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Mansharing
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Geschichtenspiel Teil 33

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****ia Frau
22.263 Beiträge
Fragwürdig
Zur Zeit des Absolutismus war Elfenbein noch sehr gefragt.
So viel dazu.
Mir sind sowohl Absolutismus, als auch Elfenbein wurscht.

Das sei dir egal, sagst du. Also, ob mir das egal ist, oder nicht.
Und da fängt der Punkt an.
Welchen Punkt ich meine, fragst du und ich merke, dass du mal wieder nicht verstehst, was ich meine.
Das ist ein prächtiges Beispiel dafür, wie man herrlich aneinander vorbei reden und darüber sogar in Streit geraten kann. Und dann hat man jede Menge geredet, ohne irgendwas zu sagen und mal wieder den immanenten Fehler gemacht, sich auf sinnlose Diskussionen einzulassen, die am Ende den einen einzigen Effekt haben, dass man streitet.

Du denkst an Liebeslust und ich an Käsebrot. Oder umgekehrt. Aber meistens nicht umgekehrt.
Wenn es wirklich deine Absicht wäre, mich von Käsebrot zu Liebeslust zu bringen, bräuchtest du Führungsqualitäten. Aber die hast du nicht in dem Maße, wie sie notwendig wären.

Notwendig… Warum denke ich so ein Wort?
Es beinhaltet den Bedarf, eine Not zu wenden. Ich wusste nicht, dass wir in Not sind. Aber unvermittelt, seit ich über das Wort „notwendig“ nachdenke, erkenne ich unsere Not. Aber ich kann unsere Not nicht wenden.


Rhabia 09-14
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Erstmal @*****eal:
Eine herrliche Geschichte! *lol*
Und ich habs wirklich erst im letzten Absatz geschnallt, dass hier das Bein einer Elfe gemeint ist. Klasse!

Nebenbei bemerkt: Meine Küche meldet sich auch an für den neuen Anstrich. *ggg*

So. Die Geschichten danach muss ich erst noch lesen. Ich hoffe, ich schaffe es heute noch.
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Sodele. Den Rest habe ich auch geschafft. *g*

@***ve:
Herrlich humorig bitter! Da hat einer so richtig den Frust rausgeschrieben, ohne dass eine depressive Stimmung aufkommt. Er ist einfach nur grantig und lässt es raus. Schön!

@*********pasXX
Eine sehr passende und unterhaltsame Beschreibung dieser Gattung! *zwinker*
Der ist bestimmt gut befreundet mit dem Kerl, den Sur_real kürzlich auch so passend beschrieben hat! *lol*

@*******Wild:
"Eine Portion gesunde Logorrhoe" *haumichwech*
Und noch so manch andere, köstliche Beschreibung.
Herrlich! Ich habe es gern gelesen!

Die Wörter dieser Woche scheinen die verschiedensten Charakterbeschreibungen hervorzurufen. Die sich aber doch irgendwie sehr ähnlich sind. *zwinker*

@****ia
Tja... Manches ist notwenig, um eine Not zu wenden. Erstmal die Erkenntnis derselben und dann der Mut, etwas zu ändern.
Das ist halt so, wenn beide nur noch aus ihrem Egoismus heraus reden und fühlen und dabei die Worte des anderen nicht mehr wirklich hören und seine Gefühle nicht mehr fühlen können.
Eine schöne Situationsbeschreibung!

Jetzt wäre es natürlich toll, wenn mich meine Muse auch noch zu einer Geschichte inspirieren würde. Die macht echt lange Urlaub!
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
8 Wörter
Laut Engelchen ist es jetzt 17 Wochen her, seit ich das letzte Mal die acht Wörter gespendet habe. Wie die Zeit vergeht …

Ich wünsche euch gute Inspiration und freue mich auf eure Geschichten *g*

Hier die acht Wörter für diese Woche:

Tortenboden
vereisen
verreisen
verreißen
Schneckenhaus
Socken
nostalgisch
Wildblütenhonig
*******day Frau
14.250 Beiträge
Och nö....
wer will schon wissen, was passiert, wenn Anita einen fertig gekauften Tortenboden mit Wildblütenhonig veredeln will? Wir wissen doch, was passiert: Etwas geht schief, also ruft sie Ev an, um nach nostalgischen Rezepten zu fragen. Die antwortet ungehalten, was wiederum Anita überhaupt nicht versteht. Es läuft dann darauf hinaus, das Anita bei dem Versuch, ein Muster in das Honigbett zu ritzen, selbiges verreißen wird. Das wiederum kann Ev nur erraten, weil Anita ganz vornehm davon redet, sie hätte leider dem Honig beim Verreisen geholfen. Ev knallt den Hörer auf die Gabel und beschließt spontan zu verreisen (nicht zu verwechseln mit: und beschließt, spontan zu vereisen). Anita stolpert perplex über ihre eigenen Füße, was insofern problematisch ist als sie in Socken auf Laminat unterwegs ist. Wir ahnen es: sie verstaucht sich den Knöchel, der wiederum vereist werden muss.

Also ehrlich: die Geschichte will doch keiner lesen, und deswegen ziehe ich mich jetzt in mein Schneckenhaus zurück und ignoriere das Drama.

