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(H)eilige Nacht

*******tia Mann
5.005 Beiträge
Themenersteller 
(H)eilige Nacht
(H)eilige Nacht

Ein langer, gerade Flur, altbackenes Flair, dick lackierte Türen, die im Lauf der Jahre schon mehrfach überstrichen wurden, massive Beschläge. Robustes Linoleum aus den fünfziger Jahren am Boden, über das man die Sportschuhe der Pfleger in hektischen Schritten quietschen hört. Hier und da vernimmt man Schreie oder sinnloses Gebrabbel aus den geschlossenen Räumen, der eine oder andere Patient schlurft mit gesenktem Kopf durch die Gänge. Lachen. Schreien. Glucksen.

Aus einem Zimmer strahlt Licht durch eine geöffnete Tür. Darin sitzen die wenigen Pfleger, die für Heiligabend eingeteilt wurden – wer Familie hat, darf zuhause bleiben.
„Bleibt hoffentlich ruhig heute Nacht, oder?“ hofft Hendrik, während er aus seiner Kaffeetasse die letzten Tropfen schlürft.
„Denke schon“, antwortet Sabrina achselzuckend, „das einzige Problem könnte die Schwangere auf Zimmer 206 werden. Ich glaube ihr Geburtstermin liegt recht nah.“
„Ach, die 'heilige Maria'? Die, die behauptet, von Gott geschwängert worden zu sein?“
„Ja. Schizophrene Persönlichkeitsstörung mit ausgeprägter Paranoia. Oder irgend so was. Der genaue Befund liegt ja – wie immer – bei unserem Oberhäuptling der Verrückten und Durchgeknallten.“
Hendrik schmunzelt: „Wie gut, niemand hört uns zu, alles schläft...“
„... einsam lacht, der Spinner aus Zimmer acht!“, ergänzt Sabrina mit einem belustigten Grunzen.

• * *

Miriam hat einen Plan. Die Flucht wurde bestens organisiert – jedenfalls so gut, wie es ihre derzeitige Situation zulässt. Handys sind in der Anstalt nicht erlaubt, es wurde ihr bei der Einweisung abgenommen. Jedoch ist einmal täglich ein privates Gespräch erlaubt. Das genügte ihr. Yussuf würde sie vor dem Teufel retten. Sie muss nur abwartet. Wartend sitzt sie am Fenster, hinter der Scheibe das rabenschwarze Dunkel der Nacht. In der Zwischenzeit drängen sich ihrer Erinnerung wieder die vielen Ereignisse auf, die sie hier her brachten.

Sie hatte lange Jahre eine gute Zeit, während sie in Connys Massageparadies arbeitete. Body-to-body-Massage mit Happyend. Kein Oralverkehr, kein Sex und dafür ein guter Verdienst. Das Geld ansparen und sich rechtzeitig zur Ruhe setzen, so war ihr Plan. Leider neigte sie in dieser Zeit dazu, sich einigen Luxus zu gönnen. Wahrscheinlich brauchte sie das als Ausgleich, denn nicht alle Kunden waren angenehme Zeitgenossen. Schließlich fühlte sie sich mit vierzig zu alt, obwohl sie immer noch einen makellose Körper hatte. Die Neukunden gingen lieber zu den jüngeren Kolleginnen. Glücklicherweise fand sie einen Job als Bürokraft in Yussufs Schreinerei. Er war nicht nur ihr Chef, sondern wurde ihr auch ein guter Freund.
Eines Tages bekam sie einen Anruf von diesem Minister, der einer ihrer früheren Stammkunden war. Keine Ahnung, wie er an ihre private Adresse und die Nummer gekommen war, denn Kontakte außerhalb der Massagepraxis wurden von der Chefin tunlichst vermieden. Sicher hatte er seine Möglichkeiten - oder sie einfach beschatten lassen. Er bat ihr viel Geld, wenn sie noch einmal ihre erotischen Fähigkeiten einsetzen würde. Sie sollte zu einem speziellen Osterfest kommen in einem abgelegenen Schloss, wo sie mehrere Herren bedienen müsste. 3000 Euro waren kein Pappenstiel, sie konnte das Geld gut gebrauchen, denn ihr alter, japanischer Kleinwagen würde bald in der Schrottpresse das Zeitliche segnen. Nur noch ein Job, warum nicht?

Was folgte, war allerdings etwas ganz anderes, als sie erwartet hatte. Die okkulte Feier artete in eine Massenvergewaltigung aus. Trotz der venezianischen Masken, die die Männer trugen, erkannte sie manche ihrer ehemaligen Stammkunden an körperlichen Details. Da war natürlich der Minister, aber auch ein Studienrat, der zweite Bürgermeister und der stadtbekannte Vikar. Völlig verstört und körperlich schwer geschändet wurde sie zuhause abgeliefert, der Fahrer warf ihr im Hausflur die 3000 Euro vor die Füße und weitere 2000 Euro dazu mit den Worten:
„Mit freundlichen Grüßen vom Minister. Die Gage und ein zusätzliches Schweigegeld. Er rät dir dringend, den Mund zu halten, damit er nicht zu drastischen Mitteln greifen muss. Würde ihm sehr leid tun!“
Miriam spürte keinen Schmerz mehr, sie spürte nur noch Zerstörung.

