Sister of Eldridge, Teil 5
„Leach“ Tonlos und beinahe mit drohendem Unterton sprach der Captain ihn an.
„Ja, Sir?“
“Ich möchte doch sehr hoffen, dass das nicht das Ergebnis Ihrer vielen Fernsehserien ist, oder nehmen Sie Drogen oder Allergene?“
„Nein Sir“ Entrüstete sich Leach.“Sehen Sie, ich meine, ich denke…Sir, wenn es eine Bessere Erklärung gibt als meine, dann bitte ich um Korrektur, Sir“
„Schon gut Leach, schon gut. Ich vermute, niemand hier weiß eine Bessere Erklärung. Von einem Ausweg ganz zu schweigen.“
„Sir, zunächst würde ich die Phalanx- Türme mit den Radarpeilern koppeln. Dann können wir sicher sein, dass nichts mehr auf uns herunter kracht. Denn wenn die von den Wissenschaftlern auf Deck montierten Emitter getroffen werden, sieht es finster aus“
„Sieht es das denn nicht ohnehin finster aus?“
Smythe betätigte ohne hinzusehen den Interkom und gab der OPZ die Anweisung, die Phalanx- Geschütze, das Goalkeeper-System sowie die 114mm Maschinenkanone auf dem Bug über die Zielerfassung des modifizierten Radarpeilers mit Zielen speisen zu lassen. Als niedrigste zulässige Kampfentfernung gab er 800 Meter an.
“Nun, ich denke, ich weiß es nicht Sir, aber ich glaube gern an die Chance einer Möglichkeit“
„Und die wäre?“
„Also das was ich mit Dworsky zusammentragen konnte, ist nicht viel, aber immerhin etwas. Zunächst müssen wir die Fernsteuerung der Anlage finden und ausschalten. Dann müssen wir den Generator in Gang bringen und irgendeinen Schalter finden, der den Prozess in Gang bringt. Und äh für den Notfall eine Schnellabschaltung installieren“
„So einfach ist das Leach, was?“ Spottete Baker.
Man konnte zusehen, wie Leach´s Synapsen arbeiteten. Er wusste nicht, ob der Erste nun spottete oder es todernst meinte.
„Ich brauche noch ein paar Daten Leach. Und zwar, wie lange schätzen Sie, hält der Rumpf stand und wie lange brauchen Sie, um die Anlage zu starten?“
„Captain, ich benötige, also ich meine, ich kann nur schätzen. Wir werden vielleicht den Rumpf noch viele Wochen haben, aber der Einfluss der Grenzschicht wird stärker und unter der Wasserlinie wird die Zeit schneller und schneller vergehen. Das bedeutet für diejenigen, die unten arbeiten, dass sie vollkommen autark die Anlage steuern müssen.“
„Warum?“ Smythe sah nicht sofort die Logik.
„Nun Sir, wenn die lineare Zeit unter Deck schneller vergeht als auf Deck, dann können wir weder miteinander sprechen noch Signale oder Informationen austauschen. Unter Deck wären wir schon fertig und bevor der Befehl von der Brücke käme, wären wir vielleicht schon tot Sir“
„Fein, das leuchtet mir ein“
Smythe war ärgerlich. Ein Blutjunger Fähnrich hatte ihn gerade ziemlich blöde aussehen lassen. Aber er hatte ja gefragt. Selbst schuld. Dieser ganze Firlefanz ging ihm mächtig auf die Schiene. Nur der eintreffende Koch mit der Suppe lenkte ihn ab. Wan-Tan Suppe. Die Asiatische Version der Maultasche. Nun lächelte Smythe sogar zögerlich.
Es klopfte. Lauffer trat in den Raum, er war käseweiß.
Smythe bemerkte sofort, dass etwas im Busch war.
„Doc?“
„Captain, wir haben mehr Schwierigkeiten als wir dachten“
„Erzählen Sie Mann!“ Nun war Smythe wirklich ärgerlich. Es sah beinahe so aus, als wenn der Stabsarzt eine künstliche Spannung erzeugen wollte. Es nervte ihn immer ungemein, wenn Smythe Landgang hatte und Muße fand, sich eine Fernseh- Sendung ansehen konnte. Die kommerziellen Sender hatten eine Art drauf, dass man laufend kotzen konnte. Einmal hatte er sich „Idol“ angesehen. Nichtsnutzige, arbeitsscheue Möchtegern- Künstler versuchten sich an sangestechnischen Darbietungen. Und genauso klang es. Er hatte wohl das Finale erwischt und es gab eine Art Ausscheidung. Nach dem 10-kleine-Negerlein- Prinzip. Als es daran ging, den oder diejenige heim zu schicken, dauerte das Ganze beinahe 30 Minuten. Immer wieder unterbrochen von ewig sich wiederholenden Phrasen, von Werbung und vollkommen hohlen Worten. Untermalt von einer Art Herzschlag-Musik.
