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GESCHICHTENSPIEL TEIL 24

*****hIn Frau
208 Beiträge
Justen-Rauel hatte eine Pfütze entdeckt, in die er immer wieder mit aller Kraft hineintrat bis sie auch wirklich vollständig leer war und nur noch der aufgeweichte Boden unter den Sohlen seiner Gummistiefel hervor quoll. Doreen beobachtete ihn aus der Bushaltestelle, die nur wenig Schutz vor dem strömenden Regen bot. Wenigstens hatte der Kleine ein Vergnügen gefunden, und sie mal zwei Minuten Ruhe. Der Kauf von einem Paar Gummistiefel, Größe 32, für 5,99 bei KOK war eine gute Sache gewesen, auch wenn sie jetzt bis zum Ende des Monats nur noch Haferflocken verzehren würden. Seit drei Jahren, genauer seit drei Jahren und fünf Monaten als sie von dieser dämlichen Schwangerschaft erfuhr, drehte sie jeden Cent rum.

Schweigend betrachtete sie das blonde, blauäugige Kind. Sie konnte wirklich nicht sagen, welchem der Versager, mit denen sie damals in der Kiste war, sie den Blag zu verdanken hatte. Sie stand schon immer auf den nordischen Typ. ‘N Test brächte eh nichts, die Kerle hatten selbst keine Kohle. Bevor sie sich mit langen, komplizierten Klagen rumschlug wie die Kati von unten, ging sie lieber gleich zum Amt. Mit der Stütze kam sie ganz gut über die Runden. Sie hatte sich ein dickes Winterfell zugelegt, wenn die Schwätzer vom Amt ihr mal wieder Ohren zunöhlten von wegen Arbeit und Sozialversicherung und Kinderbetreuung und dem ganzen Scheiß. Der Bus kam.

„Justen-Rauel wir müssen lohos!“
Der Junge trampelte weiter in dem Matschloch rum, das sich wegen des Regens ständig neu mit Wasser füllte.
„Na komm schon. Ich koche uns zuhause einen Pudding.“ Pudding war gut. Pudding war billig und wärmte.
„Ich will aber kein Puddeling ich will ein Eis,“ weinte der Junge und stampfte in seinem Matschloch auf.
„Es gibt nur Pudding und damit basta!“
„Eis, Eis, Eis!“, kreischte der Junge und stampfte bei jedem Wort trotzig in den Matsch, dass der Dreck herum spritzte. Eine Spur von Wahnsinn glitzerte in seinen Augen. Den Blick hatte Doreen schon mal gesehen und die glasklare Erkenntnis drang selbst durch ihr dickes Winterfell und rann ihr dort eiskalt den Rücken hinunter.
*lol* *top*
Eiswein
Das Kreischen der Bremsen seines alten Fords schnitt ihr ins Hirn.

Sie saß den ganzen Tag, die ganze Woche vor dem PC und hackte an ihrer Seminararbeit herum.
WarumWarumWarum ???
Andere kopieren sich den Scheiß auch nur in zwei Stunden zusammen oder lassen sichs vom wem ders kann für nen fuffi machen. Und sie? Sitzt da und schreibt und schreibt um und denkt und kriegt Kopfweh und die Schmerznerven strecken sich bis in ihren Unterleib. Warum muss man Frau sein, warum studieren, warum mit viereckigen Augen vor dem Bildschirm sitzen zum Wohle der Menschheit an etwas rumforschen, was keiner braucht. Scheiß Menschheit und überhaupt. Das letzte Mal in der Stimmung hatte sie ihren Labtop gepackt und aus dem Fenster geworfen. Durch die geschlossene Scheibe. Aus dem 12. Stock des Studentenheimwohnsilos. Ihr war dannach besser. Aber sie flog quasi hinterher. Das Studentenwerk kündigte ihr fristlos und sie musste die Scheibe und die Steckdose, die das eingestöpselte Netzteil aus der Wand gerissen hatte, bezahlen.
Und nun saß sie mit ihrem Kopfweh in dem muffigen Kellerzimmer, das sie auf die Schnelle bekommen hatte. Hier konnte man nicht mal emotional effektiv was aus dem Fenster schmeißen. Und jetzt kam auch noch der Kerl mit seinem kaputten Auto.