• * *

Für Yussuf erwies sich Miriam im Nachhinein als ein echter Glücksfall. Sie war die einzige, die immer zu ihm gehalten hatte. Jahrelang war Yussuf der König unter den Holzwürmern dieser Stadt. Irgendwie hatte er es geschafft, sich unter den Leuten zu bewegen, die das nötige Geld hatten, um sich seine teuren, aus Echtholz geformten Möbel – alles Unikate – leisten zu können. Nicht nur bezahlen zu können, sondern sie wirklich zu wollen. Yussuf war das Musterbeispiel für Integration von Einwandererkindern in der Stadt. Im Alter von vier Jahren mit den Eltern angekommen, Deutsch gelernt, Schule, Abitur, Holztechnik-Studium. Danach aber keine Ämter, sondern Selbstverwirklichung im goldenen Handwerk auf selbständiger Basis. Er wollte immer sein eigener Chef sein.
Seine Stücke waren Kunst. Schrank ist nicht Schrank, sondern integrierte Lebenskunst in einer teuren Wohnung. Ein Bett ist nicht Schlafstätte, sondern Insel der Ruhe im tosenden Lärm der digitalen Generation. Küchen sind nicht funktional, sondern Lebensmittelpunkt reflektierter Menschen. Teuer ist nicht teuer, sondern preiswert, wenn es edel ist.

Lange ging sein Geschäftsmodell gut, bis seine Frau und die beiden Töchter von einer Türkei-Reise nicht mehr zurück kamen. Er hatte sie alleine zur Verwandtschaft in die Heimat fliegen lassen, wie so oft la zu viel Arbeit an und Verpflichtungen fesselten ihn an seine Werkstatt. Auf dem Rückflug verschwand der Jet vom Radarschirm. Kein Hinweis auf einen Terroranschlag, nur wenige Wrackteile wurden in der Adria gefunden und es blieb ein Rätsel, wieso die Maschine diese Route genommen hatte. Hätte er seine Familie beerdigen können, wäre vielleicht ein Frieden in Kopf und Seele möglich gewesen. So aber blieben nur Verzweiflung und Einsamkeit, gepaart mit Vorwürfen, wieso Frau und Kinder sterben mussten, während er überlebte.
Yussuf fing an zu trinken. Nicht wegen der Sauferei vernachlässigte er sein Geschäft und seine äußere Erscheinung. Es war ihm einfach nicht mehr wichtig. Sein Kundenkreis zog sich innerhalb weniger Monate von ihm zurück. Mit einem Alkoholiker wären sich noch zurecht gekommen, aber seine Trauer wollte keiner teilen. Und der Rest der mittelmäßigen Menschen kauften ihre Möbel lieber beim schwedischen Sperrholz-Discounter.

Miriam war der einzige Mensch, mit dem er hin und wieder über echte Gefühle reden konnte, auch wenn sie sich nach Ostern veränderte. Irgendwann – sie hockten zusammen bei Kaffee und Zigarette im Hof seiner Schreinerei – beichtete sie ihm den Vorfall im Schloss. Zu dem Zeitpunkt war er schon so gut wie pleite und hatte ihr von seinem finanziellen Niedergang berichtet. Yussuf war ehrlich empört und zornig über das Verhalten der edlen Herren. Gemeinsam schworen sie Rache, wenn auch ohne Plan, wie diese aussehen sollte.
„Ich weiß nicht, ob das gut ist, Yussuf“, erklärte Miriam. Die erste Zigarette hatte sie nur halb geraucht, die zweite Kippe hatte sie dankend abgelehnt, „ich bin schwanger.“

• * *

Im Dunkel der Nacht torkeln drei Punks durch die leeren Straßen der weihnachtlichen Nacht. Kein romantischer Anblick. Wirre Haare, altersbedingte Bierbäuche, dunkle Klamotten, kein Schnee. Graue Straßen im fahlen Licht der Laternen.
„Jetzt sag doch mal, Kasper, du hast doch mal in dieser verschissenen Stadt gewohnt. Wo gehen wir jetzt hin?“
„Ich wollte zum 'Stern', aber ich bin ehrlich gesagt gerade etwas desorientiert. Diese ganzen Gebäude hier – entweder sind die neu, oder ich hatte heute schon einen Filmriss. Hatte ich?“
Melchior quatscht Kasper und Balthasar dazwischen:
„Ist doch auch schon ewig her. Hätten die uns nicht hier eingeladen, wären wir nie wieder gekommen. Fünfundzwanzig Jahre her, das wir unser Debüt hier hatten, oder?“
„Wir hätten ja wohl kaum überhaupt nochmal gespielt. Aber geil war's. Prost, Jungs!“ spricht Balthasar und hebt die Schnapsflasche an den Mund.
„Stimmt, Balti. Und ich hoffe jetzt inbrünstig, den 'Stern' gibt es noch!“ kontert Kasper, während er seinem Kumpel die Schnapsflasche abnimmt, „sonst wird es hier für uns heute Nacht ziemlich düster, befürchte ich!“
Melchior ist frustriert: „Ihr Idioten. Kein Plan? Da hätte ich auch mit der Blonden im Tigerrock gehen können. Ihre Zeichen waren ja wohl eindeutig!“
„Vergiss die Groupie-Geschichte, Mel. Dafür sind wir eindeutig zu alt. Und denk daran: Nüchtern betrachtet, war dann besoffen alles wieder besser.“ Kasper legt mit diesen Worten seinen Arm um Melchiors Schulter.
„Die hatte was...“, seufzt Melchior.
„Ja, klar“, funkt Balthasar dazwischen „und morgen früh muss sie schnell zurück zu ihrem Ehemann auf die Ledercouch und in die Küche, Frühstück machen und die Kinder mit dem SUV zur Kita bringen. Vergiss es. Punk is dead...“
„...but it smells funny!“ lästert Kasper, wonach die drei Freunde in schallendes Gelächter ausbrechen.
„Jetzt wünsche ich mir ein Smartphone mit so´nem Navigationsdings. Das kommt davon, wenn man Donwgrading betreibt“, brummelt Balthasar.

