Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Mansharing
1299 Mitglieder
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

GESCHICHTENSPIEL TEIL 29

Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
verdammt... ich such die acht worte
ich hatte schon eine geschichte angefangen, aber die ist auch weg!
*headcrash*
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Sommertag
Ihr kennt das sicher auch alle.

Es ist Sommer, es ist heiß, ich sitze in der Wohnung, will einfach nur auf dem Balkon chillen und von gut gebauten, geölten, dunkelhäutigen Männern träumen, die mir mit der einen Hand Luft zufächeln und mit der anderen Hand einen Tequilla Sunrise servieren.

Aber die Realität sieht leider anders aus.

Die Kinder toben durchs Haus, sind einfach nur nervtötend, denn ihr Geschrei und Gestreite sind nicht mehr auszuhalten. Also beschließe ich, mit ihnen ins Freibad zu gehen, auch wenn die Bikinizone momentan nicht ganz lupenrein ist – mein Freund war schon länger nicht da, da hab ich mich ein wenig gehen lassen – und überhaupt sollte Sohnemann eigentlich endlich sein Seepferdchen machen.

Also Taschen gepackt, Kinder abkommandiert in Richtung Schwimmbad und ab geht es im Entenmarsch, in der Hoffnung auf ein wenig Mutterruhe im Baumschatten auf einem gut gepflegten Rasen. Mein Buch kann ich ja auch dort lesen.

Dort angekommen stelle ich fest, dass das Gedränge unbeschreiblich ist. Selbst für mich. Also nicht, dass ich Gedränge gut aushalten könnte, aber als Autorin sollte ich es beschreiben können. Dachte ich.

Fasziniert beobachte ich die älteren Damen auf den Bänken – haben die die Handtücher schon morgens um sieben dort hingelegt, um zu reservieren? – mit ihren sonnengegerbten Lederhäuten – die scheinen wohl jeden Tag ihres Lebens im Freibad zu verbringen und haben immer noch keinen Hautkrebs? – wie sie sich mit großem Brimborium immer wieder gegenseitig selbst gemachten Eierlikör einschenken.

Mittelalte Herren – sie halten sich zwar für mittelalt, aber mir scheint, sie haben jedes Haltbarkeitsdatum längst überschritten – umkreisen die Damenriege in galantem Gang. Also sozusagen auf einer Schleimspur. In der Hoffnung hier noch einen Stich zu landen? Oder was man sonst so in dem Alter tut.

Ich suche nach einem adäquaten Plätzchen für mein Handtuch und mein Buch und finde es am Schattenrand eines Baumes, wo ein Pärchen endlich seine Siebensachen eingepackt hat und gegangen ist.

Endlich Ruhe, frische Luft, Buch und Kindergeschrei nur von weit weg!

Meine Kinder sind längst im Wasser. Ich döse weg. Ach, ist das schön, diese Geräuschkulisse nur von weit weg zu vernehmen.

Bis etwas Nasses, Kaltes auf meinem Bauch landet.

„Mama, Mama, ich hab das Seepferdchen! Und ich bin auf dich eingesprungen!“

„Drauf gesprungen!“ sage ich. Und ich bin sauer, weil er mich so rüde geweckt hat, weil meine Ruhepause gestört ist und ich jetzt nass und kalt bin. Und gleichzeitig otzestolz auf den kleinen Knirps!
sehr schön, rhabia

besonders das gefällt mir:
Dort angekommen stelle ich fest, dass das Gedränge unbeschreiblich ist. Selbst für mich. Also nicht, dass ich Gedränge gut aushalten könnte, aber als Autorin sollte ich es beschreiben können. Dachte ich.
so viel Selbstironie hatte ich von dir ja gar nicht erwartet!

gruß
Dea
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
*zwinker*

Danke Dea!
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Neue 8 Worte
Liebe Mitschreiber,

es ist mir eine Freude und eine Ehre, die heutigen 8 Worte spendieren zu dürfen.

Ich wünsche euch viel Spaß.

