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Mansharing
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Geschichtenspiel Teil 32

Liebe ruby
****_46:
Es gab nicht Atommüll und

Atommülllager
war die Vorgabe ........ *schweig*


Aber eine schöne Geschichte .. *top*


LG Ev
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
Genauer gesagt:
Atommüllendlager

Danke an Ev und Ruby. Schöne Geschichte.
****_46 Frau
1.806 Beiträge
ups
Manchmal sollte man oder besser ich alle Wörter zu ende lesen...

Sorry ... *blumenschenk*


Korrektur

Es gab nicht Atommüllendlager und niemand machte sich Gedanken über Safersex. Aber auch diese Zeit hatte ihre Tücken.



ich war wohl zu eil-eifrig.
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
IHR
seid echt flott, das gibts ja gar nicht! Ich denke noch *lol*

Tom
Phralen
Phralen blieb nicht in Ostwestphalen. Obwohl Sintidrache, lag ihm nichts an Sintern und mit lodernder Flamme prahlen, auch wollte er sich nicht wie seine Brüder und Schwestern in Rumänien als Schweissroboter bei Vlad Motors verdingen. Nein, Drako Phralen war von anderem, von altem und heissem Geblüt. Seit er die Nibelungen überlebt hatte, wollte er einfach nur genusswandern, frohgemut von Vulkan zu Vulkan, von Hochofen zu Hochofen flattern, lüstern seine Nüstern in deren Kamine stecken und mit seinen funkelnden Iriden vor den höchsten Wolkenbergen die leuchtendsten Regenbögen zaubern. Wozu an einem Ort bleiben, wo heute die vermeintlich grössten Schätze der Welt sich erfolgreich hinter langen Zahlenkolonnen versteckten und mittels glühenden Mikrochips in Millionstelsekunden von einer Ecke des Planeten zur nächsten flüchteten. Wozu mit flachbrüstigen Börsenrittern und furztrockenen Paragraphenreitern kämpfen, deren Laserschwerter nur hilflos hinter Glasscheiben blendeten und die er jederzeit mit einem leichten Schnauben in die ewigen Jagdgründe schicken könnte? Seine Schwester Phrala hatte zwar einen Job. Sie bewachte die Goldreserven in Fort Knox. Doch wegen der Trockenheit in den Betonhöhlen sind ihre Flügel schon ganz rissig und spröde. Sie traut sich kaum noch, ihre Nüstern zu blähen, aus Angst sich die Schwingen abzufackeln. Obwohl dort alle halbe Meter ein Feuerlöscher hängt und beim leisesten Hauch eines Rauchwölkchens die Sprinkleranlage anspringt.
Nein das ist kein würdiges und erstrebenswertes Drachenleben, wenn man ihn fragte. Eher sowas wie Safersex mit Papierdrachen. Da könnte er sich gleich in einem Atommülllager einsargen lassen. Schon bei der Vorstellung zog sich die Glut aus seinem Rachen tief in die Eingeweide zurück. Ein tiefes Grollen von dort liess ihn angewidert schnauben. Nur jetzt keinen Drachenfurz. Das letzte Mal waren innerhalb von von Minuten drei kurzflüglige Blechdrachen der Zweibeiner auf ihn zugeflogen und hatten ihn zur Landung zwingen wollen. Zum Glück hatte er sich geistesgegenwärtig zusammengerollt, einen Feuerball um sich herumgelegt und war als vermeintlicher Komet über Russland entkommen.
So beschloss Pralen, seiner inneren Stimme zu folgen und flog erst einmal zur Katla am Mýrdalsjökull. Sollte der noch eine Weile brauchen, bis er wieder einmal ausbricht, könnte er solange etwas Geysirslalom fliegen und so ganz nebenbei etwas Flügelpflege betreiben. Freiheit ist schliesslich für einen Drachen immer noch das Wichtigste!
Grins!
@Ev
Hihi, manchmal frage ich mich, ob das nicht deine geheimen Memoiren sind. Deine Drachenseite sozufeuern.... *undwech*
@ Ruby
Da kommen ja ganz erstaunlich lyrische Saiten zu klingen! Alle Achtung!
*top*
Hihihi
*ggg*

dazu sage ich nichts - - Anita ist eben meine liebste Freundin - - *fiesgrins*

aber dein Drachenmännchen ist *top* - -

da muss Mann erst mal drauf kommen.

LG Ev
******ier Frau
36.568 Beiträge
@Ev
Deine Geschichte hat mir echt gefallen.
Sie ist leicht, erheiternd und kurzweilig geschrieben! *spitze*
Allerletzter Abendgedanke
Ich komme mir vor wie ein Atommüllendlager! Das Blut der Schuldigen klebt an meinen Händen: das Blut des Drachen! Ich bin zwar kein Siegfried aus der Nibelungensage, aber ich bin auch kein Wurmfortsatz eines instiktiven Denkvorgangs.

