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Geschichtenspiel Teil 44

**********Engel Frau
25.280 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Geschichtenspiel Teil 44
Und wieder ist ein Thread voll mit lauter tollen Geschichten rund um die aktuellen acht Wörter.

Was bisher geschrieben wurde:
Kurzgeschichten: Geschichtenspiel Teil 43

Und nun weiterhin viel Spaß beim munteren Geschichtenspiel! *g*

LG GefallenerEngel
**********Engel Frau
25.280 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Die aktuellen acht Wörter, gespendet von der liebreizenden Aphroditee:

  • Tango
  • Melancholie
  • Konvergenz
  • tangieren
  • strukturell
  • Aficionado
  • Hedonismus
  • taumel

*********nd_69 Frau
7.367 Beiträge
In Freudentaumel verfielen die Aficionados nicht gerade, als sie ihre Zigarren einpacken mussten. Ihr Hedonismus wurde hier strukturell tangiert, weil sie sich entscheiden mussten, ob sie Tango tanzen oder rauchen wollten, anstatt beides zu tun. Aber genau deshalb zeigten sie die nötige Melancholie, um eine gewisse Konvergenz mit ihrer Partnerin und der Veranstaltung herstellen zu können.

Immerhin hatten sie selbst als Jahreshauptversammlungsevent ihres elitären Raucherclubs eine Milonga gewählt.
red
*******tee Frau
7.147 Beiträge
windy du bist klasse *wow* *freu2*
eyes002
******ace Mann
15.954 Beiträge
Gruppen-Mod 
Aficionado?
Das Gewürz kenne ich nciht *haumichwech*

Tom
red
*******tee Frau
7.147 Beiträge
Moin,

@**m, wiki weiß alles, schau doch mal nach, es ist übrigens nicht nur der Zigarren-Aficionado gemeint *zwinker*
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Aficionado

Ein Aficionado ist ein begeisterter Liebhaber bzw. ein Enthusiast. Der Begriff wird oft in Bezug auf Dinge lateinamerikanischen oder spanischen Ursprungs verwendet, wie Tequila, Stierkampf oder insbesondere Zigarren. Er kann jedoch auch mit anderem Bezug gebraucht werden.

Das Wort wurde aus dem Spanischen übernommen, wo es die gleiche Bedeutung trägt. Im Duden taucht es erst seit 2009 auf.

Seinem Ruf als Zigarrenaficionado alle Ehre machend, hat er vor Kurzem eine beträchtliche Summe in einen neuen Humidor investiert.
Fußball ist seit jeher seine große Leidenschaft. Als brennender Aficionado verpasst er kein Bundesligaspiel.
Klugscheißer gibt es fast so viele wie schlechte Flaschen am Markt. Die Komplexität des Weintrinkens bringt es mit sich, dass mancher Aficionado glaubt, sich als Kenner der Lagen, Geschmacksträger und Ausbauverfahren präsentieren zu können, ohne entlarvt zu werden.
– Willmann (2004), Erforscht & Getrunken, DIE ZEIT 15.04.2004 Nr.17.
Gefunden auf:
Neueswort.de
red
*******tee Frau
7.147 Beiträge
Genau *top*
eyes002
******ace Mann
15.954 Beiträge
Gruppen-Mod 
Aha!
Danke; man kann nicht alles wissen, gell? Also ist das ein Verrückter? Fußball-Verrückt, Zigarren-Verrückt.... *lol*

Tom
red
*******tee Frau
7.147 Beiträge
Neee, Meno, du willst mich nur aufziehen *pueh* Das ist ein begeisterter Liebhaber, Enthusiast usw. steht doch da im Text ....
**********henke Mann
9.637 Beiträge
Grange - In der Pension
Liebe Freunde, hier die Geschichte, die Julis und meine verbindet.