Sylvie *undwech*
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
*haumichwech*

Wenn man denkt, nix geht mehr – kommt Sylvie um die Ecke *g*
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
*haumichwech*
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Pff
und ich ochse noch an den Wörtern der letzten Woche herum +heul+ das heißt wohl: Nachtschicht!

Tom
Sylvie, du hast ja sooo Recht ...
Dabei wäre es so einfach gewesen, hätte Anita mich VORHER gefragt. Aber NEIN, sie sucht in den alten nostalgischen Rezepten, die ich ihr einmal kopiert hatte, und kann sie nicht lesen, weil sie in Sütterlin geschrieben wurden.

Dort steht dann nicht, man nehme einen Tortenboden, sondern, man nehme einen Mürbeteigboden und bestreiche ihn mit Wildblütenhonig.

Natürlich bin ich auch nicht ans Telefon gegangen, konnte ich auch nicht, da ich eine Woche an die Ostsee verreisen konnte.
Aber das wusste die liebe Anita ja nicht, hatten wir doch nach dem letzten Krach einen Kontakt mehr.
Damals wollte sie von mir wissen, was man gegen Motten machen kann, sie hätte welche in den Socken, die jetzt alle zerreißen würden.
Daraufhin hatte ich ihr nur geraten sich am besten in ein Schneckenhaus zu verziehen und ihre Socken ins Gefrierfach zu legen, damit sie vereisen.

Und so passierte es, dass Anita als Antwort zu mir meinte, ich wäre gemein und nun könnte sie alles verreißen was ich ihr kopiert hätte.

Ja, ja,
deutsche Sprache = schwere Sprache
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Ha...
*haumichwech* IHR seid ja schnell! Aber hey.... ich bin auch fertig.

Tom
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
F220, Kapitel 5
Kapitel 5: Boarding

Da stand ich nun. Vor knapp Sechstausend Tonnen Stahl. 143 Meter lang, 17,5 Meter breit. Vorn am Rumpf prangte in zwei Meter hohen, elfenbeinfarbenen Lettern: F 220. Ein schönes Schiff. Elegant und schnittig. Mit einem Lächeln sah ich an ihm hoch. Die Radaranlagen und die SMART-L-Antenne waren außer Betrieb. Das verhieß nichts Gutes. Die Hamburg lag vor mir wie ein toter Fisch. Ich hörte auch nichts, das war das Beunruhigendste. An der Mole waren die beiden Antriebsturbinen selbstverständlich aus, so wie die beiden Dieselmotoren auch. Aber die beiden Versorgermotoren hätten laufen müssen, denn ich sah keine Ex-Leitungen in den Rumpf führen. Also musste ich wohl oder übel an Bord, um nachzusehen. Es gab zwei Möglichkeiten, an Bord zu kommen. Über den Wachstand mittschiffs und über das Flugdeck. Der Zugang zum Flugdeck war gesperrt und die Gangway zum Wachstand war schon recht steil.
Ich sah zu meiner Freundin herunter.

„Na Madame? Kommst du mit?“
Und als ob sie mich verstanden hätte, kam ein Grollen aus den Tiefen ihrer Kehle, was wohl Missmut ausdrücken sollte. Ich lächelte sie an, weil ich mich immer noch nicht traute, sie anzufassen. Manchmal, wenn sie gähnte, sah ich ihre messerlangen, blütenweißen Reißzähne. Ein beeindruckendes Arsenal hatte sie da.
„Hey, keine Sorge. Ich komme bestimmt wieder!“

Tief atmete ich ein. Langsam ging ich den Steg empor. Oben angekommen stellte ich fest, dass die Bordorganisation vor der abendlichen Flaggenparade stattgefunden haben musste. Da mich niemand an Bord willkommen hieß, grüßte ich nur die Flagge.
„Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen?“ murmelte ich, aber mir war sehr unwohl und ich fühlte mich nicht wirklich gut. Die Besatzung bestand aus 255 Mann und hier schien alles leblos und tot. Entweder der Kapitän hatte Führungsqualitäten bewiesen und die Soldaten heimgeschickt oder abkommandiert, oder ich würde hier unten eine extreme Scheißüberraschung erleben.
Langsam und beobachtend ging ich auf das Schott zu. Es war ein mit „Y“ gekennzeichnetes Schott. Derart gekennzeichnete Schotten werden nur im Gefechtszustand geschlossen. Jetzt machte ich mir wirklich Sorgen. Wenn Gefechtsalarm war, was im Hafen so gut wie nie vorkam, war es nahezu unmöglich, an Bord zu kommen. Sofern die Mannschaft alle Befehle korrekt ausgeführt hatte.

Ich begab mich zur Brückennock, nachdem ich direkt über dem Wachstand den Backbord-Turm des Mantis-Systemes bewundert hatte. Aber die Brücke war dicht wie ein Schneckenhaus. Einzig das Wartungsschott am Schornstein könnte eine Möglichkeit sein. Und tatsächlich, das Schott war offen. Das war dem Umstand zu verdanken, dass dort ein Soldat das Schließen des Schottes verhindert hatte. Er lag tot zwischen Schott und Bordwand. Ich öffnete das Schott ganz und drehte den Leichnam auf den Rücken. Es war Obergefreiter Hansen, ein Sanitäter. Ich kannte ihn. Hansen war ein stiller Mensch. Er hatte mir einmal erzählt, er würde gern verreisen. Ich fragte ihn, warum, weil er doch an Bord der Hamburg ständig auf Achse wäre.

