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Das "Deppenleerzeichen" - und andere Unarten

*****har Paar
41.021 Beiträge
Themenersteller JOY-Team Gruppen-Mod 
Das "Deppenleerzeichen" - und andere Unarten
Ich zitiere mal aus einem Beitrag von t-online, wo die Redaktion unter der Überschrift "Das Deppenleerzeichen greift um sich" u. a. geschrieben hat:

"Sechs Korn Müsli", "Würfel Zucker", "Behinderten WC" – häufig werden zusammengesetzte Wörter durch Leerzeichen getrennt. Das ändert ihre Bedeutung – und ist falsch.

Immer öfter sieht man diese schräge Art der Rechtschreibung, die vermutlich auf die rudimentäre Kommunikation mit Smartphones u. dgl. zurückzuführen sein dürfte.

Und dann gibt es noch die Unsitte der sogenannten "einfachen Sprache" und der absichtlich falsch geschriebenen Wörter wie z. B. "vong" statt "von" (was ja sogar bereits von der Werbung aufgegriffen wurde) und immer öfter diese schrecklichen Sätze mit "tun" (wie z. B. "Nachher tue ich das Geschirr spülen" statt "Nachher spüle ich das Geschirr") oder diese schrägen Einflüsse aus Dialekten (wie . B. "Wo ist der Frühling denn am bleiben?" statt "Wo bleibt denn der Frühling?") und dergleichen mehr.

Wie steht Ihr dazu? Findet Ihr das gut und richtig? Gehört das alles dazu, dass angeblich die Sprache "lebt"? Ist das alles nur lustig oder eher doof? Oder ist es wieder mal ein Entgegenkommen gegenüber allen, die einfach nicht die Rechtschreibung beherrschen und meist auch gar nicht beherrschen wollen?

(Der Antaghar)
Das Deppenleerzeichen kenne ich gut. Es kommt sogar vor, dass auch ich es verwende, wenn ich auf dem Smartphone ein längeres und zusammengesetztes Wort tippen möchte. Nicht zuletzt wegen der Tippfehler, die mir schon bis zum Vorschlag des klugen Gerätes unterlaufen sind. Aberauch aus der Befürchtung weiterer Fehler nehme ich den Vorschlag des Gerätes oft an und löse dass Wort in seine zwei Bestandteile auf.

Ein gutes Beispiel, wie die Technik und die technik bedingte Gemütlichkeit die Sprache verändert. Handschriftlich oder am PC getippt, würde ich anders schreiben.
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Gruppen-Mod 
Also
ich bin gerade Essen am machen *haumichwech*
Übrigens, lieber Antaghar.... seit ich hier in der Gruppe bin, werde ich zusehends unsicherer, was unsere Sprache angeht.
"Ich bin gerade Essen am machen" ist eine typische Ruhrpöttler-Eigenart, die ich im Pott nie korrigieren würde, weil es einfach der dort vorherrschende Dialekt ist. Genau wie "Eiverbibbsch", "Jo mei", "..zifixx", "a weng" oder "hanoi". In einem Dialog bestimmt ein Stilmittel, aber als Erzählform finde ich Dialekte schon eher grenzwertig.
Das Deppenleerzeichen würde ich vielleicht in "Unsicherheits"-Leerzeichen umbenennen wollen. Wenn ich unsicher bin, wie etwas geschrieben wird und gerade keinen Deutschlehrer, Germanistik-Studenten oder einen Duden zur Hand habe... neige ich in der Tat dazu, die Worte zu trennen. DIe letzten Reformen haben mich übrigens in dieser Hinsicht nicht sicherer gemacht. Vor zu beugen? Vorzubeugen? Mir fallen viele Dinge ein, bei denen ich extrem unsicher bin und garantiert nachschlagen muss.
Aber wie ich den Antaghar kenne, hat der bestimmt eine todsichere Regel im Gepäck. Stimmts?

Tom, der sich freut
*****har Paar
41.021 Beiträge
Themenersteller JOY-Team Gruppen-Mod 
Beim sogenannten Deppenleerzeichen (das Wort stammt nicht von mir!), lieber Tom, geht es ja im Grunde nur um Hauptwörter, die miteinander verbunden sind, also z. B. "Deppen Leerzeichen". Wollte man es nicht in einem Wort schreiben (wie es korrekt wäre), müsste man den guten, alten Bindestrich setzen.

