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Kann man lieben ohne zu lieben?24
Dieser Satz aus dem Radio hat mich gerade stutzig gemacht. Ja.
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Geschichtenspiel_Teil_41

******nyx Frau
1.322 Beiträge
Landlust, Landfrust
Hab’ fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich mit meinem „Dörte Beker”, bzw. meine-r, einen ganzen Schub „Landfrauen unter Himmelsfarben und mit Tränen in den Augen” ausgelöst haben sollte. (Freut mich natürlich auch, wenn ich ein wenig inspirieren konnte ...)


Präzise erfasst, IntoTheWild63, auf den Punkt beschrieben für mich.

Ein schönes, traurig wahres Stimmungsbild. Der alltägliche Kampf ...
Um Zukunft, Gesundheit, Nähe.
Sehr nah am Leben.


Gefällt mir sehr *blumenschenk* | Nyxe
It´s me!
*********ld63 Frau
8.139 Beiträge
Danke, liebe Nyxe. *g*
Doch ich hatte viel Inspiration - durch deine spröde, schöne Deichgeschichte. Danke dir! *love*
Die Wortliste
oder

Warum sich der Schreibzirkel der VHS Feldkirchen-Westerham am Ende doch vorzeitig aufgelöst hat

Der pensionierte Studienrat Dr. Nolte klatschte in die Hände und blickte lächelnd in die Runde. So gut gelaunt hatten die fünf Teilnehmer des Kurses „Kreativ Schreiben, aber richtig - Literaten unter sich“, den die Volkshochschule Feldkirchen-Westerham erstmalig anbot, ihren Dozenten noch nicht erlebt, und immerhin fand heute die siebte und vorletzte Doppelstunde statt.

„Liebe Teilnehmer, heute habe ich eine besondere Übung für Euch. Seht es als eine Art Abschlussprüfung an!“

Lissi Meinreich rümpfte die Nase, wie immer, wenn etwas Unerwartetes geschah. Johannes Obermaier neigte den Kopf ein wenig zur Seite und kniff die Augen zusammen, ein sicheres Zeichen dafür, dass er sich auf einen heftigen Widerspruch vorbereitete. Patrizia Hemmerswyl, die Neureiche aus dem Oberstadtviertel, stieß ein paar Mal die Luft durch die Nase aus und Jörge Sörensen, der Zugereiste aus dem Norden, nickte eifrig und sah sich beifallheischend um. Lediglich die jüngste in der Runde, Nikki Seifeld, sah genauso gelangweilt aus wie immer und kaute in dem ihr eigenen Takt auf ihrem Kaugummi herum.

Der alte Studienrat räusperte sich und trat an die Tafel.

„Heute gebe ich euch sechs Hauptwörter und zwei Adjektive vor, die baut ihr möglichst sinnvoll und kreativ in eine kleine Geschichte ein. Wer die beste Geschichte schreibt, gewinnt!“

Seine Stimme strengte sich an, den Fünfen so etwas wie Motivation oder gar Begeisterung zu vermitteln, doch die einzige Reaktion, die seine Eröffnung hervorrief war ein mehrstimmiges Gemurmel, das kaum den Eindruck von Zustimmung erweckte.

Er atmete tief durch, wandte sich zur Tafel und begann schwungvoll zu schreiben.

Sahnetorte

Die Teilnehmer verstummten. Ein erstes Kritzeln auf den Blöcken war zu vernehmen. Dr. Nolte entspannte sich und schrieb das nächste Wort an die Wand.

Metzger

„Hey, hey, Dottore! Was soll das denn? Das passt ja nun gar nicht zusammen!“

Wie immer klang Johannes Obermaier aufgebracht. Er schien das Leben an sich als persönliche Beleidigung zu empfinden, die Anforderungen, die hier im Kurs an ihn gestellt wurden sowieso. Zum Glück fühlte sich Patrizia Hemmerswyl von dem jungen, unbeherrschten Kerl so genervt, dass sie anstelle des pensionierten Studienrates reagierte.

„Dieser Umstand, mein Bester, dürfte ja genau die Herausforderung darstellen. Da müsstest Du ausnahmsweise mal Dein Gehirn anstrengen, was sicher nicht so oft vorkommt.“

Bevor der Angesprochene etwas erwidern konnte, schabte die Kreide erneut über die Tafel.

Strafzettel

Nun war das Kratzen von drei Mienenbleistiften auf chlorfrei gebleichtem Papier zu hören und Lissi Meinrich steckte beim eifrigen Schreiben ihre Zunge heraus. Jörge Sörensen schüttelte langsam den Kopf, verkniff sich aber eine Bemerkung nach einem Seitenblick auf die kerzengerade dasitzende Patrizia. Dr. Nolte traktierte schwungvoll die alte Schultafel.

Zügel Wiese

„Na ja, das passt ja wenigstens Mal.“

Johannes Obermaier sprach sehr leise. Er vermied jedoch jeden Blickkontakt mit der eitlen Schnepfe zu seiner Rechten. Nikki Seifeld dagegen zog eine Augenbraue hoch, runzelte die Stirn und holte ihr Smartphone heraus, ganz entgegen der Regeln, die der pensionierte Studienrat zu Beginn des Kurses aufgestellt hatte. Doch dieser stand noch immer der Tafel zugewandt. Er schien gerade mit einer Entscheidung zu ringen. Doch endlich seufzte er und schrieb das nächste Wort.