„Die (h)eiligen Drei“ - so nannte sich ihre Punk-Band - waren ein seltsamer Haufen. So viele Zufälle pflasterten ihren Weg, man mochte es für einen PR-Gag halten. Sie trafen sich beim Studium der Soziologie, tatsächlich hatten alle drei die biblischen Namen der heiligen drei Könige. Sie hatten damit auch ähnliche Kindheitserfahrungen in streng katholischen Familien gemacht.
Kasper spielte Bass, Melchior war ein begnadeter Drummer und Balthasar schrubbte die Gitarre, während er am Mikrofon irrsinnig witzig sein konnte, obwohl er sonst eher der stille Typ war. Sie nannten sich die „Die (h)eiligen Drei“, weil sie irre schnell unterwegs waren. Im Leben ebenso wie auf der Bühne. Das Programm mit achtzehn Stücken war in fünfundvierzig Minuten durchgezogen. Ihre schnellen Erfolge durchaus beachtenswert. Sie waren nicht nur bei den Chaostagen in Hannover und allen anderen Veranstaltungen dieser Art in den folgenden Jahren dabei, sondern tourten auch ein paar Jahren durch Holland, Belgien und England. Mit dem Stück „Bart des Propheten“ hatten sie sogar gutes Geld verdient. Zuletzt blieb aber doch nur ein Stück Bürgerlichkeit oder Hartz IV. Für ein Jubiläumsfest rauften sie sich wieder zusammen und kamen zurück in die Stadt ihres ersten Auftritts.

Lange her. Hoffnungslos orientierungslos im hier und jetzt. Die Straße läuft gerade aus, die Gebäude rechts und links wirken neuwertig, aber seelenlos. Schummrig ist das Licht. Kasper entdeckt zuerst ein Licht am Ende der Straße.
„Schaut mal Jungs, da gehen wir hin ...“
Die Straße endet in einem kleinen Stadtpark. Die Wiese ist besetzt mit Schafen. Sie blöken aber nicht, sie kacken auch nicht und sie tragen keine Wolle. Sie sind aus Plastik. Eine bescheuerte, wahrscheinlich hoch dotierte Arbeit irgendeines überbewerteten Künstlers. Dazwischen brennt ein Lagerfeuer, um das ein paar Personen sitzen, deren Gewänder nicht gerade auf massiven Reichtum schließen lassen. Plastiktüten vom Discounter, Bier in Plastikflaschen und Billigfusel runden das Bild ab.
Beim Feuer angekommen, fragt Kasper fröhlich in die Runde:
„Hey Kumpels, kennt ihr vielleicht den Weg zum 'Stern'? Ihr wisst schon, die alte Punk-Kneipe?“
Stille. Blicke schweifen umher, keine Antwort.
„Ääääh, kann ich mir mal eine von deinem Krauser drehen?“, wendet sich Balthasar an Melchior mit einer symbolisch-drehenden Bewegung seiner Finger.
„Krauser? Ihr habt Schwarzer Krauser dabei?“ Einer der Männer am Lagerfeuer wirft seine verdreckte Kapuze zurück und blickt den drei Punks reihum in die Augen,
„So verkehrt könnt ihr nicht sein. Setzt euch. Was zu saufen dabei?“
„Stimmt genau, so verkehrt sind wir nicht“, schmunzelte Melchior: „Penner, Punks und Puffmütter rauchen 'Schwarzer Krauser'!“
„Kasper zieht die Schnapsflasche aus seinem Mantel: „Ist noch was übrig. Den können wir zusammen leeren und Tabak spendieren, aber könnte ihr uns sagen, wo wir den 'Stern' finden?“