Aber Hansen meinte, er würde gern mit seiner Frau und dem Hund nach Schottland reisen. Für drei Monate oder länger. Die Berge sehen, die Seen, die Pubs und die Leute dort. Er würde ohne Schuhe und Socken über das nasse Gras rennen, eiskaltes Quellwasser trinken und, auf einem Berg sitzend, den Himmel berühren wollen. Das alles konnte er nun nicht mehr. Alles, was er war, und alles, was er je hätte sein können, war ausgelöscht. Ich wurde wütend. Alles nur wegen einem beschissenen Virus.

Ich musste mich nun fragen, wie es weiterging. Wenn meine Ahnung mich nicht trog, hatte ich hier 255 Tote an Bord. Wollte ich hier leben, musste ich die Leichen entsorgen und, wenn ich konsequent genug wäre, in Ehren bestatten. Immerhin waren das einmal meine Kameraden. Eine Herkules- Aufgabe. Und ich war noch nicht wieder so kräftig, dass ich es bewältigen konnte. Wie zum Teufel sollte das funktionieren? Dazu kam, dass die Schiffsimmanenten Systeme abgeschaltet waren. Ich war verwirrt, wütend und irgendwie hilflos. Ich war allein. Die Leichen, die überall auf dem Stützpunkt lagen und schon fast verwest waren, hatte ich bislang ignoriert oder ausgeblendet. Aber das hier?

Als ich in den Niedergang hinabsah und kein Licht entdeckte, war mir klar, dass ich vor einer beinahe unlösbaren Aufgabe stand. Der Absolutismus, der mich zum Alleinherrscher des Schiffes machte, erschlug mich fast. Was würde ich also tun, wäre ich bei Sinnen? Zunächst eine Taschenlampe organisieren. Die Stromaggregate anwerfen und überall im Schiff Licht anmachen. Dann Raum für Raum vom Bug bis zum Heck jeden verdammten Raum absuchen. Leichen finden, Leichen von Bord bringen, Leichen beerdigen. Eine verdammt makabere Aufgabe. Aber ich musste das Schiff bewohnbar machen. Unvermittelt kam mir in den Sinn, dass ich, bevor ich loslegte, die Leichen von Bord zu schaffen, die Funkanlage in Betrieb nehmen sollte. Vielleicht gab es doch noch Menschen irgendwo. Oder sollte ich das lieber lassen? Vielleicht waren die Reste der Menschheit so verroht und verrückt wie der Oberstleutnant, dem ich es zu verdanken hatte, dass ich hier gelandet war.

Ich hob den Sani auf und wunderte mich. Er war ganz leicht! Hansen musste schon länger hier liegen. Sein eingefallenes, runzliges Gesicht und seine faltige Haut an den Händen bestätigte dies. Und er roch nach Honig. Wildblütenhonig, gemischt mit einer moschusartigen Note. Ich bugsierte Hansen an Deck und stieg den Niedergang hinab. Unten auf dem Arbeitsdeck war es stockdunkel. Nur der scharfe Lichtkegel, der aus dem Niedergang schien, bescherte mir ein wenig Licht. Ich entdeckte die beiden Lynx- Hubschrauber, die zum Schiff gehörten. Sie waren anständig verzurrt. Hinter dem Pilotensitz war eine Taschenlampe, das wusste ich. Unvermittelt wurde mir ein wenig leichter. Immerhin lag hier unten nicht ein Leichnam.

Vorbei an der Kantine der Mannschaften und der Bücherei ging ich zum Maschinenleitstand. Hier war tatsächlich alles ausgeschaltet. Verdammt, ich hatte zwar öfter mal zugesehen, aber das alles selbst zu machen, war eine gänzlich andere Baustelle. Ich ging an den Schaltschränken vorbei. Gut, dass sie beschriftet waren. GTur1, GTur2, ManDies1, ManDies2, BoSpan. Letzteres sollte wohl Bordspannung heißen? Ein handtellergroßer Drehschalter prangte vor mir, mit einem Ausschnitt wie das Segment eines Tortenbodens. Dahinter leuchtete es rot. Daneben stand OFF. Auf der 12 Uhr-Stellung stand: ON. Rechts daneben ein roter Kippschalter, darunter ein Drucktaster mit der Aufschrift: „Start“. Die Aufgabe konnte ich gar nicht verreißen. Also den Drehschalter betätigen, bis der Tortenbodenausschnitt grün wurde. Irgendwo im Schiff lief ein Elektromotor an! Das tieffrequente Säuseln wurde heller und heller, dann den Kippschalter umlegen und den Drucktaster eindrücken. Polternd lief ein Motor an, wohl im Raum nebenan. Als der Diesel rund lief, flackerten die Lichter und wurden rapide heller. Nach ein paar Minuten war der Raum komplett ausgeleuchtet.

