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Mansharing
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GESCHICHTENSPIEL TEIL 29

Ein ganz normaler Tag
Vor dem Schaufenster blieb er stehen, er hoffte das sich seine Verfolgerin darin spiegeln würde, aber weder war er sich sicher ob es wirklich eine Frau war, noch war er sicher ob er wirklich verfolgt wurde. Eigentlich hatte der Tag gut angefangen: die Morgensonne hatte ihn sanft aus dem Schlaf geweckt und er war gut erholt aufgestanden, hatte geduscht und ausgiebig und gemütlich gefrühstückt. Das politische Sommerloch konnte auch die Weltpolitik nicht füllen und die Zeitungslektüre war dem entsprechend seicht. Er entschied sich auf die Arbeit zu laufen und freute sich schon auf den kurzen Spaziergang durch den Park. Mit dem blauen Himmel und der noch milden Morgensonne hatte sich die gute Laune scheinbar auf alle Menschen auf seinem Weg verteilt, so ziemlich jeder war am Lächeln und selbst als seine Gedanken Anita streiften, konnte ihm das nicht die gute Laune nehmen.

Er kam im Büro an, durchquerte das weitläufige Foyer, nicht ohne so ziemlich jeden zu grüßen und wartete geduldig vor dem Aufzug, als er bemerkte, dass auch Anita gerade das Gebäude betreten hatte. Schlagartig hatte er das Gefühl von allen anwesenden mit Blicken penetriert zu werden, die gute Laune war schlagartig dahin. Er konnte hören wie sie den Pförtner am Empfang begrüßte, traute sich aber nicht zu ihr herüber zu schauen. Der Aufzug öffnete sich und er war dankbar der gefühlten Enge des Foyers zu entkommen. Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, atmete er kurz durch: es blieb nicht aus das sie sich über den Weg laufen würden, auch wenn sie nicht in derselben Firma arbeiteten, so doch immerhin im gleichen Gebäude. „Nie intim im Team! NEVER! FUCK! THE! COMPANY!“ hatte ihm nicht nur sein Mentor erklärt, der war aber der einzige der beide Warnungen so verband und beim englischen Satz jedes Wort mit einem Ausrufezeichen versah. Eine Warnung vor Beziehungen mit Frauen die im gleichen Gebäude arbeiten hatte niemand ausgesprochen. Er überlegte ob das gleiche Gebäude schon „das gleiche Team“ bedeutet, wurde aber von der sich öffnenden Fahrstuhltür abgelenkt.

Die Firma hatte im Gebäude fünf komplette Etagen angemietet, sein Büro lag im zwanzigsten Stockwerk, dem Obersten der angemieteten. An seinem Schreibtisch angekommen schaltete er seinen Rechner an und lies den Blick über die Stadt und das Umland schweifen. Der kurze Weg zur Teeküche war dann schon der zweite Rückschlag am Tag: jemand hatte seinen Tee verschüttet und er war auf der Pfütze ausgerutscht. Die Folge war ein riesiger, rötlicher Fleck auf der hellen Hose („Typisch“, hatte er gedacht, „Normalerweise trage ich fast nur schwarz und ausgerechnet wenn ich mal was Helles trage“) und ein taubes Gefühl im Knie, das seinen Sturz abgebremst hatte. Nachdem er sich am Kaffeeautomaten einen Milchkaffee gemacht hatte, humpelte er zu seinem Platz zurück. Das Betriebssystem war mittlerweile hochgefahren und blinkend wartete der Cursor auf die Eingabe seines Passwortes. Mittlerweile hatte er sich vom zweiten Schlag des Tages erholt und gab gut gelaunt sein Passwort ein.

„Maestoso“ entsprach zwar nicht den Richtlinien, die die IT-Abteilung ausgegeben hatte, aber er nutzte einen Pool von fünf verschiedenen Passwörtern und wollte das nicht mit einer nicht aussprechbaren und kryptischen Zeichenkombination ersetzen. Leicht erstaunt registrierte er das sein Passwort nicht angenommen wurde. Er vertippte sich sehr selten, kontrollierte die Feststelltaste und versuchte es nochmal, wieder ohne Erfolg. „Ich glaube ich gehe wieder nach Hause und lege mich ins Bett“, murmelte er in den nicht vorhandenen Bart. Nach dem vierten Versuch umschloss er die Tastatur mit beiden Händen, hob sie etwa 50 cm hoch um sie dann auf den Tisch fallen zu lassen. Nach kurzem Durchatmen versuchte er es noch einmal, wieder ohne Erfolg. „Hallo, komm bitte in mein Büro, wir müssen reden.“

Unbemerkt war sein Chef ins Büro gekommen und obwohl er eigentlich auch die Tür im Blick hatte. Er sah nach oben, schaute wieder kurz auf den Rechner und dann fragend zurück zu seinem Chef: „Ich kann mich nicht einloggen!“ Ohne zu reagieren verließ sein Vorgesetzter sein Büro und ihm blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen. Er spürte einen Knoten in seinem Hals, das war definitiv kein gutes Zeichen. Standesgemäß hatte der Firmeninhaber eines der Eckbüros mit einem riesigen Schreibtisch. Weder bot er ihm einen Sitzplatz an noch verschwendete er Zeit mit übertriebener Höflichkeit. „Unsere Wege trennen sich. Oliver wird dich in dein Büro begleiten, du kannst deine persönlichen Sachen aus dem Schreibtisch holen und dann gehen. Du bist ab sofort freigestellt.“ „Wieso? Ich verstehen nicht?“ „Die Agentur deiner Kleinen hat uns einen deiner Kunden weg geschnappt. Außerdem gibt es Gerede über dein Verhalten Frauen gegenüber. Solches Verhalten will und kann ich nicht dulden.“

