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24 Tage, 24 Geschichten - Im Dunkel der Nacht / Teil 6

****59 Frau
3.095 Beiträge
Guten Morgen *bussi* alle beienand.

Ich tippe auf: weil ich Indi glaube, Rhabia lt. eigenen Angaben eine Schreibblockade hat und ich an Zweitgeschichten noch nicht glaube

1 Rhabia
2. Antaghar
3.Antaghar

Devi
Oder doch 2. Geschichte von Sylvie? Keine Ahnung
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Gleich
knallts und ich krieg wieder die Hucke voll *haumichwech* aber man gewöhnt sich an alles, gell?

Tom
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Antaghar?
Nee.... ich verwette meinen Schlüpper....

Tom
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Hier ist ja echt was los
*haumichwech*

Guten Morgen, Ihr Bettflüchtlinge ...

*huhn*
*********ynter Frau
9.570 Beiträge
Schlüpfrig Tom...
*smile*
*****ard Frau
1.010 Beiträge
...wer will schon deinen Schlüppi (außer mir) *lach*

Aber das inspiriert mich, umzudenken und den Tipp zu verändern:

1. Into
2. Rhabia
3. Into

eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Moinmoin....
ääääääh, ich verwette nicht meinen Schlüpper. Ich verwette Salys Schlüpper *haumichwech*


Tom
*********ynter Frau
9.570 Beiträge
Besser Tom !
*top*
*****ard Frau
1.010 Beiträge
..ich trage doch gar keinen *haumichwech* *haumichwech* *haumichwech*
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Ja
warum wohl *lol*

Tom
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Nina Schatz
DEINEN kann ich nicht ins Rennen werfen *zwinker*

Tom
*****ard Frau
1.010 Beiträge
...du hast sie schon alle verwettet.... und der eine, den ich noch hatte: trägst DUUUUUU
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Saly, Tom verwettet Deinen Schlüpper ...
Darf der das?
****59 Frau
3.095 Beiträge
*rotfl*
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Mist
ertappt *rotwerd*

Tom
*********ynter Frau
9.570 Beiträge
Nope!
*haumichwech*
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Saly ... noch besser
*top*

lach ...
eyes002
******ace Mann
15.955 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Shit
der war ja benutzt!

Tom
*********ynter Frau
9.570 Beiträge
Saly ...
Könnten wir Toms Schlüpfer erst mal sehen, bevor wir hier wetten? *fiesgrins*
*****ard Frau
1.010 Beiträge
Leutz.ich muss mich konzentrieren *wua* *wua* *wua*
der letzte Versuch und endgültig:


1. Into
2. Into
3. Into

2020_08_28: ich war shoppen. ; )
********elle Frau
3.308 Beiträge
Auflösung
Schönen guten Morgen, Ihr Lieben!

Ihr seid ja wirklich pünktlicher als ich heute morgen. *grins*

Aber: Nein, es gibt kein Nacktfoto von mir, Ihr könnt alle erleichtert aufatmen. *sfg

Denn natürlich war nicht ich es, die diese wunderschöne, zartbittere Geschichte geschrieben hat. Wie dann doch noch etliche richtig erraten haben, stammt sie aus der Feder von IntoTheWilld. Vielen Lieben Dank dafür, liebe Into! *blumenschenk*



Schönen Tag wünsche ich Euch und viel Erfolg bei der heutigen Raterunde! *huhu*
*****ard Frau
1.010 Beiträge
Liebste Nina *nono* *nono* *nono* *hypno*

*kopfkino*
*****ard Frau
1.010 Beiträge
jubiduuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu
******nyx Frau
1.322 Beiträge
Showtime
*drummer*

Eine stimmige, schöne und sehr gefühlvolle Geschichte, Into!