Um die oben zitierten Beispiele zu nehmen, nämlich Sechs Korn Müsli, Würfel Zucker, Behinderten WC - das alles müsste korrekt so geschrieben werden: Sechs-Korn-Müsli", "Würfel-Zucker (oder auch einfach nur Würfelzucker), Behinderten-WC. Oder auch Behinderten Werkstatt (neulich so gelesen), Miet Auto, Super Markt usw. - dass alles schreibt man entweder zusammen oder mit Bindestrich. Bleibt die Frage, was die Menschen heutzutage gegen Bindestriche haben? Die gibt's ja sogar in Handys ... *g*

Doch mir scheint, der so wichtige und wertvolle Bindestrich wird kaum noch verwendet (ähnlich wie der immer mehr vernachlässigte Gedankenstrich, der gerade all den Menschen willkommen sein müsste, die mit Kommata nicht klarkommen - denn er kann eine Gedankenpause (!) verdeutlichen, an der viele ein Komma setzen, weil sie eine gedankliche Pause machen, auch wenn dort gar kein Komma hin gehört.

Und was die Dialekte betrifft, lieber Tom: In der wörtlichen Rede kann das geradezu genial sein. Oder gerne auch in einer kleinen Geschichte, die eben im Dialekt erzählt wird. Aber ansonsten haben alle diese Redewendungen dort nichts verloren, wo es um gutes Schreiben geht. Und auch bei einer SMS oder in der Kommunikation mittels Smartphone ist es nicht soooo wichtig, wie man schreibt. Doch bei einer Erzählung, einem Roman, einem Thriller etc. müsste doch nach wie vor eine einigermaßen korrekte Rechtschreibung zu erwarten sein.

(Der Antaghar)
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Auch wenn das Handy Vorschläge macht, muss ich die nicht zwingend annehmen.
Wenn ich der Meinung bin -vorzubeugen- wird im ganzen geschrieben, dann tippe ich es so ein. Ebenso Würfelzucker usw. Ebenso mit anderen Worten. Aus Bequemlichkeit würde ich nichts falsch schreiben, höchstens dann wenn ich es nicht besser weiß. Die neue Rechtschreibung ist an mir völlig vorbei gerauscht, da ich nie gezwungen war, mich auseinanderzusetzen damit.
Das "verballhornen" von Wörtern mag ich nicht so, passiert aber vermutlich automatisch manchmal, wenn es dem regionalen Slang geschuldet ist.
Sätze mit "tut machen" sind furchtbar.
Hier sind auch der Deppen Leerzeichen enthalten:

https://deppenleerzeichen.de/

Tom (the Sun)
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Mir gehen Deppenleerzeichen und ähnliche Auswüchse sehr auf die Nerven. Schlimmer noch als das gräßlich geschriebene und dementsprechend blöd zu lesende Wort (Beispiel "Würfel Zucker") finde ich die Unsicherheit, die ich als Ursache dahinter vermute.

Zunächst mal: die Technik der oft als Ursache genannten Smartphones kommt aus Amerika, da werden solche Wörter öfter (immer?) getrennt geschrieben. Dass bei zusammengesetzten Wörtern die Einzelteile getrennt vorgeschlagen werden, sieht mir sehr nach einer mangelhaften Anpassung an deutsche Ohrto… Ohro… na, Rechtschreibung aus. Den Amis ist das nicht vorzuwerfen, die Programmierer hierzulande scheinen faul oder überarbeitet zu sein und den Firmenchefs ist es wohl wichtiger, ihr Zeug SCHNELL auf den Markt zu bringen.

Auf Seiten der Benutzer stört mich die Unsicherheit – sehrst sogar! Zu denken, das Smartphone weiß es im Zweifel besser? Wenn man doch mittlerweise wissen sollte, wie insbesondere Software hergestellt wird (siehe oben)? Wenn vor Allem (wird das jetzt groß geschrieben?) in der schreibenden Zunft bekannt ist, dass an Lektorat und Korrektorat gespart wird?

