Erstens kommt es anders...
...zweitens als man denkt. Das folgende Textchen war als Beitrag zum Geschichtenspiel geplant, dann ist aber was ganz anderes draus geworden.Dr. Leid sagt, das wäre in Ordnung so, ich darf das, ich muss mich nicht schlecht fühlen deswegen.
Und sorry, aber ich muss nochmal auf die armen, wehrlosen Götter einprügeln
Neulich abends, kurz vor Sonnenuntergang auf dem Olymp. Nicht auf dem Berg in Griechenland, sondern auf dem metaphysischen Ort namens Olymp.
Ist aber nicht weit weg vom Berg.
Hoch oben thronte ein kristallener Tempel, der in der Abendsonne glitzerte.
Zwei Gestalten saßen auf einer hohen, einsamen Säule, die einfach so in der Nähe des Tempels in der Gegend stand. Der eine, asketisch und glatzköpfig, hatte die Knie angezogen, sein Kinn lag auf den Unterarmen, welche er auf die Knie gelegt hatte.
Der andere, ein schmaler Kerl mit einer quecksilbrigen, lebensfrohen Ausstrahlung legte ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter.
»Glaub mir, Buddha,« sagt er eindringlich, »die sind einfach so.«
»Meinst du?«
»Ja, du musst denen nur mal richtig zeigen wo der Hammer hängt, dann nehmen die dich auch ernst.«
»Zeigen, wo der Hammer hängt?«
»Na, zeigen wo der Bartel den Most holt, was 'ne Harke ist, wo der Frosch die Locken hat! Du weißt schon… Du musst dir halt irgendwie Respekt verschaffen«
»Ich bin Buddha, verdammt, die Verkörperung der Friedfertigkeit! Sonst wär' ich doch mit all den anderen in einem von Jehovas oder Jawehs Streichelzoos für körperlose Seelen und nicht hier oben in der Chefetage.«
»Aber anders werden sie dich nicht ernst nehmen. Und schau mal, andere haben auch so angefangen, der Typ aus Nazareth zum Beispiel. Mann, was hat der früher vom Frieden erzählt! Aber als sie sich dann in seinem Namen die Köpfe eingeschlagen haben, ist er da etwa dazwischengegangen? Oder sein Papa? Die Friedensnummer zieht echt nicht mehr. Du solltest mal hören wie die sich ihre Märtyrer um die Ohren hauen.«
»Ich kanns halt nicht.« brummelte Buddha in seine Ellenbogen.
»Du bist echt ein schwerer Fall. Aber ich muss zugeben, mir fällt jetzt auf Anhieb tatsächlich kein Massaker, kein Gemetzel ein, das in deinem Namen begangen wurde.«
»Siehst du?«
Sie schwiegen eine Weile und sahen zu wie die Sonne den Himmel in die verschiedensten Farben tauchte. Buddha betrachtete verträumt das Farbenspiel.
»Schau dir das an. Da geht einem doch das Herz auf, diese Farben, diese Reinheit…«, schwelgte er.
»Jaajaa … Hast du ein Mädchen?«
»Nein…«
»Aber da gibt es eine auf die du scharf bist…«
»Ich bin nicht scharf auf … Ja…«
»Wusste ichs doch – ein Mann trainiert sich nicht sein halbes Körpergewicht runter, wenns nicht um 'ne Schnecke geht. Hast du sie flachgelegt?«
»Flachgelegt? Es ist Shakti! Die legt man nicht einfach flach! Sie ist das Prinzip der Weiblichkeit an sich, verstehst du?«
»Klar versteh' ich. Geiler Arsch, schöne Titten, alle paar Wochen schlechte Laune und 'n Schuhtick. Oder Handtaschen. Oder beides.«
Buddha wusste nicht, was er darauf sagen sollte.
»Aber ich glaub' ich weiß jetzt wo dein Problem liegt«, fuhr sein Freund fort, »Pass' auf, du überlegst dir jetzt was, was diese blasierte Bande da drin« er deutete mit dem Kinn in Richtung des kristallenen Tempels, »aus ihrem seichten Geplapper reißt und richtig beeindruckt – aber so richtig! Etwas, das ihnen den Schampus aus der Nase treibt. Dann gehst du nach Hause und krallst dir deine Shakti. Glaub mir, wenn du ihr erzählst, dass du der versammelten göttlichen Belegschaft in den Arsch getreten hast, gehört sie dir.«
»Hmmm…«
»Vertrau mir, man nennt mich auch den Frauenversteher.«
Buddha kam ins Grübeln. So seltsam sich das anhörte, es lag eine gewisse Logik in diesem Vorschlag.
Eine Stimme durchbrach das Schweigen: »Heda, ungläubiger Hund!«
Buddha hatte nicht einmal etwas gehört, so sehr war er in Gedanken, doch sein Freund wandte sich um.
»Isses denn möglich!?« er sprang auf, lief dem Neuankömmling entgegen und sie fielen sich in die Arme.
»Schaitan, mein Ollum! Wie gehts dir?«
»Luzifer, altes Lügenmaul! Schön, dich zu sehen!« rief er strahlend. »Es heißt übrigens Oglum und da ist das ›mein‹ schon mit drin.« Er grinste. »Wie solls mir gehen, Moruk? Gut natürlich. Bei dir alles fit?«
»Sicher, du kennst mich doch. Muss eine Ewigkeit her sein, dass wir uns gesehen haben. Was treibt dich hierher?«
»Unten ist gerade Wahlkampf, ich hol mir da immer ganz gerne ein paar Anregungen. Ich wollte dich fragen, ob du mitkommst.«
»Klar komm ich mit! Und dann haun wir mal wieder so richtig auf die Kacke!«
»Jaa! Oh Mann, was hab ich mich damals bepisst ›Die Renten sind sicher‹ – Waahahaha!«
»Oder ›Atomkraft ist grüne Energie‹!«
Sie bogen sich vor Lachen, schlugen sich auf die Schenkel.
»Blühende Landschaften!«
»Hör auf! Ich kann nicht mehr!«
»Woah, ich hab jetzt schon Pipi in den Augen vor Lachen« er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Wer ist eigentlich der Typ in dem orangen Laken?«
»Das ist Buddha. Netter Kerl. Frauenprobleme. Ich hab ihm ein paar Tips gegeben. Lass mich kurz von ihm verabschieden, dann können wir los.«
»Tamam, Alder.«
»Buddha,« rief er »kommst du klar? Ich würd gern mit Schaitan losziehen, es sei denn du brauchst mich noch…«
»Neinein, schon in Ordnung« antwortete er abwesend. In seinem Kopf arbeitete es…
»Okay, Ciao! Bis später! Und du musst mir unbedingt erzählen wie Shakti im Bett ist!«
Luzifer und sein türkischer Kumpel waren schon eine Weile weg, da hatte Buddha einen Entschluss gefasst.
Kurz darauf stand er vor der immensen Tür, hinter der sich die Götter versammelt hatten.
Es war so weit.
Er trat die Tür ein.
Das heißt, er versuchte es. Die Jahrhunderte praktizierter Friedfertigkeit forderten ihren Tribut. Sein Knöchel schmerzte, schließlich wurde beim vierten Tritt die Tür von innen geöffnet.
Er humpelte ein paar Schritte in den Saal, entsicherte. Dann hielt er das Maschinengewehr in die Menge und drückte den Abzug.
»ROOOCK 'N' ROOOLL!« krähte er.