In ihm kochte die Wut hoch: „Welcher Kunde soll das sein? Außerdem habe …“ „Es gibt nichts mehr zu besprechen. Hallo Oliver, gehst du bitte wie besprochen vor? Danke.“ Der Chef wandte seinen Blick auf die Briefmappe, öffnete sie, fing an den ersten Brief zu lesen und würdigte ihm keines Blickes mehr. Wortlos ging er zu seinem Schreibtisch, Oliver stellte ihm einen kleinen Karton auf den Tisch. „Das wirkt hier wie die Persiflage auf eine Kündigung wie in einem amerikanischen Film.“ Oliver zog es vor ihm nicht zu antworten. Seine persönlichen Sachen hatte er in der obersten Schublade und der Inhalt war schnell im Karton verstaut. Die beiden Bilder seiner Neffen, die auf dem seinem Schreibtisch standen, legte er vorsichtig auf die anderen Sachen und ging zum Aufzug, wieder von Oliver begleitet als ob er ein Verbrecher sei.

Die Aufzugtür öffnete sich, er ging herein, drehte sich um und setzte an sich von Oliver zu verabschieden, der sah ihn aber gar nicht an, also schloss er seinen Mund und war dankbar als sich die Türen schlossen. „Zumindest kann es heute nicht noch weiter abwärts gehen“, sagte er zu sich selber. Just in dem Moment bewegte sich der Lift nach unten. Im Erdgeschoss angekommen wollte er aus dem Fahrstuhl stürmen und lief direkt in Anita hinein. Sie schaute ihn kühl an und obwohl sie fast zwanzig Zentimeter kleiner als er war, hatte er den Eindruck das sie ihn von oben herab anschaute. Er wusste nicht wie sie das machte, es faszinierte ihn, aber speziell jetzt war es für ihn unerträglich. Er stürmte aus dem Gebäude, stolperte und wieder fing sein Knie einen schlimmeren Sturz ab, der Inhalt seines Kartons verteilte sich unter dem vor dem Eingang stehenden Auto. Er richtete sich auf und stellte verbittert fest, dass diesmal die Hose gerissen war.

Nachdem er die Bilder und die anderen Kleinigkeiten wieder im Karton verstaut hatte, machte er sich auf den Weg, zunächst hatte er überlegt ziellos durch die Gegend zu wandern, entschied sich dann aber doch für den direkten Weg zu seiner Wohnung. Er hörte das Klacken von Schuhen auf dem Bürgersteig und hatte das Gefühl, dass die Schritte ihn verfolgten. Als er sich umdrehte konnte er sie aber nicht mehr hören und auch keiner der Passanten zuordnen die er sah. Er machte sich wieder auf den Weg und auch der Rhythmus der Schuhe war wieder zu hören. Eine Frau, vermutete er, möglicherweise aber auch ein Mann, er hatte in der Firma auch einige Kollegen deren Schritte sich auch so anhörten als ob eine Frau laufen würde. Er blickte in den Schaufenster, hörte immer noch die Schritte und konnte sie einer attraktiven Frau in einem langen, dunkelblauen Kleid zuordnen. „Definitiv kein Supermodel, aber hübsch und nicht zu dick“, dachte er, fragte sich aber gleichzeitig ob er sie kannte und wieso sie ihn verfolgte.
Mae und Stosofollus
Ans Meer, an Italien denkt Mae. Stosofollus der Hund von Nischi ist nun schon seit einer Woche bei ihr und sein Besitzer schwirrt irgendwo in der Weltgeschichte herum. Automatisch kommen ihr die Bilder vom Strand in den Sinn, das glückliche Herumtollen im heissen Sand, das gleichzeitig belebende und beruhigende Rauschen der sanften Brandung, sein Duft vor dem tiefdunkelblauen Abendhimmel, der im Wettstreit mit der salzigen Meerluft wie ein Schmetterling vor ihrer Nase herumflatterte. Das Auto, das sie gemietet hatten und dessen Bremsen in jeder Kurve so jämmerlich quietschten, dass die entgegenkommenden Fahrer vor Schreck fast von der Strasse abkamen. Wie glüchlich sie da war. Sicher, den Menschen gefunden zu haben, mit dem sie den Rest ... Tränen schossen ihr in die Augen. Dieser Schuft! Dieser unverbesserliche, verdammte Weiberheld! Zornig schluckte sie den Kloß, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte nach unten. Runter zu den anderen Sehnsuchtsausrutschern. Dorthin wo ihr Herz früher schlug und jetzt nur noch ein nasskalter festgezurrter Knoten spürbar ist.
Warum nur musste sie immer ausrutschen? Konnte nicht zur Abwechslung mal so ein Gefühlsvampir wie Nischi auf seinem elenden Charme ausrutschen und beim Biss auf Granit treffen!
Das Allerschlimmste ist, dass ihr der Schmerz nicht reicht. Sie muss die alten Wunden auch noch mit Selbstmitleid penetrieren. Dafür hasst sie sich noch mehr. Und dafür, dass sie immernoch seinem Charme hilflos ausgeliefert ist.
Auf ihn, der er die bodenlose Frechheit besitzt, unangemeldet bei ihr herein zu schneien und wie selbstverständlich Stosofollus bei ihr lässt, wenn er auf die Jagd nach frischem Blut geht.
Wenn sie den armen Hund nicht so sehr liebte - und er sie....
Heute
möchte ich mich bei allen Autorinnen und Autoren für ihre Beiträge mit den 8 Wörtern der letzten Woche bedanken:
23 Geschichten auf 8 Seiten *freu*
*bravo* *top2*
und dann noch die *zugabe* dazwischen - - Baerliner64 u.violetti
einfach toll - wie dornroeschen67 richtig meinte.

