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Geschichtenspiel_Teil_40

Loki, des Filmemachers Nichtbruder
Als Loki Kärismäki das Mus aus der Sharon-Frucht durch das Sieb drückte, um die Kerne abzuschöpfen, wunderte er sich. Nichts! Kein einziger Kern. Stimmt ja. Sharon ist ja die kernlose Softvariante der Kaki.

¨Mist! Wie soll ich jetzt die Kernfusion hinkriegen?¨ Loki ärgerte sich. Nicht zum ersten Mal.
Seine Cheffin brockte ihm immer wieder solche Geschichten ein. Das letzte Mal hatte sie ihm Lakritzstangen statt Fruchtschnüre mitgebracht und er konnte zwei Abende keinen Schuhbändler mixen. Dabei war der doch der Renner bei den Ladies, die nach Dienstschluss noch kurz im Labor vorbeischauten, bevor sie in ihr einsames Einzimmer-Appartement zurückkehrten. Meist alleine. Manchmal mit der Ausicht auf seinen Besuch nach Dienstschluss.

Die Idee zum neuen Namen der Bar, die vorher als Eckkneipe vor sich hindümpelte, hatte er gehabt. ¨Zum alten Brüllaffen¨ war zwar auch ein äußerst ausgefallener Name, und er passte auch zu den Typen, die bis dahin täglich am Tresen saßen, doch dort waren seine Mixkünste Perlen vor die Säue gewesen. Jetzt konnte er sie mit gutem Gewissen Liebesperlen nennen - siehe die einsamen Ladies - und nicht nur einem Paar hatte er mit seinen provokanten Longdrinks schon den Anlass zu einem ersten und folgenschweren Gespräch erleichtert.
Gut. Manche der Namen fanden zu Anfang nicht so Anklang und er hatte sie ändern müssen. Den Tampon zum Beispiel. Rote Orangina mit einem Glas Eierlikör und Granatapfelkernen, mit einem Handgelenkschwung ganz kurz eingerührt. Schmeckte hervorragend, doch der Name war zu abschreckend. Zumindest damals noch. Mittlerweile war die Bar gerade wegen ihrer innovativen Getränke und provokanten Bezeichnungen Kult. Manche Stammkunden hinterließen ihre Duftmarken, indem sie selbst Namen kreierten. Bionade wurde zum Beispiel nur noch als Tamponade bestellt.

Aber zurück zur Kernfusion. Besserwisserisch wie sie nun mal war, hatte Sigrun, Relikt und Wirtin des Lokals steif und fest behauptet, dass Kaki und Sharon ¨Einunddasselbe!Jawoll!¨ wären. Punkt. Davon ließ sie sich dann auch nicht mehr abbringen. Deshalb gab es für Sigrun natürlich auch keine Veranlassung, noch einmal loszufahren und Kakis zu kaufen. Dieses Weib war dickhäutiger als zwanzig Elefanten zusammen. Wenn er Glück hätte, klärte sie jemand anderes sie bis zum nächsten Einkauf über den Unterschied auf und sie brächte dann wieder die richtigen Früchte mit den nach dem Rösten leicht schokoladigen und etwas nach Kaffee schmeckenden Kernen. Oder auch nicht.

Nun. Er würde übergangsweise die süßere Sharon mit einem stärkeren Absinth und in der Sahnehaube mit einigen Schokokaffeebohnen aufpeppen, statt geröstete, gemahlene und karamelisierte Kakikerne zu verwenden. Schließlich waren es gerade solche Situationen die ihn zu seinen exotischen Rezepten führten.

Erfolgreiche Erfindungen sind nun einmal das glückliche Abfallprodukt von zu Herausforderungen gewandelten Problemen!

Apropopos Poprobleme: Siedendheiß fiel es ihm wieder ein: Heue Abend wollte Mira Mushroom mit ihrem neuen Lover vorbeikommen. Obwohl er sie gebeten hatte, ihn die ersten paar Wochen damit zu verschonen. Irgendetwas musste ihm einfallen, so dass sie mit dem Schönling bald wieder ginge. Bevor er entweder dem Typen an den Hals ginge oder vor lauter Wut und Beherrschung die Drinks seiner anderen Gäste versaute.
Ein Grinsen stahl sich in Lokis Gesicht. Er wollte schon lange mal die Zeitbombe, ihren Lieblingsdrink modifizieren. Nun gut. In diesem Falle müsste er es eher infizieren nennnen. Hmmmm - die Kirschen dafür statt in reines Wildkirschwasser in eine Mischung mit dem noch frischgepressten, nicht erhitzten Holundersaft einlegen. So etwa nach einer halben Stunde würde ihr Bauch anfangen zu rumoren. Vielleicht würde es ihr sogar noch bis nach Hause langen.
Nun ja - er würde es ihr wünschen. Nach ein paar Stunden wäre ja Alles wieder gut.

