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Mansharing
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GESCHICHTENSPIEL TEIL 29

**********ecter Mann
3.203 Beiträge
Fundsachen
Wo könnte ich meine Neuerwerbung platzieren? Die dominante Farbe ist dunkelblau. Das passt eigentlich gar nicht in meine Wohnung. Genau genommen habe ich gar keinen Platz, um ein weiteres Bild zu hängen. Ein Großteil der Graphiken lagert sowieso schon in Mappen. Ein Miró hängt im Kinderzimmer und der Penck im Bad. Was bin ich dekadent, ich hab im Bad nen Penck.

So wirklich ist das Bild auch nicht mein Geschmack. Sachlicher Realismus, mit einem leichten Hang ins Naive. Die angedeuteten Abstrahierungen erscheinen mir zu gewollt. Ohne die rückseitige Signatur "maestoso - 1921" hätte ich es gar nicht mitgenommen. Ich glaub der Typ von der Entrümpelungsfirma wusste gar nicht, was er da vor lauter Wut in den Container warf.

Bei Schnee sollte man eben vorsichtig gehen, da kann man leicht ausrutschen. Fluchen konnte der Typ. Dabei musste er wirklich nicht weit zum Auto gehen. Mir soll es recht sein. So kann man auch zu Bildern kommen. Etwas googeln brachte mich auf die Vermutung, dass dieses Bild ein Rée ist. Anita Rée.

Schon wieder Anita. Der Name scheint mich in letzter Zeit zu verfolgen. Als ich letzt meinen, mittlerweile ständig frisch geputzten, Briefkasten öffnete, kam mir eine ganze Flut an Werbeprospekten über irgendwelche Anita Produkte entgegen. Ich habe zwar einen Aufkleber angebracht, dass ich das nicht will, aber der oder die Werbeverteiler scheinen es zu lieben, gerade diese Briefkästen mit Werbung zu penetrieren.

Wenn mir mal so einer über den Weg läuft, mach ich ihm einen Knoten ins Ohr, damit er sich das merkt.
Endlich Zuhause - es war ein langer Tag – dann die Bahnfahrt – grauenhaft - - an jedem Papierkorb hielt der Zug. Wenigstens war die Vorstellung ein Erfolg mit 400 Menschen im Publikum.

So schließe ich meine Wohnungstür auf – was sehe ich als erstes: der blinkenden AB.
Nein dafür habe ich jetzt absolut keine Lust. Wer wollte denn etwas von mir? Hoffentlich nicht Anita.
Ich nehme das Telefon in die Hand und sehe auf dem Display: Unbekannter Anrufer. - Welch ein Glück - nicht Anita.
Meine Güte, wer will denn etwas von mir? Also erst einmal essen – ein Glas Rotwein ist ein MUSS - -
So, anhören kann ich mir ja wer mich anruft – es ist ja zum Glück niemand am anderen Ende vom Telefon –

Hallo Ev- - nimm doch bitte ab - - du bist doch Zuhause? - - Nein? – dann rufe mich bitte zurück, so bald du wieder Zuhause bist. Ich muss dir unbedingt von Christian erzählen. Du weißt doch, das ist der, dessen Telefonnummer du mir nicht geben wolltest – denn die Nummer, die Du mir gegeben hast, das war die von einem Beerdigungsinstitut – und das fand ich ganz blöd. Alles was du dann von diesem Mann erzählt hast stimme nicht. Ich habe mich schwarz geärgert – weil ich mir gar nicht vorstellen konnte, dass du mir so etwas antust. Dann hatte ich den Autounfall und bin ich über einen Stein gestolpert und nun ist mein Bein ganz dunkelblau angelaufen – aber das was dann passierte, das muss ich dir selber erzählen.
Jedenfalls muss ich unseren nächsten Bridgenachmittag absagen. Ich bin nämlich in Tübingen – ja frage nicht warum und nicht weshalb. Und unter meinem Handy bin ich auch nicht zu erreichen, das ist bei dem Sturz kaputt gegangen als ich den Unfall mit dem Auto hatte. Jetzt habe ich ein anderes, das lag auf der Straße wo ich den Unfall hatte. Erst dachte ich das wäre meines – aber das stimmte nicht. Aber das hatte ich dir doch schon per SMS geschrieben, oder?
Du kennst jedenfalls doch den Christian – ich glaube der junge Freund von dir, der hieß doch auch so, oder war das ein anderer Name? Jedenfalls muss ich dir unbedingt von diesem Christian erzählen – bitte rufe mich an. Ich kann nämlich mo


