Scharf und hart
Sein Messer ist scharf und hart.Scharf und hart, wie seine Zunge sein kann, wenn er spricht.
Scharf und hart, wie sein geschriebenes Wort sein kann, wenn er gezielt beabsichtigt, zu treffen. Zu verletzen. Und er trifft jedes Mal, wenn er es will.
So intensiv, wie er auch sanft sein kann. Sanft und liebevoll. Sich unmerklich einschleichend in ihr Herz, in jede Zelle ihres Körpers, ihres ganzen Seins. Jedes Wort, jeder Blick, jede Berührung nimmt sie immer mehr gefangen, fesselt sie immer mehr an ihn, bis sie ihm auch ihre Seele schenkt.
Sie ist angekommen. Endlich.
Liebt er sie denn?
Ja, das tut er. Soviel kann sie noch erkennen in ihrem unendlichen Glück.
Es ist eine andere Liebe, als die, welche sie für ihn empfindet. Seine Liebe ist egoistisch, ihre besteht aus tiefer Hingabe.
Auch wenn sein Egoismus oftmals in den Hintergrund tritt, seine Gefühle die Oberhand gewinnen, er unendlich viel geben kann, so kann doch jederzeit wieder dieses eiskalte Monster Egoismus in ihm erwachen und sie zu Boden werfen.
Scharf und hart.
Plötzlich.
Ohne Vorwarnung.
Und so stößt er ein letztes Mal zu.
In einer Stunde, in der sie so verletzlich ist, wie niemals zuvor.
In einer Stunde, in der sie nur noch um Halt und Wärme winselt, da sie zu mehr nicht mehr in der Lage ist.
In einer Stunde, in der sie tiefe Trauer und Verlassenheit wie ein unablässiger Sog in die Dunkelheit hinabzieht.
In einer Stunde, in der sie keine Kraft mehr hat, wieder aufzustehen.
In einer Stunde, in der nur seine Liebe, sein Halt, seine Schulter ihr wieder Kraft geben könnte, um weiterzugehen.
Einfach nur anlehnen können, fallenlassen, ausruhen... das ist ihre ganze Sehnsucht in dieser Stunde.
Da stößt er zu.
Er stößt sein Messer in ihren Leib. Scharf und hart. Ohne Vorwarnung.
So hart, wie er sie immer gefickt hatte. Seine Lust und seine Leidenschaft ihr in aller Härte in den Leib gestoßen hatte, um ihre Lust zu sehen und ihre Schreie zu hören, dem lustvollen Wahnsinn so nah. Was ihn noch mehr antrieb. Noch tiefer, noch härter zu stoßen.
So stößt er sein Messer in ihren Leib. Scharf und hart.
Und es brennt sich fest in ihr. Es verbrennt sie innerlich, als würde unendlich heißes Feuer aus seinem Messer herausfließen und sich in ihr ausbreiten. Sie schreit, so sehr schmerzt ihr Herz, während er wieder und wieder zustößt.
Mit letzter Kraft fragt sie, "Was tust du da? Warum?", jedoch bekommt sie als Antwort nur wieder einen erneuten Stoß.
Er stößt ihr erbarmungslos sein Messer in den Leib, das nur aus Worten besteht, ihr jedoch tiefere Wunden zufügt, als es ein Messer aus Stahl jemals hätte tun können.
Nach vielen Monaten kann sie zwar wieder einigermaßen aufrecht gehen, jedoch die tiefe Narbe seines Messers brennt noch immer in ihr. Dafür gibt es keine Schmerzmittel. Es brennt. Es schmerzt. Es hört nie auf. Tag und Nacht. Immer. In jeder Minute, in jeder Stunde. Und in dieser Narbe hat sich ein Wort fest eingebrannt: Warum?