Ich habe lediglich die Realität beim Genusswandern überreizt und dadurch unabsichtlich verletzt. Auf meinen Iriden zeichnete sich das als "Lüstern" ab, was sich als bloßes Werkzeug der Natur verstand! Den fehlenden Zusammenhang habe ich nie begriffen - ich dachte immer, wer Lust empfindet, der ist auf alle Fälle, wenigstens einigermaßen fantasievoll!

Nun gut, ich habe mich geirrt, Beziehungskisten sind keine Worshipping parade, kein Phra Len und auch kein echter, gehirngesteuerter, Safersex, der beliebig schöne Früchte hervorbringen kann, sondern ein Teil des Überlebenskampfes - in Ewigkeit, Amen!

©Sur_real
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
Olove
Safersex mit Papierdrachen
Klasse!
Sur_real:
...kein Wurmfortsatz eines instiktiven Denkvorgangs
Wow!


Beides tolle Geschichten! Danke
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
Müde und seufzend lag der uralte Drache auf dem Iridenfeld. Er blickte aus müden Augen über die dichte Bewaldung seiner heimatlichen Berge. Geliebter und schöner Odenwald! Hier hatten er und sein ehemals bester Drachenfreund Fafnir zusammen in der guten alten Zeit ihr Unwesen getrieben.
Damals vor mehr als tausend Jahren - als die Menschen die Drachen noch fürchteten und ihnen Respekt entgegen brachten. Heute waren er und seinesgleichen nur noch Witzfiguren in Filmen und bunten Heftchen. Welch eine Schande!

Ach wie gern hatten sie früher die einfältigen Bauern erschreckt und hier und dort aus Langeweile mit ihrem heißen Atem ein Feld in Brand gesteckt.
Doch ihre größte Freude war der Nibelungenhort gewesen.
Wie gern hatte er Fafnir in seiner tiefen Höhle besucht, sich mit ihm an dem wundervollen Anblick des strahlenden Goldes und der funkelnden Edelsteine erfreut und gemeinsam gegenseitig gephrahlt, äh Verzeihung, geprahlt, für wie viele Märchen und Mythen sie jeweils Pate gestanden hatten.

Solange bis dieser Kerl namens Siegfried hier alles aufgemischt und kaputt gemacht hatte. Seinen armen Freund Fafnir hatte es erwischt.
Dieser mickrige Mensch, der nur allein durch List und Tücke obsiegt hatte. Der im Blut seines besten Freundes gebadet und damit fast unbesiegbar geworden war. Dank eines kleinen Lindenblattes, das auf seiner Schulter geklebt hatte, konnte er immerhin seiner gerechten Strafe zugeführt werden.
Zu lüstern und zu gierig waren seine Blicke auf das Drachengold gewesen. Er hatte es sich unrechtmäßig angeeignet und es hatte ihm und seiner Familie nur Unglück gebracht. Geschah ihnen Recht! Und wo war der Schatz der Nibelungen nun?

Keiner wusste es. Ein weiterer Gierschlund, Hagen war sein Name gewesen, hatte sein Geheimnis mit sich ins Grab genommen. So waren sie schon immer diese Menschen – immer nur Gold und Geld scheffeln. Aber dass es ihnen nicht gut tat, zu viel davon zu besitzen, wollten sie nicht einsehen.

Die Mehrheit von ihnen kannte weder Respekt noch Achtung vor dem Leben und vor der Schönheit dieser Landschaft.
Hatten sie doch in der Ebene, in seiner Sichtweite, erst ein Atomkraftwerk gebaut. Dann jahrelang gewissenlos einen Müll produziert, der um ein Vielfaches gefährlicher und giftiger als sein Drachenatem war und nun wussten sie nicht, wohin damit.

Nun würde dort ein Atommüllendlager entstehen. Gewiss, noch lautete der Name dafür anders –Zwischenlager- aber jeder wusste doch, dass es früher oder später so kommen würde.
Genusswandern durch den Odenwald, das angrenzende Ried und weiter bis in den Pfälzer Wald? Das konnte er nun vergessen.

Alles aus purer Geldgier. So waren die Menschen – warum bauten sie so etwas Unberechenbares wie ein AKW auf einen alten Erdbebengraben?
Er hatte das letzte große Beben übrigens erlebt, als ganz junger Drache, kaum dem Ei entschlüpft. Oh ja, das war lange her!
Das war doch so verantwortungslos von den Menschen. Dachten sie denn, dass Mutter Erde sich nicht mehr regen würde? Mal abgesehen davon, dass diese Region hier so dicht besiedelt war und sich große Wirtschaftszentren in unmittelbarer Nähe befanden.

Er verstand die Menschen nicht, warum machten sie so etwas? Wollten sie sich sehenden Auges ihre Zukunft zerstören? So wie es dereinst die Drachen getan hatten, indem sie aus Größenwahn das Leben terrorisierten und mit ihren Feuern das Land zerstörten, bis sie von einer verzweifelten und selten einigen Menschheit bezwungen wurden.
Allein der Menschen Schuld, wenn es so kam! Warum lernten sie nicht aus dem Drachenschicksal, wo sie doch angeblich so intelligent waren?

