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Am See - Fantasiegeschichte (zu zweit geschrieben)2
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Dein Feind ist die Nacht!

*****een Paar
2.742 Beiträge
Themenersteller 
Dein Feind ist die Nacht!
Sie raste mit ihrem Fahrrad durch die Dunkelheit.

Nadine hatte Ihre Eltern belogen, als sie behauptet hatte, bei einer Freundin zu schlafen, denn in Wirklichkeit sollte ihr neuer Freund sie dort abholen und beide wollten dann zusammen im Zelt am See übernachten.
Aber dieser Mistkerl hatte sie sitzen gelassen. Er war einfach nicht gekommen und hatte es noch nicht einmal für nötig gehalten, ihr eine SMS zu schreiben. Ihre Freundin Charly hatte keine Zeit für sie, denn sie fuhr mit ihren Eltern zu einer Familienfeier.
Also war Nadine nichts anderes übrig geblieben, als in den sauren Apfel zu beißen und wieder nach Hause zu fahren. Mit gerade mal 15 war es ihr eigentlich verboten, so spät alleine unterwegs zu sein, aber was für eine Wahl hatte sie schon?

Anfangs war sie noch voller Wut über Rüdiger,der sie sitzen gelassen hatte, aber als sie von der beleuchteten Straße in den Waldweg abbog, schlug diese Stimmung sehr schnell in Angst um. Sie beschleunigte ihr Fahrrad, obwohl sie kaum etwas erkennen konnte, so dunkel wie es war.
Auf allen Seiten nahm sie Geräusche wahr, die diese Angst schürten.
Da raschelte es! Viel zu laut, als dass es nur der Wind sein konnte. Da rief ein Tier, aber sie kannte dieses Rufen nicht. Was gab es hier alles im Wald?
Anfangs gingen ihr noch Bilder von wütenden Wildschweinen durch den Kopf, die sie plötzlich verfolgen könnten, aber dann fiel ihr plötzlich ein, was ihr Vater ihr immer und immer wieder predigte: "Diese Nachrichten, dass Kinder verschwinden, sollten Dir zeigen, dass es wichtig ist, nie alleine unterwegs zu sein, Dich immer in der Nähe von Menschen aufzuhalten und immer misstrauisch zu bleiben!"
Sie fand das immer übertrieben, aber jetzt sah das ganz anders aus!

Wenn nun hinter so einem Busch ein Verrückter saß, der nur darauf wartete, dass ein Mädchen vorbei fuhr, um sie vom Rad ziehen zu können?

Ihre Phantasie spielte ihr die grausamsten Szenerien in aller Deutlichkeit vor, während ihr Herz immer stärker schlug und ihre Angst sich in nackte Panik verwandelte.
Sie trat in die Pedale, nahm weder Rücksicht auf ihre vor Schmerz schreienden Beine, die eine solche Behandlung nicht kannten, noch auf ihre brennende Lunge, welche es kaum schaffte, genug Sauerstoff in ihren Körper zu pumpen.
Als sie endlich aus dem Waldweg heraus auf die Einfahrt ihres sicheren Heims fuhr, machte sich Erleichterung in ihr breit. Es brannten die Lichter, sie war endlich da. Ihre Angst nahm ab, so plötzlich, wie sie gekommen war, aber dadurch schlug nun ihr Körper mit aller Macht zu:
Ihr wurde schlecht, so sehr, dass ihr schwarz vor Augen und schwindelig wurde. Sie schaffte es nur mit Mühe, ihr Fahrrad abzustellen und die Haustür aufzuschließen. Dann ließ sie sich auf die Sitzbank in der Garderobe fallen und begann zu weinen.

Nach ein paar Minuten riss ihr Vater die Tür des Durchgangs von der Garderobe zum Flur auf und sah Nadine schockiert an.
"Wo kommst Du denn her? Du wolltest doch bei Charly schlafen? Was ist passiert, geht es Dir gut? Was ist denn los?"
Aber sie schaffte es nicht, etwas von sich zu geben.
Sie warf sich einfach in seine Arme und weinte sich laut aus. Ihr Vater hielt sie fest und wartete, bis sie sich beruhigt hatte.

