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Unbekannte Wurzeln

****ra Frau
2.916 Beiträge
Themenersteller 
Unbekannte Wurzeln
„Sie werden diese Gesellschaft für alle Ewigkeit nicht mehr vergessen. Genießen Sie stilvolles Ambiente in einer umwerfenden Kulisse. Erleben Sie die Orte der Geschichte unserer Heimat, die blutigen Erzählungen gepaart mit Gänsehaut“ so begann der Text der Einladung, die ihr ins Haus flatterte. Schon länger war sie urlaubsreif gewesen, ausgelaugt im Job, lustlos eigentlich in allem. Daher erschien dieser Prospekt eines Reisemagazins wie bestellt.

Nun saß sie in einer holprigen Pferdekutsche. Ein wenig kitschig mutete es schon an, doch als sie in diesem mittelalterlich wirkenden Dorf ankam, passte es perfekt. Der Bahnhof, an dem sie ausstieg schien aus einer längst vergangen Zeit zu stammen. Diesig und neblig präsentierte sich das Wetter hier in den Karpaten. ‚Wie sonst hätte es auch sein sollen, Dracula hasst Sonnenlicht‘ schmunzelte sich vor sich hin. Sie wurde schläfrig, wollte jedoch diese unglaubliche Landschaft, die sich ihr durch das winzige Fenster in der Kutsche bot, betrachten. Seltsam kam ihr nur vor, dass sie stets das nächste Bild vorhersagen konnte, welches um die nächste Ecke zu sehen war. Die Gegend schien ihr vertraut vor, obwohl sie noch hier gewesen war. Der Wald wurde dunkler, je weiter der Kutscher den riesigen schwarzen Rappen die engen Serpentinen hinauf trieb. Durch vereinzelte Lücken im dichten Baumbewuchs, die sich ihr boten, fiel ihr Blick hinab ins Tal. Der Fluss, über den sie vor wenigen Stunden noch über eine bedenklich schwankende Brücke jagten, schlängelte sich jetzt in sanften Windungen durch satte Wiesen. Die Lichter in den niedrigen Hütten verteilten sich wie Sterne und verloren sich im Dunkel. Sie hatte sich vorgebeugt, um durch das Fenster zu schauen, jetzt, als sie sich zurücklehnte und seufzend ausatmete, stieg ihr Atem in einer kleinen weißen Wolke auf. Kräftig rieb sie sich ihre Hände, pustete hinein, um diese seltsame Kälte, die sie urplötzlich erfasste, zu vertreiben. „Kutscher? Hallo? Wie weit ist es noch? Es wird bereits dunkel…. Hallo?“ Ihre Fingerknöchel hämmerten hart an die vordere Wand der geschlossenen Kutsche. Durch die kleine Öffnung starrten zwei wild blickende Augen ins Innere, verzogen sich in einem wilden Grinsen und verschwanden wieder. ‚Na, also, wenn das mal kein Grund zur Beschwerde beim Reiseveranstalter ist‘ dachte sie trotzig und sinnierte bereits über die Formulierung ihrer Beschwerde, die sie einreichen wollte, sobald sie wieder zu Hause wäre.

„Heee, Frrräulein, aussteigen, wirrr sind angekommen“. Heftig wurde sie an der Schulter gepackt und gerüttelt. Sie erwachte augenblicklich und erschrak, zuckte zusammen und wusste im ersten Moment nicht, wo sie sich befand. „Ja, ja, ich komme“ murmelte sie, als sie wieder klare Gedanken fassen konnte. Während sie ihre große bestickte Stofftasche packte, sich den Kragen ihres Mantels hochschlug und ihre langen Beine sich vorsichtig die winzigen Gitterstufen hinunter tasteten, wagte sie einen Blick auf das Gemäuer, das sich vor ihr auftürmte. Den Kopf in den Nacken gelegt, heiße Atemwolken ausstoßend konnte sie nur über dieses gewaltige Bauwerk staunen. Hohe Zinnen, die typischen Mauern, mit ihren Schießscharten, bogenförmige Fenster mit bunten Glasmalereien, unzähligen winzigen runden Türmchen an jeder nur erdenklichen Ecke der Burg. „Wahnsinn“ entglitt es ihren Lippen. Der unheimliche Kutscher verzog seine Lippen, vielmehr war es nur eine Seite seines Gesichtes, es sollte wohl ein Lächeln sein, doch, wie sie vermutete durch eine Gesichtslähmung, sah es aus wie eine wilde, verzerrte Horrormaske. „Hierrr entlang, Frrräulein“ schnarrte die dialektgeschwängerte Stimme des Kutschers und schon stiefelte er mit großen Schritten auf ein schweres Holztor zu. „Heee, was ist mit meinem Koffer?“ doch auch diese Frage blieb unbeantwortet und so kroch sie fluchend zurück in die Kutsche und zog ihren schweren Koffer aus dem Gefährt, um dann keuchend hinter diesem ungehobelten Kerl herzueilen. Mit einem riesigen Schlüssel öffnete er das rostige Schloss, das sich über Kopfhöhe im dunklen Holz der Torhälfte befand.

