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Ju, Die Fotos aus meinem Shooting im Aug. 09 zu "Shibari Ambience"…
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Alltag

Alltag
Ich traue mich heute mal, meine erste Geschichte einzustellen und hoffe auf konstruktive Kritik.


Ich komme gerade mit einem Korb voller Schmutzwäsche aus dem Bad, als Du zur Tür hereinkommst, Deinen Pilotenkoffer abstellst und die Unterlagen, die Du noch auf dem Arm hast, auf den Esstisch gleiten lässt. Deine Baustellenstiefel hinterlassen schwarze Schlieren auf dem frisch gewischten Fliesenboden.

„Hallo Schatzi, Du bist ja auch schon da“, sage ich erstaunt, denn ich habe noch nicht mir Dir gerechnet. „Du bist die ganze Zeit da und hast es noch nicht einmal geschafft, die Post hereinzuholen“, ist Deine Antwort. Einen Gruß ersparst Du Dir. „Ich bin gerade erst vom Einkaufen gekommen und hatte die Hände voll“, verteidige ich mich. Warum muss ich mich eigentlich immer verteidigen? „Deine Ausreden interessieren mich nicht, besser wäre es, Du tust das was ansteht!“

Ich merke, wie mein Körper sich verspannt. Wenn Du mit Deinen Arbeitnehmern auch so reden würdest, wären Deine Projekte vielleicht erfolgreicher und würden ein einträgliches Einkommen abwerfen. Aber diesen Ton anzuschlagen, schaffst Du nur mir gegenüber. Weil wir gerade dabei sind, streiten wir uns über meine Einkäufe. Du wirfst mir vor, dass ich gemäß dem Rezept, das Du mir vorgelegt hast, für das Ratatouille auch eine Aubergine gekauft habe, obwohl ich die nicht mag. Dass ich das aus Rücksicht auf Deine Wünsche getan habe, macht Dich offensichtlich wütend. Wer einen Hund schlagen will, findet wohl immer einen Stock. Du willst wissen, ob ich Hackfleisch eingekauft habe. Habe ich nicht, weil es nicht im Rezept stand. Ich schaue im Buch nach, um zu überprüfen, ob ich es vielleicht übersehen habe. Du erklärst mir, dass es natürlich nicht im Buch steht, aber dass Du von mir schon erwartet hättest, dass ich soweit mitdenke, Fleisch einzukaufen. Aber dann muss ich halt nur Gemüse essen! Ach ja? Ich habe damit kein Problem, wo ist Deines?

Du schaltest, wie jeden Tag, wenn Du nach Hause kommst, den Fernseher ein. Es ist egal, was gerade läuft, Hauptsache, er macht irgendwelche Geräusche. Später, während des Essens, wirst Du durch sämtliche Kanäle zappen und immer dann, wenn ich gerade mal hinhöre, weil etwas interessant erscheint, weiterschalten, während Du die obligatorischen drei bis vier Flaschen Bier konsumierst und das Ganze noch durch einige Gläser Whiskey abrundest. Die Süßigkeiten nach dem Essen dürfen natürlich auch nicht fehlen, verschiedene Packungen, alle aufgerissen. Du probierst Dich durch die unterschiedlichen Sorten; was Dir gerade am besten schmeckt, wird gänzlich vertilgt. Ideal für Dein Diabetes. Deswegen gibt es heute Ratatouille. Du willst etwas für Deine Gesundheit tun.

Ich gehe in mein Büro, um dem für mich unerträglich nervtötenden Lärm des Fernsehers zu entgehen. Nun mache ich mit Deiner Buchhaltung weiter, die noch an diesem Abend fertig werden muss, weil heute Umsatzsteuertermin ist. Ich habe die Arbeit nur unterbrochen, um einzukaufen. Der ganze Tag war ein einziges Ärgernis. Zuerst musste ich mir an Deinen Computern mühsam die Rechnungen zusammensuchen, die Du vergessen hast, auszudrucken. Dann habe ich einen Fehler gemacht und weit über hundert Buchungssätze auf einen falschen Monat gebucht. Diese Buchungen musste ich alle einzeln stornieren und neu erfassen. Dann hat mein Starmoney nach einem Update nicht mehr in der gewohnten Weise funktioniert. Die bei jedem Buchungssatz angedruckten Salden stimmten nicht und waren in einer willkürlichen Reihenfolge. Ich konnte demzufolge den Saldo erst zum Ende eines Monats überprüfen. Natürlich haben sich da auch Zahlendreher eingeschlichen und ich habe einige Zeit damit verbracht, das alles zu kontrollieren und die Fehler zu finden.