alleweil_kimmts
teilte uns mit, dass Anita auf Glatteis einen Unfall hatte - -
Leahnah
berichtete, dass der Knoten von Anitas Schal geplatzt war - -
sylvie2day
erzählte, dass Christian mit einem Baseballschläger ein Auto penetrieren wollte - -
bjutifool
erfährt, dass Anita vor ihrer Haustür ausrutscht - -
MissTragedy
lässt Anita ständig lächeln - -
sylvie2day
die Nosferatu vor Anita warnen lässt - -
christian_m
der vor Wut in den Keller geht - -
KonstanzeLecter
die Anita in den schönsten Tönen malt - -
christian_m

der den Caffe Latte auf sein Jackett bekommt
Rhabia
als Sanitaeterin beim Lipizzanerhengst - -
Bjuti
die Anita als Untermieterin bekam
esprit_coquin
die sich den Ärger ihrer Freundin Fiona über deren Liebhaber und dessen Treffen mit Anita anhören musste - -
Moreinterested
der Anita auf dem Schokoladenpapier ausrutschen lässt - - -
christian_m
der von Lucien erfuhr, das Anita wohl eine Vampirjägerin ist und sich mit ihr trifft - -
relightmyfire
die mit Anita Bridge spielte und intime Sachen preisgab und erfuhr - -
Bjuti
deren Katze Sissi von Anita und Christian berichtete
KonstanzeLecter
die sich über Werbessendungen von Anita Produkten im Briefkasten ärgert - -
Bjuti

die Albträume bekommt und überlegt, wie sie Anita und Christian loswerden kann
alleweil
sitzt in der Badewanne und bekommt Besuch von Anita und Christian
Bjuti
wird Anita endlich los
Nisham
findet Anitas Handy
PhilGant
der nach seiner Kündigung direkt in Anita hinein lief
Olove
mit der Geschichte von Mae die an Italien denkt -

Mit einem Wort: Ihr seid *spitze* *blumenschenk*


Anita ist inzwischen wieder in Ratingen -
Sie hat jetzt ein neues Handy (das alte hatte sie ja beim Autounfall verloren) - -
Es geht ihr wieder gut - der Bruch verheilt wohl ordnungsgemäß und sie lässt alle grüßen und bedankt sich für eure Gastfreundschaft.
Ihr besonderer Dank gilt Christian, der ihr so uneigennützig geholfen hat.

Ev
Beauty's favourite @Argunar (2013)
******ool Frau
31.187 Beiträge
Und an dich ev
mein besonders *herz*licher dank für diese wortvorgabe, die mich wie nie zuvor inspiriert hat ... Und dass ich (und die anderen) Anita benutzen durften, für die du ja eigentlich das Copyright hast ... In diesem Sinne und für Anita als "Running Gag" dieses Spiels von mir ein *spitze*

*roseschenk* Beauty
******ool:
"Running Gag"

war einfach DIE Belebung in dieser Woche

mit Vergnügen dem Schreiber_hin_und_her zu folgen
*********quin Frau
165 Beiträge
Da kann
..ich mich nur Bjuti anschließen und Dir, liebe Ev, auch meinen Dank für diese wunderbare Zusammenfassung aussprechen.

Es hat viel Spaß gemacht, diesem Geschichtenverlauf zu folgen. *g*

*bravo*
Ich...
...fand es auch toll....nur leider war ich drei tage ohne Rechentechnik und daher sind meine Gedanken, Anita betreffend wieder mit der muse entschwunden.....leider wollte diese nicht so lange auf meiner Sculter hocken bleiben.

Hat aber Spaß gemacht, all dieses dann gestern abend nachlesen zu können.

Danke an alle Beteiligten....es geht doch *top*
**********immts Mann
635 Beiträge
ich kann mich nur anschließen
1000 Dank allen Mitschreibern und natürlich Ev, die die Steilvorlage dazu gab.
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Auch Danke *g*

Leider hab ich es nicht mehr geschafft, eine zweite (oder nochn paar) Geschichten dazu zu schreiben. Die zweite ist immer noch nur halb fertig. Kaum ist man mal zwei, drei Tage beschäftigt, schreibt ihr 92 Folgegeschichten und man verliert den Faden – ist übrigens einer der Gründe, warum ich die Gruppe so klasse finde.

