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Das Haus ohne Seele

****ra Frau
2.916 Beiträge
Themenersteller 
Das Haus ohne Seele
Der Morgen war kalt. Noch lange würde die Sonne nicht aufgehen. Es war kurz nach fünf, als sie den Arzt riefen. Viel früher wollten sie den Mediziner bei diesem unwirtlichen Wetter nicht nötigen, vorbeizukommen.

Sie lag zitternd in ihrem Bett. Die harte Matratze, auf der sie lag, konnte ihre schwache Körperwärme nicht speichern und wiedergeben, so fror sie weiter. Wieder allein. Die wenigen Menschen um sie herum tuschelten, während der kurzen Zeit, in der der Arzt sie untersuchte, traurig den Kopf schüttelte, und beim Hinausgehen den Ellbogen der Hausherrin packte, um sie mit besorgtem Gesicht nach draußen zu ziehen.
Sie hatte Angst. Niemand redete mit ihr, niemand klärte sie auf, was mir ihr los war. Obwohl das eigentlich ein Zustand war, den sie ihr Leben lang kannte, spürte sie doch, dass es jetzt etwas anderes war. Sie war immer allein gewesen, allein auf sich gestellt, und doch immer für andere dagewesen.
Sie zweifelte erneut an sich selbst. Hatte sie wieder etwas falsch gemacht? War sie wieder nicht gut genug gewesen? Ihre Gedanken schwirrten umher, reisten durch die Zeit zu vielen Ereignissen, die sich in ihre Erinnerung gebrannt hatten. Damals, als sie verzweifelt versuchte, Freundinnen zu finden. In ihrer Schulklasse. Verzweifelte Sehnsucht nach Anerkennung, nach einer Freundin, mit der sie lachen und fröhlich sein konnte. Mit ihr Geheimnisse haben konnte, ihr alles erzählen würde. Eine Freundin, die sie mochte, so wie sie war.
Alle anderen Mädchen umschwärmten die kleine Prinzessin der Klasse. Doch sie selbst, wurde nie in die Gruppe mit einbezogen. Traurig beobachtete sie die Mädchen, die zusammen lachten und spielten. Dann, als es doch passierte, traute sie ihren Augen nicht. Die Prinzessin kam auf sie zu. Lächelte und hatten ihren Pulk der Anhängerinnen in ihrem Rücken. Die Prinzessin hatte die Hände in ihre Seiten gestemmt und stand breitbeinig vor ihr.
Sie bebte, als die Prinzessin ihren Mund öffnete, um mit ihr, ja grade mit ihr, zu reden. „Du willst also bei uns mitspielen?“ war die Frage. Sie konnte nur nicken, und spürte wie sich eine heiße Röte über ihr Gesicht zog. Hinter dem Rücken der Prinzessin wurde getuschelt und gekichert, doch das nahm sie nicht wahr. Sie konnte es noch immer nicht fassen, dass ihr größter Wunsch nun in greifbare Nähe gerückt war. Sie spürte, wie ihre Handflächen feucht wurden, als sie ihre Finger knetete, bis sie bereits schmerzten. „Na gut, hör zu. Wir haben aber eine Mutprobe, die jede von uns machen musste, um aufgenommen zu werden. Willst du es trotzdem?“ Wieder konnte sie nur nicken und auf ihr immer heftiger pochendes Herz hören. „Du wirst den Schlüssel der Rektorin klauen. Dann, wenn Pause ist, wirst du ins Klassenzimmer gehen und die Striche für meine fehlenden Aufgaben aus dem Klassenbuch radieren, verstanden?“. Die Augen der Prinzessin funkelten, als sie mit den Zeigefinger auf den mageren Brustkorb des nickenden Mädchens tippte. „Na, dann fang an. Umso schneller kannst du zu uns gehören“ forderte die Prinzessin.
Sie wusste, es war falsch. Es ist Betrug, wenn sie das Klassenbuch manipulieren würde, doch der Drang, endlich zu den Mädchen zu gehören, ließ sie jegliche Achtsamkeit vergessen. Den Schlüssel zu stehlen war leicht. Ließ doch die Rektorin ihre Tasche immer offen auf dem Tisch im Lehrerzimmer stehen. Ein beherzter Griff und der Schlüsselbund verschwand in ihrer Rocktasche. Schwer lag diese Sünde auf ihrem Oberschenkel, als sie versuchte, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Keinen klaren Gedanken konnte sie fassen, als sie versuchte, einen Plan auszuhecken, wie sie am besten unbemerkt wieder in das Klassenzimmer kommen konnte. Ihr Blick glitt aus dem Fenster, sie begann zu träumen. Wie sie es immer tat, wenn sie sich so allein und unsicher fühlte.