Das was sich ihr jedoch hinter diesem Einlass eröffnete, hätte sie sich nicht träumen lassen. Eine riesige Halle bot sich dar. Die beidseitige Treppe, die sich leicht geschwungen an die dunklen Mauern schmiegte, war weitläufig und so breit, dass leicht fünf Personen bequem nebeneinander hätten hinaufgehen könnten. In der Mitte der Decke hing ein Metallkerzenleuchter. Auf den ersten Blick erkannte sie unzählige weiße Kerzen, über und über mit Wachs verziert. Sie ließen flackernde Schatten über die Wände und den Boden zucken, dass es ihr vorkam, als würden diese uralten Gemäuer leben. „Weiterrrr, Frräulein“ rief ihr der Kutscher zu, der bereits die Hälfte der Treppe erklommen hatte. Sie riss sich los von dem Anblick der Eingangshalle, ergriff erneut ihren schweren Koffer und begab sich zur Treppe. ‚Heller Marmor in flachen bequemen Stufen, leicht zu steigen‘ schnaufte sie sich Mut zu und hatte schnell das Ende der Treppe erreicht. Sie wagte es, den Kutscher aus den Augen zu verlieren, sie konnte der Versuchung nicht widerstehen und blickte noch einmal hinunter, dorthin wo sie eben noch stand. Dunkler als sie es in Erinnerung hatte, war es dort unten, und was war dies für ein Muster, das dort in den Boden eingearbeitet war? Eine Fledermaus?
Sie wollte sich über das Geländer beugen, um es genauer in Augenschein zu nehmen, als ein Räuspern hinter ihrem Rücken sie zusammenfahren ließ. Heiße Schamesröte schoss ihr ins Gesicht. Sie verfluchte leise, da sie dies wohl für den Rest ihres Lebens nicht mehr loswerden würde. Ertappt wie ein kleines Mädchen drehte sie sich mit gesenktem Kopf um und erblickte zwei auf Hochglanz polierte Schuhe. „Nun? Wie geht es meinem hochgeschätzten Gast?“ fragte eine sanfte Stimme, die dafür sorgte, dass ihre Knie weich wurden. Das Verlangen, dieser hypnotischen Stimme zu folgen war enorm. Langsam hob sich ihr Kopf und es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie diese zwei nachtschwarzen Augen fixieren konnte, die sie leicht amüsiert beobachteten. Nur einen kurzen Moment setzte ihr Herzschlag aus, stockte ihr Atem. Nein, einen solchen Mann hätte sie nie und nimmer an einem solchen Ort vermutet. Ein markantes Gesicht, schwarze Haare, die in dichten Locken um seinen Kopf wallten, hohe Wangenknochen und äußerst sinnliche Lippen, die noch immer ein leichtes Grinsen zeigten. „Ääh, wie bitte? Entschuldigen Sie bitte, ähh, ja, mir geht es gut, danke“ stammelte sie, was natürlich nicht dafür sorgte, dass sich die Durchblutung ihres Gesichtes verzog.
Sie glühte, spürte Schweiß aus allen Poren ihres Körpers ausbrechen und wäre am liebsten im Erdboden versunken. „Dann ist es ja in Ordnung. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Fahrt hierher.“ Mehr Feststellung als Frage erblickte er ihren Koffer, den sie noch immer krampfhaft vor ihren Körper gepresst hielt. „IGOR!!“ donnerte seine Stimme mit einem Ton, der Tote erwecken konnte. Sie fuhr zusammen als der Kutscher buckelnd um die Ecke geschlichen kam. „Was fällt Dir ein, unseren Gast mit seinem Gepäck allein zu lassen?“ „Oh, mein Herr, verzeiht…..“ winselte Igor, beugte sich vor und packte mit seinen schwieligen Fingern ihren Koffer und eilte zügig von dannen. Ihr Blick flog zurück zu ihrem Gastgeber, der finster und mit wütendem Gesicht seinem Diener nachschaute. Als er bemerkte, dass sie ihn betrachtete, veränderte sich sein Ausdruck schlagartig und er trat näher an sie heran. Den Duft, den er verströmte, konnte sie nicht zuordnen. Ihre Sinne schienen sowieso völlig vernebelt zu sein, seit dieser Mann ihr gegenüber stand. ‚Erdig? Moos? Holz?‘ grübelte sie, doch nur so lange, bis er sie sanft am Arm packte und mit sich zog. „Kommen Sie, bei diesem unfähigen Personal werde ich Sie persönlich in ihr Zimmer begleiten.“
Er führte sie durch lange Gänge, die mit altertümlichen Fackeln beleuchtet waren, hier und da standen alte Ritterrüstungen, Ahnenbildnisse wie aus Filmen bekannt, hingen an den Wänden und schienen sie zu beobachten. Gruselig kam ihr die Umgebung vor und doch alles sehr vertraut.
Sie stieß gegen ihn, als er unvermittelt vor einer Tür stehen blieb. „So, mein stürmisches Fräulein, hier ist es. Ihr Zimmer. Treten Sie ein“. Damit öffnete er einen Flügel der Tür und trat zur Seite, ließ sie vorgehen. Auch hier das gleiche Bild. Weitläufig, dunkel, schwere Möbel, ein unglaublich großes Himmelbett in der Mitte des Raumes. Sie spürte urplötzlich eine Müdigkeit in sich aufsteigen, die die Sehnsucht danach weckte, sich in diese unzähligen Kissen zu vergraben und nur noch zu schlafen. Abrupt drehte sie sich zu ihrem Gastgeber um und erhaschte einen Blick, den sich nicht zu deuten wusste. War es Gier oder Lust? Unsicher wollte sie ihren Koffer nehmen, doch er trug ihn in das Zimmer, legte ihn auf eine kunstvoll geschnitzte Truhe am Ende ihres Bettes. „Ich sehe Sie sind müde. Ruhen Sie sich ein wenig aus, und kommen sie gegen 22 Uhr in den Speisesaal. Igor wird hier im Flur auf Sie warten, um Sie zu führen. Ach ja, und wie unhöflich von mir, ich vergaß mich vorzustellen: Alexej Dracan. Doch nennen Sie mich nur Alex.“ Damit verbeugte er sich leicht, ergriff ihre Hand und presste erstaunlich weiche, doch kühle Lippen auf ihren Handrücken. Überrascht von dieser altmodischen Geste beobachtete sie ihn, wie er leise das Zimmer verließ und die Tür schloss.

