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Dirtytalk & Kopfkino
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Kann man lieben ohne zu lieben?24
Dieser Satz aus dem Radio hat mich gerade stutzig gemacht. Ja.
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Geschichtenspiel_Teil_41

**********Engel Frau
25.297 Beiträge
Gruppen-Mod 
*haumichwech*
Was für köstliche Geschichten! *top*

Hach ... und die Leckmuscheln ... welch schöne Kindheitserinnerung. *g*
**al Paar
195.235 Beiträge
JOY-Team 
Die kleine Farm
burschikos*
anschmiegen*
Wolken*
machtvoll*
Halt*
anlächelnd*
Kreuzung*
Kartoffelkäfer*

Irgendwo im Nirwana der unendlichen Weite der Wüste Colorados fuhr Patos mit seinem Käfer über einen holprigen Weg, der hier in der Gegend als mittelprächtig ausgebaute Landstraße bezeichnet wird. Ein machtvolles "Klatsch" ließ ihn erneut wissen, dass irgendein Insekt auf seiner Frontscheibe sein Leben ausgedrückt hat. "War mit Sicherheit wieder einer der vielen Kartoffelkäfer, die wie Ungeziefer über unsere Ernte herfallen..." murmelte er mit einem grimmigen Blick, "...geschieht dir Recht!". Seine Überlegung, dass ein kleiner Käfer sein Ende auf dem Glas eines großen Käfers gefunden hat, zauberte ihm letztlich doch noch ein sanftes Grinsen ins Gesicht.

Die am Horizont von der untergehenden Sonne in ein weiches Rot getauchten Wolken gaben ihm zu verstehen, dass er bei seinem vierrädrigen Freund doch nochmals machtvoll auf das Gaspedal treten musste, damit er rechtzeitig in die Arme seiner Loralie fallen kann.

Seine Loralie, eine Frau nach seinem Geschmack! Anschmiegsam, sanft, immer ein Lächeln auf den so weich und erotisch geformten Lippen, die für ihn allein schon eine Offenbarung waren. Zudem liebte Patos die wenigen Momente, in denen sie sich mit einem burschikosen Lächeln mit den Händen durch ihre Haare fuhr und den Kopf nach hinten warf. Was für ein Weib! Wie würde sie ihn anlächeln, wenn er gleich vor ihr stand, viel früher als eigentlich geplant...

Nur noch eine Kreuzung trennte ihn von der Abfahrt zu ihrer weit außerhalb gelegene Farm. Vorsichtig tastete er sich an die Haltestelle, schmiegte seine kraftvollen Hände an sein Lenkrad und trat das Gaspedal durch.

Schon aus der Entfernung konnte er sehen, dass der Hof ihrer Farm hell erleuchtet war und voller Fahrzeuge stand...
**********Engel Frau
25.297 Beiträge
Gruppen-Mod 
*schock*

Was ist da los? Geht es weiter?
Lass mich jetzt nicht mit diesem Rätsel stehen!
Ich bin Happy-End-Fan!!
Bug Blues
Der junge, sehr dunkelhäutige Mann saß an der Kreuzung und zählte die Kartoffelkäfer. Es schien ein aussichtsloses Unterfangen, denn Myriaden dieser kleinen, gelbbraun gestreiften Schädlinge wimmelten auf den grünen Blättern herum. Die Sommerhitze ließ die Luft flirren und vom wolkenlosen Himmel stach die Sonne mit einer Inbrunst, dass Patrick Washington das Wasser in Strömen über die pechschwarze Haut lief.

Er gab die vergeblichen Versuche auf, die Anzahl der Kartoffelkäfer zu taxieren, öffnete den braunen, abgewetzten Instrumentenkoffer, nahm die alte Gitarre heraus und begann, sie zu stimmen. Das Griffbrett schmiegte sich in seine schwielige Hand, als wäre es allein für ihn gemacht worden. Ein erster Ton jaulte über die trockene Ebene, in der nur diese neuartigen Pflanzen standen, ein Geräusch, das an das Heulen eines fernen Güterzuges erinnerte.

Er erhob sich, öffnete den Mund und entblößte eine Reihe blendend weißer Zähne. Aus seiner Kehle kam ein gutturaler Laut, gleichzeitig begann sein rechter Fuß, den Takt zu stampfen. Die Gitarre unterstützte seinen Gesang mit dumpfen, rhythmischen Akkorden.

„Hey Porter, hey Porter, would you tell me the time…”

Einige der Insekten, die bis eben damit beschäftigt gewesen waren, die Ernte zu dezimieren, hörten auf, sich zu bewegen. Fast schien es so, als würden sie ihre Aufmerksamkeit der Musik zuwenden, die unerwartet, laut und machtvoll von dem kleinen Kreuzweg her erklang. Der tiefschwarze Mann schloss seine Augen und beugte seinen Oberkörper vor, er wirkte, als würde er in einem der kleinen Läden in der Bourbon Street auftreten. Beinahe burschikos lächelte er den aufsteigenden Schwarm aus Käfern an, der sich von den übriggebliebenen Blättern löste und sang weiter.

„How much longer will it be
'til we cross that Mason Dixon Line?”

Mit den Worten begann er, sich in Richtung des großen alten Flusses zu bewegen. Die Saiten seines Instrumentes gerieten mehr und mehr in Schwingung und seine Stimme wurde lauter.

„At daylight will you tell that engineer to slow it down;
Or better still, just stop the train
'Cause I want to look around.”

Er wanderte singend und unverdrossen auf den Mississippi zu, verfolgt von einer brummenden Wolke, die aus hunderttausenden gelbbrauner Käfer bestand und spielte sich dabei die Seele aus dem Leib, so, wie sein Vater es ihm beigebracht hatte, der diese Kunst wiederum von seinem Vater gelernt hatte. Und er sang, so laut er konnte. So, dass ihn alle Kartoffelkäfer hören mussten.