Der alte Drachen wollte nicht mehr von der glorreichen Vergangenheit träumen und sich nicht weiter über die Gegenwart ärgern. Er war verbittert, traurig und einsam. Eine Zukunft gab es für ihn nicht mehr, denn er war der Letzte seiner Art.
Er wollte endlich seinen Frieden finden. Langsam erhob er sich und schlurfte tief in das Innere seiner Höhle um für immer zu schlafen.
Mit seinem letzten Atemzug gedachte er gehässig der Menschheit, die sich unweigerlich durch ihre Safersex-Praktiken selbst auslöschen würde – irgendwann.
da hast Du
einen schönen Bogen gespannt!
*blume*
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Porzellan-Frieden
Porzellan-Frieden

© 2014 by TRB


Jetzt bin ich wieder daheim. Die Decke des Schlafzimmers sieht noch genauso aus wie vor 8 Wochen. Raufaser. Tapete. Decke. Weiß. Durch die Lamellen am Fenster schieben sich helle Spalten aus Licht schneller werdend über die Decke, um dann am Schrank herab zu gleiten. Seit Stunden betrachte ich die Decke.

Ab und zu läuft eine Träne meine Wange hinab, verfängt sich im Bart und kämpft sich genusswandernd durchs Dickicht der Haare, bis sie irgendwo landet. Ich kann nicht schlafen. Seit Wochen nicht. Obschon ich weiß, dass hier keine Gefahr droht, ist jeder Sinn ins Dunkel gerichtet. Jede Bewegung, jedes Geräusch, jeder fremde Geruch lässt meine Nerven zappeln.
Meine Frau liegt neben mir. Mit dem Rücken zu mir. Sie fand es schon immer schlimm, welche Hitze ich entwickle, wenn ich schlafe. Was würde ich drum geben, wenn sie ihren Kopf an meine Brust legte und einschliefe, als läge sie in Abrahams Schoß.

Vorhin hatten wir Sex. Nein, sie hatte Sex. Ich hatte irgendetwas Lüsternes. Hab ihn ihr einfach reingeschoben. Ohne Liebe, ohne Gefühl, ohne irgendetwas. Rein mechanisch. Eigentlich bin ich gar nicht hier. Ich bin bei Hartmut, Hans-Peter, Klaus, Harald, Uwe, Fredi, Günther, Jochen und Miko. Alle tot. Ihre Körper sind nicht hier. Aber ich bin hier. Und das sollte ich nicht sein. Ein Steckschuss. Ein lausiger, blöder Steckschuss und eine lange Narbe am Oberschenkel von einer Machete, mehr habe ich nicht abbekommen in Somalia. Die anderen sind tot, ist das gerecht?

Ich öffne die Hand. Das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold. Fassungslos starre ich es an. Matt blinkt das Kreuz mit dem Adler in der Mitte durch die Dunkelheit. Das Ehrenkreuz. Was für ein Witz. Ich höre noch Oberstleutnant Klenner bellen: „Stabsunteroffizier Buntrock! Für den Bundesminister der Verteidigung verleihe ich Ihnen voller Stolz als Anerkennung für treue Dienste und in Würdigung beispielloser soldatischer Pflichterfüllung das Ehrenkreuz in Gold. Gleichzeitig ernenne ich Sie zum Leutnant“
Er trat auf mich zu, reichte mir das kleine Etui und starrte mich an, als wenn ein Drache sein Opfer fixierte. Als wenn ein Manager in die Überreste eines Atommüllendlagers starrte. Hasserfüllt, grün vor Neid und voller Abscheu. Erst sehr viel später sollte ich erfahren, dass er gern an meiner statt nach Somalia gefahren wäre. So ein Idiot. Anstatt sich seiner irdenen Existenz zu erfreuen, mit seinem 745 i zu prahlen und jede Nacht seine Gattin mit Sex und seine Geliebte mit SaferSex zu bedenken, neidete er mir einen Aufenthalt in der Hölle. Viel blöder geht es nicht. Und ja, er war stinksauer. Als Offizier muss man eine lange Schule durchgehen. Und Abitur haben. Aufgrund eines Sondereinsatzes ist der Verteidigungsminister in der Lage, besondere Beförderungen auszusprechen. Und das stank ihm. Konnte ich verstehen. Mein Kompaniechef, Major Quint, meinte dazu: „Ich versetze Sie nach Hannover, Buntrock. An die Heeresoffiziersschule. Da können Sie den Lehrgang nachmachen, vielleicht macht das dem Alten Eindruck, wenn Sie als Lehrgangsbester zurückkommen, haben wir uns verstanden?“