• * *

Miriam schreckt aus ihren Gedanken hoch. An ihrem Fenster tauchen mit einem leisen Knall die Enden zweier Kanthölzer auf. Kurz darauf erscheint Yussufs Gesicht im Schwarz vor dem Fenster. Miriam freut sich darüber, das Fenster richtig beschrieben zu haben. Mit einem Zeichen schickt er sie ein paar Meter vom Fenster zurück in den Raum und schon knallte es laut, während ein Zimmermannshammer die Scheibe zertrümmert. Da sie damit rechnen müssen, dass im Zimmer des Personals ein Alarm ausgelöst wird, muss jetzt alles sehr schnell gehen. Wie verabredet steigt Miriam nach draußen über den an die Leiter gepressten Yussuf, hängt sich auf seinen Rücken und umklammert seine Brust. Die Kanthölzer, aus denen der Schreiner die Leiter baute, waren extrem glatt geschliffen. Yussuf trägt lederne Handschuhe und Schuhe mit Gummisohlen, mit denen er die Abfahrt nach unten bremsen würde. In wenigen Sekunden gleiten sie die zwei Stockwerke nach unten. Danach nur wenige Schritte bis zum Zaun, wo auf jeder Seite je eine Leiter steht. Der Aufstieg ist für Yussuf mühsam, mit der schwangeren Frau auf dem Rücken, aber er beißt sich tapfer durch. Auf der anderen Seiten wieder ein kurzer Rutsch. Erst jetzt nehmen sie hektische Aktivitäten in der Anstalt war, jedoch liegt der Ausgang auf der anderen Seite, das Personal müsste also um das ganze Gebäude laufen, um sie hier in der Dunkelheit zu entdecken. Zum Glück gibt es kein Flutlicht – schließlich ist eine Anstalt kein Hochsicherheitsgefängnis. Nur die geschlossene Abteilung ist extra abgesichert.
Jetzt geht Miriam auf ihren eigenen Beinen, nur wenige Meter müssen sie sich durch das Gebüsch zwischen Zaun und Straße schlagen, wo Yussufs Transporter mit laufendem Motor steht – wenn er nicht geklaut wurde. Verdammter Mist, es kann ja so viel passieren auf einer solchen Flucht. Yussuf atmet erleichtert auf, als er den Dieselmotor zufrieden nageln hört. Niemand beobachtet die beiden, in dieser ruhigen Nacht, während sie einsteigen und ganz unauffällig los fahren.

„Du bist ein Engel, Yussuf. Du hast mich vor dem Teufel gerettet. Morgen wäre er gekommen, um mich zu holen.“ Sie spricht mit monotoner Stimmer und ihm tut es leid, wie sie sich in den letzten Monaten entwickelte. Jetzt war sie wieder in Gedanken versunken und stiert geradeaus durch die Scheibe. Erste Schneeflocken fallen und wirken wie ein Dauerzoom im Strahl der Scheinwerfer.

Die Vergewaltigung hatte sie am Boden zerstört. Doch Anfangs war sie sich noch sicher, sie würde sich wieder erholen. Sie hatte schon mehr schlimme Krisen überstanden. Aber als sie die Schwangerschaft feststellte – die Regel blieb aus, zum Arzt traute sie sich nicht, wegen der gewalttätigen Spuren an ihrem Körper, darum mussten zwei Tests aus der Apotheke („für meine Tochter“) reichen – fiel sie in ein schwarzes Loch von unermesslicher Tiefe. Sie verdrängte alles, was bisher war und bald machte sich die Wahnvorstellung breit, ein Kind Gottes im Leib zu tragen. Irgendwann wurde sie von der Putzfrau einer Kirche unter einem großen Kruzifix gefunden, wo sie mit dem Gesicht nach unten lag und in einem unendliche Singsang in Dauerschleife so etwas faselte wie: „Duk’ ch’yek’ karogh e mahanal...“
So landete sie in der Klinik. Der Aufenthalt und die Arbeit mit den Psychologen und Therapeuten tat ihr gut, ihre lichten Momente wurden immer häufiger. Bis sie eines Tages das Plakat im Aufenthaltsraum entdeckte. Ein Minister würde am 25.12. die Klinik besuchen und eine große Spende machte. Sie erkannte das Gesicht sofort. Es war der Teufel. Er würde kommen, um sie zu holen, damit sie auf ewig in der Hölle schmoren möge. Sie musste hier raus. Yussuf war der einzig verbliebene, treue Freund, der ihr helfen würde.

Yussuf überfährt unsanft ein Schlagloch. Laut knallen die Reifen in den Radkasten, die eingefrorenen Stoßdämpfer schaukeln das Auto auf. Miriam stöhnt laut auf, ein stechender Schmerz mit einem anhaltenden Ziehen im Unterleib macht sie wieder wach.
„Was ist los?“, fragt Yussuf erschrocken, „geht es los? Wir brauchen dringend eine Unterkunft. Aber alle, die ich kenne, haben abgelehnt. Niemand wollte uns einen Unterschlupf gewähren. Mit einem bankrotten Alkoholiker und einer verrückten Schwangeren wollen sie nichts zu tun haben – schon gar nicht an Weihnachten.“
„Schon gut, mein lieber Freund. Es wird nicht gleich los gehen. Wir finden schon was.“
Gerade will sie ihm beruhigend die linke Hand auf seinen rechte legen, die krampfhaft den Schalthebel umklammert, als er so stark abbremst, dass sie fast vom Sitz gerutscht wäre.
„Was sind das für Idioten?“ schreit Yussuf panisch und wütend zugleich.
Im Scheinwerferlicht stehen drei Punks, die das jugendliche Alter bereits deutlich überschritten haben.