*bravo*
2020_08_28: ich war shoppen. ; )
********elle Frau
3.308 Beiträge
Türchen 17
Triptychon. Die sich Zugefallenen





Klack, klack, klack. Das Tickern des Blinkers war das einzige Geräusch, das sie wahrnahm. Das brummige Schnurren des Diesels war sie so sehr gewohnt, dass sie es nur noch bemerkte, wenn der Motor zickte, was allerdings gar nicht so selten vorkam, denn die Karre hatte schon einige Jährchen auf dem Buckel.
Sie hatte das Taxameter auf Stand-by, das Schild hinter dem mechanischen Schiebedach leuchtete in Bereitschaft, aber es war absolut nichts los in dieser Nacht und sie würde heute wohl kaum einen guten Schnitt machen. Es sei denn, es würde ihr gelingen, einige Nachtfahrten in die entlegenen Außenbezirke zu ergattern und nicht das Pech zu haben, dass ihr nur die Glühweinleichen auf den Sitz fielen. Es war bereits nach elf. Alle, die wussten wo sie willkommen waren, befanden sich vermutlich schon dort und verdauten längst den festlichen Braten. Es nieselte, war jedoch nicht ganz so kalt wie man vermuten könnte, immerhin war Heiligabend und der ist bekanntlich ja im Winter.

Inmitten der Großstadt war an Weihnachten Regen ohnehin viel wahrscheinlicher als Schnee und so auch diesmal. Ungemütlich war es und doppelt fröstelig. Für gar nicht so wenige, die Einsamen, war das Frösteln in diesen Tagen auch ein inneres – eines des Gemüts.

Leyla schniefte, rutschte auf dem Fahrersitz ein wenig nach rechts und angelte im Handschuhfach nach einem Taschentuch. Ihre Nase lief heftig. Aber das war nicht der Punkt. Der Punkt war ein ganz anderer. Josch. Josef Maria Zimmermann, kurz Josch und dessen unsägliche Feigheit. Er war der Grund, dass sie so erbärmlich weinte.


••

Tata-ta-tam! Ein paar Querstraßen weiter und eine halbe Stunde zuvor legte sich ein Orchester unter dem Knistern einer Schallplatte, die schon zu oft abgespielt worden war, beschwingt ins Zeug. Die alte Dame hatte eben ihre etwas zittrige Rechte vom Tonarm genommen und schaute noch einen Moment dem gleichmäßigen Drehen der schwarzen Scheibe zu, als sähe sie es zum ersten Mal. Eine volle, dunkle Stimme sang mit spöttischem Unterton:

Jeder kleine Spießer macht das Leben mir zur Qual,
denn er spricht nur immer von Morrral.

Die kleine, alte Dame drehte sich auf dem Parkett und hielt die Arme in die Höhe, ganz so als führe ein stattlicher Tänzer sie im Takt. Sie schmetterte mit erstaunlich klarer Stimme und dem perfekt intonierten rollenden R der großen Zarah:

Frag' ich voll Bescheidenheit
und mit lächelndem Gesicht ...
Kann denn Liebe Sünde sein?
Darrrf es niemand wissen,
wenn man sich küsst,
wenn man einmal alles vergisst,
vorrr Glück?

Die alte Dame drehte sich noch einmal um die eigene Achse, hielt dann inne, wandte sich einem imaginären Publikum zu und hauchte unter einem hinreißend koketten Augenaufschlag:

Niemals werde ich berrreu’n,
was ich tat und was aus Liebe geschah.”


•••

Tock. Tock. Tock. Der Stock des Herrn im dunklen Mantel einen Bezirk weiter bewegte sich gleichmäßig über das Pflaster. Eine achtlos weggeworfene Dose schepperte und landete dann offensichtlich weich, vermutlich in der nassen Erde unter irgendeinem hohen Buschwerk des vor vielen Jahren rechteckig angelegten Platzes, dessen Ecken sich milde abgerundet gut einfügten in das Ensemble der umliegenden Häuser. Die Fassaden der Gründerzeitbauten waren reichlich mit Stuckornamenten verziert und wirkten mit ihren phantasievollen Skulpturen, den aufwendigen Eingangsportalen und den typischen großzügigen Geschosshöhen von über vier Metern, was sich auch außen in mächtigen Flügelfenstern und Gesimsvorsprüngen zeigte, herrschaftlich und harmonisch.

Der vielleicht 70-jährige, schlanke und großgewachsene Herr schenkte seiner Umgebung jedoch keinerlei Beachtung. Er ging langsam, aber zielgerichtet durch das dichte Grün der kleinen Parkanlage, schob sich den Hut etwas weiter ins Gesicht – der Regen hatte doch deutlich zugenommen – und schickte sich an, die Straße zu überqueren.