Als Du mich zum Essen rufst, hast Du Dich schon soweit beruhigt, dass die Mahlzeit ohne weiteren Streit abläuft. Wir haben schon oft darüber geredet, aber Du bringst es nicht fertig, Deine Aggressionen da abzubauen, wo sie entstehen, nämlich auf der Baustelle, durch die Unfähigkeit der Planer, die Schludrigkeit Deiner Mitarbeit, die ständigen Sonder- und Änderungswünsche der Kunden und die mangelnde Zahlungsmoral Deiner Auftraggeber. Ich weiß, dass Du ein Burnout hast und Dich in der Phase der Kompensation befindest. Aber Du willst davon nichts wissen und schon gar nichts dagegen unternehmen. Und ich werde nicht so lange warten, bis die Sache wieder eskaliert, wie wir es schon einmal hatten.

Nach dem Essen gehst Du zeitnah ins Bett und ich setze mich vor meinen Computer, um ein wenig im Joy zu stöbern. Ich möchte schon lange etwas für die Gruppe „Kurzgeschichten“ schreiben, aber am Abend bin ich in der Regel zu verspannt und zu erschöpft, um noch einen klaren Gedanken zu fassen. Also checke und beantworte ich meine Mails und rufe dann ein weiteres Mal die Seite „immobilienscout24“ auf, um nach einer neuen Wohnung für mich zu suchen, wo ich endlich meine Ruhe habe.
Kein lustiger Alltag. Recht gut geschildert.

Dein Titel "Alltag" lädt nicht gerade zum lesen ein.

Meine Vorschläge:

"Deine Ausreden interessieren mich nicht"
oder"
"Obschon ich keine Auberginen mag"

Ein guter Titel ist die Einstiegshile in jede Geschichte.
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Tja
du hast dich getraut. Das ist gut. Handwerklich gibt es wenig zu sagen. Ich habe keine "schweren Fehler" entdecken können.

Was bei mir ein Stolperstein war, ist eine Art Adress- Verwirrung.
Deine Geschichte ist in der "Ich"- Perspektive geschrieben. Meiner Meinung nach hat diese Art, zu schreiben, den tiefsten Pool, um das, was ein/e Protagonist/In fühlt, am tiefsten auszuloten.
Das kommt hier meiner Meinung nach ein wenig zu kurz. Wenn deine Protagonistin sich so lesen soll, dass sie schon abgestumpft ist, kommt das aber auch ein wenig zu kurz. Als Leser schwanke ich also zwischen Echtheit und Anspruch *g*

Übrigens nur als Tipp für die Zukunft: Wegen der besseren Lesbarkeit würde ich wörtliche Rede immer an den Beginn einer Zeile setzen. Gerade und besonders bei Dialoglastigen Geschichten sorgt das für Entwirrung und bessere Übersicht.

Auf der Meta- Ebene zeigt sich bei mir Betroffenheit. Die Geschichte zeigt einmal mehr, dass diese Problematik sicherlich häufiger Auftritt, als ich es mir vorstellen kann. Das macht mich ärgerlich, weil ich von "Mann" sehr viel mehr erwarte, als ein despotisches, arrogantes Auftreten denen gegenüber, die für seine persönlichen Schwächen nichts können.
Aber, und das ist gut herausgekommen, die Protagonistin plant einen taktischen Rückzug. Es besteht Hoffnung udn das macht die Geschichte wieder rund *g*

Tom, der das für einen durchaus gelungenen Einstand hält
****am:
Dein Titel "Alltag" lädt nicht gerade zum lesen ein.

Danke für den Hinweis. Auf die Idee wäre ich nicht gekommen, da es ja der Alltag ist, den ich beschreiben wollte.

Vielleicht "Ausreden und Auberginen"?

******ace:
Deine Geschichte ist in der "Ich"- Perspektive geschrieben. Meiner Meinung nach hat diese Art, zu schreiben, den tiefsten Pool, um das, was ein/e Protagonist/In fühlt, am tiefsten auszuloten.
Das kommt hier meiner Meinung nach ein wenig zu kurz. Wenn deine Protagonistin sich so lesen soll, dass sie schon abgestumpft ist, kommt das aber auch ein wenig zu kurz.

