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Das Ende des Sommers

*********ynter Frau
9.578 Beiträge
Themenersteller 
Das Ende des Sommers
Es ist Ende August. Kühl ist es und es regnet Bindfäden.
Es fühlt sich nicht nur an wie Herbst, es riecht auch danach. Der sommerliche zarte Heugeruch ist einem Gemisch aus leicht Säuerlichem und nasser Erde gewichen. Die ersten Zugvögel beginnen sich zu sammeln.
Der Himmel ist mit dunklen Wolken überzogen.
So geht das schon seit Tagen oder sind es Wochen? Obwohl es Vormittag ist, muss ich das Licht einschalten, weil diese Düsternis mich verrückt macht und sich zusätzlich schwer auf meine Seele legt.

Ich schaue durch das Fenster in meinen Garten, trostlos und verlassen liegt er da.
Auf dem Rasen wachsen Pilze und meine wunderschönen englischen Teerosen sind total verregnet. Traurig hängen ihre faulenden Köpfchen an regenschweren Stielen kurz über dem Boden. Vergangen - bevor sie richtig aufblühten.
Regentropfen perlen stetig von dem zierlichen schmiedeeisernen Tischchen an meinem Lieblingsplatz am Gartenteich auf die Holzbohlen, und die Sommerblume darauf ertrinkt in ihrem – mit Regenwasser – übervollen Übertopf.
Die Seerosenblätter auf dem Teich befinden sich in einem beginnenden Zustand der Zersetzung, ihre Blütenknospen öffnen sich schon gar nicht mehr und lustlos träge schweben die Goldfische im trüben Wasser so - als ob das anhaltende Regenwetter auch sie in ihren Aktivitäten lähmen würde.

Ich schleiche ziellos durch meine ansonsten leere Wohnung, denn ich kann mich zu gar nichts aufraffen.
Sicher, Arbeit hätte ich genug – doch mir fehlt der Antrieb.
Ich habe den Blues, wie man so schön sagt, einen gigantischen Gefühlskater, der mich lähmt, der mich innerlich wie zu Eis erstarren lässt.
Eigentlich würde ich genau jetzt in deinen Armen liegen, eigentlich.
Doch am gestrigen Abend kam eine Mail von dir, in der du mir, mit - für dich - ungewöhnlich vielen Worten, absagtest.
Dieser Termin mit dir - er war für mich wie ein Leuchtfeuer in mondloser Nacht, an dem ich mich orientierte. All mein Hoffen, all mein Sehnen nach dir lag darin - ich habe mich so darauf gefreut.
Sämtliche Termine plante ich um diesen Tag herum.
Nichts, aber auch gar nichts, sollte mein Treffen mit dir stören!

Seit drei Monaten habe ich dich nicht gesehen, ok – ich habe, bis auf einen einzigen Tag, immer etwas von dir gehört, auch wenn es oft nicht mehr als ein kurzer Satz war. Manchmal hast du mir eine Momentaufnahme von dir auf mein Handy geschickt. Dann konnte ich dein Gesicht sehen, sah eine seltsame Traurigkeit in deinem Blick, sah wie dein Lächeln mit jedem Mal ein wenig dünner und abwesender wurde.

So viele Wochen ist unser letztes Mal her, dass ich fast vergessen habe, wie du dich anfühlst, wie du riechst und wie du schmeckst. Verräterische Zweifel nagen an meinem Bild von dir. Sie flüstern mir ein, dass du dich womöglich gar nicht mehr für mich interessierst. Vielleicht hast du schon jemand anderen? Wie sonst wäre es zu erklären, dass du nie Zeit hast? Kann ein Mensch alleine so viel arbeiten?

Endlich hattest du eine Lücke in deinem übervollen Terminkalender für mich gefunden, einige wenige kostbare Stunden in deiner Gesellschaft.
Zeit, in der ich dich hätte fühlen können. Zeit, deine Haut zu streicheln, deine Lippen zu küssen und in deiner so herbeigesehnten Umarmung zu versinken.
Ich denke an alles, was ich nun nicht haben und was ich weiterhin entbehren werde, denn einen neuen Termin kannst und willst du mir vorerst nicht nennen.
Du hast versprochen, dass wir alles nachholen werden – doch wann wird das sein?