Ich mag Menschen nicht, die Krieg idealisieren. Ich mag es nicht, wie sie darüber reden und ich mag es nicht, was sie sagen. Weil sie nie selbst da waren. Sie waren nicht in all dem Elend, in all dem Blut und sie mussten auch keine Kameraden da lassen. Menschen, die die Todesgefahr zusammenschweißt wie nichts anderes. Menschen, die als verschollen im Einsatz gelten. Menschen, deren Eltern sich bis heute fragen, was los ist und denen ich nicht einmal sagen darf, was passiert ist.
Ich sehe zu meiner Frau herüber. Sie ahnt nichts. Sie weiß nichts. Und sie will auch nichts wissen. Für die Öffentlichkeit war ich in einer 8wöchigen Truppenübung in Putlos an der Ostsee. In Wahrheit jedoch hatte mich schon lange vorher, als ich meinen Einzelkämpfer-Lehrgang beendet hatte, jemand angesprochen. Ein Zivilist in einem mattgrauen Opel Rekord mit „BN“ Kennzeichen. Er zeigte mir einen Ausweis. MAD. Verrückt, nicht? Militärischer Abschirm-Dienst. Direkt aus der Bonner Hardthöhe. „Möchten Sie etwas für ihr Land tun?“
„Warum ich?“
„Lehrgangsbester auf der Unteroffiziersschule, Schützenschnur in Gold, Scharfschützenabzeichen, Deutscher Meister im Karate, mehrere schwarze Gürtel, Bataillons-Anschuss-Schütze, Sportabzeichen in Gold… soll ich weiter reden?“
„Was soll ich machen, Werbung für die Truppe?“

Der Mann hatte keinen Humor. Ich habe meinen Führungsoffizier auch später niemals lachen sehen. Und auch ich habe es verlernt.

Und jetzt bin ich wieder hier und die Welt ist anders. Sie ist kalt und tot wie ein alter Fisch. Das Leben stinkt. Diese Profanitäten. Das alltägliche Einerlei. Die Oberflächlichkeit. Die Kälte. Die entsetzliche Kälte der Menschen. Der Irrsinn, der um sich greift. Die Fernsehprogramme, die Radioprogramme, die Zeitungen. So fremd und bizarr wie die Nibelungensage. Alles nicht echt. Ich hasse es.

Als Soldaten in der KSK arbeiten wir im Dunkeln. Wir tun, was wir können um das Böse zu bekämpfen, das uns andernfalls zerstören würde. Aber wenn der Charakter eines Menschen sein Schicksal ist, ist es keine Wahl, sondern eine Berufung. Manchmal lässt uns das Gewicht dieser Last schwanken. Wir erlauben den Monstern vor außen in die zerbrechliche Festung unseres Geistes zu schauen. Und wir werden allein gelassen, um in den Abgrund zu starren, in das lachende Gesicht des Wahnsinns.
Und wir gewöhnen uns daran, dem Wahnsinn die Stirn zu bieten. Wenn man permanent am Feuer wohnt, scheint alles andere kalt und leer. Und jetzt liege ich jede Nacht wach und sehe tote Kameraden über die Zimmerdecke gleiten. Sie lächeln gequält. Sie machen keinen Mut. Sie sind tot und ich lebe. Aber welches Leben ist das?

Ich weiß, dass der Frieden aus hauchdünnem Porzellan ist. Es ist schön und anmutig, es ist erfüllend und man kann schmackhafte Dinge daraus genießen. Aber der noch so geringste Impuls kann das dünne, kostbare Porzellan und tausend Stücke bersten lassen. Es ist traurig, aber wahr. Soldaten warten auf den Tag, an dem das Porzellan birst. Dann sind wir dran. Dafür leben wir. Und dafür… sterben wir.
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
Bewegend ...
Lieber Tom,

mir fehlen die Worte, um deine sehr bewegende Geschichte
passend zu kommentieren.

Einfach nur unglaublich bewegend.
Sie schürt in mir gleichermaßen Mitgefühl an den Menschen hinter den Soldaten und unbändigen Zorn auf die Verantwortlichen.

Danke!
*******ose Frau
793 Beiträge
und übrig bleibt ein verletzlicher und tief verletzter, traumatisierter Mensch... ergreifend geschrieben und sehr bedrückt und nachdenklich machend

findet magic_rose, die Krieg als Lösung noch nie verstehen konnte
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Vielen Dank
und trotz Allem: Man muss gewappnet sein.

Krieg hin, Politik her, es kann der Friedlichste nicht in Ruhe leben, wenns dem Nachbarn nicht gefällt. Und ich fürchte, das wird noch lange so bleiben...

Tom
prüfend
*********tMut Frau
2.105 Beiträge
Guten Abend...
und hier sind die neuen 8 Wörter, die ich heute zusammenstellen darf. Ich wünsche allen viel Vergnügen beim Schreiben... *freu2*

Drahthaarbürste

pimmelig

Null

Strohkopf

Orgasmusblockade

Fratzebook

Airbrush

ausgehungert

__
*smile* *tipp*
*******day Frau
14.250 Beiträge
Dumm gelaufen
Es hätte ein entspannter Sonntagabend werden können. Hätte, wenn ich nicht den Fehler gemacht hätte, den Hörer abzunehmen, ohne die Nummer zu checken. Erst dachte ich, jemand hätte sich verwählt, aber dann dämmerte mir, dass ich diese Schrebbelstimme kannte. Irgendwie klingt sie immer wie ein ausgehungertes Kaninchen auf Extasy.

