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kaffee mit melanie

kaffee mit melanie
frau herrmoser hat mich nach dem 1. elternabend meines sohnes zum kaffee am nächsten tag bei ihr zuhause eingeladen.
hier sitz ich nun in einem schmucken wohnzimmer mit moderner schrankwand im landhausstil.

frau herrmoser bietet mir gleich an "wollen wir uns dutzen? ich heiße melanie..." - also duzen wir uns ab sofort.
"komm doch mit in die küche - ich mach uns kaffee und wir etwas reden". ich folge ihr in eine landhausstil-küche.

"die haben wir uns letztes jahr zu weihnachten geschenkt. Vollholz! Wir wollten endlich etwas vernünftiges."
ich nicke anerkennend mit dem kopf und denke an meine bunt überlackierte küche aus den 40ern - auch vollholz!!!

frau herrmoser - ähh melanie - plappert weiter. Sie arbeitet als krankenpfegerin im schichtdienst. ihr mann ist handwerker.
das haus haben sie vor 8 jahren gebaut - das grundstück haben sie von den schwiegereltern als hochzeitsgeschenk erhalten. die schwiegerelten wohnen gegenüber. sie haben zwei töchter. die große soll später aufs gymnasium.

sie schaut mich erwartungsvoll an.
also zähle ich auch kurz auf: "wir sind vor 2 jahren hierher gezogen - ich hab mich grad von meinem mann getrennt und hab zwei söhne - der erste wurde grad eingeschult."

das mit der trennung habe sie mitbekommen auf dem elternabend, ob das nicht schwierig sei? sie könne sich das gar nicht vorstellen. aber wenn männer gewalttätig sind oder so, dann - ja dann müsse man drüber nachdenken.

ich muss lächeln und stelle kurz klar, dass mein mann mich nie geschlagen hat, dass wir einfach nicht zusammenpassen.
dass mein mann seit monaten eine freundin hat, erwähne ich nicht.

ich fühle mich leicht unbehaglich - melanie ist überhaupt nicht die art frau, mit denen ich normalerweise kontakt habe.
und irgendetwas schwingt im raum - ich kann es nicht erklären - die betont fröhliche stimmung vielleicht, dass frau herr... - ähh melanie - erzeugen möchte.

es herrscht eine kurze unangenehme stille - wir trinken schweigend kaffee in der neuen landhausküche.
plötzlich stellt sie die tasse ab, geht zur küchentür und schließt diese. auf der rückseite klafft ein häßliches loch im oberen bereich.
die landhaus-küchentür ist nicht aus vollholz - pressspanplatte, kunststoffbeschichtet - abwaschbar.

was ich jetzt unvermittelt erfahre, ist schnell aufgezählt - es ist die ehe von melanie

das loch - da hat er ihr einen mamoraschenbecher hinterher geworfen, als sie vor seinen schlägen in die küche flüchtete
sie schläft seit 2 jahren im kinderzimmer der töchter - auf einer liege, die sie morgens wieder in den abstellraum bringt.
ihr gehalt geht auf sein konto, wenn sie neben dem haushaltsgeld etwas kaufen möchte, muss sie ihn um geld bitten.
sie überlegt, ob sie ihn verlassen soll...
aber die armen töchter - ohne vater aufwachsen?
das haus ist auch noch nicht abbezahlt - das müsste man dann ja verkaufen!
die tolle neue küche - ist doch auch schade drum!
und dann das gerede im ort - da will sie gar nicht nachdenken...

erwartungsvoll schaut sie mich an - mich, die frau, die sie grad mal einer stunde kennt - "was würdest du mir raten?"

wäre sie meine freundin, hätte ich wohl geantwortet:
wenn er heute kommt, schmeiß ihm den mamoraschenbecher entgegen, nimm deine töchter und geh.

aber so - ich kannte sie ja kaum...
und um die küche wäre es ja nun wirklich schade....
Ich hätte jeder, die mir sowas erzählt, gesagt:

wenn er heute kommt, schmeiß ihm den mamoraschenbecher entgegen, nimm deine töchter und geh.

Ach ja, und:
Vergiss die Küche nicht!

