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Dirtytalk & Kopfkino
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Geschichtenspiel_Teil_40

Gelänge es ihm, mit der von Gourmets durchdrungene Gruppe hart am Ekel entlang zu segeln und sie durch das Entrüstungsriff mit seinen Brechern sicher zurück in den Hafen des guten Geschmacks zu steuern, dürfte er sich mit bestem Gewissen das Prädikat Satansbraten verpassen und damit die paar Quadratzentimeter Polster, auf denen er gerade sitzt nachdrücklich zum Kraftort küren.

Da legst di niada!

*haumichwech*

Danke für deine wundersame Reise am Rande des Erbrochenen.


Verrückter Kerl du!

Tom (the Sun)
******nyx Frau
1.322 Beiträge
SAUgut!
*top*

Natürlich bröselte ich auch wie Blätterteig ob dieser Eingangssequenz:

Olaf, der Windbeutel unter den Autoren der Kurzgeschichtengruppe in der Alten Bank in Karlsruhe vor seiner Tastatur und überlegt, wie er ein weiteres Husarenstück schreiben und seine Leser hinter die Gitterstäbe von Spannung, Fluchtreflex und Faszination bannen wird.

<*mrgreen*>

Gelänge es ihm, mit der von Gourmets durchdrungenen Gruppe hart am Ekel entlang zu segeln und sie durch das Entrüstungsriff mit seinen Brechern sicher zurück in den Hafen des guten Geschmacks zu steuern, dürfte er sich mit bestem Gewissen das Prädikat Satansbraten verpassen ...

Alleine hierfür gibt es die goldene Nadel auf einer Margkraf Torte.

Dein dir bewusstester Körperteil ist nun nicht etwa dein rasendes Herz, sondern dein am Morgen mit Kaffee und Keksen notdürftig gefüllter Magen.


Autoscout sagt:

Spitzenmäßig geschrieben, ein flotter Plott, wirft Wellen in der quergestreiften Lachmuskulatur und bleibt im Kopf.

Segel weiter, Du hast das Herz auf dem richtigen Fleck!


*huhn* | Nyx.xe
*********ynter Frau
9.577 Beiträge
@ Olove
Gut so, denn an den gelben Strahl, den dein Onkel dir damals auf deine geliebten Pommes rotweiß gespritzt hat, willst Du sicherlich nicht so gerne erinnert werden. Und daran, dass er die Pommes mit dem nun stinkenden Rotgelbweiß schnell durcheinander gerührt hat und gesagt, dass Du dich nicht so haben sollst.

Damit hast du mich tatsächlich in die Flucht geschlagen!

Klasse! *haumichwech*
@olove
Was für eine wellenbrechende Wortquirlerei auf dem rotgelbweißen Segel, das durch die Autorenmeere schippert! *haumichwech*
It´s me!
*********ld63 Frau
8.184 Beiträge
Olovige ...
... Extraklasse! *top*

Herrlich Wüste Reisegeschichte mit hohen Ausschlägen auf meine Lachmuskulatur! *rotfl*

Das Prädikat "Satansbraten" hast du dir rechtschaffen verdient! *haumichwech*

*zugabe* Into
******s23 Frau
12.703 Beiträge
*3tagewach*
<--- braucht heute kein Abendessen mehr - schon gar nicht Pommes rot/weiß *wuerg*

😂 Klasse umgesetzt 👍🏻
**********Engel Frau
25.340 Beiträge
Gruppen-Mod 
Olove, Du Satansbraten!! *ggg*

Wie gut, dass ich mein Rührei bereits vor ner Stunde gegessen habe. *wuerg*

*bravo*
It´s me!
*********ld63 Frau
8.184 Beiträge
Wüstenrose
Ein trüber Nachmittag im Februar. Es ist 14 Uhr, als sie sich von ihren Kollegen verabschiedet und vor die Tür tritt. Die zaghaften Sonnenstrahlen, die am Vormittag noch zu sehen waren, sind endgültig von schweren, graublauen Wolken verdrängt worden. Sie kann den Regen schon riechen, der in der Luft liegt. Der Wind bläst ihr kalt um die Wangen, als sie auf ihr Fahrrad steigt. Zuhause wird sie ein heißes Bad nehmen, denkt sie noch flüchtig und tritt in die Pedale.
Doch kaum zuhause, läßt sie Tasche und Mantel fallen, und mit ihnen jeden Gedanken an weitere Aktionen. Das kann alles warten. Ihr Körper sehnt sich nach Schlaf.

Sie hat sich schon auf dem Bett ausgestreckt, als das Klingeln des Telefons sie hochfahren läßt. Die Nummer auf dem Display ist ihr wohl vertraut. Sie lächelt, nimmt das Gespräch an und läßt den Kopf zurück aufs Kissen sinken. Es ist lange her, dass sie miteinander telefoniert haben.

„Hallo, na, sowas! Ich dachte, du bist noch im Urlaub?“
Er erzählt von seiner Rundreise durch Ägypten und Tagesausflügen durch die Wüste, wie er in der unbarmherzigen Hitze mit dem Jeep durch endlose Dünen fuhr.
„Und Fenneks! Überall waren diese kleinen Wüstenfüchse. Hast du je einen gesehen? Sie sind possierlich mit ihren riesigen Ohren und sie waren völlig ohne Berührungsängste. Einige von ihnen kamen ganz nah an unseren Wagen heran, und schafften es, nachts einige der Vorräte auszuräubern, diese kleinen Satansbraten...“
Seine Begeisterung ist ansteckend, und sie stimmt in sein Lachen mit ein. Während sie so da liegt und den vertrauten Nuancen seiner Stimmer lauscht, spürt sie, wie sich Wärme in ihr ausbreitet.