„Alexej, Alexej“ flüsterte sie, als sie vollständig angezogen auf das Bett plumpste und kurz darauf in einen unruhigen Schlaf fiel. Sie flog - schon wieder einer dieser Träume, die sie bereits seit sie denken konnte, verfolgten. Sie flog über die Burg. Überschaute die ganze Anlage des Anwesens, betrachtete die untergehende Sonne, die nur noch als goldener Streifen den Horizont schmückte. Dort unten im Burghof schlich Igor herum, führte den Rappen in einen Stall, nachdem er die Kutsche sorgfältig untergestellt hatte.
Lautes Klopfen weckte sie aus diesem viel zu kurzen Schlaf. „Frräulein, ich soll Sie abholen, mein Herr erwartet Sie zum Essen“ rief er durch die Tür. „Sofort, ich beeile mich“ rief sie zurück. Hektisch blickte sie an sich herab. Nein, so würde sie auf keinen Fall das „romantische Dinner“ wie es im Prospekt beschrieben war, einnehmen. Außerdem hatte sie sich für diesen Anlass extra ein Kleid gekauft. Auch wenn sie nie Kleider trug, für einen solchen Moment musste es aber sein. Während sie sich in den schweren, blutroten Brokatstoff zwängte, fiel ihr auf, dass sie keinen weiteren Gast bemerkt hatte. Bestimmt war sie die letzte, die hier ankam, und die anderen waren bereits in ihren Zimmern, redete sie sich ein. Sie würde es ja gleich sehen, wie viele noch diese Reise gebucht hatten und vielleicht würde sie dann Kontakte knüpfen können. Sie war schon viel zu lange allein. Ende zwanzig und noch immer nicht den Mann fürs Leben gefunden. Das müsste sich jetzt mal bald ändern, hatte sie sich versprochen. Doch ob es hier sein würde? Einfach abwarten.
Jetzt musste sie sich aber beeilen, sie wollte die Gesellschaft nicht warten lassen. Rasch band sie ihre Haare mit einer goldfarbenen Spange zusammen und spürte einen kalten Lufthauch um ihren Nacken wehen. Gänsehaut überzog sie und unbewusst drehte sie sich um, suchte nach der Ursache für diesen Lufthauch. Sie war allein, jedenfalls konnte sie nichts entdecken, und doch glaubte sie, beobachtet zu werden. Sie schüttelte ihren Kopf, stieg in die schwarzen Pumps, die man zwar wegen der Länge des Kleides sowieso nicht sehen würde, doch wollte sie stilgerecht gekleidet sein. Und das war sie nun, entschied sie nach einem kritischen Blick in den Spiegel.
Doch was war das? Sie würde Alexej nachher wohl darauf ansprechen. Der Spiegel erschien leicht beschlagen, oder blind zu sein. Ihr Spiegelbild war nur verschwommen zu erkennen. Da sie jedoch keine Zeit mehr hatte, musste dieser kurze Blick genügen, schon eilte sie der Tür entgegen. Sie hatte sie noch nicht ganz erreicht, als die Tür sich öffnete und Igor sie in Empfang nahm. Seine Augen weiteten sich für einen kurzen Moment, dann drehte er sich schnell zur Seite und lief den Gang entlang. Sein rechter Arm hob sich und winkte, was sie als Aufforderung verstand, ihm zu folgen. Ihre Schritte hallten in diesen Mauern und jedes Echo schien lauter zurückzukommen als es zuvor war.
Die Bilder, diese schrecklichen Ahnenbilder, warum fühlte sie sich dermaßen unwohl, wenn sie an ihnen vorbeischritt? Sie vermied es einfach, sie anzuschauen, doch vor einem Bild erstarrte sie. Es zeigte eine junge Frau, die langen Haare hochgesteckt. Sie trug ein blutrotes Kleid und unter dem Saum schaute eine schwarze Schuhspitze hervor. Das Gesicht der jungen Frau blickte stolz demjenigen entgegen, dem sie damals Modell stand und nun blickte sie genau in die Augen der jungen Frau, die heftig atmend zu ihren Füßen stand. „Igor, wer…. Wer ist das?“ mehr als ein leises Hauchen brachte sie nicht zustande, doch Igor, der plötzlich hinter ihr stand, hatte sie verstanden. „Das, mein Frrräulein, das warrr die geliebte Frau meines Herrn. Sie starb vor langerrr Zeit eines grrrausamen Todes. Sie wurde von den Dorfbewohnern als Braut des Satans beschimpft, als sie eine Totgeburt nach der anderen hatte. Sie hetzten Hunde auf sie, die sie zerfleischten. Seit dem ist mein Herr allein, lebt zurückgezogen und voller Hass auf die Menschen.“ Schon lief er weiter. Sie folgte ihm nachdenklich, warf im Weiterlaufen noch einen mitleidvollen Blick zurück auf das Bild, fühlte sich beobachtet von dieser jungen Frau, die nun ein wenig trauriger aussah.