Die beiden Hubschrauber sahen aus, wie tote Insekten, die jemand zum Studium festgezurrt hatte. Mir war schlagartig klar, dass auch die beste und ausgefuchsteste Technik ohne Menschen nichts wert war. Gottseidank lagen hier keine Leichen herum. Ich atmete tief durch. Erst einmal hoch zur Schreibstube, Papier besorgen. Dann vom Mast bis zur Bilge alles absuchen. Bestandsaufnahme, was das Personal anging. Dann eine Bestandsaufnahme, was Füll-Zustände anging. Treibstoff, Nahrungsmittel, Trinkwasser. Ich schätze, auf eine Matrosendusche (*) konnte ich zukünftig verzichten. Der Vorteil der Stromversorgung war, dass die Wasseranlage arbeitete, die Funkanlage, die Lenzpumpen, die Computer und die elektrischen Schott-Entriegelungen. Ich schätzte, beim öffnen der Kühlschränke würde ich eine fiese Überraschung erleben… Jedes Käsebrot hätte wahrscheinlich zig Junge bekommen und eine intelligente Lebensform gebildet.
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Ich brauchte drei Wochen. Drei verdammte Wochen. Insgesamt waren vierzehn Leichen an Bord. Der Erste, der Kapitän, der Antriebsoffizier, der Bordarzt und die zehn toten Kameraden im Bordlazarett. Einer war wohl so schnell gestorben, dass er ein nostalgisches Buch in Händen hielt. „Liebeslust amor vitae. Erzählungen. San Guedoro, Lodovica“

Wenigstens ist er nicht schmerzvoll gestorben. Die Leichname waren alle sehr leicht. Und es stank auch nicht, was mich sehr wunderte. Vor vielen Jahren war in der Wohnung neben der meiner Großmutter einmal ein Mann in seiner Wohnung verstorben und lag dort sechs Monate lang unentdeckt. Den Gestank vergisst man niemals. Die Hausbewohner dachten (oder wollten denken), dass der üble Geruch aus der Biotonne kam und hielten das aus. Aber nach einer gewissen Zeit nimmt man wohl auch das nicht mehr wahr. Oder, wie im Falle meiner Oma, man legte nachts feuchte Handtücher vor den Türschlitz. Erst wenn der Besuch sich naserümpfend bis kreidebleich beschwerte, musste man handeln.

Und so kam es, dass ich den Nachbarn zu sehen bekam. Er sah genau so aus, wie die Toten an Bord. Der Gestank kam nach sechs Monaten aus der Toilette, aus dem Kühlschrank, dem Aquarium und den Mülleimern. Bestialisch ist weit untertrieben.
Nach drei Wochen hatte ich vierzehn Leichen in ihre besten Uniformen gezwängt und nebeneinander auf einem Rasenstück unweit des Baumes gebettet, auf dem Madame zu mir gefunden hatte. Ich hielt den Ort für malerisch und meiner toten Kameraden würdig. Madame hielt sich übrigens fern von mir. Ihr war das alles nicht geheuer, wie mir schien.

Mich selbst für verrückt haltend, zog ich meine Uniform an, die ich an Bord des Schiffes im Schrank hatte, besorgte ein paar Kanister Benzin und ein Zippo aus der Schiffskantine.
„Kameraden. Ich stehe hier vor euch“, meine Stimme wurde brüchig, „und möchte euch danken. Ein paar von euch kannte ich, die anderen nicht. Trotzdem finde ich, dass es das Schicksal mit euch gut gemeint hat. Ihr seid jetzt tot und habt irgendwo, irgendwann eine neue Zeit vor euch. Ich aber bin verdammt zu leben. Und gerade jetzt wünschte ich mir, ich wäre bei euch. Wir würden Bier trinken, einen Film schauen oder wie damals in Singapur, sämtliche Weiber flachlegen, die nicht schreiend abgehauen waren.“

Ich stockte. Die Erinnerungen kamen alle zurück. Mir wurde schlecht, wenn ich daran dachte, dass ich vielleicht wirklich der letzte Mensch war.
„Ihr Lieben… jetzt, wo ich auf mich allein gestellt bin, vermisse ich euch umso mehr. Das Leben hat euch kein gutes Blatt beschert, aber meines ist beschissen. Und doch werde ich euch in Erinnerung behalten. Egal, wie lange ich lebe.“
Die Benzinkanister waren schnell geleert. Die Flammen schossen meterhoch in den stahlblauen Himmel. Ich musste ein paar Meter weit zurückweichen und setzte mich mit dem Rücken zur Straße auf den steinernen Absatz des Zaunes.

Tränen rannen über mein Gesicht. Nie war mir meine Lage deutlicher als gerade jetzt. Der Mensch ist wohl nicht zum Alleinsein geschaffen. Mein Atem ging mühsam, ich bekam eine Gänsehaut. Als ob Madame das spürte, kam sie näher. Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht. Wie albern, eine Katze weiß gar nicht, was das ist. Aber Katzen spüren. Mehr als wir. Sie kam näher und näher und ich staunte. Keine zehn Zentimeter vor mir setzte sie sich auf die Hinterläufe und sah mich an. Aus großen Katzenaugen. Langsam und behutsam streckte ich eine Hand aus. Sie reckte ihren Kopf leicht nach vorn und schnüffelte an meinen Fingern. Dann geschah das Wunder. Madame rieb ihren Kopf an meiner Hand. Ich lächelte und freute mich, dass die Katze mich aus meiner Traurigkeit gerissen hatte. Und ich hatte sie berührt. Und war erstaunt, wie struppig und rau ihr Fell war. Von Jack kannte ich das anders. Sein Fell war seidig und glatt und schmeichelte in der Hand.

