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Sahelgeschichten

**********henke Mann
9.653 Beiträge
Themenersteller 
Sahelgeschichten
Ich möchte in diesem Thread mit Euch über Geschichten aus meiner Zeit als Reiseleiter diskutieren.

1. Kommt "Afrika" (Mentalitäten, Umweltbedingungen...) rüber?
2. Es sollen Reportagen sein - Ziel erreicht oder verfehlt?
3. Sahel = arabisch für Ufer, Sahelgeschichten --> Geschichten über Grenzerfahrungen: zu sehr um die Ecke gedacht?
4. Ist der Schluss gelungen, oder ist es zu sehr "mit dem Holzhammer"?
5. Passt der Titel?

Animisten

„In Dörfern, in denen Schweine gehalten werden, wohnen Animisten.“ ruft Ibrahim und verschwindet, wie immer, wenn wir in einem Dorf ankommen.

Während ich meinen Touristen erkläre, was Animisten sind, kehrt er zurück und hat für jeden einen Schaschlik mit Schweinefleisch dabei.

Das Paar aus dem Vogtland greift sofort zu, die ausgehungert aussehende Verwaltungsfrau Heidi aus Dresden zögert eine Sekunde und denkt an Hepatitis. Der Fotograf hat schon alles gegessen und der Lehramtsstudent mit den reichen Eltern ist aus der vegetarischen Phase raus. Das Fleisch ist durch und dann dieses Gewürz...

„Lasst uns zum Dorfchef gehen und ihn grüßen.“

In jedem Dorf wiederholt sich das Ritual, bei dem ich durch Ibrahim und der Dorfchef durch den Lehrer oder Feldscher miteinander sprechen, natürlich in der 3. Person.
Durch einen niedrigen Torbogen treten wir in einen sandigen Hof, die kurzen Reisigbesen der Frauen haben auch den kleinsten Dreck hinweggewedelt und die Spuren afrikanischen Zens auf die Erde gemalt. Der Chef sitzt mit seinem Hofstaat auf den landesüblichen Stapelstühlen und bietet auch uns welche an.

Ich grüße ihn:
„I ni sógóma!“ (Gepriesen sei Dein Morgen – noch ist es vor 12, da geht das)
Nbah (der Chef ist ein Mann, eine Frau würde „Nse“ sagen – Danke, der Deine auch)
I ka kéné (Wie geht’s?)
Toóró si té (Mir geht’s gut)
Der Chef wechselt ins französische, spricht aber durch seinen Herold zu mir.
„Ich habe gehört, dass es in Europa sehr kalt ist zur Zeit?“
„Er hat gehört, das es in Europa sehr kalt ist zur Zeit!“
Ich antworte: „Ja, - 10 Grad.“
Ibrahim spricht für mich: „Er sagt, dass es 10 Grad unter Null sind, das ist so kalt wie in einer Gefriertruhe!“
Irgendwo habe ich hier ein Solarpaneel gesehen, das tagsüber Strom für eine Gefriertruhe liefert, in der das ganze Dorf abgekochtes Wasser in Schlauchbeuteln einfriert. So kann der Chef sich wenigstens ein bisschen vorstellen, wie kalt es bei uns jetzt im Dezember ist.

„Mögt ihr nicht ein wenig von der Kälte herschicken?“ fragt mich der Chef direkt unter Verletzung des Protokolls. Sein Herold schaut pikiert, und auch Ibrahims Gesicht wird sauertöpfisch, als ich antworte: „Mit Vergnügen, aber wie?“

Wir lachen alle, und ich frage weiter:

„Gab es Regen dieses Jahr?“ – Wir haben Dezember, und die Regenzeit war im September vorbei.

„Ja, es gab Regen und die Hirse steht gut. Gib Gott, dass keine Heuschrecken kommen!“

Ich übersetze für meine Touristen und frage nach Fragen, hoffend, dass sie keine stellen, denn trotz meines intensiven Briefings am ersten Tag, dass es besser ist, sich mit den Leuten an ihrem wenigen zu erfreuen, als sie ständig mit der Nase auf ihr Elend zu stoßen, hat insbesondere die graumelierte Heidi ein seltenes Geschick, in Fettnäpfe zu treten.

„Ich habe das mit dem Animismus nicht verstanden.“

Bammm, heiliges Kanonenrohr, Herr lass Hirn regnen, bitte mach, dass ich nicht da bin....