• * *

Sie wurden sich schnell einig. Yussuf konnte keine Zeugen gebrauchen, die durch die Nacht streiften und die drei Freunde waren froh um eine Mitfahrgelegenheit. Der Weg zum „Stern“ war doch weiter, als angenommen. So machte sie es sich im Laderaum des Transporters zwischen Werkzeug und Vollkonstruktionsholz gemütlich.

Miriam dreht sich neugierig zu ihnen um: „Wer seid ihr drei?“
Melchior antwortet fröhlich: „Gestatten – die eiligen Drei. Kaspar, Melchior und ...“
„Balthasar!“ jauchzt Miriam, „ich wusste es sofort, die heiligen drei Könige!“
„Aha, und du bist die heilige Maria mit dem Jesuskind im Bauch?“
Balthasar verpasst Melchior einen Tritt ans Bein für diese freche Antwort.
„Ja, die bin ich!“ antwortet Miriam mit einem seligen Lächeln.
„Hosianna“, stöhnt Balthasar. Kasper rülpst laut. Melchior fällt die Kinnlade herunter:
„Egal, warum ihr hier in der Nacht so hektisch unterwegs seid, im 'Stern' können wir alle sicher unterkommen. Da stellt niemand dumme Fragen.“
Sie kommen zügig voran. Im Transporter ist ein Navigationsgerät eingebaut, welches sie sicher zur Zieladresse leitet. Sie halten vor einem alten Gebäude in einer Gegend, die nicht sehr vertrauenswürdig erscheint. Frische Baulücken weißen darauf hin, dass hier einiges umgebaut wird. Billiger Wohnraum muss teuren Spekulationsobjekten weichen. Nur noch in wenigen Fenstern brennt Licht, viele Wohnungen stehen bereits leer. Auch durch die Fenster des „Stern“ dringt schummriges Licht.

Die kleine Reisetruppe tritt ein und ist verblüfft. Der Laden ist leer, nur an der Theke sitzen noch eine Kuh und ein Esel. Die Köpfe der beiden Tiere drehen sich langsam nach ihnen um, die Gesichter zweier junger Frauen lächeln sie erfreut an.
„Wie schön, es kommt noch jemand“, sagt die Kuh.
„Wer hätte das gedacht, am letzten Abend nochmal neue Gäste“, meint die Eselsfrau.
„Moment, so neu sind wir nicht“, protestiert Kasper, „wir waren früher schon mal hier. Aber das ist lange her.“
„So wie die Schwanger aussieht, gehören die aber eher in einen Kreißsaal“, zeigt die Kuh mit dem Finger auf den bereits weit abgesenkten Bauch Miriams.
„Die sehen aus, als sei der Teufel hinter ihnen her.“ Die Eselsfrau zuckt mit dem Schultern.
„Das ist er, das ist er!“ hechelt Miriam auffällig.
„Upps, sie hechelt schon“, meint die Kuh lakonisch.
„Sagt mal, wo sind denn alle?“ wirft Kasper eine Frage ein, „Weihnachten war hier doch immer die Hölle los.“
„Das war mal“, seufzt die Eselstute, „wir hatten ein nettes, anarchistisches Krippenspiel, aber jetzt sind alle weitergezogen, tanzen gehen im 'Tempel'. Elende Pharisäer! Der Laden hier macht zum Jahresende dicht ...“
Wieder stöhnt Miriam laut auf, Yussuf flucht „bok“, als er die Pfütze am Boden zwischen Miriams Füßen erblickt.
„Ok, es geht los“, murmelt die Kuh gelassen und stellt ihre Bierflasche auf der Theke ab.
„Super, meine nächste Kneipe nenne ich 'Bethlehem', ist ja hier wie in der biblischen Geschichte. Keine Sorge, Schätzchen, die Kuh hier neben mir ist Hebamme. Zwar arbeitslos, aber sie kann was!“ Mit diesen Worten stößt die Eselstute der Kuh freundschaftlich den Ellbogen in die Rippen.
„Und ihr drei Vögel? Seid sicher die heiligen drei Könige?“ will die Frau im Eselskostüm wissen.
„J... j... jaa...?!“ stottert Balthasar unsicher.
Miriam schreit laut auf. Ein weiterer Schwall Fruchtwasser platscht deutlich hörbar auf den Boden. Kasper kippt zur Seite, fängt sich an einem Stuhl und legt sich leichenblass auf die benachbarte Bank.
„Super, einer kippt schon weg. Männer!“ schnalzt die Kuh mit einem fast sinnlichen Zungenschlag.
Melchior will helfen:
„Habt ihr hier heißes Wasser? Handtücher? Ein bequemes Bett?“
Die Kuh lacht: „Lass dein Filmwissen stecken. Ich habe mich immer gefragt, wozu man bei einer Geburt heißes Wasser nutzen soll. Um die Mutter abzukochen? Den blöden Vater verbrühen? Das Kind zum Schreien bringen? Wir sind hier nicht bei 'Vom Winde verweht' oder so was ...“
Sie steht auf und geht zu Miriam hinüber. Zieht ihr die weite Schwangerschaftshose nach unten, tastet ihren Bauch ab und tastet noch an ganz anderen Stellen unter ihrem weiten Gewand. Yussuf treibt es die schamhafte Röte ins Gesicht.
„Bist du der Vater?“, fragt die Kuh Yussuf mit ernstem Blick. Yussuf schüttelt nur den Kopf, eine Träne rinnt über seine rechte Wange.
„Ist auch egal, wollte nur sagen, sieht alles gut aus, auch wenn die Mutter nicht mehr die Jüngste ist. Aber die heilige Maria soll ja auch nicht die jüngste Mutter gewesen sein. Munkelt man so ...“
Wieder strahlt Miriam beseelt: „Gott ist mit uns!“
„Dein Wort in Gottes Ohr“, raunt die Kuh, „so Jungs, wenn ihr euch nützlich machen wollt. Haltet die Dame hier gut fest, wir machen eine stehende Geburt!“
„Aber …“ wollte Melchior seine Bedenken einwerfen.
„Nix aber“, unterbricht ihn die Kuh, „Schwangerschaft und Geburt sind keine Krankheiten, sondern natürliche Vorgänge. Was Wildtiere ohne Ärzte und Kliniken schaffen, sollte der Mensch auch schaffen. Wenn er nur lernen würde, auf seine Instinkte zu vertrauen.“
„Natürliche Geburt“, zuckte die Eselstute mit Schultern, „sie ist damit pleite gegangen!“