Aber was sollte ich machen? Ich wartete also geduldig, bis zwischen all den Ähs und Ohs, den Ähms und Uffs und den gedrechselten Entschuldigungsphrasen eine winzige Lücke auftrat, und fragte dann, wohl wissend, dass eine kurze Frage keine kurze Antwort generieren wird, „was ist los, Anita?“

Irgendwas an meiner Betonung muss sie irritiert haben, denn es erfolgten erneute Ähms und Ohs, Ähs und Uffs, nur ohne die Entschuldigungsphrasen. Aber endlich, ich war kurz davor einfach aufzulegen, kam tatsächlich ein ganzer Satz. „Du, Sylvie, die Ev, also die macht doch Theater. Und letztens, da war sie so komisch und immer auf Probe. Und da dachte ich, geh ich doch besser mal hin und seh mir das an. Ich meine, sie achtet so wenig auf sich. Da muss doch jemand aufpassen.“

„Ja. Und?“

„Sie...“, am anderen Ende der Leitung hyperventilierte es, ein Kieksen in Diskant-Fis zerriss mir fast das Trommelfell, sank dann aber Gottlob zu einem zweigestrichenen C herab, um mir quasi flüsternd, „sie trug Puschen!“, ins Ohr zu kreischen.

„Ja. Ich weiß, Anita. Das gehört zu ihrer Rolle. Das nennt man Kostüm.“

Okay. Ich gebe es zu. Das war der Moment, als ich mich fragte, ob ich als Kind zu heiß gebadet worden war, dass ich derart dämliche Dialoge führe. Ich kam aber nicht dazu, diesen tiefenpsychologischen Gedanken weiterzuführen, denn es kreischte weiter, „das hat sie mir auch gesagt!“ Dann brach hemmungsloses Schluchzen aus.

Für einen Moment war ich irritiert. Sollte ich diesen Strohkopf auf Streichholzbeinen etwa falsch eingeschätzt haben? Sollte sie sich ernsthaft Sorgen um Ev machen? Aber auch diesem Gedankengang konnte ich leider nicht weiter nachhängen, denn es schnäuzte ganz furchtbar am anderen Ende der Leitung und plapperte dann munter weiter.

„Das ist doch keine Kunst. Wenn eine Frau im gesetzten Alter rosa Puschen zu einem grünen Abendkleid trägt. Und das Kleid hatte einen Schlitz bis zum Paradies, wenn du weißt, was ich meine. Absolut billig. Wie kann sie sowas nur tun?“

Okay. Diskussionen über den Zusammenhang zwischen Kostüm und Dramaturgie und die Nichtgleichsetzung von Schauspieler und Rolle waren hier nicht angebracht. Ich räusperte mich also theatralisch und senkte meine Stimme zu diesem gewinnenden Wispern herab, das ich immer benutze, wenn ich einem aufdringlichen Typen im Fußgängertunnel erkläre, dass er die Wahl hat zwischen Fersengeld oder gequetschten Eiern.

„Anita. Das mit dem Kleid. Das ist Erotik. Und die Puschen, die dienen der Orgasmusblockade, damit ihre Groupies nicht gleich die Bühne stürmen, um ihr das Kleid vom Leib zu reißen“. Ev, vergib mir, aber anders komme ich aus der Sache nicht raus!

„Davon hat sie mir gar nichts gesagt“, hauchte es erschrocken.

„Natürlich nicht, Anita.“ Ich packte noch eine Schippe Verschwörung oben drauf. „Es ist ja auch ein delikates Thema. Sie weiß doch, dass Du immer so misstrauisch bist, was ihre Internetaktivitäten angeht...“

Sie hing am Köder. „Ja, was sie immer von diesem Fratzebook erzählt...“ Sie erzählte von den Fratzen auf Facebook, aber im Moment ist das nicht so wichtig. Anita zu korrigieren ist ungefähr so erfolgsversprechend wie der Versuch, den Yeti mit einer Drahthaarbürste auf Chubaka umzustylen.