„ Hey Porter! Hey Porter!
Please open up my door.
When they stop this train I'm gonna get off first
'Cause I can't wait no more.”

Er blickte nach oben. Die Käfer wallten und wogten über ihm und kurz wollte ihm ein Schauer über den Rücken laufen. Aber die Sonne brannte erbarmungslos herab, es gab keinen Platz für Kälte. Er schritt einher, stetig, ohne Halt. Bis er den Fluss erreichte. Die gequälten, langgezogenen Schreie, die er immer wieder seiner Gitarre entlockte, schienen die Insekten in eine wahre Trance zu versetzen. Sie flogen hinaus aufs Wasser, beinahe in die Mitte des breiten Stromes. Und Patrick Washington beendete sein Lied heiser, wie mit letzter Kraft.

„Tell that engineer I say: Thanks a lot. I didn't mind the fare.
I'm gonna set my feet on Southern soil
And breathe that Southern air.”

Sein Gesang brach ab und das Instrument verstummte, gleichzeitig. Die Wolke aus Kartoffelkäfern hielt kurz inne, dann stürzten die armen Tiere gemeinsam in die Fluten des Ol’ Man River und starben einen schnellen Tod.

----

„Danke, Massa!“

Der sehr schwarze, junge Mann grinste mit vielen, blendend weißen Zähnen, als er die vier Dollar einsteckte, die ihm der Farmer widerwillig gezahlt hatte.

Und da sollte noch einmal jemand sagen, mit Blues ließe sich kein Geld verdienen. Patrick Washington jedenfalls war sich sicher, dass er ein gutes Auskommen haben würde, solange die Pflanzer dumm genug waren, Kartoffeln statt Baumwolle anzubauen.
**********henke Mann
9.638 Beiträge
Grange - Am Ziel
Granges Renault Modus stand außen und innen geputzt vor der Tür. In seiner goldenen Farbe mit den schwarzen Zierleisten wirkte er wie ein überdimensionaler Kartoffelkäfer.

Arnold half, die Kiste mit dem Gewehr in der hohlen Krücke und den Koffer mit der Pistole zu verstauen, gab Grange seine Dienstmarke zurück und zeigte ihm eine nette Kleinigkeit, die er im Kofferraum eingebaut hatte – eine Miniküche. Ein Gaskocher, eine winzige Mikrowelle, ein kleiner Kühlschrank und passendes Geschirr machten den Kommissar unabhängig von Unterwegsstationen und reduzierten dadurch die Gefahr, dass er „getraced“ würde. Eier, Bacon, baked beans, mehrere Dosen Pottkieker-Linsen- und Kartoffelsuppe, Dosenbrot, löslicher Kaffee, 30 Liter Wasser... Grange merkte, dass sie ihn sehr genau studiert hatten.

Er nahm Arnold den Autoschlüssel ab und ließ sich in das Polster des Fahrersitzes sinken, sanft schmiegte es sich an seinen Rücken. Er trat die Kupplung, drehte den Zündschlüssel und der Wagen sprang sofort an. Sanft ließ er die Kupplung kommen, nachdem er die Handbremse gelöst und den ersten Gang eingelegt hatte. Jetzt begann seine Jagd.

Die letzten Spuren des Hackers wiesen nach Kroatien, Grange schlug den Weg nach Süden ein und als er auf die Autobahn auffuhr, hatte er schon einen Plan. Sich selbst im Spiegel anlächelnd rollte er Kilometer um Kilometer ohne Kreuzung und ohne Halt, leise summte er zu den Liedern der CD mit afrikanischer Musik, deren Melodien er auswendig kannte. Hin und wieder hielt er an, kochte sich einen Kaffee in seiner Miniküche, aß in der kleinen Pfanne gebrutzelte Schinkenstreifen und Bohnen, stilvoll auf sich selbst auf einer weißen Tischdecke auf dem Rastplatztisch kredenzten Papptellern, über sich nur die Wolken. Dann und wann fuhr er von der Autobahn ab, stellte sich auf einem Autohof zwischen die LKW und schlief auf Arnolds Spezialeinbau – dem Fahrersitzwandelbett – den Schlaf der Gerechten.

Drei Tage später war er in Zagreb. In der Nähe der Arena suchte er sich einen Parkplatz, auf dem auch andere Autos mit deutscher Nummer standen und er erkundete die Stadt zu Fuß. Schnell fand er sich zurecht, Gornji Grad, die Standseilbahn, die Unterstadt. In Sesvete wurde er fündig. Die IP-Adresse des WannaCry-Programmierers ließ sich eindeutig einem Gebäude im grünen Teil des östlichsten Zagreber Stadtbezirkes zuordnen. Ein burschikoses Pistolenattentat fiel damit aus. Grange grübelte, wie er es anstellen sollte, dass jeder sofort wusste, das der tote Hacker nicht Opfer eines Jagdunfalles geworden war.

Zuerst aber musste er das Haus auskundschaften. Einen ganzen Tag verbrachte er damit, als Ornithologe getarnt. Dort war also die Garageneinfahrt, und im Erker des Salons im ersten Stock stand ein Schreibtisch mit Computer, der Hacker programmierte in C#. Was sagte der Sniffer? Aus dem Haus kam enormer Traffic, und der größte Teil war nur schwach verschlüsselt. Wo war noch mal die Schaltfläche für die De-Crypt-Funktion?

Nach zwei Tagen hatte Grange den Beweis, dass hinter der Scheibe des Erkerfensters der größte Feind des freien Internets hockte. Er kannte seinen Tagesablauf, die Gewinne seiner Tarnfirma, seine Nutten und seinen Koks-Dealer. Ob er ihn nicht doch lieber mit gepanschtem Kokain...Doch das wäre keine machtvolle Demonstration gewesen. Jeder Hacker auf der Welt sollte durch dieses Urteil erfahren, dass sie nirgendwo sicher waren und das Judge Grange sie alle finden würde.