• * *

Die Nase Koks tat so gut. Zum Glück hatte er schnell zugegriffen, als ihm das Päckchen neulich bei einer Razzia quasi in die Hände gefallen war. Gerade hatte er das Personal der Anstalt befragt und über das Smartphone alle Daten empfangen, die ihm die Leitstelle in Bezug auf Miriam Geist weitergeleitet hatte.

Kommissar Becker setzt sich in seinen Wagen und fährt zur Wohnung der gesuchten Person. Chris Rea ist auch schon losgefahren und fährt - wie immer zu Weihnachten - heim. Radiomusik nervt zur Weihnachtszeit, darum fischt Becker eine CD aus der Ablage in der Fahrertür und legt „Highway to hell“ ein. Das Koks hält ihn bei Laune und lässt den Ärger darüber, dass ausgerechnet er am 24. Dezember Dienst schieben muss, verpuffen wie die Schneeflocken, die auf den Scheinwerfern seines Dienstwagens schmelzen.
Der rostige, japanische Kleinwagen steht vor ihrer Wohnung, aber es macht niemand auf. Reine Routine, zuerst hier nachzusehen. Es musste einen Fluchthelfer geben, aber es gab keine bekannten Verwandten oder Freunde in ihrem Datensatz. Kommen nur Kollegen oder ähnliches in Frage. Zuletzt war sie bei Yussuf Alper gemeldet, dem begnadeten Schreiner. Becker kannte seine Geschichte, er hatte sich mal ein Bett von ihm bauen lassen. Das Drama mit seiner Familie, sein Absturz, die Sauferei. Stadtbekannte Gerüchte und Anekdoten inklusive. Also weiter …

Bei Yussuf brennt kein Licht. Der Lieferwagen im Hof fehlt. Jetzt weiß er, wonach er suchen muss. Ein kurzer Anruf in der Zentrale genügt: „Yussuf Alper hat einen Lieferwagen. Holt euch die Zulassung, schreibt ihn zur Fahndung aus und falls er in letzter Zeit das Navi benutzt hat – ihr wisst schon.“
„Aber Chef, ohne Staatsanwalt ...“ wollte die Stimme an Telefon widersprechen.
„Ich weiß, Klara. Mach es. Ich nehm' das auf meine Kappe!“

No stop signs, speed limit
Nobody's gonna slow me down
Like a wheel, gonna spin it
Nobody's gonna mess me around
Hey Satan, paid my dues
Playing in a rocking band
Hey mama, look at me
I'm on my way to the promised land, whoo!

Becker brettert mit mit seinem Wagen durch die Stadt. Er hätte auch einfach auf den nächsten Anruf warten können, aber was sollte er sonst tun in einer kalten Nacht, in der die Stadt wie ausgestorben wirkt? Treibt seinen fetten Wagen durch das Rotlichtviertel, vorbei an Einkaufszentren und muss lachen über die Penner, die zwischen den Plastikschafen auf der Marktwiese hocken und bei einem kleinen Lagerfeuer in extra dafür vorgesehenen Feuerschalen Weihnachten feiern. Fast wie die biblischen Schäfer, denkt er sich.

