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Mansharing
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Geschichtenspiel Teil 33

*******day Frau
14.250 Beiträge
Alptraum um Mitternacht
Unruhig huschte der Lichtkegel über den Hof. Zitternde Schatten tanzten über die vom Unkraut überwucherte Betonfläche. Es wirkte, als würden sich Geister dem Tango hingeben, um im nächsten Moment in einen Foxtrott zu wechseln. Es gab keinen Rhythmus, der länger als ein paar Sekunden anhielt, keine wiederholte Impulsfolge, die für einen winzigen Zeitraum für rabenschwarze Nacht gesorgt hätte.

Und genau das war das Problem. Und ich hasse Probleme, denn sie hindern mich daran, meinen Job zu tun. Und in diesem Fall bestand mein Job darin, ungesehen fünfzig Meter Freifläche zu überwinden, um ebenso ungesehen in die alte Fabrikhalle einzudringen, die wie ein riesiger, kompakter Legostein aus der Industriebrache hervorragte. Eigentlich ein Kinderspiel. Eigentlich, denn dieser Lichtkegel machte mir einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.

Für einen Moment erwog ich, zum Wagen zurückzukehren, die Wumme zu holen und diesen Leuchtturm einfach in Klump zu schießen. Aber das war natürlich keine ernsthafte Option. Obwohl mir der Gedanke daran kurzfristig Freude bereitete – dieser Job wollte unhörbar erledigt werden.

In diesem Moment sah ich sie. Sie lehnte lasziv an einem alten Öltank, streckte ihr aschfahles Gesicht mit der blutroten Narbe auf der linken Wange dem Lichtkegel entgegen und schien ihre Fingerknöchel zu zählen. Ich meinte, sie knacken zu hören. Das musste sie sein, Pussy „The Cat“ Alvarez, die meist gesuchte Auftragskillerin in Mitteleuropa. Ihren Spitznamen trug sie, weil sie ihre Opfer mit ihren langen Fingernägeln tiefe Kratzer zufügte, so tief, dass einige von ihnen komplett blutleer waren, als sie aufgefunden wurden. Trotzdem war es noch niemandem gelungen, auch nur den Hauch einer DNA-Spur nachzuweisen. Und hier stand sie einfach so herum, als sei es das normalste der Welt. Ob sie alt war oder jung, wusste niemand, denn wer nah genug herangekommen war, um das zu beurteilen, was kurz darauf sicher nicht mehr in der Lage, diese Erkenntnis einer weiteren Person mitzuteilen.

Unwillkürlich machte sich Unbehagen breit. Ihre Anwesenheit machte die Sache nicht leichter. Automatisch tastete ich nach der Baretta in meinem Schulterholster, dem Colt im Halfter und dem Messer in meinem Stiefelschaft. Ein Geräusch zerriss die Stille der Nacht. Es war eine Mischung aus Quietschen und Klackern. Ich schloss kurz die Augen, um mich darauf zu konzentrieren. „Ein loser Auspuff und ein ausgeleierter Keilriemen“, schoss es mir durch den Kopf. Ich öffnete die Augen und sah, wie eine verbeulte 3er-Reihe um die Ecke gejodelt kam. Die Lady schien den Wagen erwartet zu haben, denn sie reckte erwartungsvoll alle zehn Finger aus. Das Licht streifte ihre Hände und ich sah, dass sie Handschuhe trug, Handschuhe mit metallenen Fingernägeln. Womit die fehlenden DNA-Spuren mehr als erklärt waren.

Wenn sie mich entdeckte, war das mein Todesurteil. Unwillkürlich schmiegte ich mich tiefer in die Bodenwelle. Das hier stank gewaltig. Und damit war nicht diese Mischung aus Altöl, Wichse und Waschbärenpisse gemeint, in der ich gelandet war, als ich mich vor dem Lichtschein niedergeworfen hatte. So langsam dämmerte mir, dass die Sache, an die ich hier geraten war, drei Nummern größer war als gedacht. Und entweder hatten sich meine Auftraggeber gewaltig verschätzt oder sie hatten mir bedeutende Dinge verschwiegen. Was diesen Auftrag in einem völlig anderem Licht erscheinen ließ. Hier tat sich nicht etwa eine Kluft auf, es waren Abgründe.

Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich ohne diesen verdammten Lichtkegel vermutlich gemütlich in Pussys Reichweite marschiert wäre. Über den Rest nachzudenken, verbot sich von alleine. Worst-Case-Szenarien sind etwas für Weicheier, die sich leicht ablenken lassen. Und Ablenkung kann tödlich sein.

Ich konzentrierte mich auf das, was da geschah. Was immer passierte, es konnte mir nützen, wenn ich nur jedes Detail genau beobachtete. Wenn Pussy mit dem Fahrer der Schrottkarre beschäftigt war, konnte ich vielleicht doch noch unbemerkt in diese Halle gelangen und meinen Auftrag erfüllen. Ich hoffte nur, dass der Kerl es ihr nicht zu leicht machen würde, so dass sie eine Weile abgelenkt war.

Clever schien er zu sein, denn er nahm so ziemlich jedes Schlagloch mit und ließ seine Kiste schlingern und schlottern, dass es eine Art war. So jedenfalls konnte man ihn nicht aus dem Fahrersitz schießen. Schließlich hoppelte er nur noch und der Motor schien zu verrecken. Der Schlag öffnete sich. Ich zog die Baretta und entsicherte sie. Besser war besser.

Eine kleine, dürre Person krabbelte aus dem Wagen und sagte, „Guten Abend. Äh. Ich. Also, ich, äh, ich bin Anita, ich wollte in dieses neue ähr-e, also das rottische Theater zu Evs Premiere. Das hier ist wohl nicht Fulerum?“

© Sylvie2day, 11.05.2014
*haumichwech*












*rotfl* Ev
*****dus Mann
545 Beiträge
Lost Place
Von der Decke baumelten noch Reste der alten Blechlampen, deren Lichtkegel wohl vor Jahrzehnten das letzte Mal diese Halle erhellten.
Seither herrschte hier jede Nacht rabenschwarze Dunkelheit. Nur heute beleuchtete seine Stablampe, die er so fest in der rechten Hand hielt, daß seine Fingerknöchel weiß hervortraten, das Szenario.

Er war jung. Vermutlich wurde das Gebäude vor einer Zeit, die etwa dreimal seinem jetzigen Lebensalter entsprach, sich selbst überlassen.
'Lost places' - aufgegebene Orte der Zivilisation, dem Verfall preisgegeben - faszinierten, ja erregten ihn geradezu.

Die Lampe tauchte die Rückwand der Halle in aschfahles Licht. Zerstörte Leitungen und rostige Rohre liefen an ihr entlang - Einstige Lebensadern eines nun blutleeren Industieorganismusses, die in jäh zerfetzte Enden ausliefen, wo wohl ein umgestürzter Mast und der Verfall der letzten Jahrzehnte eine breite Kluft in die Mauer rissen.

Er bremste seinen Schritt. Sein linker Fuß hatte sich in etwas verfangen, daß aus mehreren schimmligen Lederriemen bestand. Vermutlch eine Art Halfter, um Werkzeuge mit sich zu tragen.

Nachdem er seinen Fuß befreit hatte, nahm er die Kamera aus dem Rucksack. Zahlreiche Blitze sorgten für Augenblicke taghellen Lichtes.
Er würde auch dieses Mal die Bilder ins Web stellen, wo sie ihr Motiv bei weitem überleben.

