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Meine ersten Schritte - Darstellerin(en) gesucht
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Das Dorf der Edlen

*******gedy Frau
1.352 Beiträge
Themenersteller 
Das Dorf der Edlen
Die letzten 100 Jahre war das Dorf kaum gewachsen. Alles war so, wie es schon immer war. Jeder kannte sich von Kindheit an. Man heiratete das Nachbarskind, das zumeist auch eine Cousine ersten oder zweiten Grades war.

Die Bewohner wurden sich über die Zeit immer ähnlicher in Aussehen und Meinung. Die Meinung wurde in Schule und Kirche geformt und über die Generationen weitergegeben. So war das schon immer, so blieb es.

Aber die Zeit außerhalb dieser kleinen Gemeinde hatte Schritte nach vorn getan.
Die ersten "Zugereisten" kauften leerstehende Häuser im Ort. Sie kamen aus der Stadt. Sie sahen anders aus und hatten andere Meinungen.

Die Frauen hatten kurzes Haar statt der traditionell geflochtenen Zöpfe. Ja selbst die Mädchen trugen die Haare kurz.

Die Männer arbeiteten in der Stadt (keiner verstand genau was) und die Jungs lasen unanständige Bücher (unanständig wurde zwar nur vermutet, aber sie lasen, statt Fußball zu spielen oder zu raufen).

Der Unmut in der Gemeinde wuchs. Die Kleider der kurzhaarigen Mädchen waren zu bunt und den neuen Jungs fehlte der Gemeinschaftssinn für die Schulmannschaft.

Ein Junge machte einem älteren Dorf-Mädchen den Hof. Gerüchte machten unter den Alteingesessenen die Runde. Die beiden verlobten sich und verließen den Ort ein Jahr später.

Dennoch: die Zugereisten fassten Fuß im Ort. Ein Metzger eröffnete einen neuen Laden am Marktplatz, seine Tochter heiratete kurz darauf den Sohn des Bürgermeisters. Der alte Dorfarzt verkaufte seine kleine Praxis an einen zugereisten Mediziner und setzte sich zur Ruhe. Eine zugereiste Familie eröffnete einen kleinen Buchladen, hatte aber wohl nicht bedacht, dass es in jedem Haushalt bereits seit Generationen einige Bücher gab. Nur die Zugereisten kauften dort.

In der sonntäglichen Predigt stand nun häufiger das Thema "alte Werte" im Mittelpunkt und auch in der Schule besann man sich auf Mundartgedichte aus alter Zeit.

Wer einen Zugereisten als Nachbarn hatte, schimpfte über fremdländische Gerüche oder über neue Rosensorten, die nicht ins Gesamtbild der Straße passten. Seit Generationen wuchs Ginster in den Vorgärten.

Weitere Familien kamen, bauten neue Häuser am Rande des Dorfs und lästerten über den Dialekt und das mausblonde Haar der Dörfler. Man blieben nun unter sich.

Der neue Arzt registrierte im Laufe der Zeit eine erhöhte Zahl an Fehlgeburten und Fehlbildungen bei Neugeborenen. Bei Schulkindern mehrten sich Befunde von Schwachsinn.

Es wundert kaum, dass dem Arzt die Patienten ausblieben. Man bekam Bedenken eine ähnliche Diagnose für die eigenen Kinder zu erhalten. Die steigenden Inzestschäden waren den Dörflern unverständlich, früher hatte es solche Befunde nie gegeben.

17 Jahre nachdem er die Praxis übernommen hatte, brannte das kleine alte Fachwerkhaus des Arztes bis auf die Grundmauern nieder.

In der gleichen Nacht, nur wenige Stunden zuvor, hatte die uneheliche Tochter der Pfarrei-Haushälterin ihre dritte Fehlgeburt gehabt. Sie wäre verblutet, hätte ihre Mutter nicht den Arzt gerufen.

Den Vater des verstorbenen Kindes wollte das junge Mädchen auch dieses Mal nicht nennen.
prüfend
*********tMut Frau
2.105 Beiträge
Zu früh abgeschickt? Irgendwie fehlen da noch ein paar Erklärungen und Umschreibungen. Hatte mich gerade in der Geschichte eingelesen, da wird sie abrupt beendet - schade!
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Altötting?
*lol* klingt wie meine Abstecher nach Ingolstadt und Altötting, da war ich der "Zuazogne"

Zum faktischen:
Interpunktion, Satzbau, Absätze und Groß- Kleinschreibung sind durchweg sehr ordentlich. Die Fehler nehmen zum Ende zu, was auf eine gewisse Hast hindeutet, was ich schade finde.