Der Chef reagiert gelassen: „Wir glauben an die Beseeltheit der Natur. In jedem Ding, jedem Wesen ist eine Seele, und diese Seelen können miteinander in Verbindung treten, modern sagt man wohl, kommunizieren. Das kann kein einzelner Gott.“

Heidi scheint sich irgendwie ein bisschen an Aussagen des Staatsbürgerkundeunterrichts zu erinnern, Ibrahim funkelt mich mit seinem „Du-hast-schlecht-erklärt“-Blick an und der Chef stopft sich grinsend ein Pfeifchen.

Geschafft, diese interkulturelle Kuh ist vom Eis.

„In unserer Reisegruppe sind Lehrer.“ flunkere ich ein bisschen, auch um dem Gespräch eine Wendung zu geben. Der Grund ist einfach – dann kann der Lehramtsstudent mal sehen, dass Klassengrößen von dreißig Kindern ein Klacks sind und außerdem können wir dem Dorf ein bisschen was zurückgeben für das, was hier gleich passieren wird. Drei Dörfer vorher landete das letzte Huhn im Ragout und seitdem haben wir ein bisschen ein schlechtes Gewissen, wenn wir unseren Stapel Schulhefte und die Kugelschreiber mit Werbung für unser Reisebüro rüberreichen, aber im Gegensatz zu den Polizisten an den Straßensperren kann man hier Menschen mit Geldangeboten, ja nur mit der Vokabel „bezahlen“ schwer beleidigen. In muslimischen Dörfern konnten wir immer noch was für die „Erhaltung der historischen Moschee“ spenden, aber das wäre hier ein besonderer Affront....

„Gut, dann lasst uns zur Schule gehen!“

Die Schule ist ein „Hangar“, wie man hierzulande sagt. Das deutsche Wort ist „Schuppen“ eigentlich trifft Carport es noch besser. Aufgeständert auf das schiefe Savannenholz, gedeckt mit Hirsestrohbündeln sitzen alle Kinder des Dorfes vor dem Lehrer. Die kleinsten kauern vorn auf dem Fussboden, die ältesten sitzen hinten. Die Tafel ist aus dem Sperrholz einer Transportkiste, in der einer Ecke sind noch die „aufrecht transportieren“ und „vor Regen schützen“-Symbole zu erkennen.

Der Lehrer unterbricht seine Unterweisung in schriftlicher Addition, ich erkläre mich kurz und überreiche den Stapel Hefte und die „BICs“, so werden alle Kugelschreiber genannt, und der Lehrer bringt die Kinder dazu, uns im Chor ein „Merci“ entgegenzuschmettern. Er flüstert kurz mit dem Dorfchef, und der fragt mich ebenso konspirativ, ob der Lehrer lieber die guten Schüler mit Heft und Stift auszeichnen soll oder ob unser Geschenk an jene gehen soll, die noch ohne Heft und Stift sind ob der Armut der Eltern.

Bevor wieder zwischen den leistungsorientierten Vogtländern und Heidi eine Debatte ausbrechen kann, entscheide ich mich für die soziale Variante, schäme mich aber gleichzeitig für unser Geschenk.

Als wir zum Grundstück des Dorfchefs zurückkommen, steht dort ein Tisch, gedeckt mit Tellern und Besteck, dampfendem Hirsecouscous, kaltem Brunnenwasser und frischer Papaya. Sie teilen alles mit uns, was sie haben, und Heidi stochert im Essen.
**********henke Mann
9.653 Beiträge
Themenersteller 
Mein altes Notizbuch
Ich habe mein altes Notizbuch wiedergefunden. Es beginnt mit lausigen Exzerpten eines Drittsemesters, Notizen zur Hochschulreform in den 1990ern und Zahlenreihen, die ich für einen Studentenjob brauchte – ich sollte für einen Winterdienst Gehwege ausmessen.

Im letzten Drittel sind meine Notizen als Reiseleiter. Abfahrtszeiten, Auslagen, Umrechnungen, ein Entwurf für einen Liebesbrief, im Bus auf den Knien gekritzelt. Ich finde die Adressen der Mitreisenden und einen Schnipsel mit perforiertem Rand – eine improvisierte Eintrittskarte. Als wäre es gestern, zieht die Reise an mir vorbei: die Ankunft in Dakar und die Nächte in den Strandhütten, die Reise mit dem „Express“, trotz Sitzplatzreservierung auf den Bohnensäcken der Eisenbahnerwitwen, die Fahrt mit dem Kleinbus in den Norden, bei Dir wir mit vollem Tempo einen „Sleeping Policeman“ überfuhren, die Überfahrt über den Bani in einem Boot, bei dem ich ständig an das Sprichwort „Das Flusspferd, das Du siehst, wirft Dein Boot nicht um“ denken musste – nur um nach Djenne zu kommen und schließlich die Fußmärsche durch das Dogonland.