Die Lehrerin ertappte sie natürlich dabei und schimpfte sie vor der gesamten Klasse aus. Wieder kicherten alle über sie, während sie mit hochrotem Kopf für den Rest des Unterrichtes die Scham ertrug. Sie wollte diese vermaledeite Mutprobe hinter sich bringen. Die Spannung war fast unerträglich, der Unterricht erschien ewig zu dauern. Endlich begann die Pause. Sie wollte sich der Gruppe anschließen, doch wandten sich alle Mädchen, auf einen strengen Blick der Prinzessin, von ihr ab und ließen sie hängenden Kopfes allein auf dem Schulhof stehen. Sie blickte auf ihre zerschlissenen Schuhe, spürte das Gewicht des Schlüsselbundes in ihrer Tasche. Mit zitternden Fingern schob sie sich eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht und klemmte sie hinter ihr Ohr. Traurig sah sie zu, wie die Mädchen Seil sprangen und sehnte sich so sehr danach, mitspielen zu dürfen. Sie ballte entschlossen ihre kleinen Hände zu Fäusten, umgriff den Schlüsselbund und schlich zurück ins Schulgebäude. Die Klassenräume waren wie immer in der Pausenzeit abgeschlossen. Nervös blickte sie um sich, zog den klimpernden Bund aus ihrem Rock und suchte nach dem passenden Schlüssel. Es dauerte, bis sie es schaffte, ihre zitternden Hände zu beruhigen um die Tür endlich aufschließen zu können. Leise knarrte die Tür, als sie diese einen Spalt aufschob und hinein huschte. Wie unheimlich still es in diesem leeren Klassenzimmer war. Sie kannte es nur gefüllt mit den Stimmen ihrer Klassenkameraden und den Geräuschen von umgeblätterten Buchseiten, ein Hüsteln hier, ein Kichern dort. Sie roch den typischen Duft, den eine Schule ausmachte. Nach den abgegriffenen Büchern, Papier mit Tinte, Bleistiften und süßlich riechenden Radiergummis. Sie bekam Gänsehaut als sie ihre eigenen Schritte auf dem PVC-Boden vernahm. Dann stand sie vor dem Pult der Lehrerin. Das Klassenbuch lag aufgeschlagen vor ihr. Der Name der Prinzessin prangte ihr wie in Leuchtlettern entgegen. Die Merkstriche über die vergessenen Aufgaben standen direkt neben dem Namen. Sie beobachtete sich selbst, wie sie nach dem Radiergummi griff und langsam die Striche tilgte. Tränen liefen ihr dabei über die Wangen, und schon wurde sie hart am Handgelenk gepackt und nach hinten gerissen. Durch den Tränenschleier hindurch erkannte sie den wütenden Blick ihrer Lehrerin, dahinter die hämisch grinsende Prinzessin mit ihrer kichernden Anhängergruppe. „Also hatte die Prinzessin doch recht gehabt.“ schimpfte die Lehrerin. „Sie kam zu mir und meinte, sie hätte dich in den Klassenraum schleichen sehen. Den Schlüssel dazu kannst du ja nur gestohlen haben. Na warte, du freches Ding, das wird Folgen haben.“ Und ohne sie auch nur anzuhören, schleifte sie sie in das Rektorzimmer, wo sie auf die Rektorin und ihre Eltern zu warten hatte. Mit gebeugtem Rücken, weinend und verzweifelt, harrte sie aus. Sie wusste, die Strafe würde unbarmherzig werden. Sie war aber auch wirklich eine schlimme Tochter. Ihr armer Vater musste sich ständig bemühen, ihr Anstand beizubringen. Er tat ihr so leid, was er wegen ihr ertragen musste. Ihre Mutter tat das richtige, indem sie ihre Tochter nur noch ignorierte.
An diesem Abend fiel es ihr schwer einzuschlafen, und das nicht nur wegen der brennenden Schmerzen, die von ihrem geschundenen Rücken ausstrahlten. Ihr Herz schmerzte, der Kummer und die Trauer zerfraßen sie. Die Angst, morgen erneut in die Schule zu gehen, ließ ihren dürren Körper erbeben und hinderte sie am Einschlafen. Warum wollte die Prinzessin sie nicht in ihrer Gruppe haben? Was war an ihr denn so falsch? Sie schluchzte jämmerlich und fiel dann irgendwann doch in einen unruhigen Schlaf.