Sein Redestrom treibt gleichmäßig an ihr Ohr, wie Wasser, das ein lange ausgetrocknetes Flussbett benetzt. Er erzählt von Meharis, den finster dreinblickenden Kameltreibern, die immerzu Bethel kauen und den ganzen Tag im Schatten herumlungern, um die spärlich bekleideten Touristinnen zu mustern.

„Wir waren den ganzen Tag auf den Beinen. Das Geschrei der Händler auf dem Bazar schon am frühen Morgen dringt dir durch Mark und Bein. Diese Windbeutel haben mich derart übers Ohr gehauen! Sie hätten uns noch die letzten Groschen aus dem Ärmel gezogen, wenn unser Reiseführer nicht im letzten Moment eingegriffen hätte...“
Wieder lacht er, und das Vibrato seine Stimme trifft sie völlig ungeschützt. Ihr Körper, eben noch entspannt, entwickelt eigensinnig sein Eigenleben, lässt ihre Brüste Knospen treiben. Weckt Erinnerungen an eine Zeit, in der sie sich näher waren.

Während er über das Leben in der Wüste und die Wasserreservoirs von Kamelen im Speziellen doziert, driften ihre Gedanken weg. Bilder von seiner Haut werden jetzt in ihren Kopf gespült, zusammen mit der Erinnerung an die Berührung seiner Hände, sanft und zielstrebig zugleich. Ein sehnsüchtiges Ziehen bemächtigt sich ihrer Magengrube.
Sie muss sich zusammen nehmen, um nicht etwas Provozierendes zu sagen, und versucht stattdessen, sich selbst zu beschwichtigen: Das ist Chemie, pure Chemie! Und außerdem ist das doch schon so lange vorbei!

“Ich glaube, es ist schon besser so, wie es ist,“ sagt er gerade, und sie bemerkt, dass sie seine letzten Sätze verpasst hat. „Die Zeit läuft wie ein träger Fluss und wir bewegen uns mit ihr. Wir haben keine Wahl.“
„Ja, vielleicht“, antwortet sie aus einem Reflex heraus.
„Doch die Zeit trägt auch die Liebe mit sich fort, wie die Kapsel einer Mohnblüte ihre Samen. Wenn die Zeit wieder reif ist, werden die Samen erneut verstreut. Ist das nicht tröstlich?“
Sie schweigen. Sie lauscht seinem Atem.
Wenig später beendet er ein paar launigen Worten das Gespräch.

Sie bleibt liegen, mit geschlossenen Augen, und schläft ein.
Und träumt von erstarrten Sandrosen inmitten einer Wüstenlandschaft, durch die sie irrt, auf der Suche nach einem Kraftort. Aus dem Nichts taucht plötzlich ein Mann auf, vielleicht ein Kameltreiber. Er zeigt gestikulierend auf eine tiefe Wunde an seiner Wade, die eitert und blutet. Das könnte eine Fistel sein, sagt sie und sieht hoch in sein bärtiges, wettergegerbtes Gesicht. Er lächelt und nickt. Natürlich versteht er ihre Worte nicht, doch er setzt sich und überlässt ihr vertrauensvoll sein Bein. Sie betrachtet die Wunde interessiert, als sei sie ein abstraktes Gemälde, und sinnt dabei darüber nach, wie sie sie behandeln könnte, so ganz ohne Mittel inmitten der Wüste.

In ihre Gedanken mischt sich ein monotones Summen und sie wendet irritiert den Kopf. Doch da ist nichts, kein Mensch, kein Tier, nur Sand weit und breit und flirrende Hitze. Der Ton erinnert sie an ein Morsezeichen: zweimal kurz, einmal lang. Zikaden klingen anders, denkt sie.
Ihr Blick fällt wieder auf die Wade des Meharis, und plötzlich bewegt sich seine Wunde vor ihren Augen, als wäre sie ein eigenständiges Wesen. Fasziniert beobachtet sie, wie ihre Umrisse sich verändern, wie die Rot- und Gelbtöne sich neu mischen und sich zu einer Rosenblüte formen, die jetzt wie ein Tattoo auf der Haut des Mannes leuchtet.