„Genau. Und nun stell dir vor, was los wäre, wenn diese Nullen vor lauter Geilheit nicht mehr an sich halten könnten und mit ihrem Überfall das Stück ruinieren würden...“

„Ich bin so froh, dass du mich und meine Ängste verstehst“, hauchte es, und ich vermeinte, eine Dunstglocke aus Tosca und Trockenschweiß, verbunden mit Knoblauchpillenodeur in der Nase zu haben. „Aber was machen wir denn nur?“

„Wir“, und ich betonte das „wir“ ganz besonders, „wir machen gar nichts. Ich zumindest nicht. Ev ist erwachsen. Sie weiß, was sie tut. Man kann niemand vor sich selbst schützen. Mal abgesehen davon, dass dafür in diesem Fall überhaupt kein Grund vorhanden ist. Ev hat das unter Kontrolle, glaub mir.“

„Wenn du es sagst, Sylvie.“ In der Stimme schwang eine Portion Hörigkeit mit. Nicht dass ich Hörigkeit goutiere, aber in diesem Fall fand ich sie hilfreich. „Es
ist nur so... da ist noch was...“

„Was denn?“

„Sie hat da jemand kennengelernt. Und der macht so... Schweinkram mit Musik.“

„Was macht er denn?“

„Muss ich das wirklich laut sagen?“

„Wenn du es nicht sagst, weiß ich doch nicht, was du meinst?!“

„Er macht Erbratschen-Musik.“

Einen Moment musste ich tatsächlich nachdenken. Aber dann fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren. Ev hatte mir von diesem Typen und seinen Performances erzählt. „Du meinst, er macht Airbrush und Ev hat dir gesagt, er hantiert mit der Pistole mit der Eleganz, mit der Barschai den Bogen führte?“

„Ja, genau. Das ist doch Schweinkram.“

„Nein, Anita. Das ist Kunst.“

„Nun sei doch nicht so pimmelig!“

„Ich bin nicht pimmelig. Ich bin nicht mal pingelig. Ich möchte nur nicht, dass du Ev falsch einschätzt.“

„Ach. Du glaubst wohl, ich sei blöd.“ Da war es wieder, das Diskant-Fis.

Nein, Anita. Ich glaube nicht, dass du blöd bist. Ich weiß es.

Tuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuut.

Habe ich das laut gesagt?

© Sylvie2day, 23.02.2014
*********ynter Frau
9.578 Beiträge
*haumichwech*

Klasse!
*rotfl* . *rotfl* . *rotfl*

Der Abend ist gerettet - -
ich komme gerade von einer Theatervorstellung - -

und lese jetzt - - *haumichwech*

Danke Sylvie - -

ich wusste, du bist und bleibst meine beste Freundin -
auf dich kann ich mich verlassen - -
schade, dass dein Abend so versaut wurde - -

*blumenschenk* Ev
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Herrlich! *lol*

Und schön mal wieder was von Frau Zweitag zu lesen.
rrrrrrrrr—rrrrrrrr—rrrrrrrrrrrr

hier ist der automatische Anrufbeantworter von Sylvie2day, bitte sprechen sie:

Hallo liebe Sylvie, hier ist Ev - - -
ok, ich kann verstehen, dass du jetzt keinen Hörer mehr in die Hand nimmst.

Nein, Anita werde ich nicht anrufen und ob sie wirklich um mich so besorgt ist – das bezweifele ich.
Allerdings bin ich stinksauer – woher hat sie deine Telefonnummer? Ob sie die von meinem Handy aufgeschrieben hat? Zutrauen würde ich es ihr inzwischen.

Neulich - nach dem Bridge fragte sie uns doch – ob wir wüssten, was man gegen Haarausfall machen kann. Ihr würden so viele Haare ausfallen. Anne meinte – wenn es mehr als 200 Haare sind, dann kann sie etwas machen – aber das würde der Arzt ihr schon sagen. Nein meinte Anita da - - so viele gehen ihr nicht täglich aus – aber sie wollte trotzdem einen Hautarzt aufsuchen. Meinte Christa, da kannst du dich auf eine lange Warteliste gefasst machen – was meint Anita? Ach, ich gehe einfach hin und sage es ist dringand - - wir haben sie alle nur ausgelacht. Ich gab ihr dann meine alte Drahthaarbürste und meinte, wenn sie ihre Kopfhaut regelmäßig damit massiert, dann würden ihre Haare wieder wachsen. Sie war sehr dankbar dafür.

Ach Sylvie, in einem Strohkopf ist eben null Gehirn zum Denken. Genauso fragte sie mich doch, nachdem die anderen beiden Damen gegangen waren – ob es stimmt, wenn man als Frau so pimmelig ist, dass man davon eine Orgasmusblockade bekommen kann. Sie hätte es neulich beim Arzt gehört. Dort hätte es eine Frau über fratzebook erfahren. Ich fragte sie, ob sie wüsste was Fratzebook wäre – da meinte sie – ja, das ist das Buch wo die Männer mit ihrem Airbrush abgebildet sind – aber von diesem Schweinkram wollte sie nichts wissen und sie sei froh, dass sie nicht ins Internet geht.

Tja liebe Sylvie, wer Anita zur „Freundin“ hat, der braucht keinen Feind zu fürchten.

Ich wünsche dir eine gute Nacht – schlaf gut, aber träume bitte nicht von Anita.

Bis demnächst wieder
Deine Ev

Danke für ihre Nachricht – ich werde mich bei ihnen melden, falls sie ihre Nummer genannt haben.