Intimchirurgie

„Was soll das bitte sein, Herr Doktor Nolte? Ich kann mir darunter nichts vorstellen.“

Lissi Meinrichs helles, dünnes Stimmchen klang beinahe verzweifelt. Johannes Obermaier ließ sich die Chance nicht entgehen und blökte gleich hinterher.

„Eben! Das ist doch alles Schwachsinn! Wer kann denn daraus eine Geschichte machen? Da passt ja gar nichts zusammen!“

Er schmiss den Block mit einer übertriebenen Geste auf den Boden. Der pensionierte Studienrat ignorierte das und vervollständigte die Liste, fast hektisch, wie es anmutete.

braun bräsig

„So, das sind die beiden Adjektive.“

Er wandte sich zu seinen Teilnehmern um. Johannes Obermaier stand auf und deutete auf die Tafel. Er schrie fast.

„Und was soll das fürn Adjektiv sein? Bräsig? Hab ich noch nie gehört!“

Jörge Sörensen hob die Schultern und wollte eine Antwort geben, aber Patrizia Hemmerswyl kam ihm zuvor.

„Das ist der Dauerzustand Deines Gehirnes, junger Mann. In einem ansatzweise plattdeutschen Dialekt ausgedrückt, nicht wahr, Herr Sörensen?“

Der Angesprochene nickte und wollte erneut etwas sagen, als Johannes Obermaier drohend seine Hand hob.

„Halt Du bloß Dein Maul, Du Saupreiß, du elender…“

Der hagere Mann aus Norddeutschland winkte ab und zog es vor zu Schweigen. Dr. Nolte nahm seine Brille ab, putzte sie ausgiebig und setzte sie sich wieder auf die Nase. Sein Lächeln gefror als er feststellen musste, dass nicht nur die dauergelangweilte Spätjugendliche im Gothic-Outfit mit ihrem Smartphone hantierte, sondern inzwischen auch Lissi Meinreich und Patrizia Hemmerswyl eifrig am googlen waren. Der pensionierte Studienrat, der diesen Kurs nur leitete, weil er sonst mit seiner Zeit nichts anzufangen wusste und ihm das Dozieren vor folgsamen Schülern fehlte, hob seine beiden Hände.

„Nun, so schlimm ist es doch gar nicht. Lieber Johannes, das schaffst Du schon, nur Mut. Und beste Lissi, die Intimchirurgie ist einfach das Operieren an Geschlechtsteilen. Da fällt euch schon was ein, gell?“

Er setzte wieder ein strahlendes Lächeln auf und blickte in die Runde. Vier von seinen Teilnehmern starrten ihn fragend an, lediglich die gelangweilte Nikki biss sich auf die Unterlippe und begann, kopfschüttelnd zu lachen.

„Nikki, bitte leg Dein Handy weg, das hatten wir doch vereinbart.“

Dr. Nolte legte all seine wohlwollende Autorität in die Stimme, doch das junge, grell geschminkte Ding, das schon wiederholt seinen Anordnungen widersetzt hatte, grinste ihn frech an. Dann erhob sie sich, drehte eine Pirouette und wandte sich an ihre Teilnehmerkollegen.

„Haha, das nenn ich Outing! Unser Doktorchen hier hat uns ne Wortliste ausm Joyclub verpasst! Kam mir doch gleich so bekannt vor!“

Der pensionierte Studienrat wurde blass und Lissi Meinreich fächelte sich Luft zu.

„Scheuklapp? Was isn das?“

Johannes Obermaier schien nicht seinen begriffsstärksten Tag zu haben.

„Joyclub, das ist englisch, Du Hinterwäldler.“

Patrizia Hemmerswyls Stimme klang extrem müde. Trotzdem fuhr sie mit Blick auf den armen Dr. Nolte fort.

„Joyclub, Gruppe Kurzgeschichten, das Acht-Wörter-Spiel, Herr Doktor. Was für ein unwahrscheinlicher Zufall, nicht wahr? Ich wäre für eine Erklärung dankbar.“

Nikki tanzte ein paar Schritte vor und deutete mit ihrem Smartphone auf den schwitzenden Dr. Nolte.

„Der Typ verarscht uns schon die ganze Zeit, hah! Der nimmt unsere Stories und veröffentlicht die dort im Forum, tut so, als seis auf seinem Mist gewachsen!“

Lissi Meinreich: „Ohgottohgott.“

Johannes: „Den leg ich um, das Schwein! Das ist Diebstahl!“

Patrizia: „Wohl eher Verletzung des Urheberrechts, Du geistiger Tiefflieger.“

Johannes: „Kann der blöden Sau mal einer eins reinhauen?“

Jörge Sörensen: „Ich hab das mit den Scheuklappen noch nicht ganz…“

Johannes (gibt Jörge einen Klapps auf den Kopf): „DscheuKlabb, Du Dödel, des is englisch!“

Nikki: „So, Doktorchen, jetzt mal raus mit der Sprache: Seit wann läuft dieses Spielchen schon?“

Dr. Nolte: „…“

Lissi Meinreich: „Ohgottohgott, wie schrecklich!“

Patrizia (eisig): „Hier, ich hab’s auch: Nennt sich dort THEHIDDEN und schmückt sich mit unseren Federn. Hat unter dem Namen all unsere Übungen als seine eigenen Ergüsse veröffentlicht!“

