Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
PARTY SZENE HAMBURG
4630 Mitglieder
zur Gruppe
EyS Hamburg
665 Mitglieder
zum Thema
bar busig :)20
Ich hab mal mit einigen befreundeten Modellen und Knipsern einen…
zum Thema
Szene!? - Schwulen/Lesben/Bi-Bar Raum Oberpfalz gesucht
Das Mädel schreibt/fragt gibt es im Raum Regensburg/ Nürnberg...
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Szenen - Bar

Szenen - Bar
Nachdem ich jetzt schon einige Zeit mit Begeisterung eure Kurzgeschichten gelesen habe, würde ich gerne auch eine meiner eigenen hier einstellen.
Kritik und Anregungen sind natürlich willkommen, Hinweise auf eventuelle Fehler auch.. man lernt schließlich aus ihnen!

Ansonsten wünsche ich viel Spaß beim Lesen!



Szenen - Bar

Sie sah in an, und für einen kurzen Moment schien es, als wäre sie ihm ganz nah; fast so, als müßte er sich nur etwas vorbeugen, damit ihr Haar seine Wange streift.
Dann wendete sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Glas zu, und die Szenerie glitt langsam zurück in die richtige Perspektive.

Die Frau saß ihm schräg gegenüber, an der kurzen Seite einer L-förmigen Bar. Ihre Haare waren dunkel, lang und leicht gelockt – und sie fielen ihr spielerisch ins Gesicht, als sie ihren Kopf neigte um ihren Drink zu betrachten.
Sie hielt das Glas mit beiden Händen umfaßt, beinahe so, als ob es ein Ankerstein wäre – das Einzige, was eine so schöne und flüchtige Gestalt wie sie an einen Ort wie diesen binden konnte.
Sie wirkte seltsam deplatziert. Ihr gut geschnittenes Kostüm paßte in die gehobene Atmosphäre der Hotelbar, ihre schlichte Handtasche aus teurem Leder deckte sich farblich fast mit dem Mahagoniholz, auf dem sie lag – aber die Frau, zu der beides gehörte, wollte sich einfach nicht in die Umgebung einfügen.
Je mehr er darüber nachdachte, desto weniger wollte ihm ein Ort einfallen, an den sie gepaßt hätte.

Er ertappte sich dabei wie er sie anstarrte. Die Augen von ihr zu nehmen kostete Überwindung. Den Blick senken, auf das eigene Glas schauen. Orangensaft. Er paßte genauso wenig hierher wie sie, wenn auch aus anderen Gründen. Er war hier, weil dieser Ort so gut oder schlecht war wie jeder andere.
Seine Augen wanderten zurück zu ihr. Vielleicht waren sie doch nicht so verschieden.

Als ihre Blicke sich kreuzten, erschrak er. Er hatte nicht einmal bemerkt, daß ihre Aufmerksamkeit nicht länger ihrem Drink galt. Zu anmutig, zu fließend ihre Bewegungen – sie hatte ihren Kopf gehoben, sie sah ihn an, sie lächelte – und er hatte es nicht bemerkt.

Er wollte wegsehen, so tun als ob er sie nicht beobachtet hätte, aber es war zu spät.
Ihr Lächeln nahm ihn gefangen. Es war nichts Fröhliches darin, keine Einladung, keine Aufmunterung.
Es war ein Lächeln voller Traurigkeit, voller Vertrautheit. Vertrautheit nicht mit ihm, sondern mit der Situation. Er war sich plötzlich schrecklich bewußt, daß auf irgendeinem Barhocker, irgendwo, jeden Abend ein Mann saß und sie ansah, genau wie er in diesem Moment.
Noch während ihm dieser Gedanke die Luft abschnürte, auf seiner Brust lag wie ein Stein, hatte sie ihr Glas ausgetrunken, ihre Handtasche genommen und war aufgestanden.
Wenn er noch vor einem Augenblick die Augen nicht von ihr lassen konnte, so konnte er ihren Anblick jetzt nicht mehr ertragen.
Sie war keinen Deut weniger schön, kein bisschen weniger reizvoll als noch Momente zuvor. Er verschloß seine Augen nicht vor ihr, sondern vor dem, was sie in ihm gesehen hatte.

Als sie auf die Tür zuging, an ihm vorbei, schaute er geradeaus. Er starrte auf eine Wand mit geschmackvoller Holzvertäfelung, an der Regale für Flaschen mit Spirituosen aller Couleur angebracht waren.
Aber er sah sie. Die zarten, geschwungenen Linien ihres Gesichtes, die perfekten Lippen, die ganz ohne Make-up auskamen, die großen Augen, in denen sich seine Sehnsucht, sein Verlangen und seine Hilflosigkeit spiegelten.
Er glaubte eine leichte Berührung am Rücken zu spüren als sie an ihm vorbeiging, atmete tief ein, um ihren Duft noch für einige Sekunden festzuhalten.

