„Anstalt – auf den Hund gekommen“
Die Aufregungen der letzten Wochen sind endlich abgeklungen, die Nachwehen des hohen Besuches überstanden und, die uns wohlbekannte Verwahranstalt für Besser- und Hochgestellte atmet auf. Die arg gebeutelte Direktion, mit Herrn Direktor Lachvogel an der Spitze übt sich in Gelassenheit und sieht das extraordinäre Gehabe ihres absoluten Lieblings, Bodo Quentin von und zu Ratzeburg als schlüpfrigen Schnee von gestern an. Nicht ahnend das unser Freund und Original seinen Status, als selbsternannter Honorarkonsul von Hawaii, dazu benutzt hat seine nächste Untat in Szene zu setzen.
Bodo studiert seit Tagen aufmerksam die Klatsch und Tratsch Presse um sich über die gesellschaftlichen Umtriebe in europäischen Adelshäusern update zuhalten. Das eifrige Lesen dieser Artikel erweckt in Bodo den Wunsch nach einem ganz speziellen Haustier, nachdem er sich durch die Schlagzeilen zu den Themen Eifersucht und Waschbrettbauch gearbeitet hat. Mit Staunen liest Bodo Quentin über den neusten Hype, die dem modischen und solventen Adeligen von heute einen tierischen Begleiter in Gestalt einen königsblauen Pudel anrät. Begeistert setzt Bodo Quentin von und zu Ratzeburg seinen Plan in die Tat um, da er der Überzeugung anheimfällt, auch ihm stände so ein Gefährte gut zu Gesichte. Zudem weiß er dass Herr Direktor Lachvogel ein absoluter Hundeliebhaber ist und selbst Hunde aus seines Vaters Zucht hält. Ideale Voraussetzungen um mal wieder Bestimmungen zu umgehen und die Anstaltsleitung foppender Weise zu brüskieren.
Trotz allerstrengstem Haustierverbot und gemäß seiner ureigenen Erhabenheit spornt er seine Hilfskräfte Fidelius, Eick van den Poop und Melchior an, ihm bei Beschaffung und einschmuggeln des Hundes behilflich zu sein. Beides gestaltet sich als leichte Übung und alsbald ist das blaublütige Hundewesen unter Missachtung sämtlicher Hausregeln sicher und behütet in Bodos 67 qm2 Unterkunft eingeschleust. Einem flüchtigen Gespenst gleich lebt Earl Bobby an Bodo Quentins Seite. So hat unser Bodo nämlich seinen Hund benannt, weil er so vornehm und englisch ausschaut und sehr geziert und vornehm daher stolziert. Ein wahrhaft göttlicher Anblick wenn die beiden durch Flure und Gänge wandeln, den Anstaltspark in der mittäglichen Sonne durchschreiten, immer ein waches Auge auf den Verbleib der Obrigkeit. Auch heute ist der tägliche Spaziergang wieder ein Genuss für eingeweihte Helfer und geheime Förderer des Bodo Quentin von und zu Ratzeburg.
Bodos goldene Haartolle wiegt sich lustig im zarten Wind, die weiße Leinenhose kontrastiert wirkungsvoll zu smaragdgrünem Oberhemd, Lackschuhe in piratenschwarz und die wohlbekannte rosarote Federboa runden das bunte Erscheinungsbild Bodos ab. An, mit Glassteinen geschmückter, Leine trabt gemessenen Schrittes Earl Bobby und zeigt freudig sein blaublütiges, kurzgeschorenes Fell. Man kann es nur mondän nennen wie Bodo Quentin seinen neuesten Schalk souverän in sein scheinadeliges Leben einbaut, begleitet vom gutmütigem Anstaltsvolk und doch langsam aber sicher ins Radar rückend der, ob der langen Ruhe, misstrauisch werdenden Direktion. Und prompt wird Bodo Quentin zum persönlichen Gespräch zum Herrn Direktor gebeten. In schillerndem Staat betreten die beiden frisch gebackenen Freunde die nüchtern eingerichteten Amtsräume des Direktor Lachvogels. Die erboste Strafpredigt des Direktors scheitert allerdings in Sekundenschnelle an treu blickenden Hundeaugen und Bodos smarter Argumentation. Rein zufällig skandieren Sprechchöre der Bewohner unter dem Bürofenster des Direktors und fordern lautstark die offizielle Aufnahme des Earl Bobby als Anstaltshund, clever dirigiert vom treuen Eick van den Poop, dem Tüftler Fidelius und dem bärenstarken Melchior. Diesem geballten Statement und seiner Wirkung kann sich, der im Grunde gutmütige, Direktor nicht entziehen und räumt Bodo Quentin von und zu Ratzeburg eine offizielle Sondergenehmigung ein. Begleitet von frenetischem Jubel und Beifall genießen Bodo und Earl Bobby ihren neuen Status!
Kamasutra 07.01.2019