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Mansharing
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Geschichtenspiel Teil 32

eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ein
weiteres Meisterstück aus Oloves Feder. Apropos Feder.....

Tom

PS: Es ist Loch Lomond, lieber Olav *g*
Hihi,
apropopo Loch ...
Es ist Loch OlaFFFFFFFFFF! *zwinker*
*******ose Frau
793 Beiträge
„Erdbeerfeld, Erdbeerfeld, Erdbeerfeld“ murmelte der Herr, der im Supermarkt an mir vorbeiging. Nicht nur an mir ging er vorbei, sondern auch am Obst- und Gemüse-Stand – ohne jedoch die Erdbeeren auch nur eines Blickes zu würdigen. Beim Abarbeiten meiner Einkaufsliste begegnete mir der Herr noch öfter, ständig etwas murmelnd, zunächst war es das Erdbeerfeld, später in der „Beauty-Abteilung“ war es „Badeschaum“. Aber weder Erdbeeren, noch etwas Körperpflegeprodukt-ähnliches befand sich in seinem Einkaufswagen. Höchst merkwürdig, wie ich fand. Dieser Umstand weckte meine Neugier und nun war ich brennend interessiert zu erfahren, wie das nun ausgehen würde, also beobachtete ich ihn weiter. Besser gesagt: ich verfolgte ihn geradezu, bemüht, ihm dabei nicht aufzufallen. Er schien mich nicht zu bemerken, wohl aber der Supermarkt-Detektiv, der nun seinerseits mich verfolgte, was sich jedoch meiner Aufmerksamkeit entzog, denn ich war ja damit beschäftigt, den murmelnden Herrn zu verfolgen.

Wann immer der murmelnde Herr stehen blieb, blieb auch ich stehen und nahm mir irgend etwas aus dem Regal, was ich intensivst zu betrachten vorgab, nur um es schnell wieder zurück zu legen, sobald er sich in Bewegung setzte. Mal begutachtete ich eine Suppen-Kelle von allen Seiten, ohne sie jedoch wirklich anzuschauen. Mal gab ich vor, mich hoch konzentriert einer Schachtel Kerzenwachs-Plättchen zum Basteln zu widmen. Alles völlig zusammenhangslos und ohne jeden Sinn. Denn Letzterer war ja schließlich anderweitig beschäftigt.

Der Detektiv registrierte mein merkwürdiges Verhalten sehr genau, hatte mich im Visier und bewegte sich wie ein Löwe sehr langsam auf mich zu, blieb dann wieder auf Abstand stehen und tat dasselbe wie ich – sprich: er gab vor, sich für die abstrusesten Dinge zu interessieren. Wie hinter einem Schleier nahm ich seine Bewegungen unbewusst wahr und fühlte Blicke in meinen Rücken bohren. Mir war plötzlich mulmig, aber ich konnte nicht erklären, wieso.

In diesem kurzen Moment des Abgelenktseins hätte ich beinahe den murmelnden Herrn aus den Augen verloren und ging schnellen Schrittes weiter, um wieder aufzuschließen. Dies musste den Detektiv überrascht haben und er rannte aufgeschreckt los, ohne zu schauen, wohin, wobei der seinen Wagen unkontrolliert in einen Turm aufgestapelter Kartons mit Fahrrad-Sätteln für Kinder-, Damen- und Herrenräder schob. Dieser Turm fiel nun mit lautem Getöse um und die Kartons kullerten durch die Gänge, der Detektiv stolperte und ging zwischen den Kartons zu Boden. Dies zog die Aufmerksamkeit des murmelnden Herrn auf sich und er eilte hin, um zu schauen, ob der Detektiv sich verletzte habe und er helfen könne. Ich tat es ihm gleich. Nun standen wir da, Seite an Seite, und versuchten, den Detektiv, der stoisch, ja fast meditierend, inmitten der Kartons auf dem Boden saß, von eben diesen zu befreien.

Der murmelnde Herr berührte mich dabei versehentlich, sah mich plötzlich erschrocken an und murmelte „Ladekabel, Ladekabel, Ladekabel“.