Wie von einem elektrischen Schlag durchfahren stand Madame urplötzlich auf ihren Beinen. Sie war flach wie ein Dachs, ihre Ohren waren nach hinten gelegt, sie riss das Maul mit ihren blitzenden Zähnen auf und fauchte. Innerhalb einer Sekunde war mein Kreislauf mit Adrenalin durchflutet, mein Herz raste und ich begann augenblicklich, zu schwitzen. Aber Madame fauchte nicht mich an. Ihr Blick ging an mir vorbei zur Straße. Siedend heiße Wellen fuhren über meinen Rücken, denn eine Waffe hatte ich nicht zur Beerdigung mitgenommen. Ein Riesenfehler.
„Sünder!“ zischte es hinter mir und mir wurde übel.


(*) Matrosendusche: Nass machen, Wasser aus. Einseifen, Wasser an, abspülen, fertig. Die Meerwasserentsalzungsanlage liefert 20 Kubikmeter Wasser pro Tag für 255 Leute, das ist verdammt wenig.
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Buon Appetito!
Da schau ich mir gerade eine Fernsehsendung über Piemont an und denke ‚was wär das schön, mal wieder zu verreisen‘!

Ich sehe, wie eine Bauersfrau einen Tortenboden belegt und das sieht alles so nostalgisch aus. Ein alter Mann füllt ein Schneckenhaus mit Kräutern und Knoblauch und Butter und obwohl ich Schnecken eigentlich gar nicht gerne essen mag, bekomme ich Appetit. Ich bin völlig von den Socken beim Anblick dieser ursprünglichen Küche, die ohne jeden Firlefanz auskommt. Ein wenig Butter, ein paar Zwiebelchen, ein bisschen Hühnerleber und ein Schuß Wein… Abgeschmeckt nur mit Salz, Pfeffer und einem klitzekleinen Löffelchen Wildblütenhonig und schon ist eine Pastasauce fertig.

Keine Molekularküche, bei der man erst mal Blütenpollen mit Stickstoff vereisen muss. Nein, alles darf ursprünglich sein und bleiben.

Ihr dürft meinen Überschwang über so viel Ländlichkeit gerne verreißen, aber ich bleibe dabei: Die wirkliche Kunst beim Kochen ist, dass die Zutaten ihren den ihnen eigenen Geschmack behalten.

Ich glaube, ich werde mein Fernweh morgen mit Ossobuco und Zuppa Inglese heilen.

Buon Appetito!


Rhabia
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
EY!
Jetzt habe ich Hunger. DU bist schuld. Aber echt hey...
Und tatsächlich gehe ich jetzt noch in die Küche. Oh warte, das schreit nach Rache! Unglaublich, das...


Tom
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****ia Frau
22.263 Beiträge
Ich hab ja auch Hunger bekommen!
Und meine Kinder auch.
Sie wollen jetzt, dass ich morgen italienisch koche!
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Hunger habe ich keinen bekommen, aber Appetit!
Du hast das so schön beschrieben, wie es mir auch öfters geht, wenn ich solche Sendungen anschaue.

Aber da ich heute Abend Spagetti mit Tomatensoße aus frischen, eingekochten Tomaten hatte, nur mit frischem Basilikum, Salz und Pfeffer abgeschmeckt, bin ich nach einem riesen Teller noch ziemlich vollgefressen. *gg*

@**m
Mennoooo! Wie gehts weiter?
Müssen wir jetzt wirklich eine Woche auf die Fortsetzung warten? Mist.

Vor allem würde ich auch gerne wissen, was aus Mutter und Schwester wurde.
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Das haste jetzt davon!
bei mir gibt es total profane Brötchen. Also... Bauernbrötchen mit Zoich druff.
Zoich ist Hackrest, also ein Ragú für Lasagne. Da schnibbelte ich Käsestückchen rein, ein Spritzer Tomatenmark, ein paar Blättchen Basilikum kleinschnibbeln und natürlich noch eine Prise Knobi.
Das Zoich schmiere ich 2 cm dich auf die halben Brötchen und überbacke die bei 150 Grad im Ofen.
Tja und jetzt sitze ich da und warte, bis der Käse geschmolzen ist *freu2*

Tom
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Boah!
Nein, ich esse jetzt nichts mehr.
Nein, ich esse jetzt nichts mehr.
Nein nein nein! Ich gehe bald ins Bett und esse nichts mehr.
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
*spitze* *bravo* applaus

@ Sylvie und @Ev : Einfach herrlich erfrischend, eure "Anita-Versionen"

@ Ghostface: Der Wahnsinn! Du schreibst hier einen Fortsetzungsroman aus den vorgegebenen Wörter, der nicht nur spannend, gruselig und irgendwie witzig ist, nein, er ist auch noch hochaktuell.