Wenn er es sich recht überlegte: langsam wäre es Zeit für sein Rezeptbuch!
Hexentränke - Powerdrinks! Gekonnt Wirkung und Geschmack verbinden. Oder so.

Link zur KaffeeeersatzPDF-Quelle auf meiner Dropbox:
https://www.dropbox.com/sh/u … DLM05d9zm7tT9Kuerm9kLOa?dl=0
******nyx Frau
1.322 Beiträge
.. und sie brächte dann wieder die richtigen Früchte mit den nach dem Rösten leicht schokoladigen und etwas nach Kaffee schmeckenden Kernen.
*bravo*

Klasse olove. Danke auch für den link.
Ich mag solche Fußnoten und kann mich für das Rezept im Vollbild erwärmen.
Lieber Olove,

Erfolgreiche Erfindungen sind nun einmal das glückliche Abfallprodukt von zu Herausforderungen gewandelten Problemen!

Sich an deiner Safttheke einen Schoppen(rein zu)hauer(n) macht Laune!

Glückwunsch zur rundum gelungenen Story!

Tom (the sun)
Vorschmeck!!!
Die Fußpilznote, bzw. die Rehschärsche musste sein, da ich mit meinen virtuellen Phantasie-Rezepten niemanden vergiften wollte. Waren zwei Stunden Suche, bis ich diese PDF und einen Forumsbeitrag gefunden habe, in dem jemand bestätigte, dass er die Kerne schon mehrfach (ohne Schaden zu nehmen) gegessen hat.

*cocktail* laf
*********ynter Frau
9.559 Beiträge
Olove, der Barkeeper und als Erfinder...
...innovativer Drinks mit etwas merkwürdigen Namen (Tampon *g*) *haumichwech*

Echt genital!!! *spitze*
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Der Spiegel – Eine Parabel
Auf Zuwurf in den Reaktor gepackt wurden acht Begriffe: Sharon-Frucht, Tampon, Liebesperlen, Duftmarke, Abfallprodukt, besserwisserisch, siedendheiß und dickhäutig. Sie ordneten sich spiegelsymmetrisch und wie von anderer Hand geführt.
*dj*


Der Spiegel – Eine Parabel

Es war einmal ein König in einem feinen, kleinen Land. Wo genau es lag, kann man nicht sagen. Es war mal da, dann wieder nicht. In einer Nische in der Nebenwelt, da befand es sich. Das zumindest war verbürgt. Es war ein schönes Land. Sonnig, befriedet und von Blühwilligen und zarten Mimosen bewohnt.

Der König bemühte sich redlich und Zeit seines Lebens zu wachsen. Er machte sich auf und beschritt seinen Weg. Die Zeit verging. Eines Tages hatte er, ohne es recht zu bemerken, den Spiegel der Welt mit einem Spiegel vertauscht, der sein Abbild wohl etwas überhöhte. Er sah hinein und staunte. Ein ungeahntes Glücksgefühl durchströmte ihn. Er begann zu strahlen und sonnte sich in der Wirkung seines Schauens.

Hatte er Muße, liebte er es, seine zartesten Mimosen heranzuwinken und ließ sie sich dezent unterhalb – wie es sich für gute Untertanen gehört – um ihn versammeln und ihm huldigen. Taten sie brav, was sie sollten und murrten nicht, lud er sie ein auf seine Kuschelcouch, belohnte sie mit kleinen Gesten und mit der Sonne seiner Aufmerksamkeit.

Er schaute gerne in diesen Spiegel und mit jedem Blick fand er sich etwas größer und strahlender vor. Dann rief er ihnen zu:

„Seht her, wie leuchtend wir sind! Und wie groß und gut ich bin!”

Die zarten Mimosen sprangen sogleich ein ums andere Mal aufgescheucht umher, flüsterten und wisperten, scharten sich um ihn und riefen:

„Groß bist du und gut, du unser verehrter König im kleinen Land!”