Ich nahm mir nun ein Herz, zog zuerst den zu Boden gegangenen Herrn wieder auf seine Beine und fragte dann den murmelnden Herrn, was es eigentlich mit seinem Gemurmel auf sich habe. Zuerst faselte er von einem Erdbeerfeld, ging aber an den Erdbeeren vorbei, dann von Badeschaum, den er ebenso ignorierte und mitten in diesem Choas falle ihm nichts Anderes als "Ladekabel" ein. Statt sinnloses Zeug zu murmeln solle er mir doch lieber mit diesem Buddha helfen. Der Herr errötete und gestand, dass er sich aktuell in Therapie befände, da er ein Problem mit den Damen habe. Er würde immer gleich rot werden, zu stottern anfangen und bekäme so sündige Gedanken, sobald er eine gut gebaute, hübsche Dame sehe. Sein Therapeut habe ihm geraten, in solchen Moment sofort ganz intensiv an etwas Anderes zu denken. Aber heute habe diese Methode nicht funktioniert, denn immer, wenn er dachte, er habe es geschafft, sei ich wieder aufgetaucht und das Dilemma habe von vorne begonnen.

Der Detektiv schüttelte daraufhin den Kopf und sagte lachend, wir gehörten wohl alle in die Klapse, so paranoid, wie wir seien, und fragte, ob wir alternativ auf den Schrecken hin vielleicht mit ihm einen Schnaps trinken würden.

Ich schenkte dem murmelnden Herrn mein bezauberndstes und einladendstes Lächeln. Der Herr errötete und wollte schon fliehen. Der Detektiv jedoch war wieder ganz bei sich und ließ ganz schnell ein paar Handschellen klicken – eine an meinem Handgelenk, die andere am Handgelenk des murmelnden Herrn und kommentierte dies nur mit: „manchmal hilft nur eine Schock-Therapie“.
*spitze* Köstlich!
Welch wunderbarer Start in den Samstag.

Danke für diese kurzweilige Lesefreude!
Genau
Sonne - 22 Grad und

einen Erdbeerfeld murmelnden Herrn mit magic_rose in Handschellen *spitze*

Schönes WE

Ev
*******ose Frau
793 Beiträge
hat nicht jeder *smile*
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Den hab ich getroffen, hier!
Aber der murmelte ständig: "Erdbeerschorsch, Erdbeerschorsch, Erdbeerschorsch"

Als ich ihn mir dann angeguckt hab, wars Tebartz van Elst, die olle Schwuchtel. Und er meinte: Erzbischof. Er konnte nur nicht reden, weil er an einer Quittung kaute. *haumichwech*; Eine Badewanne für 15000 Euro.... tztztz. Soviel hat nicht einmal mein Autochen gekostet...

Tom
Heute etwas früher,
da im Elsass nur unsichere "Ätsch"-Verbindung:

Werg - obskur - Falsett - Staffel - vertrackt - forsch - wacker - kokett

Viel Spaß beim verwursteln!
*****har Paar
41.021 Beiträge
Themenersteller JOY-Team Gruppen-Mod 
Herrlich! Da kann ja total obskur, auch ganz forsch und kokett, aber wacker völlig vertrackt auf einer Staffel an einem Falsett rum gewergelt werden ...

*smile*

Schön, dass dieses alte Wort hier mal auftaucht, das kaum noch einer kennt: Werg. Aber verdächtig ist es auch, denn es fiel ja besonders im Zusammenhang mit der Hanf"spinnerei" bzw. -hechelei an ...

*zwinker*

Danke, lieber Olaf, für diese originellen acht Wörter! Ich würde mich freuen, wenn hier öfter mal alte, kaum noch gebräuchliche Wörter auftauchen; da gibt es so schöne und interessante ...

(Der Antaghar)
Immer wieder dieselbe Leier …

Ev, wann können wir denn endlich wieder Bridge spielen?

Ich hatte in den letzten Wochen/Monaten keine Zeit – und jetzt ehrlich gesagt auch keine rechte Lust mehr.

Wenn es nur das Spiel wäre, aber spielen wir bei Anne, dann legt sie diese obskure CD auf – und ich kann diesen Sänger mit der Falsettstimme nicht mehr hören. Er kreischt in meinen Ohren – und die drei Damen sind von ihm hellauf begeistert.