Wir waren morgens aufgebrochen, nach löslichem Kaffee mit gesüßter Kondensmilch in Wassergläsern und einer „Bouille“, einer Puddingsuppe aus Hirsemehl. In unseren Rucksäcken staken je zwei Anderthalbliterflaschen „Awa“, das hiesige Flaschenwasser.

Nach einer Stunde, als sich die Sonne richtig zu zeigen begann – davor versteckte sie sich im Dunst des Harmattans – hielten wir eine erste kleine Rast im Schatten eines Baobabs. Allerdings ist die Bezeichnung „Schatten“ übertrieben, die winzigen Blätter des Affenbrotbaumes an dessen riesigen Ästen warfen wohl kleine Schatten auf den hellroten Boden der Trockensavanne, aber eher als Leopardenmuster.

Nach der Rast zogen wir weiter, kurz vor 11, kurz vor der Sonne im Zenit, sahen wir durch das Flimmern der Hitze das Dorf, das für den heutigen Tag unser Etappenziel sein sollte. Ich habe den Namen vergessen, aber schon jetzt liefen die Kinder wie Satelliten um unseren kleinen Trupp herum und riefen ihr fröhliches „Toubabu, Toubabu“. Rotgesichter träfe es eher, denn außer mir ist hier niemand mehr weiß im Gesicht.

Wir raffen uns auf, straffen die Rücken und versuchen, weder schleppenden Ganges noch hinkenden Schrittes in das Dorf zu gelangen. Trotzdem ist die Erleichterung fühlbar, als wir auf dem Dorfplatz die Rucksäcke absetzen. Ibrahim ist dieses Mal vorausgelaufen und hat Quartier gemacht, er strahlt über das ganze Gesicht, als er uns zum Grundstück des reichsten Mannes im Dorf bringt und uns ein Nachtquartier im Rohbau einer Villa offeriert. Wider erwarten werden wir hier besser schlafen als in den Lehmhäusern der „Altstadt“ – wie wir erfahren, ist das Dorf eine Stadt, denn früher gab es hier einen „Tata“, die landesübliche Entsprechung einer mittelalterlichen Stadtmauer.

Beim Dorfchef geht es dieses Mal schnell – hier schneien häufiger Touristen herein und nach einer kurzen Grußrunde kommt schon das Hirsebier, es ist gekühlt und sie schenken kräftig aus alten Speiseölkanistern nach. In der dritten Runde werden wir lustig, und einer nach dem anderen streckt sich in die Hängematten zwischen den Hofbäumen zur Siesta aus.

Ich bleibe sitzen und frage den Dorfchef meine Afrikanistenfragen nach Tradition und Werten und der schlechten Moderne. Anstelle einer Antwort zeigt er auf einen Stapel Zementsäcke unter einem kleinen Dach: „Das Geld dafür haben uns die Söhne unseres Dorfes, die in Frankreich als Straßenfeger arbeiten, geschickt. Das mischen wir in den Lehm, mit dem wir immer nach der Regenzeit die Hütten frisch verputzen – das hält dann mindestens drei Jahre!“

Ich glaube, ich muss die Sache mit der guten Tradition und der schlechten Moderne noch einmal überdenken.
**********henke Mann
9.653 Beiträge
Themenersteller 
Ihr meint...
... also alle, dass ich diese Geschichten, wenn ich so 15 Stück beisammen habe, ohne weiteres veröffentlichen könnte?!
Meine Triskele
*********_Arte Frau
13.806 Beiträge
Dazu müsste jede einzelne Geschichte betrachtet werden.
Etwas irritiert mich.

Der erste Teil ist komplett im Präsens, der zweite Teil beginnt in der Vergangenheit, doch ab diesem Absatz

Wir raffen uns auf, straffen die Rücken und versuchen, weder schleppenden Ganges noch hinkenden Schrittes in das Dorf zu gelangen..

wechselst Du wieder in die Gegenwart. Ist das Absicht?