Schön wars trotzdem
mhhh
*nachdenk*
*******an_m:
trotzdem
?

*nixweiss*
*********quin Frau
165 Beiträge
8 Worte
Ihr Lieben,

da habe ich doch als Neuzugang tatsächlich die Ehre, die berühmt berüchtigten 8 Worte zu setzen. Freu mich riesig darüber und ich hoffe, sie inspirieren euch ebenso wie die wunderbar gewählten Worte von Ev im vorherigen Spiel.

der Fremde

bigott

Vampirjäger(in)

Schlittenfahrt

Rubbellos

Kaffeekränzchen

marzialisch

Nagualismus



Viel Vergnügen

e_co
Der Fremde, marzialisch grinsend, der Schlittenfahrt zum Kaffeekränzchen mit dem Vampirjäger, der bigott den Nagualismus per Rubbellos erwirkt, denkend.
*********quin Frau
165 Beiträge
@ Leahnah
Ein bisschen frustrierend ist das ja schon, diese Wörter zusammengefasst innerhalb von einer Minute in den Raum geworfen zu sehen. Du hättest wenigstens so tun können als ob *zwinker*

e_co
Stimmt...
...vor allem, es gab mal Zeiten, da ergab der Kurzsatz wenigstens Sinn.
Leahnah...besinne dich bitte auf deine Wurzeln....BITTE *zwinker*
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Ev
Mit »trotzdem« meinte ich: obwohl ich nicht mehr dazu geschrieben habe als die beiden Textchen und obwohl ich das meiste was danach kam, bisher nur überflogen habe.
ok

gehe aus dieser Wortspielerei
**********immts Mann
635 Beiträge
So, so
Der Fremde bigotte Vampirjäger fand auf seiner Schlittenfahrt ein Rubbellos, das er beim nächsten Kaffeekränzchen wegen seines marzialischen Nagualismus sofort verschenkte, bereute dies am nächsten Tag.
**********immts Mann
635 Beiträge
es muss natürlich heißen:
... und er bereute dies am nächsten Tag.


*sorry*
*****_nw Mann
505 Beiträge
Tanz der Vampire
Gott, war das kalt. Der transsylvanische Winter fraß sich durch alle Lagen der Kleidung und setzte seine schmerzhaften Stiche im Rhythmus der Glöckchen, die mit jedem Hufschlag der gedrungenen Zugpferde erschallten. Gertrud hatte von einem Kaffeekränzchen mit irgendeinem Schlagersänger fantasiert, als sie mit der Münze über das Rubbellos der Surprise-Lotterie fuhr und wäre daher sogar froh gewesen, nicht zu den Gewinnern zu zählen. Es ging ihr nicht darum, einen Preis zu ergattern; sie liebte es, dass die Menschen im Kiosk ihr nicht ausweichen konnten, wenn sie sie in der Warteschlange in ein Gespräch verwickelte. Nun aber saß sie, eingehüllt in einen Berg von Bärenfelldecken, in einer Kutsche, die sie angeblich Vlads Schloß entgegentragen sollte. Vampirjägerin - wie hatte sie sich das vorzustellen? Die Schlittenfahrt gehörte dazu, sicherlich. Was aber erwartete sie im Schloß?

Wenn Gertrud die Augen zumachte, sah sie einen fahl geschminkten Mann mit hochgestelltem Kragen, der sich an ihr Bett schlich und dann - sie würde natürlich nicht wirklich schlafen - seinen Umhang mit einer theatralischen Bewegung aufriss. Im flackernden Kerzenlicht gab er einen kurzen Blick auf seinen athletischen nackten Körper frei, um sich schließlich nicht nur Gertruds Hals zuzuwenden.

Öffnete Gertrud die Augen wieder, was in der beißenden Kälte zum Glück nicht lange möglich war, entpuppte sich der Fremde als gelangweilter ältlicher Schauspieler, der mit einem schlecht sitzenden Kunststoffgebiss an ihrer Schulter herumlutschte, bis der genauso apathische Reiseleiter ein verwackeltes, unterbelichtetes Foto dieser denkwürdigen Szene geschossen hatte. Zu Hause würde sie dieses Bild jedem zeigen, dem nicht schnell genug eine Ausrede einfiel, um sie abzuwimmeln.

Nannte man das bigott? Sie war unsicher. Jedenfalls war ihr klar, dass sich niemand mit ihr abgab, wenn sie ihn nicht dazu zwang. Lag das an ihrem martialischen Auftreten? Machte sie den Menschen Angst, wenn sie trotz ihrer fast sechzig Lenze wie eine Punkerin herumlief, mit grün gefärbten Haaren und metallstrotzender Lederkluft? In den wenigen Augenblicken, die ein rasanter Tagesablauf ihr ließ, um zu sich zu kommen, haderte Gertrud mit ihrem Schicksal. So wie jetzt in der blöden Kutsche, nachdem die Bilder des lasziven Untoten sich endgültig verflüchtigt hatten.