Morgen oder Übermorgen kommen die Abrißbagger.
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Wow...
ich sitze hier und mir fällt nichts ein!

@Ev:
Ein ROSEN-Halfter? Cool…. Hat Zukunft, finde ich 

@*********herz:
Erst dachte ich: *hae*? Fehlen zwei meiner Knarren? Aber der Anita-Knaller haut einen Um *rotfl*

@*****dus
Ganz schön düsteres Bild… gut beschrieben.

Tom
*******day Frau
14.250 Beiträge
Bruderherz...
ich klaue Dir doch keine Knarren *zwinker* Ich frage artig, ob Du sie mir leihst *floet* samt jemandem, der abdrückt *haumichwech*

Sylvie *engel*
*****eon Mann
7 Beiträge
Der Weg zur Hölle!
Der achtzehnjährige Henri kämpfte gegen eine aufkommende Müdigkeit. Er fühlte sich nicht mehr jung, sondern alt und schwach. Vor drei Tagen musste er sein Pferd erschießen. Das lederne Halfter nahm er mit, den Grund hierfür verstand er selbst nicht. Vielleicht könnte es ihm als Waffe dienen?
Langsam machte sich die nervliche Anspannung bemerkbar. Immer öfter glaubte er, huschende Schritte, leise, blitzschnelle Bewegungen hinter sich wahrzunehmen. In unregelmäßigen Abständen drehte er sich ruckartig um, nur um festzustellen, dass da nichts außer Dunkelheit war.
Ferne, weiße Nebelschleier schwebten über dem felsigen Boden. Sie schienen zu dem Lichtkegel zu gehören, auf den er zuging. Henri war gespannt, was ihn dort vorne erwartete. Nach wenigen Schritten hatte er sein Ziel erreicht und stand schweigend davor.
Es war ein See. Die Oberfläche lag spiegelglatt und schimmernd da. Kein Lufthauch strich darüber. Dennoch wirkte der Frieden trügerisch, so, als lauere etwas Unvorstellbares dicht unter dieser Oberfläche.
Henri beschloss, die Probe aufs Exempel zu machen. Ganz dicht ging er an das Ufer heran.
Nichts geschah!
Er beugte sich vor, einem plötzlichen inneren Zwang folgend. Sein Spiegelbild funkelte auf der glatten Oberfläche. Er erkannte sein hageres, bleiches Gesicht, die Augen tief in schattigen Höhlen liegend und fiebrig glänzend. Fassungslos strich er mit seiner linken Hand seine Haut entlang. Wahnsinn, wie er sich verändert hatte, wie er älter und reifer wirkte.
„Hol ̉s der Teufel!“, entfuhr es ihm genervt.
Ein kehliges Lachen antwortete ihm. Ein unheimliches Kichern, das direkt aus dem See zu steigen schien. Henri starrte auf die Oberfläche, jeden Augenblick bereit, zu kämpfen, sich zu verteidigen. Es wurde nicht notwendig. Das Lachen verstummte abrupt.
„Dämon“, wisperte eine fremde Stimme, die sich unheimlich nahe an seinem Ohr befand.
„Dämon ... Dämon ... Dämon ...“, fielen andere Stimmen ein.
Henri hielt sich die Ohren zu. Seine Blicke versuchten, die Düsternis zu durchdringen, aber da gab es nichts zu sehen.
Die Stimmen waren dennoch da!
„Zeigt euch, verdammt!“, schrie Henri. Sein Nervenkostüm hielt die Beanspruchung einfach nicht mehr aus!
„Hört ihr nicht, ihr Feiglinge! Zeigt euch endlich! Ich habe keine Angst vor euch. Kommt her, zeigt euch!“
Schaurig hallten seine Worte von den Kristallwänden wider, wurden verzerrt, schrill, dumpf, eine Mischung aus mehreren Stimmen.
„Er will uns sehen!“, flüsterte und kicherte es ringsum.
„Er behauptet, keine Angst vor uns zu haben!“
Wieder erklang dieses unheimliche, krächzende Lachen.
Über der weiten Wasserfläche, die rechts und links bis an die steil aufragenden Kristallwände des Korridors heranreichte, wallten Nebelfetzen. Bizarre Formen bildeten sich und zerfaserten wieder, obwohl sich nach wie vor kein Lüftchen regte.
Henri wich ein paar Schritte vom Ufer zurück.
Da hörte er das Plätschern. Das silberne Wasser kräuselte sich, Wellen zogen sich kreisförmig bis ans Ufer heran. Der Nebel geriet in hektische Wallungen und verhinderte, dass Henri sehen konnte, was in der Mitte des Sees vor sich ging.
Es war nichts Gutes, das stand auf jeden Fall fest!
Henri ärgerte sich über seine eigene Hilflosigkeit. Nur dastehen und abwarten, das war beileibe nicht nach seinem Geschmack. Er suchte nach einer Möglichkeit, wie er den See passieren konnte.
Aber eine solche Möglichkeit gab es nicht!
In den milchigen Nebelschleiern waren schattenhaft Körper auszumachen. Henri spürte förmlich, wie ihm die Wirklichkeit entglitt, wie ihm das Grauen, das ihn in dieser Unterwelt ständig umgab, in seinen Bann zu schlagen drohte.
Etwas stieg an die Wasseroberfläche empor!
Für eine Flucht war es zu spät, viel zu spät. Außerdem zweifelte Henri daran, dass er weit gekommen wäre.
Er hatte die Unheimlichen, die im See hausten, herausgefordert und sie hatten diese Herausforderung akzeptiert.
Jetzt wurde es brenzlig.
Henri ballte die Fäuste. Im Grunde genommen eine lächerliche Geste, vor allem in dieser Situation. Trotzdem, dachte er störrisch, ich werde kämpfen, gegen jeden Gegner, der kommen sollte. Er starrte auf die Schemen, die scheinbar schwerelos über die schaukelnde Wasserfläche auf ihn zuschwebten.
Die Nebelbank zerriss und sank wirbelnd zurück ins Wasser.
Und jetzt konnte Henri seine Gegner erkennen.
Wasserdämonen!
Bösartige Wesen! Sie beherrschten die Macht des Wassers, zogen ihre Opfer hinein und nährten sich dort von ihren Seelen. Ihre Haut schimmerte leicht blau, die schwarzen Augen blickten leer auf Henri.
Die Wasserdämonen kamen!
Henri starrte ihnen entgegen, unfähig, sich zu bewegen.
Aber es war aussichtslos! Alles war von vornherein aussichtslos, weglaufen sowieso. Ein Kampf auch. Er biss sich auf die Lippen, weil er sich ärgerte, so hilflos und unbewaffnet zu sein.
Sie sahen fürchterlich aus.
Große, aufgedunsene menschliche Körper, die nur von spärlichen modrigen Fetzen verhüllt wurden. Ihre Haut schimmerte bläulich, die schwarzen Augen wirkten übergroß, glasig, aber auch voller dämonischer Lebensgier.
Völlig lautlos schwebten sie heran. Das Geräusch des gluckernden und platschenden Wassers, das dumpfe Dröhnen, das aus der Tiefe der Erde kam, das herzschlagähnliche Pochen, alles vermischte sich.
Henri wusste, dass er nur noch wenige Augenblicke zu leben hatte. Kein schöner Ort für den letzten Abgang, dachte er traurig.
Die Wasserdämonen schwärmten aus. In einer breiten Kette kamen sie heran. Henri versuchte zu zählen, hörte aber bei zwanzig auf. Die Übermacht des Gegners demoralisierte bloß.