Die Wucht des Verlustes trifft mich wie ein Schlag in die Magengrube. Wieder ist ein geschäftlicher Termin in letzter Minute an deiner Absage schuld. So teilst du es mir mit und ich kann (muss) dir das glauben oder nicht.
Seit dieser Mail von dir, befinde ich mich wie in einem freien Fall in ein bodenloses Nichts. Vor Kummer habe ich bittere Tränen geweint, die du nicht siehst und das Telefon auf leise gestellt und unter einem dicken Kissen versteckt.
Nichts und niemand möchte ich jetzt sehen oder sprechen.

Warum hast du einen wie ihn in dein Herz gelassen? fragen mich die Zweifel. Einen wie ihn, der sich nicht besitzen lässt Der immer unverbindlich bleibt und strahlend schön wie ein Schmetterling ist. Einen, den man einfach nicht einfangen darf, weil er sonst zugrunde ginge.
Ist es diese Unnahbarkeit, die mich anzieht, die Herausforderung? Sind es seine Augen, die mich bereits bei der ersten Begegnung in ihren Bann zogen? Ist es, weil du eine neue Sinnlichkeit in mir, aus einem fast lebenslangen Dornröschenschlaf, geweckt hast? Ist es, weil das Leben in deiner Gesellschaft so wunderbar leicht und unbeschwert ist, wie ein warmer herrlicher Sommertag, an dem man beschwingt von Lebenslust, Lebensfreude in jeder Zelle seines Körpers spürt?
Ist es, weil ich merke, dass ich am Leben bin, wenn du bei mir bist?
Einen grauen Alltag gibt es für uns nicht – doch wie gerne hätte ich ihn.

Das schlimmste dabei ist, dass ich bereits vor deiner Absage Böses ahnte, mein Bauchgefühl ging in diese Richtung. Ich hasse es, wenn sich meine Vorahnungen bewahrheiten!
Es ist nicht das erste Mal, dass das passiert. Da du mich diesem Kummer schon öfter ausgesetzt hast, bin ich sensibilisiert. Leidest du eigentlich auch? Ich weiß es nicht! Kannst du überhaupt ermessen, was du mir antust? Ich bezweifle es.
Entweder, weil es dich nicht interessiert oder weil dir einfach die Empathie fehlt?

Meine Zweifel werden immer lauter. Schon länger frage ich mich, wie lange dieser Zustand der Nichtbeziehung zwischen uns noch anhalten soll? Wie lange ich dieses Wechselbad aus langen Hoffnungsphasen und Kummerzeiten in Relation zu den kurzen, aber heftig intensiven Glücksmomenten mit dir, noch aushalte?
Mit jeder Absage und mit jedem weiteren Tag, dem wir uns fern sind, zersetzt, stirbt und löst sich mein Gefühl für dich ein kleines Stückchen mehr auf. So wie der Sommer nun schwindet, obwohl er eigentlich noch in seiner Hochphase sein sollte.

Es fröstelt mich. Die Holzdielen knarren unter meinen Füßen, ich sollte mir die dicken Wollsocken überziehen und - ich sollte einen Schlussstrich ziehen, das wäre besser für mein Seelenheil. Es ist weniger schlimm nur einmal den furchtbar schneidenden Schmerz zu spüren, der irgendwann leiser wird und schließlich vergeht, als ständig immer wieder aufs Neue verletzt zu werden.
Ich stehe vor deinem Bild auf meinem Nachttisch, drehe es in meiner Hand, streiche mit meiner Fingerspitze über dein verschmitztes Lächeln unter dem kühlen Glas und frage es stumm nach dem „Warum“.

Ein Sonnenstrahl bricht unvermittelt durch eine größere Lücke zwischen zwei dunklen Wolken. Die Regentropfen im Garten verwandeln sich augenblicklich von Tristesse in gleißende irisierende Edelsteine.
Mit deinem Foto in der Hand laufe ich nach draußen. Renne barfuß über das Gras während ich dein Bild an mein Herz drücke. Renne, als würde mein Leben davon abhängen. Irgendwann stehe ich still, schau mich um, spüre die Wärme und die Kraft, die noch in den Sonnenstrahlen liegt, auf meiner Haut. Fühle, wie diese Wärme meinen Körper durchdringt und sich die Erstarrung in mir zu lösen beginnt.
Vögel beginnen zu zwitschern, ein leichter Rosenduft steigt in einer zarten Dampfwolke in meine Nase und zwei gelbe Schmetterlinge umtanzen mich spielerisch.