Nun mischten sich unter die Untertanen auch immer wieder Kakilakenfrüchtchen. Sogar ein sogenannter Liebesperlenstrauch, eine chinesische Purpur-Schönfrucht mit violett umwölktem Blick, soll gesehen worden sein. Sie unterhielten den König, das Königreich und trieben die vielgestaltigsten Blüten. Durch unsachgemäßen Beschnitt allerdings ließen sie sich nicht gut niederhalten. Wuchs dem König mal eines über den Kopf, tanzten welche aus der Reihe oder hielten ihm gar den falschen Spiegel vor, dann brach es aus ihm heraus. Dann wurde er zornig und aggressiv, baute sich auf, verdonnerte seine Untertanen zu unbedingter Gefolgschaft, sammelte sie um sich, ließ sie in Reih und Glied sich formieren und rufen:

„Stört nicht die Ruhe unseres Königs! Er ist groß und gut. Seine Sonne macht auch uns groß und gut. Seine Gnade ist unser Dünger und Maßstab. Er sagt uns, dass wir wachsen. Dass wir gedeihen unter ihm! Schweigt also und stört nicht die Ruhe im feinen, kleinen Land.”

Nun waren manche der Kakilakenfrüchtchen dickhäutig. Es gab Wildformen, knorrige, kernige, schräge und gerade. Auch eine etwas andere Sorte, Sharonfrüchtchen, mischte sich darunter – drei oder vier oder vielleicht auch fünf, also eine verschwindend geringe Minderheit. Obwohl sie allesamt ungiftig, ja sogar schmackhaft waren, wenig Bitterstoffe enthielten und in ihrer Reife orangegolden leuchteten, erzürnten die Kakilakenfrüchtchen den König. Sie wuchsen ihm vielleicht zu schnell, ließen sich nicht ans Spalier binden oder waren schwer zu domestizieren. Sie liebten es, sich zu bewegen und suchten sich ihren eigenen Weg. Streckten ihm ihre Triebe besserwisserisch, lästig oder – besonders verwerflich – gar zu kreativ entgegen. Auch in den Reigen der hemmungslos klebrigen Huldigungen fielen sie nicht immerzu mit ein. Sie sahen selbst hin, erkannten ein Licht, wenn es schien. Auch sie beanspruchten ein wenig Platz und schauten in verschiedene Spiegel.

Gab es im Land einmal Rumoren? Dann konnte die gemischten Vögelfreifrüchtchen nicht bloß ein siedendheißer Pfiff zum ersatzlosen Abschwören bringen. Sie hielten auch ihre Substanz für essbar oder sogar lecker. Das stieß dann sauer auf, wurde mit der Duftmarke des Abscheus und unter der Gürtelrosenlinie geahndet. Der Appell zum Buhrufen der mit des Königs Zorn Getränkten folgte auf dem Fuße. Aber weder dies, noch das betretene oder hilflose Schweigen der Mimosen, beirrte jeden gleich im Kern.

Eines Tages geschah es. Der König kappte die Vielgestalt, verordnete die ihm genehme Aufblührichtung, die Unbestimmte, markierte die Exoten der vorderen Reihe, schlug noch ein weiteres Mal so tief wie gezielt zu und teilte seine Untertanen in Gut und Böse.

Er reichte den leicht verletzten und noch in die Guten Gerutschten eine Wundtamponade, strich ihnen über die riefige Borke und winkte sie durch aufs Sofa. Eine Fata Morgana des zureichenden Grundes wurde an den Haaren herbeigeschleift und die nun im Lande „böse” Genannten mit fortgesetztem Elan an den Pranger gestellt. Sie sollten mit diesem Schatten wachsen und dies gefälligst stillschweigend abventilieren.

Es roch nach Chlorophyllentzug. Die Luft stand. Der König nahm es wie eitel Sonnenschein und lehnte sich zurück. Die Zeit wurde zäh, die Früchtchen schmeckten schal. Die Untertanen duckten sich und machten sich noch kleiner. Die Mimosen, ihres Zeichens Hülsenfrüchtchen, verschlossen sich ins Innere. Es herrschte Ruhe im feinen, kleinen Land.

Eine wertlose Ruhe. Die einer sich moralisch über andere erhebenden Macht.
Die Macht der Gutmenschen.


Diese Parabel fand ich in einem finsteren Keller. Ein Stück Pergament nur, dünnhäutig, leicht zerknittert und in Fraktur gedruckt. Sie lag unter staubigen Flaschen und wie ein Abfallprodukt herum. Ich nahm sie mit ans Licht und wendete sie nachdenklich um. Da stand etwas in blauer, frischer Tinte und klarer Handschrift:

„Man kritisiert abweichende Meinungen nicht mehr, sondern hasst sie einfach. Wer widerspricht, wird nicht widerlegt, sondern zum Schweigen gebracht.”