Er polterte in Gummistiefeln patschnass vom strömenden Regen die Kellertreppe herunter. Unrasiert wie immer – er sagte er ließe sich jetzt ein Winterfell wachsen – fröhlich grinsend, zwei Flaschen schwenkend, Eiswein, Eiswein schreiend. Als der personifizierte Wahnsinn stand er in der Tür.

Ihre Kopf- und Bauchschmerzen stockten, unentschieden ob sie zur letalen Explosion ansetzen oder einfach nur verdampfen sollten.

Wieso Eiswein? war das Einzige was sie herausbrachte.
Das magst Du doch, schrie er und weiter Eiswein, Eiswein, wie icecream, icecream.
Sie musste lachen, sie musste so lachen, dass sich ihre Bauchschmerzen in Lachseitenstechen verwandelten und als sie wieder Luft bekam, sich mit diesem verflüchtigten.
Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrreiswein!!!!!!!!!!!!!!!
Schrie sie zurück. Reiswein!
Sie war vor einem Jahr in Japan gewesen. Dort in so was wie schlechte Gesellschaft geraten, schwärmte sie immer noch von ihrem vierwöchigen Reisweinrausch. Da musste er was missverstanden haben. Egal. Jedenfalls war es nicht mehr nötig ein Labtop aus dem Fenster zu werfen. Er zog seine Gummistiefel aus. Und sie hatte auch nichts dagegen, dass es nicht beim Ausziehen der Gummistiefel blieb, da ihre Schmerzen nun doch verdampft waren.
Sie tranken dabei den Eiswein und verzehrten hinterher den Pudding, den sie von vorgestern noch dahatte.

Am nächsten Morgen saß sie wieder vor ihrer Tastatur. Die Schmerzen hatten sich erinnert, wo sie hingehörten. Mit einem Eisweinbrummschädel und dem Treibsatz eines nicht mehr taufrisch gewesenen Puddings im Bauch wartete sie auf das erlösende Kreischen der Bremsen.
@*****hIn
prima Geschichte, guter Schluss! *spitze*
Nur bei Aldo gibts keinen Eiswein *snief*
*****hIn Frau
208 Beiträge
erstaunlich...
...wie viele gummibestiefelte geile Gentlemen diese Woche durch die Geschichten geifern.
Allesamt recht amüsant, auch wenn mir die Enden Sorgen machen.
Mallone? Die Bremsen kreischen doch schon zu Beginn.
Ghostface! So ein oller Witz musste bei der guten Story doch echt nicht sein.
*******ose Frau
793 Beiträge
@******ace... tze... richtig lesen, da steht ein "oder"... Pudding zu Schimmelkäse würde ich nie empfehlen, auch nicht, um die 8 Worte unter zu kriegen *wuerg*
*****ine Mann
895 Beiträge
So, ich bin aufgefordert worden, die nächsten 8 Worte beizusteuern.
Hier also die Liste:

SMS (zählt das als Wort?)

Katastrophe

Rheumadecke

Dinkelkekse

Auffälligkeiten

Tagebuch

Brandstiftung

Abschlussessen

Viel Spaß!
LG
Bedou
Unglück
Gerade, als ich meiner Krankenpflegerin eine SMS schicken will, geschieht die Katastrophe:
Ich habe mir meine Rheumadecke mit Dinkelkeksen bekrümelt.
Da kommt sie auch schon hereingestürmt und notiert diese Auffälligkeiten mit böser Mine in ihrem Pflege-Tagebuch.
Essen im Bett ist für sie schon immer die Vorstufe zur Brandstiftung gewesen.
Sie serviert mir salzigen Hirsebrei als Abschlussessen und verschwindet auf Nimmerwiedersehen.
"Viel Spaß!" sagt sie noch, "LG an meine Nachfolgerin"
Glückreiches Missverständnis
Jo Budde war ein verwirrter junger Mann. Seine Pubertät lag kaum hinter ihm, die ihre Spuren nicht nur in seinem vernarbten Gesicht hinterlassen hatte. Auffälligkeiten wie bei anderen Jugendlichen, die schon mit der Polizei in Berührung gekommen waren oder aggressiv wurden, waren in seinem Lebenslauf nicht zu finden. Einer seiner Schulkameraden war wegen Brandstifterei angeklagt worden, andere hangelten sich, gebeutelt von ihren wildwuchernden Hormonen von einer Katastrophe zur nächsten, doch er fiel eher durch seine Unauffälligkeit auf.