Sie erzählte ihm alles, lies keine ihrer schrecklichen Phantasien aus und es war ihr egal, ob er sie gleich dafür bestrafen würde, dass sie ihn und ihre Mutter belogen hatte.
Aber er hörte ihr einfach zu und unterbrach sie nicht. Als sie fertig war, ging es ihr etwas besser. Die Panik, die sich nun vollständig aus ihrem Herzen gelöst hatte, war ihr jetzt schon fast peinlich. Aber ihr Vater schimpfte nicht. Er sah sie nur sehr ernst an.
"Hör mir mal gut zu, mein Schatz. Du weißt, dass Deine Mutter und ich uns sehr viele Sorgen machen, wenn wir wissen, dass Du alleine unterwegs bist. Und nachts solltest Du erst recht nicht draussen sein.
Aber WENN es passiert und Du keine andere Chance hast, dann musst Du immer daran denken, dass Angst nur ein Schutz für uns Menschen ist. Es ist nichts Schlimmes, wofür wir uns schämen müssen, Angst zwingt uns, Gefahr zu erkennen und ihr aus dem Weg zu gehen. Unsere Sinne werden viel schärfer und wir erkennen mögliche Gefahren, die uns vorher nicht mal aufgefallen sind. Deshalb hast Du so viele Geräusche gehört und weil Du sie nicht einordnen konntest, wurde es noch schlimmer. Aber die Angst ist völlig normal. Du musst lernen, sie zu akzeptieren und nicht, sie zu bekämpfen, dann wirst Du damit umgehen können. Aber wenn Du keine Angst hast, gerade in solchen Momenten wie heute, dann bist Du auch schutzlos allen Gefahren ausgeliefert. Und tu mir bitte einen Gefallen: Mach das nie wieder!"
Diese Worte gingen ihr den Rest des Tages durch den Kopf, auch noch, als sie in ihrem Bett allmählich in ihre Traumwelt abdriftete.

Einige Wochen später hatte sie diese Nacht schon fast wieder vergessen. Es war immer leichter für sie gewesen, mit der Dunkelheit zurecht zu kommen, nachdem sie die Worte ihres Vaters verinnerlicht hatte. Ihre Angst vor merkwürdigen Geräuschen war immer mehr zurück gegangen. Inzwischen war sie sogar so weit, dass sie sich am Wochenende mit Charly spät abends raus in den Wald schlich und sie dort den Geräuschen folgten. Dabei fanden sie heraus, dass es eben doch meist nur die Reaktionen der Büsche und Bäume auf den Wind waren, die unheimlich wirkende Laute erzeugten. Sie machten sogar beide Scherze darüber, dass sie jetzt wie bei Blair Witch Projekt plötzlich in einer alten Hütte eine böse Hexe finden könnten. Und sie konnten darüber lachen.
Eines Nachts lagen sie auf einem Hochsitz und lauschten den Tieren und Bäumen, als sie wieder diesen Tierlaut vernahmen, den Nadine in jener Nacht gehört hatte. Ein Gemisch aus schreien, heulen und bellen, schwer zu sagen, was es wirklich war. Nadine beschlich bei der Erinnerung sofort wieder dieses dunkle Gefühl der Angst und sie rutschte ein wenig näher an Charly heran. "Was ist das denn nur?" fragte Charly etwas kleinlaut.
"Ich hab keine Ahnung, aber ich hab es schon mal gehört. Wir sollten einfach ganz leise hier liegen bleiben und warten, bis es wieder weg ist."
Charly zog das Nachtsichtfernglas heraus, welches sie ihrem Opa heimlich für diese Nacht geklaut hatte.
"Ich sehe gar nichts!"
Das Geräusch kam näher. Immer wieder erklang es in der Dunkelheit zwischen den Bäumen. Die beiden Mädchen drückten sich eng aneinander und wechselten das Fernglas hin und her. Nadine war sich nicht sicher, ob sie überhaupt sehen wollte, was da auf sie zu kam.
Eine Weile hörten sie nichts mehr. Sie entspannten sich gerade ein wenig, als es rechts von ihrem Hochsitz plötzlich laut wieder erklang.
Sie erschraken beide bis ins Mark, aber Charly nahm sofort das Fernglas und suchte die Büsche ab. "Es ist ein Fuchs! Nur ein Fuchs!" Die Erleichterung sprang geradezu aus ihren Worten. "Lass mich auch mal sehen!" Charly sah den Fuchs aus dem Unterholz hervor kommen. Er blieb stehen, sah sich um, witterte ein wenig in der Luft und stieß erneut dieses gerade noch so unheimliche Geräusch aus. Sie konnte nicht anders, sie lachte laut los, lies ihrer Erleichterung freien Lauf.
Der Fuchs verschwand sofort in den Büschen. Die Mädchen lachten, nahmen sich in die Arme und begannen sofort mit albernen Scherzen über Monster und böse Schatten.
"Lass und nach Hause gehen, ich werde doch langsam müde!" Nadine stieg als erstes vom Hochsitz und half Charly herunter. Auf dem Weg zurück nach Hause scherzten sie weiter herum und Nadine genoss jetzt die Geräusche rund um sie herum. Der Wald war nachts wirklich schön, ruhig und absolut friedlich, das wusste sie nun mit absoluter Sicherheit. Ihr Vater hatte recht gehabt, sie hatte nur Angst gehabt, weil sie nicht wusste, was um sie herum war. Oder hatte er das anders formuliert? Egal, wichtig war ja nur, dass ihre Angst weg war, dass sie wusste, die Nacht war ihre Freundin und hatte nur Wunder für sie parat.

