Zur Nacht
noch ein paar Gedanken über Starkult. Gerade vom Training zurück mit Muskelkater wie blöde und Zerren in den Oberschenkeln denke ich darüber nach. Weil mir das gerade heute in den Sinn kommt, dieses Wort: Starkult. Im Gegensatz zum Kultstar. Übrigens, falls sich meine Sprache verwischt oder so: Ich bin beim zweiten PurpleNurple.
Starkult, was soll das sein? Ich denke an kreischende weibliche Teenies. Jungs würden nicht in Heulkrämpfe ausbrechen, wenn T´Pau auftaucht. Oder Jolene Blalock, wie sie ausserhalb der Serie heisst. Oder Jeri Ryan, die legendäre "Seven of Nine".
Die Frage ist: Warum werden Menschen bewundert, die man gar nicht kennt? Was ist da los? Machen wir es einmal konkret fest: An zwei Beispielen: Justin Bieber und Shakira.
Warum fliegen einem Milchreisbubi, der nicht einmal richtig singen kann (mir wurde zugetragen, dass auch die Konzerte Playback laufen), sämtliche Mädchenherzen zu? Was ist das? Sex? Im Leben nicht. Ist es Attraktivität? Und wenn, was sehen Mädchen in diesem Weichei, was Jungs nicht sehen? Okay, Jungs in Köln und San Francisco sehen bisweilen dasgleiche, aber sonst? Hat jemals jemand kreischende Jungs auf einem Konzert gesehen, die schrieen: "Shakira, du willst ein Kind von mir!"
Gibts nicht, noch nie gesehen.
Ich erzähle eine wahre Geschichte. Meine Tochter kam vor vielen Jahren jungpubertierend zu mir. "Papaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa" (mit zuckersüßem Kullertränchen)... und sie hatte mich
. Egal was sie wollte, ich war bereit. Ich weiß nur, dass sie damals den ganzen Tag lang "HIM" hörte. Und zwar jeden Tag. Die Abkürzung für "His infernal Majesty"
UND... er war im Centro in Oberhausen und sie und ihre Freundin wollten auf Leben und Tod dorthin um ein Autogramm zu ergattern. Ich wusste nicht einmal, wer das war.
"Papa", tadelte meine Tochter, so als ob es zur Grundausbildung in Religion gehören würde, "der hat "Wicked Game" gesungen.
"Nee Schatz", erwiderte ich, "das hat Chris Isaak gesungen. Und zwar schon in den Achtzigern und da kenne ich mich aus."
"Wer ist das denn?", fragte sie.
"Genau" erwiderte ich. Sinnlos. Aber wie schon gesagt, sie hatte mich. Wir fuhren also hin. Als wir das Auto auf dem Parkplatz verlassen hatten, war ich für die Mädels Luft. Ihre Gedanken schienen wirr, ungeordnet und chaotisch. Wie ein schöner Teller mit einem köstlichen Mahl, das der Kellner fallen ließ und lieblos zurück aufs Porzellan geschaufelt hat. Im Musicstore angekommen, stellten sich die Mädchen sofort an den Beginn des Gatters. Ja, sie waren die ersten. Genau vier Stunden lang
Ich klapperte die Etage ab, trank einen echt guten Cappuccino, genehmigte mir ein Spaghetti-Eis und sah mir dann den Laden an. Kam mit dem Chef ins Gespräch. Und worüber redete man? Prince, selbstverständlich. Nach einer halben Stunde sah er mich an und fragte: "Haste n Hunni dabei?"
Hallo, ich hatte ein Eiscafe, logo. Er griff unter die Ladentheke und zog eine LP hervor. Nach 3 cm Schwarz wusste ich, was es war. Ich hätte ihm Tausend bezahlt. Es war das Black Album von meiner "Majesty" Prince. Eine echte Rarität. Black bedeutete, nicht EINE Ziffer, nicht EIN Buchstabe auf Cover oder der Platte selbst. Schwarz und sonst garnichts. Die Basis für Princes Streit mit Warner, die sich weigerten, eine LP ohne zumindest eine Nummer auf den Markt zu werfen. Jetzt ist die LP Gold wert. Natürlich kaufte ich sie.