• ••

Leyla liefen die Tränen über ihr herzförmiges Gesicht, so sehr, dass eine Strähne ihrer schwarzen Locken, die sie im Nacken ganz schlicht zusammengebunden hatte an ihrem Hals klebte und aussah wie ein mäandernder, dunkler Fluss, der in ihrem Ausschnitt mündete. Der Kapuzenrand ihres hellgrauen Sweatshirts war seitlich schon ganz nass, denn die Tränen flossen ohne Unterlass seit sie vor zwei Stunden ihre Schicht angetreten hatte. Gleich zu Beginn hatte sie einige Kurzfahrten gehabt und sich immerhin so beherrscht, dass sie die Aufmerksamkeit ihrer Fahrgäste nicht über Gebühr auf sich lenkte. Zum Glück waren allesamt wortkarg. Kunden, die sich auskannten und die mit sich selbst beschäftigt waren wie sie.

Bevor sie das Innenlicht zum Ende der Fahrt anstellen und einmal auch ein großes Geschenk mit roter, überdimensionaler Schleife – sie vermutete ein Golf-Set, denn es war nicht eben leicht – aus dem Kofferraum holen musste, hatte sie sich übers Gesicht gewischt und es vermieden, dem Fahrgast in die Augen zu sehen.

„Dieser Feigling, wie konnte er nur!” rief sie laut, hieb mit der Faust aufs Lenkrad und schluchzte hemmungslos. Sie musste sich nun nicht mehr zurückhalten, sie war alleine weit und breit. Kein Hund war bei diesem Wetter und am fortgeschrittenen Heiligabend auf der Straße. Die Ampel schaltete auf grün und Leyla gab Gas. Sie fuhr zügig an, schnitt beim Abbiegen auf die mehrspurige Hauptstraße in die Mitte und wollte eben richtig beschleunigen, als eine kleine Gestalt direkt vor ihr auftauchte. Leyla trat voll in die Eisen, das Herz schlug ihr bis zum Hals und sie brachte ihr Blechschiff gerade noch zum Stehen. Sie riss die Türe auf, und da stand sie.

Die Motorhaube reichte ihr bis über die Hüfte, ihre blaugrünen Augen leuchteten in den vom Regen verwaschenen Lichtern der nächtlichen Stadt und sie lächelte Leyla mit einem fast puppenhaft süßen Ausdruck an.

Die zierliche, alte Dame stand seelenruhig auf der dreispurigen Straße in einem türkisfarbenen Kostüm aus seidig schimmerndem, für das Wetter viel zu dünnen Stoff und inmitten einer Pfütze.

„Zum Renaissance-Theater?”

Ihre Stimme war überraschend kräftig und klang fröhlich. Ihre eleganten Pumps, Kitten Heels, spitz und nicht zu hoch, waren aus korallenrotem Schlangenleder und sahen bereits gut durchfeuchtet aus. „Grace Kelly mit paar-und-80!”, schoss es Leyla unwillkürlich durch den Kopf. Instinktiv hielt sie ihr die Beifahrertür auf – diese fragile Person in den großen Fond und nach hinten zu verfrachten, erschien ihr unpassend – und wartete geduldig, bis die Lady sich gesetzt und, ein wenig umständlich, beide Beine gleichzeitig hineingehoben hatte.

Leyla beeilte sich, spurtete um ihren in die Jahre gekommenen Benz mit dem tannengrünen Werbeaufkleber Cafe Keese, Ball Paradox – reizend und kultiviert herum. Ein Transporter hupte bereits, sie hatte ganz vergessen, den Warnblinker zu setzen.

Leyla warf sich auf den Sitz, griff um die Dame herum, da diese keinerlei Anstalten machte, sich selbst anzuschnallen und fuhr an den Straßenrand. Verlegen sammelte sie die zusammengeknüllten Taschentücher ein, die sie achtlos in den Fußraum geworfen hatte und bemühte sich, die sittsam parallel stehenden Beine der Lady nicht zu berühren. Diese schien sich jedoch an rein gar nichts zu stören, im Gegenteil – ihre Augen blitzten als freue sie sich auf einen Sonntagsausflug bei Sonnenschein.