Rhabia


  • Dideldum

  • Müllsack

  • Hundsfott

  • salbadern

  • gemach

  • Ubongo

  • Unruh

  • Knöterich


*********quin Frau
165 Beiträge
Ach Du heiliges Luischen.....ich brauch ein Wörterbuch! *zwinker*
Ich schreie gleich
Aufschrei!, wenn ich das noch mal höre! Ich kann´s nicht mehr ertragen. Jede und jeder glaubt etwas zur Diskussion beisteuern zu können und vor allem zu müssen. Die, die zu Beginn noch zu Besinnung auf die wahren Hintergründe gemahnten, wurden in einen Topf geworfen mit den Sprücheklopfern von Weisheiten wie „Gemach, ihr lieben Weiblein, wenn ihr so weitermacht, bekommt ihr keine Komplimente mehr!“. Und wurden gnadenlos niedergemäht.
Die, die die Unruh in unserer gespaltenen Gesellschaft in den kleinsten Ecken wachsen und gedeihen sahen, wurden munter mit weiteren Dutzenden Beispielen unterstützt, bis wir bald alle nur noch festgefahrene, sexistische Übergriffssituationen in so ziemlich Allem sahen, was von Frauen wie von Männern getan werden kann.
Die einen salbaderten von den biologischen Tatsachen, die unsere Balzrituale bestimmten, und wurden mit Hundsfott oder Schlimmerem beschimpft. Die, die auch nur im Entferntesten von einer gewissen Mit-Schuld der Frauen selbst an der jetzigen Misere sprachen, kamen sofort in den Müllsack, mitsamt den Herrenwitz-Liebhabern und altmodischen Kavalieren. Dann wurde der zugeschnürt von jungen und alten Feministinnen alter Schule und draufgehauen.

Wie ein überwuchernder Knöterich griff es um sich, und machte uns bewusst – nicht nur, dass wir in einer sexistischen Gesellschaft lebten, sondern vor allem, dass wir alle dabei helfen könnten, ein respektvolles Umgehen miteinander zu fördern. Hat es? Womit denn?

Man muss jetzt noch vorsichtiger sein in seinen Äußerungen und politisch korrekt Phrasen dreschen. Man darf niemanden niedermachen, nur weil der etwas in den falschen Hals gekriegt hat und muss sich immer selbst an die Nase fassen. Man darf hingucken, aber nicht anfassen (war scheinbar noch nicht klar, man höre und staune!).

Dann schien es, als dürfe man sehr wohl noch komplimentieren, aber nur, wenn man ein attraktiver Mann ist, weil man nur dann der Frau das Gefühl gibt, seiner Aufmerksamkeit würdig zu sein, was ihr gefällt. Unattraktive Männer einfach mal die Schnauze halten.

Man darf als Frau dem jungen Fensterputzer auf den Hintern starren, weil man ja emanzipiert ist. Man darf als Sekretärin den Minirock benutzen, wenn man über Tippschwächen hinwegtäuschen möchte, und als Chefin schon mal die Bluse aufknöpfen, um einen schwach motivierten Untergebenen anzuspornen. Das ist erlaubt, weil es ja nicht die massenhaft existierenden realen Übergriffe von übermächtigen, triebgesteuerten Machos widerspiegelt, sondern nur eine Frau, die weiß was sie will und sich nimmt, was ihr zusteht – aus Rache oder Genuss der neu gewonnen Freiheit sei dahin gestellt.

Oder habe ich da was falsch verstanden? Pardon.

Nein, auch das ist Sexismus. Wird jetzt klar. Mist, ich wünsche mir die 90ziger zurück, wo in Sex-and-the-City die Frau, der von den Straßenarbeitern nachgepfiffen wird, zu ihm geht und ihn zu Sex auffordert, gleich und sofort und er antwortet „Aber, ich bin verheiratet!“
Was haben wir gelacht, über die schlimmen, dummen Männer.

Darf man jetzt nicht mehr. Der „Aufschrei“ hat uns den ganzen Spaß versaut, denn jetzt muss auch die Frau drüber nachdenken, ob sie vielleicht in der von Menschen mit Migrationshintergrund besetzten Straßenbahn besser nicht die bestrumpften Beine auf den Schoß des süßen Jungs neben ihr legt und ihm die Zunge in den Hals steckt, bevor sie aussteigt. Schließlich möchte sie keineswegs das Gleiche erleben oder aufgrund ihrer großherzigen Art gleich als Nutte beschimpft werden.

