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Inspiration

Inspiration
Zum Thema gelungene Geschichte, die, wie wir hier und da lernen können, einen Anfang, ein Ende und dazwischen einen möglichst interessanten Spannungsbogen haben sollte, viel mir als Erstes ein, dass der berühmte Musenkuss, die Inspiration, die am Anfang steht, wohl bei jedem unterschiedlich beginnt.

Es würde mich sehr interessieren, wie das bei euch läuft, liebe Mitschreiberlinge.

Habt ihr eine Idee und baut ihr das Drumherum dann so lange aus, bis alles zu passen scheint oder fangt ihr mit dem ersten Satz an und entwickelt sich der Rest? Treibt euch die Lust am Schreiben dazu oder muss eine Idee, ein Ansatzpunkt, der eine Geschichte werden könnte, gezwungermaßen aufs Papier (in die Tasten) gebannt werden?

Anlässlich der Olofschen Märchen sprach man davon, dass alle hier, ich denke ohne Ausnahme, auch gerne lesen, Lesen für uns einfach dazu gehört und Geschichten immer wieder interessant und wichtig sind. Und dass man schon als Kind damit anfängt, die Liebe zum Wort zu entdecken, sein Leben lang von Geschichten begleitet werden kann, weil so viel darin zu uns spricht.

Das Thema Märchen und die scheinbar ewigen Deutungsmöglichkeiten, ihre Faszination und der nie ganz zu ergündende Einfluss, den sie auf unser Leben nehmen können, brachten mich zum Nachdenken und es stellten sich Fragen, die ich mit euch teilen möchte. Vielleicht stoss ich damit auch andere zum Nachdenken an und ich würde gern erfahren, wie ihr das seht.

Zuerst mein nicht ganz ernster Ansatz zur oberflächlichen Deutung der meisten Märchen:
Wieso erwarten wir eigentlich, wenn wir unseren Kindern alte oder neue Märchen erzählen, dass sie dann noch auf uns hören, wenn wir ihnen gutgemeinte Vorschriften machen?
Tarzan schwingt sich halbnackt durch den Urwald… Aschenputtel kommt erst nach Mitternacht nach Hause… Pinocchio lügt andauernd… Aladin ist der König der Diebe… Batman fährt 320 km/h... Dornröschen faulenzt ewig herum… Schneewittchen lebt mit 7 Kerlen zusammen… Rotkäppchen hört auch nicht auf ihr Mutter… Und da wundern wir uns noch, wenn die Kleinen dauernd Dummheiten machen.

Werte vermitteln ist damit schwer möglich, findet ihr nicht? Zum Glück kann sich ja immer wieder rausreden mit: is` doch nur eine Geschichte, im wahren Leben müsst ihr leider ganz anders handeln, denn ihr seid keine Märchenfiguren oder Superhelden. Obwohl es doch eigentlich schön wäre, wenn sie noch ne Weile länger in diesem Glauben verblieben und erst mal ein starkes Selbstbewusstsein entwickeln.

Am deutlichsten ist mir das bei meinen Kindern beim Vorlesen und Anschauen von Pippi Langstrumpf-Geschichten geworden. Sie kann alles, darf alles, tut wozu sie Lust hat, wann es ihr passt. Sie kann fliegen, kämpfen, hat Spaß dran, Leute zu verarschen, ist die Stärkste und Frechste von allen.
Doch meine Kinder wollten ihr das gar nicht nachmachen, weil sie schnell kapierten, wie unwirklich das ist, und haben sich eher mit Tommi und Annika verglichen, die in Pippis Abglanz baden und dennoch ihren Spaß haben.
Die Geschichten lehren Toleranz, und das man jemanden bewundern kann, ohne ihm alles nachmachen zu müssen, ihn beneiden kann, ohne sich dabei schlecht zu fühlen, wenn man sich mit seinen unspektakulären, aber realistischen Fähigkeiten abfindet. Sehr wichtige Eigenschaften und ein guter Ansatz, mit sich ins Reine zu kommen. Denn man muss nicht die Schönste oder der Stärkste sein, sondern sollte `einfach` das Beste aus sich und seinen Anlagen zu machen versuchen.