****_46 Frau
1.806 Beiträge
Doktor, Doktor
Endlich fertig nie wieder Hörsaal und nie wieder Doktor , Doktor…….

Nun bin ich schon 3 Jahre weg von der Uni. 3 Jahre in denen ich keinen Hörsaal und auch keinen Doktor, Doktor wieder gesehen habe. Nicht dass ich ihn vermissen würde. Nein, auch nicht die erotischen Phantasien die mich beim Hören seiner Stimme oftmals heimsuchten. Nun ehrlich gesagt, litt ich seit 3 Jahren an einer chronischen Orgasmusblockade. Nichts, gar nichts ging ab in meinem Leben.

Ja, mein Leben bestand aus einem gut organisierten Tagesablauf. Null, überlies ich noch dem Zufall. Sex? Erotik? Lust? Wer träumt schon gerne nur von pimmel-ig-itt.

Nun seit gestern habe ich Urlaub, und Langweile bestimmt mein Leben. Meinen Flanellschlafanzug behalte ich die nächsten Tage wohl an. Auch meinen Strohkopf werde ich nicht bändigen.

Ich fahre meinen Laptop hoch und logge mich nach Wochen der Abwesenheit mal wieder in Fratzebook ein. Mein Passwort habe ich fast vergessen so lange habe ich keine Zeit mehr gefunden meine ´Freundschaften` zu pflegen. Da bemerkte ich seine Anfrage. Das Foto ist kaum zu erkennen, es sieht so verschwommen aus, als hätte jemand mit einer Airbrush- Pistol Kunst betrieben.

Stefan Geldern möchte, dass ich ihn bestätige. Wer zum Teufel ist, Stefan Geldern? Ich gehe auf seine Seite und, Ups…….

Es ist mein Doktor, Doktor!

Bestätigt…..

Ich setzte mich auf meinem Sofa zurück und lasse noch einmal alle meine Träume von und mit ihm, Revue passieren. Schnell wird es mir zu warm, fast heiß. Denn es waren ja nicht nur Träume.

Ich sah mich wieder in Strapsen und Push-Up BH, angekettet an seinem Pranger stehen. Meine Hände und Füße gekleidet in Lederfesseln und mit Karabiner befestigt. Er stand hinter mir breitbeinig, herrlich, dominant. Sein Duft umnebelte meine Sinne. Viagra auf zwei Beinen. Was will Suppie mehr.

Unerbittlich zog er ein Büchlein aus seiner Hosentasche. Er sagte mir, dass er in ihm, seit Beginn meines Studiums, jedes meiner Vergehen notiert habe. Jedes Zuspät kommen, jedes Träumen im Unterricht. Ja, er erklärte mir, dass ich ihm zu lange und zu frech auf der Nase herum getanzt hätte. Lässig und zärtlich strich er dabei mit einer Drahthaarbürste über meinen nackten Hintern.

Elektrisiert, ausgehungert hob ich mich diesem Reiz entgegen.

Pling,

erschrocken tauchte ich aus meinen Tagträumen auf.

Messenger: Stefan

Hallo, Anne denke gerade an dich. Würde dich gerne treffen.

Ach, und bring die Bürste mit.

*********ynter Frau
9.578 Beiträge
Wie lange ist es her, dass ich mit dir gesprochen und dich gesehen habe? Die sanften Berührungen deiner Fingerspitzen auf meiner Haut und deine sinnlichen Lippen auf meinen gespürt habe?
Ich bin so ausgehungert nach dir und deiner Zuwendung.
Du elender Sadist, warum quälst du mich nur so?

Tage, Wochen, Monate oder waren es nur Stunden? Es ist gleich, denn eine gefühlte Ewigkeit ist seit unserer letzten Begegnung vergangen. Kein Wort von dir, kein Zeichen und nicht die kleinste Geste von Höflichkeit. Du lässt mich im Unklaren über den Stand unserer Beziehung. Beziehung? Nun ja, wir haben so etwas in der Art. Wenn auch nicht im klassischen Sinne.

Wir verabreden uns nur auf einem Kaffee oder ein Glas Wein und möchten eigentlich über uns und darüber reden, ob wir überhaupt eine Beziehung haben. Doch kaum stehen wir uns Aug in Aug gegenüber, dann überwältigen uns die Hormone. Wir gleiten ab in einem Rausch, der nur noch triebgesteuert ist.
Archaische Instinkte bestimmen unser Handeln und der Intellekt ist ausgeschaltet. Worte haben keine Bedeutung mehr, es zählt nur noch das Fühlen und Spüren der Hände und Lippen auf unserer Haut. Es ist eine „Amour fou“.

In diesen kostbar seltenen Momenten fühle ich mich dir so nah und so verbunden. Erlaube mir zu denken, dass auch du so fühlst.
Doch sobald deine Tür hinter mir ins Schloss fällt, verwandelst du dich von einem brodelnden Vulkan in einen massiven Eisberg. Dann kickst du mich aus deinem Leben und aus deinen Gedanken.
Bleibst für Äonen stumm trotzdem ich dich immer bitte, mit mir zu reden. Ich hätte doch Verständnis, wenn du mal die Einsamkeit deiner „Höhle“ brauchst.

