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Gefangen

*********ynter Frau
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Themenersteller 
Gefangen
Wie lange ich schon in diesem Käfig saß, konnte ich gar nicht mehr sagen. Ich wusste nur, irgendwann einmal hatte es eine Zeit gegeben, in der ich frei gewesen war. Erinnerungen an Unbeschwertheit und eine schwerelose Leichtigkeit hielten mich aufrecht. Doch diese Freiheit musste schon lange, sehr lange zurück liegen, denn über die Zeit war ich erwachsen geworden.

Das Zimmer, in dem dieser mit massiven Eisenstangen besetzte Würfel stand, war meist dunkel und höchstens ab und an in ein diffuses Dämmerlicht getaucht. In diesem Raum war eine Tür nach draußen. Ich konnte es an dem wechselnden Lichteinfall im Spalt zwischen Tür und Boden sehen. Manchmal hörte ich gedämpfte Stimmen, Musik und andere Geräusche durch sie dringen.

Zu Beginn meiner Gefangenschaft hatte ich noch heftig an den Eisenstäben gerüttelt, verzweifelt um Hilfe geschrien, geheult und getobt. Doch es hatte nichts bewirkt, außer meiner totalen Erschöpfung und einer hilflosen Verzweiflung. Ich gab meine Fluchtgedanken mit der Zeit auf, um mich selbst zu schützen. Ich begann, mich mit meiner Situation abzufinden und zu arrangieren.

Nie sah und hörte ich ein anderes Wesen. Aber immer, wenn ich aus einem mehr oder weniger tiefen Schlaf erwachte, war das Korsett um meinen Oberkörper ein Stück weit enger geschnallt. Zum ersten Mal hatte ich dieses Korsett kurz nach meinem Einsperren bemerkt, es war einfach über Nacht da gewesen. Aus einem festen, undurchdringlichen und unnachgiebigen Material gearbeitet mit Schnallen am Rücken, unerreichbar für meine Hände.
Zu Beginn hatte es locker um meine Taille gelegen, doch je länger meine Gefangenschaft dauerte, desto mehr zog es sich jede Nacht ein bisschen enger zu und raubte mir nun fast die Fähigkeit zum Atmen.

Im gleichen Zeitraum des enger werdenden Korsetts hatten sich auch mein Käfig und seine Einrichtung verändert. Er war mit mir gewachsen. Ich konnte bequem in ihm stehen und auch liegen. Meine Matratze und mein Kissen waren weicher als zu Beginn.
Einmal als ich erwachte, stand sogar eine kleine Lampe an ihrem Kopfende. Ein kleines Licht in meiner sonst üblichen diffusen Dunkelheit. Allerdings konnte ich das schwache Licht nicht selbst ein- oder ausschalten, das besorgte wohl mein unsichtbarer Wächter. Ab und zu lagen Bücher auf dem Boden, alle möglichen- über die Weisheiten des Lebens, über alltägliches, über wichtiges, schönes und hässliches und auch über erotisches.

Sie erklärten mir die Welt außerhalb meines Gefängnisses und ich wollte so gerne nach draußen. Meine Sehnsucht dieses Leben zu sehen wurde übermächtig. Einmal nur die Sonnenstrahlen auf meiner Haut fühlen, den Wind in meinem Gesicht spüren, über eine hohe Blumenwiese rennen und den Duft riechen und einmal nur mit anderen Menschen lachen oder erzählen. Das waren doch ganz bescheidene Wünsche. Ich wollte etwas ändern, es musste sich etwas ändern.

Nach langer Zeit der Resignation begann ich erneut, aber ohne wirkliche Hoffnung, an den Eisenstangen zu rütteln und zu meiner völligen Überraschung lösten sich zwei Stäbe aus ihrer Verankerung. Ich war zugleich erschrocken, fassungslos und neugierig. Angststarr vor der neuen Situation und doch fühlte ich in mir ein kleines Pflänzchen Hoffnung keimen.

Vielleicht gäbe es einen Weg heraus aus diesem Käfig und dem umgebenden Zimmer? Sollte ich es wagen, mein Gefängnis zu verlassen und aus diesem Raum zu flüchten? Dürfte ich das überhaupt? Was würde es für Konsequenzen für mich haben, würde meine Flucht entdeckt? Was wäre, wenn mich mein Bewacher fassen und zur Strafe in Ketten legen würde, mir alle meine Privilegien wie beispielsweise das Licht oder die weiche Matratze weg nähme? War das Leben dort draußen überhaupt so erstrebenswert wie in meinen Büchern? Was würde mich jenseits der Tür erwarten – Hoffnung, Liebe Vielfalt und Verzweiflung? War das alles denn die Aufgabe meiner fremdbestimmten, aber sicheren und überschaubaren Welt wert? Schließlich könnte alles noch viel schlimmer kommen.