Wir sind von Schrift umgeben und man sollte wissen, wo richtige Orthographie zu finden ist – nämlich NICHT in Blogs und Facebook-Postings. Wenn man eine Tageszeitung oder ein Wochenmagazin liest, von dem man sicher sein kann, dass da Lektorinnen und Lektoren arbeiten, hat man doch schon alles was man braucht. So viele Satz- und Wortkonstruktionen gibt es nicht, dass nicht in jeder Ausgabe ein korrigiertes, richtiges Beispiel für (fast) alles zu lesen ist, was man selbst sagen wollen könnte.

Dann noch was Grundsätzliches: Menschen haben Schrift entwickelt, um Sprache zu konservieren, um später nachzulesen oder Botschaften zu versenden. Schrift folgt Sprache – niemand spricht so, wie man "Würfel. Zucker." oder "Sechs. Korn. Müsli." in dieser Schreibweise lesen würde. Olaf hat mal sowas gekaspert, ich glaube: "Macht. Ihr. Gehirn. hier. auch. immer. so. lustige. Pausen. beim. lesen?"

Deshalb finde ich Schreibweisen wie "entgegen kommen" fürchterlich und sowas als Vorschlag anzunehmen … wie drück ich das am treffendsten aus? … weicheierig.

Das erste, was ich deaktiviere auf neuen Geräten, in neuen Programmen, ist die automatische Rechtschreibkorrektur.
Vielleicht liegt es an meinem Alter
vielleicht auch an der längeren Mitgliedschaft in dieser Gruppe - es juckt mich zusehends weniger, was andere Menschen mit der deutschen Sprache anstellen. Vor zwei Jahren hatte ich hier einen Link zu einem Artikel aus einer österreichischen Zeitung gepostet, in dem sich ein Professor bitterlich darüber beklagte, dass hochintelligente Studenten nicht mehr in der Lage sind, ohne automatische Rechtschreibkorrektur korrekte Sätze zu formulieren.

Nun kann man sich aus Gram darüber das Leben nehmen, einem Gartenzwerg den Bart abkauen oder einem Regenwurm den Arm umdrehen - es ist so. Doch jeder Taler hat zwei Seiten. Ich habe mich für die andere Seite entschieden und die sieht so aus:
Ich bin stolz darauf, dass ich gut schreiben kann und darauf, dass es mich in zunehmendem Maße von anderen Menschen, auch und gerade der jüngeren Generation, unterscheidet. Und ja, ich stehe auch dazu, dass ich Menschen, die mit mir schriftlich kommunizieren und sich beim Schreiben sichtlich wenig Mühe geben, weniger achte als Menschen, deren Text ich das Bemühen um Korrektheit ansehe. Denn ich vermute, dass wenig Mühe beim Schreiben von wenig Respekt mir, dem Empfänger gegenüber, zeugt.
Ist nur meine Einstellung, aber ich komme ganz gut damit zurecht.
**********Engel Frau
25.333 Beiträge
Gruppen-Mod 
Das erste, was ich deaktiviere auf neuen Geräten, in neuen Programmen, ist die automatische Rechtschreibkorrektur.

*top* Ich auch, ich auch!
*******y42 Mann
1.027 Beiträge
....aber noch viel schlimmer finde ich die schleichende Abschaffung des Genitiv.
Bin permanent dabei, meine Tochter (16) auf die korrekte Sprechweise hinzuweisen. Antwort: "Chill mal deine base, Papa...."
*****ine Mann
895 Beiträge
Dieses leidige Thema hatten wir doch in regelmäßigen Abständen früher schon immer mal wieder.
CC trifft den Nagel meines Erachtens nach mit seinen Ausführungen auf dem Kopf. Ein jeder bewahre sich seine Kultur, wie er kann. Die Schreibdeppen werden schon aus eigener Kraft dazulernen, oder doof sterben.
Als ebenso kulturlos empfinde ich persönlich das hier grassierende Phänomen der unbeantworteten Mails (ich rede jetzt nicht von jedem Kompliment oder Primitivgeschreibsel, sondern von echten, vernünftigen Nachrichten). Eine unbeantwortete Mail ist ein einziges riesiges Deppenleerzeichen.
*********nd_69 Frau
7.376 Beiträge
Einwurf: Nett ist auch "Café to go 2,50,-"

Da bekomme ich immer die Dreifachkrise.
*****har Paar
41.021 Beiträge
Themenersteller JOY-Team Gruppen-Mod 
Oh, Mann! Ist das nicht herrlich?