Das Summen schwillt weiter an und weckt sie schließlich. Direkt neben ihr auf dem Bett vibriert ihr Handy. Er hat ihr soeben ein Foto geschickt: Eine leuchtend rot erblühte Wüstenrose.
*********ynter Frau
9.577 Beiträge
@IntotheWild
Was für eine schöne, sanfte Geschichte! In ihrer Zartheit reißt sie einen mit - in einen Strudel aus eigenen Bildern. *spitze*

Das ist Chemie, pure Chemie! Und außerdem ist das doch schon so lange vorbei!
Das kann man sich einreden - ja.
**********Engel Frau
25.340 Beiträge
Gruppen-Mod 
Grandios, liebe Into!
Ich habe Gänsehaut und bin bis in mein Innerstes berührt.
Soooooooooooooooooo schön!
*********ynter Frau
9.577 Beiträge
Alice hinter den Spiegeln
Sie tauchte ein in eine märchenhafte Welt aus bizarren Skulpturen und einem wahren Farbrausch aus grellem pink, frühlingsgrün, sattem orange und warmen gelb. Ließ sich von den stimmungsvollen Klängen eines unsichtbaren Orchesters über die knirschenden Wege leiten. Staunend und mit klopfendem Herzen sowie weitaufgerissenen Augen, die nicht wussten, wohin sie als erstes blicken sollten, folgte sie dem gewundenen Kiespfad in ein verwunschenes Reich.
Metallene Liegen auf der Wiese luden, auch jetzt im Dunklen, zum Herumlungern und Verweilen ein. Sie freute sich hierhergekommen zu sein und mal abschalten zu können. Dieser kleine Park war auch sonst ihr Kraftort, wenn sie vor sich selbst floh. Das Leben in seiner bleiernen Schwere drohte sie nämlich zu ersticken. Den roten Faden hatte sie schon lange verloren, sie driftete wie ein Blatt auf einem reißenden Gebirgsbach durch ihren Alltag, fremdbestimmt, getrieben, haltlos und ohne erkennbares Ziel.
Ein irrer Ritt auf der Rasierklinge – so kam es ihr oft vor.
Der Zauber des Ortes war spürbar. Ihre Sorgen verschmolzen wohltuend mit den dunklen Schatten der Nacht ebenso der nagende Kummer und die Furcht in ihrem Herzen, welche sich bei jedem Schritt weiter hinein in den Park immer mehr aufzulösen schienen.

An einigen der verschwenderisch illuminierten Bäume der „Winterlichter“ im Park lehnten barocke Spiegel. Alice kam neugierig näher, denn in ihnen spiegelten sich weder die bunten Lichter noch die- um diese vorgerückte Stunde – spärlichen Besucher, sondern nicht reale Traumwelten.
In einem der Spiegel entstand vor ihren Augen aus den Sandhügeln des nahen Spielplatzes sowie den in sich verschwimmenden Farben Orange und Gelb das Abbild einer Wüste in der Abenddämmerung.

Meharis trabten in der Ferne durch eine mit Steinen übersäte Landschaft und kleine Fenneks jagten aus purem Spieltrieb über eine der hohen Dünen im endlosen Sandmeer. Alice trat fasziniert näher. Die Kälte der Winternacht konnte ihr nichts anhaben, denn sie spürte die langsam verklingende Hitze des Wüstentages durch die Oberfläche, sah Tau sich auf dem üppigen Goldrahmen niederschlagen und hörte den leisen Wind, der den Sand zum Rieseln brachte.
Neugierig kam sie näher und suchte nach dem unweigerlich vorhandenen Filmprojektor, der diese Fata Morgana hervorrufen musste, doch sie fand keinen. Verwundert ließ sie vorsichtig ihre Hand hinter den Spiegel gleiten, um zu prüfen, ob dort der Apparat stand.
Nichts, nur die glatte, hölzerne Rückwand und doch erschien nun ihre Hand anstelle der untergehenden Sonne in der oberen Ecke auf dem Spiegelbild. Sie traute ihren Augen nicht. Doch es war eindeutig ihre Hand. Es war an dem ausgefallenen Ring, den sie trug – ein gelblicher Bernstein mit deutlichen Einschlüssen in einer Sterlingsilberfassung im Jugendstil, zu erkennen.
Die Fenneks erstarrten und blickten nach oben, zu der seltsam weißen Hand, die unvermittelt an ihrem Himmel erschienen war. Sie wedelten mit ihren Ruten und begannen sogleich ein schauerliches Geheul. Erschrocken zog Alice ihre Hand zurück, blickte um sich. Kein Mensch war mehr hier –außer ihr.
Das machte die Sache nicht unbedingt weniger unheimlich.

Panik sprang sie an, die Furcht krallte sich wie eine eiserne Faust um ihr Herz. Die Beine wollten ihr kaum gehorchen, dennoch schaffte sie es mit Müh und Not ein paar Schritte weiterzugehen. Sie traf auf einen weiteren Spiegel mit einem seltsamen Bild auf seiner Oberfläche.
Die dunkle Nacht, ein paar grelle weißliche Strahler in Verbindung aus Pink und Gün sowie nicht abgeräumtes Plastikgeschirr auf einem der Holztische und blattlosem Geäst, hatten einen gedeckten Tisch auf einer Sommerwiese mit weißem Porzellan und pink glasierten Donuts entstehen lassen. Die Tischdecke war schwarz und ölig. Niemand war zu sehen, obwohl einiger Tassen halbleer waren und sich Krümel auf den Tellern befanden. Doch plötzlich flog aus dem Nichts ein Windbeutel gegen die Oberfläche. Dieser zerplatzte, der Teig fiel nach unten und die Sahne blieb an der Innenseite des Spiegels kleben.
Exakt an der Stelle, an der Alice in den Spiegel geblickt hatte.