Er lächelte bei dem Gedanken und gleichzeitig träumte er davon, dass ihn die Dame in Blau wieder an die Kandare nehmen würde. Er war der glücklichste Mensch der Welt.
In Ermangelung
der Fähigkeit, klickenderweise direkte Komplimente geben zu können, einfach an dieser Stelle mal ein *bravo* an jeden einzelnen von euch tollen Künstlern!

Es macht Spaß, sich in einer solchen Runde zu präsentieren - soviel schöne Ideen, so kreativ umgesetzt, amüsamt und gut zu lesen *g*

Ja, und ich bin immer wieder baff, wie schnell ihr die Geschichten "aus dem Hut zaubert".

Und natürlich auch vielen Dank für all die *danke*, die ich von euch erhalten habe...
*********ynter Frau
9.559 Beiträge
„Nein, nein, nein!“, donnerte die Stimme der Gouvernante machtvoll durch den Raum und die Eleven erstarrten als wären sie Salzsäulen.

„Habe ich euch etwa gelehrt wie eine Horde Kartoffelkäfer über euer Essen herzufallen?“, rügte sie. „Oder eher ruhig und gesittet zu warten bis die Reihe an euch ist und dann einen –ich betone- einen Schlag des jeweiligen Schüsselinhalts auf eure Teller zu geben. Als dann mit der rechten das Messer und mit der linken Hand die Gabel zu ergreifen und schließlich mit geschlossenem Mund kleine Bissen zu kauen und dabei nicht die Backen aufzublasen als wärt ihr Ochsenfrösche. So essen wir!
Wer hat euch bisher nur erzogen? Ferkel im Stall benehmen sich besser als ihr!
Das schreit ja geradezu nach einer Züchtigung!“

Alle Angesprochenen duckten sich weg und wünschten sich, nun in ein Mäuseloch zu passen. Verlegen rutschten sie auf ihren Bänken hin und her. Ihr Blick strich ausgiebig und mit aller gebotenen Strenge, so als würde sie sich an der Furcht der Anwesenden weiden, über die Schar ihrer Schutzbefohlenen.

„Du da!“, zischte sie und deutete auf einen der älteren Zöglinge, „streck deine Hand vor!“

Zögerlich und mit ängstlichem, haltsuchendenden Blick erhob sich das Opfer und gehorchte, denn Widerstand war zwecklos. Im Gegenteil. Ungehorsam bzw. eine weitere Respektlosigkeit würden unweigerlich eine noch härtere Strafe nach sich ziehen. Zum Beispiel seiner Kleidung entledigt in den gefürchteten Karzer - bei Wasser, hartem Brot und dem unerbittlichen Gespött der anderen sowie deren feixenden Blicken durch das Gitter ausgeliefert.
Vielleicht über Stunden oder den ganzen Tag lang.
Da fügte man sich besser und ertrug die Strafprozedur wie ein Mann. Das sirrende Geräusch eines durch die Luft sausenden Rohrstocks erfüllte Gänsehaut erzeugend den Raum. Dumpf klatschend traf er mehrfach sein Ziel - die empfindlichen Fingernägel während sie höhnte:
„Na?! Jetzt sind wir aber nicht mehr sonderlich burschikos, was?“

Der Betroffene nickte langsam während der brennende Schmerz unter seinen Nägeln wütete und das lodernde Feuer zuerst seine Hand und schließlich seinen ganzen Körper rauschhaft erfasste. Kurz schloss er seine Augen und atmete tief ein und aus. Eine bestimmte Region seines Körpers reagierte unangemessen lustvoll.
Verzweifelt versuchte er, die verräterische Ausbeulung an verbotener Stelle zu verbergen, denn auch darauf hätte sie eine passende Antwort. Endlich brachte er sowohl eine leise Entschuldigung seines unmöglichen Verhaltens als auch einen gehauchten Dank für die nötige Korrektur seiner inneren Einstellung hervor. Jeder im Raum schien die Verwandlung, die sich in ihm vollzog, zu spüren.
Natürlich auch sie. Atemlose Stille herrschte, sowie die bange stumme Frage in den Köpfen, was als nächsten geschehen würde.

Die unerbittliche Kreuzung aus Bluthund, Scharfrichter und Quälgeist in Personalunion vor ihm lächelte ihn nun zufrieden an. Er nahm die Farbe ihrer Pupillen hinter der schwarzgerandeten Brille wahr und er vermeinte über duftigen Schäfchenwolken zu schweben. In seiner Fantasie löste sie ihr schwarzes Haar aus dem gestrengen Dutt, öffnete betont langsam die Knöpfe ihrer hochgeschlossenen, weißen Bluse, so dass er ihre blasse Haut und den Ansatz ihrer kleinen festen Brüste sehen konnte.
Ihm stockte der Atem und ein Keuchen drang über seine Lippen.
Nun schmiegte sie ihren schlanken Körper an den seinen und rieb sich an ihm während ihre vollen Lippen seinen trockenen Mund berührten.

Der Rohrstock krachte laut splitternd vor ihm auf den Pult und er zuckte schreckhaft zusammen. Zurück im hier und jetzt, hatte er gar nicht gemerkt, wie die Zeit seit dem Mittagessen verstrichen war. Wie in Trance war er gewesen und unvermittelt für ihn stand der erboste Pfarrer vor ihm, im jäh unterbrochenen Religionsunterricht, dessen Thema von der Bürde alles Geschlechtlichen, Eva und der teuflischen Schlange handelte. Der ihn gehörig ausschalt und sündiger Gedanken bezichtigte.
Er packte den Knaben am Schlafittchen und schleifte ihn unsanft hinter sich her in den Beichtstuhl. Das Entsetzen des heiligen Mannes zeigte sich in der Strafe. Diese perversen Gedanken mussten dauerhaft ausgetrieben werden! Es galt eine unschuldige jugendliche Seele vor dem Teufel und seinen Versuchungen zu retten: Für den Rest des Tages also knien auf dem harten Steinboden der Internatskapelle und hundertmal den Rosenkranz beten, anschließend eine Politur seines Hinterteils mit einem neuen Stock und ohne Abendbrot zu Bett. Als besondere Demütigung in Anwesenheit der Gouvernante.