Mit jeder Woche die verging, war Nadine öfter in der Dunkelheit unterwegs. Sie fand immer wieder etwas, dass sie ihren Eltern vorlügen konnte, um nachts alleine umherfahren zu können. Das klappte zwar meistens nur am Wochenende, aber da mindestens in einer Nacht.

Heute war wieder ein Samstag und sie war bei einer Klassenfete gewesen. Sie hatte ihrem Vater versprochen, dass sie anrief, sobald sie nach Hause wollte, aber das war ja nun wirklich nicht nötig, sie hatte ja keine Angst mehr.
Also radelte sie fröhlich den beleuchteten Weg entlang und freute sich auf IHREN Waldweg. Dort vorne war er. "Die Angst ist nichts schlimmes!" Das hatte ihr Vater damals gesagt, aber da war Nadine inzwischen anderer Meinung. Die Angst war immer schlimm gewesen, ein Gefühl der Machtlosigkeit, aber jetzt, da sie keine Angst mehr hatte, war das weg. Endlich weg!
Er hatte noch viele andere Dinge gesagt, aber das wusste sie schon gar nicht mehr.

Als sie noch ein paar hundert Meter von ihrem Haus entfernt war, sah sie einen Schatten, der ihr irgendwie merkwürdig geformt aussah. Er passte nicht zum Rest der ausgefransten Schatten, die der Wald mit seinen Ästen, Büschen und Sträuchern formte. Sie war gespannt, was das wohl sein könnte, aber als der Schatten sich plötzlich aus seiner Umgebung löste, fiel ihr der entscheidende Satz ihres Vaters wieder ein:

"Die Angst zwingt uns, Gefahr zu erkennen und ihr aus dem Weg zu gehen. Unsere Sinne werden viel schärfer und wir erkennen mögliche Gefahren, die uns vorher nicht mal aufgefallen sind."

Dann wurde Nadine von ihrem Fahrrad gerissen.
**********_stgt Frau
1.355 Beiträge
Spannend ...
... wobei mir ziemlich rasch klar war, auf was das hinausläuft!

Ob nun mit oder ohne Angst ...... manchmal ist Frau zur falschen Zeit am falschen Ort!
**********on_78 Mann
332 Beiträge
Interessante Geschichte. Gut erzählt und regt zum nachdenken an. Aber wie heisst es so schön, wer keine Angst mehr hat wird unvorsichtig.

VG
SD78
gruselig
sehr schön geschrieben.
und du hast keine kinder?
das bleibt ein alptraum - ihnen alles richtig und gut mit auf den weg geben zu wollen und dann doch falsch verstanden zu werden.
mir gefällt, wie du dich in figuren hineinversetzen kannst
auch wenn es schöner gewesen wär, du hättest etwas anderes als das krasse, zu erwartende ende gefunden.
Danke jedenfalls, sehr nette bilder und empfindungen
lg.
dea
Ich finde es auch gut geschrieben; besonders die erste Fahrt durch den Wald. Das Ende lässt aber die Gedanken um die eigentliche Message etwas verwirrt herumschleifen.
*****een Paar
2.742 Beiträge
Themenersteller 
Aaaalso, mal kurz noch ein wenig erklärendes dazu von meiner Seite:

Die Story sollte ein wenig vorhersehbar sein. Ich wollte da keine plötzliche Wendung reinbringen, das passt bei so einem Thema auch irgendwie nicht.

@********chen:
Doch, ich habe zwei Töchter aus meiner vorigen Beziehung, nur eben nicht mit Jasi. Sie sind zwei und ab morgen vier, daher denke ich auch sehr oft über dieses Thema nach, was mich veranlasst, die halbwegs richtigen Wege zu finden, solche Gefahren zu vermeiden.
Es wäre der absolute Horror für mich, wie für jedes Elternteil, welches sich diese Situation in Gedanken ruft.

Ich danke Euch allen schon mal!!
LG
Chris
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