@****ia : Dank dir, weiß ich, was es heute zum Mittagessen gibt. Köstlich!
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
Klischees ;-)
Es geht mir total dreckig nach unserem heftigen Streit!
Seit Stunden sitze ich in meinem Schneckenhaus, eingeschlossen im Schlafzimmer und heule mir wegen dir die Augen aus.
Blöde Typen! Warum nur müssen die Männer uns Frauen immer so wehtun? denke ich während mich Heulkrämpfe schütteln.
Jaja, ich weiß - ein Klischee par Excellence - nicht alle Männer sind Schweine, aber leider scheine ich diesen speziellen Typ Mann magisch anzuziehen.
Sorry Männer, ich muss es einmal aussprechen - immer nur hat man Ärger mit euch! IMMER! Man kann nicht mit euch, aber auch nicht ohne - blöderweise!

Diesmal zeige ich es dir, mein „Lieber“, so gehst du nicht mehr mit mir um!
In purer Wut nun, die - wie die berühmte Bohnenranke aus dem Märchen - gedüngt durch meine Tränenflut aus den Trümmern meiner Seele in den Himmel schießt, reiße ich die Türen meines Kleiderschrankes auf und werfe achtlos meine Klamotten inklusive meiner Kuschelsocken in einen Koffer.
Ich werde verreisen und dich allein lassen – jawohl! Ich fahre zu meiner Mutter, die kann dich sowieso nicht leiden und wird ein offenes Ohr für meinen Kummer haben.

Wutschnaubend und gleichzeitig innerlich hoffend, dass du mich aufhalten mögest, stampfe ich betont laut zur Tür.
Wo steckst du eigentlich? Sag bloß, du bist gar nicht da?
Ich fühle mich um meinen theatralischen Auftritt betrogen und lasse absichtlich die Türe so heftig zuknallen, dass einige Putzbröckelchen zu Boden fallen.

„Mein liebster kleiner Wutengel, bitte- verreiß mich nicht und bitte – verlass mich nicht!“
Du stehst mit einem herzigen Welpenblick aus großen glänzenden Augen in der Küchentür mit einem Kuchen aus einem fertigen Tortenboden und einer Schmand-Pfirsich Füllung in deinen Händen.
Die Krönung ist ein Herzchen aus Marzipan darauf, geformt von deinen Fingern.

Dein Kopf liegt erwartungsvoll schief und mit meiner Küchenschürze um deine Hüften siehst du einfach nur unbeholfen süß und hinreißend aus.
Verflixt! Ich merke, wie ich dahinschmelze. Dein erstes Geschenk an mich war auch eine sehr individuelle Tortenkreation. Ich werde ganz nostalgisch.

Weich wird mein Blick und wieder laufen Tränchen, aber diesmal vor Rührung. Ein herrlicher Sonnenuntergang unterstreicht die Dramaturgie.
Gerade noch rechtzeitig kannst du den Kuchen abstellen bevor ich mich in deine starken Arme werfe und sich unsere Lippen versöhnend aufeinanderpressen.

„Wenn schon Nostalgie, dann aber richtig!“ hauche ich sinnlich und zitternd vor Begierde in dein Ohr. Du schmunzelst und präsentierst mir das Glas mit dem Wildblütenhonig sowie ein Schälchen voller Eiswürfel hinter deinem Rücken während du mich in Richtung Schlafzimmer schiebst.

„Das ganze sinnliche Versöhnungsprogramm für meine Liebste“, flüsterst du mit heiserer Stimme.
Ach, Männer sind einfach wundervoll!
Männer sind einfach wundervoll
*bravo*

Wie im richtigen Leben....
It´s me!
*********ld63 Frau
8.189 Beiträge
F220
@**m:
Die ersten zwei Sätze lese ich - dann bin ich weg. Es ist so, als sässe ich im Kino und schaute gebannt auf die Leinwand, verschmelze mit der Szenerie, den deine Worte entstehen lassen... berührend, spannnend - und absoluter Suchtstoff...
Bitte mehr *zugabe* !!!
Die Into
Googlehupfen?
"Setzt dich endlich mal ruhig auf deinen Tortenboden!"

Mama Gugelhupf stöhnt.

"Ihr Muffins könnt ganz schön nerven."

So oder so ähnlich begänne eine typische Olove-Geschichte. Etwas Wortspiel, etwas Ironie, ein paar provokative Doppeldeutigkeiten und von den belustigten Rückmeldungen könnte meine geschundene Seele wieder ein paar Stündchen zehren. Doch mal ehrlich! Welchen sittlichen Nährwert haben diese pseudokreativen Ergüsse wirklich? Wer braucht sowas und wofür. Die zwei Zentimeter, die der ansonsten mittelmässige Autor in mir davon wächst, schrumpfen schneller als Softeis im August und machen den grauen Boden, auf den sie tropfen , nicht auf Dauer bunter, sondern zuerst klebrig und beim nächsten Regen sogar gefährlich rutschig.

Das soll jetzt nicht depressiv klingen, das ist es!

" Was soll jetzt diese Selstmitleidsmasche?", wird so Mancher denken. " " Das macht es auch nicht besser."

Absolut richtig, lieber Leser! Selbstmitleid ist die widerlichste Suppe, die Mensch auslöffeln muss. Selbst wenn sie mit etwas Wahnwitz und einer Prise Selbstironie nebst Galgenhumor gewürzt ist.

Genau deshalb ist mir daran gelegen, den Unterschied zwischen ehrlicher Bestandsaufnahme und wiederholter Selbstzerfleischung zu finden.

