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Geschichte der O
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Geschichten-Spiel Part 11

nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
machst du jetzt Sagitta Konkurrenz? *lol*

Ich muss noch arbeiten ... nix mit Brezn im Biergarten, oba bei uns hoast des Brezerl und Schanigoarten *ggg*
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Super, Cleobine!
kürzer gehts nicht, flüssiger und stimmiger eingebaut habe ich es auch nur in wenigen Geschichten gelesen.

*top2*

Biergarten ist hier nicht, es regnet. Egal, muss eh arbeiten.

C
Danke für´s Lob - manchmal sind die Vorlagen aber auch soo steil, dass es ein "Tor" werden muss *g*, lieber Christian.

bei uns wird´s auch grad schwarz am Maß+Brezn-Himmel...
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Vincent II
Lisa funktionierte in den darauf folgenden Wochen wie ferngesteuert. In erster Linie brauchte sie einen neuen Job, sie musste nun ja wieder für ihren Lebensunterhalt sorgen. Vorbei waren die schönen unbedarften Reisen durch die Welt. Ihr voriger Chef, durch den sie Vincent begegnet war, hätte sie mit Handkuss zurückgenommen. Er machte ihr auch einige Angebote, die sie dankend ablehnte. Es wäre eine Zumutung für sie, wieder für ihn zu arbeiten. Sie konnte nicht wieder andauernd auf diese dekadenten Veranstaltungen gehen. Es würde sie zu sehr an ihn erinnern. Sie würde ihn suchen, so wie sie ihn auch noch immer in ihren nächtlichen Träumen suchte. Nacht für Nacht besuchte er sie in der Anderswelt der Schlafenden. Es waren betörende Träume, erfüllt von Nähe, Tiefe und Leidenschaft. Und am Ende eines jeden Traumes tauchte immer wieder das selbe Zeichen auf. Ein verschnörkelt geschwungenes "V", umrahmt von einer runden, zierlichen Arabeske. Es sah aus wie ein Familienwappen und wenn sie schweißgebadet aufwachte, überlegte sie immer mehr, doch mal danach zu forschen. Jedoch tief in ihrem Innersten fühlte sie auch ehrfürchtige Angst davor.
Sie hatte nun wieder eine Anstellung gefunden. Wieder eine Assistentinnen-Stelle bei einem angesehenen Unternehmen. Der Job war ok, sie funktionierte hervorragend. Im Alltag konnte sie vergessen.