Ja, ich empfinde das ebenso. Es ist noch Teil meiner Blockade, dass es mir sehr schwer fällt, über eigene Gefühle zu schreiben. Ich fühle mich auch ein wenig unsicher, da es hier schon einmal den Vorwurf gab, dass sich Autoren über ihre Geschichten therapieren wollen und das den Sinn der Gruppe verfehlt. Wenn man sich aber nicht auf der rein fiktiven Ebene bewegt, ist es schwer, da eine Abgrenzung zu finden.

Ich werde mir Eure Anregungen auf jeden Fall zu Herzen nehmen. Danke dafür!
Ausreden und Auberginen
Liebe Sirona

ich stimme Tom zu.

und "Ausreden und Auberginen" ist ein klasse Titel!

Wenn du nicht am Ende davon geschrieben hättest, dass du dich endlich traust, im Joy-Club ne Geschichte einzustellen, hätte niemand geraten, dass der Rest mit der Realität übereinstimmen könnte.
Muss immer noch nicht - vielleicht bist du in Wirlichkeit gar nicht verheiratet..
Also sollten wir nicht den Autor mit dme Protagonisten gleich setzen - und daher wäre ein Vorwurf der "Selbsttherapie", den du befürchtest, absolut fehl am Platz.
Das meinte Tom auch garantiert nicht mit "schreib mehr über die Gefühle" => die diese Frau hat - nicht unbedingt du!

Man muss nicht schreiben "sie fühlte sich hilflos" - es wäre viel stärker, wenn sie "ich kann nicht mehr" denkt. nur über den immobilienscout ihren Wunsch, abzuhauen, rüber bringen zu wollen, ist vom Leser etwas viel verlangt.

Mich stört der Absatz über Buchhaltung - ich verstehe zu wenig davon und hakte beinahe ab - das kannst du streichen bis auf ein zwei Sätze, dass sie deswegen Ärger hatte - auch für ihn.

Ansonsten:
klar herausgearbeitetes Thema, fast spürbar fies, der Mann, ein bisschen zu viel Verständnis für sein "burnout", gegen das er nichts unternehmen will und sie ihm nicht mehr helfen kann
klare Sprache, keine großen Fehler.


Deutlich?

Gefiel mir - bin gespannt, was noch von dir kommt
Gruß
dea
**********ire21 Frau
2.155 Beiträge
Starker Tobak. Ich finde die Situation hier gut beschrieben, wobei vielleicht noch etwas Hintergrund gut wäre, warum sie sich von ihm so viel bieten lässt. In ihren Gedanken scheint durchaus Aggression vorhanden zu sein. Was ich so herauslese ist, dass die Frau auch gut daran täte, ihre Aggressionen dort abzubauen, wo sie entstehen. Erst Zutaten für Ratatouille zu bestellen und dann Hackfleisch zu erwarten finde ich schon ein starkes Stück. Für mich schwingt da vom Mann ausgehend auch viel Abwertung mit, völlig überzogene Forderungen. Ist burnout die Entschuldigung?

Der Schluss ist für mich noch nicht so richtig rund. Der Hinweis auf Joy und Kurzgeschichtengruppe ist etwas verwirrend. Was will sie? Fremdgehen? Ausziehen? Schreiben? Warum will sie schreiben? Ich würde mich da auf eine Sache beschränken sonst zerfranst sich die Story und das ist fatal, gerade zum Schluss. Gerade am Schluss würde ich gradlinig auf das Ende zusteuern.

Ansonsten, Glückwunsch zum Mut haben *blumenschenk*
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Ich möchte auf eine Kleinigkeit aufmerksam machen:

In einer Geschichte schreibt man, anders als in einem Brief, die Wörter "du", "dich" etc. nicht groß.

Ansonsten: Schön, dass Du den Mut gefunden hast, diese durchaus lesenswerte Geschichte hier einzustellen. Und was es kritisch anzumerken gäbe, wurde ja bereits 'gesagt' ...

Und "Ausreden und Auberginen" ist auch für mich ein hervorragender Titel für diese Story.

(Der Antaghar)
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
By the way
habe ich "Götterdämmerung" auch in der "Ich"- Perspektive geschrieben und ich schwöre, ich habe niemanden umgebracht.
Mit "mehr Gefühle", und das ist richtig, meine ich immer die Protagonistin, nicht den Autoren *g*

Tom
für mich
andersrum sehr gut nachvollziehbar! *lach*
Alles in Allem, aus meiner Sicht, gut.
Es ist ja auch eine Alltagsbeschreibung - bedrückend real.
LG. A.
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Sehr nachvollziehbar geschrieben. Das meiste von dem, was mir beim Lesen aufgefallen ist, wurde ja schon erwähnt.