Lissi: „Oh mein Gott! Ergüsse! Wie fürchterlich!“

Nikki: „Ach, Sie sind auch Mitglied dort?“

Patrizia (wird rot): „Äh, nur aus rein literarischem Interesse.“

Lissi: „Wie fürchterlich, wie fürchterlich. Kommt jetzt jemand ins Gefängnis?“

Nikki: „Wie ist denn ihr Nickname?“

Patrizia: „…“

Nikki: „Komm schon, Schwester! Ich bin SUESS_VERSAUT.“

Jörge: „Echt? Ich hab immer gedacht, Du wärst noch Jungfrau, bei dem Aussehen.“

Johannes (haut Jörge deftig eins auf den Hinterkopf): „Bist fei ned so frech, Du Saupreiß!“

Nikki (tritt Johannes gegen das Schienbein): „Halt Dich da raus, Du Hinterwäldler!“

Patrizia: „SUPERNUTTE“

Lissi: „Ohgottohgott“

Johannes (heult auf): „Aua!“

Nikki: „Jungfrau? Und überhaupt: Was fürn Aussehen denn?“ (Tritt auch Jörge heftig gegen das Schienbein)

Jörge (heult auf): „Aua!“

Lissi: „Aua? Ohgottohgott!“

Nikki: „SUPERNUTTE? Literarisches Interesse, is schon klar…“

Patrizia (kleinlaut): „Aua…“

Jörge: „Wo ist der Doktor?“

Nikki: „Hat sich verpisst. SUPERNUTTE. Echt geil. Wie viele Kerle hast Du da schon klar gemacht?“

Patrizia (wird noch roter): „Also, ich darf mir wohl verbitten…“

Lissi (leise): „Oh jeh, oh jeh…“

Nikki: „Ich hatte dreizehn, bisher. Zwei waren nicht mal schlecht. Ach, der Preiß ist auch weg.“

Lissi: „Dann geh ich jetzt auch.“

Johannes (stöhnend): „Ich geh mit. Mein Schienbein.“

Nikki (sieht den anderen hinterher, wendet sich dann an Patrizia): „Und Du?“

Patrizia (heiser): „Siebzehn. Vier waren ganz okay. Aber eigentlich…“

Nikki: (grinst): „… bist Du wegen der Literatur hier, weiß scho.“

Patrizia (nickt und schmunzelt): „Wollen wir noch was trinken gehen?“

Nikki (nickt).

(Beide gehen ab).

*

Nach diesem Abend hat sich Schreibgruppe um Dr. Nolte nicht mehr getroffen. Ein Profil mit dem Namen THEHIDDEN wurde im Joyclub eiligst gelöscht, während SUPERNUTTE und SUESS_VERSAUT nun Freunde sind. Ach, es gab noch eine Neuanmeldung. Eine gewisse WILDE_LISSI aus Feldkirchen-Westerham begeistert die Gruppe „Kurzgeschichten“ in jüngster Zeit mit ihren Beiträgen. Da sag noch mal einer, Schreibkurse der VHS würden nichts bringen.
It´s me!
*********ld63 Frau
8.139 Beiträge
https://www.joyclub.de/my/2105850.thehidden.html: *top* *lol*

Einfach nur köstlich! Danke dir! *bravo*
Wortliste
Nochmal herzlich gelacht vorm Schlafengehen *lol*
Dankeschön
Matamateo
**********henke Mann
9.638 Beiträge
Auf ...
...der zehnstufigen Lustichkeitsskala sehr weit oben, so bei 11 :-).
Herrlicher Nonsens
mit einem sympathischen Hang zur Selbstironie *bravo*
******nyx Frau
1.322 Beiträge
T.. Scheuklapp!
*haumichwech*

Schon alleine dafür: „TheHidden, Germany, ihläwen poinz!”
*top*

_
Hab' Dir das Phänomen mal in Szene gesetzt ,-):


.
*******nd29 Mann
696 Beiträge
Neues Design
...äh Desain...
*******nd29 Mann
696 Beiträge
Kann Wissenschaft die Erderwärmung stoppen?
Unabhängig von hochrangigen goldblonden Dumpfbacken, sorgt sich die Mehrheit der Menschen um das Wohlergehen der Welt. Insbesondere Wissenschaftler versuchen hier bemerkenswerte Beiträge zu leisten. Bräsig aber stetig füllt sich die grüne Wiese mit fundierten Indizien, um aufzuklären und ignorante braune Hirne einen Strafzettel zu verpassen. „Nur gemeinsam lässt sich das globale Klima noch an die Zügel nehmen“, so Dr. phil. Metzger im Wissenschaftsmagazin >Sahnetorte des Geistes<. Die Erde wird wohl nicht mehr in einen jungfräulichen Zustand versetzt werden können, wie das beim Menschen durch Intimchirurgie möglich geworden ist, doch Wissenschaftler sehen sich auf einem guten Weg das Schlimmst noch zu verhindern.
**********gosto Frau
16.053 Beiträge
Klasse, lieber prickelnd29!

