte er sich selbst, ob er denn nun endgültig verrückt werde. Während er zum Himmel blickte, entdeckte er einen neuen Stern. Den kannte er noch nicht. Und er kannte wirklich alles, was da oben fliegt und strahlt. Dieser Stern jedoch bewegte sich. Er schien einer Umlaufbahn zu folgen. Ein neuer Satellit? Nein, er verfolgte immer sämtliche Nachrichten und neue Meldungen zu diesem Thema, da es ihn seit jeher fasziniert. Er wüsste es, gäbe es einen neuen Satelliten. Aber was war das dann? Sein Atem stockte, als ihm sein Traum wieder einfiel.
Ein Klopfen an seiner Türe riss ihn aus seinen Gedanken. "Hallo mein Freund, bist Du wach?" José kam zu der nie verschlossenen Türe herein; er wirkte übermüdet und hatte sein Blasinstrument in der Hand. Er trat zu ihm auf den Balkon. "Hey, ich fühle mich so unruhig heute Nacht, konnte nicht schlafen. Da dachte ich, ich schau mal, ob es Dir genauso geht und spiele uns ein wenig unseren Blues. Das wird unsere Seelen sicher wieder etwas erwärmen." Jeremiah nickte lächelnd und dankbar, goß seinem Freund auch ein Glas Rum ein und überlegte kurz, ob er ihm erzählen sollte von seiner Gewissheit, beobachtet zu werden. Er verwarf diesen Gedanken jedoch schnell. Er wusste, José würde es auch fühlen, wenn er den Blues spielte.
Und José begann zu spielen. Er spielte wie niemals zuvor. Jeremiah meinte zu spüren, wie seine Seele aus dem Instrument schwebte, weit hinauf, bis zu dem nun bereits größer gewordenen hellen Stern. Die Musik nahm auch ihn mit. Es war einfach nur wundervoll.
Was war das? Der Stern schien zu stehen, er bewegte sich nicht mehr, verfolgte seine Umlaufbahn nicht mehr. Als würde er dieser Musik lauschen, sie auch fühlen. Für einen kurzen Moment nahm Jeremiah dies wahr, bevor er die Augen schloss und ganz in diesem so gefühlvollen Blues versank. Er fühlte sich und die Welt, das ganze Universum, als eine Einheit in diesen Klängen.
Es verging eine gefühlte Ewigkeit, bis José aufhörte zu spielen. Sie öffneten beide ihre Augen und sahen sich an. Es bedurfte keiner Worte, sie verstanden sich stumm. Beide sahen zum Himmel, der Stern war verschwunden. Jeremiah wunderte sich nicht darüber, denn er fühlte in sich eine tiefe Erleichterung, eine wahre Befreiung und Dankbarkeit. Und er wusste, die Musik seines Freundes hatte die Seelen der Menschheit für einen kurzen Augenblick in den Himmel getragen und sie dadurch vor dem sicheren Untergang bewahrt. Er wollte nicht mehr darüber wissen, dies alleine reichte ihm.
So saßen die beiden Freunde noch bis zum Morgengrauen schweigend auf dem Balkon und genossen das Sein...
Boah!
sprachlos*drummer*laf
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Olaf sprachlos?
wow... danke! *g*
********ride Frau
1.221 Beiträge
So bedeutend
können sich nur Musiker fühlen, die die Menschheit mit einem blues retten können. Liest sich unglaublich spannend, ohne ein action-story zu sein. Gratuliere!
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Danke!
SailorsBride... ja, die Spannung habe ich sogar beim Schreiben gefühlt. Ich begann auf dem Balkon mit einem Blatt Papier - allerdings ohne Rum! Aber der selbige steht in der Küche *cool*

Aber ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass die Anregung dazu die Geschichte von 2h2h war
Kurzgeschichten: Geschichten-Spiel Part 10
Die sollte davor gelesen werden - wegen dem Zusammenhang. Dann ist das ganze runder. *g*
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Oh Mann, ich hab jetzt alles gelesen *schwitz* war viel zu lesen ... aber es hat sich gelohnt.

Ich bin wie Olaf *schweig* und mache *anbet* vor euch.



Herta *blume*
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