Mr. Blues
Mr. Blues... ich hasse es, wenn du so ohne Vorwarnung über mich herfällst.Wenn du mit deinem dämlichen Grinsen vor mir stehst, mich zu Boden wirfst, mir den Tag und die Nacht stiehlst. Du verschließt meine Augen vor der Fröhlichkeit, vor den Schönheiten des Lebens, vor mir selbst. Und führst mich bis tief in die Abgründe meiner selbst. Weg von mir - zu mir, auf meine dunkle Seite. Du stößt mein Herz, meine Seele in ein tiefes dunkles Loch, zeigst mir die Dinge, die mich schmerzen, mich leiden lassen. Du lässt mich wimmern, holst Verdrängtes verstärkt hervor, schlägst mich mit meinem schlimmsten Schmerz. Mit meiner Sehnsucht.
Da stehst du über mir, wie der Schwarze Mann aus Kindheitstagen. Du lachst über mich, du ernährst dich von meinen bitteren Tränen, die ohne Anstrengung ganz leise sich ihren Weg bahnen. Du färbst meine Seele mit einem lockeren Handstreich schwarz. Dunkler noch als schwarz. So schwarz wie deine Augen sind.
Deine Arme umgreifen mich, halten mich mit festem Griff. Ich wehre mich nichtmal, so vertraut bist du mir schon. Ein vertrauter alter Bekannter. Ich lasse mich einfach fallen in diese dunkle wabernde Masse, die mich umfängt.
Mr. Blues... warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?! Warum kehrst du immer wieder zurück zu mir und bringst mir dieses unerträgliche Brennen in meiner Seele?
Du lähmst mich. Du nimmst mir wertvolle Stunden meines Lebens. Jede einzelne Stunde ist wertvoll in diesem wundervollen Leben.
Und je tiefer ich falle in dein dunkles Verlies, umso lauter höre ich dein hämisches Lachen.
Nur eines weißt du nicht, Mr. Blues.
Jedesmal, wenn ich dich wieder verlasse - ja, ich verlasse dich, nicht du mich -, jedesmal werde ich wieder neu geboren. Jedesmal habe ich wieder mehr Kraft als zuvor. Jedesmal leuchtet die Sonne heller und wärmer. Jedesmal ist sogar diese ungestillte Sehnsucht schöner. Und deine Kraft wird schwinden, Mr. Blues. Eines Tages werde ich vor dir stehen und lachen. Dann kannst du dein dunkles Verlies schließen. Es ist dann nicht mehr das meine. Mr. Blues.