Gertrud und ihre Freundinnen aus dem "Office-für-Anfänger"-Kurs waren schon einigermaßen beschwipst gewesen, als sie sich doch breitschlagen ließ, einen Zehner auf den Tisch zu legen und das Jahrmarktszelt von Madame Desiree zu betreten. Was sie immer als Humbug abgetan hatte, erwies sich jedoch schon kurz darauf als bittere Realität. Bis zu diesem unsäglichen Zeitpunkt hatte sie noch nie von Nagualismus gehört, der magischen Verbindung der Lebenswege zweier Menschen, die Madame Desiree aus lauter Frust über ihr eigenes schäbiges Dasein zwischen Gertrud und einer gewissen Courtney knüpfte, die von jenem Tage an in Faltenröcken herumlaufen und Dolly-Parton-Musik gut finden musste.
Trugschluss
Der Fremde sieht mich an. Unablässig. Immer wenn ich von meinem Block hoch sehe, starrt er zu mir herüber, doch keineswegs mit interessiertem Blick oder vor Neugier zappelnd – eher starr, abwertend, verständnislos.

Es passierte mir oft, wenn ich irgendwo mein Skizzenbuch herausholte und mich an die Arbeit machte, dass Leute stehenblieben, ein paar Mutige näher kamen und mir über die Schulter blickten. Kinder hatten am wenigsten Scham dabei, mir zuzusehen und Bemerkungen zu machen wie: „Der Baum sieht aber ganz anders aus. Wieso machst du den dunkelblau?“

Die ersten Mal hatte es mich Überwindung gekostet, in der Öffentlichkeit zu zeichnen, aber dann folgte ich diesem inneren Drang und zeichnete, skizzierte, kritzelte drauf los, wann immer mich irgendetwas inspirierte. Und das konnte fast alles sein. Der Anblick eines schlafenden, alten Mannes in der Bahn, Porträts jeder einzelnen der Freundinnen meiner Großtante bei ihrem Kaffeekränzchen –vor allem Anita posierte gern in jeglicher Haltung und bezahlte gut dafür.
Fahrzeuge, wie das Auto der Zukunft, oder das Treiben der Kinder auf dem Spielplatz vor meinem Haus. Ein besonders gelungenes von einer Schlittenfahrt auf einem Müllberg hat einen Preis gewonnen und brachte mir erste Kontakte mit der Verlagswelt.

Es gab Phasen, in denen ich mich an Comics versuchte und Stories von Vampirjäger(innen) erfand, dann versteifte ich mich auf politische Karikaturen, und übte mich darin, besonders bigotte Redner im Bundestag darzustellen.

Meine ersten Zeichnungen, die tatsächlich im Auftrag entstanden, stellten musikalische Vortragsbezeichnungen dar, wie adagio, maestoso oder marzialisch. Danach glaubte ich eine Weile, von meiner Kritzelei leben zu können. Aber es war nicht einfach. Ich brauchte Nebenjobs und tat fast alles – von Rubbellose verkaufen, bis Stadionrasen mähen. Wirklich geschafft hatte man es in diesem Job nie, das Glück spielte eine ebenso große Rolle wie das Talent.

Langsam spüre ich einen Knoten im Bauch wegen dieses Fremden. Er bleibt auf Abstand, beobachtet mich, als wolle er genau mitbekommen, was ich tue? Befürchtet er irgendwelche Industriespionage? Hält er mich für einen Detektiv?

Was ich tue, ist doch vollkommen unschuldig. Ich male den Baum auf der Straßenseite gegenüber, mit den Häusern dahinter, durch deren Fenster seine Äste fast hineinsehen können. Noch eben, und sie penetrieren die Hauswand wie seine Wurzeln den Asphalt durchdringen. Ich liebe Bäume, wenn ich an Nagualismus glauben würde, wäre ein Ahornbaum mein Schutzgeist.

Mein Bild ist jetzt fast fertig, weiter bearbeiten und nachfärben kann ich zuhause. Ich bin unruhig und nervös durch den fremden Beobachter und will mich diesen Blicken nicht länger aussetzen. Ich lege ein paar Euro für die zwei Milchkaffee auf den Tisch, die ich in meinem Lieblingsstraßencafé verzehrt hatte und packe meine Sachen. Wenn ich mich umsehe, ist der Mann immer noch da. Er trinkt nichts, er winkte den Kellner vorhin mit einer arroganten Geste weg, der dieser nicht widersprechen konnte und hält seine Hände auf dem dicken Bauch gefaltet vor sich.

Allmählich verspüre ich Wut für dieses unhöfliche Starren. Ich versuche, ihn anzulächeln, doch es kommt keine Reaktion. Ich stehe auf, muss an ihm vorbei und es kommt, wie es kommen muss.
In wichtigen Situationen in meinem Leben passieren mir immer diese Sachen – ausrutschen, etwas fallen lassen, das Falsche sagen oder stolpern. Jetzt ist es letzteres. Ich falle über meine eigenen Füße, gerade als ich an dem Kerl vorbeigehen muss, der mir meine Lieblingsstunde des Tages vermiest hat. Und meine Stiftebox fällt auf den Boden. Er reagiert auf das Geräusch. Aber nicht auf mich.
Er dreht den Kopf, als ob er sich umgucken würde und grinst unbeholfen, als ob er sagen wollte: „Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht helfen kann“. Er sieht mich nicht. Er ist blind.

