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Japan - Land des Lächelns
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kein Lächeln

*******gedy Frau
1.352 Beiträge
Themenersteller 
kein Lächeln
"ich tausche mein leben gegen etwas das sinn macht"

Sie las es nochmals und es wurde ruhig in ihr.
Es war die erste Nacht seit langem, in der sie einfach schlief.
Selbst als er sie noch glücklich machte, konnte sie keine Nacht durchschlafen.

Am Morgen rauchte sie. Vielleicht 2 oder auch 10 Zigaretten.
Sie duschte, schminkte sich, trank Kaffee, rauchte. Draußen war es noch dunkel. Sie fühlte sich einsam. Das erste Gefühl seit langem. Wenig später setzte sie sich in ihr Auto fuhr los.

150 km - ein Jahr lang war sie diese Strecke einmal die Woche gefahren. Sie hörte Radio und summte manchmal eines der Lieder mit, während sie das Gaspedal durchdrückte.

Auf der anderen Straßenseite seines Büros gab es dieses kleine Cafe. Dort hatten sie sich oft getroffen, saßen draußen in der Abendsonne, lachten über Lapidares oder stritten um Sinnloses.
Er trank Bier, sie Whisky.
Jetzt saß sie allein dort, bestellte einen Whisky und eine Schachtel Zigaretten. Gedankenverloren betrachtete sie den kleinen blauen Japaner, der direkt vor dem Cafe parkte. Die Buchstaben des Kennzeichens waren die Anfangsbuchstaben seiner Kinder.

Ein paar Erinnerungen flogen durch ihren Kopf. Sein Lächeln - seine Kaffee-Maschine - der erste Abend in dieser schrecklichen Kneipe - das erste gemeinsame Wochenende - die Nacht, in der sie kichernd "alles meins" mit dickem Filzstift auf seinen Rücken schrieb - der Tag, an dem sie das erste Mal eine dieser anderen Frauen anschrieb - die Antwort die sie erhielt. Den Text der Antwort kannte sie auswendig. Damals stand ihre Welt für eine winzige Sekunde still. Sie bestellte noch einen Whisky und zündete sich eine Zigarette an.

Ihr Blick schweifte die leere kleine Straße entlang. Der Tau auf den leeren Plastikstühle vor dem Cafe glänzte leicht in der Sonne. Es war kalt.

Mit einem Ruck stand sie auf. Sie ließ ihre Tasche am Tisch, ging ruhig zu ihrem Auto und öffnete den Kofferraum. Eine zerknitterte Einkaufstasche, zerfledderte Zeitschriften, ein paar Schuhe, ein kleiner roter Benzinkanister.

Mit dem Kanister und einer Illustrierten unter dem Arm schlenderte sie auf der Fahrbahnseite zurück zum Cafe. Vor dem Japaner blieb sie kurz stehen, öffnete den Kanister und stellt ihn auf das Kopfsteinpflaster. Ein kurzer Tritt, der Kanister kippte und der Inhalt ergoss sich schillernd unter dem Japaner. Zufrieden setzte sie sich wieder an ihren Platz, zündete sich eine Zigarette an und blätterte in der Zeitschrift.

Es war kurz nach 10.00. Das Whiskyglas war leer. Sie legte die Zeitschrift beiseite und blinzelte in die Sonne. Ein kurzes Lächeln (es war das erste an diesem Morgen) huschte über ihr Gesicht, als sie die fertig gerauchte Kippe lässig Richtung Japaner schnippte.

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erweiterung von
Kurzgeschichten: lächeln
Ich hoffe, sie hat sich dabei nichts versengt...

Ja, eine besondere Geschichte. eine Abrechnung. eine kleine Rache.
Gut geschildert.
wirklich gelungen
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****ia Frau
22.263 Beiträge
So bösartige Geschichten mag ich!

Allerdings gibt es ein paar Passagen, die eigentlich in der vollendeten Vergangenheit geschrieben sein müssten, nämlich alles, was im Rückblick passiert.
**********ecter Mann
3.203 Beiträge
nette Rachephantasie *top*
*******gedy Frau
1.352 Beiträge
Themenersteller 
irrgsss
ein inhaltlicher fehler - mist...

ursprünglich hatte sie die ganze geschichte hindurch gelächelt - der rote faden, den ich aus dem ersten teil mitnehmen wollte...

dann hab ich mich heute morgen umentschieden und die lächelei wieder rausgenommen - ausdrücklich nur ein lächeln ins finale gesetzt...

aber ich hab ein lächeln übersehen - sie lächelt während der autofahrt (leider kann ich den text nicht mehr bearbeiten)

vollendete vergangenheit - hmm - ich nutze sie äußerst ungern, vor allen in längeren passagen - obwohl es grammatisch sicher richtig wäre.
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****ia Frau
22.263 Beiträge
ja, ich mag sie auch nicht besonders

deshalb schreibe ich dann lieber die Haupthandlung in der Gegenwart und die Rückblicke in der Vergangenheit. Ich finde, das liest sich schöner, als immer dieses hatte dies und hatte das gemacht *zwinker*
*********quin Frau
165 Beiträge
eine schöne Geschichte
Ich finde, sie liest sich sehr flüssig und die Erwähnung, dass es sich um Erinnerungen handelt, macht es meiner Meinung nach überflüssig, es in der vollendeten Vergangenheit zu schreiben. Oder?

Wie auch immer - ich finde die Geschichte in sich rund und herrlich mit dem kleinen bösen Schlusssatz.
Klasse!
Das mit dem Lächeln finde ich stimmig, weil es jetzt lebendig wird ( bis hin zum Kichern ). Die Lebendigkeit entsteht durch die vorangestellten Adjektive. Wenn Du die Klammer am Ende weglässt und ein Adjektiv einfügen willst, lass mich es wissen. Ich kann es für dich machen.

Danke für die tolle Fortsetzung!

Noch ne Frage: Muss sie jetzt in den Knast, weil sie der stehengebliebene Kanister verrät?

*spitze* laf
*******gedy Frau
1.352 Beiträge
Themenersteller 
och - der kanister steht ja direkt beim auto und fackelt wahrscheinlich mit ab, oder ist zumindest so verschmort, dass keine spuren gesichert werden können...

und wenn sie doch geschnappt wird: ist ok - der spaß war es wert...

die klammern habe ich eigentlich bewusst benutzt, um das erste echte lächeln besonders hervorzuheben.

aber du könntest das "vergessene" lächeln rausnehmen - das wäre nice...

adjektive - ich kannte mal nen professor, der meinte "bleiben sie kurz - wenn sie ein adjektiv nutzen möchten, kommen sie zu mir und fragen, ob es nötig ist" - das prägt mich noch heute *zwinker*

ich freu mich über das positive feedback - thanks to all...

greetings - tragedy
****e_a Frau
583 Beiträge
Die Rache genussvoll in die Länge gezogen und zelebriert.

Die Buchstaben des Kennzeichens waren die Anfangsbuchstaben seiner Kinder.

Solche Sätze sind für mich die wohl gewählten Gewürze für eine schmackhafte Story. Coole Beschreibungen, hab gerne gelesen.
**********Engel Frau
25.343 Beiträge
Gruppen-Mod 
Seeehr schön! *fiesgrins*
******aas Mann
1.558 Beiträge
Was glaubt ihr...
...war es sein Auto, oder irgendein beliebiges? Ich wüsste ja, was ich spannender fände..

Und ein Lob der Autorin natürlich, als Leser wird man aus dem netten belanglosen Trennungsgeschichtengeplätscher durch den Bruch herausgerissen.
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