Was mich etwas irritiert - blödes Wort in dem Zusammenhang vielleicht, aber mir fällt gerade kein besseres ein - ist der Schluss. Der kommt meines Erachtens nach ziemlich rasch oder du hättest auch den Teil mit dem JC weglassen können, der trägt nicht wirklich zur Geschichte bei, die Wohnungssuche finde ich wieder gut, weil sie zumindest den Wunsch nach Änderung beschreibt. Ob es schlussendlich dazu kommt ist ja offen.

Herta
Ausreden und Auberginen
Zweiter Versuch. Ich habe mich bemüht, Eure Anregungen umzusetzen. Der eine oder andere Punkt wird jetzt vielleicht klarer, aber ich habe immer noch das Gefühl, dass ich mehr erklären müsste, aber nicht weiß, wie ich das mache könnte, ohne einen Roman zu schreiben. Für weitere Hinweise wäre ich dankbar.


Ich komme gerade mit einem Korb voller Schmutzwäsche aus dem Bad, als du zur Tür hereinkommst, deinen Pilotenkoffer abstellst und die Unterlagen, die du noch auf dem Arm hast, auf den Esstisch gleiten lässt. Deine Baustellenstiefel hinterlassen schwarze Schlieren auf dem frisch gewischten Fliesenboden.

„Hallo Schatzi, Du bist ja auch schon da“, sage ich erstaunt, denn ich habe noch nicht mir dir gerechnet.
„Du bist die ganze Zeit da und hast es noch nicht einmal geschafft, die Post hereinzuholen“, ist deine Antwort. Einen Gruß ersparst du dir.
„Ich bin gerade erst vom Einkaufen gekommen und hatte die Hände voll“, verteidige ich mich. Warum muss ich mich eigentlich immer verteidigen?
„Deine Ausreden interessieren mich nicht, besser wäre es, Du tust das, was ansteht!“

Ich merke, wie mein Körper sich verspannt. Wenn du mit deinen Arbeitnehmern auch so reden würdest, wären deine Projekte vielleicht erfolgreicher und würden ein einträgliches Einkommen abwerfen. Aber diesen Ton anzuschlagen, schaffst du nur mir gegenüber. Weil wir gerade dabei sind, streiten wir uns über meine Einkäufe. Du wirfst mir vor, dass ich gemäß dem Rezept, das du mir vorgelegt hast, für das Ratatouille auch eine Aubergine gekauft habe, obwohl ich die nicht mag. Dass ich das aus Rücksicht auf deine Wünsche getan habe, macht dich offensichtlich wütend. Wer einen Hund schlagen will, findet wohl immer einen Stock. Du willst wissen, ob ich Hackfleisch eingekauft habe. Habe ich nicht, weil es nicht im Rezept stand. Ich schaue im Buch nach, um zu überprüfen, ob ich es vielleicht übersehen habe. Du erklärst mir, dass es natürlich nicht im Buch steht, aber dass du von mir schon erwartet hättest, dass ich soweit mitdenke, Fleisch einzukaufen. Aber dann muss ich halt nur Gemüse essen! Ach ja? Ich habe damit kein Problem, wo ist deines?

Du schaltest, wie jeden Tag, wenn du nach Hause kommst, den Fernseher ein. Es ist egal, was gerade läuft, Hauptsache, er macht irgendwelche Geräusche. Später, während des Essens, wirst du durch sämtliche Kanäle zappen und immer dann, wenn ich gerade mal hinhöre, weil etwas interessant erscheint, weiterschalten, während du die obligatorischen drei bis vier Flaschen Bier konsumierst und das Ganze noch durch einige Gläser Whiskey abrundest. Die Süßigkeiten nach dem Essen dürfen natürlich auch nicht fehlen, verschiedene Packungen, alle aufgerissen. Du probierst dich durch die unterschiedlichen Sorten; was dir gerade am besten schmeckt, wird gänzlich vertilgt. Ideal für dein Diabetes. Deswegen gibt es heute Ratatouille; du willst etwas für Deine Gesundheit tun.

Ich gehe in mein Büro, um dem für mich unerträglich nervtötenden Lärm des Fernsehers zu entgehen. Nun mache ich mit deiner Buchhaltung weiter, die noch an diesem Abend fertig werden muss, weil heute Umsatzsteuertermin ist. Ich habe die Arbeit nur unterbrochen, um einzukaufen. Der ganze Tag war ein einziges Ärgernis, weil Fehler in zwei Programmen mich viel Arbeit gekostet haben. Dass ich dann selbst noch einen zeitfressenden Fehler begangen habe, war das Tüpfelchen auf dem i.

