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Ancient mariner

****ra Frau
2.916 Beiträge
Themenersteller 
Ancient mariner
Stefans Blick begann zu verschwimmen, die flimmernde Hitze schien sein Hirn auszutrocknen, seine Augäpfel rieben bereits wie über grobkörniges Schleifpapier, so ausgedörrt fühlte er sich. Schweiß rann in Sturzbächen seinen Nacken hinunter, zwischen den Schulterblättern weiter hinab und hinterließ eine unangenehm klebrige Spur auf der Haut. Der feine Sand, der auch durch die kleinste Öffnung seiner Kleidung drang tat sein Übriges dazu, dass er sich wie ein paniertes Schnitzel fühlte. Es rieb in jeder Hautfalte bei der geringsten Bewegung und das Knirschen zwischen seinen Zähnen würde seinen Zahnarzt erfreuen, wenn er ihn das nächste Mal aufsuchte. Sein Blick glitt zum gleißenden Himmel, an dem eine unbarmherzige Sonne glühte und keine noch so kleine Wolke, geschweige denn Regen oder sonstige Abkühlung in Sicht. Seine Rechte fuhr über seine Stirn, zog den Schweißfilm dabei über seine Augenlider und Nase bis hinab zu seinem Kinn. Dabei schmeckte er seinen Schweiß, der kaum mehr salzig war. Das war ein ungutes Zeichen und leise fluchte er vor sich hin, warum er unbedingt hier seine Reisegruppe verlieren musste.
Nur kurz wollte er pinkeln, doch das nicht unbedingt vor versammelter Mannschaft und so verdrückte er sich hinter eine Düne. Als er sich nach erledigtem Geschäft wieder der Gruppe anschließen wollte, war diese verschwunden. Leicht panisch stapfte er durch den weichen Sand auf eine nächste Düne zu, diese Dinger sahen aber auch alle gleich aus, doch nirgends war noch eine Spur der anderen zu entdecken. Sein Rufen schien der Sand zu verschlucken und diese Erkenntnis ließ ihn kurz erstarren. Was macht man in einer solchen Situation? Das stand natürlich nicht im Reiseführer. Er nestelte nervös an seiner Weste, kramte in seiner Brusttasche das Handy heraus, doch wusste er es bereits, dass er hier niemals Empfang haben würde, und sein Blick auf die Anzeige bestätigte ihm, dort im Display, wo normalerweise drei Balken zu sehen sind, war absolut nichts dergleichen. Wie diese verdammte Gruppe. Wonach sollte er sich nun richten? Würde sein Fehlen auffallen und nach ihm gesucht werden? Wie viel Wasser hatte er überhaupt noch? Als ihm diese Frage durch den Kopf schoss, zog er seinen Rucksack von den Schultern, ging in die Hocke und öffnete das verschwitzte Teil. Die Wasserflasche, die er aus dem Dunkel zog fühlte sich bereits verdächtig leicht an und war auch nur noch zu einem guten Drittel gefüllt. Ein erneuter Fluch wand sich über seine Lippen und beim Anblick des Wassers verspürte er plötzlich einen unbändigen Drang, es trinken zu müssen. Angesichts seiner Situation verkniff er es sich, allerdings hatte er keinen Schimmer, wie lange er dies aushalten würde.
Seufzend verstaute er die Flasche wieder im Rucksack, schob sich das Tuch, das er sich zum Schutz über seine Haare gebunden hatte, wieder zurecht, warf den Rucksack über die Schulter und erhob sich.