Spielen wir bei Anita, dann begrüßt sie uns, forschen Schrittes geht es dann sofort auf die Terrasse und sie versucht sich als gute Hausfrau. Es gibt erst Kaffee und selbstgebackenen Kuchen, die Stühle, auf denen wir sitzen sind nicht mehr ganz frisch und so passierte es mir letzten Sommer, das meiner auseinander ging und ich mich auf den Wackersteinen wiederfand. Ok, wir haben gelacht, aber es hätte ja auch etwas Schlimmeres passieren können.

Ja, es ist schon vertrackt, spielen wir bei mir, muss ich erst meine Staffelei beiseite räumen. Christa meinte neulich dann noch, ob ich denn die Mexikokette, welches ich für das Theater neulich angefertigt hatte, ob ich sie aus dem Werg von meinen Hanfpflanzen gemacht hätte.

Und dann soll ich mit ihnen noch Bridge spielen? Da habe ich absolut keine Lust zu

© ev
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Hihi
wenn ich "Werg" lese, muss ich immer an den Nümbercher Dialegd denken. Der Hermann-Koch redd imme so....


Tom
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
*haumichwech*
Stimmt, Tom!
Jetzt, wo Du's schreibst, hör ich ihn auch! *lach*

@Ev
Das klingt ja wirklich nach äußerst netten Bridge-Runden! *lol*
Lächel!
Ja Ev, das sind genau die richtigen Worte für Anita und Altersgenossen.

*top*laf
31.12.2013
*smile* Ev
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
Erläuterung: Ich verwende den Begriff "Staffel" in seiner süddeutschen Bedeutung als Treppe.
.......................................................................................................................

Dem Nebenbuhler war diese ganze Sache obskur vorgekommen - diese Einladung in das Haus seiner Geliebten zu einem sehr speziellen „Whiskey-Tasting“.
Sein Gefühl sagte ihm, dass das Ganze stank, aber die Situation war vertrackt. Hatte er sich doch selbst als Autor eines „Whiskey-Mord-Krimis“ eingeführt, der im gutsortierten Whiskey-Abfüllwerk und der Bibliothek des Gastgebers über dieses Thema recherchieren wollte.

Dies war natürlich nur eine Nebensächlichkeit, in der Hauptsache ging es um einen ungehinderten und ungestörten Zugang zu der vernachlässigten Dame des Hauses.
Es kribbelte ihn heftig in seiner Körpermitte bei dem Gedanken als er zum ersten Mal den Talisker von ihrer verbotenen Blüte geleckt hatte.
Wie kam er aus dieser Einladung heraus, ohne dass der Gastgeber Verdacht schöpfte? Gar nicht!
Also musste er die Einladung trotz Bauchschmerzen annehmen.

Er betrat das herrschaftliche Haus wie immer durch den Haupteingang, erwartete eine erlesene Gästeschar, die es gierte, sich den seltenen Tropfen einzuverleiben. Doch statt munterem Gerede nur ein klassisches Stück, das seltsam getragen klang. Keine weiteren Gäste außer ihm.
Sein ungutes Gefühl verstärkte sich und er kämpfte gegen den Fluchtreflex an.

Der Gastgeber erwartete ihn in der Bibliothek erwartungsvoll lächelnd wie eine Raubkatze, die ihr Opfer fixiert. Aber nein, dieses Bild gaukelte ihm sein angespanntes Gehirn sicher nur vor.
Er schüttelte sich kurz; der Gastgeber saß entspannt mit einem gefüllten „Nosing-Glas“ in der Hand in einem imposanten Ledersessel.

„Guten Abend mein Freund, bitte setzen Sie sich doch bitte und genießen Sie mit mir diesen wundervollen Tropfen!“
Mit einer Handbewegung bot er dem Nebenbuhler den Platz zu seiner rechten an.

Wacker schlug er sich, probierte ein Glas nach dem anderen, wirklich sehr erlesene und kostbar seltene Sorten hatte der Gastgeber für ihn. Nach unzähligen Gläsern drehte sich alles in des Nebenbuhlers Kopf und er entschuldigte sich, um sich kurz frisch zu machen. Als er unschlüssig am Rand der Staffel stand und in die Halle hinuntersah, verspürte er einen Stoß in seine Seite, verlor das Gleichgewicht, purzelte sie hinunter und blieb auf dem kalten Marmorboden am Fuß der Treppe regungslos liegen.