Ich hoffe, er ist wieder da, wenn ich morgen hierherkomme, dann kann ich ihn zeichnen, seinen starren Blick, und all das, was ich darin sah. Das wird ein beängstigendes Porträt eines Angst einjagenden Mannes, der nichts sieht.
Zunächst ging sie weiter, dann schien sie aber gemerkt zu haben, dass er sie im Schaufenster beobachtete, blieb stehe und sah sich um. Er nutzte die Gelegenheit, drehte sich um und war verwundert. Wie eine Vampirjägerin war sie scheinbar vom Boden verschluckt worden. Nun war er es der hektisch den Blick schweifen ließ, allerdings war er erfolglos, er konnte sie nirgendwo entdecken. Im Kopf ging er die letzten Wochen durch, hatte er die unbekannte Frau vielleicht bei Anita kennengelernt hatte, aber er hatte im Schaufenster einfach zu wenig erkennen können. Er konnte sich einfach nicht finden und entschied sich erst einmal für das Bistro gegenüber. Das gute Wetter erlaubte es, das man sich auch draußen hinsetzen konnte. Er nahm auf einem der Korbstühle Platz und warf einen flüchtigen Blick in die Karte, die auf jedem Tisch in einen Ständer geklemmt war.

„Guten Tag! Was darf ich Ihnen bringen?“, fragte der Kellner, der klassisch in schwarzer Hose, weißem Hemd und schwarzer Kellnerschürze gekleidet war. „Guten Tag?“, fragte er leicht angesäuert, merkte aber sofort das Groll den falschen trag, „Entschuldigung, meiner war bisher nicht wirklich gut. Bringen Sie mir bitte einen Milchkaffee und eine Flasche Wasser, medium. Danke!“ „Kommt sofort“ und schon war der Kellner auch wieder weg. Er lehnte sich nach hinten, scannte noch einmal erfolglos die Umgebung nach der Unbekannten im dunkelblauen Kleid und widmete sich dann dem Inhalt seines Kartons. Vollkommen deplaziert wirkte das Rubbellos, vor allem fragte er sich wieso er es aufgehoben hatte, denn es war eine Niete. Er drehte es um, betrachtete die Rückseite und ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht.

Auf der Rückseite war eine Handynummer eingetragen und sofort erinnerte er sich, dass er die beim letzten Skiurlaub erhalten hatte. Mit ein paar Freunden hatte er an einer Pferdeschlittenfahrt mitgemacht und die Dame dann danach getroffen. Der nette Plausch wurde mit dem Austausch der Telefonnummern beendet und er hatte sie im Anschluss dann doch nicht angerufen. Gerade als der Kellner mit seiner Bestellung kam, legte er das Los wieder in den Karton zurück. Nach dem Kaffee stellte der Kellner ein Glas auf den Tisch, öffnete die Flasche und füllte das Glas halb. Den Bon schob er unter den Bierdeckel auf dem das Glas stand: „Bitte sehr.“ „Vielen Dank, einen Augenblick“, er nahm den Bon, holte seinen Geldbeutel hervor und drückte dem Kellner das Geld, mit einem ausreichenden Anteil an T rinkgeld, in die Hand. Der war professionell genug und kontrollierte erst außerhalb der Sichtweise des Gastes die Höhe des Trinkgeldes.

Das Gespräch mit der Dame war kurzweilig gewesen und er war am grübeln, ihr Name wollte ihm nicht einfallen, aber sie hatte ihm Nagualismus aufgeklärt. Es verwunderte ihn immer wieder das auch intelligente Frauen auf Spirituelles und Esoterik ansprachen, aber überhaupt hatte man(n) ja den Eindruck, dass man Frauen nicht wirklich verstand. Dann fiel ihm ein, dass Sonja, so ihr Name, Juristin war und in der Personalabteilung einer großen Bank hier in der Stadt arbeitete. Er kramte das Rubbellos wieder aus dem Karton, speicherte die Nummer in seinem Handy und überlegte wie er das Gespräch am besten anfangen könnte. Ihr Name stand nun im Dispay und er müsste nur noch auf „Anrufen“ drücken, zögerte erst, entschied sich aber dann für den Anruf.

Auf der anderen Seite klingelte es und als er schon auflegen wollte, meldete sich Sonja: „Hallo?“, „Hallo Sonja, ich bin es“, ihm fiel ein, dass das eine der schlechtesten Vorstellungen am Telefon ist, aber erstaunlicherweise hatte sie seine Stimme erkannt. „Da schau an, ich hatte schon gar nicht mehr mit deinem Anruf gerechnet!“ Er überlegte sich ob er erst ein paar Höflichkeiten streuen sollte, entschied sich aber für den direkten Weg: „Du, ich will ehrlich sein, der Grund meines Anrufes hat einen beruflichen Hintergrund, du bist doch Juristin und fit im Arbeitsrecht?“ Es folgte eine kurze Stille, dann aber: „Ja, du erinnerst dich richtig. Worum geht es?“ Er erzählte von seiner Kündigung, bzw. das wenige, was er dazu erzählen konnte. „Das Leben ist kein Kaffekränzchen!“, sagte Sonja, „Hast du schon etwas schriftliches bekommen?“