Erschrocken fuhr sie zurück, doch ein unwiderstehlicher Drang brachte sie dazu, ihre Hand in eben diese Richtung zu lenken. Wollte sie wirklich wissen, ob das real war? Der Gedanke war noch nicht zu Ende gedacht als ihre Fingerspitzen in der weichen Masse steckten und sie von einer Hand aus dem Spiegel gepackt und hineingezogen wurde.
Sie agierte unter Schock, wehrte sich, schrie, doch nur ein boshaftes Kichern war zu hören. Ein koboldhaftes Wesen mit einem Totengräberanzug samt Zylinder und einer hohen Fistelstimme stellte sich als kleiner Satansbraten vor und hieß sie nicht herzlich willkommen.

Alice war erstaunt über ihre innere Ruhe trotz der offensichtlichen Gefahr. Der Kobold hatte blutunterlaufene Augen und Zähne wie ein Piranha. Das unfreundliche Dauergrinsen hatte sie entblößt und sie war sicher, er würde sie auch gegen sie einsetzen.
Stoisch fragte sie ihn, ob sie träume und was das hier alles solle?
Wieder dieses hässliche Kichern.
Er ergriff ihre Hand und zog sie mit sich in die Lüfte, eine Schwerkraft gab es hier wohl nicht. Sie schwebten durch sämtliche Spiegel mit all ihren Bildern, manche hell und klar, andere dunkel und voller Schrecken. Auch über die nun verwaiste, kalte Wüste. Alice begriff, dass sie sich in ihrem tiefsten Inneren befanden, manche nannten es Seele, die so tot und leer wie dieses Wüstenbild war.
Sie registrierte die ungläubigen und entsetzten Blicke der Besucher – auf der anderen Seite, die sie anstarrten während der Kobold sie harsch wegen ihres vergeudeten Lebens rügte.
Eine einzige Chance würde das Schicksal ihr noch geben, ihr Dasein zum Guten zu ändern, schließlich gebe es genug lebenswertes da draußen. Sagte er ihr bestimmt. Er meinte es ernst. Sie müsse nur endlich ihre Augen öffnen, es begreifen und sehen. Nutze deine Chancen und gib dich nicht auf! Eindringlich verklangen diese Worte in ihrem Ohr als sie auf dem kalten Boden liegend erwachte.

Eine Schar Menschen stand besorgt um sie herum, selbst ein Sanitäter war hilfreich zur Stelle. Sie sah sich um, da waren sie wieder die schemenhaften, verwunschenen und bunten „Winterlichter“. Es war nur ein Traum, eine Ohnmacht!
Erleichtert atmete sie auf, bis sie sich des kleinen, harten und scharfkantigen Gegenstands in ihrer geschlossenen Faust mahnend gewahr wurde.
Langsam und zittrig öffnete sie sie – eine Sandrose lag darinnen. In der Ferne hörte sie ein schauerliches Heulen.

.....
Diese "Winterlichter" gibt es wirklich.
http://www.rnz.de/nachrichte … otogalerie-_arid,249954.html
@ Nina

Das stimmt! Ich hab sie auch schon gesehen.
Und Kobolde gibt es auch.

In dieser wundervollen und bizarren Welt, in der deine Geschichte spielt.

Tom (the Sun)
*****002 Paar
1.330 Beiträge
Was für eine traumschöne Geschichte , liebe Nina!
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Zwei (Alb-)Traumhafte ...
IntoTheWild63
*blume*
„Die Zeit läuft wie ein träger Fluss und wir bewegen uns mit ihr. Wir haben keine Wahl.”
„Ja, vielleicht”, antwortet sie aus einem Reflex heraus.
„Doch die Zeit trägt auch die Liebe mit sich fort, wie die Kapsel einer Mohnblüte ihre Samen. Wenn die Zeit wieder reif ist, werden die Samen erneut verstreut.

Ist das nicht tröstlich?”

Nina_de_Wynter
*blume*
„Eine einzige Chance würde das Schicksal ihr noch geben, ihr Dasein zum Guten zu ändern, schließlich gebe es genug lebenswertes da draußen. Sagte er ihr bestimmt. Er meinte es ernst. Sie müsse nur endlich ihre Augen öffnen, es begreifen und sehen.

Nutze deine Chancen und gib dich nicht auf!”

Zwei ganz unterschiedliche Träume, die jedoch beide von Zerrissenem und Zerrissenheit sprechen, die die Gefühlsfarben der Erinnerung und die Farben der Möglichkeiten heraufbeschwören. Man spürt das Auseinandersetzen wie das dem „ausgesetzt sein”.

Beide tragen den „denkbaren” Gedanken – das Positive des Durchlebten – bereits in sich ...
It´s me!
*********ld63 Frau
8.184 Beiträge
Alice!
Was für eine Geschichte, liebe Nina_de_Wynter! *spitze*

Was zunächst wie ein buntes Potpourri von wechselnden Traumbildern scheint, bekommt gegen Ende mehr und mehr Tiefe, zeigt es doch die Parallelen zur Realität der Protagonistin.

Ich staune wieder einmal über die Leichtigkeit deines Erzählflusses, auch wenn diese herrliche Geschichte derart phantastische Wendungen nimmt wie diese:

Er ergriff ihre Hand und zog sie mit sich in die Lüfte, eine Schwerkraft gab es hier wohl nicht. Sie schwebten durch sämtliche Spiegel mit all ihren Bildern, manche hell und klar, andere dunkel und voller Schrecken. Auch über die nun verwaiste, kalte Wüste. Alice begriff, dass sie sich in ihrem tiefsten Inneren befanden, manche nannten es Seele, die so tot und leer wie dieses Wüstenbild war.