Als er seinen Blick hob, glaubte er an eine Fata Morgana. Urplötzlich stand vor ihm ein Schiffswrack. Stefan blinzelte, wischte sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen, öffnete sie wieder, doch das Schiff blieb. Er veränderte seinen Blickwinkel, in dem er ein paar Schritte zur Seite ging, in der Hoffnung die Luftspiegelung würde sich verzerren oder ganz verschwinden. Doch es erschien immer noch verdammt real. ‚Was solls… Ich hab eh nichts besseres zu tun‘ sagte er sich und seine Füße schritten weiter durch den heißen Sand. Jeder Schritt wurde inzwischen zur Qual. Seine Waden spannten wie kurz vor einem Krampf, durch das anstrengende Abrollen im weichen Sand. Drei Masten hatte das riesige Wrack, zerfledderte Segel knatterten im leichten Wüstenwind, leer schien das Deck zu sein. Hoch aufgerichtet stand das Schiffswrack jetzt vor ihm. Warf doch tatsächlich einen Schatten, in dem er nun stand und sich ein wenig abkühlen konnte. Vorsichtig streckte er seine Hand aus und berührte zögernd das Holz, noch immer im Glauben, es würde sich vor seinen Augen auflösen. Als er jedoch das feuchte Material unter seinen Fingerkuppen spürte und den leichten Modergeruch wahrnahm, begriff er, dass dies keine Täuschung war. Er schritt dem Rumpf des Wracks ab, zählte seine Schritte dabei und kam auf über hundert. Er schnaufte als er am Heck des Schiffes ankam und sich das Ruder betrachtete, das durch viele Risse im Holz gezeichnet war. ‚Wie alt das wohl sein mag‘ fragte er sich. Er hatte schon davon gehört, dass in der Wüste immer wieder Schiffe aus dem Sand auftauchten, wenn die Dünen weiterwanderten und dabei ihre verborgenen, uralten Geheimnisse preisgaben. Ein leichter Zauber packte Stefan, als er sich auf die andere Seite des Wracks begab. Als er an der leichten Wölbung der Rumpfmitte auf dem Weg zum Bug war, entdeckte er eine geflochtene Kordelleiter. Ohne nachzudenken umfasste er das borstige Material, das leicht klamm durch seine Handflächen glitt, als er sich nach oben zog. Sein Gesicht war nun den Planken des Rumpfes ganz nah, er roch das Holz, Salz und Meer. Kleine Zwischenräume in den Balken verlockten ihn dazu, sein Gesicht noch näher an den Rumpf zu legen um einen Blick ins Innere zu erhaschen. Doch außer einer undurchdringlichen Schwärze konnte er nichts entdecken. Als er das Ende der Leiter erreichte und kurz davor war, an Deck zu gehen, hielt er inne und lugte vorsichtig über das Deck. Nichts, aber auch gar nichts war zu entdecken. Zumindest nichts Lebendiges. Ein riesiger Mast ragte aus der Mitte des Decks. Breite Metallreifen umfassten ihn, an ihnen wiederum waren Ringe befestigt, die die Segel in Zaum halten sollen. Doch diese waren bereits dermaßen zerrissen, dass der Wind sie sowieso nicht mehr richtig blähen konnte. Er hörte das wütende Knattern, dass der fleckige und vergilbte Segelstoff von sich gab, als der Wüstenwind ihn durchfuhr. Stefan warf seinen Rucksack an Deck und krabbelte wie ein Käfer hinterher. Schnaufend blieb er für einen kurzen Moment auf den Planken liegen, die ihm den Eindruck vermittelten, dass sie blank gewienert waren. Irritiert erhob er sich, griff nach seinem Rucksack, den er diesmal an einer Hand baumeln ließ. Der harte Boden war für seine Füße eine Wohltat und der erste Schritt erschien ihm ungewohnt, auf ebener Fläche. Das alte Holz knarzte unter seinen Schritten, als er das Deck erkundete. Dort lagen zusammengerollte Seile auf großen Haufen, hier stand ein großes Fass, dunkel gegerbt, fast schwarz, mit einem Deckel, mit einem Loch in der Mitte. Stefan konnte der Neugier nicht widerstehen und schob seinen Finger in das Loch und hob den Deckel an. Starker Alkoholgeruch drang sofort in seine Nase und er wich kurz zurück. Doch dann meldete sich sein Durst und es war ihm egal, welche Art von Flüssigkeit er im Moment zu sich nehmen würde. Er warf den Deckel zur Seite und formte seine Hände zu einer kleinen Schale, tauchte sie in die Flüssigkeit und trank gierig dieses im Hals brennende Gebräu. Noch einmal tauchte er seine Hände in das Nass, als er eine Berührung an seinen Fingerknöcheln spürte. Reflexartig zog er seine Hände aus dem Fass und schreckte zurück. Zögernd trat er erneut an das Fass. Langsam beobachtete er seine Hand, die an die gleiche Stelle wie eben in die dunkle Flüssigkeit eintauchte. Ja, tatsächlich, da war er, der Widerstand. Sein Herz klopfte wie verrückt als er seine Finger um das Objekt schloss, das sich darin befand. Rund war es und passte genau in Stefans Handfläche. Leicht gewölbt und an einer Stelle fand sein Zeigefinger ein Loch in das er verschwand und mit einem Ruck zog Stefan an diesem Ding. Das dunkle Nass spritzte ihm entgegen und sein Schreien erschreckte ihn selbst am meisten, als er in die leeren Augenhöhlen eines menschlichen Schädels blickte. Noch immer schreiend schüttelte Stefan das Ding von seiner Hand und sah zu, wie es über das Deck rollte, bis es aufrecht liegenblieb und ihn hämisch grinsend anzublicken schien. Stefans Knie gaben nach, er sank zu Boden. Er schob sich an den Rand der Reling, mit dem Rücken fest ans Holz gepresst, die Knie an den Leib gezogen. So harrte er starr vor sich hinblickend im Schatten sitzend. Seine Gedanken spielten verrückt. Was war da noch alles in diesem Fass? Als er an dem Schädel gezogen hatte, verspürte er einen leichten Widerstand, als ob er ihn von etwas abgerissen hätte. Also war ein ganzes Skelett in diesem Fass, in dem Alkohol eingelegt? Und er hatte auch noch davon getrunken. Er schluckte kräftig um die aufkeimende Übelkeit zu unterdrücken. Verzweifelt legte er seinen Kopf auf die hochgestellten Knie und atmete tief ein. Er war müde, so verdammt müde….