**********henke:
Grange unterbrach die Gedanken des Vertretungskommissars: „Ich finde, dass sie sich etwas besonderes verdient haben heute abend. Ich werde sie an einen Ort entführen, der ihnen ewig in Erinnerung bleiben wird!“

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Als Grange die Tür seines Pensionszimmers öffnete, empfing ihn der Geruch selten genutzter Örtlichkeit, duftbäumeliger Dunst. Fast hätte ihn Melancholie ergriffen, er dachte kurz an seinen Modus mit den eingebauten Schikanen und dem Meersalzluftfilter. Was Gerüche anbelangte, so war Grange ein Aficionado. Er griff nach dem Bügel und hängte seinen klammen Mantel in die Flurgarderobe, wie immer mit der Knopfleiste nach links und der Hakenöffnung des Bügels nach hinten.

Aus der Minibar angelte er die einzige Flasche Rotwein, und als der Schraubverschluss knackte und das Bukett dieses erstaunlich guten Tropfens seine Nasenschleimhäute erreichte, ließ er den Gedanken fallen, seinen Rechner einzuschalten. Sein Hedonismus hatte über seinen Eifer gesiegt. Nebenan polterte Streissler in der Dusche, Grange ließ sich ein Bad ein und schickte seinem Assistenten die Nachricht: „In einer Stunde in der Lobby.“ Dann tauchte er in das heiße Wasser, in der einen Hand das Weinglas, in der anderen den Sprachführer Bretonisch. Wein und Wörterbuch brachten seine Synapsen zum taumeln.

Als der Kommissar aus seiner Halb-Besinnungslosigkeit erwachte, wusste er mehr über die Konvergenz im Bretonischen und nicht viel neues über die Moorleiche. Das tangierte ihn nicht besonders, die Gedanken würden schon kommen, spätestens bei der Abfassung des Berichtes. Sein Handtuch stramm streckend, frottierte er seinen Rücken und nahm ein weißes Hemd aus dem Koffer. Musste er es noch bügeln? Ach, Kragen und Manschetten waren glatt, und über dem Rest hing erst das Sakko und dann das Zwielicht des Ballsaales. Brauchten die Schuhe noch einmal die Bürste? Grange hauchte auf das Leder und polierte es mit einer Serviette aus dem letzten Restaurant, im Spiegel stand jetzt ein großer stolzer Mann, schwarz-weiß, bereit zum Tango.

Streissler lümmelte auf der Lobby-Couch, die Haare noch feucht, der Anzug knittrig.

„Wir gehen zum Tango!“ legte Grange fest.

„Ich kann nicht tanzen!“ versuchte Streissler eine Ausflucht, aber sein Chef ließ Widerspruch nicht gelten.

„Sie fahren, ich navigiere.“ Strukturell war es so besser, denn der Kommissar kannte hier alle Steine, Sträucher und Stege. Der Wagen stand taufeucht rechts vor der Tür, doch etwas machte Grange misstrauisch. Er ging an der Beifahrertür in die Knie und griff unter dem Vorderrad in den Kies. Dann hielt er Streissler die Hand hin und sagte:

„Da wollte jemand, dass wir nicht zum Tango fahren! Nun, dann macht wohl heute abend jeder seins!“

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*****477:
Lustlos setzte Grange sich für den Bericht über die Moorleiche an den Computer. Hatte er es eigentlich noch nötig, so etwas schreiben zu müssen? Nach all dem was er erlebt hatte müsste doch klar sein, dass er hier seine Fähigkeiten maximal vergeudete.

*********ynter Frau
9.559 Beiträge
Super Grange!
*bravo*
*********ynter Frau
9.559 Beiträge
Meine Freundin Leni hatte mich zu einem besonderen Event am heutigen Abend überredet. Eine mir völlig unbekannte Band würde im Club „El Aficionado“ in der Innenstadt zum Tango Argentino aufspielen. Eigentlich hatte ich keine Lust darauf, denn meine Begabung in Sachen des anmutigen Bewegens in vorgegebenen Schrittfolgen ließ doch sehr zu wünschen übrig (meine Tanzstundenzeit war der blanke Horror gewesen) und ich befürchtete, den ganzen Abend nur dumm herumzusitzen. Aber Leni konnte ziemlich penetrant sein und, wenn sie dann noch ihren Dackelblick aufsetzte, war ich machtlos.