Smythe hatte niemals herausgefunden, wer nun hatte ausscheiden müssen, weil er diese Art der künstlich herbeigeführten Spannung wie die Pest hasste. Und daher war er mehr als angefressen, als Lauffer es ebenso versuchte.
Dabei fehlten ihm lediglich die Worte…..
„Wir haben alle Analysen fertig. Die Proben, die von der Bordwand genommen wurden, sind dermaßen schnell vor unseren Augen verwest, dass wir mit Mühe die DNA- Analyse fertig stellen konnten.“
„Und“
„Das „Ding“ am Vorschiff war laut Computer eine Blattlaus“
“Wie bitte? Eine Blattlaus?“
„Richtig Sir. Nach der Wucht des Einschlages und der Maße des Blutfleckes muss die Blattlaus ungefähr 6 Meter groß gewesen sein“
„Und das Ding Mittschiffs?“
„Das war laut Computer ein 12 Meter- Dingo.“
“Ein was?“
“Ein Dingo Sir. Ein australischer Wildhund“
„Völliger Quatsch“
„Ich stimme zu Sir. Aber der …“
In diesem Augenblick erschrak der komplette Stab der Offiziere der HMS Odyssee. Die automatischen 6-rohrigen 20mm -Maschinenkanonen begannen zu hämmern. Kaum spürbare Vibrationen durchzogen das schlanke Schiff und die Offiziere verloren die Farbe.
Salve um Salve verließ die Geschütze, es klang aufgrund der hohen Feuerkadenz wie ein Riesenfurz mit Kehlkopfdiphterie.
Smythe schaltete den On-Deck Monitor ein.
Turm Charly und Turm Echo feuerte in die Luft. Das Nahbereichsverteidigungs- System sah so häßlich aus wie es klang. Die Mannschaft nannte Turm Charly „R2D2“, weil das Feuerleit-und Verfolgungsradarsystem als Kuppel direkt über dem Geschütz angebracht war. Turm Echo war ein CIWS ( Close-in-Weapon-System) Goalkeeper System ohne Kuppel aber mit gleichwertiger Radarausrüstung, jedoch höherer Reichweite und Feuerkraft.
Charly begann wieder in den Nebel zu feuern. Die blitzende Feuerblume vor den Läufen schimmerte bizarr vor dem weißen, dichten Nebel. Es sah unheimlich aus, wie die Geschützrohre einem Ziel folgten, das für menschliche Augen nicht sichtbar war und Smythe bekam eine leichte Gänsehaut auf den Armen. Dort, wo die Geschosse aus abgereichertem Uran einschlugen, wollte er bestimmt nicht sein. Die Kernaufgabe der CIWS war die Abwehr von anfliegenden Raketen.
Wieder feuerte Charly. Die Kadenz des tödlichen Abwehrturmes war so hoch, dass das menschliche Ohr die einzelnen Schüsse nicht mehr auseinander halten konnte. Und in der Tat sah das Geschütz aus wie aus Star Wars. Oder wie ein übergroßer Pfannenwender.
Smythe hätte nur zu gern gesehen, was der Turm bekämpfte. Vielleicht fliegende Monsterdingos, oder gigantische Blattläuse? Smythe schüttelte den Kopf. Lauffer und Schwartz hatten Bockmist gebaut und die Analyse versemmelt. Anders war das alles nicht erklärbar.
Smythe starrte auf das Geschütz, das sich wie von Geisterhand bewegt, selbständig seine Ziele suchte. Und fand. Dichter Rauch bildete sich über den heißgeschossenen Läufen, die nicht mehr aufhören wollten, zu feuern. Tausende von Uran- Geschossen fanden ihr Ziel. Das stakkatohafte Hämmern der Abschüsse klang grauenerregend und wurde nur unterbrochen von den leergeschossenen Hülsen, die ein Klingeln verursachten, wenn sie auf das Deck prallten.
Smythe sah, wie die Abwehrtürme sich bewegten. Wie sie ihre Feuerspeienden Rohre höher und höher hoben, bis sie beinahe senkrecht in den nicht vorhandenen Himmel spieen.
Dann passierte es. Etwas krachte auf das Deck des Mittelschiffes. Es war groß. Und Grau. Und es qualmte. Es hatte Tentakel, Schuppen und Flügel. Es hatte einen Rüssel und es hatte Hufe. Und viele, viele Löcher in seinem Torso, aus denen eine gelbliche, brockige Flüssigkeit quoll. Es sah aus wie Eiter.
Smythe war blass. Niemand brachte auch nur einen Ton heraus. Wenn dieses Ding so stank wie es aussah, sollte jemand Gasmasken verteilen…
Eine Feuerkadenz des Goalkeeper gibt es hier:
http://www.keineyoutubelinkserlaubt.de
LG Mod CathyB