Ich schelte mich selbst einen Strohkopf, weil ich noch immer an dir hänge und es einfach nicht wahrhaben will, dass du mich vielleicht heimlich still und leise abserviert hast.
Wie oft habe ich es schon in Gedanken beendet?
Keine Antwort auf meine verzweifelten Mails, SMS oder meine Anrufe, die auf einen unpersönlichen Anrufbeantworter laufen.
Dann die andere Gedanken, in denen dir vielleicht etwas Furchtbares passiert ist? Liegst du hilflos auf einer Intensivstation? Bist du umgeben von piependen Geräten, die dich am Leben erhalten oder am Ende gar verstorben?
Dann könntest du mir natürlich nicht antworten.

Diese schrecklichen Zweifel und die Ungewissheit stechen wie die unbarmherzig harten Borsten einer Drahthaarbürste in meine Seele. In meiner Verzweiflung checke ich sogar Fratzebook. Nichts über dich bekannt dort – hätte ich mir ja denken können. Wir beide zählen nicht unbedingt zur Generation der sich selbst entblößenden.

Ab einem gewissen Punkt verwandelt sich die Sorge in unbändige Wut und so etwas wie ein Sebsterhaltungstrieb aktiviert sich in mir.
Du verdammte Null! schimpfe ich dich und zu mir selbst sage ich bestimmt:
Sei nicht so pimmelig und suche dir endlich einen, der dich und deine Loyalität verdient! Der dich gut behandelt und dir seine Welt zu Füßen legt!

Dieser Vorsatz hält nicht lange. Ich begebe mich auf eine halbherzige Suche im Netz und habe doch stets dich im Hinterkopf. Messe alle möglichen Kandidaten an dir und deiner Kunst, meine Orgasmusblokade lösen zu können.

Irgendwann sehe ich es ein. Niemand wird mich je so faszinieren wie du, denn du hast deinen Namen mit einer Airbrush-Pistole auf mein Herz geschrieben. Er lässt sich nicht wegradieren und wenn ich versuche, ihn zu überpinseln, dann tritt er frisch und fröhlich wieder hervor.
Ich bin verloren.
Vitali Tätärätätä
"Jetzt sei mal nicht so pimmelig!", Annabel schwingt drohend die Drahthaarbürste über Vitalis Kopf. " Wenn Du deinen Strohkopf nicht endlich stillhältst, macht Rene die Aufnahmen jetzt sofort und wir posten es so auf Fratzebook. Ich habe Null Bock, dauernd neu anzufangen!"
Vitali grinst und zeigt sein blendendweisses Gebiss. " Junge Frau, kein Stress, ich will schliesslich nur Präsident werden und nicht weibliche Bevölkerung in ganze Ukraine von Orgasmusblockade heilen!"
Annabel schnaubt. Vitali schliesst die Augen und gibt sich sichtlich Mühe, seinen Kopf ruhig zu halten. Nur seine Lippen bewegen sich unaufhörlich und immer wieder ballen sich seine Fäuste. Selbst das Redenverfassen scheint für ihn ein imaginärer Boxkampf zu sein. Manchmal beginnen sogar seine Füsse auf den Stützen des Friseurstuhls zu zucken, als wollten sie ihren Besitzer tänzelnd aus der Reichweite schlagkräftiger Argumente seiner Widersacher bringen.
Irgenwie ist er für Annabel aber auch symphatisch. Die meisten Proms, die die junge Stylistin bildschirmtauglich tunen muss, sind hölzerne oder glatte, emotionsverarmte Alphatierchen. Ihre Gesichter sind schon Masken. Es ist, als würde sie mit ihrer Kunst Schaufensterpuppen Leben einhauchen. Nun gut, es schien ihr bisher zumindest so gut zu gelingen, dass es zusammen mit Beleuchtern und Kameraleuten langte, um die Zuschauer zu narren.
Vitali zuckt erneut. Sein Atem ist jetzt flacher, die Pupillen wandern unter den Lidern hin und her. Annabel schmunzelt und gibt Rene ein lautloses Zeichen.
Rene bringt die vorbereitete Airbrushpistole und wenige Sekunden später ziert eine fast verheilte, hellrote Narbe Vitalis Stirn.
Schnell ist der Vorhang vor dem Spiegel zugezogen, der Stuhl herumgedreht. Annabel wartet noch eine Minute bis knapp vor Sendebeginn. Wenn sie Vitali dann mit einem Streicheln an der Wange weckt, wird ihn sein erster Blick auf die Uhr zur Eile gemahnen und verhindern, dass er noch einmal sein Aussehen kontrolliert.
Ihre Auftraggeber werden zufrieden sein.
Sie sagten: "Das ausgehungerte Wahlvolk will keine schlauen und ehrlichen Menschen an der Spitze. Es will Gerechtigkeit und es will Helden! Vitali wird sauer sein, aber der Erfolg wird uns recht geben!"
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