„Nein, bisher noch nichts.“ „Ich nehme an, dass du die nächsten Tage die schriftliche Kündigung mit der Post bekommen wirst. Überlege dir ob du Anita was erzählt hast oder ob sie bei dir vielleicht in ein paar Papiere hat hineinschauen können. Daneben solltest du auch überlegen, ob du vielleicht Kollegen …. Ex-Kollegen hast, die dir ans Bein pinkeln wollen. Ruf mich an sobald die Kündigung da ist, dann treffen wir uns zum Mittagessen.“ Sie verabschiedeten sich, er legte auf und war erleichtert. Er kam sich zwar immer noch irgendwie bigott vor, auf der anderen Seite hatte sie sich bisher auch noch nicht gemeldet.

Ein Fremder setzte sich an seinen Tisch. „Hallo“, sagt er kurz und musterte ihn von oben bis unten. „Hallo? Kennen wir uns?“ Der Fremde lächelte und lies sich lange Zeit mit der Antwort. „Sagen wir es mal so, ich kenne sie, ich bezweifel aber, dass sie sich an mich erinnern. Ach ja, nennen sie mich einfach Daniel.“ Er überlegte ob er sich an Daniel, entgegen dessen Aussage, vielleicht doch erinnerte, konnte ihn aber nicht weiter einordnen. „Daniel, wie kann ich ihnen helfen oder vielleicht noch besser: was kann ich für sie tun?“ „Sie wundern sich sicher, wieso ihr Tag bisher so gelaufen ist?“ Verwundert traf es nicht mal annähernd, bisher hatte er gedacht, dass er ein halbwegs normales Leben führt. Privilegiert, ja, das schon, ein jährliche Skiurlaub, im Sommer irgendwo in die Sonne, sein fast abbezahltes Loft, beschweren konnte er sich nicht. Dann hatte ihn Anita vor ein paar Tagen abserviert und er lernte die alte Trennungsgeschichte erstmals aus der Perspektive des Verlassenen. Heute Morgen dann die Kündigung und nun dieser ominöse Typ an seinem Tisch, er kam sich fast vor wie in einem Agentenkrimi. „Ich habe ihnen eine Frage gestellt“, brachte ihn Daniel wieder aus seinen Gedanken zurück in die Realität.

„Wundern ist noch leicht untertrieben“, giftete er Daniel an. Der sprang plötzlich auf, lehnte sich über den Tisch, stemmte die Hände auf den Tisch und sah ihn mit einem martialischen Blick an. Er zuckte zusammen und presste sich weit in seinen Stuhl hinein während Daniel ihm tief in die Augen starrte. „Achten sie auf ihren Ton!“ Zufrieden musterte Daniel wie er sein Gegenüber eingeschüchtert hatte, setzte sich wieder hin und drehte auf seinem Schoß ganz entspannt die Daumen. „Daniel, sie scheinen offensichtlich mehr über mich zu wissen, als es mir lieb wäre. Und es scheint auch etwas zu geben, was sie mir mitteilen wollen, wozu wären sie sonst hier? Ich bin Neugierig und würde gerne wissen in welches Spiel ich hineingeraten bin!“
*****_nw Mann
505 Beiträge
Öhhhh ...
... ich wüsste auch gern, was es mit dem geheimnisvollen Daniel auf sich hat. Spann uns doch nicht so auf die Folter, jedenfalls nicht hier im Geschichtenspiel.
Beauty's favourite @Argunar (2013)
******ool Frau
31.187 Beiträge
Magical science
Marisa, ambitionierte Doktorandin der Ethnologie und der Empirischen Kulturwissenschaften, war schon von frühester Kindheit an von den Mythen und Erzählungen der zentralamerikanischen Kulturen fasziniert gewesen. Statt der Grimmschen Märchen hatte ihr Vater, mexikanischer Herkunft und sich selber als stolzen Nachfahren eines Tolteken-Häuptlings sehend, ihr von der martialischen Traditon des Jaguar-Gotts, der die Herzen der geopferten Krieger verschlang, erzählt. In dem kleinen Dorf in Süddeutschland blieb er immer "der Fremde" und auch Marisa, mit dem feuerroten Haar ihrer deutschen Mutter und der milchkaffee-farbenen Haut des Mischlings, war immer wieder Zielscheibe der Hänseleien von Kindern und der Verachtung der bigotten Erwachsenen für den kleinen Bastard geworden.

Aber nun lebte sie in Berlin, stand kurz vor dem Abschluss ihrer Dissertation und hatte den Mann ihres Lebens gefunden. Die Göttin des Glücks verwöhnte sie fürwahr verschwenderisch. Lange hatte sie an ihrer Dissertation zum Thema "Mystische Vereinigungen individualer Existenzen: der Nagualismus in Theorie und Praxis - eine kulturvergleichende Untersuchung zwischen Zentralamerika und Südost-Europa" gearbeitet.