Nicht einmal mit einem dieser Wesen hätte er es mit bloßen Händen aufnehmen können.
„Immer noch ohne Angst?“, kicherte eine Stimme.
Henri zog es vor, den Mund zu halten.
„Du hast es gewagt, in das Allerheiligste der Schwarzen Familie einzudringen, Henri Vogt! Du hast es gewagt, den Limbus Cognitionem Potentiae zu betreten. Und du hast es gewagt, uns zu beschimpfen, hier im äußersten Kreis der Hölle! Jedes einzelne Delikt rechtfertigt deinen Tod! Darüber bist du dir hoffentlich im Klaren.“
„Ihr seid das Hässlichste, das ich je ansehen musste!“, spie Henri aus und rümpfte seine Nase.
„Oh, er versteht es noch immer nicht, wie er sich uns gegenüber zu benehmen hat.“
„Macht ihn fertig!“, kreischte eine hässliche Alte, von deren Gesicht nur noch eine Hälfte zu erkennen war. Die andere Hälfte war von faustgroßen, eitrigen Beulen übersät, das Auge völlig unkenntlich. Der Mund hing schief herunter und sonderte weißlichen Schleim ab. Sie trug eine zerrissene Kluft, die nur noch aus Fetzen zu bestehen schien.
Die anderen Wasserdämonen sahen nicht besser aus.
Henri sah blutleere Alptraumfratzen. Verzogene, verzerrte, von Wucherungen, Beulen und Blasen verunstaltete Gesichter, gebrochene oder grell leuchtende glasige Augen, vorgereckte Kiefer; die von einer Säure zerfressen schienen. Die langen Arme endeten in Klauenhänden mit spitzen Krallen.
Dies war die Armee des Wahnsinns!
Und genauso rochen die Wasserdämonen auch!
Ein unbändiger Verwesungsgeruch schlug Henri entgegen. Sein Gesicht wurde aschfahl, raubte ihm den Atem, ließ seine Augen tränen.
Die ersten Toten erreichten das Ufer!
„Packt den Kerl!“, geiferte die Alte wieder.
Henri stellte sich breitbeinig, leicht vornübergebeugt hin und hob seine Fäuste. Lächerlich, dachte er, verdammt ist das lächerlich. Aber sich einfach niedermachen lassen, das wollte er auch nicht. Er beschloss zu kämpfen, seine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.
Die ersten Wasserdämonen stürzten sich auf ihn! Wie hungrige Wölfe hetzten sie heran, geschmeidig und sehr schnell. Andere wiederum wankend, taumelnd, torkelnd, wie betrunken, da ihnen Arme oder Beine fehlten.
Henri sah nicht mehr hin. Ihm wurde schlecht, ein wahnsinniger Druck wuchs in seinem Magen.
Die ersten Schläge musste er voll einstecken. Sie schleuderten ihn zurück! An den Stellen, wo ihn die nassen Fäuste der Leichen getroffen hatten, brannte die Haut.
Der Ekel trieb ihn schier in den Wahnsinn!
Henri fing sich, schrie seinen Horror hinaus und zahlte zurück. Ein kleiner, buckliger Dämon mit leeren Augenhöhlen flog davon wie eine Kanonenkugel. Er schlug einfach blindlings um sich. Immer wieder traf er weiche, schwammige Körper, aber noch mehr musste er selbst einstecken. Sie waren einfach so viele! Unzählige Schläge prasselten auf ihn ein, auf seinen Kopf und in seinen Magen. Seine Fingerknöchel schmerzten bereits.
Eine Deckung war unmöglich!
Die Wasserdämonen waren plötzlich überall, mit ihnen der üble Verwesungsgestank, eisige Kälte und tödliches Knurren, Grollen und Keuchen.
Henri stürzte schwer getroffen zu Boden.
Das ist der Anfang vom Ende, konnte er noch denken, dann war jegliches Gefühl in ihm plötzlich wie abgeschaltet.
Er wurde zu einer Maschine.
Zu einer Kampfmaschine, die Wahnsinnsschläge einstecken musste, jedoch keine Wirkung spürte, keinen Schmerz, rein gar nichts.
Mit Händen und Füßen schlug er in die stinkende, keuchende, triefnasse Meute ein, die auf ihm lag. Ein Berg aus sich bewegenden Alptraumkörpern, aus Fratzen, die nichts Menschliches mehr an sich hatten!
Henri blieb die Luft weg. Er sah Sterne, die vor seinen Augen explodierten, und eine unglaubliche Hitze ausstrahlten. Kalte, feuchte Leichenhände drückten ihm die Kehle ab und würgten ihn.
„Wie steht es nun mit deinem Mut? Los, rede, solange du noch reden kannst!“, geiferte die Alte.
Henri brachte keinen Ton heraus. Alles versank, wurde eins mit der blau-schwarzen Dämmerung, die irgendwo hinter dem Berg aus keifenden, schreienden Wasserdämonen lag. Er würgte, versuchte noch einmal, sich weg zu wälzen, dem unbarmherzigen Tod zu entkommen.
Vergeblich!
Lächerlich und vergeblich!
Die Leichen kannten keine Gnade! Sie wollten ihn tot vor sich liegen haben. Und er wusste nicht einmal, wie er hierhergekommen war. Der äußere Kreis der Hölle! Limbus Cognitionem Potentiae! Mit diesen Orten konnte er beim besten Willen nichts anfangen.
Der Druck auf seine Brust nahm zu. Immer mehr.
Wie lange hatte er schon nicht mehr geatmet? Eine Minute? Zwei Minuten?
Seine Lungenflügel drohten zu zerplatzen. In seinem Kopf wummerte sein Herzschlag. Das Dröhnen schwoll noch an.
Henri schloss seine Augen, die er bis zuletzt offen behalten hatte. Die Fratzen der Wasserdämonen blieben jedoch vor seinem inneren Auge.
Die Erinnerungen seines Lebens spulten sich ab. Irrwitzig schnell, so schnell, dass er kaum einzelne Bilder wahrnehmen konnte.
Ein krächzender Schrei erklang. Henri begriff nicht mehr, dass er es selbst gewesen war, der ihn ausgestoßen hatte. Ein Schrei der Wut und Verzweiflung. Ein Todesschrei! Seine Muskeln erschlafften.
Es war verrückt, aber das letzte Gefühl, die letzte Empfindung, die er mitnahm, war Erleichterung.
Dabei war das Spiel für ihn noch gar nicht zu Ende!
Alles, was geschehen war, war erst ein Anfang!
Überall waren sich bewegende Schatten.
Henri war hundeelend zumute. Die Welt stand auf dem Kopf und schaukelte wie verrückt auf und ab. Penetranter Verwesungsgestank hatte sich wie ein pelziger Belag auf seiner Zunge festgesetzt. Dann nahm er dankbar zur Kenntnis, dass sich eine erlösende Stille über ihn senkte. Alles wurde rabenschwarz, nicht einmal Sterne waren noch zu sehen oder Geräusche zu hören.
Fühlte sich so der Tod an?
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Regen
Ich atme den schweren Duft der regennassen Walderde, sauge ihn tief in mich hinein.

Das Rauchen habe ich aufgegeben. Ich trinke nicht. Ich ernähre mich gesund. Alles Bio. Ich singe meinem Kind Lieder vor und streichle sein Füßchen. Ich erzähle ihm Geschichten und wiege es im Bauch hin und her, wenn es unruhig ist.

