Träum ich oder wach ich? Ein (schlechter) Roman!
Träum ich oder wach ich?
Oder:
Das kann doch alles nicht…
…wahr sein. Leute, Leute. Hier brennt schon wieder die Luft. Wisst ihr, ich komme mit den Gewittern klar, ich komme mit der Luftfeuchtigkeit klar, die Temperaturen machen mir nicht viel aus und auch der Fernseher des Vermieters, der mit gefühlten 280 Dezibel das ganze Viertel beschallt, weil er sein Hörgerät wieder vertrödelt hat, macht mir nicht viel aus. Nein. Neinneinnein. Auch dass mein Glaube an die Welt schwindet, ist keine leichte Sache, aber irgendwie doch zu ertragen.
Ich verstehe gewisse Dinge nicht. Mein „Tüdel- Kind“ Ernst, mit 84 Jahren und einer irrsinnigen Virilität und rastloser Wuseligkeit gesegnet, wollte heute zum Arzt. Okay. Meine Großeltern sind jede verdammte Woche zum Arzt gesegelt, ob nun etwas war, oder nicht. Auch schwer zu verstehen. Ernst wollte zum Doc, weil er Wassereinlagerungen in den Füßen hat und von Zeit zu Zeit schwellen sie halt an. So weit, so gut. Es ist ja nicht so, dass er dagegen keine Tabletten bekäme. Nur nehmen muss er sie. Es ist auch nicht so, dass der Pflegedienst, der jeden verdammten Morgen erscheint, ihn bandagiert. Langsam laufen oder weniger gehen wäre da ratsam. Statt dessen wirbelt er wie ein Zeisig in der Gegend herum, trampelt und stampft und wirbelt und hüpft und sagt:
„Da schaust, gell! Der Mist hält nicht! Ich mach das ab!“
Die Folge ist klar, oder? Die Wassereinlagerungen nehmen wieder zu. Heute war der linke Fuß dicker als der Rechte und wir fuhren zum Arzt. Der Doc sagte, auf den Einwand, dass die luschigen Verbände nicht an ihrem Platz bleiben:
„Ja dann gibt’s ein Rezept für Kompressionsstrünpfe“
„Ach Quatsch“ prustete Ernst los „die rutschen doch auch wieder, die will ich nicht“
„Aber Ernst, die helfen dir bestimmt“ wandte ich ein.
„Ach nee, son Quatsch immer“
Der Arzt kannte das schon.
„Des Menschen Wille ist sein Himmelreich, dann eben nicht“ sagte er recht resingniert, gab uns rasch die Hand und verschwand.
„Ist der sauer?“ fragte Ernst.
„Nein, nur traurig“
„Wieso, was habe ich denn gesagt? Wenn ich die Dinger halt nicht will?“
„Ernst… er gibt auf. Du kommst jedes Mal hierher, klagst ihm dein Leid und er will, dass es dir besser geht. Und du trompetest los, baust meterdicke Mauern auf und trittst seinen Rat, seine Mühe und sein Wohlwollen in die Tonne. Das ist kein feiner Zug“
Wir gingen. Ich ratlos, Ernst in Gedanken versunken. Ich verstand die Welt nicht mehr.
Oder die Unfallserie in der letzten Zeit. Ende 2013 parkte mich ein SUV rückwärts an. Das hat wohl damit zu tun, dass, je kleiner der Fahrer und je kümmerlicher Verstand oder Genital, das in reziproker Relation zum Vehikel zu stehen scheint. Ein Wurzelzwerg und eine Wurzelzwergin knallten mit ihrem Frontera rückwärts auf die Schnauze meines BMW Coupes. Noch als ich fassungslos hinterm Steuer saß und nicht glauben konnte, was dort gerade passiert war, stiegen die beiden Trolle aus, beschnüffelten den zermatschten Bug meines geliebten Autochens und ich traute meinen Ohren nicht, als ich sie sagen hörte:
„Komm Herbert, da ist doch nichts“
Kurz und gut: Wäre ich nicht im Wagen gewesen, wären die beiden getürmt. Super, oder? Nur als Tipp: 1. Wenn schon SUV, dann bitte den Sitz nach oben kurbeln, so dass man auch rückwärts gucken kann und 2. Wenn schon SUV, dann bitte lasst das Ersatzrad, das hinten an die Türe geschraubt ist, weg. Dann kann man viel besser nach hinten sehen…. . Übrigens betrug der Schaden über 5000 Euro. Man stelle sich vor, ich wäre darauf sitzen geblieben…
Oder vor 4 Wochen. Es regnet Bindfäden. Typisches Osnabrücker Sommerwetter. Tadellos, kann man sagen. Ich stand, die Schwiegermutter im Schlepptau, in der Ausfahrt des örtlichen Blumenhändlers und wartete auf ein Loch im Verkehr. Rechts von uns, auf dem Parkstreifen, stand ein Skoda Forenschreck oder oder Fabula oder Fabia oder wie die Dinger heißen. Die Rückleuchten flammten auf und ohne dass ich es verhindern konnte, knallte besagter Skoda rückwärts in meine rechte Front. Wir stiegen aus, wurden nass und eine ortsbekannte Grundschullehrerin mit dem Äußeren einer Kanzleramtsassistentin stieg aus.