Und keine Frau, die was auf sich hält, kann ihren Kindern noch Barbies oder Lego-Spys kaufen, wenn nicht deutlich ist, dass die Anziehpuppe für den Jungen und das Ballerspielzeug für das Mädchen gedacht ist, wenn es schon sein muss. Gibt es überhaupt noch korrektes Spielzeug, mit dem wir unsere Kinder nicht in ein Rollenverhalten zwängen, das nicht mehr zeitgemäß ist? Selbst Ubongo interessiert mit seinen farbigen Juwelen als Preise eher die Mädchen. Und das darf man nicht unterstützen!

Wetten, dass zugeknöpfte Unisex-Kleidung den Modeherbst beherrschen wird? Wetten, dass Androgynität wieder mal ein Revival erlebt? Dideldum und Dideldei, die eiförmigen Zwillinge aus Alice im Wunderland wären genau das richtige Vorbild – a-sexuell, mit einem gehörigen Knacks in der Schale und sie sind sich niemals einig. Obwohl sie sich so ähnlich sind.
*********quin Frau
165 Beiträge
Wow - nun bin ich beeindruckt und sprachlos.

Alles wunderbar, spritzig, frech, humorig mit politischem Hintergrund UND wohlformuliert untergebracht. Na DA liegt die Messlatte jetzt aber hoch!

*top*
**********ecter Mann
3.203 Beiträge
@Dornenrose
gefällt *top*
*****_nw Mann
505 Beiträge
Neulich im Garten
Manche einheimische Volksweisheit klingt auf den ersten Blick so einleuchtend, dass man sich an den Kopf schlägt, wenn man ein wenig darüber nachdenkt und erkennt, wie falsch sie ist. "Dumm bumst gut" ist eine davon. In Ostafrika sagt man dagegen "ubongo inafanya mkali" - für die wenigen unter uns, die nicht Suaheli sprechen: "Geist ist geil" - und meint damit, dass man von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang (danach ja sowieso) rallig werden kann, wenn man seine Umwelt nur intelligent genug betrachtet. Beispielsweise bei der Gartenarbeit.

Wer fühlt schon einen Kitzel dabei, das mühsam gerupfte Unkraut in einen Müllsack zu stopfen? Dabei kommt der Knöterich aus der Familie der Polygonaceae, was dem Gebildeten sofort das Bild "viele Geschlechtsteile" vor das geistige Auge projiziert und schwupps! denkt er sich den schmerzenden Rücken weg und träumt sich in einen Swingerclub davon.

Ein kurzer Blick durch die Zweige der Hecke fällt auf das Hinterteil eines fetten Dackels, und schon ist die Verbindung hergestellt: Hundsfott - Öse am Flaschenzug - SM-Studio. Am Ende der Leine wackelt zwar eine wenig aufsteilende Trude Unruh dem Tier hinterdrein, doch sofort bildet sich eine gedankliche Kette über Alice Schwarzer, Lewis Carroll, Dideldum und Dideldei hin zur Ersten Allgemeinen Verunsicherung: "Ist Dir nicht heiß, Zuckermaus? Zieh' doch den Pullover aus!".

Beugt sich dann noch der ewig salbadernde Herr von nebenan mit den Worten: "Gemach, Herr Nachbar. Das wächst um so üppiger, je mehr sie daran herummachen. Und wenn schon, dann mit der Schere, sage ich immer!" über den Zaun, schaltet er damit die Deklinationsmaschine endgültig in den höchsten Gang: Gemach, Gemächt. Scheherazade. Tausendundeine Nacht. Analdin und die wunde Schlampe - genug geschuftet, Zeit für eine DVD!
*********ested Mann
430 Beiträge
Kein guter Tag
Dieses ewige Dideldum der Fahrstuhlmusik ging ihm gehörig auf den Sack, aber anscheinend gehört das auch in gehobenen Apartmentkomplexen zum guten Ton. Er blickte auf die Automatik an seinem Handgelenk. Seit drei Minuten bewegte sich in diesem Scheißding von Aufzug nur die Unruhe in seiner Uhr. Fluchend trat er gegen die Wand. Gemach, gemach, wenn er sich den Zeh an der Wand brach würde es ihn auch nicht weiterbringen.