Ob das gegen die aufgekeimte bizarre Neigung und das Leiden der brachial unterdrückten Lust geholfen hat? Vermutlich nicht.
Aber so rigoros ging es bis vor gar nicht so langer Zeit in den Schulen, den meist kirchlichen Internaten oder Kinderheimen zu – oder dachten Sie, Sie werden gerade Zeuge einer Sklaven-Erziehungsmaßnahme in einem Domina-Studio?
Tztztz.
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Draußen nur Kännchen!
Diesmal brachten mich die acht vorgegebenen Begriffe (Danke, Coleen *blume*) – burschikos, anschmiegen, Wolken, machtvoll, Halt, anlächelnd, Kreuzung und Kartoffelkäfer – dazu, in ganz verschiedene Richtungen schreib-durch-brennen zu wollen ...

und letztlich doch ein Schicksal zu betrachten, das eng mit einem Deich zusammenhängt. Das drückte mir dann auch einen Dichter aufs Auge, aber daran ist bloß der Käfer schuld ,-).
*bug*



Draußen nur Kännchen!

Dörte sitzt draußen. Sie schaut auf die Weser. Das Sonnenlicht zittert mit dem Kräuseln des in bogigen Linien verlaufenden Wassers. Sie weiß um den mäßigen Seitenwind, ist schnell und weit gegangen, immer auf der Deichkrone entlang.

Sie hatte die wogenden Ähren in der Ferne gesehen und die Halme gespürt durch ihre leichten Sohlen, die sich büschelweise immer erst unwillig biegen und dann doch umknicken unter der Last der Schritte. Der Wind zerrte linksseitig sanft an ihr, erwischte einzelne Strähnen ihres Haars, wenn er auffrischte und ruppiger, fast böig wurde und pfitzte sie ihr unerbittlich ins Gesicht, wenn die Deichlinie den Fluss nachahmte, mehr nach Osten mäanderte oder wenn sie Halt machte und sich umwandte.

Dörte dehnt sich, reibt ihr linkes Ohr, betrachtet den Fluss und den schnellen Flug der wie zerrissen wirkenden Wolken. Sie streckt die Beine aus, dreht die Füße nach außen. Ihr rechtes Fußgelenk schmerzt ein wenig. Eine unvorhergesehene Rille, überwuchert, nicht selten mit Wasser gefüllt, wie sie das Profil mannshoher Treckerreifen an den Kreuzungen zu den asphaltierten Feldwegen gerne hinterlassen. Alle fahren diese modernen Riesendinger inzwischen. Kein Wunder, gibt es doch im Aller-Weser-Dreieck nur noch wenige Großbauern, die in der Landwirtschaft ihr Auskommen finden. Nur Dreschergiganten lohnen sich in der Erntezeit, sie laufen im Dauereinsatz dann und machen zügig Fläche. Dörte mag ihre weithin sichtbare Silhouette am Horizont, den sichelförmigen Drescherstaub, den sie hinter sich her ziehen, ihre kantige, meist hellgrüne Front. Auch wenn sie leider höher wirken als die wenigen übrig gebliebenen Windmühlen, deren dunkle Kontur einst als machtvoller Solitär im Abendlicht stand.

Sie kennt sich aus, auch mit Landmaschinen, war oft bei einer der Vertretungen von Claas Niedersachsen. Meist der nächsten, der Niederlassung Weser-Ems, wenn mal wieder ein kleineres Ersatzteil sofort herbeigeschafft werden musste. Warum denke ich nur daran? Als hätte ich nichts Wichtigeres im Kopf! Sie dreht denselben, als sie die entschiedenen Schritte der Bedienung im mit Unkraut durchsetzten Kies auf sich zukommen hört.

„Einen Kaffee bitte.”

Die rotgesichtige Fahlblonde schüttelt ihren kurzen Schopf, stützt mit leicht entnervter Geste eine Hand auf die Hüfte und zeigt auf einen Aufsteller, der an der Hauswand neben dem Durchgang zum doch etwas übertrieben als „Weserterrasse” bezeichneten Biergarten lehnt. Dort steht der eindeutige Hinweis. Mit Ausrufezeichen, doppelt und doppelt nachgezogen.

„Dann bringen sie mir eben ein Kännchen.”

Dörte ist nicht danach zumute auf diesen besonders sparsamen Einsatz von Geste und Wort einzugehen, der die Landfrauen zwischen Hannover und Bremen leicht von zupackend burschikos über die Grenze und hinein in die Unfreundlichkeit katapultiert. Sie ist mit sich beschäftigt. Sie denkt über Henning und Heiner nach.

„Und einen Cognac bitte!”, ruft sie ihr hinterher. Versucht am Rücken der Frau wenigstens ein zustimmendes Zucken zu erkennen bevor diese im Gebäude verschwindet. Dörte zuckt stattdessen selbst mit den Schultern. Nichts anderes als dieses Nichts hatte sie erwartet. ‚Dann lopt se even twee mal, de taube Kauh (die blöde Kuh)’, denkt sie, setzt sich mit Nachdruck bequem und wendet der Gaststätte ihre Kehrseite zu. Ihr Blick geht zum Wasser, wird verschwommen, verliert sich im Spiel der Wellen, die an der Oberfläche zwar nur fein sind, ohne dass dies jedoch darüber hinwegtäuschen könnte, wie hurtig es dennoch fließt.

„Das Kännchen für draußen und der Cognac. Sehr zum Wohlsein!”

Dörte fährt hoch, kollidiert fast mit dem ihr vor die Nase gehaltenen Tablett und nimmt es – die Bedienung etwas hilflos anlächelnd – entgegen, da jene das Abstellen als zu den Aufgaben des Gastes gehörig anzusehen scheint.