Matthias Heitmann: Tugendwächter: Politisch korrekt oder die Kultivierung des Misstrauens.
Cicero, 20. März 2013



Was für ein unsinniges, unwürdiges Leerstück, dachte ich.
Als könne Größe sich dadurch beweisen, andere kleiner zu machen als sie sind.

Als könne Abgrenzung je mehr sein als ein Verlust.



01.2017@Nyx. Ohne persönliche Schutzrechte. Für den Text.
Liebe anima_nyx,

wie so oft, verstehst du das Spiel mit den Wörtern nahezu perfekt. Deine Parabel liest sich köstlich. Besonders auch ihr Inhalt ist tiefgehend und lässt sich wunderbar auf mannigfaltige Lebenssituationen transferieren. Er zeigt, dass du dich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hast, und genau das bin ich auch gewohnt von dir.

Was mich interessiert (und das fehlt mir in deiner Parabel) ist: warum bleiben denn die Obermimosen im Königreich, wenn sie doch z. Bsp. in der Provinz Sezuan ein weitaus glücklicheres und freieres Dasein fristen könnten.

Liebe Grüße
Tom
******nyx Frau
1.322 Beiträge
@**m. Herzlichen Dank!
*knicks*

(Irgendwat fehlt immer ,-).
Ein aufmerksames, mit Liebe zum Detail gestecktes Verbalien-Bouquet!

eine chinesische Purpur-Schönfrucht mit violett umwölktem Blick
Also ich würde ihr sofort verfallen...... *love*
****orn Mann
11.994 Beiträge
Was für eine unglaubliche Geschichte, liebe anima_nyx , eine Parabel, wie ich sie feinfühliger selten gelesen habe. Deine Wortbrillanz fasziniert ohnegleichen. Ich musste sie direkt zweimal lesen. Zunächst, weil ich dich supergerne lese und ganz gespannt war, als ich die CM erhielt, zum anderen, um genüsslich Wort für Wort in mich aufzusaugen. Bestechend ein Thema erwählt, dass mich abgrundtief aufwühlt.

Selbstverherrlichung, Vertrauensmissbrauch, Einschränkung der Souveränität des Geistes und des geschriebenen Wortes, sind mir ein Greuel. Absolutismus als Herrschaftsform eines Monarchen, der aus eigener und selbsternannter (selbstverliebter oder - verklärter) Machtvollkommenheit weder ständische noch demokratische Institutionen zulässt, duldet oder akzeptiert, sind mir zutiefst verhasst!
Wunderbar hast du dies umgemünzt. *spitze* Kakilakenfrüchtchen, Vögelfreifrüchtchen *haumichwech* Genial! Ebenso die "zartesten Mimosen", "Liebesperlenstrauch, eine chinesische Purpur-Schönfrucht mit violett umwölktem Blick" Hach! *love3* , Sharonfrüchtchen, genial-brillante Wortschöpfungen!

Auch der "Reigen der hemmungslos klebrigen Huldigungen" ist eine feine Umschreibung für Oppurtinismus und hechelnden Pudeln in Erwartung des Goodys des schrumpfenden Königs, ein niederer Charakterzug von nach Liebe und Zuwendung haschenden Gefolgschaften, die ich ebensowenig leiden kann, wie diktatorische Mittel zur Durchsetzung von Erlassen. Kritikunfähigkeit ist ein wahrlich unwürdiger Wesenszug eines Monarchen, den man im übrigen Tyrann nennt, sollte er sich denn selbstbestimmt und selbstgekrönt haben.

Ein Thema, das mich bewegt und in Rage versetzt. Aber noch einmal: Absolute 12 points for you!