Doch Geduld war nicht so seine Stärke. Schon vorhin war er beim Ubongo spielen total ausgeflippt. Er hatte es noch nie leiden können, wenn nicht Mitspieler hinter ihm standen und ihn mit „gut gemeinten“ Kommentaren unterstützten. Dreimal hatte er diesen Lackaffen, sehr eindringlich, gebeten mit diesem blöden Rumsalbadern aufzuhören. Dann hatte er verloren und dieser Depp hatte höhnisch gelacht. Aber nur so lange bis er diesen Hundsfott einmal quer durch den Garten geprügelt und mit seinen eigenen Socken den Mund gestopft hatte. Danach hatte er sich den Knöterich vom Anzug und das Blut von den Händen gewischt. Damit war die Niederlage vergessen, aber irgendwie war das bei den anderen Mitspielern nicht so gut angekommen und er war gegangen.

Jetzt, hier im Fahrstuhl musste er bei dem Gedanken an ihre verschreckten Gesichter lächeln. Er hatte gleich gewusst, dass Ubongo nicht sein Spiel war, aber sie hatten ja nicht hören wollen. Gesellschaftsspiele mit viel nackter Haut waren mehr sein Metier. Er blickte nach unten. Scheiße, seine handgenähten Full brogues standen im Blut das aus einem Riss im Müllsack sickerte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Nicht genug, dass dieses dämliche Reh sich vor die Bull Bars seines SUVs hatte werfen müssen, jetzt auch noch seine geliebten Schuhe. An seinen Fingern klebte auch noch Blut, auf seinem Anzug waren Spritzer und seine Geliebte würde bei all dem Blut in Ohnmacht fallen.

Ein Ruck, der Aufzug setzte sich weiter dudelnd in Bewegung. Na ja, die dralle Blonde würde sich mit der Flasche Champagner beruhigen lassen und ihr Pitbull hatte bestimmt Lust auf frisches Reh.
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Ihr seid alle genial!

*bravo*
*****_nw Mann
505 Beiträge
Knacks in der Schale
Du sprichst mir aus der Seele. Aber wem sage ich das.

Wundere Dich nur nicht, wenn ich demnächst öfter mal Straßenbahn fahre, wegen der bestrumpften Beine auf meinem Schoss. Ich verspreche, nicht sofort aufzuspringen und "Sexismus!" zu schreien. Ist doch in Deinem Sinn, nicht?

Ein schöner Text, geradeheraus und humorvoll. So soll es sein.
moreinterested

boah, was für ein unsymphatischer Macho! Leben dralle Blondinen mit Pitbull wirklich in gehobenen Apartmentkomplexen? Du hast ja seltsamen Umgang.
da fällt mir ein, dass ich Männer mit Komplexen eigentlich mag, solange es Apartment- oder Hotelkomplexe sind..

Byron

ich hab mich schlapp gelacht, danke! Deine Deklinationsketten möcht ich auch manchmal haben. Nachts "sowieso" rallig? Wann schläfst du denn? und Kompliment zu deinem Swahili!

rhabia

die worte waren sauschwer, aber inspirierend, danke!
*********ested Mann
430 Beiträge
@ dornroeschen
Tja, wenn die sympathischen Jungs jetzt nicht mehr von den netten Damen in der Strassenbahn geknutscht werden, setzen sich wieder die Fiesslinge durch. Außerdem können die gehobenen Apartmentskomplexe doch nicht dafür, dass sie von solchen Mistkerlen zur Haltung ihrer "Gspusis" genutzt werden.