*top*
gaacker - ich würde das eigentlich auch jeder sagen...

melanie war nicht bereit...
wer etwas will, findet wege - wer etwas nicht will, findet gründe...

das haus muss verkauft werden? sehr gut - dann kriegst du kohle für nen neuanfang - die hälfte...
die kinder wachsen ohne vater auf? sehr gut - der prügelnde kerl sollte das männerideal deiner töchter eh nicht prägen...
das gerede im ort? egal - nimm das geld und hau ab...
die küche? kauf dir eine neue bei ikea und gut...

melanie war einsam und verängstigt - aber nochmehr hatte sie angst vor dem allein verantwortlich sein...

solche frauen gehen nicht...
tragedy
schön erzählt ... was das Problem betrifft: wäre es vermutlich besser alles Erreichte zu zerstören - da es ja hauptsächlich um die Zukunft der Kinder geht. Da ist die Wahrnehmeung von Verantwortung wichtig. Ansonsten - wenn alle Menschen unangenheme Situationen hinter sich zurücklassen würden käme eine neue Wohnungsnot auf (oder ist es schon soweit?), denn Deutschland würde zu mindestens 95 % von Singles bewohnt sein. *lol*
nett erzählt, hoffentlich nicht so passiert
die erzählerin mag also keine krankenpflegerinnen/handwerker in eigenheimen, die mit ihrer Küche angeben, von vorneherein nicht, das wird klar. ist es da nicht ein wenig heuchlerisch, die einladung zu akzeptieren und ihren Kaffee zu trinken?
Selbst ist sie auch nicht ehrlich und benutzt "nicht zusammenpassen" als Euphemismus für "er hat mich betrogen".

ich stieß mich an dem "solche Frauen gehen nicht" in deinem 2. Beitrag.
du kennst sie kaum, wie du richtig sagst. die erzählerin in der geschichte hatte lebensumstände, die ihr erlaubten, die Freiheit zu wählen - während sie nichts weiß von den Hintergründen in dieser Ehe. Du verurteilst etwas, dass du nicht kennst, scheint es mir. es kann tausend gründe und pychologisch verwickelte umstände geben und ob es besser für diese frau ist, zu tun, was du für richtiger in deinem leben hältst, kannst du nie mit sicherheit sagen.
ein wenig zu einfach, die Spanholzküche klischeehaft als Symbol der verlogenen Einfältigen zu nehmen..
ich mag keine handwerker, die ihre frauen schlagen...
ich habe in meinem bekanntenkreis keine frauen, die sich schlagen lassen und eine neue kücheneinrichtung als grund fürs bleiben nennen - stümmt... - melanies welt ist der erzählerin fremd

zum zeitpunkt der einladung wusste die erzählerin nix über die umstände - und sie verhält sich tatsächlich ähnlich wie melanie, wenn sie nix von den affairen ihres mannes erzählt - aber wer macht das schon gleich bei der ersten gemeinsamen tasse kaffee... *zwinker*

was ich möglicherweise in der geschichte nicht richtig ausgearbeitet habe:
melanie hat die erzählerin eingeladen, nachdem sie am elternabend erfahren hat, dass diese sich getrennt hat (möglicherweise sogar verlassen wurde) - melanie wollte informationen über den ablauf einer trennung - sie überlegte, es zu tun, war sich aber sehr unsicher - eventuell erhoffte sie sich zustimmung - aber das kann man nur vermuten...

was ich im 2. posting schrieb, das war meine persönliche meinung - die ich melanie aber nicht gesagt habe, weil ich eben viel zu wenig von ihr weiß - von den umständen - es blieb ihre entscheidung

"solche frauen gehen nicht" ist meine persönliche meinung - sie ist nicht teil der geschichte - melanies argumentationskette warum sie es nicht tut, war schlüssig...

ich fand den "roten faden" mit der vollholzküche als metaphe für finanzielle sicherheit versus unabhängigkeit eigentlich gelungen *zwinker*

greetings - tragedy
nach meiner Trennung habe ich ähnliche Einladungen/Gespräche auch erlebt - die "Musterfrauen", die sich endlich einmal outen konnten bei einer scheinbar Gleichgesinnten - aber zwischen dem Beschreiben und Ertragen einer "Mängelehe" und dem mutigen Schritt der Trennung liegen Welten - ganz viele wollen/können ihre scheinbare "Sicherheitszone" nicht verlassen.

gute Geschichte!:-)
Eine sehr realistische Geschichte
Und es stellt sich wohl auch immer die Frage, wie denn die Alternative wäre.

Denn er wird wahrscheinlich nicht ständig mit Aschenbechern schmeissen...

Immerhin arbeitet er, immerhin missbraucht er die Töchter nicht, immerhin kann er so nicht versuchen, das Sorgerecht für die Kinder zu bekommen und mit ihnen in dem Haus zu wohnen, geputzt von einer neuen Freundin...

Den Mangel an wirklichen Alternativen für die Normalbevölkerung finde ich immer wieder erschreckend.
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