She had the face of an angel
Smiling with sin
A body of Venus with arms
Dealing with danger
Stroking my …

Ein Klingelton unterbricht „touch to much“ von AC/DC. Becker drückt auf den Knopf zur Rufannahme:
„Chef? Wir konnten die letzte Adresse des Navis orten. Fabrikstraße 13. Ich glaube, da ist das 'Stern'“.
„Der 'Stern'“, korrigiert Becker, „alte Sponti- und Alternativ-Kneipe. Kenn' ich!“
„Wie auch immer, lohnt sich sicherlich, mal hinzufahren ...“
Danke, Klara!“
Pause.
„... und Chef?“
Pause.
„Mmmh?“
„Frohe Weihnachten!“
Ein kurzes Knacken in der Funkleitung und die Musik spielt weiter:

… skin
Let the thunder and lightening start
It wasn't the first
It wasn't the last
It wasn't that she didn't care …

• * *
Miriams Schreie hallen laut im leeren Gastraum des „Stern“. Die restlichen Anwesenden geben keinen Laut von sich, Kasper liegt immer noch still auf der Bank. Yussuf wühlt eine Gebetskette aus seiner Hosentasche und fängt an, türkische Gebete zu murmeln. „Subhann-allah - Subhann-allah – Subhann-allah ...“
„Vielleicht sollten wir auch beten“, schlägt Melchior vor.
„Ist denn irgendjemand von uns religiös?“ fragt Balthasar ungeduldig.
„Ja – ich. Trotz der ganzen Punk-Geschichte konnte ich meine katholische Prägung nie komplett ablegen.“ Melchior holt ein kleines Kreuz aus seiner Jackentasche. „Gehörte meiner Oma, sie trug es immer an einem Rosenkranz mit sich herum und hat stets für mich gebetet.“ Er küsst das Kreuz und fängt an zu sprechen:
„Gegrüßet seist Du Maria, voll der Gnaden, der Herr ist mit dir...“

Miriam spürt Schmerzen, die sie bisher nicht kannte. Ihr ganzer Körper ist Schmerz. Jetzt weiß sie, was der Spruch bedeutet: „Männer könnten nie Kinder bekommen. Die würden den Schmerz nicht ertragen“. Sie nimmt den Schmerz an und erlebt ganz bewusst das wellenartige Ziehen und Stechen der Wehen.
Die Kuh redet beruhigend auf sie ein: „Atmen, Atmen, Atmen. Jetzt pressen. Gut so!“ Miriam spürt den Kopf, der sich durch ihr erweitertes Becken schieben will. Sie hockt mehr, als sie steht, Ihre Hände klammern sich an Balthasars starke Arme, im Rücken wird sie von der Frau im Eselskostüm gestützt, die ihr zärtlich mit einer freien Hand über den Rücken streicht. Miriam trägt nur noch ein weißes Nachthemd aus der Anstalt, welches sie unter ihrer Kleidung versteckte. Sie schaut nach unten und sieht die Hände der Kuh unter dem hochgerutschten Stoff verschwinden. Melchior schenkt einen Wodka ein und setzt das Glas an Miriams Lippen. Andere Schmerzmittel sind leider nicht vorhanden.
„Ich spüre den Kopf, alles gut, das Kind liegt optimal, keine Nabelschnur im Weg. Es kommt, Miriam, du hast es gleich geschafft. Pressen!“
Miriam kann sich nicht erklären, woher sie weiß, wie das mit dem Pressen geht, aber es funktioniert. Sie würde jetzt gerne einfach explodieren, ihre Fingernägel schneiden tief in Balthasars Haut. Er spürt den Schmerz nicht, er weint und lacht zugleich, während sich zwischen Miriams Schenkeln ein Sturzbach ergießt und fast zeitgleich die Hebamme ein kleines, blaues Köpfchen, voller Käseschmiere, unter dem Rock in den Händen hält. Mit einer weiteren, schwungvollen Bewegung hebt sie den winzigen Körper hoch und gibt ihm einen leichten Klaps auf den Po. Stille. Spannung liegt in der Luft. Der erste Atemzug klingt wie der Luftstoß einer Fahrradpumpe. Dann ein Schrei. Erst ganz klein und weich, aber bald laut und deutlich.
Miriam sitzt am Boden und liegt in den Armen der Eselsfrau. Die Kuh legt der Mutter das Kind in die Arme. Es wird sofort still. Miriam weint schluchzende Freudentränen der Befreiung.
„Allahu-akbar“ stöhnt Yussuf dankbar.
„Halleluja“ ruft Melchior seinen Gott an.
„Es ist vollbracht“ flüstert Balthasar ungläubig.
Die Hebamme geht hinter die Theke und holt eine Schere aus der Schublade. Sie spült sie mit heißem Wasser ab, nimmt eine Flasche Hochprozentigen aus dem Regal und schüttet einen Schwall über die Schneidekanten. Sie kehrt zurück zur erschöpften Mutter und hält die Schere hoch:
„Übrigens, wer es noch nicht gesehen hat, es ist ein Junge. Wer will die Nabelschnur durchtrennen?“
Yussuf steht auf: „Das wollte ich schon immer mal tun!“

