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Wut

Wut
Wo bleibt sie nur wieder? Auf das Kind ist kein Verlass mehr. Ina sitzt am Esstisch und schaut auf den gedeckten Tisch. Jenny weiß genau, dass wir um 19.00 Uhr essen und sie wollte pünktlich sein, hatte es fest versprochen. Alles ist fertig und wer fehlt mal wieder? Jenny!

Ich hätte ihr gestern nicht erlauben sollen bei Sandra zu übernachten. Nicht nach alldem, was sie sich in den letzten Monaten erlaubt hat. Ina schüttelt den Kopf, schaut auf das Essen und hängt ihren Gedanken nach.

Früher - ja früher war Jenny ein kleines süßes Mädchen, das noch zu ihr aufschaute und die Mutter bewunderte, weil sie immer und überall erreichbar und für sie da war.

Heute ist Jenny 17 und glaubt, dass sie allein die Weißheit mit Löffeln gefressen hat. Sie hält sich für unglaublich erwachsen und gibt nichts mehr auf die Worte der Mutter. Ganz schlimm wurde es, als sie Mike kennen lernte. Ein Nichtsnutz, der keinen Job hat, seinen Eltern auf der Tasche liegt und nur sein bescheuertes Motorrad im Kopf hat.

Ina schmiert sich ein Leberwurstbrot, bestreicht es dünn mit Senf und belegt es mit Gewürzgurkenscheiben. Lustlos beißt sie einen Happen davon ab. Was habe ich bei dem Kind nur falsch gemacht? Hat sie nicht immer alles bekommen und hatte sie nicht eine unbeschwerte und liebevolle Kindheit?

Nach dem Essen räumt Ina den Tisch ab und stellt das gebrauchte Geschirr in die Spülmaschine. Nach getaner Arbeit setzt sie sich im Wohnzimmer aufs Sofa und schaltet per Fernbedienung den Fernseher ein. Ihr Blick fällt auf die antike Wanduhr. 20.45 Uhr! Na, die kann was erleben! Komm du mir nach Hause! Ab morgen weht hier ein anderer Wind!

Ina schaut sich eine langweilige Sendung über Zierfische an und ihr Blick fällt dabei immer wieder auf die Uhr. 21.30 Uhr! Ihre Wut auf Jenny steigt! Sie greift nach ihrem Handy und wählt Sandras Nummer. Nach dem Telefonat ist sie stinksauer. Jenny hat gar nicht bei Sandra geschlafen. Na warte, Fräulein. Du kannst was erleben.

21.37 Uhr – es klingelt an der Haustür. Na endlich. Das wird aber auch Zeit. War ja klar. Wieder den Schlüssel vergessen. Na warte, du kleine Göre. Gleich kracht es!

Als Ina öffnet starrt sie erschrocken auf zwei Uniformierte.

Es gab am nächsten Tag nur eine kurze Meldung in der Lokalzeitung:

In den frühen Abendstunden des gestrigen Tages ereignete sich im Unikreisel ein schwerer Verkehrsunfall. Auf einer frischen Ölspur kam das Motorrad des 21 jährigen Mike H. ins Schlingern. Der Fahrer verlor die Kontrolle über seine Maschine und prallte ungebremst gegen einen Baum. Bei dem Fahrer und die 17 jährigen Beifahrerin Jenny W., konnten die herbei gerufenen Rettungskräfte nur noch den Tod feststellen. Der Kreisel blieb für mehre Stunden gesperrt.

Luna 2/2013
trifft
treffend
tut dermaßen weh
der Titel passt
und wieder nicht
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ui
Also zu Beginn das Übliche. Auf der sachlichen Ebene haben sich ein paar kleinere Fehlerchen eingeschlichen. Weisheit kontra Weißheit zum Beispiel. Oder:
Bei dem Fahrer und die 17 jährigen Beifahrerin Jenny W., konnten die herbei gerufenen Rettungskräfte nur noch den Tod feststellen.
Das ist kein deutscher Satz *lol*

Wie auch immer, inhaltlich eine spannende Schilderung, die ganz besonders Eltern anspricht, die "erwachsene" Kinder haben. Das Gefühl des Wartens, das Gefühl des "nicht wahrgenommen werdens" , das Gefühl des vollständigen Ignorierens familiärer Belange und Zugehörigkeiten hast du sehr schön herausgearbeitet. Ich finde mich in Ina sofort wieder. Und auch der Gedanke: "Was hast du mit deinem Kind bloß falsch gemacht?" erkenne ich sofort wieder.
Dann schlägt das Schicksal zu und es bleibt der nagende Gedanke: "Bin ich vielleicht schuld?"
Eine Geschichte, die zum nachdenken anregt. Ich kenne Familien, da ist das Band dermaßen stark und die Familie so unglaublich miteinander verschwobelt, dass ich neidisch bin. Neidisch weil: Wenn du nichts mehr hast, die Familie bleibt immer.

Danke fürs lesen, hat mir sehr gut gefallen, wenngleich das Ende nicht happy ist... aber von hervorragender metaphorischer Qualität *g*

Tom
Danke. Jetzt, wo du es sagst, fällt es mir selbst auf.

Na, und die Weisheit hat mich sehr lange beschäftigt. Hätte nur an weise denken müssen. Manchmal hat man das berühmte Brett vor dem Kopf *tuete*

Ja, mit Kindern im bestimmten Alter kann es verdammt schwer werden.

Luna
Schon
die Abnabelung tut weh. Doch sie ist nötig!
Der abrupte Verlust und die Selbstvorwürfe noch mehr. Gerade weil sie niemandem mehr helfen.

Als bekennender Ausuferungsschreiber geniesse ich doch deine wachsende Fähigkeit, Wesentliches mit knappen Worten so gekonnt rüberzubringen!

*top* laf
****_46 Frau
1.806 Beiträge
Ich will nie diese Wut und diesen Schmerz erfahren.

Erschütternd das Ende, aber so kann es geschehen. Gut beschrieben, so gut das ich traurig aber auch milde auf meine Kinder schaue.

Danke
****e_a Frau
583 Beiträge
Sehr persönlich und emotional beschrieben und dann - schnitt - die tatsachen. Ist mir unter die Haut!
Mir auch
besser kann ich es gerade nicht beschreiben
Dane ihr Lieben.

Ich finde es nur so erschreckend, dass die Mutter so furchtbar wütend auf ihre Tochter ist und das in dem Moment, als sie stirbt.
Hat man als Mutter nicht eine Antenne, mit der man so etwas eigentlich merken müsste? *nachdenk*

Luna
*********_Luna:
Hat man als Mutter nicht eine Antenne, mit der man so etwas eigentlich merken müsste


  • vielleicht hat sich daraus diese Wut entwickelt,
    weil sie mit dem Gefühl nicht umgehen konnte
  • vielleicht war auch dieses Band nicht so vorhanden



es gibt irgendwo vieles, was nicht zu erklären, zu ergründen ist
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