Ich hatte mich also überreden lassen und zum Glück noch etwas Passables in meinem Kleiderschrank gefunden. Für unsere Kleinstadt Don Juans würde es schon reichen. Punkt 21:00 Uhr fuhren Leni und ich mit der Taxe vor dem Club vor, in dem fast ausschließlich Hedonisten verkehrten. So hatte es mir Leni mit einem vielsagenden Blick erklärt. Mein Herz klopfte wie verrückt und ein wildes Kribbeln erfasste meinen Körper. Ich hatte schon einiges von diesem Ort – geraunt hinter vorgehaltener Hand – gehört.
Eine schier endlose Warteschlange stand vor dem Eingang. Umsonst herausgeputzt, da würden wir nie hereinkommen und meine Laune sank auf den absoluten Nullpunkt. Doch Leni packte meine Hand und marschierte mit mir im Schlepptau zielstrebig und unbeeindruckt zum Eingang, vorbei an den laut meuternden Menschenmassen.
Ich befürchtete gelyncht zu werden und lief, so schnell es in meinen hohen Pumps und dem figurbetonten Kleid mit dem fast unanständig langen Schlitz ging, hinter Leni her. Am liebsten hätte ich mich unter den vorwurfsvollen Blicken in Luft aufgelöst. Sie nannte dem Türsteher ihren Namen, der ihn auf einer VIP-Liste abhakte und schon waren wir drin und mit zwei Gläsern Champagner in der Hand versorgt. Ich konnte nur staunen.

Neugierig sah ich mich in dem mittelalterlichen Gewölbekeller um, der ein hypermodernes Bardesign mit alten südamerikanischen Akzenten strukturell perfekt und harmonisch kombinierte. Dazu sanftes Licht, der Wachsgeruch der brennenden Kerzen auf edel betagten Holztischen, alte schwarz-weiß-Aufnahmen von tangotanzenden Paaren. Sehr schön anzusehen, auch die elegant gekleideten Menschen um mich herum – soweit ich sehen konnte - nicht nur Paare, sondern auch Einzelpersonen beiderlei Geschlechts.
Vielleicht würde ich doch nicht den ganzen Abend an diesem Stehtisch verbringen, den Leni ergattert hatte.

Die Band nahm gerade ihre Plätze auf der kleinen Holzbühne mit den roten Samtvorhängen ein. Davor ein Tanzparkett, die Tische und Stühle waren so weit als möglich an die Wände gerückt worden, um genügend Platz für die Tanzenden zu schaffen. Noch lief die Musik aus der Retorte, aber viele Paare standen schon ungeduldig bereit, sich bei den ersten Klängen in den erotischen Reigen zu stürzen. Ich besah mir die Frauen und Männer näher. Die Herren waren zumeist in schwarz oder im Smoking gekleidet, die Damen trugen überwiegend sexy Outfits, körperbetonte geschlitzte Röcke oder Kleider in Rot oder Schwarz, hohe Absätze, edel bestrumpfte Beine, die Bandbreite der Frisuren reichte von knabenhaft streng und gelackt bis weiblich wallend.
Eine prickelnde Atmosphäre pulsierte durch den Raum. Um mit den „Ärzten“ zu sprechen „Hier konnte man Hormone bei der Arbeit sehen!“ und ich spürte große Vorfreude auf den Abend.

Die Musik spielte auf und sofort veränderte sich die Atmosphäre. Die klagenden Klänge der Bandoneons nahmen mich sofort gefangen. Gebannt richtete sich mein Blick auf die Tanzenden in ihren anmutigen Schrittfolgen. Ihr erotisch frivoles Spiel mit Blicken und Gesten faszinierte mich. Nicht umsonst galt Tango als vertikaler Sex. Scheinbar mühelos schwebten sie über das Parkett, ihre Bewegungen in perfektem Rhythmus zum melancholischen Charakter der Musik. Tiefe Sehnsucht mich in diese Klänge fallen zu lassen, breitete sich in mir aus.