Als mich meine Ex damals fragte, warum ich jedem Impuls nachgeben würde, warum ich das alles machen würde, antwortete ich, nachdem ich das Black Album hervor zog: "Deswegen. Das war Schicksal. Ich musste dorthin, unsere Tochter hat mir nur geholfen."
Das ist mein Starkult, der meiner Tochter sah anders aus. Als nach Stunden dieser langhaarige, eingebildete Bombenleger aus der Kabine kam, brach ein Gejohle, Gekreische und Gejammer los, das ich seit den Beatles nicht gesehen hatte. Mir wird beileibe nicht klar, warum Mädchen kreischen, wenn sie einen "Musiker" sehen.
Ich muss noch weiter ausholen. Ich war in Deutschland auf jedem Konzert, das Prince gab. Und auch auf dem "Thriller"-Konzert von MJ im Olympiastadion. Jetzt der Unterschied.
Michael: Ich hatte Karten für den Rang. Ganz weit hinten und ohne die supergroßen Videoleinwände, hätte es ein Flohzirkus sein können. Absolut langweilig, die Akustik lausig, die Performance fürn
. Das Publikum: Omis und zumeist weibliche Teenager.
Lovesexy 1988. Dortmunder Westfalenhallen. Dresscode. Schwarz oder Dunkelgrün. Wer etwas anderes anhatte, kam nicht rein. Fotoapparate verboten. Handys mit Fotofunktion? Ja. Is klar
Das Infield (in München war die Zuschauerzahl 40000, in Dortmund 10000) war komplett ausgebaut und nur ein paar handverlesene VIPS (very impotent people) durften auf Klappstühlen vor der Bühne platznehmen. Das Publikum: Frauen und Männer in den besten Jahren, sexy angezogen und überaus wohlgeformt an Geist und Körper. Allein das Britzeln der Atmosphäre war dem... der Darbietung von MJ um Lichtjahre voraus. Bei Prince war es nicht nur das abklampfen der Musik. Es war ein Schauspiel, eine Performance. Es begann damit, dass er im Ford Thunderbird seines Vaters auf die Bühne gefahren kam. Führte sich fort, als er eine Bettszene mit Cat und Sheila hatte, zwischendrin Basketball spielte und anschließend bei "Bob George" von "Polizisten" erschossen wurde. Musik und Theater gingen immer Hand in Hand. Jedes Konzert war einzigartig, genau wie er selbst.
Ich kreische nicht, wenn ich ihn sehe. Ich will nicht sein wie er. Ich will nicht können, was er kann (geht ohnehin nicht). Mein Starkult für DEN Kultstar beschränkt sich auf das, was er mir als Mensch gegeben hat. Frieden, Inspiration und glückliche Stunden. Jedes Mal, wenn ich eines seiner Lieder höre, denke ich zurück an tolle, glückliche, zufriedene, aufregende Momente und ich bekomme Flashbacks und tolle Erinnerungen. Allein dafür gehört der Mann ins Paradies. Um das zu wissen, muss ich nicht kreischen.....
0:00 Uhr: Filmriss: Der hier war schuld, nachdem meine PurpleNurples alle waren:
Well.... ich bin jetzt, 11:15 Uhr wieder an Deck
und immer noch traurig. Bis 12:15 Mittag für Onkel Albert gezaubert.
Eine "schnelle" Hühnersuppe. Der Fonds samt Huhn war fertig, Gemüse dazu, Spargel, Möhrchen, Eierstich. Das kann ich im Schlaf. Reisnudeln mit rein, aufkochen, abschmecken, das wars. Dann ein paar Heidelbeeren pürieren, unter Quark mischen, einen Apfel draufschälen: Onkel Albert ist versorgt.
Jetzt geht es an die Vorbereitungen für Morgen. Bens Erstkommunion. Oh je.... das Thema ist: Italien. Na die sind lustig! Also Dreissig (in Worten: 30!) mal Salat und Dreissig mal Dessert.
Italienischer Salat (Foto kommt morgen) und Dressing (Orangen-Senf-Honig), Zabaione con Mirtilli
und für die Kinder zwei Sorten Eis. Erstens: Lafers phantastisches Limetten-Basilikum-Sorbet.
Klingt komisch, ist aber köstlich. Und das gute alte Vanille-Eis nach der Ur-Rezeptur Nonno Luigi. Es gibt viel zu tun, packen wirs an!
Tom