*spitze*

ruft

Luccio
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Per aspera ad astra
Acht vorgegebene Begriffe – braun, Wiese, Metzger, bräsig, Zügel, Strafzettel, Sahnetorte und Intimchirurgie (! uih) – setzten bei mir ihr Thema quasi selbst durch. Ich hielt nur noch das Skalpell und zog es durch ,-)
*cheerleading*


Per aspera ad astra

Kann mich kaum zügeln ... Schon wieder ein Strafzettel! Diese bräsigen Schmalspur-Provinzler! Nicht mal sieben Minuten war ich in der Konditorei A.S. Klepios. Mein großer Tag! Zerknülle das Knöllchen und balanciere meine in goldbraunes Seidenpapier gehüllte Tonkabohnen-Wiesenkerbel-Möhren-Sahnetorte mit Pflaumen-Feigen-Füllung, werfe meine gelborangefarbenen Helios-Mid-Heels in den Fußraum, jage den Motor meines Okeanos in den roten Bereich und düse bei Dunkelrot über die Kreuzung. Heute wird gefeiert! Elf Jahre! Was wie beim Metzger so grobschlächtig begann – meine sogenannte grün-blau-violette Phase unter Schmerzmitteln und Psychopharmaka ... Jetzt endlich können die Neuro-, die Plastische und natürlich die Intimchirurgie mich als ihr Meisterstück präsentieren. Es gibt kein vollkommeneres Geschöpf unter dem göttlichen Regenbogen. Ich bin es, Hedotranshermaphrodit. Der erste ultimative Poly-Amor.


7.2017©nyx
_
„per aspera ad astra” | lat. Redewendung: „Durch das Raue zu den Sternen”, auch „Über raue (unbequeme) Pfade gelangt man zu den Sternen”

.
*********ynter Frau
9.559 Beiträge
Sahnetorten gegen Obrigkeiten waren früher mal, heute fliegen große Pflastersteine und Molotow-Cocktails gegen die Organe des Staates. Eine ganze Stadt wird zur Spielwiese für sinnlose und brutale Gewalt gegen Menschen, Autos, Wohnungen und Geschäfte. Der sogenannte schwarze Block, den man wahrlich nicht mehr bräsig nennen kann, wird zum Metzger der Demokratie, denn berechtigte und bunt vorgetragene Kritik an dem zum Teil unerträglichen Gebaren der Despoten und Mächtigen der Welt verhallt ungehört. Untergegangen in den Explosionen auf den Straßen. Bürgerkrieg in Deutschland.
Man schaut die Nachrichten und fragt sich, wer hier eigentlich die Zügel in der Hand hat.

Und es sind diesmal nicht die Braunen, die Hass und Gewalt schüren. Die Linksautonomen, die sich für „gut und rechtens“ halten, betreiben katastrophale Intimchirugie an der empfindsamsten Stelle unseres Gemeinwesens, denn die Möglichkeit seinen Protest oder Widerstand jederzeit frei, aber friedlich kundzutun, ist in unseren Zeiten nicht mehr selbstverständlich. Mit einem Strafzettel ist es bei diesem Angriff auf uns alle, die wir friedliebende Demokraten sind, nicht mehr getan.
Doch es bleibt bei aller Fassungslosigkeit über die Geschehen in Hamburg, die Frage:
Warum in aller Welt muss so ein Gipfel in einer Großstadt stattfinden?
Wegen der zahlreichen 5 Sterne Hotels für die erlauchten Gäste?
****orn Mann
11.994 Beiträge
******nyx:
Per aspera ad astra

Fehlt nur noch das "nunquam retrorsum" ... niemals zurück! Für den ersten ultimativen Poly-Amor.

*spitze*
******s23 Frau
12.703 Beiträge
@Nina
Sowas von auf den Punkt gebracht!!!
Ganz große Klasse *g*
******nyx Frau
1.322 Beiträge
... denn die Möglichkeit seinen Protest oder Widerstand jederzeit frei, aber friedlich kundzutun, ist in unseren Zeiten nicht mehr selbstverständlich.


In der Tat, Nina_de_Wynter *top*, ein passend flammendes Wort zu einem neuralgischen Punkt unserer verwundbaren Demokratie. Freiheit ziellos und wie von Sinnen zu beanspruchen, ist einfach unerträglich.
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Aufarbeitung der letzten 2 Wochen,
also meine Strafarbeit. Here we go.

Warum?

G20 hin, Geldadel her, es ist etwas faul im Staate Dänemark, wie Marcellus geruhsam im ersten Aufzug von Shakespeares fundamentalem Werk „Hamlet“ sagt. Natürlich sprach er Englisch: „Something is rotten in the state of Denmark.“
Auch bei Marcellus ist es eher eine Art kräftige Ahnung, denn fundiertes Wissen. Ich vergleiche das immer mit dem Hören. Der Mensch hört in einem Bereich von 64 Hertz bis 23000 Hertz. Also junge Menschen. Im Alter nimmt insbesondere der obere Bereich rasch ab. Katzen zum Beispiel hören in einem Bereich von 45 bis 64000 Hertz. Unglaublich! Die hören förmlich das Gras wachsen! Mit dem Hören ist es ja nun vertüxt, beim Klabautermann. Der Mensch HÖRT nur bis 23000 Hertz, aber wenn man wie in einem Labor, den Frequenzgang beschneidet und zwar genau auf 23000 Hertz, klingt Mozarts Fünfte dumpf und so, als ob ein dicker Vorhang zwischen den Musikern und dem Zuhörer hinge. Man kann die Töne nicht wirklich erfassen, hört aber die Abwesenheit derselben.