Die Herren führten ihre Damen in Strenge und Harmonie, schritten forsch vorwärts, bestimmten die Figuren und übernahmen die Führung. Die Damen folgten ihnen ohne Widerspruch, fügten sich in ihren dekorativen Part, wiegten sich in den Armen ihrer Partner mit überwiegend geschlossenen Augen. Hier zeigte sich archaisches Verhalten pur. Die Männer als Macher, die Frauen scheinbar unterwürfig, aber mit Stolz erhobenen Kopf.
In mir regte sich außer Faszination mittlerweile noch viel mehr und ich rutschte ein wenig unruhig auf dem hohen Barhocker herum. Leni riss mich aus meinen Gedanken und flüsterte in mein Ohr, dass sie kurz einige Bekannte begrüßen müsste und so blieb ich allein zurück und fühlte mich gottverlassen einsam in der Fülle der Anwesenden.

Ich bemerkte den Blick, bevor ich den Mann dahinter sah. Er stand in der halbdunklen Nische gegenüber und musterte mich mit einem wohlwollenden Blick. Entgegen meiner sonstigen „Graue-Maus-Art“ hielt ich den Augenkontakt und kurz darauf löste er sich aus dem Schatten der Mauer und kam auf mich zu. Mein Herz begann zu klopfen. Er trug schwarze Jeans und ein schwarzes Hemd, in seinen blankgeputzten Schuhen spiegelte sich das Licht des Bühnenscheinwerfers. Dunkles, leicht gelocktes Haar, klare Linien, blaue Augen, die mich verschmitzt musterten. Vor mir stehend, verbeugte er sich galant und fragte:
„Darf ich Sie um einen Tanz bitten?“ Mein Herz rutschte in tiefere Regionen.

„Danke schön, aber ich kann keinen Tango tanzen.“ Antwortete ich verlegen und verfluchte mein Unvermögen. Was für ein Mann! Das war`s jetzt mit dem netten Abend!

„Sie brauchen keine Angst zu haben, schöne Frau, das ist Tango Argentino. Da gibt es keine festgelegte Choreografie. Man spürt in den Rhythmus und lässt sich mitreißen. Außerdem liegen die Schritte und Figuren in meiner Verantwortung, ich führe und Sie brauchen mir nur zu folgen.“
Antwortete er so als hätte er mit meiner Weigerung gerechnet und ergriff meine Hand. Seine Begeisterung sowie sein bestimmender Händedruck tangierten mich und raubten mir fast den Atem.

„Es würde mich ja wirklich sehr reizen, aber das sieht alles so kompliziert aus und ich habe einfach Angst, mich schrecklich zu blamieren!“ Erwiderte ich mit mehr „Ja“ als „Nein“ auf meinen Lippen und setzte einen zerknirschten Gesichtsausdruck auf.

Er lächelte nonchalant und meinte mit einem keinen Widerspruch duldenden Ton:
„Kommen Sie, lassen Sie es uns versuchen, wir gehen auch ganz hinten in die Ecke dort drüben“, und schon zog er mich in die Richtung. Ich ließ es geschehen, es gefiel mir, dass er sich nicht abschrecken ließ und ja – dieser Mann hatte etwas, was mich magisch anzog. An unserem Platz angekommen, positionierte er mich in Tanzhaltung und erklärte mir:
„Wir beginnen mit einfachen Gehen, dem „Paso Basico“ acht Schritte, auf jeden Taktschlag ein Schritt! Ich tanze vor und Sie zurück, ganz einfach! “
Er begann und prompt stand ich auf seinen Füßen – Gott, wie peinlich! Er quittierte meine, mit hochrotem Kopf, vorgetragene Entschuldigung mit einem süffisanten Grinsen.

„Es geht leichter, wenn Sie Ihre Gedanken ausblenden und die Augen schließen, fühlen Sie die Musik, spüren Sie die erregenden Schwingungen, die Melancholie der Klänge, die Sie vollständig ausfüllt.“ Flüsterte er in mein Ohr und es elektrisierte mich. „Wie ist Ihr Name?“ fragte er mich.

„Claire“, hauchte ich und spürte sie bereits, die Magie dieses Tanzes, die mich einfing. Die Bewegung und diese Intimität zwischen uns. Mein Puls raste, mein Blut pulsierte, mein Herz klopfte wie wild. Mir war heiß, trotz meiner eiskalten Finger und ich taumelte in unendlichem Glückgefühl.

