Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Dirtytalk & Kopfkino
444 Mitglieder
zum Thema
Flip-Flops oder Sandalen ?200
Ich hatte vor längerer Zeit einen Thementhread erstellt ob es ein No…
zum Thema
Flip Flops10
Es kommt der Sommer... Ladys, zeigt doch mal eure Flip Flops!
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Mondschnee

****ra Frau
2.916 Beiträge
Themenersteller 
Mondschnee
Filip, der von allen stets Flip gerufen wurde, weil er ein kleiner Wirbelwind war, tänzelte unruhig von einem Füßchen aufs andere. „Anna, mach schnell. Die kleine Fee wartet“ rief er mit glänzenden Augen und roten Bäckchen. Anna lächelte und zog ihm dennoch in aller Ruhe die dicken Stiefel über die zarten Füße, die in dicken Wollsocken steckten. Die wasserfeste Jacke umhüllte seinen dürren Körper, ein erfolgloser Versuch, der eisigen Kälte zu trotzen. Immer noch zappelig hob Flip sein Kinn um Anna einen Knoten in seinen Schal binden zu lassen und senkte sofort den Kopf um seine Mütze über die Haare zu ziehen.
„Komm schon“ drängelte er und packte mit seiner schmalen Hand, die in einem Fäustling steckte, Annas Hand und zog sie hinaus in die weiße Winterlandschaft.
„So, kleiner Mann“ hauchte Anna, als sie den ersten tiefen Atemzug in der eisigen Luft nahm und die weiße Atem-Dampfwolke beobachtete, während sie beide durch den Schnee stapften, „erklär mir das noch mal, weshalb wir jetzt unbedingt in diese eisige Kälte hinaus müssen.“ Filip verdrehte die Augen, wie Kinder es nun einmal so machen, wenn die Erwachsenen es einfach nicht verstehen können. „Also, die kleine Fee hat mir heute Nacht in meinem Traum erzählt, sie könnte nur heute da sein. Am ersten Tag, an dem es geschneit hat. Und es muss auch noch Vollmond sein. Das ist der Mondschnee, hat sie gesagt, verzauberter Schnee. Gell Anna, es ist doch Vollmond?“ fragend blickte er mit blassem Gesicht und blauen, zitternden Lippen nach oben, um Annas Reaktion zu beobachten. Anna schaute für einen kurzen Moment zur Seite, um nicht die Hoffnung in der Seele dieses fantasievollen, siebenjährigen Kindes zu zerstören. Sie sammelte alle Kraft, riss sich zusammen und erwiderte seinen hoffnungsvollen Blick. „Ja Flip. Heute ist Vollmond. Na, lauf schnell dorthin, wo die kleine Fee zu finden sein soll“ ermunterte sie ihn und mit lautem Jauchzen stürmte Flip los.

Nach nur wenigen Metern jedoch stoppte er, beugte sich vor, stützte seine Hände auf die Knie und atmete schwer. Anna holte ihn ein und beobachtete ihn besorgt. Sie hörte das Giemen seiner schweren Atmung, die blaue Farbe seines Gesichtes verhieß nichts Gutes. Dennoch ließ sie ihn schweigend verschnaufen. Flip erhob sich langsam und seine bleiche Gesichtsfarbe erschreckte Anna. „Ist schon ok, Anna“ keuchte Flip. „Ich weiß, dass mein Herz kaputt ist, ich habe mich daran gewöhnt, nicht genug Luft zubekommen. Jetzt renn ich aber wieder los“ und schon glitt ein schwaches Lächeln über sein Gesicht und er hüpfte weiter.
Anna verspürte einen Stich in ihrem Herzen, das so gesund war, im Gegensatz zu diesem kleinen Wunder. Er wurde bereits viel älter, als die Ärzte es bei seiner Geburt prophezeit hatten. Ein eiserner Wille wohnte in diesem Kind. Von weitem erklang ihr Name. Filip rief sie und wedelte aufgeregt mit seinen Ärmchen, die er aufgrund der dick gepolsterten Jacke gar nicht richtig anheben konnte. „Anna, Anna“ hechelte Filip, dessen Gesicht inzwischen eine etwas gesündere Farbe angenommen hatte.
„Schau hier, siehst du es? Sie hat es mir versprochen und es ist wirklich da!“ Seine Hand, die in dem Fäustling steckte, deutete auf eine Stelle im Schnee, die unter einer riesigen, ausladenden Tanne lag. Anna nahm den würzigen Tannenduft wahr und konnte nichts gegen die heimelige Erinnerung an Weihnachten unternehmen, die bei diesem Duft in ihr aufstieg. Tatsächlich. Anna war überwältigt. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte und war ergriffen über das, was sie sah. In dem unberührten weißen Schnee, waren winzige Spuren. Nicht länger als ein Fingernagel von Filip waren sie. Vier kleine Fußabdrücke, die im weichen Schnee hinterlassen worden waren.