....aber noch viel schlimmer finde ich die schleichende Abschaffung des Genitiv.

Dann wäre hier immerhin, selbstverständlich mit aller gebotenen Höflichkeit, dazu einzuladen, auch hier den Genitiv zu verwenden: "... aber noch viel schlimmer finde ich die schleichende Abschaffung des Genitivs." Aber okay, solche Tippfehler kommen eben manchmal vor und passieren jedem immer wieder mal ...

*zwinker*

Davon abgesehen, stimme ich Dir gerne zu. Das ist wirklich eine Katastrophe und einfach nur deprimierend.

(Der Antaghar)
**********Engel Frau
25.333 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich habe einen Kollegen, der schreibt schon seit über 20 Jahren immer wieder "aufgrund dem Gesetz ...".
Meiner Noch-Kollegin (nicht mehr lange) habe ich diesen, für ihn typischen Fehler in den letzten fünf Jahren immer wieder gezeigt und erklärt. Und was meint Ihr? Genau. Sie überliest es noch immer, wenn sie einen Text von ihm überarbeiten muss.

Das Deppenleerzeichen nervt mich auch immer wieder, wenn ich es irgendwo sehe. Genauso wie auch viele den Bindestrich nicht vom Gedankenstrich unterscheiden können. Ich musste das schon so vielen - studierten - Kollegen erklären.

Eine meiner Lieblilngsseiten ist übrigens http://www.canoo.net. Wenn ich im Büro unsicher bin, wie ein Wort geschrieben wird (vor allem in der neuen Rechtschreibung), schaue ich dort schnell nach. Es gibt auf dieser Seite oft auch gute Erklärungen und Beispielsätze dazu.
*******y42 Mann
1.027 Beiträge
Du hast ja sooo recht. Aber dicke Daumen auf kleiner Mobilphone Tastatur führen nicht immer zum ersehnten Resultat.
Ich will nicht politisch werden
muss es jedoch. So lange die Pflege oder Nichtpflege der deutschen Sprache Privatangelegenheit ist, mag es wohl jeder halten, wie er will mit den in diesen Beiträgen genannten Auswirkungen. Bedenklich finde ich es jedoch, wenn wieder einmal in - ja, vorauseilendem Gehorsam? - Ämter, Behörden und offizielle Einrichtungen bis hin zu Hochschulen und Universitäten eben diese Sprache in meinen Augen vergewaltigen.
Benutzt doch einmal eine Suchmaschine und schaut unter "leichte Sprache" nach.
*****har Paar
41.021 Beiträge
Themenersteller JOY-Team Gruppen-Mod 
Noch eine Unsitte, die immer weiter um sich greift, sind Sätze wie diese:

Dann will ich auch mal mutig sein und nen Ganzfoto von mir zeigen.

Ich meine, ist ja schon ne Botschaft, so nen Akt!

Vielleicht kann mir ja mal einer erklären, was dieses "nen" bedeuten soll? Nen Ganzfoto? Nen Akt?
Ich kenne z. B. statt "einen Vogel": nen Vogel. Da steht dieses ominöse "nen" als saloppe Abkürzung für "einen". Aber dass es immer öfter auch als Abkürzung für "ein" verwendet wird, erscheint mir sinnlos und unlogisch ... *headcrash*

(Der Antaghar)
**********henke Mann
9.650 Beiträge
Ich halte es wie ...
... CChristjan, differenziere aber etwas in "aus Versehen" oder "mit Absicht". Erwachsene Menschen, die nicht bereit sind, aus Ihren Fehlern zu lernen oder solche, die meinen, dass sie mit ihren offenkundigen Fehlern betonen, dass sie zu der Klasse Menschen gehören, für die Regeln nicht gelten, machen mich wütend.