Er suchte nach einem Sinn für sein Leben und hatte in den letzten Jahren so einige Irrwege eingeschlagen, konnte er doch mit der Unterstützung seiner ebenfalls verwirrten und unfähigen Eltern so gar nicht rechnen. Da sie ihm auch den Kontakt zu anderen Jugendlichen verboten hatten und er aus lauter Angst, vor ihrer Bestrafung und vor den ihm so fremden Gleichaltrigen seinen Weg ganz allein suchen musste, war er naiv und manipulierbar mit 21 schon in so manche Falle getappt.
Auch seinem Tagebuch konnte er sich nicht mehr anvertrauen, seit dies bei der Jahrgangsstufenfahrt von ein paar herzlosen Jungs beim Abschlussessen vorgelesen worden war.

Er war einem Computerclub beigetreten, in dem er durch seine rasche Auffassungsgabe und enorme Konzentrationsfähigkeit, seine überwältigende Logik und sein Talent für Technik bald zu einer Art Star wurde. Doch dann hatte man ihn als Hacker benutzt und ohne sein Wissen eine Firma gegründet, die Rheumadecken und Dinkelkekse zu horrenden Preisen an arme Rentner verscherbelte, was er für ein Spiel hielt.

Sein neuester Spleen, der ihn neben seinem jämmerlichen Job als Service-Techniker in einem Computershop beschäftigte, war inspiriert durch einen Service, durch den man jeden Tag ein Wort der Bibel per SMS aufs Handy bekommt: „Ermutigung, Orientierung und Trost aus dem Reichtum der Bibel“, warb man im Internet und er hatte sich aus Interesse angemeldet. Die Bibelsprüche kannte er zwar auswendig und viele sagte er sich als Mantra immer wieder vor, wenn er mal nicht mit Logik weiter kam, wie er es von seiner Mutter gelernt hatte. Aber das Überraschungsmoment, aus seinen Grübeleinen gerissen zu werden mit diesen überalterten, vieldeutigen und jederzeit auf alles Mögliche anwendbare Weisheiten, faszinierte ihn.

Sein Plan war, ein Computerprogramm zu entwickeln, das ähnlich wie diese angeblich tröstenden Sprüche per SMS allgemein zu verstehende Lösungen für jedes Alltagsproblem zur Verfügung stellte. Sollte jemand von seinen Schulkameraden gemobbt werden, würde er unter dem Schlagwort Mobbing schlagfertige Antworten bereitgestellt finden. Für hoffnungslos Verliebte hatte er einen Katalog von Liebesgedichten aller Couleur zusammengestellt. Für die Situationen, in denen jemand cool oder sophisticated rüber kommen wollte, bot er Anekdoten und Sprüche an.

Es war ein Lebenswerk für ihn. Bis – er seine wahre Berufung fand. Bei seinen Forschungen nach Material und Anwendungsgebieten war er über eine Anzeige gestolpert, die SMService bot. Der Rest des Anzeigentextes (tabulos, diskret, eine Offenbarung….) blieb ihm unklar, aber er hatte so eine Vermutung, da könnte ihn jemand seine Geschäftsidee wegschnappen wollen. Also rief er an, vereinbarte mit einer müde klingenden Frau ein Treffen und ging zum besagten Termin zu einer Adresse im Bahnhofsviertel, in dem er sich nur ungern aufhielt.

Eine unscheinbare Wohnung über einem Nachtkiosk, ein schmutziges Treppenhaus, Geschrei aus den benachbarten Wohnungen… Jo hatte das Gefühl, in einen schlechten Film geraten zu sein, als er die letzte Stiege erklomm, aber insgeheim freute er sich, dass auch diese Frau mit der SMS-Idee nicht viel verdiente – noch nicht. Vielleicht könnte man sich ja zusammentun.