Apartment - und Hotelkomplexe werden also von Dir toleriert. So schnell kann "Mann" an Attraktivität gewinnen *zwinker*

@ Byron

Rallig von Sonnenauf - bis Sonnenuntergang durch intelligente Betrachtung der Umwelt. Ach daher kommt das !
*********quin Frau
165 Beiträge
SMS in der Nacht
Ein Dideldum, gefolgt weiteren, riss mich mitten aus meiner Tiefschlafphase. Ich brauchte einen Moment, um mich daran zu erinnern, dass ich Fiona diesen neuen Nachrichtenton zugeordnet hatte. Wie spät war es? Ich drehte mich müde zu meiner Uhr um. Die Leuchtziffern zeigten fast halb drei! Ich ließ mich wieder in meine Kissen sinken. 5 weitere Dideldums später sah ich ein, dass an Schlaf heute Nacht nicht mehr zu denken war, pellte mich aus meinem Bett, holte das Handy und robbte wieder zurück unter die Decke.

Insgesamt blinkten 10 neue Nachrichten. Mühsam versuchte ich mich, durch die Wörterflut zu scrollen. Was salbaderte sie da? Ich begann nochmals zu lesen. Es dauerte eine Weile, um aus dem kryptischen Text auch nur so halbwegs schlau zu werden, während in der Zwischenzeit neue Nachrichten mein Handy überfluteten. Typisch, dachte ich. Die einzige, die es schafft, mich nachts um halb drei mit 100ern von SMS zu überfluten, war Fiona. Meist schrieb sie in der ersten einen halben Roman, um mir der Einfachheit halber danach alle SMS die zwischen ihr und ihrem Schatz hin- und hergeflogen waren, weiterzuleiten.

Der ersten entnahm ich, dass sie sich getrennt hatten. War das noch die alte Trennung oder gerade eine neue? Muss wohl eine neue sein, schätzte ich die Situation ein. Es waren fast vier Wochen vergangen. Das sprach für ein erneutes Drama.

Dem Text entnahm ich, dass er sie wohl gebeten hatte, am Wochenende nach dem Hausputz den von ihm gekauften Knöterich einzupflanzen. Das Wetter sei ja schön und er schätze einen gepflegten Garten. Er selbst müsse sich um eine Klientin kümmern, die neu in der Stadt sei und einen Partner für eine Runde Ubongo suchen würde. Was bitte ist Ubongo? Ich runzelte die Stirn. Ringelpiez mit Anfassen???

Dann folgte eine Nachricht von ihr an ihn: „Ich hatte Dich doch nur gebeten, den Müllsack zur Deponie zu bringen.“

ER: „Immer bringst Du diese Unruhe am Wochenende rein. Fiona, Du weißt, dass ich gerade am Wochenende meine Ruhe dringend benötige!“

SIE: “Ich dachte, wir könnten dann vielleicht zusammen mit Deiner neuen Klientin Ubongo spielen.“

ER: “Sie wollte etwas privat mit mir besprechen. Ich habe Dir doch gesagt, dass sie Probleme mit ihrem Freund hat, der ihr ein blutiges Reh mitgebracht hat. Warum kannst Du nicht die Privatsphäre anderer Menschen respektieren?!“

SIE: „Ich wollte Euch doch auch nicht stören!“

ER: „Warum bist Du mir dann hinterher gefahren?! Du weißt, wie sehr es mich abstößt, wenn Du mir hinterher spionierst.“

Sie: „Ich weiß! Es tut mir auch wirklich leid. Ich war ein Schaf. Ich mache es auch bestimmt nie wieder.“

ER: „Das sagst Du immer! Du vertraust mir einfach nicht. Das finde ich traurig, Fiona. Sehr traurig.“

Sie: „Ich fand es eben komisch. Sie ist so ein Superschuss, diese dralle Blondine.“

ER: „Woher willst Du das wissen? Hast Du etwa in meinem Handy geschnüffelt?!“

Sie: „Nein! Aber, da ging diese SMS ein und ich dachte, es wäre wichtig! Und da war dann dieses Foto.“

ER: „Das ist noch kein Grund, mir heimlich zu folgen. Ich hatte Dir aufgetragen, den Knöterich am Nachmittag zu pflanzen. Du musst das natürlich machen, wenn ich noch zu Hause bin. Und dann diese Szene vor ihre Türe! Wie stehe ich denn jetzt da?! Du hast mich in eine peinliche Situation gebracht!“