Vom Stil her, insbesondere vom Erzählstil zurückhaltend bis kühl, mit einem Anflug von Bitternis im Hintergrund, der unterschwellig mitzuschwingen scheint. Der Inhalt ist aber irgendwie seltsam, es fehlen direkte Bezüge, das Thema ist zu allgemein gehalten und liest sich beinahe wie ein Auszug aus einer Dorfchronik. Es gibt einen wahrnehmbaren Spannungsbogen, der jedoch zum Ende hin jäh abbricht und den Leser quasi in der Luft hängen lässt. Zumindest bei mir sorgte das für Irritation und hinterlässt den Eindruck einer unrunden Geschichte, hastig hingeworfen und aus welchem Grunde auch immer dann abgebrochen. Warum man ein unfertiges Werk dennoch veröffentlicht,mag sich mir nicht erschließen. Ebensowenig wie der Sinn einer abrupt endenden Geschichte, wenn es denn so von der Autorin gewollt war.

Eine Anmerkung noch zu: "Schwachsinn"

Sicherlich, früher gab es diesen Begriff tatsächlich als Diagnose. Das war aber kurz nach dem Krieg. Es wurde dann aber als verpönt eingeordnet, weil der Begriff "Schwachsinn" und "Idiotie" wertend und diskriminierend ist. Ein Mensch, der unter verminderten kognitiven Fähigkeiten leidet, muss sich nicht auch noch durch solche Begriffe verhöhnen lassen. Ich bitte das zu überarbeiten, es hinterlässt einen schalen Geschmack

Tom
*******gedy Frau
1.352 Beiträge
Themenersteller 
ich habe bewusst raum für spekulationen gelassen...
vielleicht war es zufall, dass das haus grad in der nacht abgefackelt ist - vielleicht wollte man ihn verjagen

wer schwängerte das mädchen ständig - wer war denn eigentlich ihr vater

• die möglichkeiten sind vielfältig - aber man spürt hoffentlich, dass da "leichen im keller" sind...

ich wollte hier keine fertige geschichte liefern - kein happy end
das abrupte ende soll erschrecken... - der leser soll entscheiden, ob er die geschichte interessant genug findet, eigene gedanken oder rückschlüsse zu entwickeln - in jedem fall sollte ein ungutes gefühl oder die von tom genannte "irritation" beim leser zurückbleiben

möglicherweise ist mir das nicht gelungen...

ps. das wort "schwachsinn" ist tatsächlich der einzige dezente hinweis, auf einen ungefähren zeitrahmen der geschichte - ich persönlich habe sie um 1900-1920 angesiedelt - aber sie könnte in ähnlicher form wohl auch heute stattfinden

danke fürs lesen

greetings - tragedy
Ich hatte nicht gerechtfertigte Assozationen beim Lesen.

Ev
*******gedy Frau
1.352 Beiträge
Themenersteller 
ob gerechtfertigt vermag ich nicht zu sagen - jede assoziation hat erstmal seine berechtigung...

echte assoziation ist ja etwas sehr individuelles, das nur bedingt zu lenken ist (vorausgesetzt sie wird in der geschichte nicht plakativ in eine richtung gelenkt)

wenn du assoziationen hattest, hab ich einiges richtig gemacht - so wollte ich es

greetings - tragedy
Gruselig
aber mir gefällt die Geschichte.

Tja, die guten traditionellen Werte...
**********ecter Mann
3.203 Beiträge
*******gedy:
Inzestschäden

ich denke, das ist der Schlüssel zu deinem Text.

Man kann ihn wohl auch noch als Parabel auf anderes sehen.
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Nein
ich bergreife den Schlüssel zum Text vollkommen anders. Mein SChlüsselwort wäre: Alte Werte. Seltsam, eine anders geartete Parabel hätte ich gern erklärt, da stehe ich auf dem Schlauch

Tom
**********ecter Mann
3.203 Beiträge
******ace:
Mein SChlüsselwort wäre: Alte Werte.

ich hätte "alte Werte" als zusätzlichen Subtext, als Parabelebene gesehen.
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ja seltsam
eine Parabel sollte doch lehrreich und gleichnishaft sein und moralische oder ethische Grundsätze nebeneinander stellen. Da eine Nebeneinanderstellung einer Parallelen subtextuellen Ebene dem innewohnenden Vergleich nicht gleichwertig gegenübersteht, ist es dann keine Parabel mehr. Oder wäre. Oder so. Wenn sie aber nicht gleichwertig gegenüber stehen, wo wäre der Vergtleich und was lernen wir daraus? Fragen über Fragen...