Ein Geräusch ließ ihn auffahren. Es war stockdunkel und eisig kalt. Verdammt, war er etwa eingeschlafen? Stefan schaute in den schwarzen Nachthimmel und entdeckte flimmernde Sterne am Firmament. Vorsichtig streckte er seine Beine aus, die knackend der Bewegung folgten. Seine Muskeln waren steif und die Kälte, die ihn umgab förderte dies noch. Stefan begann zu zittern und zog seine Beine sofort wieder an den Körper um sich warmzuhalten. Er tastete im Dunkeln nach seinem Rucksack, er müsste nur wenige Zentimeter von ihm entfernt liegen. Seine Hand rutschte über das polierte Holz und ertastete den bekannten Stoff seines Rucksackes. Leise zog er ihn an sich heran und umklammerte ihn. Eine Taschenlampe oder ähnliches hatte er natürlich nicht dabei, an so was denkt man auch nicht unbedingt bei einem solchen Ausflug. Stefan wollte sich grade erheben, als ihm ein bläuliches Glimmen auffiel, das sich vom Heck des Wracks auf ihn zubewegte. Staubtrocken war seine Kehle, als er versuchte den Kloß aus seinem Hals in den Bauch hinunter zu schlucken, doch stattdessen bekam er einen Hustenreiz, den er nicht unterdrücken konnte. So gut es ging versuchte er mit seiner Hand auf den Lippen diesen Laut zu verbergen, doch gelang ihm dies nicht völlig. Ängstlich blickte er wieder zum Heck, an dem sich das blaue Leuchten inzwischen vermehrt hatte, das ganze Deck erhellte und weiterhin auf ihn zuhielt. Stefan drückte sich verzweifelt noch tiefen in den vermeintlichen Schatten und blickte gebannt auf die sich bewegende Wand aus blauem Licht. Eine eiskalte Welle schob dieses Licht vor sich her, die auf den Planken direkt auf Stefan zu rollte und seine Glieder erfasst, ihn lähmte. Es fing an seinen Zehen an, wanderte über die Füße hinauf bis es seinen Hals erreichte. Es fühlte sich an als wäre er komplett in Gips eingelegt, nur noch seinen Kopf konnte er ein wenig drehen, mehr war ihm nicht mehr möglich. Seine Augen fixierten weiterhin die blaue Lichtwolke, die nun in unmittelbarer Nähe vor ihm zu stehen kam.
Stefan spürte seinen Körper nicht mehr, nur noch sein Herz, das pochte und raste und diese Panik, die seinen Verstand ergriff. Er starrte auf die wabernde Lichtwand, aus der sich plötzlich etwas herausschälte. Ein langer Schatten schob sich vor, es schien, als würde das Licht ihn ausspucken. Stefan erkannte eine menschliche Gestalt, wollte etwas sagen, doch seine Stimme versagte ihren Dienst. Nur noch sein Atem und kleine Dampfwolken stießen aus seinem bebenden Mund, als er beobachtete was auf ihn zukam. Er war überzeugt, kurz vorm Durchdrehen zu stehen. Das da war kein Mensch, zumindest nicht mehr. Es war ein Skelett, gewandet mit Kleidungsstücken, die nach Stefans Vorstellung einem altertümlichen Piraten gehören würden. Auf dem kahlen Schädel saß ein breitkrempiger Hut mit einer langen Feder. An einem breiten Gürtel um die klapprige Körpermitte des Knochenmannes schwang ein breiter Säbel im Gleichklang mit den Schritten des Piraten. Stefan glaubte bereits im Wahn zu sein, als diese Gestalt direkt vor ihm stoppte und seine klapprige Knochenhand nach ihm ausstreckte. Stefan fühlte sich einem Herzinfarkt nahe, er wollte schreien, innerlich brüllte die Angst gegen seinen Brustkorb, doch konnte er sie nicht befreien und so starrte er mit aufgerissenen Augen auf die bleichen Knochen, an denen noch ein wenig modriges Fleisch zu hängen schien. Mit festem Griff umklammerte die Knochenhand seinen Hals, drückte fest auf seinen Kehlkopf. Stefan begann zu röcheln. Der blanke Schädel des Piraten schob sich direkt in Stefans Blickfeld und