Oder jene zwischen der Flucht ins intellektuelle Schneckenhaus der Selbstbeweihrächerung und wahrlich kreativen Gedanken, die einem das Blut in den Adern gerinnen lassen, aber den Blick weiterwandern lassen, verreisen in bislang unbekannte Gefilde, die mich und den Leser aus der bequemen Lethargie reissen, in der alleweil die nämlich dämlichen Programme laufen, derer wir schon Ewigkeiten überdrüssig sind.

Ich will Gedankenfäden spinnen und daraus Zaubersocken stricken, die in Riesenschritten in Gefühlslandschaften führen, in denen noch Rohmilch und Wildblütenhonig fliessen. Von Utrahocherhitztem und Totgeschleudertem wird Nichts und niemand lebendiger!

Schwups, und schon bin ich wieder im Schlaulemodus. Manchmal könnte ich mich selbst in der Luft verreißen, wenn ich merke, wie schwer es mir fällt, die alten Häute abzustreifen. Dann wird mir ganz nostalgisch zumute und ich würde gern den grössten Teil meiner Scheinweisheit und sämtliche gefühlssedierenden Gewissheiten für Etwas von der erfrischenden Naivität und furchtlosen Frechheit hergeben, die mir zu Jugendzeiten herrliche Turbulenzen beschert hat. Das Schönste daran war, dass die vermeintlichen Fehler - nicht die Erfolge und guten Entscheidungen - mich am meisten bewegt und weitergebracht haben.

Deshalb halte ich wohl inne und schaue immer wieder auf die dunklen, unbequemen Seiten meines Lebens. Ich muss mich an den gefährlichen Rand des Selbstzweifels wagen, Routinen schmerzhaft unterbrechen, damit ich dort meinen Blick fürs Wesentliche, für das Lebendige wiederfinde.

So gesehen ist es bei mir keine pure De-, Sup- oder Repression sondern eine fast schon wörtlich zu nehmende Ana(l)lyse, mittels der ich den Scheiss, der mir am meisten stinkt, loswerden kann.

Ein passender Werbespruch dafür wäre:

Sitzen sie noch, oder spülen sie schon?
It´s me!
*********ld63 Frau
8.189 Beiträge
@olove
Danke - vor allem dafür:

Deshalb halte ich wohl inne und schaue immer wieder auf die dunklen, unbequemen Seiten meines Lebens. Ich muss mich an den gefährlichen Rand des Selbstzweifels wagen, Routinen schmerzhaft unterbrechen, damit ich dort meinen Blick fürs Wesentliche, für das Lebendige wiederfinde.

Into
It´s me!
*********ld63 Frau
8.189 Beiträge
Kuchen für die Lady
Letzten Samstag in meiner Lieblingskneipe.
Ich stehe an der Bar mit Fred. Er ist schon beim dritten Bier angelangt, bevor ich mein erstes Glas austrinken kann. Neben uns an der Theke zwei Frauen, die zu uns herüberschauen und kichern.
Mit Fred ist schon nichts mehr zu anzufangen, und ich freue mich, als mich die hübsche Brünette anspricht. Sie heisst Andrea, und ein Bier später lädt sie mich spontan zu ihrer Geburtstagsparty kommenden Samstag ein.
Ob ich nicht einen Kuchen mitbringen könne, fragt sie mich, und ein kokettes Grinsen stiehlt sich in ihre Mundwinkel.
Kuchen für die Lady - das erinnert mich an ...

… meinen ersten und letzten Versuch, einen Kuchen zu backen...