Tom
**********ecter Mann
3.203 Beiträge
******ace:
Da eine Nebeneinanderstellung einer Parallelen subtextuellen Ebene dem innewohnenden Vergleich nicht gleichwertig gegenübersteht,...

Ist das so?

Jeder darf eben darin lesen was er mag.

Ich denke denke die Autorin freut sich daran, dass es viele verschiedene Interpretationen gibt.
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Müsste
eine multifunktionale Parabel dann nicht Allegorie heißen?

Tom
**********ecter Mann
3.203 Beiträge
eine Allegorie bezieht sich eher auf Textteile oder Einzelaussagen, Parabel auf einen ganzen Text.

Aber ob und was und wie und warum und überhaupt, bleibt wohl der Autorin überlassen. Als Leser kann man nur vermuten.
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Nanu?
Seit wann bezieht sich eine Allegorie denn auf Textpassagen oder Einzelaussagen? Selbst ein ganzer Roman kann eine Aussage beinhalten. Ich habe mal gelernt, dass eine Allegorie eine über die Einzelaussage hinausgehende Metapher sein soll.

Übrigens, wenn ich als Leser einer Geschichte nur vermuten darf, die oder der Autor einer Geschichte das Geheimnis eines Gleichnisses für sich behalten soll, worin läge dann der Sinn einer Veröffentlichung?

Tom
**********ecter Mann
3.203 Beiträge
Allegorie ist ein Stilmittel. Ein Stilmittel kann sich zwar in einem Text in der Gesamtheit durchziehen. Also immer wiederkehrend. Es bezeichnet jedoch nicht den Stil eines Textes als solches. Wie z.B. Glosse, Parabel, Prosa usw...

Im übrigen sehe ich zwischen den von mir verwendetetn Begriff "Subtext" und den Ausdruck "Allegorie" eher wenig Abgrenzungen.

Genug der Metadiskussion, die geht hier fehl.


btw...

**********ecter:
Als Leser kann man nur vermuten.
******ace:
wenn ich als Leser einer Geschichte nur vermuten darf

kann vs. darf

auch so ne Ebene, die eine Diskussion nicht lohnt.
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Genau
Haarspalterei. Schluss jetzt
*zumthema*
*******gedy Frau
1.352 Beiträge
Themenersteller 
jungs?
es geht um eine gruppe menschen, die über über einen langen zeitraum keinen input von außen erfahren hat - die sich nur gegenseitig emotional und interlektuell befruchtet haben und aus dieser situation ergab sich etwas inszessiöses - und zwar nicht nur genetisch - das genetische problem sollte das problem nur sichtbar machen

und eine andere gruppe, die zwar bunt zusammengewürfelt ist, aber dennoch über eine gemeinsamkeit verbunden ist - alles zugereiste - sie kapseln sich genauso ab...

ich habe versucht verschiedenste ansätze von annäherung und ablehnung einzubringen - ausdrücklich von beiden seiten - beide seiten haben vorurteile, sind nicht fair

der junge und das mädel die sich annähern - was aber abgelehnt wird - sie packen es nicht und gehen

der metzger, der offensichtlich zugang bekommt - sogar zur upper class
die buchhändler die keinen zugang bekommen, aber bleiben
die dörfler, die schon probleme mit rosen im garten haben
die zugereisten, die über den dialekt lästern...

als zuckerguss dann noch die leichen im keller...

es geht um miteinander - es geht um altes und neues und deren wert

so ungefähr...
ich denke mir meinen Teil, und glaube, dich schon in die richtige Richtung verstanden zu haben, Misstragedy

du führst bekannte Ideen über isolierte Dörfer an, wie sie mir vertraut sind, da ich aus einem 100-Seelen-Dorf stamme und mit diesen Vorurteilen zu kämpfen hatte (zum Glück war mein Vater ein Zugezogener!)

der Anschlag auf den Arzt weist leider auf zunehmende Gewalt hin, ich hätte lieber eine Andeutung auf etwas mehr Versöhnlichkeit gesehen, I LOVE happy-endings
der Pfarrer ist leider ein ewig währendes Problem, nicht nur in Dorfgemeinschaften. Auch in größeren Städten muss man sich ja als kleiner Junge schon ausgeschlossen und merkwürdig finden, wenn man nicht begrapscht wurde... auch heutzutage noch.