Wie durch Watte vernahm er das bellende Lachen seines Gastgebers, der nun seinerseits schnellen Schrittes hinunterpolterte, ihn unter seinen Achseln ergriff und ihn durch die Halle in das Abfüllwerk schleifte.

An allem war nur seine kokette Frau schuld! dachte der Gastgeber grimmig während er forsch den Nebenbuhler - an seinen Händen gefesselt - in das, mit köstlichem Talisker gefüllte und mit traditionellem Werg, abgedichtete Eichenfass hievte.
Dieses verflixte Frauenzimmer, das auf Männer wie ein Licht auf Motten wirkte und deren nimmersatte Libido er schon lange nicht mehr befriedigen konnte.
Er sollte sich von dieser Last an seiner Seite befreien, genauso wie von ihrem Lover!
Sicher hätte er noch ein Fässchen übrig – für sie!

Tsts…Krimibuchautor?! Dass er nicht lachte, sofort hatte er das Ganze durchschaut gehabt, aber diese Idee mit dem Whiskey-Mord – das hatte doch etwas sehr stilvolles an sich.
Vielen Dank dafür -mein Freund mit der Falsettstimme- und jetzt auf Nimmerwiedersehen! dachte er sehr zufrieden mit sich und wollte eben den Deckel auf das Fass mit seinem - noch gerade eben - lebenden Inhalt legen, als er nun seinerseits einen heftigen Schlag auf seinen Kopf verspürte und keuchend zu Boden ging… als letztes eine unangenehm hochkreischende Stimme hörend, die so gar nicht zu seiner Frau passte.
-
Das unschuldig wirkende Whiskeyfass stand seit vielen Jahren an abseits gelegener Stelle im Abfüllwerk. Staub lag darauf und es war mit Spinnenweben verhangen.
Der neue Besitzer entdeckte es zufällig bei seinem Rundgang und sofort überfiel ihn eine heftige Lust, diesen alten Tropfen zu kosten.
Seine Überraschung beim Öffnen und der In-Augenscheinahme des Inhalts war grenzenlos.
Szwergwerk
Für schön Zwergdicht
aufgedröselt Werg brauchts nicht
Denn allzu kokett
sprudelt der Reim
schon in Sämlein und Keim

Wer wacker
unter Hang und knollig Acker
vertrackt und doch nett
in Wurzelfalsett
der Zeilen Staffelstab bricht


Echt taktvertrackt pur
eben zwergenobskur
Dem nicht nur
leucht Glanz und Feenlicht
aus knollennasig Versgesicht
Pourquoiselle ...
Ich hoffe, für deine Phantasie(n) brauchts keine hochprozentigen Fässer. Manche lässt frau sowieso lieber zu. Gell? *wein*
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ab sofort
Verkostungen nur noch zuhause *haumichwech*
Das hier ist Kopfkino in Reinkultur:
Talisker von ihrer verbotenen Blüte geleckt hatte.
*appluas*
Super Geschichte mit einem vielleicht zu schnellen Ende. Triumph muss man auskosten. AUch wenn man der Verlierer ist, denn wenn der Waldheini mit der Libido seiner Frau nicht zurecht kommt, hat er verloren. Egal, wieviele Krimiautoren er abmurkst *rotfl*.

@***ve

Wurzelfalsett? Zwergenobskur? Du Worterfinder, du. Aber von wem soll es kommen, wenn nicht von dir?
Mir ist leider die Muse unter den Pfoten entwischt. Man hört, sie soll sich bei Rhabia verkrochen haben grummel

Tom
Abgesangst
der Musentopf ist leergeschleckt und selten verirrt sich noch ein Wanderer in diesen heilgen Hallen, wo einst der Götter Kür und Pflicht unheilig Hochzeit gefeiert wurde. Im Götterhain wirds einsam. Die Zwerglein sitzen nicht mehr auf den Staffeln und lauschen andachtig der Götter Weisheit. Nur wacker Apoll vergiesst noch ab und an sein Herzblut hier, doch auch seine Donnerstimme ist nachdem das Leben am Götterhain wie ein Gewitter vorbeigezogen, nur noch heiser Falsett. Einsamer Rufer in der Wüste, Losverkäufer der ewigen Tombola. Wer hier hereinruft, hört das Echo vergangener Blütenzeit, in denen sich hier Stilblüte und Rosenbouquet kokett die Griffel spitzten und sich in diesem Obscuratorium wie wild im Tanze drehten. Noch glänzt der Marmor von ihren wirbelnden Sohlen, doch bald schon wird Taubendreck den alten Glanz ihm nehmen. Verdreckt, vertrackt, verdrückt; die Tränen längst versiegt, steht einsam dann in einer Fug dort hint im Eck ein klein Vergissmeinnicht im Abendlicht und träumt von seinem Krokodil.
An der Wand daneben ein Fragment:

Wo einst die Würste brieten
schon in der Hos
ist ausser Suppentüten
und Raviolidos
am Rost
gar nichts mehr los

Geschlossnen
Reizverschlüssen
komme
wer noch bei Trost
Poeten nie mit Müssen

Die Muse schreit
will man mit Korrekdent
geputztem Mundgeruch
sie küssen
und rennt
äonenweit

In ewger Ruh
stinkt Weisheits Schuh
zum Himmel
zeigen Glockenpimmel
und draus bist Du
*******ose Frau
793 Beiträge
Dat jit et nur in Kölle*
„Och, jot mer doch us däm Wääch, ür Pänz“**, schrie der Herr Schmitz mit seinem Gehstock drohend, eher in kreischendem Falsett, als dass er freundlich darum gebeten hätte, ihm den Weg frei zu machen. Kinder konnte er nunmal nicht ausstehen. Sie waren ihm entweder zu laut oder zu dreist oder zu ungezogen oder zu verzogen. Sie machten alles kaputt, ließen ihre Spielsachen überall liegen, waren renitent und zollten ihm keinerlei Respekt. Eigentlich alles zusammen.

Für ihn war klar: die Welt wäre besser, gäbe es keine Kinder. Da brauchte es keine Diskussion. Da war er kompromisslos. Allerdings musste auch er einsehen, dass sich die Welt ohne Kinder in einer vertrackten Situation befände, da in diesem Falle in absehbarer Zeit einfach Schluss wäre mit der Menschheit. Wobei er überzeugt war, dass dies nicht geschehen würde, denn so lange die Menschen der Fleischeslust nachgaben, würde es auch Kinder geben. Aber darum, dies zu lösen, sollten sich andere kümmern – diesen Staffelstab würde er der nächsten Generation übergeben. Vorerst wäre er einfach nur zufrieden, wenn sie still wären und sich nicht bewegten.

Bei den Kindern war er gefürchtet, doch verteidigten sie ihr Dasein wacker und stellten sich ihm zusehends mutiger entgegen. Melissa, die kokette Kleine vom Bubenzer's Ernst-Willi seinem Sohn Ernst und der Susanne von der Drickesens Annemie, die schon in der vierten Generation das Büdchen beim Chlodwigplatz hat, diese Melissa war so etwas wie die Rädelsführerin der Kinder des Viertels, der "Veedelz-Kiz", wie sie sich selber nannten. Mit ihrem forschen Auftreten machte Melissa allen unmissverständlich klar, wo der Hammer hängt – und das trotz ihres Sprachfehlers. Sie konnte kein Z sprechen. S ging so gerade, aber Z oder SZ? Keine Chance. Die Logopädin hatte bereits alles Mögliche versucht, war aber inzwischen mit ihrem Latein am Ende und konnte nur noch die Hoffnung mit auf den Weg geben, dass es sich vielleicht noch auswachse.

Melissa war das relativ egal. Sie strotzte vor Selbstbewusstsein und Gerechtigkeitssinn. Ihr Sozialverhalten war beispielhaft und sie besaß ein großes Herz für alles, was kreucht und fleucht. Noch dazu war sie intelligent und zeigte strategisches Geschick. Daher käme niemals auch nur eines der Kinder (für sie: Veedel-Ki) auf die Idee, sie wegen ihres Sprachfehlers zu hänseln – im Gegenteil, die Kids verstanden immer, was sie sagen wollte und sie hielten zusammen wie eine Trutzburg.