Und dann war das Band auf dem AB zu Ende. Also doch Anita - und was für einen Quatsch hat sie denn da gestammelt?
Nein – ich werde auch morgen nicht anrufen – schon gar nicht diese Handynummer.
Wer weiß wem sie gehört – das ist mir zu gefährlich, bloß nichts über das Knie brechen.
Sollte sie wirklich Christian kennen gelernt haben?
Nein, das glaube ich nicht, geht ja garnicht - Christian wohnt in Bonn und sie ist in Tübingen - - -

Morgen ist auch noch ein Tag - -

© ev 22.01.2013
Feuerchen...
was bitte ist denn ein
Männerdurchsatz
?????
**********ire21 Frau
2.155 Beiträge
*******er64:
was bitte ist denn ein
Männerdurchsatz

Also, ich nehme mal an, dass die Frage rhetorisch gemeint war, mit männlicher Logik sollte es bei dieser Wortkombination ja wohl keine Schwierigkeiten geben *fiesgrins*

Durchsatz: so ungefähr Menge pro Zeiteinheit, genaueres siehe Wikipedia.
Beauty's favourite @Argunar (2013)
******ool Frau
31.187 Beiträge
Albträume
Wieder einmal sechs Uhr, wieder einmal Tübingen:

Nach einer Nacht voller kafkaesker Fieberträume erwache ich zu einem neblig-trüben Wintermorgen. Einen Moment lang überlege ich, ob ich mich doch noch nicht hinreichend von meiner Grippe erholt habe, dann fällt mir ein, dass wohl das unvorsichtige Anklicken eines Fotothreads "Ledergay-Gartenzwerg" dieses jamais vu an wirren Traumbildern ausgelöst haben könnte. In dieser dunklen Nacht waren Dutzende von hetero-, homo- und transsexuellen Zwergen, die untereinander erbittert um die Gunst von dichtenden Schneeflittchen buhlten, durch meinen visionären nächtlichen Bilderreigen getobt: einer - etwas größer als die anderen und sich daher fast riesengleich fühlend - war sogar nicht davor zurückgeschreckt einen der konkurrierenden Wichtel durch Melden bei der obersten Märchenbehörde ausschalten und hinrichten zu lassen.

In einem anderen Moment gegen Mitternacht glaubte ich eigentlich wach zu sein und am Dachfenster einen schwarzen Schatten mit glutroten Augen und einem spitzzahnigen Gebiss wahrgenommen zu haben, der mich mit wilden Blicken musterte. Bevor ich mir darüber klarwerden konnte, ob ich wach war oder schlief, war er jedoch wieder verschwunden.

Verwirrt versuche ich all diese Illusionen abzuschütteln und schaue mich im Zimmer um - ich bin in meinem eigenen Bett aufgewacht. Sollten alle Erlebnisse der letzten Tage - die plötzliche Ankunft von Anita, ihr Unfall direkt vor meiner Haustür, das ebenso unerwartetete Auftauchen von Christian, meine bisher vergeblichen telefonischen Hilferufe an Ev, die hysterischen Anrufe einer Frau namens Fiona, die unverzüglich Christian zu sprechen wünschte .... - sollte all das auch nur auf Einbildungen meiner überhitzten Fantasie beruhen?

Neben mir wimmert die Katze leise - sie legt in den letzten Tagen wirklich seltsame Verhaltensweisen an den Tag. Ich bin mir nicht sicher, ob dies auf einer gewissen Ambiguität männlichen Wesen gegenüber beruhen könnte? Sie hatte schon immer eine Art von Männer-Allergie, nur meinen Sohn duldet sie als Spender von Streicheleinheiten und Futter. Besonders Christian gegenüber gebährdet sie sich aber wie toll: Immer, wenn er in ihre Nähe kommt, macht sie einen Buckel, faucht und zischt ihn an und plustert ihr Fell so auf, dass sie sich fast auf doppelte Größe aufbläht. Als ich sie streichele finde ich an ihrem Bäuchlein seltsame Hautveränderungen, die fast an Gasbrand erinnern.