Aus meiner Sicht:
1. Kommt "Afrika" (Mentalitäten, Umweltbedingungen...) rüber? --> Ja

2. Es sollen Reportagen sein - Ziel erreicht oder verfehlt? --> erreicht

3. Sahel = arabisch für Ufer, Sahelgeschichten --> Geschichten über Grenzerfahrungen: zu sehr um die Ecke gedacht? --> ein bisschen zu sehr um die Ecke gedacht, mir war der Begriff "Sahel" unbekannt und ich konnte ihn nur durch Deine Erklärung verstehen

4. Ist der Schluss gelungen, oder ist es zu sehr "mit dem Holzhammer"? --> mal abwarten *zwinker*

5. Passt der Titel? --> siehe 3.
"sahelgschichten"...
Werter "KS",
es tut mir leid, aber ich finde an Deiner Geschichte einfach kein "Packend"!
Als Reisebericht finde ich sie ja vollkommen in Ordnung, aber ein Geschichte, im Sinne von etwas Erzähltem, kann ich sie leider nicht auffassen.

Ich möchte nur einmal den ersten Abschnitt betrachten, wenn ich darf.

Animisten

„In Dörfern, in denen Schweine gehalten werden, wohnen Animisten.“ ruft Ibrahim und verschwindet, wie immer, wenn wir in einem Dorf ankommen.

Ich finde das schon dieser erste Satz wenig Aussagekraft hat.
Wer ist "ibrahim"?
Was sind "Animisten"?
Was bedeutet "wie immer"?

Während ich meinen Touristen erkläre, was Animisten sind, kehrt er zurück und hat für jeden einen Schaschlik mit Schweinefleisch dabei.

Dabei wird nicht klar, welche Bedeutung "Schweinefleisch" hat oder haben kann.

Das Paar aus dem Vogtland greift sofort zu, die ausgehungert aussehende Verwaltungsfrau Heidi aus Dresden zögert eine Sekunde und denkt an Hepatitis.

Wo kommen diese Leute so plötzlich her und warum denken sie das?

Der Fotograf hat schon alles gegessen und der Lehramtsstudent mit den reichen Eltern ist aus der vegetarischen Phase raus. Das Fleisch ist durch und dann dieses Gewürz...

Diese Satz sind ohne Hintergrundwissen völlig unverständlich!



„Lasst uns zum Dorfchef gehen und ihn grüßen.“


Welcher "Dorfchef" und warum sollte man ihn grüßen?

Ich empfinde diesen Satz als vollkommen "unmotiviert"...


Werter "KS"
ich empfinde Deine Motivation durchaus als positiv, aber ich kann nicht entdecken, was hier eine Geschichte werden soll?

lg:
longtune
**********henke Mann
9.653 Beiträge
Themenersteller 
@longtune
Es sollen Reportagen werden.

Wenn ich vom Tango wiederkomme, mehr.
**********henke Mann
9.653 Beiträge
Themenersteller 
Vor der nächsten Geschichte ;-)
@*****une
1. Deine Kritik zeigt, dass manche Leser mit meinen Reportagen Schwierigkeiten haben werden - diejenigen, die den Vornamen "Ibrahim" nicht einer männlichen Person aus der Sahelzone zuordnen können, jene, die zu faul sind, mit dem allgegenwärtigen Smartphone "Animismus" zu googlen und die, die die Wendung "wie immer" nicht als ein Zeichen dafür lesen, dass dieses Geschehen sich wiederholt.

2. Für den Rest der Fragen empfehle ich, meine Reportage(n) (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Reportage) einfach noch einmal genau zu lesen.


@*****a94: Die Zeitenwechsel sollen die Erzählperspektive deutlich machen: erst kommt der Passus aus der Jetztzeit, in der ich mein altes Notizbuch wiedergefunden habe, dann die Erzählung in der Vergangenheit, in der ich (unzulässigerweise?) ins historische Präsenz wechsle, um Dynamik darzustellen. Im Präteritum klänge es nach meinem Dafürhalten behäbig.
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team Gruppen-Mod 
Das Problem, lieber Kamelienschenke, wird leider immer sein, wie man als Autor all das so rüberbringt, dass es den Lesern ganz natürlich vorkommt und sich sozusagen von selbst erklärt. Oder zumindest - eine gewisse "Mitarbeit" der Leser vorausgesetzt - eine Art Spur gelegt wird, mit welcher die Leser das selbst relativ mühelos herausfinden können.

Da sind wir Autoren gefordert, gerade bei Reportagen - die ja wohl oder übel stets auch journalistische Aspekte beinhalten und deshalb auch im Sinne eines guten, den Leser geradezu mühelos packenden, in die Beschreibungen hineinziehenden und regelrecht an der Hand mitnehmenden Journalismus geschrieben werden.