Eine Frau öffnete seinem Klingeln – eine nur knapp in schwarzes Leder gekleidete Frau mit einer Peitsche in der Hand. Sie musterte ihn mit einem wegen der aus dem Mundwinkel hängenden Zigarette schiefen Lächeln und bat ihn mit einer Handbewegung herein. Das Zimmer war blutrot vom Fußboden bis zu der Decke und überall hingen seltsame Bilder und Geräte, die Jo nicht zuordnen konnte. Sein mulmiges Gefühl vertiefte sich in die Magengegend, als die Frau nah, sehr nah, zu ihm trat und ihn sein Ohr hauchte:
„Sollen wir spielen? Nebenan ist alles vorbereitet…“
„Spielen? Hast du da drin denn eine Playstation oder so was? Was meinst du? Was ist hier eigentlich los? Wo sind deine Apparate? Was hat das mit SMS-Service zu tun?“
„SMS-Service? Aber nein – SM-Service, mein Kleiner – SadoMaso, schon mal gehört?“
Wie seine hartnäckigen Schuppen fiel es Jo plötzlich von den Augen, was er da wohl falsch verstanden hatte. Sein erster Instinkt rief ihm zu, er solle fliehen, doch irgendwas hielt ihn davon ab. Wenn er schon mal hier war… Was könnte es schaden? Er hatte nichts Besseres zu tun und war neugierig.

Und so wurde aus Jo erst ein fanatischer Anhänger der Sex-Spielarten, in denen er seine verschütteten Gefühle ausloten und seine Grenzen erkennen konnte, bis er schließlich seine Talente einsetzte, um seine ursprüngliche Geschäftsidee mit seinem neuen Hobby zu verbinden. Er entwickelte einen SM– SMS-Service, Ratschläge für SM-Liebhaber per SMS, die die neuesten Spielzeuge bewarb, einen mit Tipps für die richtige Verhaltensweise in unliebsamen Situationen versorgte oder neue Ideen für Bestrafungen gab, einen Codex für Meister zum Nachschlagen bereithielt und so weiter. Er wurde ein Star und vor allem: er war ein selbstbewusster Mann, der wusste, was er wollte und was er konnte. Wenn er heute über die Straße geht, erkennt jeder in ihm einen Mann mit Stil und Klasse, einen der es geschafft hat und seine Vergangenheit ist für ihn nicht mehr als eine lustige Anekdote.
*****_nw Mann
505 Beiträge
Der Kaleun
Zielstrebig schnitt sich der Rumpf der 'SMS Prinzregent Luitpold' durch den Kira Sound vor Scapa Flow. Kapitänleutnant Moorbeck blickte von der Bugspitze aus angestrengt nach unten, wie er es immer tat, bevor eine Schlacht begann. Das bei der großen Fahrt des Schiffes weit aufragend verdrängte Wasser legte sich seitlich vom Rumpf bedächtig langsam auf die Seite, wie ein unvorsichtig serviertes Stück Torte. Ein Missgeschick, von dem man behauptete, es bringe Unglück.

Moorbecks Miene verfinsterte sich. Im Schlepptau dieses Bildes stiegen Erinnerungen an all die menschlichen Tragödien in ihm hoch, die sich in seiner Dienstzeit auf der Luitpold vor seinen Augen abgespielt hatten. Immer dann, wenn er von seinem Inspektionsgang auf die Brücke zurückgekehrt war und den Rudergänger angewiesen hatte, die Worte 'keine Auffälligkeiten' ins Logbuch zu übertragen, war die Katastrophe über die Besatzung hereingebrochen.

'Keine Auffälligkeiten' - an jedem einzelnen der Tage, die so viel Leid über seine Mannschaft gebracht hatten, fanden sich diese Worte im Log. Die vorgesetzten Stellen verlangten es so, und bis zur Zeit des Eintrags widersprach es auch nicht unbedingt der Wahrheit. Moorbecks privates Tagebuch, das er gut verschlossen in seiner Kajüte versteckt hatte, las sich ganz anders. Er führte es, weil er mit niemandem über die grausigen Ereignisse hätte sprechen können, ohne seine Autorität an Bord für alle Zeiten einzubüßen, und sie doch loswerden musste, um nicht verrückt zu werden.