Sie trinkt, schaut. Sie ist alleine hier draußen. Die Minuten verrinnen. Ab und an scheppert der Deckel des Kännchens oder ein Kahn zieht vorüber. Dörte sieht angestrengt in die Ferne.

Wäre Heiners Vater in seinen besten Jahren – noch mit dem alten Lanz-Trecker damals – nicht im Spätwinter im Graben ertrunken, weil die kleine Maschine auf der nassen, halb gefrorenen Grasnabe über den Deich rutschte, abkippte und ihn, der kopfunter lag, unter sich begrub, wäre alles anders gekommen. Hätte Hennings Vater ihn früher gefunden und nicht erst, als es zu spät war ...

Die unausgesprochene Schuld, die es nicht gab, nicht geben konnte, das Unglück, die enge Nachbarschaft, die es schon immer gab, die Tatsache, dass beide zu kämpfen hatten, übertrug sich. Sie lag wie der Pestizidfilm auf dem Rübenacker über allen, auch den Kindern, und vermischte sich mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die die EU-Agrarpolitik, wie alle meinten, ihnen die nachfolgenden zwei Jahrzehnte bescheren sollte. Alles zusammen schweißte sie eng aneinander, machte sie noch abhängiger voneinander und blieb doch immer wie ein grauer Schatten des Misstrauens im innersten Kern zwischen den beiden Hoferben bestehen. Wie sollte sie Ihrem Mann das beibringen? Wie ihm sagen, dass sie Henning liebt, seit wie vielen Jahren schon? Und nun nicht mehr weiter lügen kann.

Sie fürchtet sich vor seinen Augen. Sie werden dunkel werden. Kein Wort wird er sagen, sie nicht an die Kinder erinnern. Nur aufstehen, sich am Kamin anlehnen. Fast anschmiegen wird er sich an dessen Schräge, die er mit seinen eigenen Händen geformt hat und sie ansehen mit diesem Blick. Ihr wird das Herz stehenbleiben vor Angst und vor dem, was nun kommt. Er wird aus seiner starren Haltung heraus plötzlich aufwachen, hinausstürmen und hinüber.

Den Anderen an die Wand drücken, ohne ein Wort. Ihn zerdrücken wie einen Kartoffelkäfer.

Unmöglich! Das geht nicht! Dörte rinnen Tränen über die Wangen. Sie nimmt einen Schluck des längst kalten, ohnehin viel zu schwachen Kaffees. Sieht über den Fluss, dem tanzenden Licht zu, das immer goldener wird in seinem silbrigen, leichten Glanz. Ihr Kopf ist leer, ihr Tatendrang wie weggeblasen.

Ihre Schultern beben, sie schluchzt ohne Ton. Irgendwann schlägt sich der Tröster ihrer Kindertage zu ihr durch, flüstert ihr ein. Der Ringelnatz persönlich. Ihre „Oellermutter”, die Großmutter mütterlicherseits, die aus Groot Hutbergen, las ihn ihr immer vor. Ringelnatz zitiert sich selbst und hebt mit jener besonderen Verschmitztheit mancher zu kurz Gewachsener an zu seinem Gedicht über die Pellkartoffel:

„Jetzt schlägt deine schlimmste Stunde,
Du Ungleichrunde,
Du Ausgekochte, du Zeitgeschälte,
Du Vielgequälte,
Du Gipfel meines Entzückens.
Jetzt kommt der Moment des Zerdrückens ...”


Dörte knurrt der Magen. Kein Wunder, es ist bald Zeit.


7.2017©nyx
.
****orn Mann
11.994 Beiträge
Landfrauen zwischen Hannover und Bremen. Oh oh ... *lol* Ganz feine Geschichte. Sehr stimmungsvoll. Land und Leute recht besonders.
Hechel, hechel
Hechel, hechel, schwitz, schwitz ... *schwitz*


Eine wundervolle Geschichte, ja, ein Gedicht, getaucht in sanfteste Farben, liebe anima_nyx!

(... und "das Zitierte" geht ja sogar noch weiter)

*bravo*



Tom Deere (the Sun)
*g*
.....wenn sie Halt machte..
Sehr gerne habe ich Halt gemacht um mich von dieser atmosphärisch dicht gewobenen Erzählung entführen zu lassen, großartig.
Vielen Dank
Mata
*******nd29 Mann
696 Beiträge
Kurzgeschichte mit Bild und Gedicht... ein sehr schöner multimedialer Event von nyx! *bravo*
...und eine kleiner Kursus in Platt ist auch noch dabei. *guru*
Ich fühle mich hin- und hergerissen zwischen Wellen- und Dörtes Gedankenspiel - beides intensiv und dabei doch so fein herausgearbeitet, dass man als Leser gar nicht mehr auf die 8 Wörter achtet. Sie verwachsen förmlich mit Deinen Bildern!

*love*
Meine Triskele
*********_Arte Frau
13.793 Beiträge
Ich habe die Ehre die heutigen 8 Wörter für das Geschichtenspiel einzustellen: *knicks*

Sahnetorte
braun
Wiese
Metzger
Intimchirurgie
bräsig
Zügel
Strafzettel

Möge die Muse mit Euch sein *tipp*
*********nd_69 Frau
7.368 Beiträge
Ohne den Strafzettel zu beachten, schlang der bräsige Praktikant die braune Schoko-Sahnetorte hinunter und eilte über die Wiese zum Metzger, um seiner zügellosen Frau, die sich gerade im Krankenhaus in der Abteilung Intimchirurgie befand, ein Leberkäsbrötchen zu besorgen.
**********henke Mann
9.638 Beiträge
Das ...
... ist zweifellos eine Sagitta-Länge *g*
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Sahnetorte•
braun•
Wiese•
Metzger•
Intimchirurgie•
bräsig•
Zügel•
Strafzettel•


Die Intimchirugie war nichts gegen das Können unseres Schlachters, der das Fleisch meisterlich in filigrane Scheibchen zerteilte. Eigentlich wollte ich noch eine Sahnetorte beim Konditor besorgen, aber dann sah ich die Politesse mit diesem unglaublich bräsigen Blick. Habt ihr schonmal einen Strafzettel dafür bekommen, dass ihr euer Gefährt auf dem Parkstreifen vor der Metzgerei abstellt?
Die Zügel meiner braunen Stute waren ordnungsgemäß am Laternenpfahl verknotet, denn schließlich gabs keine Wiese vor dem Laden. Also warum zum Henker schrieb mich diese Schnepfe auf?! Draußen angekommen sah ich warum. Cinderella hatte geäppelt und die blaue Minna war direkt hineingelatscht.
Gut, in diesem Fall war ihr Gesicht mehr wert, als das Knöllchen.