*top*
It´s me!
*********ld63 Frau
8.132 Beiträge
Provokant...
... und vieldeutig, äußerst schmackhaft, und doch mit mit Biss - und absolut furios geschrieben! *bravo*

Liebste anima_nyx, du hast es einfach drauf, du Sharonfrüchtchen, du! *spitze*
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Oh, Du *herz*liche!
Dankeschön!
Danke Euch.
*knicks*
*****002 Paar
1.330 Beiträge
Es lebe die Artenvielfalt!
Liebe Nyxe, was für eine nachdenkenswerte Geschichte die uns allen den Spiegel vorhält.
Schräge Kakilakenfrüchtchen und kernig süße Sharonfrüchte die mit ihren wilden, mitunter aufmüpfigen, Trieben geordnete Landschaften verändern, gibt es leider viel zu wenige!
Und egal ob in der großen Welt oder im kleinen Land, jeder König sollte stolz sein, dass sein Königreich solch exotische Pflänzchen hervorbringt!
**********henke Mann
9.637 Beiträge
„Tampon!“

Was will der burkinische Zöllner mit einem Tampon? Bisher haben sie nur nach Zucker für den Tee gefragt und meinten damit, na was wohl, aber das sie nach Tampons fragen...

„Tampon!“

Er machte eine Stempelgeste. Jetzt verstehe ich – Tam-pong, das ist lautmalerisch wie Stem-pell. Tammm – das ist das Geräusch, was ein Schriftstück macht, das an den Stempelnden herangezogen wird und – Pong ist das Geräusch, wenn der Stempel das Papier trifft. Frankophone Tische haben offensichtlich mehr Resonanzraum, und auf deutschen Tischen sind bremsende Beläge, warum sonst...

Der Zöllner starrt mich entgeistert an, mir muss der Mund aufgeklappt sein beim Nachsinnen. Ich schiebe ihm den Pass rüber, er schaut nach israelischen Visa und haut mir dann mit einem gewaltigen Ponnnnnggggg den Stempel rein, setzt die Duftmarke des Beamten, ist wichtig, jetzt, hier, gerade.

Ich bin durch, jetzt noch den Rucksack und dann die Träger abdrängen und an der großen Straße hinter dem Flugplatz ein vorbeifahrendes Taxi rauswinken... Neben mir im Rinnstein liegen Abfallprodukte menschlicher Existenz: ausgedrückte Orangen nach Art des Landes, Mangokerne, Bananenschalen, was anderes, eine totes Tier - vermutlich eine der katzengroßen Ratten und eine Dose Sharonfrüchte. Sie ist noch geschlossen, höchstwahrscheinlich ist sie „vom LKW gefallen“ und der Dieb hat dann nach dem altbekannten Motto – „was der Bauer nicht kennt...“ seine Beute einfach in die Gosse geworfen.

In diesem Land muss man dickhäutig sein. Mit den Füßen im kompostigen Matsch, im Augenwinkel den skrophulösen blinden Bettler an der Hand seines unterernährten Enkels mit seinem Singsang der Derwische und in der Nase kaum den Geruch von Liebesperlen winke ich Taxi um Taxi an, doch sie haben sich verschworen, sind sich einig, wollen, dass die Weißen am Flughafen die teuren Taxen nehmen.

Da, ein Dissident in der allmächtigen Vereinigung der Transporteure des Landes, er hält an und ich laufe quer über die befahrene Autobahn zu ihm. Besserwisserisch werde ich später erzählen, dass hierzulande das Prinzip „Frechheit siegt“ immer noch und besonders gilt, aber während ich zwischen den manchmal auch abrupt bremsenden Autos hin und her tänzele, läuft es mir mehrfach siedendheiß über den Rücken. Geschafft! Ich sitze, und der Fahrer gibt Gas ....
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Tam-pong, das ist lautmalerisch wie Stem-pell.
*lach*
Nimm am besten beide mit ins Dachs-sie ,-).
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Dachs-sie

Ich wusste, dass sächsisch irgendwann hip wird! *mrgreen*
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Ich wusste, dass sächsisch irgendwann hip wird! *mrgreen*

*top*
Eine weibliche Vertreterin einer Marder-Art sitzt im Fond einer Automobil-Droschke mit Leibzschgr Gennzeichn ...

(Auf der Heimreise ... von Burkina Faso kommend natürlich erst ,-).
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Besagte Dächsin hatte im Lotto gewonnen, weshalb sie es sich leisten konnte, sich mit dem Taxi von Burkina Faso nach Leipzig kutschieren zu lassen.
Aufgrund des während der Reise reichlich konsumierten Blubberwassers vernaschte sie bei der Ankunft den etwas konsternierten Fahrer stante pede (und pene) gleich auf dem Fahrersitz.
Die beiden sind inzwischen verheiratet und haben eine (etwas haarige) Tochter.
Aber das ist eine andere Geschichte.
*********ynter Frau
9.559 Beiträge
@christian m
Alternative Wort-Fakten? *g*
*******an_m Mann
3.834 Beiträge
Stimmt … wir sind hier im Geschichtenspiel … Tschuldigung *tuete*
**********henke Mann
9.637 Beiträge
Mir fehlen ...
... Informationen: Woher kommt "Dach-sie"?
Dachs-sie = Taxi uff sächsch *gg*
****orn Mann
11.994 Beiträge
Fuck sie = Anweisung, eine Mittelung per Fax zu verschicken
*floet*
Who the Fred is Fuck?

