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Drachenblut

****ra Frau
2.916 Beiträge
Themenersteller 
Drachenblut
Yanda - da lag es.
Das weite, freie Land, die Tiefebene die in ihrer Weite einen eigenen Sonnenuntergang zu haben schien. Zackige Bergwipfel umrahmten das Tal, ähnelten abgebrochenen Eiszapfen, wenn sich die Sonne in den schneebedeckten Gipfeln brach. Das dunkle Grün der Grasflächen konkurrierte mit dem Azurblau des direkt mit dem Horizont verschmelzenden Himmels.
Sogar ein eigenes Wetter herrschte hier in diesem überdimensionalen Vulkankrater. Unermesslich groß musste das feuerspeiende Ungetüm einst zu Urzeiten gewesen sein. Noch immer schlummerte das Höllenfeuer tief unter der Oberfläche. Es brodelte unbemerkt von den Menschen, die nun diese Ebene bevölkerten. Niemand von ihnen war alt genug um zu wissen, was zu ihren Füßen tief in der Erde schlummerte. Nur er wusste es. Jahrtausende alt war er. Nichts war ihm fremd, alles hatte er gesehen und erlebt. Und doch war auch er nicht davor gefeit, verletzt zu werden. Wenn auch nicht körperlich, so doch in seinem Inneren.

Noch ein lautes flappendes Geräusch, als seine riesigen Schwingen begannen sich zusammenzulegen, bevor seine krallenbewehrten Klauen kratzend auf dem Felsen aufsetzten. Lang streckte er seinen Rücken, dehnte den langen Hals bis hinab zu seinem kräftigen Schwanz. Weit öffnete er seine Kiefer. Kristallklar glitzernde, dolchartige Fangzähne kamen zum Vorschein, seine lange spitze, rote Zunge züngelte währenddessen blitzartig hervor. Noch einmal blickte er majestätisch über sein Reich. Seine gelben geschlitzten Pupillen verengten sich, als sein Blick auf das Dorf fiel, das am Fuße des Abhanges lag, auf dessen Hochplateau sich seine Höhle befand. Ein beunruhigendes Knurren rollte aus seiner Kehle und hallte bis ins Tal hinab.

Ruckartig warf er seinen Kopf zur Seite und sein schwerer Körper folgte dieser Bewegung. Schaurig klang es, als sein schuppenbewehrter Schwanz über den Felsen schabte. Hin und her schleifte er, die harten Panzerschuppen waren unverwüstlich. Krachend zermalmte sein Hinterlauf einen menschlichen Knochen, der am Eingang seiner Höhle lag. Zu Staub zerfiel dieser letzte Überrest unter dem Gewicht dieses Ungetüms. Tief drang er in das rot schimmernde Dunkel seiner Höhle ein, dorthin, wo nie jemals ein Jäger vorstoßen würde. In der steinernen Kathedrale sank er langsam zu Boden, zog seinen Schwanz an seinen Körper, legte den Kopf zwischen seine vorderen Greife. Langsam schlossen sich seine Lider und bald verriet ein gleichmäßiges Atmen, dass er schlief.


Frywar schlich keuchend den steil ansteigenden Abhang hinauf. Schutz suchend verbarg er sich hinter jedem Baum, der sich ihm darbot. Seine Füße steckten in Lederschuhen, doppelt gewickelt, mit Hanfbändern fest um seine Knöchel gebunden. Schutz gegen Kälte, Hitze und spitzen Steine, die auf seinem Weg zu erwarten waren. Der lange Bogen, mit der hart gespannten Sehne, hing schnell greifbar um seine rechte Schulter, links baumelte eine breite Tasche um seine Hüfte, in der sein Proviant versteckt war. Ein kurzes Verschnaufen, Frywar stemmte seine Hände in die Seiten und atmete tief ein. Sein ausgestoßener Atem kondensierte bereits, es wurde merklich kühler. In diesem Wald, der von den Einheimischen nur „Schwarze Seele“ genannt wurde, gab es keine Wärme. Hier war es immer kalt. Sein Blick fiel auf die Höhe des Plateaus, welches sein Ziel sein sollte. Niemand konnte ihm sagen, was ihn erwarten würde, nie war jemals ein Krieger von dort zurückgekehrt, der diese Aufgabe vor ihm angenommen hatte. Ein wenig bang wurde es ihm, als er sich ausmalte, wie er dem Drachen gegenüber stehen würde. Geistig hatte er diesen Kampf bereits dutzende Male ausgefochten, doch wie würde es sein, wenn er diesem Untier leibhaftig gegenüber stehen würde? Fest entschlossen stapfte er weiter. Der kühle Boden des Waldes war feucht und dieser Geruch begleitete ihn, als er immer tiefer in das Schwarz eintauchte. Keine Geräusche von außen drangen ein, und auch die Seele des Waldes schwieg. Kein Leben schien hier zu existieren.