Es gab für Moorbeck keinen Grund anzunehmen, dass es der heutige Tag anders verlaufen würde als er befürchtete, und so zog er seine Kontrolle in die Länge, als könne er das Unvermeidliche damit wenigstens ein bisschen hinauszögern. Schließlich aber streckte er sich, schlug den Kragen seiner Uniform noch einmal hoch, rückte seine Kapitänsmütze zurecht und machte sich auf den Weg zur Brücke. Anders als sonst blieb er draußen vor der Tür stehen, suchte durch die Scheibe den Blick des Rudergängers und nickte ihm nur zu, als ihre Blicke sich schließlich trafen. Moorbeck drehte sich um, sobald der Steuermann die Bedeutung des Nickens verstanden hatte und sich anschickte, die Eintragung zu machen. Eilig, beinahe beschwingt lief Moorbeck die Stufen hinunter, die er eben erst widerstrebend erklommen hatte und grinste dabei über sein ganzes Gesicht.

Niemand würde die nachfolgenden Ereignisse auf Brandstiftung zurückführen, da war Moorbeck sich sicher. Niemand. Vorsichtig leerte er die dritte Packung knochentrockener Dinkelkekse auf die Koje einer der verlassenen Innenkabinen und schaltete die elektrische Rheumadecke unter dem Daunenbett auf die stärkste Heizstufe.

Für ihn selbst, seine Mannschaft und vielleicht, mit der richtigen Presse, für die gesamte christliche Seefahrt, so überlegte sich Moorbeck, würde dies das letzte Abschlussessen einer Seniorenkreuzfahrt sein.
Ich war heute nach langer Zeit mal wieder in meiner Lieblingssauna.
Doch der Reihe nach.

Anita rief mich gestern an, ob ich nicht Lust hätte, bei diesem schönen Wetter spazieren zu gehen. Ich hatte Lust, so fuhr ich zu ihr und wir wollten von Breitscheid nach Ratingen durch den Wald laufen.
Als ich ankam stand sie schon in Gummistiefeln vor der Tür. Ich konnte vor lachen nur noch kreischen:

Bist du des Wahnsinns, bei diesem Sonnenschein in Gummistiefeln, noch dazu mit Winterfell zu laufen? Selbst ein Harlekin würde sich andere Schuhe anziehen.

Sie ließ sich nicht beirren und so liefen wir los. Erst durch die Streuobstwiesen, dann kamen wir in den Wald. Dort mussten wir einen kleinen Bach überqueren und oben in den Bäumen sahen wir gespannte Seile. Ich überlegte noch wofür die wohl wären, da meinte sie: das wäre ein Hochseilgarten.
Ich schaute sie sehr zweifelnd an, denn ich weiß, der sieht anders aus. Ich sagte aber nichts. Während ich noch überlegte, was es mit den Seilen wohl auf sich hat, erzählte mir Anita natürlich brühwarm von Erich. Hat sie sich doch wirklich von ihm getrennt, glaubt sie jedenfalls. Auf meine Frage, wieso jetzt so plötzlich, druckste sie ein bisschen herum, doch dann platzte sie damit heraus, er wollte die Unterhosen von ihrem Mann nicht haben. Ich fragte:

Was wollte er nicht haben? Die Unterhosen vom Hannes wolltest du ihm geben? Sag mal, Hannes ist doch schon fast fünf Jahre tot.

Na und, was hat das damit denn zu tun? Er kann die doch sicherlich benutzen, sie sind noch fast neu, zum Wegwerfen zu schade. Ich habe sie doch bis jetzt auch benutzt.


DU hast sie benutzt? Und was sind das für welche? Und warum wollte er sie nicht?

Er sagt, Feinripp würde er schon seit zig Jahren nicht mehr tragen. Das wäre was für alte Männer.

Aha, und er ist nicht alt? Ich denke er ist gerade 80 geworden.

Ja, ist er auch.

Aber wenn Du sie benutzt hast, warum willst Du sie ihm denn jetzt geben?

Ich dachte, für ihn ist das doch praktisch, erstens sind sie mit Eingriff, das brauche ich ja nicht, und er hat immer nur so kleine Winzlinge an, und zweitens hätte er dann eine Erinnerung an mich.

Mir fiel bei dieser Logik nichts mehr ein zu sagen. Als ich meine Sprache wieder gefunden hatte fragte ich nur:

Warum schenkst du ihm nicht auch gleich dein Bett – das wäre doch eine bessere Erinnerung an dich, oder habt ihr es nicht im Bett gemacht?

Also Ev, darüber spricht man doch nicht, im übrigen brauche ich meine Rheumadecke selber.

Bei einer solchen Unterhaltung verlief unser Spaziergang wie im Nu, und wir waren nach zwei Stunden wieder zu Hause.