*haumichwech*
Die Vorführung
Sharon-Frucht
Tampon
Liebesperlen
Duftmarke
Abfallprodukt
besserwisserisch
siedendheiß
dickhäutig



Die Vorführung
Ein starkes Stück, oder Zeichensetzung mal anders

Vincent war vom seinem Freund Albert, dem Intendanten des örtlichen Kleintheaters eingeladen worden, der Auswahl seines neuen Ensembles beizuwohnen. Eine unschöne Maßnahme für die Stammbesetzung, doch Kürzungen im Budget erzwangen nun mal Einsparungen.

Lieber hätte er das Date mit seiner Freundin Sharon wahrgenommen, stattdessen saß Vincent nun alleine im abgedunkelten Zuschauerraum des Theaters und verfolgte, wie das gesamte Ensemble ins Licht der Bühne trat. Allen voran der Intendant, eingehüllt in einen kleinkarierten Lodenmantel und mit ernster Miene.

Den Blick auf die Akteure gerichtet begann er:
„Ihr seid eine wundervolle Truppe. Wir sind mit jeder Inszenierung gewachsen – ihr als Darsteller, die beiden Regisseure und ich durch und mit euch. Nur gemeinsam sind wir ein eingeschworenes, starkes Team! Nur wenn wir an Altbewährtem festhalten, bewahren wir die Harmonie, die uns zusammenschweißt!“
Er erntete zustimmendes Nicken und bestätigendes Murmeln der Umstehenden.

Albert ließ die salbenden Worte sacken und fuhr nach einer kleinen Kunstpause fort:
„Allerdings ist der Führungsriege zugetragen worden, dass es angeblich Unruhestifter unter den Darstellern geben soll. Ein paar in unseren Reihen scheinen den Umgang der Regie mit einem Brauch, den wir schon lange liebevoll und zu euren Gunsten pflegen, kritisch zu betrachten. Da ich Gemauschel hinter dem Rücken anderer nicht mag, möchte ich euch mit einbeziehen.“

Ein leises Raunen ging durch die Reihen. Fragende Blicke wurden gewechselt, Erstaunen und Empörung zeichnete ihre Gesichter. Miesepeter unter ihnen, gar Verräter des so heiligen Friedens?

Der Intendant nahm mit Genugtuung die Reaktionen wahr und lief langsam vor der Gruppe auf und ab, während er weiter sprach.

„Es geht um die Gutscheine für das angrenzende Künstler-Café, mit denen wir besonders gelungene Darstellungen belohnen. Da die Regisseure und ich in letzter Zeit auch Gutscheine für am Bühnenbild Beteiligte vergeben haben, regten einige sich auf und haben unsere Entscheidung dazu in Frage gestellt.
Es handelt sich zwar nur um eine verschwindend geringe Minderheit, doch ich betrachte es unbedingt als gruppenrelevant. Was sagt ihr dazu?“

Sofort erhoben sich die Stimmen der Versammelten.
„Oh nein, nicht abschaffen!“ „Wir wollen die Gutscheine behalten!“ „Wie wärs mit Coupons von verschiedenem Wert?“ „Oder unterschiedliche Gutscheine, von Douglas oder so?“

In die in Gang gekommene Diskussion warf eine Stimme aus der hinteren Reihe ein:
„Warum sollte das für die Gruppe wichtig sein, es hat sich doch nur eine Minderheit beschwert?!“

Genau das fragte Vincent sich auch, der interessiert das Geschehen verfolgte. Er registrierte außerdem, dass Albert – statt auf Vorschläge und Fragen einzugehen – sich unmerklich aus dem Geschehen zurückzog und nun wie ein Beobachter am Rand stand. Warum regte er eine Diskussion an, um dann nicht aktiv daran teilzunehmen?

Auch einige der Akteure hatten die Bühne bereits wieder verlassen – stillschweigend waren sie plötzlich verschwunden. Merkwürdig... was ging hier eigentlich vor sich?