Eines Abends kam sie nach Hause, machte es sich auf der Couch mit einem Glas Wein bequem und hörte ihren Anrufbeantworter ab. Eine Freundin, die mal wieder mit ihr etwas unternehmen wollte und ein Verehrer, den sie immer und immer wieder enttäuschte. Sie war noch längst nicht frei für neue Abenteuer. Beim dritten gespeicherten Anruf schreckte sie plötzlich auf. Eine blechern klingende Stimme sprach: "Hallo, hier ist Nikolai Brezel. Wir kennen uns aus Russland. Sie waren vor ein paar Wochen bei mir. Ingwer... sie erinnern sich? Ich muss dringend mit ihnen reden, bitte rufen sie mich schnellstens zurück."
"Brezel. Wie kann einer aus Russland nur Brezel heißen", murmelte sie kurz und trank erstmal einen großen Schluck ihres Weines. Sie zitterte am ganzen Körper. Warum wollte dieser Gnom, dass sie ihn anruft? Was würde da auf sie zukommen?
Eine halbe Stunde verging, in der sie in ihrem Wohnzimmer auf und ab lief und nachdachte, was sie tun sollte. Sie dachte, sie könnte dies alles mit der Zeit hinter sich lassen. Irgendwann alles vergessen. Sie beschloss dann aber doch, ihn anzurufen. Es musste wichtig sein, also Augen zu und durch.
"Hallo, hier ist Lisa. Ich sollte sie zurückrufen...", sprach sie zaghaft ins Telefon, nachdem Nikolai Brezel sich gemeldet hatte.
"Gottseidank rufen sie an! Es ist äußerst wichtig für sie und ihr Leben. Ich habe weiter nachgeforscht und etwas entdeckt, das ihnen nicht gefallen wird."
Lisa schluckte und goss sich sofort ein erneutes Glas Wein ein.
"Diese Ingwerwurzel... ja, wie soll ich sagen... sie wirkt schon. Allerdings gibt es da eine Einschränkung. Wenn das Geschöpf der Nacht im Moment der Pfählung von tiefer Liebe erfüllt ist, dann wirkt sie nicht endgültig vernichtend. Er existiert dann noch in einer anderen Dimension, einer anderen Welt, bis er eine Möglichkeit findet, sich wieder zu verkörpern. In diesem Fall bin ich aber noch nicht am Ende mit meinen Nachforschungen."
Lisa war inzwischen kreidebleich. Noch ein Glas Wein war nötig. Sie stand auf, verschloss den Sicherheitsriegel ihrer Wohnungstüre bis zum Anschlag, schloss alle Fenster. Bis sie merkte, wie lächerlich dies doch war.
"Nun", fuhr der Gnom fort, "da ich ihren damaligen Schilderungen entnommen habe, dass er sie wohl zu einer der seinen verwandeln wollte, gehe ich von tiefer Liebe seinerseits aus. Was das heißt, können sie sich ja wohl denken."
"Mein Gott!", rief Lisa schrill ins Telefon, "wollen sie damit sagen, er lebt noch? Oder was auch immer das ist, wie er existiert. Heißt das, er kann mich noch immer jederzeit zu sich holen?"
"Da kann ich momentan nur Vermutungen anstellen. Fakt ist, dass sie sehr vorsichtig sein sollten. Sie sind für die Geschöpfe der Nacht nun vogelfrei. Sie haben einen der ihren angegriffen und es abgelehnt, die seine zu werden. Das ist sehr gefährlich..."
Lisa brachte kein Wort hervor, ein Kloß steckte in ihrem Hals.
"Es sei denn..."
"Was?!!"
"Naja, es gibt da etwas... wenn er sie noch rechtzeitig vor seiner Vernichtung gekennzeichnet hat, dann berührt sie kein anderes dieser üblen Geschöpfe."
"Wie gekennzeichnet? Ein Brandzeichen auf der Stirn oder was meinen sie?", erwiderte Lisa nun schon von Panik ergriffen.
"Nein, natürlich nicht. Es muss ein kleines Zeichen seitlich am Hals sein, kaum sichtbar. Wie ein Wasserzeichen in der Haut."
"So etwas ist mir noch nicht aufgefallen, aber ich werde gleich danach suchen. Danke."
"Nun, andererseits bedeutet dieses Zeichen dann aber auch, dass sie noch sehr tief mit ihm verbunden sind und er sehr wahrscheinlich zurückkehren wird. Ich möchte ihnen keine unnötige Angst machen, aber möglich wäre es."
Lisa verließ jegliche Kraft. Zusammengesackt saß sie auf ihrer Couch, ihre Hände zitterten so sehr, dass sie kaum ihr Weinglas halten konnte. Gleichzeitig entflammte eine tiefe Sehnsucht in ihr. Vincent...
"Was kann ich tun? Kann ich mich irgendwie schützen?"
"Das weiß ich leider noch nicht. Momentan ist er noch nicht wieder verkörpert, das wüsste ich. Also sind sie von daher noch in Sicherheit. Aber suchen sie nach diesem Zeichen an ihrem Hals. Ich habe hier noch ein paar Möglichkeiten, ein paar dunkle Kontakte, von denen ich noch mehr erfahren werde. Ich melde mich wieder, sobald ich mehr weiß. Passen sie auf sich auf."
"Ja, ich danke ihnen. Bis bald."
Lisa legte auf und schleppte sich in ihr Badezimmer. Sie drehte ihren Hals vor dem Spiegel, nahm noch einen Handspiegel zur Hilfe, bis sie es tatsächlich sah. Da war es. Seitlich am Hals, normalerweise nicht sichtbar, wenn man nicht gezielt danach suchte. Ein kleines, verschnörkelt geschwungenes "V", umrahmt von einer runden, zierlichen Arabeske. Es war das Zeichen aus ihren Träumen. Dünn wie ein Wasserzeichen, es sah von Weitem betrachtet wie eine gewöhnliche Hautunreinheit aus.
Lisas Beine sackten zusammen und sie setzte sich auf den Toilettendeckel, in sich zweierlei Stürme an Gefühlen. Sicherheit vor den Geschöpfen der Nacht und Verbundenheit mit Vincent, der sehr wahrscheinlich irgendwann zurückkehren wird...