„Das war sie“ flüsterte Filip andächtig und seine Augen bekamen einen Glanz, bei dem Anna Angst in sich aufsteigen spürte. Filips Gesicht begann rot zu glühen. Sie legte ihre Hand auf seine Stirn und spürte hohes Fieber, das durch den Schweiß, der auf der jungen Haut ausbrach, nicht gemildert werden konnte. Sie musste sich beherrschen, ihre Angst nicht vor dem Kind zu zeigen, dennoch machte sie sich große Sorgen. „Filip, komm, wir gehen nach Hause. Schau, es wird schon dunkel“ und zeigte auf den Horizont, der die schwache Wintersonne zu verschlucken begann.
„Anna“ flüsterte Filip schwach, „ich will das mit nach Hause nehmen. Die Fee hat gesagt, es wäre ein Geschenk für mich. Vor Weihnachten, weil es doch der erste Schnee sein muss. Bitte nimm es mit. Bitte.“ Anna wollte widersprechen, der Schnee würde geschmolzen sein, bevor sie zu Hause ankämen und wo sollten sie es aufbewahren? Doch Anna nickte, schluckte ihre Tränen hinunter und beugte sich vor. Sie zog ihre Handschuhe aus und schob ihre Hände sacht in den Schnee. Weich wie Watte schmiegte sich der kleine Haufen aus Schneekristallen in ihre zusammengelegten Hände. Sie bestaunte diese winzigen Fußabdrücke und fragte sich, wer sie hinterlassen hatte und wie sie hierher gekommen waren.
Noch während ihr diese Gedanken durch den Kopf gingen, bemerkte sie, dass Filip anfing zu schwanken. „Anna, ich will nach Hause. Mir ist so heiß“ zitterte sein schwaches Stimmchen. Anna nickte und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, während sie neben Filip herlief, der sie nicht aus den Augen ließ. „Mein erstes Geschenk zu Weihnachten“ hauchte er und seine glasigen Augen strahlten vor Freude. Der Rückweg erschien viel kürzer und Anna war erstaunt, als sie den kleinen Haufen Schnee in ihrer Hand betrachtete. Er war nicht geschmolzen. Noch immer hatte er die gleiche Form. ‚Ein Hauch aus Zuckerwatte’ dachte Anna und lief in den Schuppen, wo allerlei Dinge lagerten, die sie nicht mehr brauchten.
Ihr fiel ein, dass sie letztens eine alte Dose dorthin gebracht hatte, die geeignet für das seltsame Gebilde schien. Vorsichtig ließ Anna den Schnee in die Dose gleiten und eilte zurück ins Haus.

Filip war bereits umgezogen in seinem Zimmer und erwartete sie aufgeregt. „Oh Anna, wunderschön. Stell sie bitte auf meinen Nachttisch, damit ich sie nachher, wenn ich im Bett liege, ansehen kann.“
„Filip, der Schnee wird schmelzen, hier in der Wärme des Zimmers. Aber weißt du was? Ich stelle sie auf die Fensterbank vor deinem Fenster. Dort wird es halten“ schlug Anna vor. Mit einem unergründlichen Blick in ihre Augen meinte Filip nach einem kurzen Moment des Nachdenkens „ist in Ordnung Anna, stell es auf die Fensterbank“. Anna öffnete das Fenster und platzierte die Dose nahe dem Fensterrahmen auf dem kleinen Podest und schloss die kalte Nachtluft wieder aus.
„So kleiner Mann, es wird Zeit fürs Bett. Aber vorher wirst du deine Medizin noch nehmen müssen“ ordnete Anna an und beobachtete Filip, der langsam ins Bad schlurfte.
Während Anna die Bettdecke zurückschlug hörte sie, wie Filip seine Zähne putzte, das Wasser ausspuckte und zurück kam. Er hatte sich sogar seine sonst stets verstrubbelten Haare ordentlich zur Seite gekämmt. Anna verkniff sich ein Lächeln, doch Filip bemerkte es. „Sie hat versprochen, dorthin, wo ihre Fußabdrücke sind, wird sie zurückkommen und ich will ordentlich aussehen“ erklärte Filip mit ernstem Gesichtsausdruck.
„Hmm, wenn sie es dir versprochen hat, wird es wohl auch so sein. Nun aber husch unter die warme Decke“ ermunterte Anne den kleinen Kerl. Sie reichte ihm seine Tablette und ein Glas Wasser. Filip verzog sein Gesicht und murrte kurz, doch schluckte er die Medizin brav hinunter und sank in sein Kissen. „Ich weiß, dass sie kommen wird. Ganz bestimmt“ beharrte er mit leisen Worten und schloss erschöpft seine Augen. In Anna stieg ein seltsames Gefühl auf. Sie entschloss sich, noch ein wenig bei Filip zu bleiben, bis er eingeschlafen war.