Das gefiel mir als Kind bereits an Geschichten am besten, in denen die Helden manchmal sehr alltäglich sind, Fehler machen, Enttäuschungen erleben, auch mit noch so gutgemeinter Absicht in Fettnäpfchen treten: dass man so einen Einblick bekommt in die `Denke` einer anderen Person. Man kann deren Entscheidungen bewundern oder für dämlich halten, aber entdeckt immer wieder neue Wege und lernt vor allem: der oder die ist ja auch nur menschlich und nicht perfekt.

Ich glaube ernsthaft, aus Büchern mehr gelernt zu haben als von echten Mitmenschen. Mehr über das Leben und seine vielfältigen Formen von Arschtritten und Glücksmomenten, über die Dummheit und die Liebesfähigkeit von Menschen, über ihre Schwächen und oft unentdeckten Talente, ihre geheimen Neigungen und unerkannten Sehnsüchte.

Im Gespräch kann man nie genau wissen, ob der andere es nicht verschönt, was er von sich preisgibt und auch nach Jahren mit einem Menschen kann man ihn plötzlich in einem neuen Licht sehen, wenn er ein Geheimnis lüftet. Man sieht niemals weiter als bis auf die Stirn – und wenn man noch so sehr glauben möchte, in seinen Augen etwas anderes gelesen zu haben.
Bücher haben mir geholfen, meiner Menschenkenntnis nicht allzuviel zu vertrauen und eher abzuwarten. Dadurch wurde ich weniger enttäuscht und positiver überrascht, weil ich weniger erwartete. Es hat mir auch ermöglicht, nun im fortgeschrittenen Alter Dinge in meinen Mitmenschen zu erahnen und zu entdecken, die ich ohne das angeeignete Wissen um die Vielschichtigkeit menschlicher Züge falsch interpretiert hätte.

Leute, die nie lesen, die es nicht kennen, Figuren aus einer Geschichte wie Freunde zu mögen, mit ihnen zu fiebern, zu weinen und zu lachen, woher nehmen die ihr Wissen um das Leben mit anderen? Da muss doch was fehlen.

Um nun selbst eine Geschichte zu schreiben, in der andere sich wiederfinden können, braucht es lebendig wirkende Personagen, die Relief bekommen sollten durch ihre Eigenheiten, aber realistisch sind (auch Vampire), zumindest sollten ihre Handlungen nachvollziehbar sein.
Wenn man sich auch nicht im Detail von wirklich bestehenden Personen inspirieren lässt, so geht es doch vielleicht nicht anders, als die erfundenen Figuren aus einer Mischung aus Eigenschaften und Äußerem zu erschaffen, die wir hier und da aufgeschnappt oder sehr gut kennengelernt haben.

Muss man nun (viel) gelesen haben, um Figuren erfinden zu können, mit denen man sich identifizieren kann, oder ein sehr guter Beobachter und intuitiver Menschenkenner sein, was ist wichtiger?

Ich denke beides, aber es gibt sicher auch beide Extreme – Autoren können Menschenhasser sein und ihr Wissen um Menschliches und Zwischenmenschliches kann aus reiner Theorie gewachsen sein. Oder es sind nette Leute, die es lieben, sich mit anderen zu unterhalten und neugierig auf andere sind. Der Art, wie sie dann schreiben, muss man das nicht mal anmerken, ist meine Erfahrung.

Die einen benutzen dann ihre erfundenen Personagen, um sich mit Freunden zu umgeben, die sie im wirklichen Leben nicht kontrollieren könnten, vielleicht haben sie Angst davor, ihre Mitmenschen doch nicht gut genug zu kennen. Die anderen erschaffen aus all ihren Eindrücken und dem Gelernten aus ihrem sozialen Leben Figuren in ihren Geschichten, die sehr echt rüberkommen, gerade weil sie auf lebendigen Vorbildern beruhen.

Mit der Ausnahme von Biografien muss jeder Autor sich für jede seiner Figuren eine Lebensgeschichte, einen Hintergrund, ein Aussehen, einen Charakter erfinden, um sie nicht zu flach und ausdruckslos werden zu lassen. Natürlich kann das ein extremer Lebenslauf sein, den man in Wirklichkeit kaum finden würde, es können Wesen mit fantastischen Eigenschaften sein, doch sollte man diese logisch begründen können, damit es echt und nicht zu verrückt wirkt.