Langsam wird mir bewusst, dass die Ereignisse der letzten Tage wohl doch in der Realität stattgefunden haben, die Tatsache nun wieder in meinem eigenen Bett schlafen zu können, verdanke ich lediglich einer Rotation: Mein Sohn hatte sich gestern abend strikt geweigert, weiterhin Zeuge der bizarren Lust- und Liebesspiele unserer Logiergäste zu werden und hatte verkündet, ab sofort bis zum Ende dieser Invasion bei einem Freund übernachten zu wollen - widerwillig hatte ich ihn gehen lassen, kam es mir doch so vor, als würde ich nun meinen letzten Trost und Rückhalt verlieren. Nachdem er verschwunden war, hatte ich Anita und Christian in sein Zimmer umquartiert und mein eigenes Bett zurückerobert, mir schmerzen seit Tagen alle Glieder vom Schlafen auf dem Sofa.

Wieder einmal sage ich mir, dass es so nicht weitergehen kann. Die Besetzer meines trauten Heims stören mein Leben empfindlich.

Auf dem Weg zur Arbeit beschließe ich, heute in den Gewölbekeller der Bibliothek hinabzusteigen, in dem die Rara aufbewahrt werden. Sicher ist unter all den alten und wertvollen Büchern auch ein mittelalterliches Grimoire zu finden. Wenn ich all diesen seltsamen wirklichen und unwirklichen Erscheinungen in meiner Welt schon nicht mit realen Abwehrmethoden Herrin werden kann, hilft mir vielleicht ein zünftiger Abwehrzauber ...



Kurzgeschichten: GESCHICHTENSPIEL TEIL 29
Bjuti
irgendwie ganz neu, aber wieder ausgesprochen fantasievoll - nur die Sache mit dem Abwehrzauber hat mich etwas verwirrt. Das ist doch sonst nicht Dein Ding...*lach*
Beauty's favourite @Argunar (2013)
******ool Frau
31.187 Beiträge
na
*****eal:
nur die Sache mit dem Abwehrzauber hat mich etwas verwirrt. Das ist doch sonst nicht Dein Ding

irgendwie musste ich das blöde wort unterbringen und irgendwie muss ich ja diese plage loswerden *zwinker*
spätestens
Sonntagabend ist Anita weg aus deiner Wohnung

*haumichwech*
SMS an Ev
Warum rufst du mich nicht an? Du, ich habe gestern auf dem Fernseher etwas ganz tolles gesehen. Aber das ist ein ganz komischer Fernseher - - ich verstehe ja nicht viel davon – aber Christian hat da irgend etwas eingestellt – aber das waren keine Filme wie bei mir Zuhause – das waren so - wie soll ich es dir beschreiben – ganz andere. Und dann sind wir runter auf die Straße, zum Glück hat mich Christian gut auf der Treppe gehalten – und kaum vor dem Haus rempele ich einen anderen Herrn an. Ich entschuldige mich höflich und sagte – ich wollte sie nicht treffen – ich wollte nur zur Post um einen Brief an meine Freundin Ev zu schicken, da meint der doch: Ev? Den Namen kenne ich – jedenfalls kenne ich eine Ev – aber ob es die gleiche Person ist, da habe ich keine Ahnung. Ja, und da sind wird ins Gespräch gekommen – und du wirst es nicht glauben, dieser Mann kennt dich, und dieser Christian auch. Sag mal, wen kennst du eigentlich nicht? Und der kennt den Mann auch – ich fass es nicht – aber den Namen habe ich jetzt vergessen – war irgend etwas französisches – ist ja auch egal. Anita
**********immts Mann
635 Beiträge
@zigeunerin und alle anderen fleißigen Schreiber
Macht nur weiter so und ich träume wieder von Anita und Christian!
Schon die letzten Nächte haben die beiden mir jeden Schlaf geraubt. Hoffentlich verpiXXXen sie sich endlich aus meinen nächtlichen Fantasien, die ich kaum ertragen kann. Nicht wegen des hemmungslosen Verhaltens, nein, weil sie auch vor dem armen geschundenen Stubentiger kein Halt machen.
soll ich lieber die Anti-Terror-Einheit des BGS in Marsch setzen? Oder reicht vielleicht ein Einsatz vom polizeilichen Sondereinsatzkommando?
*nene* da hüüülft nur noch Zettel, Stüft, Tastatur, wat sonst noch zum Schreiben und Tippseln gebraucht wird
**********immts Mann
635 Beiträge
Wie soll ich das verstehen??????
Die machen doch nichts gegen Wohnungsbesetzer.
*fiesgrins*