Zum anderen hier genannten Punkt: Der gute Gedanke hinter "Leichter Sprache" wird karikiert, wenn Wahlbenachrichtigungen in ihr verfasst werden und definierte Begriffe dadurch entstellt werden - ein Rathaus unterscheidet sich erheblich von einem Rat-Haus *zwinker* . Vor dem Hintergrund der Komplexität des demokratischen Prozesses müssten dann auch die Parteiprogramme in leichter Sprache verfasst sein oder alle Parteien müssten - verpflichtend - ihre Wahlwerbespots in einfacher Sprache darbieten. Ich wage nicht zuende zu denken, welche Parole dann gewinnt!
Wenn
ich mir in letzter Konsequenz die aktuelle Wichtigkeit der Beherrschung der Sprache vor allem in schriftlicher Form bewusst machte, ich würde das Schreiben aufgeben.

Wenn ich sehe, was da draußen kommerziellen Erfolg hat, möchte ich verzweifeln.

Wenn ich miterleben muss, wie der Rest der schreibenden und sprechenden Zunft mit der Sprache umgeht, würd ich am liebsten mein eigenes Dorf mitten im Wald gründen und aller Zivilisation fern bleiben.

Ich mag selbst nicht an jedem Punkt das richtige Wort treffen. Ich mag selbst fehlen in dem Anspruch, der Sprache Impulse zu geben. Ich mag es nicht schaffen, mit gutem Beispiel voran zu gehen. Aber ich wollte nie aufgeben in meinem Streben danach.

Somit nehme ich nur zur Kenntnis, dass die allgemeine Verblödung nicht nur mir auffällt. Gewissermaßen bin ich froh, hier gelandet zu sein. *g*
Shades
hat es gezeigt: Zahlen machste mit Trivialität, nicht mit Sprache.

Ich persönlich warte auf die Zeit, in der die Storyteller ihre "Unplugged-Renaissance" erleben. Sprache hin oder her, die lebt jeden Augenblick. Dramaturgie und gute Geschichten werden ewig gebraucht.
Weiter denken
Denken wir einmal weiter. Oder zurück, je nach Standpunkt. Die Sprache hat sich zusammen mit der Menschheit entwickelt, sie ist ihr wichtigstes Mittel zur Kommunikation. Nicht das Einzige, aber das Wichtigste. Im Zuge dieser menschlichen Entwicklung muss somit zwangsläufig Sprache auch ein Spiegel dieser Entwicklung sein. Sie muss Schritt mit dem Fortschritt von Wissenschaft und Technik, um den Austausch der Erkenntnisse darüber zwischen den Menschen zu ermöglichen. Das ist mit der derzeitigen immer mehr „computerisierten“ Ausdrucksweise sicherlich möglich.

Doch sie muss auch die zwischenmenschliche Kommunikation ermöglichen und genau hier stellt sich eine Frage: Wenn die Sprache das Mittel zur Wiedergabe und Weitergabe von Gedanken ist, wie kann es sein, dass die aktuelle menschliche Entwicklung eine „leichte Sprache“ erfordert?

Wenn dem so wäre, würde es bedeuten, dass sich zwar Wissenschaft und Technik rasend schnell entwickeln, das Denken der Menschen, seine ausdruckswerte Gefühlswelt also, jedoch eine gegensätzliche Richtung einschlägt.

Eine Schlussfolgerung, die sicherlich auf den ersten Blick einen Proteststurm hervorrufen sollte. Blicken wir jedoch etwas tiefer, stoßen wir auf die Maxime der Gesellschaft, in der wir leben - Fortschritt und Effizienz um jeden Preis. Allseits gebildete, humanistisch denkende und handelnde Individuen sind da eher störend. Gebraucht werden Funktionierende ...

Ich bin in einer Gesellschaft aufgewachsen, in der der Fortschritt dem Menschen dienen sollte. Ich lebe in einer Gesellschaft, in der die Menschen zu Dienern des Gottes „Fortschritt“ gemacht werden (sollen). Kein Tag vergeht, an dem ich nicht irgendwo Propaganda hören, die immer so beginnt: "Der Fortschritt verlangt ..." Es ist eine Lüge, der Fortschritt ist kein intelligentes Wesen, er kann nichts verlangen.