*fuchs*
**********henke Mann
9.638 Beiträge
Grange - Die Tat
Am Nachmittag genehmigte sich Grange ein Stück Nougat- Sahnetorte, genüsslich naschte er zuerst die Garnitur, dann die Sahneschicht und zum Schluss den Nougatstreifen zusammen mit den braunen Teig. Als er vom Café aus sah, wie Politessen Strafzettel verteilten, zahlte er hastig und lief zu seinem Wagen auf dem P+R-Parkplatz. Alles war in Ordnung, hier war auch kein Parkschein vonnöten, aber er setzte sich trotzdem kurz auf die Wiese neben dem Parkplatz um durchzuatmen.

In seinem Kopf wirbelten die Gedanken. Ein Teil der Synapsen plante die Tötung des Hackers – es sollte nicht wie beim Metzger aussehen danach, ein anderer Teil des Hirn sehnte sich nach den Zügeln der Dame in Blau. Grange setzte sich gedankenverloren in den Wagen und fuhr nach Sesvete.

In der kleinen Seitenstraße sniffte er noch einmal das WLAN dieses „Superprogrammierers“ – es war so offen wie ein Scheunentor und er musst grinsen, als er die Email las, in der der „Schrecken des Internets“ einen Termin in der Universitäts-Intimchirurgie erbat – die Spezialität dieses Instituts waren Penisverlängerungen. Eigentlich war dieser kleine Möchtegern nur bräsig – in spätestens sechs Monaten wäre die Mafia hier, um diesen Typen zu erledigen – und die würden nicht zimperlich sein. Aber Grange hatte einen Auftrag, und er würde ihn ausführen, allein um wieder als Pony um die Reifen fahren zu dürfen.

Als die Dunkelheit hereinbrach, machte es sich Grange auf dem Hügel, von dem er freie Sicht hatte bequem. Er lag auf seiner alten Zeltbahn unter einen Eibengebüsch am Wegrand, das Gewehr aus der hohlen Krücke hatte er montiert, das Zielfernrohr war justiert. Mit dem Feldstecher beobachtete er seine Zielperson, die eifrig telefonierte, einen Pizzaboten bezahlte, eine Linie zog, in einem Katalog mit Mädchen blätterte und ab und ein paar Zeilen kodierte. Grange beschloss, zuerst mit einem Schuss auf die Geranientöpfe den Seitenwind zu bestimmen und dann zur Tat zu schreiten.

Mit dem rechten Daumen drückte er den Kammerstängel nach oben und führte ihn mit Daumen und Zeigefinger zurück. Er griff nach dem Vollmantelgeschoss, drückte es in die Kammer und schloss diese mit einem leisen Klacken. Fest zog er die Waffe in die Schulter, nahm den zweiten Geranientopf ins Fadenkreuz und drückte ab. Er zählte: 21- 22 , bei 23 schlug das Projektil in den Topf ein und lies ihn zersplittern. Kein Seitenwind, Grange repetierte und legte jetzt ein Explosivgeschoss ein, dass er in den Bildschirm seines Opfers schickte und als dieser aufsprang, um in Deckung zu gehen, ereilte ihn schon das zweite Vollmantelgeschoss. Grange sah im Zielfernrohr nur die kleine Einschussöffnung und Blut und Hirn, dass an die Wände spritzte.

Grange war zufrieden. Gemächlich packte er die Waffe zusammen, holte die extra für diesen Anlass gekauften alten Gauloises aus seiner Armtasche und nahm einen tiefen Zug. Jetzt war er auf der richtigen Seite und konnte das richtige tun. Für die Welt und für seine Herrin.
It´s me!
*********ld63 Frau
8.139 Beiträge
So herrlich düster und wie ein Film Noire! *top*

Ich mag deinen Kommissar Grange! *love*
**al Paar
195.235 Beiträge
JOY-Team 
wie gewünscht
Die kleine Farm Teil II

Sahnetorte
braun
Wiese
Metzger
Intimchirurgie
bräsig
Zügel
Strafzettel

Patos traute seinen Augen nicht. Wer zum Teufel kann um diese Zeit noch bei seiner Loralie sein?!? In ausreichender Nähe verlangsamte er seinen Käfer und lenkte ihn vorsichtig nach rechts auf den Rand einer braunen Wiese. "Was diese Kartoffelkäfer nicht alles aus meinem Land gemacht haben..." schoss es ihm durch den Kopf, als er den unwirtlichen Boden im Strahl seiner Scheinwerfer betrachtete. Patos schluckte schwer, doch momentan bewegten ihn andere Umstände.

Von hier aus trennten ihn noch ca. 200 Yards von seiner hell erleuchteten Farm. Auf dem Hof standen mehrere Fahrzeuge, links und rechts ein paar teurere Limousinen, in der Mitte ein großer weißer Kastenwagen, etwas versetzt dazu ein silberner Porsche Cabriolet mit offenen Verdeck.

Patos glaubte zwischen den anderen Fahrzeugen den Pickup des Dorfmetzgers zu erkennen. "Der hat Loralie doch schon immer mit einer gewissen Fleischeslust in den Augen angeschaut.." Patos Miene verfinstert sich schlagartig.