Sie verdrängte diese Gedanken, als Igor sie in den Speisesaal führte. Die Bezeichnung Speisesaal war übertrieben. Es war ein Saal, ohja, doch was für einer. Die Tafel, an der ihrer Schätzung nach, mindestens 50 Personen hätten sitzen können, war reichlich gedeckt. Auch hier unzählige Kerzen auf dem Tisch, an der Decke in den Leuchtern, Fackeln an den Wänden, schweres Mobiliar geschmackvoll angeordnet. Ein Kaminfeuer sorgte für wohlige Wärme.
„Oh, meine Liebe, schön dass Sie da sind, kommen Sie, nehmen Sie an meiner Seite Platz“. Alexej sah atemberaubend aus. Er trug einen schwarz glänzenden Anzug, ein Kragen der sich eng um seinen Hals schloss, ein weißes Hemd, dessen Farbe mit der seines blassen Gesichtes konkurrierte. Er sah verletzlich aus, besonders jetzt, nachdem sie ein wenig von seinem Schicksal wusste. Sie setzte sich auf einen dick gepolsterten Stuhl, dessen Rückenlehne ihren Kopf um ein vielfaches überragte. Alexej nahm an der Stirnseite des Tisches Platz und forderte sie auf, sich zu bedienen. Übervoll war der Tisch geladen. Geflügel, Brote, Kartoffeln, Schweinebraten, Kuchen, Kleingebäck, Obst und Wein im Überfluss. Es duftete köstlich. Sie begann, sich diese Leckereien auf ihren Teller zu laden und verschlang das himmlische Mahl auf fast unhöfliche Weise. Ihr Magen knurrte schon so lange, dass sie beinahe ihr Benehmen vergaß. Alexej schaute ihr amüsiert zu, aß jedoch selbst nichts, trank nur von seinem Wein, der dunkel und dickflüssig in einem Kristallglas schimmerte. Seine schlanken Finger umschlossen liebevoll das Kristall. Sie beobachtete wie zärtlich er das Glas hielt und fühlte ihre Knie erneut weich werden.