... to be continued...
@ Gabi
Astreine Story, schon der erste Teil *top*
Weiter Biiiitteeee *anbet*

*smile*
Joe
*******day Frau
14.250 Beiträge
au weia... arme Lisa *angsthab*
Die Zumutung, der sie sich ausgesetzt hatte, wurde ihr gerade erst bewusst. Moira befand sich irgendwo im australischen Outback und hatte jegliche Orientierung verloren. Wie ferngesteuert lief sie auf diese Bergkette zu, in Selbstgespräche vertieft, die ihr ein Gefühl von Zeit und Entfernung gaben. So fand sie sich bald völlig erschöpft im Schatten eines Felsvorsprungs sitzen, bemüht ihre Gedanken zu ordnen. Ihr war klar, dass sie sich auf Stammesgebiet befand, vogelfrei, ohne gesetzlichen Schutz. Doch das beunruhigte sie weniger als die Tatsache, dass es bald dunkel werden würde. Zudem war ihre Feldflasche fast leer, ihr Magen knurrte und die Blasen an ihren Füßen zwangen sie zu dieser Rast.
Moira schloss die Augen und lauschte ihrem eigenen Herzschlag, der blechern in den Schläfen pochte. Angelehnt an den kühlen Felsen lieferte sie sich dieser Situation völlig aus, wurde Teil der Weite, die sie umgab.
Sie vertraute den Seelen der Aborigines, die sie glaubte zu spüren. Lange hatte sie mit ihnen gelebt und ihre Kultur studiert. Es war Amaroo, der sie auf diese Wanderung geschickt hatte. Er sprach von einem großen Mysterium das, uralten Traditionen folgend, seinen Weg zu mir finden würde, denn ich wäre soweit, jetzt diese Erfahrung zu machen.
Noch immer hörte sie seine Worte, ein Murmeln mit betörender Wirkung. Sie blinzelte aus dem kühlen Schatten hinüber auf diese Felswand, die sich im Licht der untergehenden Sonne schon rot färbte und erblickte eine alte Zeichnung auf dem Stein. Sie hatte hunderte solcher Zeichnungen gesehen und übersetzt, erforscht und katalogisiert, aber diese war besonders. Sie glich einer Arabeske, einem Wasserzeichen, dass vor unendlich langer Zeit von Wind und Regen in den Stein gestanzt wurde.
Zwei ineinander verschlungene Arme, ähnlich einer Brezel, oder waren es Schlangen? Sie hatte so etwas schon mal gesehen und versuchte sich zu erinnern. Ja, es muss am Ayers Rock gewesen sein und es beschrieb den Kampf zweier Schlangen. Ein uraltes Symbol der Aborigines, dass überall entlang der Songlines zu finden ist, Songlines, an denen sich die Ureinwohner bei ihren Wanderungen quer durchs Land, orientierten. Amaroo hatte ihr davon erzählt, davon, dass sie die Richtung weisen und immer in der Nähe von Wasserlöchern zu finden sind. Er hatte ihr auch eine Melodie beigebracht:
Rulkarri mayku yawuku ngayakandi
Bangmarra yiwukyiwuk laykarrambu djawulpawulpa gewutha gewutha
Lorrpu ngathinana

Sie stand auf, lief los, das Lied auf den Lippen und einer unsichtbaren Landkarte folgend…..

By Nio**
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Danke! @**e
Aber ich weiß selbst noch nicht, wie es weitergeht *gg*
Mal die neuen Wörter abwarten...