Als du mich zum Essen rufst, hast Du dich schon soweit beruhigt, dass die Mahlzeit ohne weiteren Streit abläuft. Wir haben schon oft darüber geredet, aber du bringst es nicht fertig, deine Aggressionen da abzubauen, wo sie entstehen, nämlich auf der Baustelle, durch die Unfähigkeit der Planer, die Schludrigkeit deiner Mitarbeit, die ständigen Sonder- und Änderungswünsche der Kunden und die mangelnden Zahlungsmoral deiner Auftraggeber. Ich weiß, dass du ein Burnout hast und dich in der Phase der Kompensation befindest. Aber du willst davon nichts wissen und schon gar nichts dagegen unternehmen. Und ich werde nicht so lange warten, bis die Sache wieder eskaliert, wie wir es schon einmal hatten.

Nach dem Essen gehst du zeitnah ins Bett und ich setze mich vor meinen Computer, um ein wenig im Joy zu stöbern. Dabei überlege ich, wie es kommt, dass ich immer noch mit dir zusammen wohne, obwohl wir bereits seit eineinhalb Jahren getrennt sind. Es muss an meinem eigenen Burnout liegen, dass ich nicht die Energie aufbringe, diese unmögliche Lebenssituation zu ändern. Wie jeden Abend bin ich zu verspannt und zu erschöpft, um noch einen klaren Gedanken zu fassen. Also checke und beantworte ich meine Mails und rufe dann ein weiteres Mal die Seite „immobilienscout24“ auf, um halbherzig nach einer neuen Wohnung für mich zu suchen, wo ich endlich meine Ruhe habe.
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Nun denn
deine Geschichte liest sich sehr viel besser als der erste Entwurf. Allerdings ist der beschreibende, distanzierte Stil irgendwie hängen geblieben.
Sehr schön die Metapher mit einm geprügelten Hund, aber die Protagonistin beschreibt die Geschichte kühl und abgebrüht, ganz und gsar nicht wie ein "Burnout" (was ja keiner ist) oder eine psychische Stresssituation. Da würde ich mir ein wenig mehr "Pfeffer" im Gebälk wünschen, also emotionale Tiefe, die den Leser an den Ei(zensiert) packt.
Nach dem Essen gehst du zeitnah ins Bett
"Zeitnah" klingt wie Beamtendeutsch. Das würde ich streichen, es klingt fremd und unterstreicht die nüchterne Note.
Dazu und obendrein muss "Immobilienscout24" nicht spezifisch genannt werden, finde ich zumindest. Die Gauner verdienen auch ohne deine Werbung schon zuviel *zwinker*

Ansonsten eine deutliche Verbesserung, Glückwunsch

Tom
besser, aber wie Tom schon sagte, nicht perfekt. Was ist schon perfekt, klar, aber vielleicht kommen wir zusammen dahinter, was fehlt.

Es liest sich besser, aber mir ist immer noch nicht klar, was diese Frau fühlt. Gut, du schreibst "sie denkt darüber nach, warum sie immer noch mit ihm zusammen wohnt, muss an ihrer fehlenden Energie liegen"
wie erträgt jemand, der schon am Boden ist, auch noch so einen Mann - während sie schon "getrennt sind"? daran erinnerte ich mich nicht aus dem ersten Versuch, nee das ist wirklich neu.
Du lässt offen "wie es schon mal eskaliert ist". und beschreibst nur, wie sich sich fertig machen lässt - warum? was schuldet sie ihm noch, wenn sie sich schon (innerlich?) getrennt haben?
Die Verzweiflung einer solchen "unmöglichen Lebenssituation" fehlt mir. niemand nennt seine eigene Lage "unmögliche Situation" - eher schrecklich, unerträglich, mir fehlt: "warum und wie". Du schreibst nur "es ist so".
Denkt jemand mit Burnout, und jemand der mit einem soclhen Menschen zusammenwohnt (von der er getrennt ist) wirklich:
Wenn du mit deinen Arbeitnehmern auch so reden würdest, wären deine Projekte vielleicht erfolgreicher und würden ein einträgliches Einkommen abwerfen.
Will sie nur von seinem Geld leben? Das macht sie mir sehr unsymphatisch noch dazu.

gut, man sollte auch nicht zulange drauf herum reiten. Vielleicht machst du dich noch mal hieran vielleicht lesen wir bald eine andere Story von dir.