Der Regen prasselt durch das junge Laub auf mich nieder, rinnt über meinen Kopf in die Augen und schwemmt meine Tränen hinweg, als könne er mich rein waschen.

Wir haben Knete gespielt. Und mit Fingerfarben gemalt. Es war so heiß, dass ich sie nackt im Hof herumlaufen ließ, mit ihren kleinen Stolperschritten. Sie hat sich den ganzen Körper mit grüner und blauer Fingerfarbe bemalt und obwohl ich einen Kübel voll Wasser zum Abwaschen daneben gestellt hatte, ziehen sich grüne und blaue Schlieren tagelang über ihre Beine. Sie sieht aus, als hätte ich sie verprügelt

Ich lege mich ins hohe Gras und spüre den Regen, der sich aus rabenschwarzen Wolken auf mich ergießt, mich mit seinen Rinnsalen fortwaschen will.

An ihrem vierten Geburtstag feiern wir mit anderen Kindern. Im Hof habe ich eine Plastikdecke ausgebreitet und die Kinder essen Spaghetti Bolognese mit den Händen. Besteck gibt es nicht. Die anderen Mütter sind entsetzt. Aber meine Tochter lacht aus vollem Hals. Ich bin glücklich.

Meine Hände umfassen Grasbüschel, halten sich daran fest, versuchen die Kluft zu überwinden die mich von mir trennt. Weiß und blutleer treten meine Fingerknöchel hervor.

Jeden Abend singe ich dasselbe Lied. Sie hat es sich ausgesucht.

‚Liebe ist mehr als nur ein Wort
Liebe kennt keine Grenzen
Sie verzeiht, sie ist schön wie Musik
Und sie wird niemals vergehn…‘

Es kommt mir vor, als schliefe sie nie. Stundenlang singe ich für sie, lese Geschichten vor, erzähle von der Großmutter, von der Urgroßmutter und von alten Zeiten. Aber sie schläft nicht ein.

Warum? Ich weine, ich schreie, ich tobe. Warum?

Ihr Haar glänzt wie feingesponnenes Gold, wenn ich es im Lichtkegel ihrer Nachtlampe betrachte. Ich muss mich beherrschen, nicht darüber zu streichen, damit ich sie nicht wecke. Eine verschwitzte kleine Strähne klebt an ihrer hitzigroten Wange. Sie hält das Halfter ihres Lieblingsponys in der Hand. Klammert sich daran fest, als gäbe es ihr Halt. Ich stelle das Pony aufs Regal.

Ich will bei ihr sein, will sie spüren, mit ihr lachen sie umarmen und atmen.

Aschfahl ist ihr Gesicht, als man sie mir in die Arme legt.
‚Es war ein Unfall‘ sagt irgendjemand zu irgendwem.
Es ist bedeutungslos.

Ich höre auf zu atmen. Und bin bei ihr.

*oh2*

*schweig* Ev
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Ein Irrtum mit Folgen
Ein Irrtum mit Folgen
(c) 5/2014 by TRB

Es ist ein schmaler Grat, auf dem ich gehe. Und ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob ich das Richtige tue oder nicht. Immer wieder fällt mir Shakespeare ein. Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust. Und ich habe das „ach“ nie so gut verstanden, wie gerade jetzt.

Ich muss denken. Viel mehr denken. Besser denken. Meine Massstäbe anlegen. Das Problem ist, dass sich meine Werte und Normen gerade verschieben. Meine Fundamente wackeln. Eine Tatsache, die ich nie für möglich hielt. Ich hatte mir inmitten dieser blutleeren Welt Säulen geschaffen. Fundamente meines Selbst, die fest und tragfähig sein sollten. Und bis gestern waren. Aufrichtigkeit, Ehre, Mut, Tapferkeit, Pflichtbewusstsein, Wahrheit und Standhaftigkeit, das sind meine sieben Säulen.

Der Anruf kam Samstag. Eine Freundin, die in einem Krankenhaus arbeitet, rief mich an.
„Du Tom, ich habe ein Problem“
„Erzähl“ forderte ich sie auf. Denn wenn jemand Hilfe braucht, bin ich zur Stelle.
„Wir haben hier einen Patienten, der uns Sorgen macht“
„Wie, randaliert der rum und ich soll ihn kaltstellen, oder wie?“
„Nein, du bist wohl seine letzte Chance vorm Suizid“.
Boing, das hatte gesessen. Selbstmord? Wenn ich etwas nicht tat?
„Was ist denn los, komm, erzähl schon“
„Pass auf, vor 3 Wochen bekamen wir einen Patienten, 77 Jahre alt. Trauma, Parkinson, Tremor und fast gehunfähig. Wir riefen seine Nachbarn an, die haben einen Schlüssel zur Wohnung. Die sollten ein paar Sachen bringen. Das lief gründlich schief. In der Wohnung sollen wohl massenweise Pornomagazine herumliegen.“
„Na und? Hat doch jeder“ Petra hüstelte.
„Nein, solche nicht. Die dort abgebildeten „Teilnehmer“ sind wohl nicht volljährig, bzw sehr jung. Es kam ein Brief von den Nachbarn, die samt und sonders den Kontakt zu Paul, so ist sein Name, abgebrochen und sich in ziemlich eindeutiger Weise von ihm losgesagt haben. Und der soll Montag entlassen werden und er will sich umbringen, wenn dort etwas passiert. Also brauche ich dich quasi als Personenschützer.“

„Petra, hör zu. Das meine ich ganz ehrlich. Lass den Kinderschänder verrecken! Ich hasse diese Bastarde, die sich an Unschuldigen abreagieren!“ Meine Fingerknöchel wurden weiß, so fest hatte ich den Telefonhörer umklammert; so, als könne ich den Typen durchs Telefon erwürgen. Um meinen Geist kreiste eine rabenschwarze Wolke.
„Nein, Tom, hör bitte zu. Der Typ ist krank. Seine Therapeutin ist am Ball. Wir haben jeden Tag….“
Es ging alles in der Wolke unter. Mein Geist wurde plötzlich klar. Glasklar. Beinahe so, als ob ein trüber Vorhang zur Seite geschoben worden war, und ich die ganze Bühne sehen konnte. Die Kluft zu Petra wurde wieder kleiner, und ihre Worte gewannen wieder Konturen.
„… möchte ich eigentlich nur, dass du ihn nach Hause begleitest. Er kann kaum gehen, und alle Dienste haben sich geweigert, mit ihm zusammen zu arbeiten. Er ist kein Kinderschänder, hörst du? Das ist wichtig.“

Schweigen. Stille. Nur das Rauschen des Äthers. Petra kannte mich zu gut. Sie wusste, wann sie die Klappe halten muss. Und Petra wusste allzu gut, dass, wenn ich schwieg, hatte ich bereits eine Entscheidung getroffen.
„Okay, hör zu. Ich komme am Montag vorbei und schaue mir den Schrat an. Wenn ich ihn nicht leiden kann, ist der Deal geplatzt. Kannst du damit leben?“
Sie sagte nur „Danke Tom“ und legte auf.