Wunderbar erzählt, liebe Nina!
*roseschenk* Into
*********ynter Frau
9.577 Beiträge
*rotwerd*

Danke für euer Feedback, auch für die Mails.

@ IntotheWild
Das Kompliment kann ich dir nur zurückgeben!!!!!
****orn Mann
11.994 Beiträge
Was für traumhaft schöne Geschichten von Into the Wild und Nina de Wynter.
*spitze*
Berührend, bewegend und mitreißend. Wirklich große Klasse! Ihr seid großartig!

*top*
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Toll ...
... bin sehr begeistert was ihr hier für Geschichten - von lustig, erheiternd bis nachdenklich verträumt und zauberhaft -
aus den Wörtern, habt entstehen lassen. *bravo*
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Herumlungern•
Kraftort•
Mehari•
Sandrosen•
Windbeutel•
Satansbraten•
Fennek•
Fistel.•


Salem saß entspannt auf dem Kamm einer größeren, ganz bestimmten Düne und war so vertieft in die Betrachtung der untergehenden Sonne, dass es fast den Anschein von Herumlungern machte.
Fast alleine in der unendlich scheinenden Wüste genoss er die besondere Stille, die hier herrschte. Diese Düne war irgendwie sein ganz persönlicher Kraftort, den er immer aufsuchte, wenn er seine Gedanken fernab des Zeltlagers entwirren wollte, wo mittlerweile sogar der Lärm von Autos Einzug gehalten hatte. Was war nur aus ihren Traditionen geworden? Man sah nur noch wenige der edlen Verschleierten, die auf ihren weißen Dromedaren, den Meharis, unterwegs waren. Salem wendete den Kopf und schaute auf sein Reittier, das im Sand kniete, die Augen halb geschlossen und unter dichten langen Wimpern
hervorschaute. Die Unterlippe hatte es vorgeschoben, als wenn es schmollen würde.
Er kannte kein anderes Tier, das dermaßen
herablassend gucken konnte. Dabei waren es so sanftmütige und sensible Geschöpfe. Er lächelte unter seinem indigoblauen Tagelmust.

Vielleicht 50 Meter von ihm entfernt, saß ein Fennek auf seinen Hinterläufen. Er hatte die übergroßen Ohren aufgestellt, die wie ein Radar in ständiger Drehbewegung waren, damit ihm nicht das leiseste Geräusch entging. Er war vermutlich auf Beutesuche. Salem beobachtete ihn fasziniert. Diese erstaunlichen Tiere brauchten kein Wasser, sondern zogen dieses aus ihrer Nahrung. So angepasst, lebten sie schon seit ewigen Zeiten hier. Er bemerkte den Skorpion, zur gleichen Zeit wie der Wüstenfuchs.
Das giftige Spinnentier hatte keine Chance. Ein schneller Biss und schon war er im Maul des kleinen Räubers verschwunden.
Es schien, als würde ihm dieser Snack erst mal reichen; denn er trottete jetzt zurück zu seiner Gefährtin, die in der Ferne als Silhouette eben noch erkennbar war.

Salem schaute zur Sonne, die langsam ansetzte, in das Sandmeer zu tauchen. Es schimmerte rötlich golden soweit das Auge reichte.
Bewegung kam in die Luft. Der Wind formte kleine Trichter, die wie Kreisel aus Sand über den Boden drehten. Ein Steppenläufer wehte an Salem vorbei, rollte und hüpfte auf dem Sand, als wäre er lebendig.
Manche nannten diesen kugelnden Busch auch Steppenhexe oder Tumbleweed. Dieses Ding ist die meiste Zeit im Jahr ein gewöhnlicher, im Boden festgewachsener Busch. Irgendwann im Herbst löst er sich an einer Stelle und rollt, seinem Samen wild verstreuend, durch die Gegend.

Salem Gedanken schweiften ab. Er dachte an Jérôme, der vor ein paar Wochen Hilfe im Lager gesucht hatte. Ein Tourist, aber immerhin jemand, der nicht unbedarft und ohne Wissen das Land bereiste. Er hatte seine Fahrt wegen eines entzündeten Geschwulstes unterbrechen müssen, das an ungünstiger Stelle prangte und deshalb um Gastfreundschaft im Tuareg Seriba ersucht.
Die alte Leyla hatte sich seiner Fistel angenommen und die Wunde anschließend mit ihrer selbstgemachten Tinktur versorgt.
Er hatte ein paar Tage bleiben müssen und ihnen jeden Abend am Feuer von den Leckereien erzählt, die er in seinem Land herstellte. Mit den lustigen Namen der Gebäckstücke hatte er die Gastgeber zum Lachen gebracht. Besonders die Beschreibung des "Windbeutels" hatte alle sehr erheitert, zumal er noch erklärte, dass diese Bezeichnung auch für bestimmte Menschen verwendet wurde. Auch der Begriff "Satansbraten" und die wörtliche Übersetzung dazu, hatte vielen Frauen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
Salem hatte Jérôme zum Abschied, als Dankeschön für die abwechslungsreiche Abendunterhaltung, eine besonders schön geformte Sandrose geschenkt. Dieser hatte versprochen, bei einer seiner nächsten Reisen wiederzukommen und einige der beschriebenen Backwaren oder Bilder davon, mitzubringen

Salem bekam langsam Hunger bei der Erinnerung. Es war Zeit aufzubrechen, bevor es ganz dunkel wurde. Er und sein Mehari kannten den Weg gut und so würde er rechtzeitig zurück sein, für einen Napf warmen Hirsebrei und frisches Fladenbrot.