„Schließen Sie die Augen, Claire, und vertrauen Sie mir. Ich weiß, was ich tue!“
Er legte meine Arme auf meinen Rücken und umschloss meine Handgelenke mit seiner Hand, presste meinen Körper eng an seinen. Sein Rhythmus ging auf mich über, durchdrang meinen Körper und meine Bewegungen schlossen sich den seinen an. Wir schwebten in einer nie für möglich gehaltenen Konvergenz über das Parkett und ich verlor jegliches Zeitgefühl. Gelegentlich verhaspelten sich noch meine Füße, aber es störte nicht. Es war einfach wunderbar, ihm die Kontrolle zu überlassen.

Ich fühlte mich in seinem Griff und mit den geschlossenen Augen so frei wie nie zuvor. Die Musik verhallte und wir kamen zum Stehen. Blinzelnd und auch bedauernd öffnete ich meine Augen und wünschte mir, er würde mich nicht loslassen. Er schien es zu bemerken, denn er hielt mich weiter fest in seinem Griff und strahlte, während er in mein Ohr flüsterte:

„Mein Name ist Matias, die spanische Version- und Claire, für jeden weiteren Fußtreter gibt es später einen Schlag auf Ihren hübschen Po!“
Er lächelte mich herausfordernd an und ich fühlte, wie ich dahinschmolz.
red
*******tee Frau
7.147 Beiträge
*wow* Nina, du Göttliche! Perfekt in Szene gesetzt *tanz*, einfach *wow*

„Es geht leichter, wenn Sie Ihre Gedanken ausblenden und die Augen schließen, fühlen Sie die Musik, spüren Sie die erregenden Schwingungen, die Melancholie der Klänge, die Sie vollständig ausfüllt.“ Flüsterte er in mein Ohr und es elektrisierte mich.

Genau das trift es auf den Punkt *love*
It´s me!
*********ld63 Frau
8.132 Beiträge
Oh, lala! *anmach* Wundervoll knisternde Atmosphäre, liebe Nina_de_Wynter! *spitze*

Da möchte ich doch sofort mittanzen! *tanz*

Und le Commissaire Grange:
ein großer stolzer Mann, schwarz-weiß, bereit zum Tango.
*wow*

Wahrscheinlich gäben Claire und er auch ein schönes Paar ab! *liebguck*
*****e_M Frau
8.363 Beiträge
JOSÉ
 
José war mit jedem Blutstropfen ein echter Tango-Afficionado gewesen. Trafen seine feurigen Augen auf ein begehrtes Objekt, so konnte man noch Tage später eine Schmauchspur sehen. Doch das war nun Geschichte.

Von weitem tönten schon die Instrumente mit melancholischen Klängen. Sie führten einen langen Trauerzug an. Niemand blieb ungerührt. Hinter den Spitzenschleiern der Damen liefen die Tränen über alte und junge Wangen. Und unter den schwarzen Hüten der Männer war man auch verstohlen am Wischen. Selbst die Vögel am Himmel sahen aus, als müsse sie das Ereignis auch tangieren. Einige Kinder sprangen dennoch ungeniert zwischen der schwarzen Gesellschaft hin und her. Sie machten es richtig, José hätte seine Freude an ihnen gehabt. Genießt das Leben, so lautete die unausgesprochene Botschaft des alten Filous. Freude, Vergnügen, Lust, Genuss, sinnliche Begierde, er frönte dem Hedonismus bis zum letzten Atemzug.

Der Sarg kam näher und führte zu großem Applaudieren. Prächtig! Prächtig wie in seinem Leben. Dunkles Mahagoni mit Einlegearbeiten in Silber. Dies imponierte hier im Ort ganz besonders. Strukturell ging es seit Jahren immer weiter bergab. Zuletzt hatte auch noch die Bar geschlossen. Für einen erneuten Aufschwung sollte man die von Madrid vorgegebenen Konvergenzkriterien erfüllen. Doch das würde wohl für immer eine Illusion bleiben. Der katalanische Separatistenführer? Ja, manch einer hoffte noch auf ihn.