Sie: „Peinlich?! Weißt Du, wie peinlich ich es fand, dass sie in ihrem halbseidenen Negligee die Türe geöffnet hat?“

ER: „Das hast Du völlig falsch interpretiert. Sie hatte eine Erkältung und lag im Bett. Da trägt man eben ein Negligee.“

Sie: „Wirklich, es tut mir leid. Das konnte ich doch nicht wissen.“

ER: „Fiona, ich kann das nicht mehr. Ich möchte keine Frau, die mir nicht vertraut. Ich habe Dir noch nie einen Anlass gegeben, mir nicht zu vertrauen. Noch NIE!“

Sie: „Bitte, es tut mir wirklich leid. Bitte, denke doch noch mal darüber nach. Triff keine voreilige Entscheidung. Du bist doch mein Prinz!“

ER: „Ich brauche Zeit zum Nachdenken .“ und damit brach die SMS-Flut der Beiden ab.

Ich verdrehte die Augen. Zu gerne hätte ich sie geschüttelt. Schon wollte ich mein Handy zur Seite legen und das Licht ausschalten, als eine weitere Nachricht einging.

„Er will sich wirklich trennen. Dieses Mal ist es ihm ernst! Was mache ich denn jetzt? Ich will ihn nicht verlieren!“ Es ist ihm immer ernst, dachte ich nur. Doch stattdessen antwortete ich: „Fiona, gemach! Er wird sich nicht trennen. So wenig, wie er sich die unzähligen Male davor getrennt hat. Er ist und bleibt ein Hundsfott, aber Du würdest ihn sowieso wieder zurücknehmen. Selbst, wenn er erst in einem halben Jahr wieder vor Deiner Türe stehen würde. Darum glaube ich auch erst an eine Trennung, wenn er in zwei Monaten immer noch bei der Superblondine ist.“

„Ich liebe ihn! Das weißt Du doch! Es gibt keinen liebevolleren Mann als ihn. Und wir haben so viele schöne Zeiten miteinander. Ich möchte nicht ohne ihn leben und noch mal neu anfangen. Meinst Du…meinst Du, wenn ich neben den Knöterich ein paar rote Tulpen herzförmig einpflanzen würde…meinst Du, dass würde ihn umstimmen?“

Ich stöhnte laut auf. Dann schaltete ich das Handy aus, drehte mich um und versuchte, nicht von herzförmig arrangierten Tulpen zu träumen.
Esprit_Coquin
Hübsch, wie du nicht nur bloße Worte, sondern Begebenheiten aus den Stories vorher einbaust (dralle Blondine, blutiges Reh, Gartenarbeiten..) in deine "moderne Anita"Story.

ansonsten erinnert mich das "aber ich liebe ihn doch" sehr an meine gute Freundin, die sich seit jetzt drei Monaten trennt und dann doch nicht, weil sie beide den Schlußstrich nicht ziehen können - und das ist nicht lustig! bei dir sehe ich wieder die Ironie und das kindische des Ganzen

Danke
Gruß
Dea
*********quin Frau
165 Beiträge
@Dea
“Lustig“ ist es nie. Nicht für die Betroffenen und nicht für die Außenstehenden.

....manchmal hilft die ironische Betrachtungsweise, um sich die Absurdität vor Augen zu führen. *zwinker*
**********ire21 Frau
2.155 Beiträge
@esprit_coquin
Fiona ist zurück *freu2*

Unglaublich gut dargestellt, diese verdrehte Situation *hypno*

Er geht ganz offensichtlich fremd und sie ist jetzt die zeternde, hysterische Ehefrau, die ihm nicht vertraut *hae*

Sowas gibst ja leider wirklich und das sind dann genau die Frauen, die jammern: "Was habe ich nur falsch gemacht?"
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Geehrte Frau Lich,

Es ist sicher unüblich, jedoch nicht ungehörig, wenn ich mich direkt an Sie wende. Auch wenn ich, wie Sie selbstverständlich wissen, für das Ableben Ihres Gatten verantwortlich bin.
Weil mich die Geschehnisse jenes Tages nicht loslassen, aber auch weil ich ein Auge auf Sie geworfen habe – von welchem ich hoffe, dass es Ihnen gemundet hat – schreibe ich Ihnen diese Zeilen.