Dass man diese Abgründe der Gruppendynamik auf viele verschiedene Gruppen und deine Beispiele für gelungenes und weniger erfolgreiches Einleben in eine so verschworene Gemeinschaft (ganz konkret auf diese hier Club, KG Gruppe) ebenfalls anwenden kann, wird deutlich. es ist auch eine Art von Gegenbeispiel zu Bjuti´s Parabel, denke ich.

und so denkt sich jeder seinen Teil. Konkreter könnte ich zu jedem deiner Argumente ein Gegenbeispiel erzählen, in der erfolgreiches Aufnehmen neuer Mitglieder ohne Arschkriecherei, angenehmes Miteinander und positive Gemeinschaftsgefühle das Thema wären.

Muss ich dazu gleich eine Story schreiben?
Falls ich daneben liege, sag es ruhig... meine Fantasie ist ja vlt auch mit mir durchgegangen - aber zumindest das könntest du unter Erfog verbuchen *zwinker*

lg
Dea
übrigens
von der Stimmung her erinnerte es mich an den Schweizer Film

die Sennentuntschi, http://www.joyclub.de/link/22317100.htmldb .com/ title/tt1296077/

und ohne hier major plot spoilers geben zu wollen, vor allem das mit dem Pfarrer ...

Der ist wirklich einzigartig, wenn auch etwas gruselig...
*******gedy Frau
1.352 Beiträge
Themenersteller 
von vermutungen und deren folgen
da erkennen sich seeehr viele zugereiste
ich wohne in so einem dorf - ich bin ne zugereiste - ich gelte als strange - ich habe mich in 15 jahren nie eingelebt - ich wollte es auch nicht - ich bedaure es heute manchmal...

ich habe bei beiden seiten fehlverhalten, uneinsichtigkeit und missverständnis aufgezeigt - wenn auch bei den dörflern tatsächlich etwas mehr - gleichzeitig habe ich ihr verhalten aber auch entschuldigt - sie waren lange isoliert, sie kennen es nicht anders - dass sie bei neuen einflüssen (kurzes haar) nicht gleich jubeln, scheint mir verständlich...
einzelne zugereiste haben zugang zu den leuten gefunden - das mädchen zu einem jungen - der metzger zum bürgermeister - deren kinder zueinander - sie haben die dörfler vielleicht verstanden, "arschkriecherei" kann vermutet werden - echten zeichen für diese vermutung hab ich nicht geschrieben...

jeder darf eigene rückschlüsse ziehen - ausdrücklich - das ist spannend - und wenn man dann nachdenkt, erkennt man plötzlich auch eigene vorurteile...

ich nehme deine rückschlüsse jetzt mal als explizites beispiel (und das meine ich nicht böse - es bietet sich nur an...)

die vermutung, dass der brand ein anschlag war, liegt zwar nahe, aber es gibt keinen beweis - vielleicht war es eine in der eile vergessene kerze oder ein marodes kabel - sicher kann man es nicht sagen

diese vermutung offen auszusprechen, könnte schnell als böswillige lüge ausgelegt werden - und zack - da haben wir den nächsten flächenbrand im dorf

das gleiche gilt für den pfarrer - für die vermutung, dass er "ein problem" ist, gibt es keinen anlass innerhalb der geschichte - aber ich weiß, was du meinst - ich habe bewusst die haushälterin des pfarrers und deren tochter gewählt, um vermutungen zu lancieren *zwinker*

ich wollte missverständnisse und fehlverhalten von zwei gruppen aufzeigen - ich habe beiden seiten schuld gegeben

und jetzt kann man sich einfach fragen, ist da eine gruppe schuldiger? und warum?

ob es parallelen zu diesem board, anderen gruppen, vereinen oder schulklassen gibt, entscheidet jeder selbst

danke fürs ausführliche schreiben - tragedy

ps. hab mir grad den trailer vom film angeschaut - wow...
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