@****ris
03/03/17
*********ynter Frau
9.577 Beiträge
@Damaris
Episch, fast poetisch. Du lässt wunderschöne Bilder vor dem inneren Auge entstehen und ich hatte beim Lesen das Gefühl einer Meditation.

*top*
It´s me!
*********ld63 Frau
8.184 Beiträge
Ich kann mich Nina nur anschließen, liebe Damaris23: *spitze*

Wunderschön erzählte Szene - die Wüste war plötzlich zum Greifen nah: so farbig, sinnlich und lebendig!

*roseschenk*
**********Engel Frau
25.340 Beiträge
Gruppen-Mod 
Lieber Chef, einst Freund und Kumpane ...

wie lange kennen wir uns schon? Knapp 20 Jahre, oder? Das ist eine sehr lange Zeit - in Menschenjahren gerechnet.

Denk mal drüber nach.

Als Du damals zu uns kamst, war ich Dir bereits 20 Jahre voraus. Ich war schon Inventar, hatte meinen festen Platz, war gut angesehen und bekam Respekt gezollt von allen Seiten.

Du warst nur ein kleiner Wurm. Hast Dich gut eingearbeitet in unsere damals noch kleine Truppe und wurdest gerne aufgenommen. Wir bildeten unseren engen Kern mit wenigen anderen und fühlten uns wohl. Wir waren eine glückliche Familie, eine kleine Insel im Unternehmen und hatten auch privaten Kontakt.

Der eine ging, Du wurdest Referatsleiter. Noch war unsere kleine Welt in Ordnung. Aber mit den Jahren verändertest Du Dich, wolltest nicht hinter Deinem Vorgänger zurückstehen und warst fleissig. Und warst immer mehr gestresst.

Irgendwann kam die Expansion. Wir wurden größer. Es gab Veränderungen in unserer Abteilung, im ganzen Unternehmen. Nun warst Du plötzlich Fachbereichsleiter. Mein Chef. Und wolltest noch fleissiger sein. Noch mehr beweisen, was Du kannst. Manchmal unerträglich. Bis zu Deinem kleinen Herzinfarkt. Was sich danach änderte? Du hörtest mit dem Rauchen auf und begannst, exzessiv Fahrrad zu fahren. Mehr nicht.

Dennoch gab es mehr gute, als schlechte Tage und wir waren weiterhin dicke Freunde und ein irre tolles Team. Ich liebte meine Leute und meinen Chef. Von anfangs sechs Mitarbeitern als Referat wuchsen wir als Fachbereich mit der Zeit auf über 30 Leute an. Und wir liebten uns alle und hielten dick zusammen. Wir waren immer menschlich geblieben, das war uns das Wichtigste. Mit den Servicestellen außer Haus sind wir inzwischen rund 200 Mitarbeiter in unserem Bereich.

Und Du wurdest immer mehr zu einem Mehari, einem schnellen Reit-Dromedar. Der Vorstand will, Du folgst in Windeseile. Und machst uns alle verrückt.

Dennoch war unsere Truppe für mich immer ein Kraftort. Sie trugen mich alle durch die schwere Zeit der Krankheit meiner Mutter, bis zu ihrem Tod. So wie wir alle jeden Einzelnen durch solch schwere Zeiten trugen und hielten. Einer für alle, alle für einen. Und Du hieltest immer zu mir. Ich konnte Dir blind vertrauen und immer auf Dich bauen. Wie auch Du auf mich. Wir hielten uneingeschränkt zusammen.

Denk mal drüber nach, Chef.

Eines Tages der Einschnitt. Deine Frau hat Dich verlassen. Die große Wende. Dein Lebensplan bricht von einem Tag auf den anderen zusammen. Du kamst vom Skifahren nach Hause und die Wohnung war ausgeräumt. Dass Dir jemals so etwas passiert, hättest Du nie erwartet. So etwas geschieht allen anderen, nur nicht Dir. Willkommen im Leben, mein Lieber.

Tja ... shit happens. Aber das wirst Du nie verstehen. In Deiner kleinen, aufgeräumten, geordneten und perfekt sortierten Gutbürger-Welt.

Du weintest Dich täglich aus an meiner Schulter. Und Dein Therapeut, ohne den Du es nicht geschafft hättest, richtete Dich wieder auf. Ich würde sogar sagen, er richtete Dich "über", nicht nur auf.

Dein Ziel, Dir schnell wieder "eine Frau zu nehmen", hast du erreicht. Nach einem kurzen Intermezzo mit einer Chinesin, das - wie wir es alle auch erwartet hatten - komplett in die Hose ging. Als Du mir damals ihr Bild zeigtest, rutsche mir raus: "Was will diese attraktive Frau von Dir?". Ja, nicht gerade nett, ich gestehe. Aber bereits damals war unsere Freundschaft leicht gestört. Du warst nicht mehr derselbe. Du warst nicht mehr dieser Satansbraten, für den Du Dich aber heute mehr denn je hältst. Aber nun gut, Du hast vor einem Jahr nun wohl Dein Glück gefunden, an dem wir alle teilhaben dürfen. Ob wir wollen oder nicht.