Ich atmete tief durch. Scheiße. Ich sage immer, dass ich ein ganz normaler Kerl bin, und das bin ich auch. Aber in meiner einfachen Struktur bin ich wohl ziemlich leicht auszurechnen. Das passte mir nun wieder weniger. Mist.
Mein Blick fiel auf das Halfter, das unter meiner Uniform lag. Und ich spürte, dass sich etwas näherte. Es war, als hielte die Natur inne. Ich hatte so etwas schon erlebt. Als wir damals am Shabeella-Fluß entlang liefen. Überall um uns herum zirpte es, zwitscherte und quiekte und quakte und raschelte es. Von einer Sekunde zur anderen verstummte der ganze Urwald. Eine betäubende, unnatürliche Stille herrschte. Eine Stunde später brach ein Unwetter los. Die Natur wusste das schon vorher. So fühlte ich mich gerade. Als ob ich in einem rabenschwarzen Stadion stand, Millionen Blicke auf mich gerichtet und nur ein aschfahler Lichtkegel war auf mich allein gerichtet.

Gestern nun war es soweit. Entschlossenen Schrittes, aber mit einem miesen Gefühl im Hals, stapfte ich auf die Eingangstür zu. Erster Stock, Zimmer 14. Auf dem Flur wartete bereits eine Schwester auf mich.
„Sind sie der Taxifahrer?“ flötete sie mich an. Pakistan, ganz eindeutig. Physiognomie, Dialekt, Haltung, Augensprache. Es konnte nicht anders sein.
„Gute Frau, sehe ich aus, wie ein Scheiß-Taxifahrer?“ ranzte ich sie an. Und sie blieb stumm.
„Ich will zu Paul, wo liegt der?“
„Was wollen sie von Paul?“
Ich legte ihr eine Hand auf den Unterarm.
„Lahore oder Amritsar?“ fragte ich sie, und wer mich kennt, der weiß, dass, wenn meine Stimme leise wird, man besser die Hacken zusammen nimmt. Und sie war offensichtlich beeindruckt.
„Feisalabad“ flüsterte sie.
„Dachte ich mir, der indische Einfluss ist nicht zu übersehen. Pass auf, Kleine. Ich weiß nicht, wie das in deiner Heimat gehandhabt wird, aber hier erachtet man es als unfreundlich, auf eine Frage mit einer Gegenfrage zu antworten. Also?“
„Zimmer 14“ sie drehte sich um und sah zu, dass sie Land gewann. Meine Laune war im Arsch, auf Deutsch gesagt, und wenn mir jetzt noch einer krumm kam, würde er das büßen.

Tief atmete ich ein, wieder aus und betrat Zimmer 14 ohne zu klopfen.
„Mahlzeit“ brüllte ich fast. Was ich dann sah, verschlug mir die Sprache. Ein zusammen gesunkenes Häuflein Elend. 165 cm weinender Mann, der auf der Ecke seines Bettes hockte und Rotz und Wasser flennte, aus Angst vor dem, was ihn außerhalb des Krankenhauses erwartete. Shit. Meine Beschützerinstinkte sprangen an. Ich hasse es.

Paul streckte mir seine zitternden Fingerchen entgegen. Sein Händedruck war schlaff, kalt und drucklos. Der Mann war am Ende. Seine rotgeweinten Augen starrten trübe und voller Furcht an mir vorbei in die Ewigkeit. Irgendwie tat er mir leid. Andererseits wieder nicht. Oder doch? Sein aufgequollenes Gesicht erinnerte mich an Leonard Lawrence in „Full Metal Jacket“. Der Mann hatte ein gottgegebenes, wölfisches Lächeln im Gesicht, das auch beim Flennen nicht verschwinden wollte. Ein seltsamer Mensch. Und ich fragte mich, ob ich ihn sympathischer gefunden hätte, wenn ich nichts gewusst hätte. Die Antwort war: Nein. Aber ich hatte eine Aufgabe übernommen und das würde ich jetzt durchziehen.

Er wohnte in einem Dreifamilienhaus. Mittlerer Stock. Den Rollator hatten wir im Krankenhaus lassen müssen und so musste er sich an meinem Arm festhalten. Trippelschritte, zu mehr war er nicht fähig. Ich nahm ihm den Schlüssel aus den zitternden Fingern. Seine Hände waren kalt und nass, er schwitzte. Mühsam hangelte er sich die Treppe hoch und jedes Mal, wenn er nach dem Geländer griff, sah ich seine viel zu langen Fingernägel, die in der Mitte spitz zugefeilt waren. Alles in mir mochte den Mann nicht. Und doch tat er mir leid. Würde ich in seiner Wohnung irgendetwas, auch nur das kleinste Fitzelchen finden, worauf nackte Kinder abgebildet waren, würde ich Amok laufen.

Ich schloss die Tür auf. Gleich der erste Blick fiel auf Bücher. Allerdings lose in eine Nische gestapelt. Es sah beinahe aus, wie bei einem Messi. Nur sauberer. Geradeaus eine Art Büro mit einem schweren, noch aus Vollholz gezimmerten, schwarzen Schreibtisch. In diesem Raum auch viele Bücher, und, was auffiel, sehr viele metallene Schachteln. Die Art, in der man zu Weihnachten Kekse verschickt. Alle gleich. Ziseliertes Silber, die Schachteln waren offensichtlich alle vom selben Hersteller. Aber was mich am meisten berührte, war die Erkenntnis, dass ich es hier wahrscheinlich nicht mit einem Pädophilen zu tun hatte. Denn am Bücherschrank lehnte ein Bild. Das Porträt eines Knaben von Pinturicchio. Das gleiche Bild hing links an der Wand, nur etwas kleiner. Dort hing auch das Selbstporträt Raffaels. Domenico Ghirlandaios Bild eines rotbefrackten, älteren Mannes mit einem Kind auf dem Schoß, und viele weitere Bilder von alten Meistern, die ich nicht kenne. Dazwischen andere Bilder. Eines offensichtlich herausgerissen aus einem Roncalli-Plakat. Ebenfalls stellte es einen Knaben dar. Das verblüffendste aber war, dass all diese vielen Bilder aus verschiedenen Epochen zwar immer Kinder und Jugendliche abbildeten, eines jedoch war immer gleich auf den Bildern. Der Ausdruck in den Augen der Kinder. Sie drückten Qual aus, Verzweiflung und Schmerz. In diesen Augen manifestierte sich die geschundene, missbrauchte Kreatur, die sich nicht wehren kann.

Und das soll ein Pädophiler sein? Niemals. All das hier ist ein Hilfeschrei, den 77 Jahre lang niemand bemerkt hat. Und ausgerechnet ich wurde jetzt zu seinem Anwalt? Ungeheuerlich. Ich stellte die Krankenhaustaschen in der Küche ab. Auch hier Bilder an den Wänden. Meist jedoch Madonnen mit Säuglingen in den Armen. All diese Bilder drückten Geborgenheit aus, Fürsorge und Liebe. Und als ich dann den Tisch in der Mitte der Küche sah, wurde mein Eindruck verstärkt. Fein säuberlich, mit fast mathematischer Präzision waren dort die Ess- Utensilien angeordnet. Messer, Gabel, Löffel, Salz und Pfeffer waren exakt ausgerichtet. Über dem Set Nutella, Marmelade, Rübensaft und ein kleiner Teller, wohl für Käse. Rechts davon ein Untersetzer, davor ein weiterer, kleinerer mit einem großen, tassenartigen Glas darauf und einem Teesieb darin. Alles in einer Linie ausgerichtet, von Küchenkrepp unterlegt. Manisches Verhalten. Links vom Küchentisch, der frei in der Mitte stand, ein Mülleimer für Papier, rechts ein Mülleimer für den gelben Sack.