Neue Ideen und mögliche Lösungen wurden eingeworfen, andere vertrauten voll und ganz der Entscheidung der Führung, sie würden es schon richten. Auch Fragen, warum sich jemand „beschwere“ tauchten auf, es sei doch alles gut wie es ist.
Der Austausch war in vollem Gange, als erneut ein Einwand aus der letzten Reihe kam.

„Geht es hier überhaupt um die Gutscheine oder darum, Kritiker bloßzustellen? Wir haben doch brauchbare Lösungsvorschläge – warum also nicht demokratisch abstimmen?

Mit finsterem Blick trat Albert wieder ins Rampenlicht zum Rest der Truppe und klatschte laut in die Hände.

„So, Ende der Diskussion! Ich habe euch nun eine Weile zugehört und habe dazu folgendes zu sagen.
Zunächst danke ich allen, die sich sachlich und freundlich eingebracht haben. Ihr seid super! Glücklicherweise waren die meisten Beiträge konstruktiv, was den guten Kern der Truppe herauskristallisiert und den Willen, eine gute Lösung zu finden.
Auf die streitlustigen, bedauerlichen Ausnahmen möchte ich hier nicht eingehen.“

‚Streitlustig, bedauerliche Ausnahmen’? Vincent glaubte nicht recht zu hören.
Erst pflanzte sein Freund allen den Bösewichttampon ein und ließ ihn mit dem Gutscheinaufguss quellen, nun stellte er kritische Fragen dazu als angriffslustig dar?! Auf die Vorschläge ging er gar nicht ein, sondern verteilte an die vermeintlich Guten pauschal verbale Tätscheleien und wälzte sie in Lobpanade?
In Vincent keimte ein leiser Verdacht... Gespannt lauschte er Albert, der seine Rede fortsetzte.

„Dieser Brauch wurde schon immer so gepflegt, die Regeln dazu wurden für gut befunden. Gute Ideen reichen mir persönlich nicht, um mich zu einem Überdenken oder gar einer Änderung zu bewegen, dazu braucht es überzeugende Argumente.
Bis wir eine endgültige Lösung haben, wird es von meiner Seite gar keine Gutscheine mehr geben, weder für die Darsteller noch für Andere.
Die Regisseure und ich werden demokratisch über eure Vorschläge abstimmen.

Damit ist das Thema erledigt und wir können uns in Ruhe und Frieden wieder unserer Arbeit widmen.“

Keiner der noch Anwesenden wagte zu widersprechen. Mit teils betretenen, teils gleichgültigen Gesichtern traten sie einer nach dem anderen ab, ein oder zwei wagten noch ein zaghaftes Lächeln als Zeichen ihrer Loyalität in Richtung des Intendanten, dann war die Gruppe verschwunden.

Albert kam gelassenen Schrittes durch die Reihen des Auditoriums und nahm selbstzufrieden neben Vincent Platz.

„Was schaust du so entgeistert, hattest du einen schlechten Tag?“ Lässig schlug er die Beine übereinander.

„Oder... meinst du dieses aufschlussreiche Szenario eben? In jeder Phase eine Charakter-Studie par excellence, findest du nicht? Ich gedenke es als Pflichtveranstaltung für Neu-Ankömmlinge einzuführen.“

Vincent starrte ihn fassungslos an.
„Ist das dein Ernst?! Das war eine absolute Einseifoper – du hast deine eigenen Leute vorgeführt! Provozierst mit einem nichtigen Grund eine Diskussion und sonnst dich in der blinden Zustimmung deiner treuen Gefolgschaft!

Und dieses abrupte Ende ist einfach nur jämmerlich.
Du hast sie einfach abgewürgt und alles bleibt offen. Die, die dir zum Mund reden, werden von Dir gebauchpinselt, und die anderen sind dir nur noch eine abfällige Erwähnung wert!“

Der Intendant lächelte gönnerhaft und verfiel in einen besserwisserischen Tonfall.