Du gehst mit Hüftschwung und pfeiffend durch die Gänge, bevor Du Dich an vielen Tagen freudestrahlend gegen 13 Uhr verabschiedest - natürlich nicht, ohne mir den Vormittag über Stress zu machen, damit Du gehen kannst - und mit gespitzten Lippen überaus schleimig grinsend meinst: "Ja, mein Nachmittag wird auf jeden Fall schön." Dabei wird mir inzwischen übel. Aber Du sagtest ja auch mal zu mir, ich könne das nicht verstehen, dass ihr jede Minute zusammen verbringt, da ich nicht eine solche Beziehung lebe, wie Du. Hey! Die hatte ich bereits. Mehrmals! Danke, Du Arsch.

Und nun?
Ihr Führungskräfte ... merkt Ihr eigentlich noch was? Ihr werdet so gezielt manipuliert von der Obrigkeit und macht das blind mit. Und drückt es ab auf Eure Mitarbeiter. Menschlichkeit? Ja, in der Theorie - die real nicht funktioniert, da falsch umgesetzt. Ihr bekommt Empathie-Seminare. Haha, wer ein leidenschaftlicher Egoist ist, kann Empathie nicht lernen. Aber klar, Ihr könnt das jetzt alle. Und Kommunikation wird ganz hoch gehalten. Nach Plan. Es gibt seitenweise Kommunikationsregeln und Gesprächsleitlinien, die Ihr Euch ausdruckt, um sie im Gespräch abzuhaken. Aber dass Euch die Mitarbeiter nur zustimmen, damit sie ihre Ruhe haben und wissen, es bringt eh nichts, wenn sie die Wahrheit sagen, merkt Ihr nicht. Ihr seid so blind. Ihr seid nur noch Windbeutel ohne Inhalt.

Und nun fällst Du mir nach all den Jahren in den Rücken. Spielst den großen Zampano, vergisst unsere Freundschaft und spielst Deine Macht als Chef aus. Du bist nur noch ein armer Wurm für mich. Nicht mehr und nicht weniger. Und das spürst Du und durch diese gefühlte Machtlosigkeit mir gegenüber wirst Du fies. Danke, dass Du mir Deinen wahren Charakter zeigst. Nach knapp 20 Jahren.

Ihr Chefs - und für mich natürlich vor allem Du - meint, Ihr müsst diese neuen jungen Dinger behüten und beschützen. Diese Sandrosen, die außen hübsch anzusehen, jedoch innerlich nichts als Sand sind. Die den Tag über herumlungern, mit ihren Handys beschäftigt sind und halt irgendwie ihre Arbeit tun. Die wir, in der Hierarchie über ihnen stehenden Kolleginnen, dann wieder bereinigen dürfen. Was Euch gar nicht auffällt. Aber es ist unsere Verantwortung, deshalb greifen wir ein. Unser guter Name steht auf dem Spiel. Aber auch das seht Ihr nicht. Auch nicht, dass wir Euren Bereich gut dastehen lassen.

Ich bin wie ein Fennek, nacht- und dämmerungsaktiv. Damit konntest Du noch nie etwas anfangen. Hältst mir ja auch immer vor, ich könnte ja auch um 6:30 Uhr anfangen zu arbeiten, dann könnte ich auch früher gehen. Leck mich! Lass mich leben, so wie ich leben möchte, verdammt nochmal. Akzeptiere endlich, dass es auch Menschen gibt, die anders sind als Du.

Aber wenn meine Kollegin jeden Mittag eine halbe Stunde schlafen muss an ihrem Schreibtisch, damit sie den Nachmittag übersteht, hast Du vollstes Verständnis und nimmst Rücksicht. Sie geht jeden Abend um 22 Uhr ins Bett. Mit 24. Ich arbeite durch, ohne Mittagspause.

Denk mal drüber nach, Chef.

Ihr Führungskräfte wisst es nicht mehr zu schätzen, dass wir Alteingesessenen noch Verantwortungsgefühl haben. Dass wir uns noch verbunden fühlen mit der Firma. Dass wir uns noch in der Familie integriert fühlen bzw. fühlten. Dass wir uns noch einbringen mit Herzensblut, damit alles läuft. Noch ... es wird täglich weniger. Alle Kolleginnen und Kollegen in meiner Altersgruppe und Betriebszugehörigkeit minus 10-15 Jahre bekommen dies immer mehr zu spüren. Ihr wisst es nicht mehr zu schätzen, was Ihr an uns habt. Was wird aus Euch ohne uns, habt Ihr darüber jemals nachgedacht? Oh wie oft habe ich abends zuhause noch gearbeitet, wenn etwas zur Sitzung fertig sein musste. Hast Du das vergessen?

Vor Kurzem sagte ich Dir noch, Ihr seid sowas von im Arsch, wenn ich nicht mehr da bin. Du hast mir zugestimmt.