Ich hatte gerade Michelle kennengelernt, und wir hatten ein paar unvergessliche Nächte zusammen verbracht. Kurz darauf verreiste sie mit ihrer besten Freundin drei Wochen nach Südfrankreich. Wir waren also vier endlose Wochen getrennt. Ich, total verliebt, fiebere dem Wiedersehen mit ihr entgegen.
Ganz der aufmerksame Liebhaber, will ich ihr einen besonders schönen Empfang bereiten.
Auf einer Webseite namens „Omas Backstube“ finde ich ein nostalgisches Rezept für Vanilleherzen aus zartem Brandteig, garniert mit Erdbeeren und Sahne.
Warum ich mir ausgerechnet in den Kopf gesetzt hatte, einen Kuchen zu backen, weiss ich heute nicht mehr. Vielleicht hätte ich besser eine meiner weiblichen Freunde um Hilfe gebeten, aber ehrlich gesagt, das hätte die Situation letzten Endes auch nicht mehr retten können.
Ein echtes Experiment also: ich hatte noch nie etwas im Ofen gebacken, abgesehen von Tiefkühlpizza. Ich sehe mich noch wie heute in meiner Küche stehen: meine Hände versinken in Eiern, Mehl und Zucker. Hingebungsvoll knete ich die Zutaten zu einer unwiderstehlich duftenden Masse.
Der rohe Teig, weich und griffig, ist perfekt, um von Michelle tagzuträumen ... ihre zarte Haut in der Kuhle zwischen Beckenkamm und Oberschenkel, die sanfte Kurve ihrer Hüfte.. Ich schliesse die Augen und gebe mich ganz dem hin, was ich zwischen meinen Fingern bewege.
Dann zerreisse ich den Teig vorsichtig in kleine Stücke und forme zärtlich ein paar Herzen. Venusische Schaumgebilde sollen es werden - naja, fast. Schliesslich zählt die Absicht, also ab damit in den Ofen.
Ich drehe die Musik lauter, schenke mir ein Bier ein und setze mich ans offene Fenster. Es ist Spätsommer, und die Abendsonne leuchtet in die Baumkronen der Pappeln vor dem Haus. Ich schaue in den rosigen Abendhimmel und kann Michelle schon die Strasse entlang kommen sehen, mit leichtem Schritt, das dunkle Haar in der Sonne glänzend.
In der Wohnung breitet sich intensiv ein aromatischer Vanilleduft aus, der mich an den Geschmack ihrer Küsse denken lässt - viel Michelle und ein bisschen Vanille - und daran, wie sehr ich es die letzten Wochen vermisst hatte, ihre nackte Haut an meiner zu spüren.
Ein Blick auf die Uhr holt mich schlagartig in die Wirklichkeit zurück: oh Mist, es ist schon so spät! Zurück in die Küche, ein schneller Sprint zum Backofen zeigt mir schon von weitem: aus der Traum von duftig-zarten Vanilleherzen!
Die unförmigen Gebilde im Ofen erinnern eher an braune, schrumplige Schneckenhäuser.
Ich seufze tief in die Bierflasche, schalte den Ofen aus und und zünde mir eine Zigarette an. Vielleicht ist das Disaster ja zu retten mit etwas Puderzucker...?
Auch in der hintersten Ecke meines bescheiden ausgerüsteten Vorratschranks ist kein Krümel Zucker mehr zu finden. Dafür entdecke ich ein Glas Wildblütenhonig. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, wann ich den gekauft habe. Aber was solls, wird ja nicht schlecht.
In Socken rutschte ich zurück zum Kühlschrank. Wie gut, dass es noch Schlagsahne und ein paar Erdbeeren gibt, das könnte gehen, also auf zu Plan B. Die Erdbeeren übergiesse ich grosszügig mit Grand Marnier, und stelle die Schale ins Gefrierfach zum vereisen.
Es bleibt nicht mehr viel Zeit, bald schon wird sie vor der Tür stehen.
Den Honig kippe ich in eine dekorative Glasschale und drapiere diese zusammen mit zwei Kerzen zu einem kleinen Stilleben neben das Bett. Ich betrachte mein Werk und bin doch sehr zufrieden mit dieser kreativen Notlösung. Es ist fast noch besser als meine ursprüngliche Idee.
In meiner Phantasie sinken wir zusammen aufs Bett, ich greife nach einer eiskalten, beschwipsten Erdbeere und beginne, ihre Brüste zu liebkosen... verteile ein bisschen Sahne auf ihrem Bauchnabel.... um dann….
Das Schrillen an der Tür reisst mich jäh aus meinen Gedanken. Die Küche, denke ich noch - das Chaos auf dem Tisch - aber es ist schon zu spät, um da noch etwas zu retten.
Also schlendere ich betont langsam zur Tür – in Socken, aber egal. Im Vorübergehen ein kurzer Kontrollblick in den Spiegel im Flur, ich streiche mir durch die wirren Locken, räuspere mich und drücke dann den Türsummer.
Michelles Lachen schallt durchs Treppenhaus, Schritte und Wortfetzen dringen zu mir nach oben. Ich stehe in der Wohnungstür, mein Herz klopft wie wild.
Dann kommt sie die letzten Stufen zu mir hoch geeilt, völlig ausser Atem.
Ich sehe in ihr strahlendes Gesicht: sie sieht aus wie die Sonne selbst.
„Hey, wie schön, dich zu sehen!“
Sie kommt auf mich zu, drückt mich an sich, doch ihre Umarmung ist zu kurz. Sie rückt viel zu schnell ein Stück von mir ab und wendet sich halb um.
Über ihre Schulter hinweg entdecke ich, dass sie nicht alleine gekommen ist.
Auf dem Treppenabsatz steht ein braungebrannter Typ Anfang 30, in zerschlissenen Jeans und Rucksack. Die blonden langen Haare fallen ihm über die Schultern.
Mit blitzend blauen Augen strahlt er mich an wie ein Honigkuchenpferd.
Michelles Begeisterung schlägt Wellen, als sie sich wieder mir zuwendet:
„Ich möchte dir Jerome vorstellen! Wir haben uns in Nizza auf der Piazza el Gardina kennengelernt und sind zusammen nach Strasbourg getrampt. Ich dachte, du hast bestimmt nichts dagegen, wenn er heute hier übernachtet...“
...
Eine leichte Berührung meiner Hand holt mich in die Realität zurück.
Die schöne Frau namens Andrea schaut mich noch immer fragend an.
Kuchen für die Lady – da hätte ich aber eine viel bessere Idee...
**********Engel Frau
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Gruppen-Mod 
@*********pasXX
Jaaaah! Genau so sind sie, diese Männers!
Erst machen sie uns wahnsinnig und wenn wir abhauen wollen, fangen sie uns mit Leichtigkeit wieder ein und alles ist vergessen.
Das hast Du herrlich beschrieben! *g*

@***ve
Eine sehr nette Betrachtung! Und wieder ist ein typischer Olove daraus geworden. Ätsch! *zwinker*

@**To
Mit einem immer breiter werdenden Lächeln gelesen.
Herrlich!
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