Ausgehungert

Schon seit vielen Tagen musste sie warten. Keine Ahnung, keine Andeutung von ihm, wann sie sich treffen würden. Jeden einzelnen Herzschlag spüren, der die Glut nach ihm schürte, das Verlangen weiter anfachte, ihren Körper beben ließ, Lust die nur noch durch ihn befriedigt werden konnte.
Diese Sehnsucht nach ihm, das Verlangen in seinen Berührungen wieder aufzugehen, sich fallen zulassen, alles beherrschte diese Gier.
Die blöden Zahlen auf der Arbeit, das ganze Papier, vom einen Stapel auf den anderen schieben. Es schien alles so sinnlos. Das was sonst Ablenkung versprach war wirkungslos. Nichts, aber auch gar nichts mehr, konnte ihr helfen.

Geschriebene Worte, Telefonate, alles bewirkte eigentlich nur das Gegenteil: statt ein wenig Ruhe zu geben um die Sehnsucht im Griff zu halten, verstärkte es mit jeder Sekunde die Gier nach dem anderen.

Endlich, viel zu kurz das Treffen, so sehr ersehnt, endlich stand er vor ihr und die Zeit verlor jeglichen Rahmen.

Groß ragte er über ihr auf, sie liebt diesen Anblick, das Gefühl, wenn er seine Arme ausbreitet, die unausgesprochene Aufforderung, sich in seine Umarmung zu begeben. Fast wie im Traum erscheint es ihr, daß er tatsächlich vor ihr stand, wagt es kaum, ihn zu berühren, sich zögernd zu öffnen, es wirklich zu spüren, wie er sich an ihrem Körper anfühlt. Ein vertrautes Gefühl, doch jedesmal mit unendlicher Tiefe neu ergründen.


Seine weiche Haut unter ihren Lippen zu kosten, die Wärme, die durch die zarte Berührung tief in sie dringt, der Duft seines Körpers, der ihr die Sinne vernebelt, bis zum ersten Griff in ihre Haare durch seine feste Hand. Fordernd und doch unendlich sanft, zieht er ihren Kopf an seine Schulter, ihr Gesicht versinkt in seiner Halsgrube. Taucht in ihm ein. Er dringt in ihren Geist vor, nimmt ihr alle Gedanken, die sie während der langen Entbehrungszeit belasteten. Ein sekundenkurzes Fallenlassen in ihrem Innersten und schon hat er es gespürt. Sofort drang er tiefer, nahm sich das, was sie ihm bereit war zu geben. Selbst wenn es ihr nicht bewusst war, spürte er ihr Verlangen danach, sich im weiter zu öffnen.

Augenblicklich reagierten ihre Körper aufeinander. Heiße, bebende Unterleibe, die sich gierig aneinander pressten, Küsse die den Atem beschleunigen, Hände die fester zupacken, näher aneinander ziehen, dampfende Lust die seine Stimme atemlos und rau werden lässt. Knurrend äussert er seine Leidenschaft, während sich seine scharfen Zähne in ihren Hals vergraben, ihr Gänsehaut über den Körper jagen, sie willig werden läßt, völlige Hingabe, zwei Tiere in höchster Erregung des Liebesspiels.

Wildes Greifen, hartes Packen, Zustossen in maßloser Gier, Schreie der Wolllust, anpeitschen der Triebe, abtauchen ins Erleben des Partners. Steigern der Intensität, bis es kaum mehr erträglich ist, jede einzelne Faser nach Erlösung schreit, mit explodierender Urgewalt sich das Verzehren nach ihm aus ihr löst. Seine Hände und Lippen, behutsam gleiten sie über ihren Rücken, berühren ihre noch immer brennende Haut. Geben ihr den Halt, sprechen eine Sprache ohne Worte.

Der Abschied.... abrupt und erneut für ungewisse Zeit. Noch fühlt sie seinen Körper heiß an ihrem, doch so, wie dieses Gefühl abflachen wird, wächst das neue bereits in ihr heran:

Ausgehungert - nach ihm