Viel schwieriger ist es jedoch meiner Meinung nach, über oder von einfachen Menschen zu schreiben, unspektakulären Leben, deren Eintönigkeit bei guten Autoren Tiefe gewinnen kann. Wenn man erfährt, dass auch Menschen mit langweiligen Leben, Leute mit monotonen Gewohnheiten, stinknormale Männer und Frauen Sehnsüchte haben, Verzweiflung kennen, oder ganz einfach auf ewig menschliche Art handeln, die einen faszinieren, bedrücken oder mitreissen kann, ist ein wichtiger Teil einer guten Geschichte gelungen.

Wovon werdet ihr inspiriert?
Was lasst ihr aus euren Erfahrungen mit einfließen und wann ändert ihr das tatsächlich Erlebte zu einer Geschichte mit anderem Ausgang, wann spinnt ihr weiter, was hätte passieren können oder beschreibt, was anders hätte laufen können?
Inwieweit entstehen eure Figuren aus Eigenschaften von Freunden und Bekannten, aus beobachteten Ereignissen, die anderen oder euch zugestoßen sind?

Ich würde mich freuen, ein paar Meinungen dazu zu lesen.
****tox Mann
709 Beiträge
@dornroeschen67
Bei mir läuft die Inspiration völllig unterschiedlich ab.

Meistens spaltet sich das bei mir in zwei Aspekte:

Die Technik nehme ich aus Büchern unnd die Ideen wandle ich ab.

Die Inspiration zu Geschichten sind Personen, Situationen, Gerüche, Melodien und Schmerz...
*******day Frau
14.247 Beiträge
Das sind ja wieder Fragen...
Ich kann mich nicht hinsetzen und sagen: heute schreibe ich eine lustige Geschichte über eine Schrebergartentruppe, bei deren Lektüre sich alle auf die Schenkel klopfen werden. Wollte ich so etwas versuchen, es ginge garantiert schief *grins*

Es ist so, dass ein Wort oder ein Satz auftauchen. Manchmal weiß ich sofort, was daraus wird. Manchmal schreibe ich ihn einfach hin und gucke, ob was passiert... Ohne diesen ersten Satz geht gar nichts. Und dann steigt die Geschichte hoch. Beim Schreiben tauchen wohl mal so kurze Erinnerungssequenzen auf, sei es an eigene Erfahrungen oder auch mal eine Lektüre. Aber da läuft dann eher so ein unterbewusster Abgleich ab. Ich muss ja bei "Ampel springt von Grün auf Rot" auch nicht groß nachdenken, was das bedeutet.

Es ist ein sehr intuitiver Schreibvorgang, bei dem Plotentwicklung und Schreiben nahezu zeitgleich passieren. Bisher konnte ich noch kein Steuerungsinstrument ausmachen, das entscheidet, ob es nun lustig, besinnlich, tottraurig oder schräg wird. "Ich" entscheide das jedenfalls nicht bewusst. Es passiert einfach. Wenn es traurig ist, dann heule ich beim Schreiben, wenn es lustig ist, gröhle ich laut herum. Hinterher bin ich völlig erschöpft und wundere mich, was da wieder passiert ist *lach*

Manches Mal sitze ich dann da und denke "wo kommt das jetzt her?" oder "Das hat doch nichts mit mir zu tun?" Und wenn ich die Geschichte Monate später noch mal lese, erkenne ich plötzlich "meinen" Anteil sehr deutlich. Das heißt nicht, dass die Geschichte dadurch "autobiographisch" wäre. Ich beschreibe ja keine Ereignisse in meinem Leben. Es ist eher so, dass konditionierte Verhaltensweisen und Erfahrungen in den Tiefen des Unterbewusstseins schlummern, auftauchen und dann den Personen meiner Geschichten zugeteilt werden. Und erst beim zweiten Lesen werden sie mir selbst bewusst. Was außerordentlich lehrreich ist *zwinker*