So sehe ich das auch mit den Terroristen. Was haben wir bis jetzt außerhalb Syriens? Ich beginne einmal mit dem Überfall auf Charlie Hebdo im Januar 2015. 12 Tote, ein Anschlag auf ein Satire-Magazin. Dann vier Tage später eine Geiselnahme mit vier Toten, auch in Frankreich. Am 14. Februar war eine Diskussionsveranstaltung in Dänemark dran, im November dann die Anschlagsserie mit 129 Toten wieder in Frankreich. Im März 2016 die Anschläge in Brüssel mit 40(?) Toten. Im Juni wurde Joe Cox ermordet, im Juli der LKW-Anschlag in Nizza mit 85 Toten, im Dezember 2016 dann der LKW-Anschlag auf den Weihnachtsmarkt mit 12 Toten. Im März 2017 die Anschläge in London und Belgien mit 5 Toten, im Mai 2017 Manchester mit 22 Toten und im Juni wieder in London mit 8 Toten. Und das, Herrschaften, sind nur die Anschläge in Europa mit mehr als einem (!) Toten, von den Attentätern abgesehen. Schauen wir alleine die Anschläge in Deutschland an:
Dezember 2016 (Berlin): 12 Tote
November 2016 (Malaysia): 1 Toter
Oktober 2016 (Döbeln): 0 Tote
September 2016 (Dresden): 0 Tote
Juli 2016 (Würzburg): 0 Tote
April 2016 (Essen): 0 Tote
Februar 2016 (Hannover): 0 Tote
Oktober 2015 (Reker): 0 Tote

März 2011 (Frankfurt): 2 Tote (US-Amerikaner)
Februar 2007 (Dortmund): 1 Toter
Juli 2006 (Dortmund): 0 Tote

Die fettgedruckten Ziele sind mit islamistischem Hintergund ausgeführt worden, die anderen zählen zu den rechtsextremistischen Anschlägen. Aber… was ist angegriffen worden? Eine Aldi-Filiale, ein Gebetshaus der Sikh, eine Regionalbahn und eine Moschee. Alle anderen, egal ob rechts oder links, richteten sich gegen Personen. Von Besuchern eines Weihnachtsmarktes bis zu Soldaten.

Was ist hier los? Man stelle sich vor, man wäre ein IS-Attentäter und vollkommen verblödet. Nee, nicht verblödet, streichen wir das. Ich werde das überschwängliche Wort „radikalisieren“ vermeiden, weil es schwachsinnig ist unter der Knute der Gewalt. Denn wie soll das gehen? Sich „radikalisieren“, wie? Leute, die sich bei GZSZ anöden, einen Supermarkt kapern und gefrustet sind, weil sie mit 17 3/4 keinen Wodka bekommen, werden zu Selbstmordattentätern und billigen ihren eigenen Tod? Hallo? Jemand zuhause?

Ich persönlich glaube nicht, dass es in Deutschland Menschen gibt, die von Hartz 4 leben, total gefrustet sind, einen IQ knapp über Zimmertemperatur haben, trotzdem ins Internet gehen, sich von einem Salafistenmudschaheddinsblödmannsgehilfen quer anquatschen lassen und unter Aufgabe des Restverstandes fürderhin bereit sind, sich in die Luft zu sprengen. Oder aus Frust einen LKW in eine Menschenmenge zu fahren. Nein Leute, das glaube ich einfach nicht. So blöd kann einfach keiner sein, nicht einmal die bräsigen, braunen Metzgergehilfen der Reichsbürgerfraktion.
Ich glaube vielmehr, dass die Sahnetorte irgendeiner Intimchirurgie keinen Bock mehr auf ausgefranste (zensiert) oder schlaffe Lümmel zum aufzügeln hatte und sich der Forschung verschrieb. Und durch Zufall traf der ein Rezept für eine Tablette, die irgend ein geheimnisvolles Areal im Hirn eines jeden Menschen ausschaltet und ihn für Suggestionen nicht nur empfänglich macht, sondern die betreffende Person geradezu zwingt, sich dem Diktat des nächstbesten Menschen zu beugen.

Auf der Wiese der Eitelkeiten verkaufte er das Rezept, wurde daraufhin gekillt und vermodert irgendwo in hintertupfinger Forst ohne je einen Strafzettel gesehen zu haben. Der Käufer des Rezeptes (Name der Red. nicht bekannt) versteigerte die Hypnosedroge und der Käufer setzt sie munter nach Gutdünken ein.
Wie bitte? Wie… nein, wie kommen Sie, liebe Leser, nur auf die Idee, die ISIS hätte die Droge gekauft? Hallo? Jemand zuhause? Warum sollten die das tun? Deren Idee ist doch, Iran und Syrien zu entvölkern und einen Gottesstaat zu gründen. Was sollten die mit dem Zeug? Der IS, also wäre ich eine derart operierende Terror-Organisation, also wenn ich Terror verbreiten wollte, würde ich mir lohnenswerte Ziele suchen. Zum Beispiel G-7, G-20 oder G-Irgendwas. Ich würde Drohnen in den Reichstag jagen, die verhassten katholischen Kirchen sprengen (da ist ohnehin nie einer), Rathäuser attackieren und systemrelevante Objekte in die Luft jagen. Umspannwerke, AKWs, Landesbanken, Polizeischulen oder Kommunikationsnetzwerke. Das ist, was die IS macht. Den Quatsch mit 15 Toten in Deutschland seit 2006, die auf das Konto der IS gehen soll, glaubt doch keiner. Ernsthaft.