Es begab sich also an jenem Tage, dass ihr verehrter Gatte, Herr Lich, und meine Wenigkeit über eine dienstliche Partie Ubongo in Streit gerieten. Wie Sie sicher wissen, ist diese Tatsache an sich nichts ungewöhnliches, passiert solches doch allenthalben.
Jedoch trug Ihr Gatte schon vor Beginn der Partie eine gewisse Unruhe in sich, so dass er eine Knöterich-Pastille nach der anderen verzehrte, ohne dass sich die erhoffte beruhigende Wirkung einstellte. Es kam, wie es kommen musste: Er bezichtigte mich, einen vorher mitgeführten Spielstein verwendet zu haben, so dass die soeben verlorene Partie rechtmäßig an ihn zu gehen habe. Selbstverständlich wiedersprach ich vehement, hatte ich ihm doch im Hinblick auf seine erkennbare Unruhe bereits den einen oder anderen nicht regelkonformen Spielzug durchgehen lassen. Ich gedachte ihn salbadern und die Sache auf sich beruhen zu lassen. Als er mich jedoch einen Hundsfott schalt, und in seiner Rage meinem Gehilfen den Kopf abriss, konnte ich nicht anders, als Satisfaktion zu fordern.

Und so kam es, wie es kommen musste: Wir standen uns im kurzerhand zum Feld der Ehre umgewidmeten Park gegenüber, sangen das eine oder andere schmutzige Lied zu Ehren unserer Vorfahren, um sodann mit Dideldum und Tandarandei blankzuziehen und unsere Knalltüten in Anschlag zu bringen.

Was soll ich sagen, Frau Lich, niemand ist bestürzter darüber als ich selbst und ich wünsche mir bis heute, es wäre nicht so, doch meine Schrecksekunde traf ihn exakt zwischen das obere Augenpaar. Wenn Ihre Bediensteten es mit den Beilagen nicht unstatthaft übertrieben haben, werden Sie beim Leichenschmaus erkannt haben, dass er in seinem letzten Augenblick auf dieser Welt nicht gelitten hat.

Verzeihen Sie, sollte es Ihnen Umstände verursacht haben, dass ich den Kadaver Ihres Gatten in einem gewöhnlichen, anstelle des angemessenen zeremoniellen Müllsackes zustellen ließ, doch er ließ mir keine andere Wahl.

Ich bitte Sie nunmehr, da ich Ihren Gatten in die nächste Welt expediert habe – und erlauben Sie mir anzumerken, dass es überraschend leicht war, in Anbetracht dessen, was man Ihrem verblichenen Gemahl an Fertigkeiten mit der Knalltüte nachsagte – davon abzusehen, mir unbefruchtete Eier zuzusenden. Mit Ihrer Erlaubnis werde ich persönlich vorstellig werden, um diese höchstselbst aus Ihren durchlauchten Geschlechtsorganen zu extrahieren.

Hochachtungsvoll der Ihre,

Herr Vorragend
**********ire21 Frau
2.155 Beiträge
Einfach nur makaber und wunderbar witzig *lol* Wenn ich nicht so hätte lachen müssen, wäre ich auch außerordentlich bestürzt gewesen ...

Du hast noch die kuriose Wortauswahl weiter auf die Spitze getrieben, was ich sehr schön gelungen finde!
Realitätsdeutungsgeschichte
Als mich heute Morgen das Herz meiner Lebensuhr – Unruh genannt – weckte und ich mich umsah, fühlte ich mich eingesperrt. Ich wurde unruhig. Mich umgab der Müllsack der Welt. Imaginäre Müllmänner standen herum. „Das Wandern ist der Müll-ers Lust, Dideldum! Dumm, dumm, Didel und dumm, alles kommt (r)um. „Mach dich nur krumm“ didelt es dumm. Der Schrecken folgt dem Grausen auf dem Fuß, dem linken, mit dem ich heute aufgestanden, nicht auferstanden bin. Denn in Wirklichkeit schwelge ich noch durch die Dunkelheit. Durch die Dunkelheit aus dem Schwarzlicht der Schäume Und aus meinem letzten Alptraum tönte düster die Stimme des Monsters dem ich knapp entkommen war. Monströs stand es am Ende eines langen Tunnels, den es „Tag“ nannte, der für mich jedoch nur wie eine tiefe, schmutzige Nacht aussah. „Hundsfott“ rief es mir nach, hör auf zu salbadern, bekenne dich zu deinem Tort, lass dich vergehen wie einen Schwank, wie eine Blase aus dem Stoff, der selbständigen Zerstörung im Höheren Lob der blasphemischen Allgemeinheit. Gemeinheit!