Das ist keineswegs einfach, bedarf einer Menge Arbeit - und ist nicht umsonst eine Kunst. *g*

(Der Antaghar)
******ier Frau
36.546 Beiträge
Ich finde den Beitrag von Antaghar treffend.

Ich finde zu den Geschichten von dir, lieber Kamelienschenke, keinen Zugang. Ich weiß nicht, ob es am Inhalt oder an der Schreibweise liegt, aber irgendwie ist es für mich zu trocken und zu kopflastig. Gefühl ist wenig bis kaum in deinen Texten. *nachdenk* Und es stehen für mich zu viele Worte drin, die ich nicht verstehe.

Ich weiß nicht, ob du damit etwas anfangen kannst. *nixweiss*
Werter "KS",

den Vornamen "Ibrahim" dem männlichen Geschlecht zuzuordnen fiel mir eben so wenig schwer wie die Formulierung "wie immer" als Bezeichnung für etwas Wiederkehrendes aufzufassen. Meine Anmerkungen bezogen sich auf Dein "Erzählen".

Was mich allerdings verwirrt hat und mir immer noch nicht transparent erscheint, aber da mag ich ja als Leser einfach inkompetent oder "zu faul" sein, war, dass ein Autor einen Begriff verwendet, den ich erst einmal "googeln" muss.
Ich frage mich einfach, warum er das tut?

Und ich möchte "Wolfsgier" zustimmen, indem ich mir "TOMs" Wortwahl ausleihe, wenn ich darf.
In den ersten Sätzen entsteht vor meinen Augen einfach kein "Bild" von irgend etwas. Es "kömmt mich an" wie eine unzusammenhängende Ansammlung von Sätzen. Bevor überhaupt klar ist, wer die Teilnehmer der Reise sind, über die Du eine Reportage schreiben willst, versuchst Du, sie mit jeweils einem einzigen Satz zu charakterisieren. Bevor man sie überhaupt auch nur kennengelernt hat!?
Es tut mir leid, aber das "schüttelt mich beim Lesen regelrecht durch".

Mich irritiert an Deinem Text aber auch die gedankliche Sprunghaftigkeit.

Nur ein einziges Beispiel:

[...] Das Fleisch ist durch und dann dieses Gewürz...

„Lasst uns zum Dorfchef gehen und ihn grüßen.“


Da komme ich alleine gedanklich einfach nicht mit.

Und ich finde, dass das auch mit dem Stil einer Reportage wenig zu tun hat.

"Nix für ungut":

longtune
**********henke Mann
9.653 Beiträge
Themenersteller 
@longtune
Es ist ja nicht so, dass ich Kritik nicht annehmen will, und ich habe meine erste Reportage wieder und wieder gelesen, aber ich finde weder die Sprunghaftigkeit noch die Kopflastigkeit.

Ich versuche mal darzustellen, was meine Schreibabsicht war:
„In Dörfern, in denen Schweine gehalten werden, wohnen Animisten.“ ruft Ibrahim und verschwindet, wie immer, wenn wir in einem Dorf ankommen.
Sehr viele Menschen wissen aus dem "Weltspiegel", dass in Afrika die Tiere in den Dörfern frei herumlaufen. Im Regelfall sind es Kamerunschafe und Ziegen, hier sind es - eine Ausnahme - Schweine. Die Aussage ist eine wörtliche Rede verpackt. Ibrahim hat die Macht, etwas zu erklären (er war der einheimische Guide) und er macht das, was er üblicherweise nach der Ankunft an einem Ort tut. Was das war, wird im nächsten Absatz deutlich:
Während ich meinen Touristen erkläre, was Animisten sind, kehrt er zurück und hat für jeden einen Schaschlik mit Schweinefleisch dabei.
Jetzt führe ich die handelnden Personen ein:
Das Paar aus dem Vogtland greift sofort zu, die ausgehungert aussehende Verwaltungsfrau Heidi aus Dresden zögert eine Sekunde und denkt an Hepatitis. Der Fotograf hat schon alles gegessen und der Lehramtsstudent mit den reichen Eltern ist aus der vegetarischen Phase raus.
Was ist daran verkehrt, die Teilnehmer der Reise hier knapp - immer gemessen an der Gesamtlänge des Textes - vorzustellen?
Das Fleisch ist durch und dann dieses Gewürz...
Alle essen und es ist lecker, außerdem ist die Hepatitisgefahr gebannt, denn das Fleisch ist durchgebraten.
Jetzt kommt ein Absatz, und damit beginnt eine neue Sinneinheit, eine neue Aussage:
„Lasst uns zum Dorfchef gehen und ihn grüßen.“
Das ist eine wörtliche Rede, und hier müsste vielleicht ein , sagte Ibrahim eingefügt werden, m. E. geht es aber auch ohne. Unmittelbar auf diesen Absatz folgt die Erklärung für den Satz:
In jedem Dorf wiederholt sich das Ritual, bei dem ich durch Ibrahim und der Dorfchef durch den Lehrer oder Feldscher miteinander sprechen, natürlich in der 3. Person.
- direkter geht es nicht.