Sicherlich habe ich auch immer viel gelesen. Wobei ich früher so ein "Bücherfresser" war. Frag mich nach Autoren und ich zucke mit den Schultern. Ich war wie ein Schwamm, habe einfach alles aufgesaugt, ohne viel darüber nachzudenken. Das ist sicherlich ein Grundstock für das, was man so "Sprachempfinden" nennt. Aber auch diese Lektüre liegt nicht geordnet in mentalen Schubladen, aus denen ich bei Bedarf was herausholen könnte. Das ist übrigens in Sachen Rechtschreibung und Grammatik genau so. Ich benutze beides zu 99,9999etc. Prozent korrekt, aber ich wäre nicht in der Lage, dir den Unterschied zwischen Futur I und Futur II zu erklären. Sie tauchen einfach auf, wenn sie gebraucht werden.

Soweit alles unklar? *lol*

Sylvie *sonne*
danke
nein, das is gar nicht unklar, ich erkenne, denk ich, viel darin wieder, was mir auch schon passiert ist, liebe Sylvie

eine Frage noch (nervendes tülpchen, ich weiß)
ich habe Autoren sagen hören, ihre Figuren würden sich verselbstständigen und eigenständig entscheiden, was sie tun, wollen, es würde einfach etwas mit ihnen passieren, als ob sie den Schreibenden im Griff hätten, statt andersrum.

kennst du das auch?

schönen tag noch, danke für deine Äußerungen und lieben Gruß
dea
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Ich kenne vielfältige Wege der Inspiration.

Aus meinem Berufsalltag kenne ich durchaus die fremdbestimmte Inspiration, die dann bei mir zur Schaffung von Auftragskunst führt. Obwohl das eigentlich eher Job ist als Kunst. Konkret: Telefon klingelt, es heißt: "Du, wir brauchen für die nächste Ausgabe noch was zum Thema xy, 2-3 Normseiten, bis nächsten Dienstag. Kannste??"

Und ich sage dann - meistens - dass ich kann. Es ist erstaunlich, wie viel einem einfällt, wenn man wie in der Schule ein Thema einfach vordiktiert bekommt.

Wenn ich außerhalb meines Jobs noch Muße zum Schreiben finde, dann inspiriert mich unglaublich viel. Die Erinnerung an einem schönen Moment, die ich bewahren möchte und einfach zu Papier bringe, wobei dann der Rest beim Schreiben darum herum erdacht wird. Oder eine besondere Atmosphäre, die mich fasziniert, während ich in der Natur unterwegs bin. Ein nebliger Morgen, der mich denken lässt "Was wenn jetzt hier ein Spaziergänger vorbeikäme und im Fluss die Leiche einer jungen Frau schwimmen sehen würde..." Nur ein Beispiel, Nick Cave und Kylie Minogue mögen mir verzeihen... *g*

Musik ist eine große Inspiration! Das Hören eines bestimmten Stückes kann Bilder lostreten, die dann in Satzfetzen erst mal auf dem Papier festgehalten werden und später zusammengefügt werden.

Im Allgemeinen ist zu sagen, dass es immer hilft, die Sinne zu stimulieren. Geruch, Geräusche, Bilder, Farben, Stimmungen...

Ich lese zwar auch sehr viel, vermeide es aber, mich direkt von Texten inspirieren zu lassen in der Form, dass ich mich an den Stil anlehnen möchte.
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Also ... ich kenne das recht gut, liebe Dornroeschen.

Aber natürlich darf man sich das nun nicht wie einem SF-Roman vorstellen, die Figuren führen kein wirkliches Eigenleben, sondern es entwickelt sich da etwas aus meinem Unterbewusstsein (denke ich mal). Und ich bezeichne es dann so, dass "es aus mir heraus schreibt", also dass nicht ich schreibe, sondern etwas in mir.

*

Noch eine kurze Anmerkung zu Märchen: Diese alten Volksmärchen sind eine Sache, da gebe ich Dir recht, dass die gar nicht unbedingt für Kinder geeignet sind. Eigentlich waren es damals auch eher Märchen für Erwachsene. Und davon werden auch heute noch viele neue und moderne geschrieben, selbstverständlich aber auch für Kinder geeignete - die man dann jedoch eher in Kinder- und nicht in Märchenbüchern findet.