Daneben stand eindeutig der Buick vom Doc Holiday, den sie Laufe der letzten Jahre immer wieder auf Grillpartys getroffen hatten. Der prahlte dabei immer mit geschwollener Brust, dass er früher im Central-Hospital von Denver eine eigene Abteilung in der Intimchirurgie belegt hatte! Angeber, elender! Jedes mal, wenn der Doc eine halbe Flasche Whiskey intus hatte, genehmigte er sich trotz seiner übermäßigen Leibesfülle und mit schweißgebadetem Gesicht noch zwei Stück Sahnetorte. Diese Kombination brachte Doc Holiday jedesmal dazu, über seine glorreiche Vergangenheit zu erzählen. Je mehr Patos darüber nachdachte, desto sicherer war er, dass Doc Holiday an Loralie nicht nur arbeitstechnisches Interesse haben könnte!

Dann noch der Wagen von Sheriff Doberman. War der nicht erst letzte Woche bei ihnen vorbeigekommen, weil Loralie angeblich einen Strafzettel wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung nicht bezahlt haben sollte? Patos erinnerte sich, einen seltsamen Glanz im Blick des Sheriffs bemerkt zu haben. "Das Auge des Gesetzes sieht alles!", erwähnte der Sheriff so nebenbei...

Patos zog sich der Magen zusammen. Das müssen gut 20 Besucher sein! Bei seiner Loralie!! Ohne ihn!!

Bräsig brauten sich in seinem Kopf die verschiedensten Varianten für diesen späten Besuch zusammen. Seine Gedanken gingen in jede Richtung. Hatte Loralie zu einer heißen Nacht geladen? Gut, um ihr Liebesleben war es in letzter Zeit etwas still geworden. Aber gleich 20 auf einen Streich? Seit ihre Kartoffelernte fast vollständig vernichtet wurde, standen die Finanzen auch nicht mehr wie zu ihren besten Zeiten. Das war vielleicht auch ein großer Grund dafür, dass sich die Liebe zwischen ihnen vorübergehend etwas abgekühlt hatte. Aber war das auch ein Grund für den nächtlichen Besuch? Dafür hätte doch auch ein Besuch beim Bankdirektor während der üblichen Bürozeit gereicht...

Kaum hatte Patos den Bankdirektor in seinem Kopf, entdeckte er dessen fetten schwarzen Mercedes direkt neben seinem Hauseingang. Immer mehr kam ihm der Gedanke, dass hier gar nichts mehr in Ordnung sein konnte. Die dummen Gedanken wurden immer stärker. Langsam kroch Patos eine Gänsehaut über die Arme und breitete sich auf seinem ganzen Rücken aus.

Patos kam zur Überzeugung, dass er Loralie schon seit Jahren viel zu viel Freiraum gegeben hat. Er hätte die Zügel schon viel früher anziehen müssen! Hinter seinem Rücken hier eine Party zu veranstalten! Das war mit Sicherheit nicht das erste Mal! Krampfhaft versuchte er sich zu erinnern, ob er in der Vergangenheit nicht schon einmal den einen oder anderen Hinweis auf einen solchen Abend erkennen konnte. In Patos stieg die kalte Wut hoch, er ballte seine Fäuste, atmete tief durch und machte sich zu Fuß auf den Weg. Er musste der Sache auf den Grund gehen...
Hatte Loralie zu einer heißen Nacht.....
Wow, toll wie du es schaffst den Leser in die sich verfinsternden Gedanken des Protagonisten zu ziehen. Diese aufkommende Unruhe, diese Zweifel machst du mit Worten greifbar.
Matamateo
*******nd29 Mann
696 Beiträge
Rache in Sagitta-Tradition
Dieser bräsige Metzger aus der Intimchirurgie hat bei meiner braungebrannten Sahnetorte wohl die Zügel in die Hand genommen, anstatt ihr nur die Wiese dauerhaft zu entfernen. Den Strafzettel erhielt er von mir per Zwangsbeschneidung ohne Betäubung. *panik*
Laute Stille
Bleiern liegt die Stille über der Kaffeetafel mit der viel zu üppigen Sahnetorte, die darauf wartet, zerteilt zu werden.
Ihr stille Drohung, sich auf meinen Hüften breit zu machen, habe ich schon vernommen. Ihre Süße kann mich nicht  hinwegtrösten über diese beklemmende Sprachlosigkeit, die wie grauer Nebel die Sonne entstrahlt.
 
Ich blicke dich an, wie du so bräsig in deinem  Gartenstuhl sitzt , auf unsere Wiese starrst, während du mechanisch in der braunen Kaffeeplürre rührst. Der Garten schweigt, die Vögel sind schwarzen Katzen gewichen.

Es ist als hätten die Kinder unsere Geschichten bei ihrem Auszug mitgenommen, die Lebendigkeit ist ausgezogen, die Leichtigkeit hat Zügel bekommen.

Ich könnte dir jetzt erzählen, dass ich letzte Woche einen Strafzettel bekommen habe für falsches Parken oder dass der Metzger unseres Vertrauens seinen Laden bald dicht machen muss. Aber wirkliche Gespräche würden sich daraus nicht ergeben.

Vielleicht sollte man mal ein erotisches Thema ansprechen?
Wusstest du, dass es tatsächlich immer mehr Frauen gibt, die beim Intimchirurgen ihre Labien verkleinern lassen?
Kannst du dir vorstellen, dass das einen Nutzen hat? Würde mich das attraktiver machen?
Wahrscheinlich würdest du mich mit deinen grauen Augen entgeistert anschauen, vollkommen irritiert abducken.

Wo sind diese kleinen, frechen Berührungen, die stillen Versprechen, die Verheißungen aus sich verdunkelnden Augen?