Kurz bevor der letzte Sonnenstrahl den Horizont verließ, erreichte er schweißgebadet den Rand des Plateaus. Er musste rasten, seine Kräfte sammeln für den bevorstehenden Kampf. Der Wind blies eisig und ungehindert um diese groben Felsen, zerzauste sein Haar, schnitt ihm in die Haut seines noch erhitzten Gesichtes. Frywar begann zu zittern. Ob es nun vor Kälte oder Angst war, konnte er nicht mehr unterscheiden. Fest schlossen sich seine Finger um das weiche Holz seines Bogens, mit dem er perfekt umgehen konnte. Er müsse nur eine gewisse Stelle am Leib des Drachen treffen, dann wäre dieser besiegt. Er hätte nur diese eine Schwachstelle, diese saß direkt in Höhe des Herzens des Drachen. Die Schuppen, die diese Stelle bedeckten würden rot schimmern, teilten ihm die Alten des Dorfes mit. Nur wenig konnten sie ihm berichten, denn der Drache zeige sich im Lauf der Jahrhunderte nur selten und daher gab es nicht vieles an Erfahrungen. Besonders die Kämpfe gingen stets zu Ungunsten der Dorfbewohner aus. Keiner der Kämpfer kehrte je zurück. Also beruhten die Beschreibungen auf Erzählungen der Ältesten, die es von den Ältesten davor erfuhren.

Also stand Frywar ohne tatsächliches Wissen da. Doch war er gewillt diesem Dorf zu helfen. Als er damals schwer verletzt von den Menschen dort aufgenommen und gepflegt worden war, fühlte er sich für deren Wohlergehen verantwortlich.
Nun stand er hier, bereit sein Versprechen zu halten. Nah an die raue Steinwand gepresst, schob er sich vorwärts. Nicht viel Platz fanden seine Füße auf diesem schmalen Grat, der direkt zum Eingang der Höhle führte. Frywar hatte die Landung des Untiers beobachtet, sah ihn in dieser Öffnung verschwinden. Dort hinein würde er sich nun begeben.
Einen Schrei musste er krampfhaft unterdrücken, als sich unter seinen Füßen der Boden bewegte. Als er hinunter sah, erkannte er unzählige Knochen, die den Felsen übersäten. Es krachte und knirschte bei jedem seiner Schritte. Noch mehr Aufmerksamkeit schenkte er dem vor ihm liegenden Weg, bis er den Eingang erreicht hatte. Feuchte Luft drang aus dem Inneren der Höhle. Frywar wagte einen Blick um die Kante des Felsen in die Tiefen der steinernen Höhle. Die Wände schimmerten rötlich, schienen sich zu bewegen. Dieser Anblick faszinierte Frywar so sehr, dass er gedankenlos die Höhle betrat. Er musste diese Wände betrachten. Eis – es war pures, glasklares Eis, stellte er fest, als seine Hand diese Wand berührte. Er kniff seine Augen ein wenig zusammen und ging näher an diese Wand heran. Rötliche Fluten rannen hinter dem Eis zäh in ein unendliches Nichts im Boden. Magma kroch stetig in einem riesigen Vorhang an den Felswänden hinab.
Noch während er dieses Schauspiel bewunderte, vernahm er ein Kratzen aus dem Dunkel. Dies brachte ihn zurück zu seinem Daseinszweck. Frywar zog sich lautlos seinen Bogen von der Schulter, der Köcher war prall mit langen Pfeilen, deren Spitzen in ein geheimnisvolles Gift getaucht worden waren. Daher musste er darauf achten, diese nicht zu berühren. Leise glitt der erste Pfeil zwischen seinen Fingern aus dem Köcher, klemmte ihn sich zwischen Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand, die auch den Bogen hielt. Leicht gebeugt huschte er nun in Richtung dieses Geräusches, welches sich nicht wiederholt hatte. Das schaurige Rot der Magmawände begleitet ihn und er mochte sich gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn dieses Eis schmelzen würde. Er fluchte innerlich auf sich, weil er seine Gedanken nicht auf den bevorstehenden Kampf richten konnte. Kein gutes Omen. In seinem Bauch begann es unangenehm zu vibrieren. Er wusste, dass dies das Knurren des Drachens war. Es war so tief, dass menschliche Ohren es nicht hören konnte, doch die Fasern des Körpers nahmen diese Schwingungen wie gespannte Saiten auf. Angst – nackte Angst erzeugten diese Schwingungen, gegen die Frywar nun angehen musste. Kalter Schweiß floß aus seiner Haut, sein Atem drang stoßweise aus seinen Lungen hervor, er begann zu zittern.
Da – jetzt konnte er ihn hören. Langsam, ein Schritt vor den anderen setzte der Drache seinen massigen Körper in Bewegung. Frywar hörte voller Entsetzen das Geräusch der Panzerschuppen über den Boden schleifen. Wie gelähmt stand er da, unfähig sich zu rühren. Frywar spürte das Gewicht des Bogens in seiner Hand. Das Blut wich aus seinem Kopf, er sah nur noch verschwommen und seine Ohren rauschten wie ein Wasserfall. Klackend fiel der Pfeil zu Boden. Seine Finger hatten nicht mehr genug Kraft, dieses Holz zu halten. Frywar’s Blick war gefesselt auf die Stelle, an der das Untier gleich zu sehen sein würde. Entsetzlich gellte ein Schrei durch die Höhle und verhallte, bis Frywar bewusst wurde, dass dieser aus einem eigenen Mund entwichen war.
Zwei glühend gelbe Augen schwebten im Dunkel, fast unter der steinernen Höhlendecke. Kurz darauf folgte der Kopf des Drachen. Ein Fauchen schickte das Leben zurück in Frywar’s Körper. Doch es war zu spät zum Fliehen. Der Drache stand bereits groß vor ihm. Mit nur noch einem Schritt würde er direkt über Frywar stehen. Heiß wurde es ihm, sein Herz schlug wie wild an das Innere seiner Rippen. Frywar wurde schlagartig klar, dass auch seine Gebeine die Höhle des Drachen zieren würden.
Ganz langsam beugte sich das siegessichere Tier zu Frywar hinab. Sein riesiger Schädel war nun auf Augenhöhe mit denen des Kriegers. Frywar starrte in die geschlitzte Pupille, der feuchte Atem stank unerträglich, drang Frywar durch die Nase tief in sein Gehirn, vernebelte dort den letzten klaren Gedanken. Kurz bevor die Ohnmacht ihn ergriff, sah er die riesigen Kiefer des Drachen sich öffnen, der Schlund schob sich heiß und feucht über seinen Oberkörper umschlossen Frywar’s steifen Körper, dann drangen wie tausende Dolche die spitzen Fänge in seinen Unterleib und seinen Rücken ein…