Sag mal, was riecht denn bei dir hier so?

Ach du meine Güte, ich habe ja vergessen das Mittagessen in den Kühlschrank zu stellen. Schau dir das an, mein schöner Fleischklops, jetzt ist er ganz verlaufen, nein, warum steht aber auch die Sonne so tief, sonst kommt sie doch nie bis zu den Fenstersimsen. Nein ist das ärgerlich, möchtest du ihn haben?

Nein danke Anita, ich habe heute schon mein Mittagessen gehabt, Wackelpudding mit Familiensoße.

Waaaas, das war dein ganzes Mittagessen?

Nee, das war nur der Abschluss, essen konnte ich vorher noch Dinkelkeksensuppe mit Eiswein gewürzt.

Was du dir immer für Menüs ausdenkst, kann man denn so etwas unbeschadet verzehren?

Aber klaro, ich kann es ja bei unserem nächsten Bridgeabend mal kochen.

Ja, das mach mal - -

Und dann war ich weg. Unterwegs machte ich drei Ausrufezeichen und freute mich auf den heutigen Saunatag.

Dort heute früh angekommen wurde ich schon stürmisch begrüßt.

Wo warst du denn so lange – wir haben dich schon auf die Vermisstenliste gesetzt.

Ach Freunde, ich war gestern mit Anita spazieren.

Mit Anita, erzähl mal. Hat sie immer noch den Erich. Was gibt es denn sonst Neues von ihr?

Ja, noch hat sie Erich, wie lange weiß ich aber nicht. Und dann hat sie sich jetzt einen neuen Ofen bestellt, der in die Diele kommen soll. In meinen Augen Blödsinn, denn dann heizt er die Diele und den Flur nach oben, aber die Wärme geht doch nicht über drei Ecken ins Wohnzimmer. Sie meint, die warme Luft würde sogar im Wohnzimmer bis in die hinterste Ecke strömen. Ich sage euch, Anita spinnt. Um mir alles zu beweisen, hat sie sich ein Tagebuch gekauft, und will jeden Tag die Temperatur im Wohnzimmer aufschreiben. Ich habe ihr gesagt, lass das, ich glaube dir auch so, aber nein, sie will mir jeden Tag eine SMS schicken, und mir Mitteilen, ob es andere Auffälligkeiten gibt. Und das alles, weil sie meint, das Öl würde jetzt so teuer, dass sie es nicht mehr bezahlen kann. Sie hat in ihrem Garten ja sehr viel Holz liegen, welches sie dann verheizen kann. Alles schön und gut, aber stellt euch mal vor, da kommt so ein Halunke und zündet das Holz an. Ich sehe dann schon die Schlagzeilen in der Zeitung:

Brandtstiftung in Breitscheid. Katastrophe konnte durch das rasche Eingreifen einer mutigen 65jährigen Frau verhindert werden. Mit aufopfernder Hingabe rannte sie zum Nachbarn und lieh sich einen Eimer Wasser um das Feuer zu löschen.

Und durch mein Erzählen hätten wir beinahe unseren liebsten Saunaaufguss versäumt: Rose – Salzpeeling

© ev 16.10.2011
*****_nw Mann
505 Beiträge
Vielen Dank an...
@*****ine für die vielversprechenden Worte der Woche

@******ich für die Mahnung, sich mit den Frauen gut zu stellen, die einen unter der Gürtellinie versorgen

@**a für die Erkenntnis, dass Mann von erfahrenen Frauen doch so einiges lernen und sogar Spaß dabei haben kann, wenn nicht sogar ein Auskommen

@ev für die Warnung, nicht vorne einsparen zu wollen, was man hinten unvorsichtig wieder hinausbläst...
*****ine Mann
895 Beiträge
@ Byron:

Gern geschehen. Danke dir für die köstliche Geschichte über den Kreuzfahrt-Kaleun. *top*
Schön,
wie das wieder läuft

Bedouine - pünktlich und gut
Fritz - kurz und gut
Byron - wortgewaltig und gut
Ev - 16 Worte, letzte und diese Woche, Chapeau! und gut

schön und gut, das alles, aber dass meine story einem alten hasen noch erkenntnisse bringen soll - wers glaubt - na gut. Danke

Schöne Woche
Dea
Liebe Dea

ich finde es toll, wie Du es in so kurzer Zeit schaffst, eine interessante Geschichte zu schreiben, die alle 8 Wörter beinhaltet.
aber bei mir waren es 24 Wörter - *fiesgrins* bevor diese letzten eingestellt wurden, war mein Kopf total leer, und so muss ich mich bei
@ Bedouin für diese 8 Wörter bedanken.