„Na, da haben Sie aber Glück gehabt, was?“ flötete sie flapsig.
„Was, wie? Ich, wieso?“
„Naja, ist ja nichts passiert!“
„Entschuldigung, gut Frau, der Blinker hängt raus und die Stoßstange sitzt schief!“
Resolut drückte sie den Blinker wieder hinein und sagte:
„Sehen Sie, alles gut. Dann kann ich ja fahren.“
Einen Moment lang stieg mir der Geruch von Fischfonds in die Nase; wie immer, wenn ich im Begriff bin, laut und unangenehm zu werden. Ich verstand die Welt nicht mehr vor lauter Dreistigkeit.
„Hören sie, sie Strategin. Sie sind mir ins Auto geknallt. Wenn sie jetzt flitzen, ist das Verkehrsunfallflucht und der Lappen ist weg, klar soweit?“
„Hören SIE mal, guter Mann. Putzen sie sich doch bitte die Brille und schauen genau hin! Da IST nichts! Ich bezahle ihnen doch keine neue Stossstange!“
Es reichte. Ich griff zum Handy und rief die Bull… Polizei. Und bei diesem ortsüblichen Sauwetter kamen die blitzschnell. Nach über einer Stunde, quasi mit Lichtgeschwindigkeit, trafen sie noch vor ihren realen Körpern ein. Noch ein wenig schneller, und unsere Staatsdiener wären in der Zeit zurück gereist und hätten mir die Originalausgabe des Malleus Maleficarum mitbringen können.
Kurz und gut, als das Gutachten kam, fielen sogar mir die Gesichtszüge auseinander. 2500 schlappe Euronen. Soweit zu: „Da ist nichts“. Allein der Xenonscheinwerfer bucht mit 800 Steinen. Und hoffentlich kann ich das Geld bald vereinnahmen, das Ding läuft noch.
Oder am 10.6., quasi brandneu. Jürgen, der Tripperkönig. Ich kam mit Ernesto vom Schuhe kaufen. Er brauchte neue, schwarze Treter, weil einer seiner Freunde sich zum großen Manitou davon gemacht hatte und die Beerdigung anstand. Kurz vor seinem Haus verengt sich die Straße von zwei auf eine Spur. Ausnahmslos jeder weiß, dass das „Reißverschlussverfahren“ angewendet werden soll und bis auf Jürgen, den Tripperkönig, hält sich jeder dran. Als ich blinkend in die rechte Spur wollte, hupte es wie blöde und ein Roller schloss meine Lücke zum Vordermann. Ich wich aus, reihte mich kopfschüttelnd hinter dem Rüpel ein und verstand die Welt nicht mehr. Vor allem, weil besagter Roller immer langsamer wurde. Der Fahrer schaute immer wieder in den Spiegel, wurde wiederum langsamer und fuhr vor uns in Schlangenlinien. Liebe Leute, ich verstehe so ein Verhalten nicht. Die Menschen werden immer aggressiver, wie mir scheint. Was dem Blödmann wohl durchs Hirn ging? Man weiß es nicht. Aber es kommt noch besser. An der nächsten (grünen) Ampel bremste er auf Schrittgeschwindigkeit und bog, ohne zu blinken, ab. Ich hupte nun meinerseits und schwenkte den Zeigefinger. Freundchen! Damit war der Fall für mich erledigt.