Während sich die Kuh um die Nachgeburt kümmert, öffnet sich die Schleuse der Glückseligkeit und eine Flutwelle spült in den Raum wie einst das Wasser in die Titanic. Lachen, Weinen, Tränen, Rufe und Glücksschreie schallen laut nach draußen in die dunkle Winternacht und stören kaum den leise rieselnden Schnee. Kasper erwacht und spürt sofort die Freude.
„Hey Leute, Gold, Weihrauch und Myrrhe haben wir nicht, aber ich habe da noch einen kleinen Joint in der Tasche.“ Kasper legt das Fundstück zufrieden auf den Tisch.
„Ich schenke dem Kind das Kreuz meiner Oma, welches mir jahrelang Glück brachte“, fügt Melchior seine Gabe dazu.
„Ich habe nichts zu schenken, doch ich schenke dem Kind ein Lied.“
Balthasars Stimme zittert sichtlich gerührt, und als er den Gesang anstimmt, zeigt sich die jahrelange, chorische Ausbildung seiner Jugend. Alle Anwesenden sind überrascht, wie viel Herz, Gefühl und Zärtlichkeit dieser Typ mit der rauen Schale mit nur wenigen Tönen zeigen konnte:
„Stii-iii-iele Nacht, heilige Nacht, aaaaalles schläft“...

• * *

Kommissar Becker schläft nicht. Er steht auf der Straße vor dem „Stern“ und schaut durchs Fenster. Schneeflocken bleiben auf seinem schwarzen Filzmantel liegen, der Hut hat bereits einen weißen Kranz. Weihnachten hatte für ihn, als agnostischen Single, bisher nie eine gewichtige Bedeutung, aber dieser Anblick rührt ihn zutiefst in seiner verhärteten Seele an. Es erinnert an seine Kindheit, als er mit seinem Vater die Krippe aufstellen durften. Jetzt hat er die lebendige Krippe vor sich. Ein Esel, eine Kuh, eine Frau mit dem Kind im Arm, ein Zimmermann und drei weitere Männer, die niederknien und das Kind anpreisen. Eine Träne läuft ihm über die Wange, und erst als sie auf seine Hand tropft, mit der er sich am Fenstersims festhält, kehrt er aus seinen Erinnerung zurück in die Realität.
„Ich sollte die jetzt alle festnehmen lassen ...“
Er lässt das Fenster los, dreht sich zu seinem Wagen um und schaut in den Himmel. Die Schneeflocken fallen ihm ungeschützt in das Gesicht.
„Sollte...“, denkt er nach.
„Hätte, hätte, Fahrradkette“, lacht er plötzlich in die Nacht hinein.

Bei diesen Worten fällt ihm ein Detail wieder ein, dem er bei der Befragung des Anstaltspersonals wenig Beachtung schenkte. Den Spruch mit der Fahrradkette hatte da auch jemand als Ausrede gebraucht. Aber wie war die Sache mit dem Plakat? Die Pflegerin erzählte, mit Miriam Geist sei es eigentlich bergauf gegangen, bis sie dieses Plakat mit dem Minister aufgehängt hatte. Miriam wäre einen Ewigkeit davor gestanden und habe nur leise vor sich hingemurmelt:
„Der Teufel kommt, der Teufel kommt, der Teufel kommt. Er will mich holen ...“
Becker knöpft den Mantel auf und setzt sich in seinen Wagen, den Hut wirft er achtlos auf den Rücksitz. Er hat es nicht eilig und will nachdenken. Er startet wieder die CD:

… Criminal
There ought to be a whole lot more
You get nothin' for nothin'
Tell me who can you trust
We got what you want ...

Plötzlich blenden ihn zwei Scheinwerfer. Direkt vor ihm auf der anderen Straßenseite startet ein Wagen, rollt langsam an ihm vorbei und gibt dann an der freien Kreuzung Vollgas, um schlingernd in Richtung Innenstadt abzubiegen. Becker erkennt gerade noch das Kennzeichen der dunklen Limousine: „BYL...“

Becker würde der Sache mit dem Minister nachgehen.
*******tia Mann
5.005 Beiträge
Themenersteller 
Wünsche frohe Weihnachten!!!

Das sollte eigentlich meine Zweitgeschichte werden für das Adventskalender-Spielchen.
Na, hättet ihr mich erraten?
*zwinker*

Hat doch etwas Mühe gemacht bzw. ist länger geworden als gedacht, darum wurde ich erst fertig, nachdem der Kalender bereits voll war. Aber ich wollte es jetzt doch endlich mal präsentieren, zu schade für die Schublade, oder?
**********Engel Frau
25.150 Beiträge
Gruppen-Mod 
Eine tolle Geschichte! *bravo*

Und nein, ich glaube, ich hätte Dich nicht erraten. *gg*

Wobei ... hm ... ein paar Dinge führen doch zu Dir. Der Schwarze Krauser, Joints, die Kneipe ... aber ob mir das gereicht hätte, um auf Dich zu kommen? Wer weiß. *zwinker*

So eine Kneipe haben wir hier in meiner kleinen Stadt auch. Den alten verrotteten Laden gibt es schon seit meiner Jugendzeit. Die Pinte. Total verratzt, aber hält sich noch immer. *lach*
War immer Anlaufpunkt, wenn man eigentlich schon genug hatte, aber noch mehr wollte, und alle anderen Kneipen schon zu hatten.
*******tia Mann
5.005 Beiträge
Themenersteller 
Der "Stern" hat auch ein reales Vorbild und ich hatte mein Bild einer Stadt im Kopf.
Aber ich denke, da macht sich jeder beim Lesen ein anderes Bild...
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