Poportionen (14 Tage)
Nichts mag Erwin so wie einen knackigen Frauenpopo. So ein Knackärschchen kann ihn schneller kurieren als das hochdosierteste Antibiotika. Schon mit zarten fünf Jahren schaffte er es, sämtlichen Erzieherinnen im Kindergarten die Röte ins Gesicht zu zaubern, wenn er sich, schüchtern, wie er schon damals war, hinter ihnen versteckte und statt sich an ihrem Rockzipfel festzuhalten, versonnen über die Pobacken streichelte. Ihre Reaktionen reichten von nervösem Kichern über Schimpfen bis hin zu hoffnungsvollem Ignorieren, was ihm damals am Allerbesten gefiel. Gab es ihm doch die Gelegenheit, sich soweit zu beruhigen, dass er die bedrohlichen und verstörenden Stimmen und Gesten der Größeren, die so grob in seine sanfte Welt eindrangen, auszuhalten. Am Arsch der Welt, wie er heute oft sagt, ist es immer noch am Sichersten.
Und: Unter diesen Backen schwabbelt garantiert kein Doppelkinn!
Oder: Diese Kugeln wogen nicht im Zorn. Kein Stahlbügel weist die Hand in die Schranken!
Auch wenn er heute, drei Jahrzehnte später die sichere Sphäre der Unschuld längst verlassen hat und nicht mehr ungestraft jede Backe streicheln darf, die verführerisch vor seinen Augen tanzt, sind es Momente seligen Glücks, die beim Anblick eines Popos in ihm wieder und wieder auferstehen, Sofort riecht er den sauberen Duft von Tante Erika, die kittelbeschüzt in ihrer Küche über ihm herumwerkelte, wenn Mutter am Nachmittag putzen ging. Manchmal vergass er die ganzen Spielsachen und lag nur rücklings auf dem Boden. Einblicke boten sich ihm dort, die ihm sogar in der Erinnerung das Blut dorthin schiessen lassen, wo Mann es am liebsten hat. Schon damals fand er es erregend, konnte stundenlang daliegen und darauf warten, bis sich über ihm Tantchens rosa Lippen, umrandet von tiefschwarzem Haar zwischen prallen festen Pobacken kräuselten. Wie reife Pfirsiche schienen sie ihm und heute noch sind Pfirsiche sein Lieblingsobst, gefolgt von rotbackigen Äpfeln und reifen Feigen.
Als die Tante eines Tages merkte, dass er versonnen lächelnd am Pimpermann spielte, war diese paradiesische Zeit schlagartig zuende. Ab diesem Tag hielt sie ihre Scham mit einer hässlichen beigen Unterhose verdeckt und lief in weitem Bogen um ihn herum.
Er konnte zwar ab und an noch einen Blick erhaschen und mit messerscharfem Auge die bekannten Falten und Wölbungen erahnen, doch der Blick ins innerste Heiligtum, die Quelle aller Freude, wie er es heute nennt, blieb seinem Blick ab dato leider verborgen.
So begnügte er sich vorerst mit der Erinnerung und erst als Zwanzigjähriger war ihm am Fkk- Strand der nächste Rausch in praller Fleischeslust vergönnt. Schwierig war nur, dass er recht bald bemerkte, dass seine gezielten Blicke hier noch weniger erwünscht waren. Doch auch der Umstand, dass er dort immer auf dem Bauch liegen musste und die Augen fast geschlossen halten, verdarb ihm nicht den Spass. Bis eine der Frauen seine Finte bemerkte und ihn lauthals als widerlichen Spanner vom Strand vertrieb. Bevor er und sein suchender Blick hinter Gittern eingemauert wurden, wechselte er lieber vom Baggersee in die kleinen Kabinen, deren Schlitze zwar unablässig nach Münzen verlangten, die er jedoch jederzeit unerkannt und ungeschmäht wieder verlassen konnte.
Auch bei seinen ersten realen Kontakten hatte er wenig Glück.
Fummeln und Poppen war okay, doch auf stundenlanges Hinglotzen standen seine Kirschblüten nie lange. Eine meinte sogar , er solle sich doch eine griechische Statue vor das Schlafzimmerfenster stellen und sich eine Gummifutt kaufen. So einen Typen hätte sie ja noch nie kennengelernt. Dass die Männer im Grunde ihres Wesens alle pervers wären, wüsste sie ja schon lange, aber so einen Schuss hätte jetzt noch keiner gehabt.
Einzig die schon ältere Nachbarin, deren Mann immer wochenlang als Fernfahrer unterwegs war, genoss seinen genauen Blick. Die ersten Male zumindest, wenn er ihr die schweren Einkaufstaschen hochgetragen hatte und sie den Belohnungskaffee erst aus der untersten Küchenschublade herauskramen musste.
Später forderte sie ihn auf, richtig dranzulangen. Doch war ihm der von dort kommende Geruch und die Fettpolster an den Oberschenkeln so zuwider, dass er ab da jedes Mal eine Ausrede erfand, warum er gerade heute nicht mit ihr in die Wohnung konnte. Er fühlte sich regelrecht verfolgt, wenn er sich, um zu seiner Wohnung zu kommen, zwei Stockwerke tiefer die Schuhe auszog, um geräuschlos und damit ungeschoren an ihrer Haustüre vorbei zu kommen.
So wurde aus ihm der unfreiwillige Dauersingle in sexuellem Notstand, der er heute ist. Etwas Ablenkung schenkt ihm seine Dauerkarte im Fitnesscenter - er nennt es Ficknasscenter. Dort schenken dezente Blicke, sofern sie unauffällig bleiben, die nötige Phantasie und Spannlraft für die Handarbeit zu Hause. Walking hatte er auch probiert, weil er dachte, dass die Mädels dabei die knallengen Leggins an haben. Doch schon beim ersten Mal bemerkte er seinen Irrtum. Er hatte es mit Jogging verwechselt. Die Hinterteile der Damen mit den Skistöcken waren nicht wirklich das, was er sehen wollte.
Manchmal ergab sich auch ein schöner Blickwinkel bei seiner Arbeit in der Autowerkstatt. Einmal lag er auf dem Rollwagen unter einem Sportflitzer und die rassige Besitzerin unterhielt sich mit einem Bein auf dem.Vorderreifen eine halbe Stunde lang direkt neben ihm mit seinem Chef. Natürlich musste er bei der Gelegenheit immer wieder unter der Karre vorrollen und ein neues Werkzeug holen. Der fehlende Slip brachte ihn fast um den Verstand und das kurze wissende Lächeln in seine Richtung führte dazu, dass er kurz nach ihrem Abschied dringendst auf der Toilette verschwinden musste.
Wer ihn vielleicht jetzt treffen will - also ich meine damit die Damen - es soll ja die verrücktesten Fetische geben, schaue sich an den Strassenecken der Innenstadt nach einem schlacksigen Mittdreissiger im Trenchcoat um, der dort wie ein begossener Pudel nach einem sommerlichen Regenschauer herumsteht und gezielt an jedem vorbeischaut, der in seine Richtung blickt. Die erfolgversprechendste Strategie ist es, sich ihm rückwärts zu nähern und auf eine der knackigen Pobacken einen Zettel zu heften mit der Aufschrift: Fremder schöner Mann, darf ich sie zu einem Cocktail einladen!
Wenn sie dabei ihren Schminkspiegel nutzen, können sie so das glücklichste Gesicht ihres Lebens sehen. Garantiert!