Na, und
@ Byron *nene* mit ihm möchte ich keine Kreuzfahrt machen - *lol*

@ Friedrich sollte sich ein anderes Heim aussuchen *grins*

Ich bin gespannt, was uns noch hier erwartet.
Eine sonnige Woche
Ev
nach wie vor
ist es mir ein Rätsel, wie man in kürzester Zeit so tolle Geschichten schreiben kann...
Kompliment an alle *top*
***a2 Frau
1.135 Beiträge
(k)eine Katastrophe
Es war doch nur Sex, das war doch keine Katastrophe, dachte Tom, aber Rainer sah das offensichtlich anders.

„Ich hab echt vorher noch nie….ich hab echt noch nie vorher“, stammelte er am Telefon.

„Echt?“, sagte Tom. „Das habe ich überhaupt nicht gemerkt.“

„Nein?“ Rainers Stimme bekam so ein merkwürdiges Krächzen. Kaute er etwa schon wieder diese komischen Dinkelkekse?

„Keine besonderen Auffälligkeiten“, lachte Tom. „Alles ganz normal. Bis auf….“

„Bis auf….“, krächzte Rainer, ja, ganz sicher, der kaute diese Dinkelkekse.

„Also echt, leg dir mal anderes Bettzeug zu. Diese Rheumadecke ist voll out. Geht gar nicht. Absolut hetero.“
Jetzt hat es ihm die Sprache verschlagen, dachte Tom, aber da hat er wenigstens wieder Stoff für sein Tagebuch.
„Hallo Rainer? Bist du noch dran?“

„Ja, ich meine, ja, willst du denn…..“

„Klar komme ich heute Abend wieder. Ich kann ja noch nicht in meine Bude wegen der Brandstiftung.“

„Ja gut, dann bis später. Aber ich muss noch zu diesem Projekt Abschlussessen, da muss ich unbedingt hin.“

„Alles klar“, sagte Tom, „schick mir einfach eine SMS wenn du fertig bist. Bis dann!“

Nach dem Auflegen durchforstete Tom sein Adressbuch. Adrian, nein, der hatte einen neuen Freund, Dieter, bloß nicht, Peter, wer war gleich noch wieder Peter. Aber der war einen Versuch wert. Sex hin oder her, Rainer entwickelte sich langsam doch zu einer Katastrophe.
Déjà-vu 120
(erkennt ihr sie alle wieder?)