Dann war sie fort.

Ihr Bild vor seinem inneren Auge begann bereits zu verblassen, zu verschwimmen, und er wußte, bald würde es ganz verschwunden sein – zumindest für den Moment.
Er nickte dem Barmann zu und bestellte Whiskey. Sonst trank er nie, aber heute Nacht wollte er nicht träumen.


© Cu Roi, 2008
Schöne Atmosphäre
Die Geschichte erinnert mich an etwas, an jemanden...

Aber egal, sie ist schön und reizt mich gerade zu der Idee, das Ganze aus ihrer Perspektive zu schreiben... Ich liebe Stories aus unterschiedlichen Perspektiven.

Und der nächste Gedanke, der mir in den Kopf kommt: Schade.
*********sions Paar
2.764 Beiträge
Boar....gefällt mir ausgesprochen gut!
Habs jetzt dreimal gelesen und kann es fühlen. Wirklich klasse!


Die Geschichte erinnert mich an etwas, an jemanden...

Ihre Haare waren dunkel, lang und leicht gelockt – und sie fielen ihr spielerisch ins Gesicht, als sie ihren Kopf neigte.....
Ich schwör....ich war das nicht *lach*

Nee... ich weiß... aber so etwas ähnliches ist einem Bekannten von mir mal passiert und er ärgert sich noch heute, dass er sie nicht angesprochen hat.

Was den Spruch bestärkt: Wir bereuen nicht das, was wir tun, sondern das, was wir nicht tun.

Daher auch mein "schade".
*********sions Paar
2.764 Beiträge
Ich glaube, solche Situationen hatte wohl jeder mal irgendwie/irgendwann gehabt und das an den manchmal ungewöhnlichsten Orten.
Komischerweise kann man sich da noch Jahre später dran erinnern.
Ja, wir Menschen sind so dumm.


@****oi: Mir ist eine Stelle aufgefallen, da bin ich hängengeblieben:

Sie hielt das Glas mit beiden Händen umfaßt, beinahe so, als ob es ein Ankerstein wäre – das Einzige, was eine so schöne und flüchtige Gestalt wie sie an einen Ort wie diesen binden konnte.

Vielleicht wäre das eine Möglichkeit:

Sie hielt das Glas mit beiden Händen umschlossen. Fast so, als ob es ihr Anker wäre. Das Einzige, was eine so flüchtige Schönheit wie sie an einen Ort wie diesen binden könnte.

> Und dann einen Absatz machen, damit der Leser sich kurz sammeln kann. Dann geht es also weiter mit:

Sie wirkte seltsam deplaziert...
*******e_st Frau
3.948 Beiträge
Sie hielt das Glas mit beiden Händen umfaßt, beinahe so, als ob es ein Ankerstein wäre – das Einzige, was eine so schöne und flüchtige Gestalt wie sie an einen Ort wie diesen binden konnte.
Sie wirkte seltsam deplatziert. Ihr gut geschnittenes Kostüm paßte in die gehobene Atmosphäre der Hotelbar, ihre schlichte Handtasche aus teurem Leder deckte sich farblich fast mit dem Mahagoniholz, auf dem sie lag – aber die Frau, zu der beides gehörte, wollte sich einfach nicht in die Umgebung einfügen.

Wow!
Was für eine schöne Beschreibung.
Man kann ein wunderbar feminines Parfum in einer mäßig beheizten Bar, in der sonst ein Geruch von Leder, Spülwasser, Holz und kaltem Rauch hängt, fast riechen.

Mir gefällt die Geschichte wie sie ist.
Gänsehaut! *g*
Merci!
Vielen Dank für die nette Rückmeldung allerseits!

@**********nzige: Danke für deinen Vorschlag! Dafür muß ich mir etwas Zeit nehmen, nochmal prüfen. Ich nehme es mit dem Lektorat sehr genau, also sind alle Vorschläge wirklich willkommen.


Und laChatte, das Lob bedeutet mir von dir besonders viel. Um ehrlich zu sein, war der Hauptgrund aus dem ich hier Mitglied geworden bin, eine deiner Kurzgeschichten im JC-Magazin.
Die Überlegung war: Wenn hier so begabte Autoren sind, kann ich bestimmt noch eine Menge lernen.
Es reizt mich übrigens ungemein jetzt ein Plagiat zu begehen und deine Beschreibung in meine Geschichte einzubauen. *grins*
hm
gute geschichte, man kann sie fühlen. mehr davon.
*******e_st Frau
3.948 Beiträge
Uff...........merci beaucoup aussi!
Das muss ich erstmal verdauen, ............aber vielen Dank.
Ich hab beim Lesen ja fast schon rote Ohren gekriegt.
Das ist sehr nett und wirklich bezaubernd ausgedrückt von Dir.
Aber als Autorin möchte ich mich doch noch nicht selbst bezeichnen.
Ein Autor oder Autorin hat nach meiner Auffassung bereits ein Buch verlegt oder lebt von Veröffentlichungen und davon bin ich noch etwas entfernt, auch wenn es vielleicht mal sein könnte.
Ich meine das mit dem Buch.