Dazu das Messi-Verhalten. In jeder Nische Bücher, alle anderen „Ecken“ waren mit Aberhunderten von VHS-Kassetten zugestapelt.
Ich war kuriert, der Mann war nicht pädophil, der brauchte Hilfe. Ich hatte den Eindruck aufgrund der vielen klerikalen Bücher, dass er als Kind selbst missbraucht worden war. Der stumme Hilfeschrei, der hier durch diese Wohnung wehte, war allzu offensichtlich. Ich lag in meiner Beurteilung total daneben und beglückwünschte Petra für ihre Intuition.

Jäh wurde ich aus meinen Überlegungen gerissen, als es klingelte.
„Bleib sitzen Paul, ich geh hin“ sagte ich, weit weniger ranzig als sonst. Vor der Tür stand ein Mann. 180 cm lang, ungefähr 40 Jahre alt, hager, braune Wildleder-Jacke, Jeans, kariertes Hemd. Seine Haare wurden schon dünn und er war unbewaffnet. Dachte ich, bis ich das dunkle Knurren des nicht angeleinten American Bullmastiff hörte, das scheinbar aus den Knien des Mannes zu kommen schien. Ein großer Hund. Ein schwerer Hund. Ein starker Hund. Er schien den Begriff „Mordsgefährlich“ erfunden zu haben.
Den Impuls, zu meiner Waffe zu tasten, hatte ich mir abgewöhnt. Er war allzu verräterisch.

„Ja, bitte? Kann ich etwas für sie tun?“
„Wo ist Paul!“ herrschte er mich an. Ich senkte scheinbar erschöpft den Kopf, meine Schultern sackten herunter. Auf den Mann, der länger war, als ich, musste das den Eindruck erwecken, als ergäbe ich mich meinem Schicksal. Doch dann straffte ich mich und sah ihm direkt in seine kleinen, braunen Schweinsäugelein.
„Das ist das zweite Mal heute, dass ich diese Ansprache halte. Es ist unhöflich, auf eine Frage mit einer Gegenfrage zu antworten. Und wenn du Pisser nicht augenblicklich deine Töle an der Leine hast, seid ihr beide Frittenfett, haben wir uns verstanden?“
Meine rechte Hand war hinter meinem Rücken verschwunden. Er fragte sich jetzt, ob ich bluffte oder nicht. Fragte sich, wer ich war. Rechnete sich Chancen aus. Im Grunde spielte sich dieser Kampf in den Augen ab. Und ich gewann. Er redete wie mit einem Baby beruhigend auf seinen Ersatz- Schwanz ein und beide zogen ab. Und als ob ich es geahnt hätte, tönte aus sicherer Entfernung:
„Wir sprechen uns noch, du Arschloch!“
Jetzt am Mittwoch, werde ich wieder nach Paul sehen. Ich bin gespannt…


Diese Geschichte bewegt mich seit ein paar Tagen, denn sie ist fast wahr. Fast, weil ich nicht bewaffnet in ein Krankenhaus gehe. Und ich gebe zu, dass ich im Moment ein wenig sehr verwirrt bin, also seht mir die Fehler nach, bitte.

Tom
*******day Frau
14.250 Beiträge
Ach Bruderherz,
natürlich ist es verwirrend, wenn man herausfindet, dass die Welt nicht schwarz und weiß ist *knuddel*
Ja, ja ...
die Vorurteile und die lieben Nachbarn

*troest* Ev
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Das sind hier ja mal wieder Geschichten! Es lohnt sich wirklich, hier mitzulesen.

(Der Antaghar)
Na klar - - -

was dachtest du denn?


LG Ev
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
Ganz dumme Idee!
Diese Erkenntnis kam ihr etwas spät in den Sinn. Sie hätte doch das Angebot der Gräfin zu übernachten annehmen sollen. Aber nein, sie wollte ja keine Umstände machen und außerdem musste doch ihr Pferd in seinen gewohnten Stall.
Es war doch gar nicht so weit nach Hause auf das elterliche Gut. Durch den Wald nur etwa 3 Meilen, der Weg über die Straße war weiter, also entschied sie sich für die Abkürzung.

Sie trabte mit ihrem Rappen über den dunklen Waldpfad, denn der satte Vollmond war eben hinter einer dunklen Wolke verschwunden. Wind kam auf und ließ das Unterholz unheimlich rascheln, ein Käuzchen schrie und es war ihr plötzlich, als ob glühende Augen sie aus dem Dickicht heraus, anstarrten.
Ihr Rappe wieherte ängstlich und seine Nüstern blähten sich.

Alles Einbildung, du überträgst deine Angst auf das Tier! wischte sie die ängstlichen Gedanken hinfort und gab ihrem Pferd dennoch die Sporen.
Nur schnell heraus aus diesem unheimlichen Wald!

Es kam wie es kommen musste – in der nun rabenschwarzen Nacht stolperte das Pferd in vollem Galopp über eine Wurzel und ehe sie sich versah wurde sie aus ihrem Sattel gehoben, schoss wie ein Pfeil geradewegs nach unten und schlug unsanft auf dem erdigen Waldboden auf.
Das Letzte, was sie wahrnahm war, wie ihr geliebtes Pferd, das mit hängendem Kopf und lahmenden Bein auf sie zukam. Dann Dunkelheit.

Sie schlug ihre Augen auf - wo war sie?
Auf einem Himmelbett mit gedrechselten Pfosten und weißen geschlossenen Vorhängen lag sie. Stille um sie herum. Sie spürte einen Verband um ihren schmerzenden Kopf gewickelt. Sie sah an sich herab…sie trug ein weißes altmodisches Nachthemd mit Fledermausärmeln und war bis zu den Hüften zugedeckt. Sie spürte einen Windzug und ein flackerndes Licht näherte sich ihr.
Schlurfende Schritte und dann wurde der zarte Vorhang ein Stück weit aufgezogen. Feiner Staub rieselte herab.

Angstvoll krampften sich ihre Fingerknöchel um den Saum der Decke und in unheilvoller Erwartung blickte sie in das Licht. Ein Gesicht tauchte aus dem Lichtkegel der Kerze, dessen Züge erstaunlich jung wirkten, aber dessen Augen seltsamerweise uralt schienen.
Wie war das möglich?
Die junge Gestalt mit den alten Augen lächelte sie schief an. Diese Geste passte nicht zur abschätzenden Mimik, die Augen nicht zum Rest dieser seltsamen Gestalt. Gänsehaut bildete sich auf ihrem Körper und jede Faser ihres Körpers schrie ihr „Flucht“ und „Gefahr“ zu.

Atemlos vor Angst war sie, konnte nur registrieren und nicht sprechen. Die Kluft, die diese merkwürdige Person trug schien nicht zeitgemäß zu sein. Ein altmodischer schwarzer Frack, der einige Mottenlöcher aufwies, ein weißes Spitzenhemd, ein schwarzer Umhang, aschfahle Haut und schwarzes volles Haar. Am auffallendsten waren seine prallen unnatürlich roten Lippen.
Seine Augen schienen wie in einem inneren Feuer zu glühen.