Lhirew wusste es sofort. Dieses donnernde Brüllen, das bis in sein Dorf rollte, war die Bestätigung für Frywar’s Tod. Lhirew blickte hinauf zum Plateau. Ein hellrotes Glühen begann von dort oben sich auszubreiten. Das Brüllen des Drachen schwoll in seiner Intensität an, wurde lauter und lauter. Der Berg begann zu beben und Lhirew spürte das bevorstehende Ende. Es würde ihm keine Zeit mehr bleiben, den Menschen seines Dorfes zur Flucht zu verhelfen. Laut krachend löste sich wie in Zeitlupe die schräge Spitze des Berges und begann bergab zu rollen. Auf ihrem Weg talwärts, riss sie Tonnen an Gestein mit sich, begrub den Höhleneingang unter sich und setzte seinen Weg ungehindert hinab in Richtung des Dorfes. Nur noch wenige Augenblicke würde das Leben des kleinen Dorfes in Yanda andauern und das Wissen um die Gefahr des Drachens für immer verloren sein.



Seine Kiefer schlossen sich langsam, das Brüllen aus seiner Kehle erstarb doch hallte das Echo noch lange in den Wänden der nun verschütteten Höhle wider. Glutrot leuchteten die Wände, das Magma pulsierte wie das Blut durch seinen uralten Körper, floss nun in die entgegengesetzte Richtung, nach oben, zur Spitze des Berges. Doch wusste er, es ist noch nicht an der Zeit. Jetzt würde er wieder viele Jahrhunderte erst schlafen müssen, bis ihn der nächste Vulkanausbruch erwecken würde. Seit Urzeiten folgte er diesem Schicksal und würde dies für alle Zeiten erfüllen. Dies war seine Aufgabe. In ihm lebte die Geduld der Ewigkeiten.
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Lys © Sept. 2009
Harter Stoff!
und konsequent ohne Happy End.
Dicht und eindringlich!

Nach dem Lesen hinterlässt es bei mir erst einmal Leere und Ratlosigkeit.
Ich konnte deshalb auch nicht sofort etwas dazu schreiben.

Doch ich finde es im Reigen der Drachengeschichten als passenden Kontrapunkt.
Denn was nutzt es, dieser Realität, der grausamen Wiederholung auszuweichen?

Bravo!
zumglücknichaufmvulkansitz *experimentier* laf
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Eine etwas
andere aber sehr gute Drachengeschichte.

Mir gefällt es, dass du den Drachen weder gut noch böse beschreibst. Er erfüllt einfach seinen Zweck.


*top* Herta
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Übrigens ...
... bitte nicht vergessen:

Der Herbst mit seinen Stürmen ist die Zeit der Drachen!

Wollen wir welche steigen lassen?

*g*

(Der Antaghar)
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Wenn ...
ich heute nicht so müde wäre, würde ich gerne
Drachen steigen lassen ...


Mag nicht jemand für mich einen Drachen steigen lassen?
Einen bunt schillernden, der weder gut noch böse ist, sondern einfach ist.

*sonne* Herta
****ra Frau
2.916 Beiträge
Themenersteller 
danke Euch beiden, und ich lass für Euch einen ganz besonderen Drachen steigen... *g*
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