Der Gutschein
Der Kuss war ein Blindgänger. Es ging schon damit los, dass sie sich beide wie verhinderte Synchronschwimmer drehten, ihre Nasen aneinander hängen blieben – Entschuldigung – neuer Anlauf, und dann – nichts. Einfach nichts.
Sein Mund auf ihrem fühlte sich wie Zuckerwatte an, klebrig und weich. Seine viel zu dicke Zunge stocherte in ihrem Mund. Nach was eigentlich? Von Körpereinsatz hielt er anscheinend gar nichts, er versuchte sie möglichst nicht zu berühren, streichelte nur ganz sanft ihren Rücken, wie eine Feder, sie könnte heulen.
Sie wand sich aus seinen Armen.
„Ich bin keine Fahrschule“, sagte sie und strich ihre Haare nach hinten.
„Bitte?“
Seine Hand auf ihrem Rücken verstärkte sich, seine blauen Augen blitzten auf und für einen Moment war sie sich nicht mehr sicher, doch dann dachte sie, Schluss, Aus. Sie hatte echt keine Lust mit so einem windelweichen Küsser auch nur einen Schritt weiter zu gehen.
„Sorry“, sagte sie und knöpfte ihre Bluse wieder zu. Drei Knöpfe. Sie lächelte ihn an.
„Ist doch gut, dass wir es gleich merken. Das wird einfach nichts mit uns. Musst den Führerschein woanders machen.“
Und da lachte er. Ein überraschtes, tiefes, kehliges Lachen und zog sie näher zu ihm hin. Sie starrte seine kleinen, weißen Zähne, seine Augen an, versuchte ihm auszuweichen, doch er hatte plötzlich beide Hände auf ihrem Hintern und einen Ruck und dann hatte sie seinen Schwanz an ihrem Schoß.
„Bist Du Dir sicher?“ lachte er.
Was sie von ihm spürte war hart und heiß, ihre Möse wollte sich an ihm reiben, die Verräterin, was passierte da, sie wurde rot.
„Ich, ich“, sagte sie und ihr lief das Wasser nicht nur im Mund zusammen.
Seine Hände jetzt ein fester Abdruck auf ihrem Hintern, griffen noch einmal richtig zu, hebten sie an, rutschten sie zurecht.
„So ist es viel bequemer, findest Du nicht?“ Er lachte. „Und? Bist Du Dir sicher, dass Du keine Fahrschule bist?“
Sein Schwanz machte eine Andeutung, eine Fahrbewegung, seine Hitze, sie klebten aneinander, sie musste sich an ihm festhalten.
„Ich, ich bin mir gar nicht mehr sicher“, sagte sie.
„Das glaub ich gern! Fahrschule! Ich wette mit Dir, dass Du nur durchs Küssen kommst, und zwar jetzt gleich und auf der Stelle. Na? Traust Du Dich?“
Man kann sich ja schon mal irren, dachte sie. Aber so? Sein Kuss war ja nun wirklich ein totaler Blindgänger gewesen, da war gar nichts. Nada. Zilch.
„Und was ist der Wetteinsatz?“, so schnell gab sie nicht auf.
Er grinste und sah jetzt richtig gefährlich aus.
„Na, ich bekomme einen Gutschein, einlösbar in was ich will!“
Der spinnt doch, dachte sie, jetzt dreht er völlig durch.
„Und ich?“
„Na das was Du wolltest. Satz mit X, war wohl nix, guten Tag und guten Weg.“
Jetzt lachte er sie voll aus, dieser Vollidiot. Nie im Leben würde sie kommen nur bei einem Kuss, und bei seinem schon gar nicht.
„Okay“, sagte sie und dann konnte sie nichts mehr sagen, nur noch stöhnen, denn sein Mund lag auf ihrem, dann auf ihrer Nase, auf ihren Backen, selbst ihren Augen, ihren Wangen und wieder auf ihrem Mund, wie ein Stempelabdruck, wie ein Brandzeichen. Dieses Mal tanzte seine Zunge mit ihrer, sein Geschmack, bitter-süß, und in ihrem Kopf explodierten Farben, Fragmente, wie, was, das gibt es doch nicht.
Mit der einen Hand zog er ihr Rockband zur Seite, die andere bahnte sich ihren Weg an ihrem Slip vorbei in ihre Nässe und die lauten schmatzenden und pubsenden Geräusche die ihre Verräterin machten, ließen sie noch röter werden.
Ein Gutschein, dachte sie. Einlösbar in was er will. Ich werde jetzt nicht kommen. Auf gar keinen Fall. Was machten Männer wenn sie nicht kommen wollten? Rechnen? Doch sein Mund zog nasse Küsse über ihren Hals, ihre Schlüsselbein-Kuhle, wieder zu ihrem Mund, und seine Finger und seine Hände, es fiel ihr nicht eine Rechenaufgabe ein.
Blätterteig!, dachte sie, Blätterteig. Es macht schon Mühe, sie stöhnte, fünfhundert Gramm Mehl, ein viertel Liter Wasser, Blätterteig ist ein schwieriges Rezept, damit müsste es gehen.
„Ein halber Teelöffel Salz“, schrie sie und fünfhundertfünfzig Gramm Butter konnte sie schon nicht mehr sagen, denn sein Daumen strich plötzlich ganz leicht, ganz sanft und sein Mund war plötzlich auf ihrer Titti und biss ganz leicht, ganz sanft, und sie schrie „Jetzt, jetzt, jetzt“ und er hielt sie fest, und zog seine Spur, über ihren Hals, ihre Nase, ihre Wangen und blieb an ihrem Mund stehen.
„Wer sagt es denn?“, grinste er. „Was hast Du da gefaselt?“
„Ein Backrezept“, sie war noch außer Atem.
„Fahrschule und Backrezept – das kann ja ziemlich lustig werden“, er strich ihre Haare nach hinten.
„Hm“, sagte sie. „Und was ist das jetzt für ein Gutschein?“