In den nächsten Tagen bemühte sie sich so sehr, eine brave Tochter zu sein. Die Ignoranz ihrer Mutter hatte sie inzwischen akzeptiert, konnte damit leben, liebte ihre Mutter dennoch, denn diese konnte ja nichts für ihre missratene Tochter. Doch um ihren Vater wieder zu gefallen, ließ sie sich durchs ganze Haus scheuchen, erfüllte jede Aufgabe, ertrug jegliche Erniedrigung. Die tägliche Prügel betrachtete sie so, dass es ihrem Vater wohl helfen würde, sich wieder zu beruhigen. Er würde sie irgendwann bestimmt wieder lieben, wenn er seine Wut auf sie abreagiert hätte.
Dann wurde ihr Bruder geboren. Sie liebte dieses winzige unschuldige Wesen vom ersten Tage an. Ihre Eltern waren so glücklich über dieses Kind, dass sie selbst glücklich war. Einfach weil sie sah, wie ihre Eltern wieder lachten. Noch mehr Aufgaben übernahm sie, um ihren Eltern nicht zur Last zu fallen. Sie sollten viel Zeit für ihren Bruder haben. Damit er richtig verwöhnt werden konnte. Auch sie beschäftigte sich stundenlang mit ihm. Sobald sie aus der Schule kam, ihre Hausaufgaben fertig hatte, eilte sie zu ihm in sein Zimmer. Die riesigen Augen des Babys schenkten ihr ein wenig Glück. Sie spürte, dass er sie wohl ein bisschen mochte. Als der Kleine dann krank wurde, fiel es ihr schwer, in der Schule auszuharren. Sie wollte nach Hause um zu sehen, wie es ihm ginge. Kleine Kinder wären oft krank, erklärte der Arzt, sie sollten sich nicht zu große Sorgen machen.
An dem Tag, an dem es passierte, spürte sie bereits während des Unterrichtes, dass etwas nicht stimmte. Sie rannte nach der Schule nach Hause und fand ihre Mutter mit geröteten Augen in der Küche sitzend. Den Kopf in die Hände gelegt und leise weinend. Die Mutter zu fragen hatte keinen Sinn, das wusste sie. Der Vater blickte, mit dem Rücken zu ihr gedreht, aus dem Fenster und presste mit eisiger Stimme hervor:“ Es ist nur deine Schuld, weil du nicht auf deinen Bruder aufgepasst hast, damals an dem kalten Abend, als er sich die Erkältung holte.“
Sie rannte so schnell ihre kleinen Füße es zuließen, hinauf in das Zimmer ihres Bruders. Das Zimmer war leer. Das Baby war weg. Ihr kleiner Sonnenschein würde sie nie mehr anlachen.

Ihr wurde kalt. Es begann sich alles um sie herum zu drehen. Der Schmerz in der Brust nahm ihr die Luft, ein eiserner Ring presst ihren Brustkorb zusammen, dann sackte sie ohnmächtig zu Boden.
Jetzt lag sie hier, einsam und voller Angst. ihre Lider waren so schwer wie Blei, ihr Körper steif vor Kälte. ‚Warum kommen Mama und Papa nicht zu mir und nehmen mich in den Arm?‘ regte sich der Gedanke in ihrem erschöpften Kopf. ‚Was ist mit mir, werde ich wieder gesund? Warum hab ich nur diese Schmerzen in meiner Brust?‘ diese Gedanken machten ihr Angst, und sie erlaubte es sich, zu weinen. Um ihren Bruder, wo auch immer er jetzt war, ihre traurige Mutter und ihren verzweifelten Vater. Um sich selbst konnte sie nicht weinen, sie war einfach zu böse und ungehorsam. Hatte dies vermutlich selbst verursacht und verdient.
Kurz bevor ihr kleines Herz aufhörte zu schlagen, entschloss sie müde und traurig, dass sie ab morgen endlich die liebe und brave Tochter sein würde, die ihre Eltern wollten.

Sie war erst Zwölf. Getötet mit ihrem eigenem, liebenden Herzen.
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Puuuh ... Muss ich wohl erstmal verdauen ...

(Der Antaghar)
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Huch ... eine starke Geschichte. Aber ich muss sie erst einmal richtig verdauen


*knuddel* Herta
Starker Tobak - beeindruckend erzählt. *top*
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