@****ie
Ja... da hat die Lisa keine schönen Nächte vor sich... aber wer weiß, eigentlich steh ich ja auf Happy Ends *g*

@**O
Auch da könnte ich mir eine Fortsetzung gut vorstellen...

lg Gabi
*******day Frau
14.250 Beiträge
Engelchen...
... dann warten wir eben gemeinsam auf die neuen Wörter *g*
voila !
ich freue mich, dass ich Euch mal wieder mit 8 Wörtern zu neuen geschichtenmäßigen Höchstleistungen motivieren darf...

und hier sind die neuen 8:

  • RISIKO

  • WIDERWILLIG

  • LEIDENSCHAFT

  • ELEMENT

  • VERSUNKEN

  • PORTRAIT

  • KASKADE

  • FLAMMEN


viel Spaß und ich freue mich schon auf Eure Stories!

7
sodele
und hier sind sie auch am richtigen Platz.... *mrgreen*

lg, Claudia
Schnellschuss
Widerwillig gehe ich das Risiko ein, mit den Flammen der Leidenschaft dieses Portrait zu zeichnen, versunken in meinem Element, Kaskaden von Erinnerungen auslösend....
Besser nicht...

Nio**
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Chancenlos
Nun war es also soweit. Der Augenblick, von dem ich immer geträumt hatte. Der Augenblick der Wahrheit. Mann oder Maus. Krieger oder Feigling.
Und ich konnte mich nicht erwehren, dass meine Hände zitterten. Dass meine Knie weich wurden. Dass sich eine kalte, schauderhafte Hand wie eine Faust um mein klammes Herz legte und ich wahrhaftig darüber nachdachte, ob ich die Haustür zugeschlossen hatte.

Die Antwort war egal, jedoch brachte mich der Eigensinn meines Gehirns dazu, die Situation aus einem anderen Winkel zu sehen. Denken und das Führen meines Schwertes war mein Element. Risiko gehört immer dazu, besonders wenn Leidenschaft im Spiel ist.

Jedoch wich die Leidenschaft dem kalten Grausen, wenn die Realität den ungezählten Visionen Raum schafften, wenn die harte Wahrheit einem mit kalter blitzender Präzision entgegen tritt. So wie hier...

Dass man, greift man nach dem Schwert, damit umkommt, war mir immer klar. Ich wusste immer, dass es passieren würde, aber nicht wann. Und wie.... und die Reißzähne der Katze sahen aus wie blanke Schwerter. Vier Schwerter, die bereit waren, mir das Fleisch von den Knochen zu reißen. Und dagegen... war ich machtlos, denn ich war allein. Nicht nur die Hitze war mein Feind, auch der Erfahrungsvorsprung dieses Killers, ich hatte keine Chance.
Rasiermesserscharfe Krallen, lang und scharf. Geübt im Umgang mit frischem Fleisch. Gut, vielleicht nicht mit Menschenfleisch, aber wusste ich das?
Ich sah die Muskelpackungen des Killers, der seine Entwicklung vor Millionen von Jahren begann und heute ein nahezu unschlagbares Vermögen hatte, lebende Beute zu machen. Wie jämmerlich meine nicht gerade unterentwickelten Muskeln gegen diese perfekte Mordmaschine.
Die Katze war nicht weit. Geduckt, das Terrain ausnutzend, beobachtete sie mich mit angelegten Ohren und wachem Blick. Als wolle sie mich hypnotisieren. Entfernung messen, Kraft zum Sprung einteilen...
Die Zunge der Katze leckte wieder über die schwarzen Lefzen. Hatte er einen Eindruck, wie ich schmecken würde? Freute er sich auf mich? Ich wusste es nicht... keine Sekunde wichen die kalten und doch von wilden Flammen umwobenen Augen von mir. Keine Regung entging der Katze.

Wir beide waren versunken. In Leidenschaft, Respekt, Liebe und Tod. Widerwillig gab ich zu, dass ich diese Mordmaschine bewunderte. Keine Reue, keine Verantwortung, keine Gier und kein Zögern. Nur der blanke, reine Trieb.