Mein Rückspiegel sagte jedoch etwas anderes. Der Roller tauchte plötzlich formatfüllend hinter mir auf. Wäre mein 84jähriger Begleiter nicht gewesen, hätte ich gestoppt und mir den unverschämten Hansel geschnappt. So jedoch musste ich an der nächsten Ampel bei Rot halten. Der Rollertyp stand urplötzlich, aber nicht unerwartet, neben mir und schimpfte Unverständliches in seinen Helm. Ich schätze, er konnte von Glück reden, dass ich sein Geseiher nicht verstand, dem Tonfall zufolge.
„Scher dich weg, du alter Krummscheißer!“
Mein Text kam ohne Helm und er verstand ihn sehr wohl. Dann der Schock! Er ballte seine Faust, holte weit aus…… ich angeschnallt und fast wehrlos, eingeklemmt im Autositz….. ich dachte: „Attention: IMPACT“… aber er boxte mit den linken Außenspiegel ab. Als der nur noch am Kabel hing, wurde dem Typ sein Ausraster bewusst, er griff zum Gas und brauste davon. Sachbeschädigung, Nötigung, Beleidigung… ich schätze, der fährt demnächst Bus. Muss das alles sein? Was haben die Leute neuerdings im Hirn und wer versteckt den eigentlichen Inhalt?
Dann hörte ich von zwei … Frauen (wohl dem Geschlecht nach, beeidete Aussagen sind mir nicht bekannt), die kackten in die Ecke des Flures, nachdem sie wegen permanenter Furzerei aus dem Wohnzimmer geworfen wurden. Und die beiden Tanten tanzten wie Rumpelstilzchen um ihren Kackhaufen und freuten sich wie Bolle, dass er so schön stinkt. Mischkalkulation soll man den Haufen aus zwei Quellen wohl nennen. Nicht, dass sie den Gestank selbst mochten, beileibe nein; sie freuten sich ob der Aufmerksamkeit, die sie bekamen, nachdem viele durch den Flur mussten und sich darüber aufregten, dass es wie in einem Lokus müffelte. Aber… man ahnt es schon, der Gestank ließ irgendwann nach. Und sie konnten noch so sehr jeden Tag einen neuen Haufen Kacke auf ihren beachtlichen Berg schichten, irgendwann war das Maß voll und man konnte sich nicht mehr zwischen dem exkrementischen Matterhorn und der Decke klemmen ohne selbst wie eine Kloake zu stinken.
Ergo war die Idee nicht tot, aber wie heißt es bei den gentechnisch mutierten Amiländern so schön: Location, Location, Location! Man wechselte den Raum. Jetzt kacken die beiden juchzend und gackernd auf die Kellertreppe. Ich hoffe nur, dass die Hausbewohner rechtzeitig reagieren.
Auch bei längerem Nachdenken und den absonderlichsten Szenarien fällt mir kein Grund ein, warum man derlei Dinge tun kann. Langeweile allein kann es nicht sein. Lebensfrustration auch nicht. Egomanie schließe ich auch aus. Mentale Dysfunktion ist auch doof, denn immerhin kann man den Pc bedienen. Wenn man immer wieder gut und gerne Intrigen spinnt und Leute gegeneinander ausspielt, ist das reale Umfeld alsbald hinüber. Aber ist das Internet ein Ersatz? Ich weiß ja nicht… Bleibt noch, dass man die Kunst vereinnahmt. Wer sich aufgrund besseren Wissens und eines schrägen Egos für einen großen Künstler hält, der kann unter dem Deckmäntelchen des „Kunst darf alles“ jeden Scheiß überall hin kacken. Vielleicht ist es auch nur eine Mischung aus Allem? Ich weiß es nicht, aber ich verstehe die Welt nicht mehr.
Es kann natürlich sein, dass ich zu blöde bin, derlei Dinge zu verstehen. Es kann sein, dass meine mentale Imagination nicht ausreicht, Kunst zu erkennen. Es kann sein, dass meine ethisch-moralischen Maßstäbe mittlerweile nicht mehr der allgemeinen Norm entsprechen. Es kann auch sein, dass ich zur falschen Zeit geboren bin. Es kann aber auch sein, dass mein alter Kumpel Jack leer ist….
Jedwede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen entbehren jeglicher Absicht und ist rein zufällig. Siehe:
http://www.bundesverfassungs … 178305.html?Suchbegriff=esra
Tom
© 6/2014