eben dadarum
**********immts Mann
635 Beiträge
*polizei* rufe!!!!
oooch mennnooooo

*spassbremse*
**********immts Mann
635 Beiträge
So habe ich mir den gestrigen Abend nicht vorgestellt!
Winter, Frost, gesäßkalt draußen und ich liege gemütlich vor dem Kamin. Leider war mein heutige erwarteter Begleiter noch nicht erschienen. Ob er wohl in den 5 Zentimetern Neuschnee, die es heute gab, stecken geblieben ist? So langsam wurde ich ungeduldig. Eigentlich könnte er doch wenigstens sein Handy bemühen und mir sagen, wann er hier endlich eintrudelt.
Die Wärme des Feuers ließ mich müde werden. Wenn er sich nicht bald meldet, so dachte ich, werde ich einfach noch einmal in den Whirlpool steigen. Den Champagner nehme ich aber mit!

Kaum streckte ich mich wohlig in dem sprudelnden Wasser, klingelte es und ich musste wieder heraus aus dem köstlich parfümierten Wasser. Also flink in den neuen Morgenmantel gewickelt und zur Tür geflitzt. Doch wer stand vor der Tür?

Anita!!!!

Mit Christian und ihrem Gipsbein!

Ich fasste es nicht. Was trieb die beiden hierher ins Flachland und … wie kommen die eigentlich so schnell aus Tübingen hierher?
Sachsen-Anhalt ist da ja nicht grad um die Ecke? Hat Ev sie endlich rausgeworfen und mir auf den Hals gehetzt? (Ich frage mich, wie sie das geschafft hat!) Ich hoffe nicht, denn sonst komme ich ja nicht einmal mehr zum Tippen. Wie soll die Geschichte sonst weiter gehen?


Verzweifelte Grüße sendet euch Frau Alleweil
brüllkreischPippiinneAugenvomSofaplumsen
Beauty's favourite @Argunar (2013)
******ool Frau
31.187 Beiträge
Das Finale (wie wir Anita endlich los wurden!)
Gestern nachmittag kam ich kaum zum Arbeiten - hatte ich mich doch in den Bibliothekskeller verzogen und dort stundenlang Bücher über den Umgang mit übersinnlichen Wesen gewälzt bzw. Informationen gesucht, wie ich mich unauffällig aber nachhaltig meiner menschlichen Gäste entledigen könnte. Dabei benutzte ich alle mir zugänglichen Bücher über geheimes Zauberwissen, die dem normalen Bibliotheksbenutzer nicht zur Verfügung stehen. Natürlich konnte ich aus diesen Büchern keine Kopien anfertigen, da sonst das brüchige alte Pergament beschädigt werden würde, also verbrachte ich lange Zeit mit dem Abschreiben der mir wichtig erscheinenden Passagen. Ich war einfach sicher, dass mir, wenn ich nicht bald etwas gegen Anita und Christian unternahm, der Kragen endgültig platzen würde. Es war ja immerhin schon so weit gekommen, dass ich lieber zur Arbeit ging, als mich auch nur eine Minute länger als nötig in der Nähe dieses chaotischen Gespanns aufzuhalten.