Dann spürte ich es. Der Hinterleib der zum Sprung gespannten Jagdmaschine entspannte sich in einem gewaltigen Satz nach vorn in mein Richtung. Und obschon ich genau wusste, was passieren würde, erschreckte ich dennoch vor der Wucht und Nachhaltigkeit des Angriffes.....
In Riesensätzen schnellte dieses Gerät aus Muskeln, Zähnen und Krallen auf mich zu. Ein Porträt des Todes... eine Kaskade aus Sehnen, Fell und Hunger. Nur noch Zentimeter....
Dann traf sie mich. Die Wucht der Katze riss mich von den Beinen, ich spürte ihre Krallen, ich hörte ihren Atem..... war es vorbei?

Ja, es war vorbei. Ich war wieder zu langsam, das Leckerli zurück zu ziehen, bevor die Katze da war....
Wir spielen das öfter. Und jedes Mal, wenn ich den kleinen Scotch beobachte, denke ich, würden mir seine großen Brüder in freier Natur begegnen... chancenlos. Ehrlich.
*******day Frau
14.250 Beiträge
Scotch hält sich einen Menschen *haumichwech*
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
*haumichwech*
Klasse geschrieben, Tom!
Ich sah doch tatsächlich eine große Raubkatze vor meinem inneren Auge.

Jaja... die lieben Kätzchen... *g*
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Sylvie...
gerade eben legte Scotch eine Pfote auf meinen Oberschenkel als wolle er sagen: Nimms locker, merkt ja keiner. Ja Pustekuchen, alle wissen das!

Na also alle, die Katzen haben...

Engel... Scotch(i) ist zwar klein, aber im Grunde ein ganz Großer *g*
Und genetisch gesehen, sind seine (gentechnisch) nächsten Verwandten: Löwen. Und wenn man genau hinsieht.....joa, passt scho

Mitbewohnertom
*******day Frau
14.250 Beiträge
Mitbewohnertom

Eher ein Tom-Teur *rotfl*

Nimm's locker und geh den Dosenöffner suchen *fiesgrins*
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Oh
ich dachte immer, für Jatzen sind WIR die Dosenöffner..... +grübel+


Dosentom *lol*
Milonga Porträts
Milonga Porträts

Da saßen die Frauen. Man sah ihnen an, dass sie sich für den Abend schön gemacht hatten. Eine Kaskade an Farben und Rundungen, Stoff und Haut. Sie waren voll Sehnsucht.
Dort standen die Männer. An den Wänden, an das Treppengeländer gelehnt, nur wenige saßen bei den Frauen. Sie schauten sich um, denn sie hatten die Wahl.
Einige Paare tanzten schon. Die hatten es hinter sich, die Wahl war getroffen, das erste Eis war gebrochen. Nicht alle schienen glücklich, aber sie tanzten. Sie bewegten sich, waren in ihrem Element.
Die Frauen an den Tischen oder auf den Sofas hatten es schwer. Das Risiko, nicht aufgefordert zu werden, war ihnen immer noch lieber, als die Möglichkeit, einen Korb zu bekommen, wenn sie die Initiative ergreifen würden. Also tranken sie Wein oder Wasser und unterhielten sich. Warteten. Ihre Augen verfolgten ständig die Tanzenden. Wie das Züngeln kalter Flammen.
Einige Männer schienen mutlos geworden vor dieser Mauer an Erwartung. Welche sollten sie wählen, welche erlösen aus der Reihe der Sitzenden? Und welche sollten sie noch einsamer und enttäuschter auf ihrem Platz zurück lassen, in dem Augenblick, wo die Nachbarin zum Tanz geführt wurde? Fast widerwillig ließen ihre Blicke von einem Gesicht zum anderen schweifen – wie ein überforderter Museumsbesucher an der Fülle von Ausstellungsstücken vorüberzieht.
Da war es leichter zu den wenigen Mutigen und Selbstbewußten zu gehen, die alleine standen oder saßen. Da enttäuschte Mann keine Nachbarin.
Die Tanzfläche wurde voller. Auch die mit den rosa Strümpfen tanzte, die ständig aus ihren Schuhen zu rutschen drohte. Oder jene Füllige in Schwarz: der erste Tänzer hatte sie gerettet. Die anderen Männer konnten ihre grazilen Bewegungen sehen, wie leicht zu führen sie war, und so tanzte sie den Rest des Abends immer wieder.
Aber jene mit dem versunkenen Blick und dem Mund, der langes, vergebliches Warten verriet, sie hatte schon ihren Fächer in die Tasche zurückgesteckt. Auch heute würde es keinen Tanz für sie geben.