Wenn man der Sache auf den Grund gehen will, muss man sich Fragen stellen. Wer hätte denn etwas vom von den Medien aufgepusteten Terror, hm? Wer könnte das sein? Wäre ja mal eine Saalwette wert. Wem nützt es, wenn das Volk Angst hat? Angst davor, ein Anschlagsopfer zu werden, obschon die Wahrscheinlichkeit dafür in ähnlichen Regionen kreist, wie ein Lottogewinn. Also mit Zusatzzahl. Wer schürt diese Angst? Sind die Medien Bestandteil der Maschinerie? Und die Kernfrage: Wovon soll abgelenkt werden? Vom immer größer werdenden Elend der Unterschicht? Von der ewiglich enger werdenden Freiheit? Dem Beschneiden der persönlichen Deckung? Immer wieder wird nach Anschlägen, einem pawlowschen Reflex gleichend, nach härteren Strafen gerufen, nach Fingerabdrücken in Personalausweisen, nach Videoüberwachung an allen Ecken, nach mehr Polizei, nach wasweißichdenn. Alles Dinge, die die Schafe im Zaum halten sollen und nicht einen Anschlag verhindert. Kernfrage zwei: Wer ist die graue Eminenz im Hintergrund, die am Meisten davon hat? Im Hinblick auf den Terror in Hamburg der letzten Tage ist die IS doch Kindergeburtstag. Wenn sie es denn gewesen ist, woran ich allergrößte Zweifel hege.

Tom
****orn Mann
11.994 Beiträge
Eskalation
Toller Beitrag, liebe Nina! *top2*

*********ynter:
Doch es bleibt bei aller Fassungslosigkeit über die Geschehen in Hamburg, die Frage:
Warum in aller Welt muss so ein Gipfel in einer Großstadt stattfinden?
Wegen der zahlreichen 5 Sterne Hotels für die erlauchten Gäste?

Durchaus, ja! Hamburg ist eine hammergeile Stadt und es allemale wert, dass sich die Welt dort trifft. Die Hotels bekommen die Meisterleistung gebacken und die Elbphilharmonie erst recht - Weltstadt-gerecht.
Deutschland als Gastgeberland hätte den Gipfel ebenso in Berlin, München, Stuttgart oder Frankfurt abhalten können, es wäre zu den selben Ausschreitungen gekommen, denn knapp 2.000 gewaltbereite Militante und Extremisten hätten sich auch dort eingefunden, um massiv zu randalieren.

Dass sie dies ausgerechnet im Schanzenviertel taten, einem Wohn- und Künstlerviertel mit sehr viel Einzelhandel, kleinen Läden, Shops und Kleingewerbe am Schulterblatt, war abzusehen. Hier hat das ungeheure Polizeiaufgebot viel zu spät eingegriffen. Mir tun all die Leute, die Anwohner leid, die dort leben und wohnen und mit all dem Terror rein gar nichts zu tun haben. Die Angreifer kamen aus der gesamten Republik und auch aus dem Ausland angereist.

Das Netz ist voll mit Videos, Interviews mit Leuten aus der linken Szene und auch mit dem "schwarzen Block". Aber auch von erschütterten und entsetzten Bürgern, Anwohnern und Betroffenen.

Über Sinn und Unsinns des Gipfels mag man geteilter Meinung sein, streiten und auch demonstrieren, aber solcherlei Exzesse sind nicht tolerierbar!

Bilder, die uns auch erreicht hätten, wäre das Treffen der Staats- und Regierungschefs in Paris, Amsterdam, Brüssel, London oder Rom abgehalten worden. Eben da, wo die freiheitlich-demokratische Grundordnung das Demonstrations- und Versammlingsrecht zulässt.

Cool fand ich das Interview mit dem Bürgermeister aus New York, Mr. Bill de Blasio,der während der Abschlusskundgebung einer (friedlichen) Großdemo auf dem Hamburger Fischmarkt gesprochen hatte. Über Trumps Haltung zum Klimagipfel. *spitze*
**********Engel Frau
25.297 Beiträge
Gruppen-Mod 
@**m
Ich habe so den Verdacht, Du hast die gerade abgelaufene Staffel von "House of Cards" angeschaut. *zwinker* Bei der ich mich immer mehr wundere, dass sie die Amis überhaupt noch zulassen. *lol*
Eine tolle Betrachtung, die Du aus den 16 (? ich habe nicht aufgepasst) Worten gebastelt hast. *top*

Auch alle anderen Geschichten sind mal wieder klasse!
Ich kann nicht mehr auf alle eingehen, das waren zu viele inzwischen. Nur, was ich heute nachgelesen habe.

@**na
Ja, Du sprichst glaub ich uns allen aus der Seele. Offen und kraftvoll. Danke!