Am Morgen hatte es mal wieder mit der einigermaßen pünktlichen Versorgung mit meinem Futter geklappt, und meine Menschin hatte wie immer, wenn sie mich tagsüber alleine lässt, auch die Balkontüre offengelassen, damit ich mich auf meine Streifzüge in die Nachbarschaft begeben konnte. Allerdings hatte ich mir vorgenommen, in der Nähe der Wohnung zu bleiben, weil ich das Gefühl hatte, jetzt alleine für den Schutz von Haus und Hof verantwortlich zu sein.

Ich legte mich also in der Nähe der Haustür auf die Lauer, so dass ich mein favorisiertes Mauseloch und das Geschehen rund um mein Heim gleichermaßen im Auge behalten konnte.

Am späten Vormittag war es dann so weit: die seltsame alte Frau verließ - gestützt von ihrem Männchen - das Haus. Tollpatschig, wie sie mir schon immer erschienen war, stieß sie gleich mit einem weiteren Mann zusammen, der sich unter meiner Dauerbeobachtung schon eine Weile vor der Haustür herumgetrieben hatte.

Nach einer kurzen Unterhaltung drehten unsere beiden zwangseinquartierten Gäste und ihr neuer Bekannter um und gingen ins Haus zurück. Sogleich kletterte auch ich über die Pergola im Garten der Erdgeschosswohnung auf den Balkon und schlich mich möglichst unauffällig ins Wohnzimmer zurück.

Alle hatten nun auf dem Sofa Platz genommen und unterhielten sich angeregt. Vorsichtig schlich ich mich näher heran, ohne dass ich bemerkt wurde. Sofort fiel mir auf, dass der neue Besucher seltsame Reaktionen zeigte: immer wieder rieb er sich die Augen, schnäuzte seine Nase und kratzte sich überall am Körper. Sollte er ...

Ich beschloss, mir die Erkenntnis, die mich bei diesem Anblick überkam, baldigst zunutze zu machen.


Es war schon sieben Uhr, als ich endlich nach Hause kam, reichlich spät angesichts der Tatsache, dass die Katze daran gewöhnt ist, pünktlich um 18 Uhr gefüttert zu werden. Meist rufe ich nach ihr, wenn ich vom Bus komme, da sie es liebt, tagsüber während meiner Abwesenheit in der Gegend herumzustreunen und die ein oder andere Maus zu fangen und als Zeichen ihrer Zuneigung zu mir unter mein Bett zu legen. Aber es kam keine Katze angelaufen.

Als ich die Wohnung betrat, hörte ich sofort eine vielstimmige Unterhaltung. Eine männliche Stimme mit französischem Akzent kam mir gar nicht bekannt vor. Ich traute mich kaum, in mein eigenes Wohnzimmer zu gehen angesichts der neuen ungewissen Bedrohung durch einen weiteren Gast. Folglich ging ich zunächst zum Medikamentenschrank im Badezimmer und verordnete und verabreichte mir eine Dosis Lorazepam zur Beruhigung.

So gestärkt betrat ich den Raum, den ich schon fast als Schlachtfeld im Kampf um meine Selbstbestimmung ansah - auch hier war die Katze nirgendwo zu sehen. Dafür saßen Anita, Christian und ein weiterer Mann - sehr bleich und duster - auf dem Sofa und unterhielten sich angeregt. Zur Steigerung der Stimmung hatten sie sich eine Bowle aus Prosecco und Mandarinen-Schnitzen zusammengerührt. Ihr Angebot, mitzutrinken, lehnte ich dankend ab - ich mochte mir die Wirkung in Kombination mit dem Medikament noch nicht einmal ausmalen, geschweige denn am eigenen Leib erfahren.

Anita, die mir in den Erzählungen von Ev immer als wahre Dame erschienen war, war durch den Genuss des Prosecco vollkommen enthemmt. Bekleidet mit nur einem Hüfthalter in Gold - nach ihrer kichernden Aussage die neue Kultfarbe - alberte sie auf das Kindischste mit den beiden Männern herum und entblödete sich nicht, den anderen Mann aufzufordern, ihren nackten Oberkörper mit einem Bodypainting zu verzieren.

Christian guckte bereit etwas pikiert, so dass ich beschloss, die liebes- und sekttrunkene Anita aus der pikanten Situation zu entfernen, bevor es zu einer Tragödie kommen konnte.