„Was macht das schon, sage ich immer, es wird ein glücklicher Tag gewesen sein, trotz allem wieder ein glücklicher Tag.”

Leyla sah sie konsterniert an, doch die Dame hatte den Spiegel heruntergeklappt und zog sich die Lippen nach, ohne sich näher zu erklären. „Sehr edel”, sagte Leyla, „Dior Nr. 35, Plissé Soleil, orangerot. Ich kenn’ mich aus, ich werde eines Tages eine berühmte Maskenbildnerin beim Film sein.” Sie war selbst überrascht, dass sie so redselig war. Als keine Reaktion kam, setzte sie nach: „Steht Ihnen gut.” Die Lady machte ein Spitzmündchen, fuhr sich mit leicht zitterndem Zeigefinger über die Schneidezähne und tat so, als habe sie nichts gehört.

Leyla betrachtete sie fasziniert. Das bläulichweiße Haar zu einem kunstvollen Dutt aufgetürmt und mit elfenbeinfarbenen Kämmen hochgesteckt, dies allerdings ziemlich schief. Sie hatte eine gerade Nase, reichlich Fältchen um Mund und Augen und ihr türkisfarbener Lidschatten machte sich schon ein wenig über das Jochbein von dannen, was zu ihrem dramatischen Auftritt und ihrer Erscheinung nun wiederum sehr gut passte.

„Sie möchten zum Renaissance-Theater?” Leyla sah sie fragend an und stellte das Taxameter ein. Unvermittelt wandte sich die Dame ihr zu, beugte sich herüber, strich Leyla mit einer zärtlichen Geste die angeklebte Haarsträhne vom Hals und sagte in einem Ton, der keinen Widerspruch duldet: „Du hast schon viel zu viel geweint, Kindchen.”

Leyla spürte augenblicklich, dass die Tränen wieder fließen wollten. Aus Verlegenheit gab sie zu viel Gas. Die Dame in Türkis tönte ungerührt aus den Tiefen des Sitzes:

„Keine Besserung, keine Verschlimmerung, keine Veränderung.”

Diese kryptische Weisheit erwischte Leyla so kalt, dass sie den Kloß im Hals aus Versehen hinunterschluckte und die alte Dame ansah als sei sie eine Erscheinung. Sie blickte in diese blaugrünen Augen, die mit dem Kranz feiner Fältchen ringsum um die Wette strahlten, spürte die Wärme der kleinen Hand mit den gekrümmten Fingern und den gänzlich unmodern spitz gefeilten Nägeln auf ihrem Unterarm. Leyla wurde warm ums Herz. Sie fühlte sich auf eine eigentümliche Weise angenommen und aufgehoben wie selten.

„Du bist schön. Siehst aus wie eine persische Prinzessin mit deinen großen Glutaugen und den schwarzen Locken. Welcher Prinz hat dir dein rubinrotes Herz herausgerissen, Kindchen?”

Leyla schluckte und fragte mit tränenfeuchter Stimme. „Wie heißen Sie, meine Dame? Darf ich Sie das fragen?”

„Mein Name, mein Name ... Weiß nicht.” Die Augenlider der alten Lady flatterten und sie schaute für einen Moment sehr unglücklich aus. „Ich spiele die Hauptrolle! Stecke fest. Bis zum Hals in der Scheiße”, ließ sie dann in einem gefestigten und geradezu würdevollem Ton verlauten. Ihr Blick schweifte ab, sie sah in die Ferne und lachte plötzlich auf:

„Was macht das schon, sage ich immer, es wird ein glücklicher Tag gewesen sein, trotz allem wieder ein glücklicher Tag.“

„Sie sind lustig! Bis zum Hals in der Scheiße? Und Sie lachen darüber?” Leyla schüttelte den Kopf und zog sich mit dem Ärmel über die Nase. „Hier, nimm’ mein Taschentuch. Es ist von meiner Frau Mama, Brüsseler Spitze, und besser als dein Ärmel.” Leyla wurde rot, nahm jedoch das Tuch mit dem gestickten Monogramm M. M. entgegen und schnäuzte sich vorsichtig. Maria. Nein, das nicht. Magdalena vielleicht. Oder Margaux. Das würde gut zur Tochter passen. Die alte Dame unterbrach ihre Gedanken.

