Tanzen
Just like DancinFür mich ist diese Sache zwischen Männern und Frauen – oder Jungs und Mädchen, je nachdem, wie alt man sich fühlt – ein wenig mit Tanzen vergleichbar.
Also nicht vollumfänglich. Tanzen und f…… sind etwas… unterschiedlich. Aber im Kern vergleichbar.
Ganz am Anfang, wenn die Partnerin fehlt: Dann üben wir. Allein. Mit uns selbst. Stellen uns vor einen Spiegel und machen seltsame Bewegungen. Wir probieren uns aus. Wir schalten irgend eine Musik ein, von der wir glauben, dass die die Mädchen auch anmacht. Und dann bewegen wir uns dazu. Nicht lange, und es stellt sich ein Wohlgefühl ein. Wir finden uns gut, allein, im Dunkel der Nacht und einsam im Zimmer. Es hebt uns in ekstatische Höhen und wir glauben, wir haben die Technik raus.
Das ist der fatale Moment, in dem wir uns hinaus wagen. Ins Feld. An den Feind. Wir glauben, weil wir mit uns selbst klarkommen – auf unterster, spermatöser Ebene – würden wir auch Externe beglücken, diese meist weiblichen Geschlechts.
Beim Tanzen wäre das anders: Wir würden gedrillt werden, von einem erbarmungslos freigeistigem Lehrer. Nein, einem Sergeanten! Einem Wissenden! Niemals würde die banale Fantasie eines Jungmannes Bestand haben gegen die Erfahrung eines Mannes! Ein Solcher wäre in der Lage, uns die Grundschritte allen Erfolges und des höchsten Höhepunktes jedweder Lady nahezubringen!
Wie in der Tanzschule. Grundschritt, eins, zwei drei. Mein Gott, wie öde. Aber erfolgreich. Immerhin hatte ich eine nicht zu verachtende Achtklässlerin für mich begeistern können, ich selbst in der Zehnten. Gut, sie hatte eine Zahnspange und rote Haare, aber ihr ist der erste Muschiduft zu verdanken gewesen, den ich mir nie mehr von den Fingern gewaschen habe!
In der Tanzschule. Da gab’s Regeln. Rituale. SIE war die Göttin, Du verbeugst Dich, wenn Du etwas von IHR willst. Ave. Ave Maria, heilige Mutter Gottes, Göttin in all ihrer Kraft, scheiße, ich will ja was von ihr. Ich will ihr Brüstchen, ihr Vötzchen, wenn alles gut läuft will ich sogar, dass sich ihre Lippen um meine Eichel schließen (immerhin ein Vorgang, den ich bis dato nur einer unglaublichen Theorie folgend kenne).
Tanzschule. Schritt, Rück, Platz: Regeln, Rhythmus, starre Haltung, Schrittfolge, anfassen, wo erlaubt. Aber: Nähe! Atmen, riechen, Becken an Becken reiben, ganz erlaubt, Hände an Körperteilen, die sonst verboten sind. In den Pausen (unter den „Besseren“ – heimliches Gefummel, Küsse an verbotene Stellen, manchmal sogar mehr, Einzipfeln als Beruhigungsmittel, Promisk sein als Lebensart).
Spannend, aufregend, anstrebenswert, also wurde „man“ besser. Ein besserer Tänzer. Gewöhnte die Partnerin an sich, Schrittfolge, Figur, Eins, Zwei, Rück, Platz, biegen, Rück, Platz, Finger in die Muschi, Kuss, Rück, Platz, Zunge in den Hals, ach, wenn die Party vorbei war, fickte man, was gerade da war, die Partnerin oder jemand, der Partnerin werden wollte, aber wenigstens hatte man gelernt, wie das geht (das Tanzen).
Die Mädchen waren jung und rank, kleinbrüstig und schwitzend und willig, erst, wenn die ersten Turniere gewonnen waren wurden sie aufmüpfig. Sie kannten die Rituale und die Schritte und die Figuren und tanzten sie brav nach, ohne Erotik, ganz akademisch, ganz professionell.
Irgendwann landest Du aber mit einer zwischen den Pfosten, die keine Ahnung hat. Die wild und laut und unkoordiniert mit Dir kopuliert, die keinen Regeln folgt. Und Du tanzt. Tanzt Deinen einstudierten Tanz. Am Anfang quikt sie, erfreut über so viel Routine, solche Souveränität. Sie bebt, windet sich unter Dir, und Du hältst Dich für richtig gut. Am nächsten Abend ist es schon nicht mehr so toll, weil immer dasselbe, trotzdem beeindruckst Du sie. Und dann kommen viele solcher Nächte und Du erkennst, dass Dein ganzes Programm auf Wechsel ausgelegt ist, nicht auf Stabilität.
Am siebzehnten Abend wird sie müde, sie lächelt milde und wagt nicht zu fragen, ob Du noch etwas anderes drauf hast. Denk an den Tango: Wann wäre der je langweilig geworden? Du hast etwas verpasst! Es geht nicht um die richtigen Tanzschritte!
Es geht um… frag sie mal.
Frag mal die Frau dort, die in deinem verwaisten Bett liegt und keinen Bock mehr darauf hat, jeden Abend das gleiche Programm zu erleben, sei es noch so gut choreografiert. Ja, und dann, mein Freund…
Hilft Dir die Gewohnheit? Die Erfahrung? Der große Schwanz und die Fähigkeit, ihn richtig einzusetzen? Folgt Erotik dann aus der Zwangsläufigkeit? Aus der Routine?
Ich weiß es nicht, Mon Ami. Ich kann es nicht sagen. Leider habe ich Tanzen gelernt, also funktionieren Mechanismen. Dummerweise in einer hohen Bandbreite. Klassisch, selbst Step-Fox kann ich. Latin, Tango, Cha-Cha-Cha, Rumba, sogar Lambada. Walzer, Blues und Fox. Ich nicke Dir zu, ich kann sogar lächeln, aber eins, mein Freund, muss ich Dir trotzdem sagen: Das alles wird Dir nichts nützen.
Weil sich f…. und tanzen einfach nicht vergleichen lassen. Mag der Tanz die vertikale Aufforderung zu einem horizontalem Vergnügen sein, beides folgt sehr unterschiedlichen Regeln. Du kannst jeden Schritt und jede Figur aus dem FF beherrschen, doch zwischen den Beinen bist Du Durchschnitt. Oder noch schlechter.
Verlass die Sicherheit. Wage den Übermut. Wage das Scheitern, das Heitere, sei Du selbst und nur Du und nur Du in diesem Moment. DAS ist die Regel. Die keine ist.
Denn da, zwischen den Männern und Frauen oder Jungs und Mädchen, gibt es keine Regeln. Da gibt es nur Spass. Leben. So lange es geht. Und danach nicht mehr.
Sei Waghalsig.