Toll jedenfalls, hier Mitglieder zu sehen, die an ihren Geschichten arbeiten und sich Kommentare zu Herzen nehmen.

Danke dir
Gruß
Dea
Die sachliche Sprache soll eigentlich verdeutlichen, dass sie nichts mehr fühlt außer Erschöpfung. Sie kann sich selber nicht mehr spüren und deshalb auf das, was das Leben ihr vorsetzt, nicht mehr adäuat reagieren.

*********hen67:
Will sie nur von seinem Geld leben? Das macht sie mir sehr unsymphatisch noch dazu.

Ich denke, aus der Geschichte geht hervor, dass sie für ihn arbeitet.

Genau das ist mein Problem. Um dem Leser die Zusammenhänge verständlich zu mächen, müsste ich sehr weit ausholen. Das würde den Rahmen einer Kurzgeschichte sprengen.

Ich werde noch einmal daran arbeiten, aber es kann sein, dass es dann länger wird. Vielleicht sollte ich es als Fortsetzungsgeschichte konzipieren, die mit Rückblenden arbeitet.

Was haltet Ihr davon?
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Vielleicht liegt es daran, dass du es so schreibst, als würde sie es ihm erzählen?

Auf jeden Fall ist die Geschichte schon deutlich besser geworden. Sie muss ja nicht länger werden, das würde ich gar nicht für nötig befinden.

Versuche mal, anstatt "du" "er" zu schreiben

Nur als Beispiel:

Ich komme gerade mit einem Korb voller Schmutzwäsche aus dem Bad, als er zur Tür hereinkommt, seinen Pilotenkoffer abstellt und die Unterlagen, die er noch auf dem Arm hat, auf den Esstisch gleiten lässt. Seine Baustellenstiefel hinterlassen schwarze Schlieren auf dem frisch gewischten Fliesenboden.

LG Herta
******ier Frau
36.568 Beiträge
Also
das hier:
Die sachliche Sprache soll eigentlich verdeutlichen, dass sie nichts mehr fühlt außer Erschöpfung. Sie kann sich selber nicht mehr spüren und deshalb auf das, was das Leben ihr vorsetzt, nicht mehr adäquat reagieren.
leuchtet mir ein, das kann ich sehr gut nachvollziehen!

Mein Tipp wäre auch:
Versuche doch bitte mal, "ich" durch "sie" und "du" durch "er" zu ersetzen!
Und dann lass es auf dich wirken.

Prinzipiell und grundlegend finde ich es immer besser, wenn eine Geschichte in der Gegenwart geschrieben wird, denn da ist die Wirkung intensiver, was du ja hier auch machst.

UND:
Ich finde es sehr gut, wenn ein schreibender Mensch hier in dieser Gruppe seine Geschichte überarbeitet / verbessert in DEM SELBEN Thread rein stellt, und NICHT dazu einen neuen Thread eröffnet, denn es gehört doch zusammen!

(Zuweilen komme ich dann kaum hinterher mit dem Lesen.)
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Mal nachdenken
liebe Sirona, ich denke, der Betonungsschwerpunkt der: "Kurzgeschichte" liegt bei Geschichte. Nicht bei "kurz" auf Teufel komm raus. Wenns länger wird... mich stört das nicht


Tom .einer der "kurz" gar nicht kann *lol*
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Hab einen Gedanken dazu, der vielleicht hilfreich sein könnte:

Die sachliche Sprache soll eigentlich verdeutlichen, dass sie nichts mehr fühlt außer Erschöpfung. Sie kann sich selber nicht mehr spüren und deshalb auf das, was das Leben ihr vorsetzt, nicht mehr adäuat reagieren.

Um so etwas in einer Geschichte zu verdeutlichen, gibt es auch die Möglichkeit, bewusst zwei verschiedene Stilarten zu benützen: Eine sachliche Sprache bei allem, was einen bestimmten Menschen und seine Situation betrifft (und natürlich auch seine Gedanken und wörtliche Rede), und eine andere Sprache bei allem, was der Autor erzählt.

Das geht aber natürlich nicht, wenn eine Geschichte quasi in Briefform, also mit der Anrede "du" geschrieben ist.

(Der Antaghar)
Ich danke Euch noch einmal für Euer Interesse und Eure Anregungen.

Ich werde das Ganze sich setzen lassen und dann noch einmal aus einer anderen Perspektive draufschauen. Ich bin schon selbst gespannt, was dabei herauskommt.

LG
Angelika
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich auch
*g*

Tom
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