Die Vereinfachung der Sprache und damit die Vereinfachung des Denkens ist da nur ein weiterer Puzzlestein.
Dabei kommt mir der Faktor "Zeit" in den Sinn.

These:

Die Kommunikationsfrequenz vieler Menschen hat extrem zugenommen.

Hypothese:

Dadurch bleibt weniger Zeit für die einzelne Kommunikation.
Dadurch leidet die Kommunikationsqualität.
Dadurch leidet die Sprache.

Tom (the Sun)
So lasst uns denn
uns Zeit füreinander nehmen. Lasst uns achtsam miteinander umgehen. Und lasst uns die Sprache als ein Mittel dazu verwenden. Ich bin gerne hier, in dieser Gruppe.
Guten Morgen *knutsch*
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Guten Morgen *hi5*

Sehr schöner Gedanke!

Achtsamkeit ist ein gutes Stichwort, auch für mich und es hat direkt mit unserem Thema zu tun. Ihr habt so viel Wichtiges, Richtiges und Zutreffendes gesagt, sprecht mir geradewegs aus dem Herzen.

Es braucht Aufmerksamkeit, Energie, Konzentration, Willenskraft und Zeit, wenn man sich um eine angemessene Sprache und einen intensiven Dialog bemüht. Auch für mich hat es viel mit Respekt zu tun. Respekt vor dem Kommunikationspartner, den Menschen, die man erreichen möchte.

Eine „gute” Sprache behandelt auch den Inhalt mit Respekt und prägt die Qualität des Gedankens, der dann in gesprochener oder geschriebener Sprache seine Form sucht.

Wie soll ich präzise denken, ohne mich um eine subtile Sprache zu bemühen?
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Im Detail sind vermutlich zwei Faktoren maßgeblich:

Unsicherheit und schlechte Beispiele von morgens bis abends allüberall, die einen zusätzlich irritieren.

Mein persönlicher Sprachinstinkt hat auch gelitten, einerseits weil er älter ist als die letzten zwei Rechtschreibreformen und sich aus Lesestoff und Schreibvorbildern „davor” gebildet hat, die doch einiges an anderen Schreibweisen und Zeichensetzungen beinhalteten.

Die Dummheit, auch bei sinnvollen Zusammensetzungen von Verben, zwei Versionen „zu zu lassen” (autsch), macht es nicht besser oder gar einfacher. Nun weiß kaum noch jemand aus dem Stand, welche dennoch, auch nach der Lockerung der Regeln diesbezüglich, unbedingt „zusammengeschrieben” werden sollten. Diese gelockerte Auseinanderschreiberei führt zusammen mit dem Eindringen des anglo-amerikanischen grammatikalischen Aufbaus meiner Ansicht nach auch zu immer mehr „DeppenUP!ständen”.

Dies illustriert ein wenig, dass der Aufwand, richtig zu schreiben, selbst für Menschen mit hohem Interesse – zu denen wir uns sicher zählen dürfen – höher geworden ist; man muss nachsehen (nicht „nach sehen”, sonst hat man das Nachsehen ,-) oder sich besser gleich die neue Rechtschreibung „reinbimsen”.

Zudem beeinflusst uns die grottenschlechte, vernachlässigte Sprache negativ, die in den schnellen Kommunikationsmedien, im Radio – Moderatoren um die 45/50 versuchen sich in jugendlich frischer Sprache, was mit zu den härtesten herbeistrapazierbaren Beispielen für Sprachverfall führt –, Fernsehen, Youtube, Facebook, Instagram, bunte Printschrottmagazine, Website-Quark, Politsprech usw. Wir kennen die üblichen Verdächtigen.

Das prägt jeden, ob wir wollen oder nicht.

Womit auch wieder Achtsamkeit, Aufmerksamkeit und der Faktor Zeit in den Fokus rücken, wenn man dieses Phänomen positiv beeinflussen möchte.

Im Umkehrschluss könnte man als Positivist nun dazu kommen, dass es auch mit darum gehen könnte, sprachlichen Unsicherheiten nicht auch noch den Weg zu ebnen und mit so gutem Beispiel wie möglich voran ,-).
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