Dafür ist Dir Deine Geschichte aber wirklich gut gelungen. Aber ich wiederhole mich!

Und mach jetzt bitte bloß nicht den Fehler der Geschichte eine Blondine anzudichten!
Das wäre schade um die Primäridee.
Unverfälschte Dinge haben ihren besonderen Reiz.
Zumal meine Haarfarbe ohnehin derzeit diametral andersfarbig ist *g* !
@laChatte
Und mach jetzt bitte bloß nicht den Fehler der Geschichte eine Blondine anzudichten!
Das wäre schade um die Primäridee.

Da hast du absolut recht!
Sind es nicht diese vermeintlich verpassten Chancen, die einer solchen Begegnung ihren Zauber verleihen? Das worin sich viele sich wiederfinden? Ich denke immer, wenn einer Geschichte gelingt, dass man selbst das eine oder andere Bild in der Erinenrung damit verbindet, dann war sie einfach gut.

Die Geschichte ist real, echt und gut geschrieben.

Nur an einem Punkt bin hängen geblieben:

Die zarten, geschwungenen Linien ihres Gesichtes, die perfekten Lippen, die ganz ohne Make-up auskamen,

was macht Lippen denn perfekt? Mir gefiele es besser, wenn solche Betrachtungen die Meinung des Protagonisten klarer wiedergeben.
.. so in der Art: ihre vollen Lippen erschienen mir perfekt...
perfekt ist eigentlich so ein unbefriedigendes Wort..

lieben Gruß
Claudia
@cazyz
Dankeschön! Natürlich verbinde ich das Wort "perfekt" in diesem Zusammenhang mit einer ganz bestimmten Vorstellung. Offensichtlich kann der Leser aber nicht in meinen Kopf schauen, also ja.. da wäre wahrscheinlich eine andere Herangehensweise besser gewesen.

Andererseits, wenn ich zu genau definiere, beschreibe, was ich als "perfekt" wahrnehme, findet sich ein Leser mit einem anderen Geschmack plötzlich nicht mehr im selben Maß wieder.

Ich bin mir nicht sicher, was das betrifft.

Unstrittig ist, und da gebe ich dir vollkommen recht, daß "perfekt" ein ziemlich großes Wort ist, und an der Stelle generell nichts zu suchen hat.
*********egler Paar
1.540 Beiträge
erinnerungen wurden wach
an eine frau in einem cafe in ungarn vor gut 30 jahren. Ich sehe sie noch immer vor mir, in ihrem roten, rueckenfreien kleid, den schwarzen langenen haaren und die sehr geflegte hand die einmal auf den rueck griff... ihr gesicht habe ich nie gesehen...

Danke fuer deine geschichte.


Re JP
*******e_st Frau
3.948 Beiträge
Ich empfinde, dass den Beschreibungen in der Geschichte ausreichend "Luft" gelassen wurde, dass der Leser sich selbst ein Bild aus seinem Erleben hineinprojezieren kann. Und das ist glaube ich eine Kunst, bei der man sehr wohl ein gewisses Maß einhalten muss.
Ich glaube, dass Dir das gelungen ist!
Man sieht ja, wie viele Leser es "beflügelte".

Jeder hat es ja schon einmal erlebt, dass man an einem wunderschönen Mund mit den Augen hängen geblieben ist (und ich meine jetzt nicht Steven Tyler *g* ) und man eigentlich gar nicht sagen konnte, warum dieser Mund so elektrisiert.
Für jeden Menschen bedeutet perfekt auch etwas anderes.
Hier eine genaue Beschreibung für perfekt einzubauen, wäre glaube ich, eine Einschränkung für die Phantasie des Lesers, der ja schon mit

Die zarten, geschwungenen Linien ihres Gesichtes........

auf die persönliche "Traumreise" geschickt wird.
schön!
... gefällt mir sehr gut... die Dichte der Begegnung - ohne eine Berührung - ohne "Kontakt"... sehr stimmungsvoll beschrieben!

LG - prov *blume*
Hmm,
etwas zum nachdenken, zum mitfühlen, etwas das einen Bewegt!

Danke dafür! Klasse geschrieben! Mehr davon!

Mistress of soul
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.