Ich ging gemach ins Gemach. Gemächlich betrachtete ich mein Gemächt. Wie überflüssig, dachte ich, versunken in der Betrachtung des Betrachtbaren. Wobei das Nichtbetrachtbare, Hintergründige, das Sinnhafte im Unsinn verborgen blieb. Denn meine Sinne taugen für den Sinn, nicht für den Unsinn, aber das ist eine Frage der Betrachtung, des Standpunktes, hier vor meinem Bett im Müllsack der Welt. Dabei trachte ich nach der Tracht trächtiger Niedertracht, denn in dieser spielen die Spieler das Spiel der Spiele. Spielsucht!

Versonnen gehe ich direkt von meinem Bett aus im Nachthemd zum Waldrand. Dort wächst der Knöterich. In Stauden und Schlingen wird er mir bringen was duftet und flieht. „Sieh nur, er kniet“ schreit das Alptraummonster, das mir, wider Erwarten nun doch in die Dimensionen der tausendfachen Realität gefolgt ist. Hinter jedem Baum, den ich vor lauter Wald nicht sehe, leuchtet sein Schatten grellbunt, unwirklich wirklich, eingestreut in die Halluzination meines Wachzustandes. Und wirklich: ich knie – verzaubert, verhext, berauscht von meinen Sinnen im Unsinn. Dann greife ich nach dem Ubongo, meinem Spezial-Instrument. Ich beseitige es von der Stelle vor meinem Kopf. Es klingt, ganz im Geheimen, wie eine gedankliche Laute, aber ganz leise. Es verselbständigt sich als Verfahrensweise, zeigt Regeln auf, offenbart sich als Gelegenheit abstrakt einzugreifen in den Müll. Das ist preisverdächtig! Es senkt und hebt meinen Umsatz nichtiger Nichtigkeiten durch logische Verlorenheit in kaum nachvollziehbaren Strukturen, der Uhren, der Unruh, in der Unruhe langeweilevermeidender Tatkraft im Schein nächtlicher Tage mit Brautkleid und Blaukraut.

Fritzens Fische erscheinen schwülstig am Horizont meiner Gemächlichkeit, doch sie entglitschen mir schräg in die Unerträglichkeit eines endlichen Seins. Tick, tick, tick, ich sage nicht den wirklichen Namen dieses Phänomens (auch Holzwurm genannt), doch ich sage: es ist gegenwärtig. Überall, in der Spielsucht, im Müllsack, im Dideldum, es begleitet den Hundsfott, es salbadert in Schulen und anderen Sammelstätten der geistigen Unzucht, es waltet im Knöt- und jedem anderen Erich, es besitzt ein Ubongo, es folgt dir in jedes Gemach und es heißt am Schluss wie du und das Nichts! Gottseibeiuns.

(c) Sur_real
**********ire21 Frau
2.155 Beiträge
@sur_real
Köstlich, diese Wortspiele. *g*

*****eal:
„Das Wandern ist der Müll-ers Lust, Dideldum! Dumm, dumm, Didel und dumm, alles kommt (r)um. „Mach dich nur krumm“ didelt es dumm.

Das ist ganz meine Kragenweite. *top*
*********ested Mann
430 Beiträge
@ sur_real
sehr nette Realitätsdeutung. Nur bei Tort tippe ich auf Tippfehler oder kann den Sinn nicht erschließen.

Vielleicht sollten wir einmal allgemein aus der 8-Worte Geschichte eine 8 - Wortspielgeschichte machen?
Tort
kommt von Tortur oder umgekehrt
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.