Nie wieder Nacktputzen! Nie wieder Lampenöl verkaufen! Es ist keine Lüge, es ist ein Wahnsinn! Durch eine Ironie des Schicksals in Gestalt einer Rasterfahndung bin ich gerade als „unschuldig“ aus dem Gefängnis entlassen worden und habe einen gut gehenden ländlichen Linienbus geerbt.
Erst jetzt habe ich vom Tode meines Erb-Onkels Karl-Eugen gehört, der am Wochenende in Gummistiefeln nach Fieberwahn infolge von enttäuschtem Jungfrauenkomplex durch erschwindelte Liebeswonnen verstorben war. Beim Verzehren seines Frühstückes ist er freiwillig mit Hilfe eines Eintopfes aus stinkendem Dosenfleisch, Rattengiftvermischtem Kümmel, Aknecreme und Eisenhut-Blüten vom Leben losgelöst worden.
Auch für ihn galten die alten Weisheiten: keine Rose ohne Dornen, keine Jungfrauenstecherei auf der Couch ohne strömendes Blut. Kein Saunaaufguss ohne heißen Dampf. Keine Wiese ohne Maulwurf, keine Seide ohne Wurm.
Es wurde bei ihm auch noch eine mit Eiswein getränkte, mit einem Winterfell und trockenen Dinkelkeksen gefüllte heizbare Rheumadecke gefunden, die eine beabsichtigte Brandstiftung insistierte, aber Eiswein war wohl gepanscht, der Kümmeleintopf war schneller. Ansonsten lag über den Umständen seines Todes Lichtschutzfaktor 500. Nach den vielen Einträgen in seinem Tagebuch zu urteilen, war sein Tod aber keine Katastrophe. Der Herrgott gebe ihm den heiligen Frieden und ein aufgeräumtes Grab mit schimmerndem Nachtlicht am Totensonntag ohne Platzregen.
Einen aufkeimenden Jubelschrei kann ich gerade noch in ein falsches verschämtes Lächeln umwidmen. Schließlich sind wir ja immer noch beim bescheidenen Abschlussessen der Trauerfeier für meinen lieben großzügigen Onkel Karl in der kleinen Dorfgaststätte neben dem Leichenschauhaus. Zum Glück muss es mir auch keine Bauchschmerzen verursachen, weil die anwesenden goldigen acht Kinder gerade wieder einmal perfide kreischend den einarmigen Trompetenspieler drangsalieren, indem sie ihm mit annähernder Lichtgeschwindigkeit Fleischklopse, Mandeln in Tomatensoße und Pudding ins Trompetenrohr schießen. Der kleine Michael hat sich sogar aus einem trapezförmigen Blech eine Torpedoabschussrampe gebastelt. Der Trompeter kann sich leider dem feindlichen Feuer nicht entziehen. Er will auch wohl kein Spielverderber sein und ist gar nicht vergnatzt. Er kann die Trompete nicht loslassen und versucht lediglich, den Fehlschüssen in Richtung auf sein Schmuckstück auszuweichen, indem er mit Hingabe und sicheren Reflexen wie ein Harlekin im Hochseilgarten seine Hüften schwingt. Dabei ist ihm die Hose schon fast bis zur Oberkante Rheumasocken in die Kniekehle gerutscht und ich beginne zu fürchten, dass sogleich sein Zitteraal bestimmend seinen Weg durch den offenen Strich in seinem Feinripp mit den funkelnden Plastikherzchen finden wird. Das wäre dann schon eine belämmerte Auffälligkeit, die bei den anwesenden Frauen sicher keine empathischen Liebeswonnen, sondern wohl eher eine geknickte Viertelstunde mit gefrorenem Seelenfrieden, wenn nicht sogar weinende würgende Fluchtbewegungen mit Hyperantrieb zum Fenstersims oder gar ein Kammer-Flimmern mit Blackout auslösen würde. Der Boden um den Trompeter herum sieht es schon aus, wie eine Streuobstwiese nach dem Sturm. So ein Held ist er ja auch wieder nicht. Jetzt wünscht er sich bestimmt eine funkelnde Ritterrüstung. Dabei kann er ja noch froh sein, dass die Kids nicht mit eingeweichten Kuhfladen schmeißen, die man bei sorgfältigem Suchen wie Findlinge im Kräutergarten des benachbarten Bauernhofes aufsammeln könnte.
Das ist mir jetzt alles egal. Das Leben ruft.
Ab in die Startlöcher. Eine SMS an die neue Freundin: “Resi, hol mich mit dem Traktor ab“
wow
Friederich
du übertriffst dich selbst
das hat bisher noch keiner gewagt und zu recht - verdammt schwierige angelegenheit, und lesbar gelöst
ich hatte dir schon mal empfohlen, perec zu lesen - das erinnert mich wieder an ihn
du läufst zu alter hochform auf, schön, wieder was längeres von dir zu sehen
Danke
gruß
Dea
Danke Dornröschen
Ich weiß ja, dass du es gut mit mir meinst...
Na, und
@ Byron *nene* mit ihm möchte ich keine Kreuzfahrt machen - *lol*

@ Friedrich sollte sich ein anderes Heim aussuchen *grins*

Am Besten gleich so ein Schiff?
*******ose Frau
793 Beiträge
Huch, sprach's und machte sich gleich auf? *bye*
kann deinen Beitrag aber auch nicht mehr *les*
*******ose Frau
793 Beiträge
meinen? welchen?
wo ist Friederich hin?
er hat das " ein neues Heim suchen" doch nicht wirklich falsch verstanden? - Profil gelöscht? oh mann!
so weit ist es gekommen, dass ich mir hier schon Sorgen machen muss um eigentlich Fremde, die man hier kennen und schätzen lernt.
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