mit einem einzigen Ruck fühlte sich Stefan nach oben gerissen. Er baumelte jetzt ein paar Zentimeter über dem Deck in Höhe des ehemaligen Gesichts des Piraten. Es plumpste, als Stefans Rucksack auf das Holz fiel. Dieses Geräusch erschien Stefan so absurd, so realistisch und echt, im Gegensatz zu dem, was sich direkt vor ihm auftat. Wie hypnotisiert starrte er auf die Schädelfratze, in deren Augenhöhlen es rötlich zu glimmen begann. Der Druck auf Stefans Kehle nahm zu, sein Atem ging stoßweise, seine Lungen begannen zu brennen. Leblos hing er in der Klaue des Piraten, der sich nun in Bewegung setzte und auf den riesigen Mast zu schritt. Stefan, der den Blick nicht mehr von dem Piraten wenden konnte, schien nichts zu wiegen, als er über das Deck getragen wurde. Hart wurde er an das Holz des Mastes gepresst und hinter dem Piraten lösten sich aus dem blauen Leuchten immer mehr ähnlich gekleideter Skelette, die sich ihnen näherten und umkreisten. Lautlos ging dies von statten, nur Stefans Keuchen durchdrang die kühle Wüstennacht. Ein Blick des Piraten glitt zur Seite, ein Nicken des Schädels folgte, die Zahnreihen, in der ein paar Zähne fehlten, schienen hämisch zu grinsen. Ein leises Grollen durchdrang Stefans Atmen, er musste seine ganze Aufmerksamkeit diesem Geräusch widmen, denn es stammte aus dem Schädel des Piraten. Er sprach! Ganz eindeutig kamen Worte aus diesem Skelett. „Fremder, du hast es gewagt, einen der unseren zu zerstören, während er im Schlafe verharrte. Du wirst nun derjenige sein, der ihn ersetzen wird. Für deine Verwandlung werde ich umgehend sorgen. Die Zahl der Unseren muss immer die gleiche sein. Seit unzähligen Jahrhunderten durchsegeln wir das endlose Meer aus Sand, auf der Suche nach demjenigen, der den Fluch von uns nehmen wird. Du wirst uns von jetzt an dabei begleiten. Wo dein Platz hier auf Deck sein wird, hast du ja bereits entdeckt.“ Ein furchtbares Lachen entfuhr der Kehle des Piraten und schwoll an im einsetzenden Gelächter seiner knochigen Mannschaft. „Nun denn, es sei so weit. Du wirst einer der Unseren, auf der ewigen Reise ins Ungewisse.“ Mit diesen Worten beugte sich der Pirat vor, hauchte Stefan mit eiskaltem Atem ins Gesicht. Der Geruch war widerwärtig. Schwefel, Verwesung und Tod drangen in Stefans Lungen. Er schrie, brüllte, wollte sich wehren, doch die Starre hielt ihn gefangen, kein Laut drang nach außen. Stefan sah, wie sich der Pirat ein paar Schritte von ihm entfernte, und doch blieb Stefan in der Luft am Mast hängen, in der gleichen Höhe, in der ihn der Pirat eben noch im Griff hatte. Dieser zog im gleichen Moment den schweren gebogenen Säbel aus dem ledernen Gürtel und hielt ihn mit der rostigen, zerklüfteten Spitze auf Stefan gerichtet. Stefan begann voller Panik zu hyperventilieren, seine Nasenlöcher blähten sich, eiskalte Luft drang in seinen steifen Körper, als die Klinge des Säbels mit brutaler Wucht tief in seinen Bauch eindrang, bis sie seine Wirbelsäule erreicht hatte, daran knirschend vorbeiglitt, um am Rücken wieder auszutreten und sich in das morsche Holz des Mastes bohrte.
*********um_nw Mann
236 Beiträge
Heiliger Bimbam.

Also ich wäre nie auf die Idee gekommen so einen Story Inhalt in der Wüste zu vermuten.

Klasse geschrieben!
"Lecker" gruselig (Schädel im Fass) Packend erzählt, bis zum (ohne Happy) Ende!


Mensch liest sich! *freu*


Ralf,
aka Seelentraum
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Wow
und das am frühen Morgen.

Toll, gruselig und spannend geschrieben.


*top* Herta
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