Langsam senkte er seinen Oberkörper zu ihr herab, hielt den Blickkontakt zwischen ihnen und ihr war, als hypnotisiere er sie. Sie konnte sich weder rühren noch sprechen, konnte es nur geschehen lassen.
Ein Vampir! schoss es ihr durch die Sinne als er seine blutleeren kalten Finger in ihr Haar auf Höhe ihres Nackens krallte und ihren Kopf langsam in seine Richtung zog.
Himmel, er wird mich beißen, mich zu einem Geschöpf der Nacht machen, helft mir doch! schrie sie innerlich, doch blieb äußerlich stumm und starr.
Panik rauschte durch ihre Adern, sie war der Ohnmacht nahe.

„Wilbur! Verschwinde sofort! Wer hat dir erlaubt, dich hier aufzuhalten?!“
Wie ätzende Säure klang die Stimme der Gräfin, die den Genannten mit harten Schlägen einer ledernen Gerte über seinen Kopf und seine Brust traktierte. Trieb ihn fort von ihr, doch ihre Erleichterung schwand sogleich wieder.
Die Gräfin sah gar nicht mehr so gütig und nett aus wie zu Beginn des Abends.
Wie eine Rachegöttin stand sie am Pfosten des Bettes. Kalt fixierten sie deren Blicke, die Lippen aufeinandergepresst und ihre grauen kurzen Haare bildeten einen unheimlichen Kranz um ihren Kopf.
Auch ihr schwarzes eng geschnürtes Lederkorsett und die hohen Plateau-Overknees über den Netzstrümpfen passten nicht mehr zu der hochgeschlossenen feinen Dame des Tages.
Sie entblößte ihre spitzen Zähne und hielt ein Halfter in der Hand.

„Du meine süße Schöne wirst ein wunderbares Pony sein, wirst meine Kutsche mit den anderen Schönheiten durch die Nacht ziehen, wirst gehorsam und brav sein - sonst wirst du meine Peitsche spüren. Na – wie gefällt dir das?“

Wilhelm-Scream!!!
....
„Cut und Schluss für heute“ rief der Regisseur...
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Sodele. Endlich konnte ich alle Geschichten seit Sonntag nachlesen.
Ihr seid sooooooooooooo klasse!

@Ev
Wirklich ein zauberhafter Mitternachtsgeist. *g*

@****ie
Köstlich!
Ich habe ja in dieser Story mit allem gerechnet, aber niemals mit Anita. Das wird irgendwann noch böse enden mit ihr. *lach*

@*****dus
Ich sah im Geiste die Bilder, die dort entstanden. Schöne kleine Geschichte!

@*****eon
Huah! Ein heftiges Horrorszenario. Würde ich das vor dem Zubettgehen lesen, hätte ich sicher Alpträume!
Gut gemacht! *g*

@****ia
Wow... sehr berührend. Eine sehr gute, kleine Geschichte ist Dir da mal wieder gelungen. In ihrer Kürze berührt sie tief und lässt mich betroffen mitfühlen.
Kurz und knapp, tief und treffend. Mitten ins Herz.

@**m
Und nochmal ein "Wow" von mir.
Das Leben schreibt doch immer wieder die besten Geschichten, nicht wahr?
Aber die Kunst dabei ist es, diese Geschichten so berührend und bebildert in Sprache und Schrift umzusetzen. Dies ist Dir hervorragend gelungen!
Und Deine Geschichte zeigt überdeutlich, dass man niemals jemanden verurteilen sollte, ohne ihn persönlich kennengelernt zu haben.

@*********pasXX
Huch! Perfekt reingelegt, verdammt!!
Ich kam von Riff Raff aus der Rocky Horror Picture Show über den irren Serienmörder bis zum Vampir. Kopfkino in Perfektion und dann die eiskalte Dusche mit der Filmklappe. Super!


Ich stelle fest, die aktuellen acht Wörter haben Euch zu düsteren und/oder sehr berührenden Geschichten animiert. Und das Ergebnis ist super!
Und ich muss gestehen, wenn ich die Wörter lese, fühle ich auch nur düstere Geschichten in mir. *zwinker*
Nur will mir meine Muse leider noch immer nicht über die Blockade hinweghelfen. Aber das wird auch wieder. Irgendwann.

Ihr habt das mal wieder toll gemacht!! *g*
*******day Frau
14.250 Beiträge
Engelchen
Ich habe ja in dieser Story mit allem gerechnet, aber niemals mit Anita.

Ich fürchte, man muss IMMER mit Anita rechnen *angsthab*
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
IMMER?
...ich stell erstmal die Klingel ab...tztztz


Tom
das ist
eine sehr weise Entscheidung

LG Ev
******_46 Frau
1.318 Beiträge
Federleicht
Ich falle durch einen Lichtkegel, greife nach einem Halfter, im letzten Moment finde ich kurz Halt, meine Fingerknöchel sind ganz wund und blutleer, meine Adern schrumpfen.
Ich bin doch noch so jung.
Noch aschfahl gebe ich mich hin.
Ich gebe dir als Feder- in neuer Kluft-
jeder Zeile einen Sinn.
Ich liebe deine Gedanken und lass mich auf dem Papier vibrieren
und mach Leser

?
mit rabenschwarzer Tinte

!

die Wangen rot und Adern voll.
Aalqual und Flügelschlag
Zitteraal,
deine blutleeren Küsse, dein aschfahles Verlangen überwinden nie die Kluft zur Sperberbraut im Espenlaub. Auch wenn du noch so unter Strom stehst, mit weißen Fingerknöcheln den Lichtkegel der Hoffnung Tag unf Nacht durch wispernde Baumkronen schickst. Sperbers Lust ist der freie Himmel, der wilde Sturz aus schwindelnder Höhe. Jung schon schlug sie ihre Krallen in ängstliche Bälger. Deinen feuchten Leib begehrt sie nicht. Sie sucht nicht die Welle. Deine Tiefe wäre ihr Tod. Die Luft unter ihren Schwingen der deine.

Lass deine Blitze im Halfter.
Bis sich eine Zitteraale durch dein rabenschwarzes Gemüt schlängelt.
Funkenschlag ohne Reuse wird euer Lohn sein. Funkenschlag statt Flügelschlag.

Lass dem Menschengeist die Sparlampe. Das ist seine Natur. Sieh - obwohl er dem Sperber näher ist und sogar nach den Sternen greift, wird er nie die Eleganz des Vogels, nie die des Fischflugs erlangen.

Bleib im Wasser mit deinen Sinnen.
Du wirst deinen Drachen nicht erweckten. Drachen sind nut Märchen. Geboren aus Wünschträumen von Fischen die zur Sonne fliegen wollen und Vögeln, die glauben, sie könnten den Meeresgrund erreichen

Bleib in deinem Element und lebe!
Oder stirb. Deine Sperberbraut wird es nicht einmal bemerken.
*****eon Mann
7 Beiträge
Neue Wörter...
Sonntag, 20 h! Es ist mal wieder soweit...

Heute habe ich als Neuling die Ehre, die acht Wörter vorzugeben.

Hier sind sie und viel Spaß damit:

Vergeltung
Reflektion
Dormitorium
Bischof
Defloration
Brustkralle
Inquisition
Erzengel
Bim – bam –bim –bam –bim -bam

Der Ton reißt mich aus meinem Schlaf – dabei hatte ich so gut geträumt. Von der ehemaligen Freundin – ja, das waren noch Zeiten – und nun – ein lautes

Klopf – klopf – klopf

Dröhnt in meinen Ohren. Ja, ja, ich komme ja schon, aber ich schaffe es kaum aus der Kiste zu klettern.
Wie war es doch früher einfacher. Da schliefen wir alle in dem Dormitorium. Und nun, jeder in seiner Zelle, fast wie in einem Gefängnis. Und dazu in der Kiste - dabei sollte ich ein gottesfürchtiges Leben führen.