„Wo sind eigentlich die anderen Gäste, Alex?“ wagte sie sich nun doch zu fragen. „Wir werden allein sein. Es gibt keine anderen Gäste“ antwortete er mit fester Stimme. Kurz hörte sie auf zu kauen, schluckte und begann: „Aber, ich dachte…..“ „Nein“ mit scharfem Ton stieß Alexej dieses Wort aus. „Nie wieder werde ich es zulassen, dass jemand meine Burg betritt. Nie mehr. Ein Schwur, den ich vor sehr langer Zeit ablegte.“ Als er bemerkte, dass sie blass wurde, sprach er mit seiner jetzt wieder sanften Stimme weiter. „Was wissen Sie über Ihre Vorfahren? Über die Geschichte Ihrer Familie?“ Damit sprach er einen wunden Punkt in ihr an. Sie wusste überhaupt nichts von ihrer Familie. Eigentlich konnte ihr niemand etwas erzählen. Sie war ein Findelkind. Abgelegt vor der Tür einer Kirche. Ohne irgendeine Nachricht, ohne hilfreichen Hinweis auf ihre Herkunft. „Ich weiß nichts. Gar nichts“ antwortete sie leise und senkte dabei ihren Kopf. Sie spielte nervös an ihren Fingernägeln. Noch immer belastete sie dieses Thema, vor allem, warum fragte dieser Mann sie so genau danach? Irritiert von der ganzen Situation fühlte sich sie hilflos und blickte ihn unsicher an. „Ich wurde als Säugling ausgesetzt, kenne weder meine Eltern, noch irgendjemanden meiner Familie. Nie hat jemand nach mir gefragt.“ „Und Sie selbst haben nie nachgeforscht?“ interessiert betrachtete er ihr Gesicht, musterte ihren Hals, sein Blick wanderte über ihr Dekolleté hinab zur Taille und wieder direkt in ihr Gesicht. Dieses Mustern ließ ihr erneut die Röte ins Gesicht schießen und das Blut begann in ihren Ohren zu rauschen. „Doch, doch selbstverständlich“ antwortete sie hastig, um dieses seltsame Gefühl zu überspielen, welches in ihr aufstieg. „In der Kirche damals, versuchte man die Mutter zu finden, doch ohne Erfolg. So war es schwer, einen Anhaltspunkt zu finden. Sie waren damals der Meinung, ich, viel mehrmeine Eltern, müssten aus einem der östlichen Gebiete stammen, da die Decke und die Tücher, in die ich eingewickelt war, diese spärlichen Hinweise zuließen. Mehr weiß ich nicht. Leider.“ Von ihren Träumen, die sie seit ihrer Kindheit verfolgten, wollte sie jedoch nichts erzählen. Ihr schien es allerdings, dass Alexej mit seinen schwarzen Augen in der Lage war, bis in ihre Seele zu blicken. Lange schwieg er, schaute sie nur an.