Hierin verfolgte sie die These, dass es auch in Europa, Kenntnis und Praxis der Vereinigung des Menschen mit seinem Schutzgeist gäbe - u.a. habe sich in Rumänien auf der einen Seite der Glaube vom Vampir als blutsaugendes, todbringendes Wesens in weiten Teilen der Bevölkerung als Angstvision verbreitet, auf der anderen Seite gäbe es aber die Kultur der Sinti und Roma, die in den dort verbreiteten Vampirfledermäusen ihre Seelenverwandten zum Schutz gegen die fremdenfeindlichen Auswüchse der Einheimischen sähen. Ihre beste Freundin nannte sie wegen dieser Begeisterung oftmals spöttisch "die Vampirjägerin".

Dies alles zu erforschen und um ihre Thesen zu belegen, hatte sie mehr als drei Monate im transsylvanischen Teil Rumäniens und unter dem fahrenden Volk gelebt - oftmals waren die schlechten Straßen und Wege so verschneit gewesen, dass sie sich nur durch eine Schlittenfahrt vom momentanen Lager des einen Stamms zum nächsten bewegen konnte. Das Leben war einfach und billig, trotzdem war sie froh, dass sie durch den spontanen Kauf eines Rubbelloses 5000 Euro gewonnen hatte und so für eine Zeit in ihrem Job als wissenschaftliche Hilfskraft pausieren und damit diese Reise finanzieren konnte. Ja, das Glück war wirklich mit Marisa.

Auf der mühevollen Heimreise mit dem Zug aus den tiefsten Tiefen der transsylvanischen Wälder nach Bukarest verlor sie sich in Träumen an ihren Geliebten. Sie und ihr Doktorvater waren sich bei den erhitzten Diskussionen über ihre Thesen nicht nur geistig sondern auch körperlich nähergekommen - der schlanke athletische End-Vierziger mit dem glänzenden schwarzen Haar, den stechenden blauen Augen und den markant-männlichen Zügen erinnerte sie in vielem an ihren viel zu früh verstorbenen Vater. Nun erinnerte sie sich mit versonnenem Lächeln an ausgiebige Liebesnächte in ihrem breiten Bett, während Catli, ihr Siam-Kater, der sie seit dem Tod ihres Vaters durch ihr Leben begleitete, sie wohlwollend vom gepolsterten Kopfende des Bettes zu beobachten schien.

Kaum in Tegel gelandet, rief sie Jochen an - sie hatte ihn während ihrer dreimonatigen Reise schmerzlich vermisst, aber die Kommunikationswege aus Südosteuropa waren zu verschlungen und unzuverlässig, um einen regelmäßigen Kontakt aufrechtzuerhalten. Scheinbar zögernd ließ er sich am Telefon darauf ein, gleich zu ihr zu eilen.

Nachdem sie ihr Wiedersehen mit schier nicht endenwollendem Sex gefeiert hatten, nahm Jochen sie in die Arme.

"Kleines, wir müssen reden," erklang seine gutturale Stimme in ihre schlaftrunkenen Fantasien von wissenschaftlichem Erfolg und immerwährender Liebe. "Ich habe während Deiner Abwesenheit versucht, mit meiner Frau zu reden. Sie verweigert mir Trennung und Scheidung und droht, mich persönlich, finanziell und meine wissenschaftliche Karriere zu ruinieren, wenn ich sie verlasse. Und das kann und will ich nicht als Preis für Dich und mich zahlen. Selbstverständlich ist es aufgrund dieser Verwicklungen auch nicht länger möglich, dass ich weiterhin Deine Doktorarbeit betreue. Du wirst Dir ein anderes Thema und einen anderen wissenschaftlichen Supervisor suchen müssen. Am besten fängst Du in einer anderen Stadt noch einmal ganz von vorne an. Ich habe da einen guten Freund in München, dem ich Dich empfehlen könnte - in jeder Hinsicht," setzte er mit einem Zwinkern hinzu.

So sollten ihre Träume sich in Luft auflösen? Die Welt flimmerte vor Marisas Augen. Mühsam versuchte sie, die aufkommenden Tränen zu unterdrücken, ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Noch bevor sie nachdenken oder antworten geschweige denn handeln konnte, trat Catli in Aktion. Er hatte sich von hinten an Jochen angeschlichen und biss dem Abtrünnigen mit der ganzen Kraft seiner langen Eckzähne in den Hals. Rotes, klares Blut schoss aus der durchtrennten Schlagader in Fontänen auf Marisa nieder. Sie beachtete es nicht, sondern lächelte nur versonnen in Gedanken vor sich hin.

So intim sie auch gewesen waren, sie hatte Jochen nie davon erzählt, dass Catli nur der Kosename des Katers war und sein voller Name "Tezcatlipoca". In seinem Körper hielt wie in Kindertagen der Geist ihres toten Vaters über sie Wacht und bewahrte sie vor allem Bösen.
*wow*

mehr kann ich dazu nicht schreiben - -

es hat mich umgehauen.

Ev *angsthab*
Beauty's favourite @Argunar (2013)
******ool Frau
31.187 Beiträge
lieben Dank
ich schicke Sissi auch umgehend ins Trainingslager zu Catli - bisher hat zwar der Faktor "Katzenhaarallergie" hinreichend gegen lästige (Ex)Liebhaber ge*wuerg*t, aber frau kann ja nie wissen *floet*
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