Endlich war meine Futterspenderin zurückgekehrt, ich hätte mich gerne vor Freude zu ihr geschlichen und mich um ihre Beine geschmeichelt. Mein knurrender Magen signalisierte mir schon lange, dass die Zeit für mein Abendessen bereits verstrichen war. Im Sinne des großen Ganzen, blieb ich aber in meinem Versteck hinter dem Sofa.

Nun war der günstige Moment gekommen - meine wahre und einzige Mitbewohnerin und die andere Frau verließen den Raum. Vorsichtig schlich ich zur Balkontüre hinaus und setzte meinen Schlachtplan in die Tat um.

Sämtliche Katzen in der Nachbarschaft mussten in Windeseile alarmiert werden. Ich machte ihnen allen klar, wie oft sie es sich bereits in meinem Heim hatten gutgehen lassen und sich an unsere Futtervorräten gelabt hatten.

Diese Argumente überzeugten die meisten, und binnen kurzer Zeit kehrte ich mit der Armee meiner Freunde und Freundinnen über den Balkon ins Wohnzimmer zurück.

Kaum waren wir ins Zimmer eingedrungen, veränderte sich die Situation dramatisch. Der sonderbare neue Gast bekam einen so starken Hustenanfall, dass ich fast glaubte, ihn gleich ersticken zu sehen. Ohne jede Verzögerung schwang er sich auf's Balkongeländer und war in Windeseile verschwunden. Der erste Teil meines Planes war aufgegangen.

Ich merkte, wie mich der Gespiele der alte Frau mit gesträubten Haaren und glühenden Augen beobachtete.


Als ich Anita endlich etwas beruhigt und in eine zivilisiertere Stimmung gebracht sowie sie in die nette alte Dame in Faltenrock und Bluse zurückverwandelt hatte, gingen wir beide ins Wohnzimmer zurück.

Dort sah es aus, als hätte eine Umweltkatastrophe stattgefunden - der Grund dafür war aber nicht zu erkennen. Es wunderte mich lediglich, dass die Katze einträchtig mit einer Vielzahl von Artgenossen auf dem Sofa lag - normalerweise verteidigt sie ihr Revier mit Zähnen und Krallen gegen alle Eindringlinge und Konkurrenten um ihren Futternapf.

Christian saß - wie es mir vorkam - am ganzen Leibe zitternd auf einem einzeln stehenden Sessel.

"Was ist denn hier passiert?" fragte Anita - erneut mit einem hysterischen Unterton in der Stimme, bevor ich überhaupt den Mund aufmachen konnte.

"Nichts, mein Liebling", antwortete er.

"Was sollen denn all die Katzen hier?" fuhr sie inquisitorisch fort. "Ich verlange, dass Du diese Plage sofort entfernst!"

"Soll ich etwa mit ihnen Weitwurf über den Balkon veranstalten?" fragte er mit höhnischem Unterton in der Stimme.

So vergrätzt gegenüber seiner Liebsten hatte ich ihn noch nie erlebt. Angelegentlich, um nicht als ungehörige Lauscherin ertappt zu werden, knibbelte ich an einer Pfütze Kerzenwachs, die auf dem Beistelltisch langsam erkaltete. Es schien als habe eine der Katzen beim Spielen eine Kerze zum Umkippen gebracht. Warum hatten meine drei Besucher überhaupt schwarze Kerzen entzündet? Anscheinend hatte ich in den alten Büchern mit dem Wissen der Magier und Hexen doch noch nicht alle Geheimnisse aufgedeckt.

Der Streit zwischen Anita und Christian steigerte sich zu einem wahren Crescendo. Anita ging sogar so weit, Christian mit der Faust auf's Kinn zu schlagen.

"Voll auf die Elf", kreischte sie triumphierend.

Logischerweise vermied ich es, sie in diesem Moment zu korrigieren.

Ich beschloss, mich aus den Liebeshändeln herauszuhalten.

Nach einer halben Stunden wütendem Gezänk hatte der Streit aber schließlich seinen Zenit überschritten. Fast einträchtig gingen die beiden hinauf ins Schlafzimmer. Sogleich erwartete ich, bald wieder über mir die vertrauten erdbebenartigen Stöße zu hören, aber nein: bereits nach kurzer Zeit kamen sie zu meinem Erstaunen wieder herunter - mit gepackten Koffern.