Und nun bevorzugst Du - zumindest fühlt es sich für mich und andere so an - meine jüngere Kollegin, die seit vier Jahren dabei ist und nichts auf die Reihe kriegt. Deren Handy wichtiger ist als die Arbeit. Die verwöhnte Prinzessin, von zuhause aus. Die bereits nach drei Tagen gemeckert hatte, dass ihr mein Radiosender nicht gefällt. Die keine Kritik verträgt und keine Fehler eingestehen kann. Die lern-resistent ist und immer ihren Kopf durchsetzen muss. Deine Vatergefühle kommen durch und ... naja, sie hat große Titten, deshalb drückst Du Dich auch so gerne an sie, nicht wahr? Sie hat sich in unserer Servicestelle beworben, ich bin glücklich darüber. Ich hoffe, das klappt. Und Du? Du drückst mir ein Gespräch rein, dass ich mir Gedanken machen und reflektieren soll (danke Führungskräftetraining!), was falsch gelaufen ist. Weil es die erste Kollegin in 40 Jahren ist, die weg möchte von mir, weil es ihr bei uns nicht gefällt. Daran bin ich schuld? Diesen Schuh ziehe ich mir nicht an. Aber nein, das soll ja keine Schuldzuweisung sein, ich soll nur mal reflektieren. Menen Einwand, dass es ja auch gerade, weil es das erste Mal passiert, daran liegen kann, dass sie halt einfach ein Fehlgriff war, lässt Du nicht gelten. Ich soll reflektieren. Und darüber nachdenken, was wir in Zukunft anders machen könnten. Weil eine von mehr als zehn nicht funktioniert, sollen wir alles ändern? Daran soll ich schuld sein? Aber nein, es sei ja keine Schuldzuweisung, ich soll nur reflektieren und darüber nachdenken. Hallo, Du sprichst hier mit keiner jungen Göre, ich habe es vier Jahre lang versucht.

Wann reflektierst Du Dich eigentlich? Wann überlegst Du Dir, was Du mir da gerade antust, nach vielen Jahren perfekter Zusammenarbeit, in denen Du mich immer so hoch gehalten hast? Du nimmst mir die letzten paar Jahre, Du machst mir meinen Wohlfühlort kaputt. Du zerstörst mein Engagement, mein Zugehörigkeitsgefühl, meine Verantwortung für meinen Job und meine Aufgaben. Du respektierst mich nicht mehr. Und das ist das Schlimmste. Ich verabschiede mich innerlich.

"Vielleicht in Zukunft getrennte Zimmer", meinst Du. "Nein, nach meiner Erfahrung - ich hatte beides im Wechsel in all den Jahren - ist das nicht förderlich für die Zusammenarbeit". "Denk darüber nach, unvoreingenommen", erwiderst Du. Ich sage, "muss ich nicht, ich habe die Erfahrungen gemacht, habe den Vergleich und weiß es."
"Du willst nicht darüber nachdenken. Denke mal unvoreingenommen darüber nach."
Nach einigem Hin und Her dieser Art und Deiner Aussage, "am Ende entscheide sowieso ich", gebe ich auf, bevor ich Dir ins Gesicht schlage oder die Tränen doch noch überhand nehmen und zum Vorschein kommen. Tränen vor Zorn und Enttäuschung. Alles, nur nicht weinen jetzt. Bleib stark. Ich bin enttäuscht, zutiefst verletzt. Das ist nicht mehr der Chef, über den ich jahrelang überall gesagt habe, ich hätte den besten Chef der Welt.

Denk mal drüber nach, Chef. Du hast meinen Respekt nicht mehr verdient, was mich sehr traurig macht.

Deine Kollegin und einst Freundin


Die Chefs von heute haben es verlernt und vergessen, mit Menschlichkeit, Intuition und Gefühlen umzugehen. Sie werden überhäuft mit neuen, innovativen Ideen, Kommunikationstechniken, Seminaren zum Mitarbeiterumgang, zur "Führung" der Belegschaft und und und. Sie werden mit Theorien überhäuft, die sie niemals wirklich real umsetzen können. Nur mit Fragebogen, die man gedanklich abhakt, kann es nicht funktionieren. Man muss seine Mitmenschen erfühlen.

Und tief in meinem Innersten wünsche ich ihm von ganzem Herzen eine riesengroße Fistel an den Arsch. Ach, was wäre das schön! Ich denke, das Universum wird mir diesen Wunsch verzeihen.
****ra Frau
2.916 Beiträge
Das Martinshorn war kaum zu hören, die Sturmböen fegten durch die Straßen und heulten durchdringend. Ich betrachtete zur Ablenkung den Laminatboden, in den der Locher, der einst vom Schreibtisch den Tod der Lemminge versuchte, eine hässliche Delle hinterlassen hatte. Hoffentlich würde der Rettungswagen bald hier sein. Ich überlegte krampfhaft, wie ich den, inzwischen schmerzhaften, Dauerständer erklären könnte. Der Knoten im USB-Kabel war einfach nicht mehr zu lösen. War eine bekloppte Idee. Penisringe kosten doch nicht die Welt...
****ra Frau
2.916 Beiträge
Sorry für die Verspätung *rotwerd*

Ich freue mich, die obigen neuen 8 zu präsentieren *g*
**********henke Mann
9.653 Beiträge
Da...
... kann ich ja gleich loslegen *zwinker*
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