„ Es ist gut. Ja, alles passt. Endlich ist es soweit. Kommen Sie, trinken Sie von diesem köstlichen Wein. Ich hoffe, das Essen hat Ihnen geschmeckt, es wird das letzte sein, das Sie zu sich nehmen durften.“ Leicht verwirrt setzte sie den Becher, den sie soeben geleert hatte, wieder ab. Wollte ihre Lippen zu einer Frage formen, doch spürte sie eine plötzliche Schwäche, die übermächtig ihren Körper überfiel. Alexej erhob sich, noch immer bohrten sich seine Augen in die ihren. Ein goldenes Feuer schien in seinen zu schimmern, oder war es nur ein Widerschein des Kaminfeuers? Ihr wurde schwindelig, er verschwamm vor ihren Augen, bis er sie packte, sie aus dem Stuhl auf seine Arme hob und durch den Raum trug. Hinter einem Vorhang stand ein großes Bett, auf das er sie ablegte, sich sanft neben sie legte und seine Arme um sie schlang. Mit heiserer, leidenschaftlicher Stimme flüsterte er in ihr Ohr:
„Meine geliebte Malisa, endlich, endlich habe ich Dich gefunden. Fünf Jahrhunderte habe ich warten müssen, bis Du wiedergeboren wurdest, doch nun werden wir für alle Ewigkeit zusammen sein. Diesmal wird Dich nichts und niemand mehr von mir nehmen können. Dafür werde ich sorgen. Komm her, hab keine Angst….“ Wieder seine hypnotische Stimme, die sie willenlos machte, die sie gehorchen ließ, ohne dass sie zu eigenen Gedanken fähig wäre. Er zog sie näher an seinen bebenden Körper. Seine dunklen Augen brannten, seine Lippen bebten, öffneten sich leicht und schimmerten dort nicht Perlmutt farbige Spitzen in seinen Mundwinkeln? Sie konnte nicht mehr reagieren, spürte seine kalten Hände auf ihrem Hals. Vorsichtig glitten seine Fingerkuppen über ihre warme Haut, dort wo ihr Blut kräftig pulsierte. Hart und erregt stieß er seinen Atem aus, kurz bevor er sie gierig packte. „Du gehörst jetzt mir, wir werden für immer vereint sein, für den Rest aller Zeiten.“ Seine Lippen glitten über ihren Hals, ein kühler Kuss, dann verlor sie das Bewusstsein.

„Was für ein Alptraum“ stöhnte sie, als sie erwachte. Ihr Schädel brummte, ihre Augen schmerzten, obwohl die Fenster mit schweren Vorhängen angedunkelt waren. Ihr Hals war ausgedörrt, ihr Körper fühlte sich an wie zerschlagen. Eine leichte Übelkeit breitete sich in ihr aus. „Nie wieder werde ich so viel Wein trinken“ ächzte sie und stieg vorsichtig aus dem Bett. Sie wollte das Bad betreten, als sie wieder an diesem Spiegel vorbei lief. Gewohnheitsmäßig blickte sie hinein um zu sehen, ob sie so aussah, wie sie sich fühlte. Doch was war das? Es konnte nicht am Spiegel liegen….
Bleich war ihr Gesicht, zwei rote Flecken leuchteten an ihrem Hals und kurz bevor ihr Spiegelbild für immer verblasste, blickte sie in das Gesicht der Frau, die sie auf dem Bildnis erkannt hatte, ein zufriedenes Lächeln umspielte ihren Mund, in dessen Winkeln zwei Perlmutt farbige Spitzen aufblitzten…
Yeah!
Grausam sinnlich!
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Bestatter und Totengräber.

Ein kleines Juwel!

dracolaf
wenn ich mich mal wieder urlaubsreif, ausgelaugt und lustlos fühle, halte ich mir diese Alternative vor Augen - dann geht es mir bestimmt gleich besser! .-)
****ine Frau
2.101 Beiträge
gebannt
habe ich gelesen.
und bin noch immer fasziniert.

Danke.

LG
Delfine
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Faszinierend ...

Und passt ja gut in unsere Zeit, die nicht nur voller Energie-Vampire ist, sondern auch nur so vor Vampiren etc. in den Bestsellerlisten wimmelt.

Darf ich Dir ein Kompliment machen: Diese Story ist besser und eindringlicher als fast alles, was gerade so in dieser Hinsicht massenhaft gelesen wird!

(Der Antaghar)
****ra Frau
2.916 Beiträge
Themenersteller 
Danke Euch
immer wenn ich bei einer Geschichte nicht sicher war, ob sie ausgefeilt genug war, ich mich vollkommen eingebracht habe, werde ich hier eines besseren belehrt *zwinker*

Danke

Lys
*******on64 Mann
215 Beiträge
nun ja, Vampier sein hätte für mich auch schon einen Reiz *lach*, die Geschichte ist auch recht gut geschrieben, aber (bitte nicht böse sein) in letzter Zeit wird man mit dem Thema etwas überfrachtet ...
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