Ohne weitere Erklärungen und natürlich auch ohne ein Wort des Dankes verabschiedeten sie sich mit kurzen, knappem "Tschüss", gingen zum Auto, verluden das Gepäck und brausten davon - einem für mich ungewissen Schicksal entgegen ...

Endlich allein - ich kuschelte mich an meine Versorgerin, und wir genossen die wiederhergestellte Ruhe. Zur Feier unserer Unabhängigkeit bekam ich eine Sonderration Lachs und Thunfisch. Danach lagen wir gemeinsam in unserem Bett, und sie streichelte gedankenverloren mein Bäuchlein.

"Ich weiß zwar nicht, was Du angestellt hast, Sissi, aber Du hast das sehr gut gemacht," murmelte sie, bevor sie erschöpft einschlief.

Sie ist eben doch meine Beste - zum Dank werde ich ihr eine saftige Maus fangen und auf's Kopfkissen legen




Kurzgeschichten: GESCHICHTENSPIEL TEIL 28

und

Kurzgeschichten: GESCHICHTENSPIEL TEIL 28
**********immts Mann
635 Beiträge
Das kann ja heiter werden
Eben gerade trudelte auf meinem Computer die Berichterstattung über den gestrigen Abend und den Grund meiner neuen Untermieter ein.
Nur gut, dass Anita unsere Minka, den Kater Matz und die vielen anderen Futtergäste nicht gesehen hat.
Das böse Erwachen wird morgen beim Frühstück kommen. Damit bin ich die beiden dann los. Mancher Gast braucht eben nur eine Nacht, um fix wieder zu verschwinden.

Fröhliche Feierabendgrüße sendet Frau Alleweil
*********quin Frau
165 Beiträge
Könnte mir mal jemand diesen französischen Herrn beschreiben? Es liegt noch eine Vermisstenanzeige vor.... *zwinker*
**********immts Mann
635 Beiträge
da solltest du Bei Christian nachlesen. Der kennt den.
mon dieu

*panik*
echt? Christian kennt den?
Ich dachte, der französische Herr wohnt in Tübingen und nicht in Bonn - -
Ist es überhaupt ein Franzose oder hat er nur einen französischen Namen?

Wenn ich Anita sehe, dann werde ich sie fragen - - heute nicht. Heute brauche ich noch meine Ruhe - - Telefon und AB ist abgestellt *lol*
**********immts Mann
635 Beiträge
Bei uns wird auch nicht mehr telefoniert. Pc kommt mit in mein Bett unter die Matratze.

Da können die beiden sehen, wie sie ihre Nachrichten los werden.

Jubelt Frau alleweil
"Scheibenklistier!"
Ich habe auf der Straße, nein neben dem Bordstein ein Handy gefunden, als ich auf meinem morgendlichen Trampelpfad war. Wer verliert denn sein Handy auf der Straße? Das muss schon jemand sehr doofes sein. Oder war es diese humpelnde Alte, die einfach in mich hineingetapert ist? Der Gigolo an ihrer Seite hättte da auch besser aufpassen können!

Ich habe heute den ganzen Tag all die Nummern angerufen die in dem Telefonbuchspeicher sind. Was waren das für dummdreistdoofe Menschen am Apparat. Als die meine männliche Stimme hörten haben fast alle aufgelegt. Einige habn immer wieder nur "Anita? Anita?" gesagt. Als ich verneinte haben auch die aufgelegt.

Was soll ich nun tun? Ja, Essemessen habe ich auch geschrieben, doch keine vernünftige Antwort. Ich denke, wahrschenlich gehört dieses Handy einer Anita. Nur welcher Anita? Ich kenne keine. Und das soll so bleiben. Hmmm... vielleicht heißt ja diese humpelnde Alte Anita...

Mal schauen. Morgen ist Freitag, da werde ichs nochmal versuchen. Ich geh jetzt schlafen. Der Akku ist ja eh schon fast leer; und das ist so ein exotisches Modell, da passt mein Netzteil nicht. Auch egal.
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