„Leyla, Prinzessin.” Sie tippte mit dem Finger auf den Namen unter dem Foto von Leylas Taxi-Lizenz. „Erzähl’ mir vom Wüstenprinzen und deinem rubinroten Herzen. Warum hast du so sehr geweint?” Aus heiterem Himmel wurde sie ganz hektisch, machte Anstalten sich abzuschnallen und auszusteigen. „Wo sind wir? Wo fahren wir hin? Ich muss zum Theater. Die Vorstellung ...”

„Immer mit der Ruhe, Lady. Wir fahren ja schon. Ich bringe sie zum Renaissance-Theater.”

„Keine Besserung, keine Verschlimmerung, keine Veränderung. Keine Besserung, keine Verschlimmerung, keine Veränderung. Ich muss zum Theater. Die Vorstellung ... Warum weinen Sie? Habe ich das schon gefragt?”

Ihre Finger nestelten nervös an ihrem kleinen Täschchen aus demselben türkisfarbenen Stoff wie der ihres Kostüms und es schien, als bekäme sie den silbernen Bügelverschluss nicht auf. Sie schaute ziellos und fahrig umher, wirkte mit einem Mal ganz verloren und wiederholte das eben Gesagte, während sie unablässig an einem ihrer exzentrisch großen, silbernen Jackenknöpfe drehte, noch weitere zwei Mal.

Leyla war abgelenkt, hier um den Bahnhof war doch viel Betrieb, sie musste einem Kollegen ausweichen, der sie schnitt. Sie hupte. „Kuni, Schwuch...”, begann sie zu fluchen, besann sich jedoch sogleich und hob, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Lady sie nicht scheel anblickte, nur die Hand zu einer undefinierbaren Geste. Sie fuhr unter der Brücke der Bahngleise durch und reihte sich in den Verkehr ein. „Wir sind gleich da.” Leyla stellte den Scheibenwischer auf die schnellste Stufe, der Regen war stärker geworden und die Sicht nicht eben gut.

Wenig später hielt sie, knipste die Innenbeleuchtung an, drückte auf das Taxameter, das 33,80 anzeigte und wandte sich der alten Dame zu. Diese hielt den Kopf nah der Frontscheibe, erkannte, dass sie sich direkt gegenüber des Einganges des Theaters befanden, riss die Beifahrertür auf und stürzte mit einer Behendheit, die Leyla konsterniert zurückließ über die Straße. Leyla sah ihr nach. Sah, wie das türkisfarbene Persönchen an der geschlossenen Eingangstüre rüttelte. Hin und her lief. Wieder versuchte hineinzugelangen, sich dann umwandte und hilfesuchend zu ihr herüber sah.

Leyla wurde schlagartig klar, was das Problem war. Sie sah die Verzweiflung der zarten Lady, stieg aus und schon war es passiert.


• •• •••

Die alte Dame lag am Boden. Neben ihr berappelte sich ein großgewachsener Herr. Dessen Hut lag inmitten der regennassen Fahrbahn und er tastete mit der Hand nach seinem Stock. Das von Regenschlieren gebrochene Scheinwerferlicht gab dem Geschehen endgültig etwas Surreales. Was für ein Chaos!

Leyla half den beiden auf. Sie schienen unverletzt, immerhin, und lediglich durcheinander. Sie sammelte den Stock, des Mannes Hut und das Täschchen der alten Dame ein. Es war aufgegangen und leer, sie fand lediglich das Taschentuch in einer Pfütze liegend und den Lippenstift. Kein Schlüssel, kein Geld, kein Ausweis, nichts. Leyla ließ sich auf die Knie fallen.

„Ich schaff’ das nicht. Ich kann das nicht. Was soll denn jetzt nur werden?” Sie brach in Tränen aus.

Die alte Dame hielt sich an des Mannes Arm fest und tönte, als wollte sie dem Regen ein Echo entlocken:

„Was macht das schon, sage ich immer, es wird ein glücklicher Tag gewesen sein, trotz allem wieder ein glücklicher Tag.” Und etwas leiser: „Wo sind wir? Ich muss ins Theater. Wer sitzt da?” Sie blickte irritiert auf Leyla.