Lustig hörte es sich ja schon an, wenn Melissa sagte: „mir sin de Veedel-Ki, de Pän vun dä Chlodwig-Poo, däm Bubener's Ernst sing Kleen un et Lui un uns Fründe, mir eijen et däm Werg. Un für alle, die nur Uswärt künne: Wir lassen uns das nicht gefallen. Der soll abischen mit seinem Rollator und dem dämlichen inken im Geseech.“ *

Diesmal gingen sie dem Alten nicht aus dem Weg, sondern blieben wie festgewachsen stehen. Das war Melissa's Plan: „mir stonn wie ene Muur un sage kinne Ton. Un dann jonn mer jede Veedelstund, wenn die Uhr schlächt, ene Schritt führ. Un dann sinn mer ens. “****

Etwas obskur war es schon, als abends immer noch die Kinder auf der einen Seite und der Schmitz auf der anderen Seite des Hofes standen und keiner auch nur einen Millimeter zur Seite wich. (Im Prinzip taten die Kinder genau das, was der Alte immer wollte... sie waren still und bewegte sich nicht.)

Inzwischen hatten sich Schaulustige, die Polizei sowie die Presse eingefunden, aber niemand schritt ein, denn es war ja nur stummer, gewaltfreier Protest. Um sie herum herrschte allerdings ausgelassene Volksfest-Stimmung. Annemie verkaufte Kaffee, Kölsch und ein Tablett mit „halvem Hahn“***** aus ihrem Kiosk und erzählte jedem ganz stolz, dass das Mädchen da vorne ihre Enkelin sei. Sie verkaufte dem Express die Exklusivrechte mit dem Titel „Veedelz-Kiz gegen Schmitz“ und der WDR stellte eine Dokumentation über den eigenverantwortlichen Widerstand im Viertel in Aussicht, den es nur in Köln gebe. Einige Anwohner holten Stühle aus ihren Wohnungen und vermieteten diese für 1 Euro pro Stunde an die Schaulustigen. Die Männer vom Stammtisch des Früh-im-Veedel nahmen Wetten entgegen, wer wohl zuerst schwächeln oder nachgeben würde, wer aufgeben würde, da er mal müsse und für oder gegen sonstige Eventualitäten.

Herr Schmitz lebte fortan sehr zurückgezogen und verstarb kurz danach fast unbemerkt. Aber wenige Tage nach seinem Tod stand plötzlich an der Stelle im Hof, an der er seinen Standpunkt verteidigt hatte, eine bronzene Statue mit einer Plakette, auf der stand: „Die Veedelz-Kiz danken däm Schmitz“, denn indirekt hatten sie ihm ja nun den bescheidenen Wohlstand zu verdanken, den sie nun hatten.

---
*das gibt es nur in Köln
**ach, geht mir doch aus dem Weg, ihr Kinder
***mir sin de Veedelz-Kiz, de Pänz vun dä Chlodwig-Pooz, dem Bubenzer's Ernst sing Kleen un et Luzie un us Fründe, mir zeijen et dem Zwerg... - Wir sind die Veedels-Kids, die Kinder vom Chlodwig-Tor, die Kleine vom Bubenzer's Ernst und die Luzie und unsere Freunde, wir zeigen es dem Zwerg. Und für alle, die nur Auswärts verstehen: Wir lassen uns das nicht gefallen. Der soll abzischen mit seinem Rollator und dem dämlichen Zinken im Gesicht.
** wir stehen wie eine Mauer und sagen keinen Ton. Und dann gehen wir jede Viertelstunde, wenn die Uhr schlägt, einen Schritt vor. Und dann sehen wir mal.
*****“halver Hahn“ ist ein Roggenbrötchen mit Gouda, Gurkenscheiben und ggf. Zwiebelringen
*******ose Frau
793 Beiträge
8 Worte
Guten Abend zusammen,

heute habe ich wieder die Ehre, die 8 Worte zur Verfügung zu stellen:

Antibiotika
Kirschblüten
Walking
Autowerkstatt
Lavendelsträuschen
erregend
backen
messerscharf

Viel Spaß und lasst euch wild von der Muse küssen*zwinker*
magic_rose*roseschenk*
Bridge bei Anne
Gestern, nach vier Monaten das erste Mal wieder Bridge gespielt.
Christa hatte selbstgebackenen Kuchen mitgebracht, Anita von ihrem Baum einen japanischen Kirschblütenzweig und ich ein Lavendelsträusschen.

