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Am Ende der Straße..

*****een Paar
2.742 Beiträge
Themenersteller 
Am Ende der Straße..
Der Fahrtwind blies ihm durch das Haar.
Die Sonne meinte es schon seit zwei Wochen gut mit den Einwohnern des kleinen Dorfes Hinterschmieding in den Bergen des bayrischen Hinterlandes. Eigentlich war sein Leben aus kommerzieller Hinsicht sehr gut verlaufen, trotz seines nicht allzu rosigen Anfangs. Er hatte alles erreicht, was er sich vorgenommen hatte, sich von Steinen auf seinem geradlinigen eher motivieren als zermürben lassen. Heute besaß er ein Haus hier in den Bergen, von wo aus er gerne der Sonne zusah, die sich glutrotzwischen zwei Bergwipfeln empor schob, um den neuen Tag in leuchtende Farben zu tauchen. Dieser bombastische, aber trotzdem friedvolle und ruhige Anblick wurde nur von dem Rauschen der Wellen übertroffen, die mit immerwährender Stetigkeit auf den Strand direkt vor der Terrasse seines zweiten Hauses an der Nordsee rollten.
An diesen Orten sog er die Ruhe in sich auf und schaffte es trotzdem nie, seine innere Unruhe dadurch auszugleichen, so oft er es auch versuchte. Vielleicht war es diese Unruhe, die sein Leben so verlaufen ließ, die ihm diesen nicht enden wollenden Antrieb zur Bewältigung seiner Aufgaben und Probleme verlieh, ihm aber gerade deshalb nie Glück und Befriedigung brachte.
Dieses Auto, welches wie auf Schienen durch die Serpentinen der dunkelbayrischen Landschaft schoss, seinen Körper auf den maximal 300m langen Geraden so brutal in den tiefen Schalensitz presste, dass er nicht mal mehr ausatmen konnte und ihm das Adrenalin in Schüben durch den Körper pumpte, war sein letzter Versuch gewesen, durch einen erfüllten Kindheitstraum einen Teil seiner inneren Leere zu füllen.
Doch das war ihm nicht geglückt. Als der Schweizer Händler ihm mit den Worten „Denken Sie daran, dieser Wagen ist unberechenbar, schneller und härter beschleunigt kein Straßenwagen dieser Welt!“ seinen Schlüssel übergab, spürte er nur das "Gefühl des Besitzes", wie er es immer nannte. Dieses Gefühl kam aus dem Bauch, war erhebend und berauschend, aber Glück musste sich anders anfühlen.
Das Auto war schnell. Er hatte noch nie ein Motorrad gefahren, welches ähnliche Werte aberwitziger Beschleunigung an den Tag legte wie dieses Geschoss. „Damit wird Dein Abschied fulminant, dass passt zu Dir“ dachte er, als er mit fast 90 Sachen Kurven durchpflügte, die sonst wohl nur ein Radfahrer mit heiler Haut überstanden hätte.
Dabei ging ihm die oft von seiner Frau gestellte Frage durch den Kopf: „Wie kann ein Mensch nur ohne positive Emotionen geboren werden?“ „Ich kenne positive Emotionen!“ überspielte er dann jedes Mal diese sich ihm täglich stellende Frage durch einen dummen Witz: "Eine davon steht wie `ne 1 und wartet auf Zuneigung!“ Selbst das war gelogen. Aber sollte er ihr sagen, dass er nie Befriedigung in der körperlichen Vereinigung mit ihr fand? Oder dass er wohl eher ihr Mann geworden war, weil sie ihm rational gesehen als sinnvollste Wahl in Bezug auf die Vermeidung von Ehekrisen und auf die Erziehung von Kindern erschien als aus Liebe?
Liebe kannte er nicht.
Egal wie sich Liebe anfühlen mochte, er hatte sie nie gespürt. Bei seinen beiden Töchtern war das vorherrschende Gefühl immer Angst gewesen. Angst, ihnen könnte etwas passieren. Angst, sie würden nicht alles bekommen, was sie zum Leben bräuchten. Angst, er könnte sie als Vater enttäuschen. Und die Angst, sie könnten sich von ihm abwenden. Ist Angst Liebe?
Bei dem Bestreben, diese ganzen Ängste aus dem Weg zu schaffen, stellte er sich eine unlösbare Aufgabe, die ihm seine finale Suche noch mehr erschwerte.