(Der Antaghar)
*******day Frau
14.247 Beiträge
Oh Tülpchen...
es würde einfach etwas mit ihnen passieren, als ob sie den Schreibenden im Griff hätten, statt andersrum.

Als Karl May "Im Reiche des Silbernen Löwen" Band III und IV schrieb soll er heulend und schreiend auf und abgetigert sein und gejammert haben "ich kann meinen Halef nicht umbringen".

Meinst Du so etwas? *nixweiss*

Die Figuren steigen aus meine Unterbewusstsein auf, so wie Antaghar es auch beschrieben hat. Formen tut es der Geist, schreiben tun es die Finger.

Und ich bezeichne es dann so, dass "es aus mir heraus schreibt", also dass nicht ich schreibe, sondern etwas in mir.

So würde ich es auch umschreiben. Und wichtig finde ich in dem Zusammenhang noch einen Aspekt: Das Ego hält derweil die Klappe. Der Schreibprozess ist so intensiv, dass für die permanenten Kommentare ("ob das wohl gut wird", "nachher mögen die mich nicht, wenn ich das poste", "ach was bin ich heute wieder genial" etc.) kein Platz ist.
eine Frage noch (nervendes tülpchen, ich weiß)
ich habe Autoren sagen hören, ihre Figuren würden sich verselbstständigen und eigenständig entscheiden, was sie tun, wollen, es würde einfach etwas mit ihnen passieren, als ob sie den Schreibenden im Griff hätten, statt andersrum.

Ich plane meine Geschichen, nutze ein entsprechendes Werkzeug zur Strukturierung (xmind), nur um dann feststellen zu müssen, dass meine Protagonisten gar nicht daran denken, sich an den Plot zu halten.

Während des Schreibens entwickeln sich meine Geschichten anders als gedacht. Den Plot benötige ich dann aber doch, um die Struktur bei längeren Texten halten zu können.

So bin ich der Meinung, dass es gut so ist, wenn sich die Charaktere mehr oder minder durch die Interaktion selbst definieren. Mein bewusster Anteil tritt zumeist abends (oder nach einem heißen Bad) in den Hintergrund. Morgens schreibe ich rationaler und fange sie wieder ein. Dann beginnt die Phase des Korrigierens...

!b
so hatte ich mir das vorgestellt
danke für das Weiterspinnen. sehr lehrreich.

äußere Einflüsse wie Musik oder der neblige Morgen, der plötzlich schaurig wirken kann, wenn man die Augen aufmacht, die Stimmung dann einfangen wollen, das passiert mir auch, Sina.

Anthagar - meine Kinder kommen in ein Alter, in dem sie mehr als Kinderbücher interessiert, und in dem ich selbst "erwachsenene" Literatur entdeckte. Märchen spielen dennoch eine Rolle.

Das "etwas schreibt aus mir", das Unterbewusste, ist wohl euch allen bekannt. Reine Technik und pures Umsetzen eines Plans klappt halt nicht, egal wie ausgefeilt der Plot war.

Dass Karl May mit seinem Protagonist Mitleid empfand, geht in die Richtung, die ich meinte, Sylvie, aber Bernd sagt es besser:
"durch die Interaktion selbst definieren" - plötzlich widmet man einer Nebenfigur viele Absätze, da sie wichtiger wird, als man dachte; ungeplant weigert sich die Hauptfigur, so sympathisch zu sein, wie man sie wollte und wird frech, wonach man ein bisschen umschreiben muss.

Das scheint mir andauernd zu passieren und der Plot, wenn ich denn einen hatte, ändert ein paar Mal die Richtung oder bekommt einen anderen Schluss. Was meistens nicht schlimm ist, denn so ganz genau weiß ich nie im Voraus, worauf meine Stories hinauslaufen.

Nur das mit dem heißen Bad hab ich nicht ganz verstanden - du wirst lockerer und angreifbarer, lässt dich manipulieren von deinen Charakteren, Bernd? Wie fängst du sie wieder ein und warum?
Irgendwann wird der Autor schizophren. Er führt sein eigenes Leben und lässt sich von den Protagonisten die Handlung vorgeben.