@**xe
Du Hedotranshermaphrodit, welche Pillen waren schuld an dieser ach so bunten Selbstbetrachtung? *lol*
****orn Mann
11.994 Beiträge
**********Engel:
@**xe
Du Hedotranshermaphrodit, welche Pillen waren schuld an dieser ach so bunten Selbstbetrachtung? *lol*

Klasse, lieber Gefallener Engel! *top2*
*haumichwech*
Solche Pillen würd ich doch glatt auch mal ausprobieren. *lol*
Metzgers Sahnetorte (14 Tage)
Er weiß, dass die Frau hinter dem Tresen es lieber derb mag. Oft genug hat er beobachtet, wie SIE auf die Anmache von Männern reagiert. Er selbst hat sie noch nie angebaggert. Dafür hat er zuviel Respek vor ihrt. Okay. Schüchtern ist er auch. Ausserdem: Was kann so eine lecker Sahnetorte schon von einem einfachen Metzger wie ihm wollen? Einem, der Abend für Abend bräsig im Eck sitzt und seine Stimme nur erhebt, um alle halbe Stunde ein neues Pils zu bestellen?

Nun. Einmal hat er die Stimme erhoben. Als diese schleimige Type ihr im Vorbeigehen an den Arsch gelangt hat. Er ist wortlos aufgestanden, hat den Kerl am Kragen gepackt, hochgehoben und vor der Kneipentür fallengelassen.
Plopp. Fuß verstaucht und stumm weggehumpelt. War auch besser für ihn. Ein freches Wort und er hätte diesen Deppen zerquetscht, wie seine Oma dazumal Kartoffelkäfer. Als er dann wieder an seinem Platz saß, hat sie ihn zuckersüß anlächelnd ein frisches Pils hingestellt.

" Danke! Deine Rechnung geht heute auf mich!"

Seither hat er Einschlafprobleme.
Mehrmals in der Nacht wacht er mit einer schmerzhaften Riesenlatte und völlig nassgeschwitzt auf. Morgens, wenn der Wecker ihn aus den Träumen reißt, würde er lieber weiter mit ihr auf der Wiese liegen bleiben, sich ganz fest anschmiegen und sie zügellos burschikosen, anstatt Kalbsköpfe mit toten Augen abzutrennen. Und dort unsinniger- und gefährlicherweise von ihr träumen.

Heute morgen war es besonders schlimm. Beim Erwachen lag er mitten auf einer Kreuzung und der Verkehr brandete sexspurig um ihn herum. Sein Phallus war ein machtvoller Baum. In seiner Krone mit den herzförmigen Blättern zwitscherten hunderte von Vögeln in ihren braunen Nestern bunte Lieder.

Beim zweiten Weckerklingeln verdunkelten Wolken den Himmel und eine Politesse heftete einen Strafzettel an dem Stamm.
"Hier ist absolutes Halteverbot, sie Lüstling! Sie liegen genau auf dem zentralen Zebrastreifen. Wenn hier jeder so zügellos in den Himmel wichsen würde, käme niemand mehr rüber. Machen sie sofort für SIE den Weg frei oder ich gebe ihren Stammbaum zur Amputation frei! In der Intimchirurgie sind allerhand harte Betten und trockene Schwestern frei - die warten nur auf so jemanden wie sie!"
Als ich daraufhin den Kopf drehte, stand SIE nackt am Straßenrand und winkte mir freudig zu. Eine Kettensäge heulte auf, und ...
Nun klingelte der Wecker das dritte Mal und seither hat er sich schon zweimal beim Filetieren geschnitten.
"Wenn ich Feigling nicht genau wüsste, was mir der Traum sagen will, würde ich Dr.Sommer anrufen und ihn um Rat fragen. Auf alle Fälle bin ich so der Chirurgie näher, als mir lieb ist."

Vielleicht sollte er erst einmal ein paar Tage zuhause bleiben ... Also abends.

Nein?!?
**********Engel Frau
25.297 Beiträge
Gruppen-Mod 
Olove ... *lol* *top*

Ich habe die Ehre, die neuen acht Wörter, die heute rueckenwind_69 spendet, in Vertretung für sie einzustellen, da sie gerade keine Zeit hat.

• Efeuranke
• Ministerpräsident
• verhungern
• überfressen
• Irrenanstalt
• benommen
• Retoure
• nachglühen

Viel Vergnügen! *g*
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Also
ich muss ja mal sagen...... die Kombination "Ministerpräsident" und "Irrenanstalt" geht gut zusammen *haumichwech*
"Benommen" ist eine sehr schöne Metapher zum geistigen Zustand der Politiker, "verhungern" trifft das, was der Normalbürger erfährt, während "überfressen" wieder das trifft, was die Obrigkeit lebt.
Nun... wenn ich die niemals totzukriegende Efeuranke am Fenster betrachte, habe ich eine direkte Assoziation zur politischen Obrigkeit und würde alle meine Gedanken Retoure schicken oder vor-und-nachglühen in einem Abwasch erledigen. Aber soviel Alkohol gibt es nicht auf diesem Planeten...
Was mich sicherlich nicht von einer eingehenden Untersuchung von Scotch abhalten würde...