Es riecht nach neuer Hoffnung - für den Sommer und für uns.

copyright Pourquoi_pasXX 08/2014
...
*wow*
******ier Frau
36.568 Beiträge
*traurig*
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Die mir wohlbekannte Achterbahn... *zwinker*

Sehr schön beschrieben, das innere Fühlen, wie auch das Gedankenkarussel.
Fast schon poetisch schön. *g*

Gefällt mir!

Vor allem der Optimismus am Ende.
**********_stgt Frau
1.355 Beiträge
wunderschön
Der Text zog mich völlig in den Bann, ich glaubte jedes Wort.

Ja, so fühlt es sich an!
It´s me!
*********ld63 Frau
8.188 Beiträge
@Pourquoi_pasXX
...
natürlich kenne ich die Situation. Und es tut gut, das mal von jemand anderem in anderen Worten zu lesen.
Für mich war es aber eher eine Betrachtung, wie eine Art Selbstgespräch, eine Auseinandersetzung mit dir selbst.
Ich weiss nicht, obs dafür ein eigenes Thema gibt (...?).

Und der Schluss... stimmt mich eher ein bisschen traurig... eigentlich wars doch schon: Gefahr erkannt - Gefahr gebannt... oder...?
Liebe Grüße *knuddel*
Helau!
Ich glaube diese Jahreszeit bringt die Melancholie mit sich. Der Sommer verabschiedet sich langsam und man kommt ins Grübeln. Vor allem Gefühlsdinge stehen dabei im Vordergrund - denn irgendwie sind wir auch "Pflanzen" voller Leben, die dieses allemeine Verblühen mitempfinden. Besonders nachdenkliche Menschen geraten ins Zweifel über Gott und die Welt. Dabei kommen aber auch sehr schöne Texte, wie dieser, zum Vorschein...

LG Alf
*******ose Frau
793 Beiträge
@*********ld63
Und der Schluss... stimmt mich eher ein bisschen traurig... eigentlich wars doch schon: Gefahr erkannt - Gefahr gebannt... oder...?


Ach, wäre es doch nur so einfach... wie du schon sagst: "eigentlich"...

Und aus diesem "eigentlich" ist doch eine sehr schöne Geschichte geworden, ein Schnipsel aus dem Leben, intensiv gefühlt, sehr poetisch. Ich kann mich damit total identifizieren *g*
It´s me!
*********ld63 Frau
8.188 Beiträge
Off topic...
@*******ose

Ja, da stimme ich dir zu. Leider gibt es in meinem Umfeld viel zu oft Frauen, die sich in ebensolche Situationen begben - und viel Zeit mit Warten, Träumen und Unglücklichsein verbringen... tolle, schöne, intelligente Frauen, die ich sehr mag.

Ich weiss schon nicht mehr, was ich dazu sagen soll...
Deshalb...

Aber schmälert die schöne Geschichte nicht - es gibt viele Wege, mit solchen Situationen umzugehen und dieser gefällt mir: schreibend, mit Poesie *love4*
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Ja, da stimme ich dir zu. Leider gibt es in meinem Umfeld viel zu oft Frauen, die sich in ebensolche Situationen begben - und viel Zeit mit Warten, Träumen und Unglücklichsein verbringen... tolle, schöne, intelligente Frauen, die ich sehr mag.


Für mich immer wieder unfassbar, wie sehr Intelligenz, Bildung, Selbstwertgefühl etc. durch Bedürfigkeit eingeschränkt und begrenzt werden, oft sogar, ohne dass es die Betroffenen merken (die es dann ja auch noch häufig abstreiten, wenn man man sie darauf anspricht). Es ist aber hier sehr treffend und einfühlsam beschrieben, wie ich finde, was da in einer Frau wohl abläuft.

Jetzt würde ich nur noch gerne begreifen, wie es dazu kommt - doch das ist eine andere Geschichte. Und wer weiß, vielleicht erzählt ja gerade Nina_de_Wynter diese andere Geschichte auch? Wenn, dann sicher ähnlich lesenswert und beeindruckend wie diese ...

(Der Antaghar)
****ra Frau
2.916 Beiträge
Eine auch mir bekannte Situation eindringlich beschrieben

*top*
Schicksalsfäden
Mir gefällt die Verdichtung der Gefühle, die ja meist schwer zu fangen sind, ganz den Schmetterlingen gleich.

Welch feines Netz aus vergangenen Taten, hiesigen Fantasien und zukünftigen Hoffnungsschimmern, das diesem Seelengeschmeide innewohnt.

F_*blume*
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