„Anna! ANNA!“ rief es von der geöffneten Tür. „Wo stecken Sie denn?“ Anna schreckte hoch. Ihr Kopf lag auf Filips Bettdecke, sie war wohl eingeschlafen. Noch schlaftrunken blickte sie zur Tür und sah die Oberschwester ins Zimmer eilen und auf Filip starren. Dann flog Annas Blick zu Filip. Die wächserne Hautfarbe kündigte das an, was schon viel zu lange hatte auf sich warten lassen. Anna strich über die eiskalte Wange des Kindes und begann zu weinen.
„Oh Gott“ rief die Oberschwester und stürmte aus dem Zimmer um Hilfe zu holen. Anna wusste, es war zu spät. Ihr tränenverschleierter Blick fiel auf den kleinen Nachttisch, neben Filips Krankenbett.
Dort stand die kleine Dose. Annas Herz begann zu rasen. Sie sprang auf und eilte ans Fenster, stieß es auf, um nach der Dose zu sehen. Doch sie war nicht da. Sie lief zurück an Filips Bett und hob die Dose ehrfürchtig hoch. Sie war eisig kalt. Wie Filips Haut. Der Deckel knirschte leise, während sie ihn öffnete und hineinblickte. Tränen liefen ungehindert über ihre Wangen, als sie Filips Gesicht betrachtete, auf dem ein sanftes Lächeln lag.
Sie hatte wirklich Wort gehalten. Der Schnee in der Dose war geschmolzen und anstelle der Schneespuren erkannte Anna winzige silberne Fußabdrücke auf dem feuchten Boden der Dose, den ein glänzender Vollmond zierte.
*******day Frau
14.250 Beiträge
Zum Heulen schön

Sylvie *heul2*
****ra Frau
2.916 Beiträge
Themenersteller 
*troest* kuschel Dich in meine Arme...

Lys *liebguck*
*******day Frau
14.250 Beiträge
danke... geht schon wieder *zwinker*
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Oh wie wunderschön!

Ich brauch jetzt erst mal ein Taschentuch...
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Allein schon der Titel ist einfach phantastisch. Aber die Geschichte toppt das noch - einfach nur schön!

*anbet*

(Der Antaghar)
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Kann mich nur anschließen – tragischön
****ra Frau
2.916 Beiträge
Themenersteller 
Vielen Dank für Eure rührenden Kommentare.
Bin hin und weg über die Wirkung der Geschichte.

*blume*

Lys
wirklich
wunderschön, wie du es mit einer ehrfurcht beschreibst, die ihm seine würde lässt und man die liebe spüren kann
danke
dea
schnief Schööön.

*knuddel*
Joe
Herbst 2018
***to Mann
4.270 Beiträge
Es ist einfach alles gesagt.
Bitte nicht zu häufig, sonst meine ich noch, ich bin Mädchen.
erotische Vorliebe
******_bl Frau
396 Beiträge
Ein wunderschönes Weihnachtsmärchen.

Bonnie
@ Eva
*blumenschenk*

*heul* Ev
Jetzt haste mich doch glatt zum Neulen gebracht und ich kann nicht mehr aufhören

Luna *heul2*
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Sooo schöööööööön!

Tränen und Gänsehaut auslösend.

Gabi - sehr berührt
Oh weh,
liebe Lys,

wie schön sich das hier tummelt in dieser sonst so ... erotischen Stilblüten_Landschaft.

lg Julius
Orange Session
*********katze Frau
8.077 Beiträge
Seufz...
...einfach nur schön! Und federwürdig!

LG
Katzerl
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.