Tom
**********henke Mann
9.638 Beiträge
Na,...
... das wird lustig. Ich verspreche eine neue Lieferung von Kommisar Granges Abenteuern spätestens morgen gegen 6.30 Uhr *g*
**********Engel Frau
25.297 Beiträge
Gruppen-Mod 
Opa Peter
"Das ist ein sehr schöner Park, Opa", sagt Patrick, während er beim Spaziergang mit Opa Peter diese großen, alten Bäume bestaunt, die die satten grünen Wiesen schmücken. "Diese Bäume müssen doch mindestens 200 Jahre alt sein!"
"Ja ...", sagt Opa Peter nachdenklich, "müssten sie, Patrick, müssten sie."
"Warum sagst du müssten? Sind sie das denn nicht? Schau sie doch an, die dicken Stämme mit ihren tiefen Falten, von Efeuranken umwachsen, die auch schon recht alt wirken."
"Ja, so könnte man denken, wenn man sie anschaut, nicht wahr? Die sind gut gemacht."
"Gemacht?", fragt Patrick nach, bleibt stehen und schaut seinen Opa erstaunt und neugierig an.
"Sie sind nicht echt, lieber Patrick. Vor etwa 30 Jahren hatten sie es geschafft, all diese alten und wunderschönen Bäume auszumerzen. Die Parks mussten neuen Gebäuden weichen, immer mehr neue Straßen wurden gebaut, die Natur wurde zubetoniert. Angeblich wegen des Fortschritts. Die Gebäude sollten neue Wohnungen geben für Menschen, die in Wohnungsnot waren. Es waren meistens Eigentumswohnungen, die sich nur reiche Menschen leisten konnten. So blieb die Wohnungsnot weiterhin bestehen. Die Straßen wurden jedoch immer weniger befahren, da die Autos nicht mehr in die Städte durften wegen der Schadstoffe. Diese wurden nicht mehr abgebaut, da keine Bäume mehr da waren, die Sauerstoff lieferten."
"Haben die das denn nicht gemerkt? Warum hat man das damals nicht geändert?"
"Sie haben es gemerkt, als es zu spät war. Sie waren viel zu lange wie benommen durch ihre Macht- und Geldgier. Die Retoure kam schleichend, aber mächtig. Sie konnten es nicht mehr ignorieren, das Volk wehrte sich. So pflanzten sie neue, junge Bäume. Die irgendwann eingingen, sie konnten nicht überleben. Dann kam eines Tages eine innovative und zukunftsweisende Firma auf diese Idee mit den künstlichen Bäumen. Um das Volk zu beruhigen, wurden Millionen investiert. Wie du siehst, haben sie das ganz gut hinbekommen. Nur das Fühlen, wenn man einen solchen Baum berührt, das konnten sie nicht künstlich herstellen."

Patrick wird sehr still und nachdenklich und sie gehen langsam weiter ihres Weges durch den Park.

"Opa?"
"Ja, mein Junge?"
"Hm ... gab es denn keine Demonstrationen dagegen? Keine Kundgebungen oder Volksabstimmungen? Ich habe gelesen, dass es früher so etwas gab."
"Oh doch, Patrick, das gab es schon. Aber die Demonstrationskultur änderte sich leider auch im Laufe der Zeit. Immer mehr gewaltbereite Menschen kamen dazu, denen es nicht mehr um eine Änderung zum Positiven ging, sondern nur darum, alles kaputt zu machen und Gewalt zu verbreiten. Die Menschen der Welt waren damals so zerrissen. Die einen waren überfressen und dachten nicht mehr nach vor lauter Wohlstand und Langeweile, während in direkter Nachbarschaft andere verhungerten und als lästiges Übel angesehen wurden."
"Aber warum haben denn diejenigen, die in Wohlstand lebten, nichts abgegeben an die Armen?"
"Tja, mein Junge, diese Frage wird wohl auf diesem Planeten nicht mehr geklärt werden, solange er noch existiert."

Es folgt wiederum nachdenkliche Stille.

"Sag mal, Opa, du warst doch damals - wie hieß das nochmal? - Ministerpräsident, oder?"
"Ja, das war ich."
"Hättest du da nicht etwas ändern können? Hattest du nicht die Macht dazu?"
Opa muss leise, mit hörbar sarkastischem Unterton, lachen.
"Ach Patrick, das war damals nicht so einfach. Man konnte einen Antrag einreichen, was ich des Öfteren getan habe, aber dieser wurde meistens von den Mächtigen abgelehnt. Das brachte ja kein Geld, sondern kostete nur. Ging man weiter und gab nicht nach, so wie ich, kam man irgendwann hierher. Burn out nannte man das dann. Schau dir mal die Gästeliste dieser 'Seniorenresidenz' an. Wir haben hier einige ehemalige Ministerpräsidenten. Vor vielen Jahren nannte man diese Einrichtung noch Irrenanstalt."
"Hm ...". Mehr weiß Patrick in diesem Moment nicht zu sagen. So hat er dies alles bisher noch nicht betrachtet.

Patrick und Opa Peter gehen nachdenklich weiter durch den Park, ohne wahrzunehmen, dass der Weg inzwischen eine Kehrtwende zurück eingeleitet hat. Die Mauer ist gut versteckt hinter künstlichen Büschen.

Plötzlich ruft Patrick aufgeregt: "Oh schau! Da ist ein einzelnes Gänseblümchen mitten in der Wiese! Ich kenne das aus Büchern! Lass uns bitte hingehen, ich möchte es aus der Nähe anschauen."

Sie treten auf die Wiese - ignorieren dabei natürlich das Verbotsschild "Betreten verboten", ein Relikt aus alten Zeiten, das überlebt hat - und nähern sich dem einsamen Blümchen. Opa Peter beugt sich hinab und berührt sanft das Gänseblümchen. "Hm ... das ist interessant. Es ist tatsächlich echt. Wie schön. Ein Nachglühen der Natur nach dieser langen Zeit oder gar ..."
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