Der Herr streckte die Hand aus, tastete nach unten und berührte schließlich Leylas Kopf.

„Kommen Sie, ich helfe ihnen. Es sind so viele, die nichts sehen. Ich sehe nur mit den Augen nicht.”

Er wandte sich der Lady zu, die nun doch alt und sehr zerbrechlich wirkte und ihn anstarrte. Er blickte knapp an ihr vorbei und rezitierte mit getragener Stimme:

„Das eben finde ich so wundervoll, dass kein Tag vergeht ... ohne irgendeine verkannte Gnade.”

Die Augen der alten Dame begannen zu leuchten und er lächelte, als sie antwortete:

„Das eben finde ich so wundervoll, meine beiden Lampen, wenn eine ausgeht, brennt die andere umso heller.”

Leyla hatte aufgehört zu schluchzen, stand nur da und sah die beiden an. Regen, Tränen und Verständnislosigkeit mischten sich auf ihrem mädchenhaft jungen Gesicht. Reflexartig zog sie sich ihre graue Kapuze über, was recht sinnlos war, denn inzwischen war einfach alles nass und es half ihr auch nicht, den Irrsinn um sie herum zu verstehen.


••• •• •

Einige Zeit später saßen alle drei an einem Tisch im Warmen. Der Herr hatte Leyla dazu gebracht, sich zu beruhigen und weder die Polizei, den Taxi-Notruf, irgendeinen Sozialdienst noch ihren Onkel – seines Zeichens Pfleger in der Psychiatrie – oder gar die Feuerwehr zu rufen und was die Überforderte sonst noch so an Optionen durcheinanderwirbelte. Er überzeugte sie, zunächst einmal ihr Taxi ordentlich abzustellen und sich dann mitsamt der alten Dame zu einem Lokal führen zu lassen, das keine zwei Querstraßen weiter – gerade nur einmal um den Block herum – gelegen sei und wo man sich bestens aufwärmen und überlegen könnte.

Die alte Dame hing an seinen Lippen, strahlte und wich ihm nicht von der Seite.

Leyla legte ihre Hände um die heiße Tasse. Die Behaglichkeit des kleinen, indischen Lokals und die Gelassenheit, die der blinde, große Mann mit der klaren Stimme ausstrahlte, hatten sie tatsächlich zur Ruhe kommen lassen. In Gedanken resümierte sie ihre Situation: Sie saß gut nun und warm, aber fest. Zusammen mit einer Lady ohne Namen um die 80 mit einem unbestreitbaren Gedächtnisproblem, einem Blinden und ihrem ultimativen Liebeskummer, weil ihr sommersprossiger Josch nicht den Mut aufbrachte, sich den Weisen aus dem Morgenlande – wie sie insgeheim die Älteren ihrer großen Kreuzberger Sippe nannte – entgegenzustellen. Er hatte lieber die Flucht ergriffen, der Feigling, und ihr eröffnet, er sei jetzt mit Sarah zusammen. Und obenauf noch eine völlig verkrachte Schicht. So ein Schlamassel und das ausgerechnet an Heiligabend! Leyla sah die alte Dame an. Merkwürdigerweise empfand sie nichts als Wärme. Das Gefühl, ihre Welt sei endgültig und komplett aus den Fugen, war verschwunden.

In ihrer Teetasse duftete der Masala Chai ganz köstlich nach exotischen Gewürzen und die Stimme dieses ungewöhnlichen Herrn mit den grauen, halblangen Haaren und den markanten Gesichtszügen, zog sie in seinen Bann.

„Als ich Sie eben auf der Straße vernahm, Verehrteste”, sagte er und suchte die Hand der alten Dame, „wie Sie Beckett zitierten, mit ausgerechnet einem jener Sätze, die sich auch mir schon früh in die Seele eingebrannt hatten und in die unwirtliche, nasskalte Nacht riefen: ‚Was macht das schon ...’”