Ich überlegte eine lange Weile, saß zusammengekauert in einer Ecke meines Käfigs mit den kalten Gitterstäben in meinem Rücken und starrte ängstlich wie ein Kaninchen vor der Schlange zu der Öffnung. Ich drückte mich förmlich gegen die Stäbe, so als könnten sie mir meine verlorene Stabilität zurückgeben. Ich begann eine gedankliche Strichliste mit Pros und Kontras.
Immer, wenn ich dachte, ich hätte mich nun entschieden, kam ein neuer Gesichtspunkt hinzu, welcher seinerseits erst wieder durchdacht und im Zusammenhang mit den anderen gesehen werden musste. Ich kam zu keinem Ergebnis. Für jedes Argument fand sich ein passendes dagegen. Mein Kopf brummte und ich wollte nicht mehr nachdenken müssen.

Mit Logik kam ich nicht weiter, das sah ich ein. Die bisher ganz leise Stimme meines Gefühls, die bislang immer von der schneidenden Schärfe des Verstandes übertönt worden war, sprach klar und deutlich zu mir und fragte mich, wie lange ich eigentlich noch warten wolle. Schon sehr bald könnte die Löchrigkeit meines Gefängnisses entdeckt werden.

Trau dich endlich und verlasse diesen Ort! befahl sie mir eindringlich und ich wusste instinktiv, dass sie Recht hatte.

Ich gab meinem Körper einen Ruck, setzte mich in Bewegung. Bedächtig schlüpfte ich durch die Stangen und kroch auf allen vieren, vorsichtig um mich tastend, auf das Licht zu, das unter der Tür in den Raum fiel. Der Weg erschien mir so weit, und immer wieder kamen mir verräterische Zweifel, ob ich es wirklich wagen sollte, ob es nicht doch besser wäre, wieder in die Sicherheit meiner Gitterstäbe zurückzukehren. Das Gefühl übernahm die Führung und schließlich erreichte ich die Tür. Ich richtete mich langsam auf, tastete nach der einer Klinke – fand und drückte sie.

Insgeheim hatte ich erwartet, dass sie verschlossen wäre. Ich hätte zurück gekonnt, nein zurück gemusst. Alles hätte wieder sein können wie zuvor.

Warum willst du gehen? fragten die stärker werdenden Zweifel, es war doch gut hier…

Nein es ist nicht gut hier, du musst gehen. Bleibst du, wirst du zugrunde gehen …hielt das Gefühl dagegen.

Die Tür klemmte zwar etwas, aber sie ließ sich einen Spalt öffnen. Neugierig und völlig geblendet von gleißendem Licht stand ich da, auf der Schwelle zwischen Gefängnis und Freiheit. Ich atmete die belebende frische Brise und öffnete die Tür noch ein Stück weiter.
Mit zusammen gekniffenen Augen besah ich mir die Welt außerhalb meiner Mauern. Nie geschaute Farben, nie gekannte Düfte und die Verheißung meiner Wünsche und Träume lächelten mir aufmunternd zu.
Doch sah ich auch Mühe und Verantwortung jenseits der Tür. Sie standen in den schattigen Ecken, aber letztlich herrschte mehr Sonne als Schatten auf dieser Seite der Tür.

Warme liebevolle Hände, die sich mir plötzlich entgegen streckten. Mich umfassten und hinaus zogen, fast zu schnell für mich. Überfordert durch die unglaublichen Sinneseindrücke nach der unendlich langen Isolation wehrte ich mich aber gegen das völlige Verlassen meiner vertrauten Welt.
Mit einem gedanklichen Fuß stand und stehe ich noch in diesem Raum.
Der Rest meines Geistes ist befreit aus jahrelanger Dunkelhaft durch Konventionen und Pflichten. Das mich erstickende Korsett meiner Zwänge beginnt sich im hellen Licht der Zuversicht langsam zu lockern - wer weiß, vielleicht verschwindet es eines Tages ganz?

Mir ist klar, dass es kein Zurück mehr geben wird, wenn ich diesen einen, in der alten Sicherheit verbliebenen Fuß, nach draußen nachziehe. Ich weiß nur, niemand außer mir selber, kann mich noch einmal in diesen Käfig einsperren.


Copyright Pourquoi_pasXX 01/2014
Ich weiß nur, niemand außer mir selber, kann mich noch einmal in diesen Käfig einsperren.


Ja, genau so ist es - -


Ev
Genau so....
Nur wir selbst können Veränderung herbei führen...
nur wir können uns befreien....
Vielen Dank für die Zeilen, schön zu lesen.
Henrietta
******ier Frau
36.568 Beiträge
Viel Kraft, viel Mut, viel Glück, Zuversicht und Hoffnung sowie Selbstsicherheit wünsche ich dir. *g*
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