Den Ehemann dabei zu haben, war für Frau keineswegs die Rettung. Was half es, dass sie eine adrette Mitvierzigerin war, wenn ihr Mann missmutig ihre Aufforderungen ablehnte, aber jeden anderen Tänzer durch seinen massigen Körper und seine miese Laune von ihr fernhielt? Sie sprach eingehend mit ihrer Freundin und versuchte, nicht auf die Tanzfläche zu schauen.

Manche Tänzer gingen leichtfüßig durch diese Reihen der sich ihnen Zuneigenden oder schüchtern Abgewandten, genossen ihre Rolle als Wählende und Führende, und machten manche glücklich mit einem Tanz.
Schon bald verließen einige Frauen den Raum, ohne ein Mal getanzt zu haben. Sie gingen mit Jenen zum Ausgang, die erhitzt ein wenig frische Luft suchten. Doch wie viel schwerer war ihr Schritt, ermüdet vom Sitzen und Warten, und wie leicht der Gang derer, die nur eine Tanzpause einlegten.
Auch manche Männer waren voll Ungeduld. Sie hatten die noch nicht entdeckt, die ihnen den Abend zu einem besonderen machen würde. Oder hatten sie schon gesehen, waren aber noch nicht zu einem Tanz mit ihr gekommen.
Der Raum schwang in Erwartung auf geteilte Leidenschaft.
Die Paare fanden sich, blieben beieinander, oder wechselten Partner. Tiefe Blicke wurden getauscht und glückliches Lächeln lag auf manchen Gesichtern.

Müde vom Tanzen zogen sich einige zu Gesprächen auf die Sofas zurück, die Schuhe schon gelockert und zufrieden ein letztes Glas in der Hand.
Mit denen, die bis zur letzten Note tanzten, schufen sie die Atmosphäre, die am Ende jeder gelungenen Milonga herrschte: eine schönen Mischung aus wohliger Erschöpfung und gemeinsamer Erfüllung.

©tangocleo 2009
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wunderschön...
... die Stimmung so eingefangen, dass man mittendrin ist.
Melancholisch und ehrlich.
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Immer wieder bin ich baff und erstaunt, was Ihr alle aus diesen vorgegebenen Wörtern macht.

Ich kann hier gar nicht so viele Komplimente schreiben und Begeisterungsbeiträge verfassen, wie ich am liebsten würde.

Immer wieder: Eine unglaublich gutes Team, das hier aus acht Wörtern kleine Meisterwerke und Kostbarkeiten zaubert!

(Der Antaghar)
@ engel
danke... und ich bin gespannt, wie du deine Geschichte mit den neuen Worten weiter schreibst... *sabber*

@*****har
ich bin auch immer wieder auf´s Neue fasziniert, wie viel Potenzial sich hier versammelt... es macht unheimlich Laune sich hier mit zu messen und mit zu lesen...
(habe übrigens das Tangobuch in meinem Bücherschrank gefunden... es hebt sich wirklich in erfreulicher Weise von anderen ab)
**********Engel Frau
25.346 Beiträge
Gruppen-Mod 
@**eo
Jaja... die Worte passen ja eigentlich wie dafür gemacht. Mal schauen, was meine Phantasie daraus erschafft... *g*
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
@Ghostface, zu "Chancenlos"
*haumichwech*

Leider habe ich zu schnell runtergescrollt und Engels Kommentar gelesen.
Wo sind die Knebel, wenn man sie braucht…
bzw die Handfesseln…

Hat mir trotzdem gefallen *zwinker*

C
@ Cleo
wunderbare Szene.
Ich sehe die Tänzer vor mir, das Warten und Lauern.
Erzeugt ein Gefühl für die Milongas, wie es sie wohl nur in Argentinien gibt.
Danke für die kleine Reise.

Claudia
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