Dann folgt der Dialog mit dem Dorfchef und am Ende wird die Frage, die der Leser vielleicht bis dort mit sich rumträgt, beantwortet:
Ich übersetze für meine Touristen und frage nach Fragen, hoffend, dass sie keine stellen, denn trotz meines intensiven Briefings am ersten Tag, dass es besser ist, sich mit den Leuten an ihrem wenigen zu erfreuen, als sie ständig mit der Nase auf ihr Elend zu stoßen, hat insbesondere die graumelierte Heidi ein seltenes Geschick, in Fettnäpfe zu treten.

„Ich habe das mit dem Animismus nicht verstanden.“

Bammm, heiliges Kanonenrohr, Herr lass Hirn regnen, bitte mach, dass ich nicht da bin....

Der Chef reagiert gelassen: „Wir glauben an die Beseeltheit der Natur. In jedem Ding, jedem Wesen ist eine Seele, und diese Seelen können miteinander in Verbindung treten, modern sagt man wohl, kommunizieren. Das kann kein einzelner Gott.“

Heidi scheint sich irgendwie ein bisschen an Aussagen des Staatsbürgerkundeunterrichts zu erinnern, Ibrahim funkelt mich mit seinem „Du-hast-schlecht-erklärt“-Blick an und der Chef stopft sich grinsend ein Pfeifchen.

Geschafft, diese interkulturelle Kuh ist vom Eis.
Hier kulminiert die Aussage des Textes - was Animisten sind, und auch, dass sie leben wie andere afrikanische Dörfler, nur ein kleines bisschen anders, das illustriert dann noch der Rest des Textes
...kann man hier Menschen mit Geldangeboten, ja nur mit der Vokabel „bezahlen“ schwer beleidigen. In muslimischen Dörfern konnten wir immer noch was für die „Erhaltung der historischen Moschee“ spenden, aber das wäre hier ein besonderer Affront....

Der Schluß, und deswegen fragte ich nach dem Holzhammer, ist die Moral von der Geschichte:
Als wir zum Grundstück des Dorfchefs zurückkommen, steht dort ein Tisch, gedeckt mit Tellern und Besteck, dampfendem Hirsecouscous, kaltem Brunnenwasser und frischer Papaya. Sie teilen alles mit uns, was sie haben, und Heidi stochert im Essen.

"Sahelgeschichten"
Werter "Kamelienschenke",

es tut mir leid, aber ich verstehe Deine Antwort selbst nach mehrmaligem Lesen einfach nicht.

Ich glaube fast, Dein Text scheitert an dem Phänomen von Witzen, die man meint, erklären zu müssen, weil sie niemand verstanden hat.

Wenn Dein Text so viele Erklärungen benötigt, wie Du sie jetzt dankenswerterweise alle geliefert hast, dann fehlt ihm etwas, nämlich genau das, was man nach seinem Verfassen hinterher hizufügen muss, damit man ihn versteht.
Was ich mich vor allem Frage, ist, warum Du von dem, was du erklärst, nicht einfach in deiner Reportage auch erzählst? Es würde alleine ihre Verständlichkeit gewiss enorm erhöhen.

Bitte bedenke das doch einmal, anstatt zu glauben, du müsstest Dich gegen berechtigte Einwände verteidigen!
Ich habe nicht Dich sondern Deinen Text kritisieren wollen:

longtune
Hmmm...
Also für mich hätte es diese ausführlichen Erklärungen im Nachgang nicht unbedingt gebraucht.

es tut mir leid, aber ich verstehe Deine Antwort selbst nach mehrmaligem Lesen einfach nicht.

Das wiederum kann ich nicht nachvollziehen, ich finde die Erklärungen durchaus schlüssig *g*
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