Die letzte Reise näherte sich ihrem Zielpunkt. Sechs honorige Sargträger gingen nun etwas schneller. Nur nicht taumeln kurz vor dem Ziel! Die ausgehobene Grube mit ihrer Auskleidung aus violetter Seide nahm den Holzkasten mit einem lustvollen Schnaufen auf und fast konnte man meinen, es wäre Josés letzter Atemzug gewesen.
Doch alle wussten Bescheid über den letzten Atemzug des Verblichenen.

Alle, alle die an diesem denkwürdigen Abend der letzten Woche im Dorf waren hörten ihn stöhnen und klatschen und prusten, dann wieder summen, lachen und sprechen. Und je mehr die Leute hörten, umso mehr hielten sie inne, verstummten und gaben sich ganz ihren eigenen Phantasien hin, die in diesen Momenten grenzenlos sprudelten.
Bis dann plötzlich die Lautsprecher auf dem Marktplatz verstummten. Nach einem letzten gewaltigen Stöhnen, war es vorbei.  Alle starrten auf die Tür der Kathedrale.

Die alte Lautsprecheranlage erinnerte noch an die Zeit, als es zu den Feiertagen so einen großen Andrang in der Kirche gab, dass die Messe auch noch vor der Kirche zu hören sein musste. Das war lange her und keiner hatte damit gerechnet jemals wieder etwas aus diesen Lautsprechern zu hören.

Madonna! Manch einer bekreuzigte sich rasch. Was war in der Kathedrale los? Da flog die Tür auf und schreiend rannte Estrella die Stufen hinab. Estrella? Die Bewohner schauten ihr ungläubig entgegen. Estrella also, die Frau des Bürgermeisters. Doch war dies noch wichtig?

Jetzt stürmten die ersten zur Kirche hin. José lag auf den Stufen vor dem Altar und sah aus, als träume er etwas Wunderschönes.
Im Hintergrund trat Monsignore aus der Sakristei, schloss mit einer zärtlichen Handbewegung Josés feurige Augen für immer und sah sich um. Er murmelte etwas von Estrella und dann lief er mit Riesenschritten durch das Hauptportal nach draußen.

Geblendet von der Sonne musste er sich erst orientieren, doch dann sah er sie. Sie stand an einer Mauer und rieb sich mit dem Rand ihres Seidentuches die Augen. Er nahm sie in den Arm, beruhigte sie und sie gingen zurück in die Kirche.

Als wenige Minuten später der Bürgermeister die Kirche betrat, stand seine Frau neben dem Priester. Dieser gab sich fassungslos und legte sofort los. Das könne man doch nicht glauben, da sei man im Beichtstuhl und nehme der Frau Bürgermeister die Beichte ab, während dieser José alle Genüsse des Lebens wohl träumte und dabei via Lautsprecher dem ganzen Dorf zugänglich machte. Und es musste ein sehr intensiver Traum gewesen sein, so erzählte Monsignore in hektischen Tönen, denn der Traum habe den Mann letztlich getötet.
Sie legten eine Altardecke über den Toten und Estrella verließ stolz am Arm des Bürgermeisters den Ort des Geschehens.

Nun, am Tage der Grablegung, kam es nach dem Vater Unser und dem Schlußsegen des Monsignore zu Josés endgültiger Verabschiedung am offenen Grab. Ein wahrer Blumenregen bedeckte das Mahagoniholz. Auch Estrella und ihr Mann verharrten traurig kurz vor der Grube, legten eine rote Rose ab und sprachen ein stilles Gebet. Die Eine voller Liebe und der Andere mit aufatmender Dankbarkeit.
 
 
 
 
eyes002
******ace Mann
15.954 Beiträge
Gruppen-Mod 
Donnerschlag!
Die 8 Worte mausern sich, ich bin beeindruckt! Richtig tolle Geschichten schreibt ihr gerade!

Tom
*****e_M Frau
8.363 Beiträge
Verschämtes Kichern von mir wegen der massenhaften Fehler in Zeichensetzung etc. Aber so ne Beerdigung vernebelt mir den Blick und zieht voll ins Geschehen rein - *sorry*
eyes002
******ace Mann
15.954 Beiträge
Gruppen-Mod 
Also, ich sage es mal so:
Es gibt eine Balance, meiner Meinung nach. Fesselnd gegen Orthografie.