Bei dem Gedanken an seine Töchter schnürte sich ein Band um seine Brust. Lizzy und Sann waren schon fast erwachsen, sie hatten oft gezeigt, dass sie ihren Weg alleine gehen konnten, aber immer waren es sie gewesen, die er sich an seinem letzten Bett stehend vorstellte und die ihn letztendlich immer von einer Entscheidung wie der heutigen abgebracht hatten, als er sich in seinen noch nicht mal 500kg schweren Renner setzte und in den frühen Morgen losbrannte. Nie hatte jemand mit ihm fahren, mit ihm dieses Gefühl teilen wollen. So wie er immer alle Dinge alleine tat, an denen er so etwas wie Spaß hatte.
In seine Gedanken vertieft bog er auf die Schnellstraße ab, an deren Ende die Autobahn nach Passau lag.
Diese Straße war sein Ziel gewesen.
Er hielt noch einmal an, sog diese reine, noch vom Morgentau feuchte Luft in seine von der Arbeit im Staub der Industrie gebeutelten Lungen ein und hielt sie für einen Moment an. Der Motor hinter ihm brodelte wie ein Vulkan, der sich auf den Ausbruch vorbereitete. Nach ein paar Kilometern machte diese schnurgerade Straße eine scharfe S-Kurve. Dort waren bereits viele Unfälle passiert, also sollte ein weiterer nicht unbedingt auffallen.
Er blickte sich um, vergewisserte sich, dass kein anderes Auto in der Nähe war und gab Gas. Die Landschaft verschob sich regelrecht um ihn herum, der Ansaughutzen über seinem Kopf sog ihm die Luft zum atmen weg, bevor er Luft holen konnte und das Brüllen des Motors übertönte selbst seine Gedanken.
Die Tachonadel raste über die Skala bis fast zum Anschlag, da sah er die Kurve. Etwas verschwommen nahm er fast beiläufig etwas am Straßenrand wahr und nahm intuitiv den Fuß vom Gas. Die Geschwindigkeit sank sofort rapide, was den Radarkasten nicht davon abhielt auszulösen und eine Geschwindigkeit von 247 Stundenkilometern festzustellen.
Alex blickte genau in das rote Feuer der mobilen Radarstation und wurde brutal in die Wirklichkeit zurückgerissen. Der Wagen nutzte diesen Moment der Unachtsamkeit und zog leicht nach rechts. Sein Vorderreifen touchierte leicht den Randstein und das Lenkrad wurde Alex aus der Hand gerissen.
Die Welt wurde plötzlich langsamer, wie in Zeitlupe sah er, wie sich die Straße drehte und plötzlich über ihm war.
Sein Großhirn ersparte ihm Schlimmeres, als es die Realität ausschloss und ihm seinen letzten Gedanken übermittelte:
„Hätte ich etwas anders machen können?“
Momentaufnahme
gut geschrieben, fast ergreifend, wenn es nicht doch Fragen offen ließ, Irgendwas fehlt, sein Unglücklichsein kann doch nicht einfach angeboren sein...
aber danke, immerhin muss ich weiter drüber nachdenken und hat eure story etwas ausgelöst. würd gern mehr lesen
lg
dea
*****een Paar
2.742 Beiträge
Themenersteller 
Es ist auch nicht sein Unglücklichsein, welches von Beginn an da war, sondern seine Unfähigkeit, in irgendetwas Ausfüllung und Befriedigung zu finden. Ausserdem gibt er sich selbst nicht die Möglichkeit, sein Glück und seine Gefühle zu erkennen, weil er zu große Erwartungen hat und nichts davon richtig erfüllen kann.
Aus dem ganzen ergibt sich sein Unglücklichsein, seine Unfähigkeit, Gefühle zu leben und erleben.
Allerdings muss ich noch dazu sagen, dass diese Geschichte ursprünglich der Einstieg in eine weit längere Story sein sollte. Da wollte ich dann die ganzen offenen Fragen einbauen. So hab ich dann versucht, es zur Kurzgeschichte umzubauen.
Daher möglicherweise auch Dein Gedankengang.
********ride Frau
1.221 Beiträge
irgendwie
ein befriedigendes Ende für ein unbefriedigtes Leben... - und ich meine es NICHT zynisch...
manchmal kann das Leben erst mit dem letzten Atemzug was lehren...


Ansaughutzen
... das Wort habe ich noch nie gelesen oder gehört! *nixweiss*
*****een Paar
2.742 Beiträge
Themenersteller 
Ansaughutzen
Das ist eine Öffnung, durch die Luft bei hohem Tempo mit Druck in den Motor gepresst wird, damit die Leistung verstärkt wird. Das erfolgt durch Einpressen des Fahrtwindes und gleichzeitgem Ansaugen.
Ich hoffe, damit etwas geholfen zu haben! *zwinker*
danke! ... Lesen bildet, ich sag´s immer wieder! *g*
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