Eigentlich war es ganz nett, wieder einmal die drei Damen zu sehen und mit ihnen zu plaudern. Es war zwar kein anregendes Gespräch, sondern eher ein erregendes, denn Anita konterte immer messerscharf dazwischen.

Anne erzählte, dass sie ihr Auto in die Autowerkstatt bringen musste, es wollte plötzlich nicht mehr fahren.
Anita meinte, das Auto ist doch schon 14 Jahre alt, da müsste sie sich eben ein Neues kaufen denn zum Walking wäre sie zu alt.
Christa erzählte von ihren Problemen mit dem Magen, und der Arzt ihr jetzt ein neues Antibiotika verschrieben hätte.

Als sie alle so erzählten merkten sie plötzlich, dass ich mich an dem Gespräch nicht beteiligte. Da fragte Christa, Ev was hast du denn?
Ich antwortete nur,
oh, danke mir geht es gut, ich habe keine Probleme.

© ev
prüfend
*********tMut Frau
2.105 Beiträge
Der-Die-Das
Als Detlev so in seinem Laden "Regenbogen - Die ehrliche Autowerkstatt für Schwule und Lesben" stand und vor sich hin sinnierte, kalkulierte er messerscharf, wie geil der letzte Abend hier an Ort und Stelle doch abgelaufen war und wie sehr ihn das neue Spielchen, mit dem ihn Patrick L. gestern überraschte, antörnte.

Anfangs hielt er ihn für einen Langweiler, als er ihm beim Walking am 'Prüder See' anrempelte und ihm dabei dessen MP3-Player runterfiel. Amüsiert dachte er noch an die volksmusikalische Dudelmusik, die aus dem Kopfhörer deutlich zu hören war, gleichzeitig sah er auch die schlanken, aber muskulösen Beine von Patrick, die ihm schier unendlich vorkamen bis hoch zum Schritt und was ihm da so entgegen prangte in der engen Glanzleggings ließ ihm noch heute die Röte ins Gesicht schießen. "Donnerdetlevchen" dachte er so bei sich, aber gleichzeitig umwehte diese lila Glanzleggings ein Duft von Lavendelsträuschen, wie er sie bei seiner Oma im Altenstift immer sah und wahrnahm. Wie um Himmelswillen passte das denn zusammen? "Aber Hallo junger Mann, grüß Gott, so stürmisch unterwegs?" sagte jemand oberhalb der lila Leggings und so war er gezwungen hoch zu schauen und sah einen spitzbübisch ausschauenden Mittvierziger vor sich, der spöttelnd zu ihm runter schaute. "Gell, da glotscht, sowas wie meinen kleinen Freund hast du noch nicht gesehen! Brauchst dich nicht zu schämen, komm ich lad' dich zu einem Kirschblüten-Sprudel ein." Tja, und so begann die Beziehung zwischen Patrick L. und ihm.

Anfangs in der ersten Phase der Verliebtheit war Patrick L. zwar stürmisch, aber über den stinoschwulen Akt ging es nicht hinaus. Detlev fing an sich zu langweilen bei Missionar und Doggystyle. Patrick L. entging es nicht. Da half ihm die lila Leggings auch nicht weiter, auch wenn sie nicht mehr nach Lavendel duftete, sondern mittlerweile eher so ein Duft von Antibiotika annahm, was er dem neuen Hygienespüler ankreidete. Er wollte Detlev nicht verlieren, war er doch der Einzige, der seinen Tick mit der Volksmusik tolerierte und auch in der Waagerechten machte er eine erregend gute Figur. Und backen konnte der Kerl, wie einst seine Babuschka. Nein, da musste er sich was ganz Spezielles einfallen lassen, um ihn an sich binden zu können und so wurde er Kunde bei "Chwul & Art".

Am Abend, kurz bevor Detlev seine Werkstatt abschließen wollte, kam ihm ein plüschiges rosa heißes Teil entgegen, der verdammt viel Ähnlichkeit mit Patrick L. hatte und doch irgendwie nicht. Da stand sie vor ihm, die geilste Dragqueen, die er je sah, und was Der-Die-Das mit ihm alles in seiner Werkstatt anstellte, ist so ungeheuerlich, dass man das hier unmöglich veröffentlichen kann...
*******ose Frau
793 Beiträge
huch, fast hätt ich vergessen, zu meinen eigenen Worten was zu schreiben... Also auf den letzten Drücker von mir:

„Messerscharf, haarscharf, rattenscharf… Mama, mir fällt nix mehr ein, kannst du mir mal helfen?“ rief Jessi in einer Mischung aus genervt-, ratlos- und gelangweiltsein. Ihre Mutter kam zu ihr und fragte, bei was ihre Hilfe denn so dringend benötigt werde. „Nun, mein Deutschlehrer hat uns die Aufgabe gegeben, das Wort „scharf“ in unterschiedlichen Kontexten zu beleuchten. Es geht um Adjektive wie z.B. messerscharf, also zusammen gesetzt, wobei der erste Wortteil von einem Substantiv abgeleitet wird und dem „scharf“ damit schon in eine bestimmte Richtung gibt. Ich habe das Gefühl, ich muss mir ein paar scharfe Worte selber backen. Mir fällt nix ein.“

„Na, da hast du ja Glück, dass ich schon früher da bin – die Autowerkstatt hatte meinen Wagen doch schneller fertig als gedacht. Auf dem Rückweg war ich dann noch schnell in der Apotheke und habe die Antibiotika für dich mitgebracht und Kirschblüten-Honig. Der Apotheker sagt, er sei gut, wenn man's im Hals hat. Was wolltest du denn überhaupt in der Schule? Du solltest doch noch bis morgen zu Hause bleiben! Was soll's? Du machst ja eh, was du willst und bevor dich hier langweilst, geh lieber zur Schule. Aber viel Zeit hab ich grad nicht, ich wollte gleich zum Walking. Nun gut, lass mal sehen, das ist ja eine seltsame Aufgabe. Wie kam es denn dazu? Ihr arbeitet doch an Kleist. Was hat das damit zu tun? Vielleicht bekommen wir dann eine Idee?“

„Ja, genau, Kleist ist das Thema und ich hab echt keinen Nerv auf so nen Mist. Das ist echt totale Kacke. Wär ich doch zu Hause geblieben.“

„Naja, irgendwo wird es da schon einen Zusammenhang geben. Lass doch mal überlegen... ich muss da gerade mal in meinem Gedächtnis kramen, ist schon so lange her, dass ich „Der zerbrochne Krug“ gelesen habe. Also der Krug zerbrach... da haben wir schonmal Scherben... Scherben können sehr scharf sein, scharf wie Messer, also passt messerscharf da doch ganz gut. Dann haben wir den Adam, der den Krug zerbrochen hat und gleichzeitig als Richter die Tat verhandeln soll, für ihn ist es also haarscharf. „Haare“ sind doch da auch ein Thema, also die verlorene Perücke... Hätten wir da auch eine Überleitung. Aber “rattenscharf“, wo holst du das denn her?!"

„Ach, Mama, hör mir doch erst mal zu... du gibst dir ja wirklich Mühe, aber das ist alles ganz anders... In der kleinen Pause vor Deutsch sagte Kevin, „der zerbrochene Krug“ sei rattenscharf, und darüber hab ich mich dann lustig gemacht und meinte, das sei total langweiliges Geschisse um so nen blöden Krug. Rattenscharf sei nur unser Lehrer, und genau in diesem Moment kam der in die Klasse. Natürlich hat der das voll mitgekriegt, weil wir direkt vorne gestanden hatte, und er meinte, sich darüber lustig machen zu müssen. Er hat mich total lächerlich gemacht vor allen Anderen und mir diese „Spezialaufgabe“ gegeben, damit ich endlich lerne, wie man sensibler mit Worten umgeht und sich bewusst macht, was man da so von sich gibt. Jedenfalls wolle er nicht mit einer Ratte in Verbindung gebracht werden. Ich bin im Boden versunken sag ich dir! Das war so ober-peinlich wie das Lavendelsträuschen an seinem Revers. Das riecht total nach Oma's Mottenzeugs.“

„Aber sonst findest du ihn scharf? Na, dann würde ich mal sagen, wir überlegen uns was sehr Originelles, damit er das von dir auch sagen kann – oder wenigstens von deiner Mutter. Ich finde übrigens, dass du absolut Recht hast. Echt scharfer Typ, irgendwie hat er was Erregendes. Also, machen wir ihm doch erst einmal klar, was „rattenscharf“ in welchjem Kontext auch immer überhaupt heisst."
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