1. Ist die Geschichte flach, aber die Darreichungsform perfekt, bleibt es flach.
2. Ist die Geschichte fesselnd, die Orthografie mit Macken behaftet, bleibt eine tolle Geschichte.
3. Ist die Orthografie flach und die Geschichte auch.... naja

Du weisst, was ich meine *freu*

Tom
Taktgefühl
Ob es Zufall ist, dass gerade ein Tango gespielt wird? Man könnte meinen, das Schicksal möchte mir damit etwas mitteilen.
Doch was?
Etwa, dass Melancholie angebracht wäre, da ich wieder einmal die Zeichen einer Göttin falsch gedeutet habe? Oder als Aufforderung Beziehungen als Chance zu sehen, männliche Führungsqualitäten zu entwickeln?
Nun, was meine Begeisterungsfähigkeit angeht, könnte ich mich durchaus als Aficionado in Sachen Balz und Hedonismus bezeichnen. Zumindest, wenn mein Herz dabei nicht nur vorerotische Purzelbäume schlägt, sondern auch über den Orgasmus hinaus warm und voll für die Schönheit neben mir schlägt. Wenn beim Betrachten der weiblichen Linien, der Hügel und Täler meine Augen gar nicht mehr aus der Konvergenz herauswollen und die Divergenzen der Geschlechter mich dermaßen tangieren, dass ich mir emotionale Taktstriche zulegen muss, um nicht plötzlich von vorparadiesischem Kammerflimmern, in die medizinische Vorhölle einer Herzrhytmusstörung zu fallen.
Zumindest noch nicht.
So etwa mit achzig Jahren könnte das ein richtig guter Abgang sein. Bis dorthin werden mir Salsa, Bachata, Kizomba und Tango den perfekten Takt vorgeben. Immer für mich hörbar, wenn es um den Tanz der männlichen Motte um helles weibliches Licht geht. Sie hilft mir, die richtige Distanz zu wahren, so dass ich weder verglühe, noch aus der Umlaufbahn geschleudert werde.
*****e_M Frau
8.363 Beiträge
Kompliment Olove! Der Blickwinkel ist oft entscheidend.
****Ffm Frau
4.891 Beiträge
Darf ich bitten?
*********ynter:
Die Musik spielte auf und sofort veränderte sich die Atmosphäre. Die klagenden Klänge der Bandoneons nahmen mich sofort gefangen. Gebannt richtete sich mein Blick auf die Tanzenden in ihren anmutigen Schrittfolgen. Ihr erotisch frivoles Spiel mit Blicken und Gesten faszinierte mich. Nicht umsonst galt Tango als vertikaler Sex. Scheinbar mühelos schwebten sie über das Parkett, ihre Bewegungen in perfektem Rhythmus zum melancholischen Charakter der Musik. Tiefe Sehnsucht mich in diese Klänge fallen zu lassen, breitete sich in mir aus.
In mir auch... *wolke7*

*tanz2*
red
*******tee Frau
7.147 Beiträge
*hm* super Olove, jedoch vermisse ich zwei Worte in deiner schönen Beschreibung des Taktgefühls "strukturell" und "taumel"?

Ich dachte, der Reiz an dem Geschichtenspiel ist es alle Wörter unterzubringen *zwinker*
red
*******tee Frau
7.147 Beiträge
@***ve,

Du warst bestimmt gerade im Taumel deiner hedonistischen Gefühle beim niederschreiben dieser melancholischen Gedanken, dass diese zwei Worte dich nicht tangiert haben und du sie nicht strukturell unterbringen konntest. Als Tango, Salsa und Kizomba Aficionado gerät man leicht in den schwärmerischen Modus, driftet in den *tanz*Traum ab und bewegt sich in die Konvergenz der Gedanken mit seiner Leidenschaft.

*zwinker*
*********ynter Frau
9.559 Beiträge
Passend zu den Acht Wörtern...
einfach nur schön *wolke7*


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