Insbesondere in der Badewanne passiert mir dies (passiv) und sie springen vor mir herum. Anschließend werden die wieder eingenordet.
****ra Frau
2.916 Beiträge
Meine Inspiration ist eine Diva-Zicke, die ein absolutes Eigenleben in mir führt (vielleicht meine im Alltag nicht ausgelebte zweite Seite *lach*)

ich kann sie nicht hervorlocken, zwingen (du musst endlich mal wieder was im JC schreiben) oder anbetteln - nee, funktioniert einfach nicht. Sie erscheint wann sie will und dann muss sie aber auch sofort raus.

Anfangs hatte ich schon Bedenken, dass diese Inspiration, das Schreibenkönnen, weg wäre, als ich die erste "Schreibblockade" hatte. Ich habe darunter gelitten, nicht schreiben zu können, denn ich spüre, dass ich das irgendwie brauche. Eine Art Ventil (s. zweite Seite in mir)

Sie überrascht mich oft sehr Gedanken einnehmend und unerwartet. Oft reicht ein Wort, Satz oder etwas, das ich gelesen oder im TV gesehen habe, und schon läuft das Räderwerk.

Musik verleitet mich oft zum Schreiben, da wiederum muss ich aber in der Stimmung sein, sie hören zu wollen, wie auch schreiben zu können.

Das Schreiben ist für mich ein emotionaler Akt - egal um welches Thema es im Text dann geht. Stimmt in mir drin was nicht, klappt es mit dem Schreiben auch nicht. Aber da ich inzwischen aus positiver Erfahrung weiß, dass es immer wieder kommen wird, bin ich nun gelassener und warte geduldig auf die Diva.

Wenn ich die ersten Worte im Kopf habe, entspinnt sich oft die ganze Geschichte weiter, so dass ich sie relativ schnell aufschreiben muß - egal um welche Uhrzeit. Bin auch schon nachts um eins an den PC gehechtet, weil mir diese Geschichte, die grade in mir geboren werden wollte, keine Ruhe gelassen hatte.

Auch sehr oft kommt es vor, dass ich wenige Ideenblitze habe, setz mich hin, mach Musik an und lass mich selbst überraschen, wie sich die Geschichte entwickelt.

Meine letzte Geschichte, die -ZeitRäume- sollte eigentlich ganz anders verlaufen *gg* (das war bevor meine Finger auf der Tastatur lagen), dann, als ich zu tippen begann, startete der Eigenlauf meiner Fantasie und meine Ratio hat sich verabschiedet, bis ich mit tippen fertig war. Aus meiner Fantasie direkt in die Tastatur - ohne Umwege.

Genau so liebe ich es und genieße jeden Moment des Entstehens meiner Werke.

*blume*

Lys
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Meistens habe ich einen ersten Satz, der zu mir kommt. Ein Geruch, ein Bild, ein Gedanke. Darüber denke ich dann nach und setz mich an meinen PC. Oh, der erste Satz, der macht mir oft große Probleme. Denn ich habe zwar ein Grundgerüst, um den sich die Geschichte winden will.
Aber sie pfeift darauf.
Und dann schreiben meine Finger - tippen atemlos etwas ein - und ich muss immer wieder nachlesen, was ich da eigentlich geschrieben habe.

Auf jeden Fall war es bei den Geschichten, die ich auch heute noch gut finde so...

Es ist, als sei irgendetwas losgelöst.
Abgelöst.
Befreit.
Da diese äteren Diskussionsthreads immer nach einem jahr automatisch gesperrt werden, schiebe ich sie durch diesen Beitrag in die aktuelle Zeit *zwinker*

LG
Mo
Ich bin immer wieder über Folgendes erstaunt:

Da gibt es ja diesen Thread Geschichtenspiel mit den vorgegebenen acht Wörtern. Spannend wird es, wenn diese Worte scheinbar zusammenhanglos erscheinen. Denn trotzdem kommt eine Inspiration, entsteht ein Bild, und manchmal hab ich dann Lust, das niederzuschreiben.