„Nicht doch, mein naiver Freund. Immerhin kann ich nun einige hier besser als bisher einschätzen und weiß, auf welcher Seite sie stehen.“

Noch bevor Vincent etwas erwidern konnte, hob Albert abwehrend die Hand und fuhr fort:
„Betrachte es als eine Art ‚gruppeninterne Auslese’.
Die kann ich verständlicherweise nicht selbst übernehmen, das könnte man falsch verstehen. Ich trage die Verantwortung für das Ganze, das Große. Die Harmonie der Gruppe kann nur im vorgegebenen Gleichschritt gewährleistet werden. Das verstehst du doch...?!“

Siedendheiß kochte die Wut in Vincent über, er musste sich beherrschen, nicht die Fassung zu verlieren.
„Aber sie sind auch Teil des Ganzen! Sie bauen auf dich und vertrauen dir, und du manipulierst die anderen gegen sie?! Wie kannst du... ich meine, macht es dir gar nichts aus, die Meinungsfreiheit mit Füßen zu treten? Unter dem Deckmantel der Demokratie die Andersdenkenden einfach als destruktive Querschläger abzustempeln?“

Albert nahm die Vorwürfe ungerührt hin.
„Mit der Zeit wird man dickhäutig in dieser Branche, das ist eben so.
Ich habe mich mit den beiden Regisseuren im Vorfeld eingehend besprochen, sie unterstützen meine Vorgehensweise. Es ist nun mal wichtig zu wissen, auf wen man sich verlassen kann.
Wir wissen, dass die Menschen bequem sind und gerne das Denken und Handeln anderen überlassen. Also übernehmen wir das.

Schon immer konnten wir fest mit ihrer Feigheit und dem unbeirrbaren Glauben an uns rechnen – schließlich bieten wir ihnen einen geeigneten Rahmen für ihr Geltungsbedürfnis. Glaub mir, Vincent, sie lassen sich gerne an die Hand nehmen und führen.
Eigentlich ist es eine simple Aufteilung: Wir, die Regisseure und ich, sind der Kopf und entscheiden, wie und wo es langgeht. Wer in seiner Denkweise zu kreativ aus der Reihe tanzt, ist lästig und tanzt eben allein.“

Als er den entsetzten Blick seines Freundes sah, zuckte er mit den Schultern und ergänzte:
„Wenn bei der Durchsetzung unserer Interessen ein paar auf der Strecke bleiben... nun ja, ein bisschen Schwund ist immer und dient der Stärkung des guten Kerns.“

Ungläubig musterte Vincent seinen vermeintlichen Freund. Wie konnte er sich nur so in ihm getäuscht haben?

Albert erhob sich und wandte sich im Gehen noch einmal um.
„Es ist wie eine Krankheit, Vincent. Einem Virus, der die Autorität untergräbt, muss man den Nährboden entziehen. Ignoranz ist dafür die schmerzloseste Methode.“

Sprachlos sah Vincent dem Intendanten nach, als dieser sich abwandte und langsam im Dunkel des Aufführungssaals verschwand.

Er hatte verstanden.
Einem Leuchtturm gleich hatte man hier ein Zeichen gesetzt: für das bequeme Händeln von Menschen wurden Kritik und freie Meinungsbildung eingestampft. Was für ein Armutszeugnis!

Er musste hier raus, sofort. Diese Welt der Kronenputzer hinter sich lassen, sich humaner Regungen rückversichern. Verständnis, Respekt, menschliche Wärme........ Sharon.
Sein geliebtes Sharon-Früchtchen, dem er für diese Schmierenkomödie das Date abgesagt hatte.

Ja, genau sie brauchte er jetzt. Ihre ehrliche, warme Haut an seiner, ihre tröstlich weichen Liebesperlen, zwischen denen er seinen Kopf vergraben konnte, vielleicht bei Wein und Kerzenschein... gleichgesinntes, seelenverwandtes Miteinander statt unfaires Gegeneinander.

Er erhob sich und schrieb ihr eine SMS, während er den Saal der Selbstdar- und Bloßstellung mit raschen Schritten verließ.

George Orwell hat es treffend formuliert:
„Freiheit ist das Recht, das zu sagen, was andere nicht gerne hören wollen…“

Erleichtert fühlte Vincent diese Freiheit in seinen Adern pulsieren, und die prompte, positive Antwort von Sharon ließ ihn dieses Theater mit all seinen Abfallprodukten menschlicher Eitelkeit schnell vergessen. Nicht mal eine Duftmarke würde diese „Vorführung“ in seinem Leben hinterlassen.

Es gab wichtigere Dinge, die seiner Aufmerksamkeit würdig waren.

Mit einer Erkenntnis schloss er das gerade Erlebte für sich gedanklich ab:
Ich habe hinter einer Fassade immer ein richtiges Gebäude vermutet, unter jedem Gebäude ein solides Fundament. Doch ich bin eines Besseren belehrt worden.
Es gibt auch Fassaden ganz ohne Gebäude und Fundament. Von außen beeindruckend, innen jedoch hohl und ohne jede brauchbare Substanz.
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