Die kleine Lady, deren türkisfarbenes Kostüm bereits trocknete und zusehends heller wurde, gluckste und fiel ihm prompt ins Wort:

„Was macht das schon ... sage ich immer, es wird ein glücklicher Tag gewesen sein, trotz allem wieder ein glücklicher Tag.“

Der Blinde antwortete mit betont lakonischem Unterton: „Keine Besserung, keine Verschlimmerung, keine Veränderung”, trank einen Schluck und wandte sich an Leyla:

„Als ich gerade 21 war, das war 1964 und im Mai – ich erinnere mich genau als wäre es gestern gewesen – geriet ich ins Theater und erlebte ein Stück des großen irischen Dramatikers Samuel Beckett. Beckett, der bis zu seinem Tod 1989 in Frankreich lebte, hatte es vier Jahre zuvor, 1960, geschrieben. Es heißt ‚Glückliche Tage’. Ein verstörend gutes, richtiggehend aufrüttelndes Theaterstück. Es hat mich sehr geprägt und mein Leben verändert. Amüsanterweise sagt man, ich sähe Beckett ähnlich, was ich weder bestätigen noch verneinen kann.” Er lachte und Leyla und die Lady lachten mit.

„Es handelt von zwei Personen ...” „Winnie und Willie!”, rief die Lady dazwischen.

„Genau.” Er nahm den Faden wieder auf.

„Winnie, die Frau, steckt bis zur Brust in einem Erdhaufen fest. Sie sitzt sprichwörtlich in der Scheiße. Sie ist eine, die in ihrem Leben, ihren Gewohnheiten, ihren Hoffnungen und Ängsten gefangen ist. Eine, die immer weiter macht, obwohl sie längst weiß, dass es so nicht weitergehen kann. Die banale Dinge tut, ihren Kamm sucht, ihren Mann beschimpft und in Erinnerungen schwelgt, die ihr jedoch entgleiten, sobald sie meint sie bekäme sie zu fassen. Sie vollzieht Handlungen, die einst einen Sinn gehabt haben mögen, aber über die Jahre nur mehr die Funktion erfüllen, die Zeit totzuschlagen.

Ihr Mann Willie ist ein furchtbar Wortkarger und zu einem lethargischen Vierbeiner verkommen, der eigentlich nur noch herumkreucht. Als er doch ein letztes Mal einen Funken Erotik in sich verspürt, versucht er den Erdhaufen als Symbol einer sinnlosen Existenz zu besteigen, in dem seine Frau langsam, aber sicher zu versinken droht. Unglaublich, oder?

Und nichtsdestotrotz erscheint Winnie in dieser – von außen betrachtet katastrophalen Situation – doch als der Inbegriff eines glücklichen Menschen, der sich über noch so unscheinbare Ereignisse freuen kann und sein Schicksal mit einem unbeirrbarem Optimismus annimmt.”

„Winnie”, raunte die Lady immer wieder ganz leise, „Winnie und Willie.”

Der Herr unterbrach seine Rede und bestellte für sie alle einen südindischen Bhaji, einen Gemüseeintopf mit roten Linsen und Süßkartoffeln, und bat dabei um die mildeste Variante, wobei er nicht an Leyla dachte, sondern an die alte Dame, deren leuchtende Augen für den Moment tatsächlich genug Feuer hatten.

„Wie können sie wissen ...?” Leylas Augen waren groß wie Suppentassen. Der Herr lächelte und neigte den Kopf in ihre Richtung.

„Leyla, du persische Schönheit der Nacht. Im Finnischen bedeutet dein Name übrigens Weisheit. Wusstest du das? Ich antworte dir gerne und mit einem Wort Goethes, auch so ein wacher Geist wie Du. Er sagte: ‚Freund, nur weil du die Augen offen hast, glaubst du, du siehst?’”

Der Zug um des Mannes Mund war so verschmitzt, dass er trotz seiner grauen Haare, die ihm immer wieder in die Stirn fielen und seines eindeutig fortgeschrittenen Alters wie ein Spitzbub wirkte. „Ist dies nicht ein hellsichtiger Satz?”

Er tastete nach Leylas Hand, die bereits auf der linken der kleinen Lady lag, legte die seine über die Hand der jungen und die der alten Frau und sprach fast mehr zu sich selbst:

„Viele sind blind. Blind für das Leben.”


••••••
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