Ich beginne also, diese Begriffe im Hinterkopf habend, mit dem Schreiben und dann formt sich wie von selbst eine Geschichte. Während des Schreibens kommt eines zum anderen. Assoziationen tauchen auf, Verbindungen stellen sich her und das Ganze entwickelt sozusagen ein Eigenleben.

Ich schreibe und kenne das Ende noch gar nicht und trotzdem fügen sich nach und nach alle Details aneinander, sodass eine in sich geschlossene Geschichte entsteht. Ich finde das immer wieder faszinierend und bin oft erstaunt, woher das kommt, was da kommt.

Ich wusste vorher nicht, was da alles in mir ist und niedergeschrieben werden kann. Und freue mich einfach darüber!

Bei Kurzgeschichten klappt das wunderbar.
Wenn ich einen Roman beginnen möchte, ist mir das eher unheimlich. Denn verlangt dieser nicht nach einem groben Konzept? Sollte man da nicht vorab schon wissen, wie das Ganze aussehen sollte, wohin es führen wird?
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
@ Gud_Rune
Eine wirkliche short story (wie z. B. Kurzgeschichten: Mit herzlichem Dank an den Klaus. Und die Inspiration.) mag aus einem emotionalen Impuls heraus entstehen oder aus einem Gedanken, aber sie wird in den meisten Fällen einfach mal runtergetippt und dann gelesen, korrigiert, verbessert.

Ich glaube nicht, dass sie ein großartiges Eigenleben entwickelt.

Längere Geschichten (die dann eigentlich auch keine short storys mehr sind, sondern kleine Novellen!) können durchaus eine Art Eigenleben zeigen, und die Figuren entwickeln sich oft erst beim Schreiben, vermutlich auch durch innere Bilder.

Und nicht anders ist es bei einem Roman: Du hast eine Idee von Handlung und Substanz, also eine Art Skelett, und das wird nun mit Fleisch gefüllt. Dazu erfindest Du Handelnde, Figuren etc., von denen Du eine gewisse Vorstellung im Hinterkopf hast.

Und nun kommt's drauf an, ob Du mit dem Verstand, also rein intellektuell schreibst und die Figuren in ein Konzept (oder Korsett?) zwingst. Oder ob Du mit dem Herzen schreibst, Dich dem Schreiben einfach HINGIBST, es also aus Dir heraus schreiben lässt (ja, das geht durchaus auch mit einem Grundkonzept) - dann entwickeln auch in einem Roman die Figuren nach und nach ein Eigenleben, entwickeln und verändern sich und zeigen neue Seiten.

(Der Antaghar)
Danke lieber Antaghar!

Ja, so ist es wohl.

Aber wenn die Figuren dann entsprechend ihres Eigenlebens vom Konzept des Romans abweichen? Wenn sich Handlungsstränge bilden, die vorher nicht geahnt werden konnten, wenn dann regelrecht ein Eigenleben entsteht, dann ist es mit dem vorherigen Konzept, mit dem Gerippe, nicht mehr so einfach. Dann wird bildlich gesprochen aus dem Dinosaurier ein Kuscheltier oder eine mörderische Spinne.

Empfiehlt es sich dann, das Konzept während des Schreibens zu aktualisieren? Damit man nicht völlig zu etwas ganz anderem geführt wird oder sollte man gerade das geschehen lassen?
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Kommt drauf an, was Dir wichtiger ist.

Ich persönlich kann beides: Einen Roman sich einfach dahin entwickeln lassen, wo er selbst hin möchte - und ich stehe ihm quasi als Schreiber zur Verfügung. Wie in diesem Thread weiter oben von mir beschrieben, schreibe dann eben nicht ich, sondern schreibt es aus mir heraus.

Oder ich respektiere die Entwicklung der Figuren und auch neue, unerwartete Handlungsstränge, behalte aber selbst die Zügel in der Hand und füge alles in das große Gesamtkonzept ein. Dann schreibe ich, bin natürlich auch mehr mit dem Kopf dabei, bis sozusagen der Boss meines Romans und lasse mich nicht führen, sondern nur inspirieren.

*g*

(Der Antaghar)
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