Und warum mache – nein, warum kann ich es nicht aus vollem Herzen tun?
Weil meine Gedanken immer auf Abwegen sind. Und mein Leben jetzt ist die Reflexion meiner Kindheit.

Was war da denn so schlimm? Haben nicht alle Kinder Doktorspiele gespielt? Warum muss ich heute noch dafür büßen?

Wenn ich meine Augen schließe, denn sehe ich es noch bildhaft vor mir, spüre es noch. Wir lagen im Heu oben in der Scheune. Ich untersuchte sie – und habe angeblich eine Defloration an ihr verübt.
Stimmt aber gar nicht. Lediglich mit meinen Fingern war ich in ihrer Spalte – und es war so schön warm da drin. Ihr hatte es auch gefallen, denn als sie sich an meine Brust krallen wollte, stand plötzlich ihr Vater da wie ein Racheengel. Zum Bischof hatte er mich dann geschleppt und diese Inquisition war schlimmer als alles andere.

Und jeden Tag – seit zig Jahren bitte ich den Erzengel Michael um Vergebung und ihre Familie hat nichts weiter im Sinn als Vergeltung meiner Missetat zu verlangen.

Ich bin inzwischen ein alter Mann – lasst mich doch bitte in Ruhe und Frieden sterben.
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
Langsam folgte ich dem Folterknecht durch die eng gemauerten Backsteingänge.

Überall der Gestank des Todes und des Leides, ich hielt mir meine Kutte zum Schutz davor vor Nase und Mund. Versuchte meine Ohren vor den gellenden oder nur noch geröchelten Schreien, die durch die Mauern hallten, zu verschließen. Die Akustik dieses, von einem gnädigen Gott verlassenen Ortes, trug sie bis hinauf in die Halle, in der Gericht gehalten wurde.

Die Vertreter der heiligen spanischen Inquisition befanden dort über Schuld oder Unschuld, Reinheit oder Schande, Leben oder Tod. Diese nie verstummenden schrillen Töne schüchterten die hier in Ketten stehenden Gefangenen bereits gehörig ein, führten ihnen vor, dass auch sie selbst schnell ein Teil dieser Todesmelodie würden, wenn sie nicht ihre Missetaten freiwillig geständen.
Dabei war es völlig gleichgültig, ob sie die angeklagte Tat begannen hatten oder nicht, denn lebendig hatte diesen Vorhof der Hölle noch kein Inhaftierter verlassen.
Es ging vielmehr darum, wie schnell und gnädig, man vom Leben in den Tod befördert wurde, ob es nur wenige Minuten oder tagelange Qual war.

Ein Moment der Reflektion wurde ihnen zustanden sofern sie bisher gute Christen und nicht weiter aufgefallen waren. Geständnis, Urteil und dann die Vergeltung für das Verbrechen, meist auf dem Scheiterhaufen - so war der Ablauf, der überwiegend weiblichen Verurteilten.

Ihre Verbrechen waren zu jung, zu schön, zu begehrenswert, zu alt, zu hässlich, zu wohlhabend, zu arm, zu einflussreich oder zu mächtig. Nur wenige, die nicht nach tagelanger hochnotpeinlicher Befragung zusammen brachen und alles gestanden, nur damit es endlich aufhörte.
Wie hatte es begonnen?
Keiner wusste es mehr so wirklich Nicht einmal die Mägde des Herrn waren sicher vor den Häschern.

Ich erinnerte mich an eine Geschichte aus dem Kloster. Hinter vorgehaltener Hand wurde folgendes getuschelt:
Es nahm seinen verhängnisvollen Lauf im Dormitorium eines Frauenklosters. Teufelswerk – so etwas! Wie konnte das der Papst seinerzeit nur genehmigen? Die nicht heiratsfähigen Töchter der adligen Herren meist jung, schön und gebildet aber ohne Mitgift oder als Strafe für Ungehorsam, zusammengepfercht hinter strengen Mauern.
Als einziger Mann hatte der Bischof Zugang, der als gottesfürchtig galt. Eines Tages fand er die Novizin Adelheit bei der Kontrolle des Dormitoriums in zerzausten Zustand und mit hochrotem Kopf vor.

Sofort begriff er, diese Magd des Herrn hatte selbst Hand an sich gelegt und damit Unzucht begannen. Sie hatte einer teuflischen Verlockung nachgegeben. Ihr erregter Zustand, fast von Sinnen, ließ das Blut heftiger in seinem Leib zirkulieren als es sittsam war.
Er musste sie vom Teufel reinigen und zwar sofort, sonst würde es wie die Pestilenz von ihr auf die anderen überspringen. Er ließ es sich nicht nehmen, sie persönlich und gründlich auf der Stelle mit hohem Körpereinsatz mit seinem körpereigenen geweihten Wasser zu reinigen und ihr den Teufel höchst selbst aus der sündigen Grotte zu stoßen.
Diese Defloration war ja keine Sünde sondern eine Notwendigkeit, um die anderen vor des Teufels verlockender Zunge zu schützen.

Selbstverständlich ließ sich der Teufel nicht mit einem einzigen Mal austreiben und nicht so ohne weiteres von einem schwachen hübschen Weibe ab, deshalb musste er oft vertrieben werden. Solange bis sich der geschwollene Leib kaum noch verbergen ließ.
Diesmal konnte man die Geschichte von dem Erzengel und der frohen Botschaft nicht mehr erzählen, das stand bereits schon geschrieben – zu dumm!

Erneut musste schnell gehandelt werden, er besorgte zweifelhafte Kräuter und erreichte das Gewünschte. Der Leib wurde wieder schmal, aber zu viele wussten es bereits und klagten an. Auf dieses Verbrechen standen zuerst die Folter mit der Brustkralle und dann der Tod, welcher von der bedauernswerten Adelheit nach der unsäglichen Qual fast freudig umarmt wurde.
Der Bischof ebenfalls vor dem Gericht gab an, von dem Sukkubus in Gestalt Adelheits verführt und gegen seinen Willen dazu gebracht worden zu sein, seinen Samen herzugeben. Er hätte alles versucht, aber gegen des Teufels Übermacht hätte er allein nichts ausrichten können.

Der heldenhafte Kämpfer gegen das Böse wurde begnadigt und – da er nun wusste, wie der Teufel vorging und in welcher Gestalt er sich zeigte, als oberster Jäger eingesetzt. Ihm zur Seite - eine Armada von Gehilfen, die das schändliche Treiben beenden sollten.

....

Ich lächelte sardonisch ob der Erinnerung an die schöne Adelheit und einen kurzen Moment flackerte meine wahre Gestalt durch meine bischöfliche Tarnung. Ich saugte das Aroma des unendlichen Leids wie ein kostbares Parfüm in meine Nase, meine Ohren ergötzten sich an den Schreien und meine Augen weideten sich an der herrlichen Qual.

Zum Glück hatte der Folterknecht meine Hörner nicht gesehen und die armen verwirrten in den Zellen zählten nicht als Zeugen.
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
???
DU bist das! *haumichwech*
Du hast bestimmt auch neuerdings bischöfliche Prachtbauten genehmigt, was? *zwinker*


Tom
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
Bischöfliche Prachtbauten
Aber sicher doch, das gehört zum Plan! *zwinker*
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