Muss man mehr reden, wenn die Körper schweigen?
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Parkticket@all
Ihr seid so gut!
*haumichwech*

Grange! So strange, der Typ, Kamelienschenke

Und Doc „Holy Day” im Buick, Patos ohne allzu viel Pathos, aber mit metzgermesserscharfer „Fleischeslust” in den Augen ... Also wirklich,
aral, Du Farmer, leg' Loralie nicht übers Knie bitte, oder gerade doch?
*anmach*

Und wer haut einen prickelnden Sagitta raus? Unschwer zu raten ,-), der 29

Dann https://www.joyclub.de/my/4399301.matamateo.html *top* Dass mir das nun gerade sehr gefällt, ist nahezu klar ,-). Ein paar Kommata hier und da mehr (und Wortabstände weniger), dann ist es richtig gut! Lediglich „diese beklemmende Sprachlosigkeit, die wie grauer Nebel > die Sonne entstrahlt” wäre mir ein wenig zu verstrahlt ,-) unter den sonst sehr schönen Sprachbildern.


Ihr braunen Sahnetörtchen ... *bravo* | Nyx (knabbert vergnügt am Sckokorand)
It´s me!
*********ld63 Frau
8.139 Beiträge
Unterwegs in JWD
Zwischen den dichten Kronen der Buchen vor dem Haus ertrinkt der Nachthimmel langsam in kitschigen Pastellfarben. Anne steht am Küchenfenster und beobachtet, wie die Sonne in grellem Pink aufgeht. Zunächst nur ein schmaler Streifen am bedeckten Himmel, steigt sie höher, bis sie wie ein überdimensionierter Gummiball inmitten der rauchblauen Wolken prangt. Wieder eine Nacht, in der sie viel zu wenig geschlafen hat. Die Stimmen in ihrem Kopf waren zu laut, und der Platz auf der anderen Seite des Bettes blieb leer. Paul hat mal wieder in seinem Arbeitszimmer geschlafen.

Das Blubbern und Zischen der Espressomaschine hinter ihr reißt sie aus ihren Gedanken und der intensive Duft von italienischen Bohnen steigt ihr in die Nase. Sie mischt die aufgeschäumte Milch solange mit dem tiefem Schwarz, bis der Kaffee die Farbe von braunem Karamell angenommen hat und alle lästigen Gedanken verscheucht sind.

Heute hat sie die lange Tour vor sich. Im Geiste geht sie die Reihenfolge ihrer Klienten durch. Viele von ihnen leben in Häusern und Höfen, die weitläufig über die karge, flache Landschaft verstreut sind. Zwischen üppig blühenden Wiesen und brachliegenden Feldern haust Armut und Tristesse. Hier entstehen Armeen von Windrädern, die oft einzige Einnahmequelle für die Bauern, die längst nicht mehr von den Erträgen ihrer Felder, der Milch ihrer Kühe und dem Fleisch ihrer Schweine leben können.

Ihre erste Station ist Lydias Hof, die mit ihrem Sohn, ein paar Hühnern und mehreren Kühen in einem heruntergekommenen Bauernhof lebt. Heute ist Lydias Duschtag, aber wie üblich wird sie wohl ablehnen. Ihr bräsiger Sohn ist bereits in den Vierzigern, rothaarig, kräftig und ziemlich desillusioniert. Mit gierigem Blick drückt er sich in der Küche herum, wenn Anne zugegen ist.
Hier im Landstrich gibt es kaum Frauen im gebärfähigen Alter, das ist ihr schnell aufgefallen. Der tägliche Kampf um die Existenz raubt den Menschen ihre Hoffnung und zügelt ihre Lebenslust. Die Jungen flüchten in die Stadt, sobald sie flügge sind und die Männer wissen nicht, wohin mit ihren Trieben.

Anne lenkt den Wagen über ausgestorbene Straßen und holprige Feldwege. Im Radio referiert ein Sprecher über das wachsende Interesse von jungen Frauen an Intimchirurgie. Anne runzelt die Stirn und schaltet ab. Die Menschen hier haben, weiß Gott, ganz andere Probleme!
Ihre Gedanken wandern zum bevorstehenden freien Wochenende, als ihr plötzlich einfällt, dass sie versprochen hat, ihren Beitrag für das Feuerwehrfest zu leisten. Widerwillig denkt sie an die üppigen Sahnetorten, die für solche Anlässe von den Landfrauen in rauen Mengen produziert werden – in einer Perfektion, von der sich jede Konditorei ihrer fernen Heimatstadt eine Scheibe abschneiden könnte. Nein, Torte oder Kuchen scheiden aus, da kann und will sie nicht mithalten. Vielleicht fahre ich später beim Metzger vorbei, denkt sie weiter, und lasse mich dort inspirieren, wenn ich es schon nicht vermeiden kann, auf dieses Fest zu gehen.

Anne findet Lydia in Tränen aufgelöst in ihrem Schlafzimmer vor. Sie erzählt, dass sie in der Nacht mit ihrem Sohn gestritten hat, der den Hof verkaufen will. Und nun sei er auf und davon, und sie wisse nicht, wohin.
„Ich bring mich um, so wahr ich hier sitze! Und ihn gleich mit!“ schluchzt sie, während Anne ihr über den Rücken streichelt und sie behutsam aus ihrer schmutzigen Unterwäsche schält. Sie hat dem nichts entgegen zu setzen, weiß keinen Rat, hat keinen Trost zu bieten, außer ihrer Berührung und ihrer Anwesenheit. Ein paar harmlose Anekdoten über das letzte Landfrauentreffen erfüllen ihren Zweck: Lydia lässt sich beruhigen und ablenken, lacht sogar ein wenig und ist am Ende frisch geduscht, als Anne sich nach einer halben Stunde von ihr verabschiedet.

Manche Menschen haben keine Chance, denkt Anne, während sie unwirsch einen zerknitterten Strafzettel unter einem der Scheibenwischer hervor zerrt. Der Himmel hat sich verfinstert, als sie ins Auto steigt, die ersten Tropfen fallen schon. Aus den dunklen Wolken quillt unaufhaltsam der Regen, prasselt auf ihre Windschutzscheibe und nimmt ihr fast die Sicht, als sie den Wagen langsam vom Hof lenkt.
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